SÜD WEST DEUT SCHE CHRONIK
Versehrtensportbeim Isny vor der Eröffnung
Als Anstalt der Heilfürsorge anerkannt / Vierwöchige Sportkurse
isny. Über den Schwerbeschädigtensport hat man in der Öffentlichkeit verhältnismäßig wenig erfahren. Ab und zu wurde über Versehrtensport-Wettkämpfe berichtet oder man sah in den Wochenschauen Bilder von einbeinigen Ski-Läufern oder doppelamputierten Schwimmern. Wahre und wirkliche Leistungen jedoch erzielen die vielen Schwerbeschädigten-Sportler in allen Sportarten und zu allen Jahreszeiten. Still, oft mit ihren Krücken und Prothesen beschwerliche Anmarschwege überwindend, treffen sie sich in kleinen Gruppen auf Sportplätzen, in Turnhallen und Schwimmbädern und treiben Sport, der ihnen nicht nur gesunden Geist und gesunden Körper geben soll, sondern viel, viel mehr: Neuen Lebensmut und Selbstvertrauen!
Leistungen, in denen sie über sich hinauswachsen, mit denen sie gesunde Sportler beschämen, beweisen, daß auch ein Körper, dem Beine oder Arme fehlen. Großes vollbringen kann. Sie erhalten keine großen Gagen und Sonderzuschüsse dafür, sie stehen nicht jeden Sonntag im Kreuzfeuer der Fotografen und Manager, und Trainer stehen ihnen ebenfalls nicht zur Verfügung. Allein, auf sich selbst gestellt, und beseelt von dem Gedanken, ebenfalls noch mitmachen zu können, sind sie die wahren Helden des Sports!
Wir haben Unterschenkelamputierte, die mit einem Bein 1,82 m hoch springen und Oberschenkelamputierte mit 1,63 m. Ein Doppelunter- schenkel-Amputierter ist Ski- und Sportlehrer. Wir wissen von oberschenkelamputierten Bergsteigern, die mit ihren Krücken den Mont Blanc und das Matterhorn im Winter im Alleingang bezwangen, die sogar Erstbesteigungen erzielten! Ihnen gebührt unsere Anerkennung, wenn wir von sportlichen Leistungen sprechen.
Ein eigenes Versehrten-Sportheim zu besitzen war deshalb schon lange der berechtigte Wunsch
der vielen Tausende Schwerbeschädigtensportler und derjenigen Versehrten, die den Weg zum Sport noch nicht finden konnten. Überall im gesamten Bundesgebiet bildeten sich zwar kleine Versehrtensportgruppen, doch eine wirkliche Hilfe von seiten des Staates oder der reichen Sportbünde und Toto-Gesellschaften wurde ihnen nicht zuteil. Erst im vergangenen Jahre waren die langjährigen und schweren Bemühungen des „Vereins für Schwerbeschädigten-Sport- Heime e. V.“ von Erfolg gekrönt. Durch die persönliche Unterstützung von Bundespräsident Heuß, durch eine großzügige amerikanische Mc- Cloy-Spende in Höhe von 200 000 DM und durch Zuschüsse der Bundes- und Länderregierungen
sowie viele kleine Privatspenden ist es nun endlich gelungen, in Isny im würltembergischen Allgäu das erste deutsche Schwerbeschädigten- Sportheim zu erstellen.
Unter- der Leitung eines erfahrenen Arztes und eines ausgesuchten Fachpersonals werden in diesem Heim in vierwöchigen Versehrten-Sport- kursen jeweils 50 Versehrtensportler betreut. Erfreulicherweise hat das Bundesministerium für Arbeit den Versehrtensport als Heilmaßnahme im Sinn der Heilfürsorge anerkannt, so daß für den laufenden Unterhalt dieses Heims der Staat sorgt und dem Versehrten selbst keinerlei Kosten entstehen. Die Einweisung erfolgt über die Versorgungsbehörde und durch die Versorgungsärzte.
In wenigen Wochen wird nun das Versehrtensportheim, dem moderne Bäder und Sportanlagen angeschlossen sind, eröffnet werden.
