SODWESTDEUTSCHE CHRONIK
Forderungen der Jäger
Dritter Jägertag in Freudenstadt / Wildschadenausgieichskasse noch ein weiteres Jahr
kw. Freudenstadt. Etwa 500 Jäger nahmen am dritten Jägertag der Landesjägervereinigung Württemberg-Hohenzollern teil, der am Samstag und Sonntag hier durchgeführt wurde. Im Mittelpunkt der Veranstaltungen stand neben einem jagdlichen Preisschießen auf dem neuen Schießstand und einer vom Verein zur Züchtung und Prüfung reiner Jagdhunderassen durchgeführten Schweiß-Suche für eingetragene Hunde aller Hassen die Hauptversammlung am Sonntagvormittag, auf der der Geschäftsführer der Landesjägervereinigung, K r a f f t, Tübingen, Graf Dönhoff vom Deutschen Jagdverband in Bonn und Ministerialdirigent Scheffold, der die Grüße der Regierung überbrachte, zu den aktuellen Problemen Stellung nahmen.
Die Hauptversammlung billigte einmütig den von der Landesleitung eingenommenen Standpunkt bezüglich der Frage der Jagdausübung durch Besatzungsangehörige, der dahingeht, daß eine Vermittlung erst nach Inkrafttreten des Generalvertrags auf Grund der deutschen Jagdfreiheit und Jagdhoheit erfolgen solle. In diesem Zusammenhang wurde mitgeteilt, daß sich der deutsch-französische Jagdausschuß aufgelöst habe. Die Versammlung lehnte weiter einen Vertrag ab. die Wildschadenausgleichskasse am 31. März 1953 aufzuheben, und trat für eine Verlängerung um ein Jahr ein. In der ausführlichen Diskussion über diesen Punkt wurde mitgeteilt, daß der einzelne Jäger den Wildschaden nicht aus eigenen Mitteln tragen könne, der leider Im vergangenen Jahr gegenüber dem Vorjahr noch wesentlich zugenommen habe und zwar nicht infolge der Zunahme des Schwarzwildes, sondern dadurch, daß wesentlich mehr Schäden an- ' gemeldet wurden als früher.
Der Wildschaden ist bei den von den Deutschen bejagten Flächen in Württemberg und Hohen-
zollern, die drei Viertel der Gesamtfläche betragen. von 165 000 DM im Jahre 1951 auf 256 000 DM gestiegen; bei den von der Besatzungsmacht bejagten Flächen, die ein Viertel von der Gesamtfläche ausmachen, beträgt er im Jahre 1952 268 000 DM gegenüber 90 000 DM 1951. Ministerialdirigent Scheffold teilte dazu mit, daß der Bund für die Wildschäden, die seit 1. April 1950 auf Besatzungsjagden entstanden seien, bis zum Inkrafttreten des Generalvertrags wahrscheinlich aufkommen werde.
Der Jägertag erhob weiter die Forderung, daß die bei der Waffenamnestie von den Jägern bezahlten Gelder, die sich auf rund 4 Millionen Mark belaufen sollen, jagdlichen Zwecken zugeführt werden, und forderte außerdem Maßnahmen, die eine billigere Lieferung von Jagdwaffen und Munition ermöglichen.
Die Amtszeit des bisherigen Präsidenten, Freiherr von Stauffenberg, der wegen Krankheit nicht am Jägertag teilnehmen konnte, sowie des Präsidiums wurde bis zum nächsten Jägertag verlängert.
In einem ausführlichen Referat erwog Graf Dönhoff vom Deutschen Jägerverband Bonn besonders die Notwendigkeit, neben der Lösung der aktuellen Probleme wie der Schaffung eines Bundesjagdgesetzes usw.. die Existenzgrundlagen des Wildes durch eine Zusammenarbeit mit der Land- und Forstwirtschaft sowie mit den verschiedenen Organisationen des Naturschutzes zu sichern.
Oberlandforstmeister Maier, Tübingen, wies besonders auf die gute Zusammenarbeit hin, die zwischen den Jagdorganisationen und der staatlichen Forstverwaltung in Württemberg-Hohenzollern bestehe und die man auch als die Voraussetzung für die Lösung der künftigen Probleme zu betrachten habe.
