AUS STADT UND KREIS CALW
Gegen den Lärm in Kurorten
Ein Volksmusikabend in der Stadthalle
Io Ergänzung unseres in der Mittwochaus- gabe veröffentlichten Berichtes über den B&dertag in Travemünde veröffentlichen wir nachstehend eine Entschließung der Versammlung, in der energische Maßnahmen
f egen den Verkehrslärm gefordert werden, ie lautet:
„In der Erkenntnis, daß der von Jahr zw Jahr steigende Verkehrslärm die Aufgabe der deutschen Heilbäder und Kurorte im Dienste der Volksgesundheit ernstlich gefährdet, hat der Deutsche Bäderverband e. V. in voller Uebereinstimmung mit dem Bund Deutscher Verkehrsverbände e. V., in denen die deutschen Heilbäder und Kurorte auf Bundesebene zusammengeschlossen sind, die Bekämpfung des Verkehrslärms zum Generalthema seiner Tagung in Travemünde gemacht. Es ist vom Standpunkt des Bäderwirtschaftlers, des Mediziners, des Ingenieurs und des Juristen ln ausgiebigen Fachreferaten unter regster Anteilnahme der Tagungsteilnehmer sowie anderer Interessenten erörtert worden.
Die Beratung führte zu dem einhellig gebilligten Ergebnis, daß bis zum Beginn der nächstjährigen Saison unter allen Umständen die gesetzlichen Grundlagen dahin Ergänzung erfahren müssen, den Verkehrslärm in Heilbädern und Kurorten auf dasjenige Maß zurückzuführen, das der Aufgabe dieser Einrichtungen der Volksgesundheit allein entspricht. In diesem Sinne hat die Versammlung die Mitteilung des Vertreters des Bundesverkehrsministeriums besonders begrüßt, wonach eine bereits in den zuständigen Ausschüssen des Bundestages erörterte Aende- rung des Kraftfahrzeuggesetzes ausreichende Rechtsgrundlagen zusätzlicher Art zum Schutze der Heilung- und Erholungsuchenden schaffen Wird. Ueberzeugt davon, daß eine sinnvolle Handhabung dieser Rechtsgrundlage
f\nßen auf im £itaßenoetkeftt!
wesentlich zur Befriedung der Heilbäder und Kurorte beitragen wird, richtet die Tagung an die zuständigen gesetzgebenden Körperschaften des Bundes den dringenden Appell, diese Gesetzänderung ohne Zögern zu verabschieden, damit die danach notwendigen Durchführungsmaßnahmen noch rechtzeitig vor dem Beginn der neuen Saison ihre heilsame Wirkung äußern können.
Die Tagung richtet einen entsprechenden Appell an die zuständigen Behörden der Länder, insbesondere die Polizeibehörden und alle im Vollzugsdienst tätigen Beamten, durch aufmerksame Handhabung aller bereits jetzt zu Gebote stehender der Lärmbekämpfung dienender Vorschriften zum guten Erfolg dieser Befriedigung beizutragen.
Dabei begrüßt die Versammlung die wiederholt erklärte Bereitschaft der Kraftfahrzeugindustrie, die Lärmursachen durch technische Verbesserungen von Grund auf zu mildem und gibt der Erwartung Ausdruck, daß die deutsche Industrie auch auf diesem Gebiet ihre Fortschrittlichkeit erweist.“
Bgm. Stotz tödlich verunglückt
Gräfenhausen. Am Donnerstagmittag verunglückte Bürgermeister Gerhard Stotz tödlich. Er wollte vor dem Rathaus auf einen vorbeifahrenden Traktor aufspringen, kam zu Fall und geriet dabei unter die Räder des Anhängers. Nach der Einlieferung ins Kran-' kenhaus Neuenbürg ist Bürgermeister Stotz noch am Donnerstagabend seinen Verletzungen erlegen. Der Verunglückte, der im Alter von erst 29 Jahren stand, hinterläßt Frau und Kind.
Streidi- und Blasorchester der
Einmal im Jahr veranstaltet die Stadtkapelle Calw in der Stadthalle am Alzenberger Weg einen Volksmusikabend. Melodien, die auf Grund ihrer gefälligen Art Ohr und Herz jedes Zuhörers erfreuen, will die Stadtkapelle mit ihren Streichern und Bläsern dabei zum Vortrag bringen. Nichts Gekünsteltes soll es sein, denn die Volksmusik will ja in volkstümlicher und leicht verständlicher Sprache zu jedem Sprechen; nur Herz und Gemüt müssen noch vorhanden sein, dann wird sie sicher ihren „Weg zum Herzen“ finden.