Aus Südwürttemberg
Verbreiterung der Schwarzwald-Hochstraße Freudenstadt. Die Schwarzwald - Hochstraße soll auf der Strecke zwischen Baden-Baden und dem Kurhaus Ruhestein auf eine Breite von 7,5 Meter ausgebaut werden. Die Verbreiterung ist erforderlich, damit diese landschaftlich einzigartige Nord-Süd-Straße des Schwarzwalds den Ansprüchen des immer mehr zunehmenden internationalen Verkehrs entspricht.
Kleiderbürste überführt Diebe Sulz. Durch eine Kleiderbürste konnte in Sulz eine Serie von Einbruchsdiebstählen aufgeklärt werden. In Sulz und Umgebung wurden in den letzten Monaten zahlreiche Einbrüche verübt und zwei Kraftfahrzeuge gestohlen. Nach ihrem letzten Einbruch flohen die Täter, zwei junge Burschen, nach Essen. Für die Reise hatten sie sich das Fahrzeug des katholischen Stadtpfarrers von
Aus Baden
Tagesschein für Grenzbewohner Kehl. Die französischen Behörden haben sich bereit erklärt, für die deutsche Bevölkerung, die innerhalb der 10-km-Zone von der Grenze ansässig ist. Tagesscheine zum Grenzübertritt auszustellen. Für einen Tagesschein wird jedoch eine Gebühr von 10 Francs (1.20 DM) verlangt. Diese Forderung wird von deutscher Seite als eine kaum tragbare Erschwerung angesehen. Deshalb bemühen sich die deutschen Paß- und Grenzbehörden darum, daß diese hohe Gebühr aufgehoben wird.
3,5 Millionen für Besatzungsscfaäden Kehl. Bisher wurden auf Grund von Vergleichsverhandlungen zwischen den französischen Dienststellen und den Besatzungsgeschädigten in Kehl mehr als 3,5 Millionen Mark für Besatzungsschäden ausbezahlt. Die französischen Dienststellen sind bestrebt, erst die sogenannten „klaren Fälle“ zu erledigen, in denen die Wohnungseinrichtung bis zum Stichtag, dem 1. August 1945, vorhanden war. Anschließend ist jedoch auch die gütliche Regelung der Schäden beabsichtigt, die in der Zeit zwischen dem Einmarsch der französischen Truppen und dem 1. August 1945 verursacht worden sind. Man rechnet damit, daß bis zum Abschluß der jetzt anhängigen Vergleichsverhandlungen — gegenwärtig sind es etwa 200 Fälle in der Woche — rund 15 Millionen Mark ausgezahlt werden.
Richtfest für zwei Freiburger Kirchen Freiburg. In Freiburg wurde am Mittwoch für zwei Kirchen das Richtfest gefeiert. Die evangelische Ludwigskirche, die 1944 völlig zerstört worden war, wird 750, die katholische Klinikkirche 500 Sitzplätze und Raum für 80 Krankenbetten bieten.
Schienenomnibusse im Schwarzwald Offenburg. Die Bundesbahn setzt vom 3. November an im Raum von Offenburg Schienenomnibusse ein. Dadurch wird der Verkehr zwi
schen Kehl und Appenweier sowie auf der Renchtalstrecke und der Schwarzwaldbahn zwischen Offenburg und Homberg wesentlich verbessert.
Neue „gläserne Hechte"
Konstanz. Die Bodenseeflotte der Deutschen Bundesbahn erhält bis zum Beginn der kommenden Reisesaison vier neue Schiffe, sogenannte „gläserne Hechte“, von denen jeder 110 Personen aufnehmen kann, und zwei Omnibusboote, die je 60 Personen befördern können.
Aus Nordwürtfemberg
Geldstrafen im Tribüneneinsturz-Prozeß Stuttgart. Am 26. August letzten Jahres ist beim Solituderennen eine Tribüne eingestürzt, wobei 17 Zuschauer verletzt wurden. Vor dem Stuttgarter Landgericht wurde nun am Donnerstag nach dreitägiger Verhandlung das Urteil gegen die Verantwortlichen gesprochen. Der Geschäftsführer und der Montagemeister der Münchener Firma, die das Stahlrohrgerüst baute, erhielten Geldstrafen von 750 bzw. 600 DM. Ein Zimmermann wurde zu 400 und der Leonberger Kreisbaumeister, der die Tribüne ohne die notwendigen Pläne und statischen Unterlagen abnahm, zu 600 DM verurteilt.