72jährige Frau ermordet
Mannheim. Die 72 Jahre alte Rentnerin Anastasia Graf wurde am Sonntagvormittag in ihrem Gartenhaus beim Großkraftwerk in Mannheim-Neckarau ermordet aufgefunden. Bereits fünf Stunden später konnte der Täter von Polizeibeamten am Waldrand bei Mannheim-Rheinau festgenommen werden. Er trug einen Schlagring und eine Luftpistole bei sich und gab an, daß er die Frau am Samstagabend mit einem Hohreisenstock niedergeschlagen habe. Der Täter, der aus Pommern stammende, 21 Jahre alte Bruno Wiese, nahm die 90 DM an sich, die die Frau bei sich hatte.
Aus Süd Württemberg
40. Dienstjubiläum Syndikus Eberhardts
Reutlingen. Der Syndikus der für ganz Südwürttemberg zuständigen Handwerkskammer Reutlingen, Hermann Eberhardt, feiert am 1. Oktober sein vierzigstes Dienstjubiläum. Er ist gleichzeitig 30 Jahre Geschäftsführer der Handwerkskammer. Der Jubilar steht im 63. Lebensjahr. Eis ist in erster Linie sein Verdienst, daß in Württemberg-Hohenzollern schon 1946 eine Handwerksordnung erlassen wurde, die dem Handwerk eine für das ganze Bundesgebiet vorbildliche gesetzliche Grundlage gab. Durch die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes wurden die Leistungen Eberhardts gewürdigt.
Aus Baden
Ein Straßenbahnwagen kippte um Heidelberg. Am Samstagnachmittag sprang in Heidelberg ein Straßenbahnwagen an einer Weiche aus den Schienen und kippte um. Da der Wagen nicht stark besetzt war, wurden nur acht Personen verletzt.
Kehl beginnt mit dem Wiederaufbau Kehl. Die Stadt Kehl bekommt für ihren Wiederaufbau, wie berichtet, vom Bund 5 Millionen DM. Für die Instandsetzung von Straßen, der Kanalisation, der Wasserleitung und für einen Teilaufbau des Schlachthofs sollen 2 Millionen DM verwendet werden. Gewerbliche Betriebe bekommen Kredite. Für die Instandsetzung des Hafens wurden neben Bundesmitteln auch erhebliche Landesmittel bereitgestellt.
284 Branntweinsorten probiert Offenburg. Aus Anlaß der bevorstehenden Ortenauer Herbstmesse fand in Offenburg am
Kurze Umschau
Ein neues Krankenhaus für 6 Millionen DM soll in Schwenningen gebaut werden.
Eine Doppelscheuer ist in Horkheim, Kreis Heilbronn, bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Sämtliche Erntevorräte und ein großer Teil des Inventars wurden vernichtet. Der Schaden beträgt 40 000 DM.
Mostgewichte bis zu 88 Grad Öchsle wurden in Meersburg bei einer Vorlese im Staatlichen Weingut gemessen. Dieses Ergebnis ist wesentlich besser als das des Vorjahres.
Straßensperrung
Die Bundesstraße 27 wird ab 30. September zwischen Bad Sebastiansweiler in Richtung Hechingen bis zur Abzweigung der Landstraße erster Ordnung nach Bodelshausen—-Hemme n d o r f für jeden Verkehr gesperrt. Die Umleitung erfolgt für Fahrzeuge mit über 8 Tonnen Gesamtgewicht über Tübingen Rottenburg, Weiler, Hemmendorf, Bahnhof Bodelshausen, für Fahrzeuge bis zu 8 Tonnen Gesamtgewicht über Ofterdingen, Dettingen, Hemmendorf, Bahnhof Bodelshausen.