Mit den verschiedensten Instrumenten, mit Flöten, Trompeten, Hörnern, Tuben und Pauken sollen die verschiedensten Weisen wiedergegeben werden. Aber auch der zartere Klang einer Violine oder eines Cellos soll dem Publikum nicht vorenthalten bleiben, weshalb ein kleines Streicherprogramm in die Vortragsfolge des Abends mit einbezogen ist. Die Stadtkapelle wird die musikalische Veranstaltung mit einem Marsch von Lotterer „Schwabengruß" eröffnen und dann mit einer Reihe schöner Melodien durch den Abend
Offene Stellen beim Arbeitsamt Calw
Es werden gesucht:
Männlich: 1 Baustoffkaufmann als Reisender; 1 Verkäufer für Eisenwarenhandlung; 1 Zahntechniker bis 25 J.; 1 Werkführer für Holzwarenbetrieb, mit guten Branchenkenntnissen, bis 40 J.; 15 Maurer, 8 Eisenflechter; 6 Zimmerer; 3 Maler; 1 Gipser, 1 Plattenleger; 1 Glaser; 1 Autolackierer; 8 Mechaniker; 1 Meister für Vorrichtungsbau; 1 Werkzeugmacher für Karosseriebau; mehrere Karosserieflaschner und Schweißer; 1 Schlosser für san. Anlagen; 1 Schmied, 1 Einsetzer f. Uhrenfabrik; 1 Radiomechaniker, 1 Bau- u. Möbelschreiner; 1 Holzdrechsler; 1 Maschinensetzer; 1 Autosattler; 2 Bäcker; 2 Jungköche.
Weiblich: 1 jüng. Stenotypistin; 8 Näherinnen; 2 Damenschneiderinnen; 1 Stepperin, 1 Pelznäherin, 1 Blumenbinderin, 1 perf. Serviererin; 1 Köchin mit Kenntnissen in der Diätküche; einige Mädchen für Zimmer und Küche sowie Privathaushalte.
Lehrlinge (ohne Kost und Wohnung): Männlich: Maurer, Zimmerer, Glaser, Galvaniseur, Schreiner, Wagner, Schneider, Färber, Industriekaufmann, Großhandelskaufmann, Verkäufer, Friseur, Destillateur. — Weiblich: 1 Verkäuferin, 1 Gewerbegehil- fln (Verkäuferin in einer Konditorei), 1 Haus- haltsgehilfln (2 J. Lehre).
Stellengesuche:
Männlich: 1 Innen-Architekt (Schwerbeschädigt.); 1 Fertigungsingenieur; 1 Bauingenieur; 1 Textilingenieur; 1 Textilkaufmann; 1 Förster; 1 Lebensmittelkaufmann; 1 Buchhalter; einige Kaufleute; 3 Goldschmiede; 1 Buchbinder; 2 Schuhmacher; 3 Kraftfahrer mit Führerschein Kl. I bis HI; 8 Kellner.
Weiblich: 1 Kirchenflgurenmalerln; 1 Sekretärin; 1 Erzieherin.
Näheres beim Arbeitsamt Calw zu erfahren! Sprechstunden: Montag bis Samstag 8—12 Uhr, Montagnachmittag von 14—18 Uhr, Donnerstagnachmittag von 14 bis 19 Uhr (Abendsprechstunde für Arbeitgeber und Berufstätige).
Das Standesamt Calw meldet
In der Zeit vom 19. bis 26. September ver- zeichnete das Standesamt Calw folgende Personenstandsfälle:
Geburten:
Heidrun Ingeborg, T. d. Kaufmanns Heinrich Betting, Calw, Bahnhofstraße 1; Georg Anton, S. d. Wagners Emst Schanz, Wildberg; Gabriele Barbara Maria, T. d. Dipl.-Ing. Man-
Stadtkapelle Calw konzertieren
führen. Bläser und Streicher wollen ihr Bestes geben, um diese Stunden zu einem Erlebnis werden zu lassen.
Der Erlös des Abends soll der Stadtkapelle zugute kommen. Die Angehörigen der Stadtkapelle, die wir alle so gern mit klingendem Spiel durch die Straßen ziehen sehen, die uns beim Kinderfest, beim Fackeln, im Stadtgar- und vielerlei sonstigen Veranstaltungen völlig uneigennützig schon manche angenehme Stunde bereitet haben, werden in den nächsten Tagen an die Einwohner der Kreisstadt herantreten und sie bitten, ihr Scherflein zum Gelingen des Volksmusikabends beizutragen — indem sie ihn nämlich besuchen und eine Karte dafür abnehmen. Der Dank soll in klingendem Spiel uns zur Freude und der Stadtkapelle. zur Ehre dargebracht werden.
Den Schluß der Vortragsfolge bildet ein Marsch von Musikdirektor G. Haney „Mein Nagoldtal", der erstmals mit Bläsern und Steichem zusammen aufgeführt wird. Ausklang des Abends wird ein froher Tanz sein, zu dem wechselweise die Bläser und Streicher aufspielen werden. Hy.
fred Burger, Calw, Altburger Straße 5; Harald Gerhard, S. d. Schriftsetzers Hasso Dagne, Bad Liebenzell; Wilfried Hermann, S. d. Forstmeisters Erich Wieland, Hofstett, Gde. Neuweiler; Barbara Helga, T. d. Friseurmeisters Otto Rentschler, Altburg; Elisabeth, T. d. Schreiners Ludwig Hertkorn, Wildberg. Eheschlie ßungen:
Herbert August Alois Fieber, Kürschner, Zell a. N., und Irmgard Becker, Kontoristin, Calw; Carl Alexander Günter Laquai, Verwaltungsbeamter, Stuttgart, und Ella Hilde Schnaufer, kaufen. Angestellte, Calw. Sterbefälle:
Friedrich Soulier, Verzinker, Simmozheim, 52 J.; Luise Katharine Schüler, geb. Strähle, Hausfrau, Calw, Hindenburgstraße, 70 J.