Die Ursache des Manöver-Unglücks Backnang. Am Freitagfrüh stürzte, wie gemeldet, in Gaildorf, Kreis Backnang, ein ameri- scher Panzer von einer 7 Meter hohen Brücke in den Kocher, wobei drei Soldaten den Tod fanden. Die Landespolizei führt das Unglück darauf zurück, daß der 50-t-Panzer auf der hölzernen Brücke, die nur eine Tragfähigkeit von 16 Tonnen hat, auf den nicht so stark abgestützten Fußgängerweg geriet und dabei einbrach. Die Brücke war schon am Tag zuvor von einer ganzen Anzahl von 50-t-Panzem passiert worden, ohne daß Schäden an der Holzkonstruktion bemerkt worden wären.
Sulz angeeignet. Da jedoch keiner der Diebe fahren konnte, gerieten sie nach kurzer Zeit mit dem Wagen in den Straßengraben. Dabei fiel eine kleine Kleiderbürste auf die Straße, die nach einigen Umwegen in die Hände der Polizei gelangte. Dieser Gegenstand reichte für die Beamten aus, um die Diebe zu ermitteln. Sie wurden dieser Tage festgenommen.
Frau Helene Junghans f Schratnberg. Frau Helene Junghans, die Witwe des verstorbenen Generaldirektors Erwin Junghans und Ehrenbürgerin der Stadt Schramberg, starb am Freitag im Alter von 72 Jahren. Frau Junghans war weit über Schramberg hinaus als große Wohltäterin bekannt.
Von dem Anhänger eines Lastzugs überfahren
Tuttlingen. Hier wurde der 36 Jahre alte Beifahrer eines Lastzugs von dem Anhänger überfahren. Er hatte kurz zuvor den Anhänger bestiegen, um die Handbremse instandzusetzen. Dabei verlor er vermutlich den Halt. Ein hinter dem Lastzug fahrender Motorradfahrer stieß auf den Getöteten auf und stürzte, wobei seine Soziusfahrerin schwer verletzt wurde.
Eine Hauswand eingedrückt Sigmaringen. Beim Zusammenstoß mit einem Pkw wurde ein mit 15 Tonnen Eisen beladener Lastzug an einer Straßenkreuzung in Straß-
„Woche des Berufs“ hat begonnen
Stuttgart. Die „Woche des Berufs“, die vom 2.-9. November im ganzen Bundesgebiet stattfindet, wurde am Sonntag in vielen Städten in Baden-Württemberg mit Veranstaltungen eingeleitet. In Stuttgart fand am Vormittag eine von der Industrie- und Handelskammer veranstaltete Lehr- und Abschlußfeier für etwa 1600 Jugendliche statt, die diesen Herbst ihre Prüfung abgelegt haben. Die besten Facharbeiter und Kaufleute unter den losgesprochenen Lehrlingen wurden mit Preisen ausgezeichnet. Gleichzeitig erhielten 40 junge Meister der Gießerei-Industrie und des graphischen Gewerbe? ihre Meisterbriefe ausgehändigt.
In Reutlingen fand die feierliche Lossprechung der kaufmännischen Junggehilfen und Jungfacharbeiter aus den Kreisen Tübingen, Reutlingen, Münsingen und Ehingen statt. Der südwürttembergische Regierungspräsident Dr. Karl Walser überbrachte die Grüße der Landesregierug und beglückwünschte die Prüflinge. Er erklärte, der Staat werde sich auch in Zukunft bemühen, ausreichende Mittel zur Berufsausbildung und -förderung bereitzustellen, wie es das kleine Land Württemberg-Hohenzol- lern in den vergangenen Jahren vorbildlich getan habe.
b e r g, Kreis Sigmaringen, gegen ein Haus geschleudert. Durch den Anprall wurde die Vorderwand des Hauses eingedrückt. Bei dem Unfall wurden vier Personen verletzt. Der Sachschaden wird auf 15 000 DM geschätzt.