Freitag die diesjährige badische Branntweinprämiierung statt. Eine siebenköpfige Kommission Prämierung statt. Eine siebenköpflge Kommission mußte dabei 284 Branntweinsorten aus ganz Baden probieren. Außerdem wurden Kirschwasser,' Zwetschgenwasser, Himbeer-, Pfirsich-, Brombeer- und Heidelbeergeist. sowie Kernobst- und Weinhefeschnaps genau geprüft. 20 Kirschwasser- und 6 Zwetschgenwassersorten erhielten die Note „hervorragend“. Die prämiierten Branntweine werden auf der Ortenauer Herbstmesse ausgestellt.
Starker Reiseverkehr über den Rhein
Breisach. Der Reiseverkehr über den Rhein bei Breisach hat in diesem Sommer zum erstenmal seit Kriegsende wieder beachtliche Ziffern erreicht. In beiden Richtungen zusammen wurden in den letzten Monaten täglich bis zu 2000, an Sonntagen teilweise sogar über 3000 Grenzübergänge gezählt.. Der Grenzort Breisach leidet aber immer noch darunter, daß es zwischen Deutschland und Frankreich keinen -geregelten kleinen Grenzverkehr gibt, der von der Bevölkerung auf beiden Seiten des Rheins stark gewünscht wird.
Ganzjährige Kurzeit in Badenweiler
Badenweiler. Das Markgrafenbad in Badenweiler mit seinem weitbekannten Thermalhallenschwimmbad bleibt in diesem Jahr zum erstenmal auch während der Wintermonate geöffnet. Mehrere Hotel- und Pensionsbesitzer wollen ihre Häuser ebenfalls offenhalten. Damit vollzieht sich nun auch in Badenweiler ein Übergang zur ganzjährigen Saison, wie es in anderen deutschen Heilbädern schon in früheren Jahren geschehen ist.
6000 Bläßhühner auf dem Untersee
Radolfzell. Im Gebiet des Untersees sind bei der letzten internationalen Wasservogelzählung 5000 bis 6000 Bläßhühner festgestellt worden. Ferner beleben etwa 1500 Kolbenenten und 2000 Enten anderer Artei das von der Vogelwelt so bevorzugte Gebiet. Die Zahl der Schwäne beträgt etwa 2000.
Selbstmord nach mißglücktem Mordversuch
Sigmaringen. In den frühen Morgenstunden des Sonntags erhängte sich in Bingen bei Sigmaringen ein 45 Jahre alter Mann, nachdem er zuvor versucht hatte, seine 22jährige Tochter zu ermorden. Der Mann war gegen 2 Uhr früh in das Schlafzimmer seiner Tochter eingedrungen und hatte ihr mit einer Hoizraspel Verletzungen im Gesicht beigebracht. Das Mädchen wurde ins Krankenhaus nach Sigmaringen gebracht Lebensgefahr besteht nicht. Die Ermittlungen der Polizei sind noch im Gange.
Schweineabsatz Veranstaltung in Waldsee
Waldsee. Die diesjährige Elite-Absatzveranstal- tung für Eber und tragende Jungsaüen muß bereits am Freitag, 3. Oktober, in Waldsee durchgeführt werden. Körung am Vortag um 13 Uhr. Beginn der Versteigerung am Freitag, 3. Oktober, um 11 Uhr in der Tierzuchthalle in Waldsee.
Jugend soll mit dabei sein
Friedrichshafen. Während der „Woche der Jugend“ machte Oberbürgermeister Dr. Grün
beck Friedrichshafen, den Vorschlag, ein Vertreter der Jugend möge jeden Monat ein oder zwei Tage in seinem Amtszimmer an allen Angelegenheiten teilnehmen, die in seinem Geschäftsbereich und bei den wichtigsten städtischen Verwaltungsstellen, so beim Sozial- und Wohnungsamt und der Stadtpflege anfallen. So könne bei der jungen Generation vielleicht das Interesse an der kommunalen Arbeit geweckt werden.
Im Winter eingestellt
Friedrichshafen. Die Bodenseeschiffahrt zwischen Friedrichshafen, Lindau und Bregenz wird vom 2. November bis 28. März eingestellt. Die Bundesbahn begründet ihren Beschluß mit der Unwirtschaftlichkeit dieser Linie während der Wintermonate.