Die Landstraße mit dem Bett verwechselt
Laupheim. Ein Mann, der dieser Tage schon , mit reichlicher Alkoholladung von Laupheim aus den Heimweg ins Rottal antrat und unterwegs noch einmal einkehrte, stürzte vom Fahrrad und verwechselte die Landstraße mit seinem Bett. Wie er es zu Hause gewöhnt war, legte er sein Gebiß und seine Barschaft von 150 Mark neben sieh auf die Fahrbahn und schlief ein. Als ihn Passanten nach Hause bringen wollten, wehrte er sich so energisch dagegen, daß ihn die Polizei in den Ortsarrest bringen mußte
Unter der Zugmaschine begraben
Wangen. Bei Wangen rutschte ein 38jähriger Bauer mit seiner Zugmaschine an einem Wiesenhang ab, wobei sich das Fahrzeug überschlug und den Fahrer unter sich begrub. Dem Mann wurde das Genick gebrochen, so daß er sofort tot war.
Kurze Umschau im Lande
Den Kassenschrank einer Firma in Rottenburg wollten Diebe in der Nacht zum Mittwoch stehlen. Sie warfen ihn auf die Straße hinunter, konnten ihn aber vermutlich wegen seines Gewichts nicht wegschaffen und ließen ihn einfach liegen.
Von der Lokomotive eines Personenzugs völlig zertrümmert wurde der Wagen eines 28jährigen Freiburger Kaufmanns an einem unbeschrankt eji Bahnübergang in der Gegend von Lahr. Der Fahrer wurde schwer verletzt und starb wenige Stunden später.
Von hinten angefahren wurde in der Nähe von Laupheim ein 19jähriger Motorradfahrer von einem Pkw. Er erlitt einen tödlichen Schädelbasisbruch.
Einen Lehre r blutig geschlagen hat ein Automechaniker in Weinheim. Mitten im Unterricht drang er in das Klassenzimmer ein und schlug ohne irgend eine Erklärung auf den Lehrer seines Stiefsohns ein. Der Lehrer, der im Gesicht schwer verletzt wurde, mußte sich in ärztliche Behandlung begeben.
Eine Bierflasche explodiert ist in einem Wirtshaus in Unterschneidheim bei Ellwangen. Ein Gast hatte sie zum Anwärmen auf den Ofen gelegt. Als die Wirtin die Flasche holen wollte, explodierte diese, wobei die Frau durch Glasscherben erheblich verletzt wurde.
Beim Einsteigen in die' Straßenbahn wurde ein 59jähriger Mann in Mannheim von einem ameri
kanischen Auto angefahren und zu Boden gerissen. Er starb bald darauf im Krankenhaus. Der Fahrer, ein amerikanischer Soldat, war mit hoher Geschwindigkeit geflüchtet, konnte aber in Heidelberg festgenommen werden.
Eine Kriegerwitwe, Mutter von zwei Kindern im Alter von 7 und 11 Jahren, wurde in Burladingen, Kreis Hechingen, von einem Motorrad tödlich überfahren.
Bei Verputzarbeiten an einem Haus in Mannheim ist ein 18jähriger Arbeiter vom Gerüst gestürzt. Er schlug mit der Hüfte so unglücklich auf einen Betonsockel, daß er mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert werden mußte.
Zwei Omnibusse sind auf der Bundesstraße 27 in der Nähe von Stuttgart zusammengestoßen. Der eine Wagen hatte einen Radfahrer überholen wollen und war dabei auf der nassen Straße in» Schleudern gekommen. Ein Omnibusfahrer wurde leicht verletzt. Der Sachschaden beträgt 15 000 DM.
Wie wird das Wetter?
Aussichten bis Dienstagabend: Am Montag bei mäßigen Winden aus Südwest und West stark bewölkt bis bedeckt und zeitweise Regen. Temperaturen bis 10 Grad. Am Dienstag etwas kühler bei Winden aus Nordwest. Wechselnd bewölkt, vereinzelt noch leichte Regenschauer, mitunter aber auch etwas Aufheiterung.
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