Sturm über Süddeutschland
Friedrichshafen. Ein Sturm, der am Samstagnachmittag und -abend mit 80 km Stundengeschwindigkeit über Süddeutschland hinwegbrauste, richtete auch im Bodenseegebiet und im schwäbischen Oberland Schaden an. An den Straßen wurden zahlreiche Bäume entwurzelt.
In München stürzte eine Neubauwand ein und begrub fünf Bauarbeiter unter sich, von denen zwei gßtötet und die übrigen drei schwer verletzt wurden. Die Bierzelte und Schaubuden auf der Theresienwiese, wo trotz des Sturms Hunderttausende das Oktoberfest feierten, hielten den Böen stand, doch wurden durch herabfallende Holzteile fünf Personen leicht verletzt. Auf der Zugspitze wurde Windstärke 12 gemessen.
Aus Nordwürtfemberg
Festzug mit 120 Wagen
Stuttgart. Am Samstag um II Uhr eröffnete Oberbürgermeiter Dr. K1 e 11 das 107. Cann- statter Volksfest. Gleichzeitig knallten drei Böllerschüsse, und auf dem erweiterten Volksfestgelände setzte schlagartig der volle Tumult ein. Den eigentlichen Auftakt brachte der Festzug am Sonntag. 120 Festwagen und -gruppen und über 20 Musikkapellen nahmen daran teil.
Kurz nach der Eröffnung am Samstag begann auch schon das 34. Württ. Landesschießen und am Nachmittag sowie am Sonntag sah man ausgezeichnete Leistungen beim Reit- und Fahr- tumier. Die übrigen Rahmenveranstaltungen bringen am Mittwoch, 1. Oktober, das große Feuerwerk, am Samstag, 4. Oktober, die Bootsauffahrt mit Neckarufer-Illumination und am Sonntag, 5. Oktober, den „Tag der Landwirtschaft“.
Fünf Schwerverletzte auf der Autobahn
Stuttgart. Bei Stuttgart-Plieningen stießen auf der Autobahn am Freitagnachmittag in einem einbahnigen Abschnitt ein amerikanischer und ein französischer Pkw zusammen. Die fünf Insassen, darunter zwei französische Generäle, wurden schwer verletzt.
Abschluß der Seismologentagung
Stuttgart. Die Teilnehmer an der internationalen Tagung der Europäischen seismologischen Kommission in Stuttgart beschlossen am Samstag auf ihrer Abschluß-Sitzung, sich in ihren Ländern für ein dichteres Netz von Beobachtungsstationen für Erdbeben, besonders Nah
beben, einzusetzen. Als Vorbild würde das Netz in Südwestdeutschland bezeichnet, das neben der Hauptstation in Stuttgart Nebenstationen in Ravensburg und Meßstetten (Kreis Balingen), ferner Stationen in Karlsruhe, Heidelberg und Feldberg' im Taunus besitzt.
Der Leiter der Stuttgarter Erdbebenwarte, Professor Hitler, wandte sich gegen die immer geäußerte Vermutung, daß die Erdbebenwarten eine Atombombenexplosion über eine größere Entfernung erkennen könnten. Die von einer solchen Explosion ausgelösten Kräfte machten nur einen Bruchteil der Energien aus, die ein gewöhnliches Erdbeben verursachen. Auf mehr als 1000 Kilometer Entfernung sei eine Atombombenexplosion auch durch seismologische Instrumente kaum mehr festzustellen.
Das badische Naturschutzgesetz vorbildlich
Ludwigsburg. Auf einer Naturschutztagung im Favoriteschloß in Ludwigsburg am Wochenende erklärte Professor Dr. A s a 1, Freiburg, das badische Naturschutzgesetz von 1951 sei wert, von ganz Baden-Württemberg übernommen zu werden.
Wie wird das Wetter?
Aussichten bis Dienstagabend: Fortdauer de« wechselhaften Westwetters. Nach klarer Nacht mit vereinzelten Bodenfrösten meist bedeckt mit erneuten Regenfällen, Tagestemperaturen nicht über 14 Grad ansteigend, westliche Winde aus Südwest, später aus West. Am Dienstag wieder vorübergehende Wetterberuhigung.
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