Neue Oeffnungszeiten der Stadtbfldierei
Die Stadtbücherei Calw (Georgenäum) ist während der kalten Jahreszeit, also ab sofort, nur noch dienstags, mittwochs und freitags von 8—12 und 15.30—19.30 Uhr geöffnet. Der Lesesaal wird an diesen Tagen geheizt und bietet auch zu längerem Aufenthalt Gelegenheit. Eine große Anzahl von Bänden steht dem Leser zur Verfügung, darunter viele Neuanschaffungen. Romane, Reisebeschreibungen, Biographien, Novellen, Erzählungen, Jugendschriften u. a. m. kann der aufgeschlossene Leser zu einer Leihgebühr von 10 und 20 Pfennig, je nach Werk, für die Dauer von 14 Tagen erstehen. Zu den älteren Autoren haben sich nun neuere hinzugesellt: Cronin, Sinclair, Exupery, Bromfleld, Fechter, Plievier, Wiechert, Werfel, Zweig, Hemingway, Bovet, Kafka, Brod und noch viele andere führen den interessierten Leser auf den Weg zum Gegenwartsroman. Auch die beliebten Aufzeichnungen von Prof. Dr. Sauerbruch fehlen nicht. Bücher wie „Stalingrad“ „Moskau“, „Rommel“, „Churchill“ haben ebenfalls ihren Platz in der Bibliothek. Auch Tropen- und Tiefseebeschreibungen, Kunstwörterbücher, völkerkundliche Schriften sind Anschaffungen neuesten Datums. Da der Lesesaal an den genannten Tagen den Besucher in molliger Wärme erwartet, findet auch der Werktätige Gelegenheit, nach getaner Arbeit hier noch ein Weilchen die Tageszeitungen und Illustrierten durchzublättem.
Chorleitertagung des Kniebis-Nagold-Gaues
Die Chorleiter des Kniebis-Nagold-Gaues im Schwäbischen Sängerbund halten am Sonntag, 5. Okotber, in Nagold eine Tagung ab. Die Tagung, die unter Leitung von Gauchormeister Bregenzer steht, beginnt vorm, um 9.30 Uhr im Gasthof zur „Rose".
Im Spiegel von Calw
Wir gratulieren 1
In der kommenden Woche dürfen folgende betagte Calwer Bürgerinnen und Bürger ihren Geburtstag feiern: Am Montag: Georg Schütz, Stuttgarter Straße 54 (74 J.), und Maria Schwenker, Metzgergasse 15 (73 J.); am Mittwoch Christian Braun, Schulgasse 8 (70 J.); und am Freitag Paüline Günther, Altburger Straße 8. — Wir gratulieren unseren Altersjubilaren und wünschen ihnen einen angenehmen Lebensabend.
Brßffnuug heute um 16 Uhr
Unsere gestrige Notiz über die Ausstellung „12 Bilder in einem Zimmer" enthielt insofern einen Fehler, als die Eröffnung nicht am Sonntag, sondern heute um 10 Uhr erfolgt. Wir bitten wegen dieses Versehens um Entschuldigung.
Am 8. Oktober wird „gefackelt“
Wie schon kurz angeküdigt, wird auch in diesem Jahr wieder am 2. Mittwoch im Oktober, heuer also am 8. Oktober das althergebrachte „Fackeln“ durchgeführt. Die Leitung liegt diesmal beim Turnverein Calw, der durch turnerische Darbietungen und Reigen das Fackeln bereichern und ihm einen neuen Inhalt geben will.
Zirkus Althoff kommt nicht
Damit die vielen Fragen nach dem Verbleib des angesagten Zirkus Althoff endlich beantwortet seien, stellen wir abschließend fest, daß, einer Auskunft des Bürgermeisteramts zufolge, der Zirkus in diesem Jahr nicht mehr kommt. Das Unternehmen hatte seine Tournee weiter als ursprünglich vorgesehen ausgedehnt und konnte daher nicht zum gedachten Termin erscheinen. Im gegenwärtigen Zeitpunkt aber, wo nun das Gastspiel in der Kreisstadt hätte stattflnden sollen, ist der Große Brühl wegen anderweitiger Inanspruchnahme durch den BV-Wagenprüfstand und die Straßenbauarbeiten nicht mehr verfügbar. Eine nochmalige Terminverlegung ist angesichts der vorgeschrittenen Jahreszeit nicht mehr möglich.
Ein letzter Hinweis
Die Hauptgeschäftsstelle des Verbandes der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner (VdK) macht nochmals alle Kriegsopfer darauf aufmerksam, daß am 30. September die Frist zur Anmeldung von Versorgungsansprüchen abläuft. Wer seine Ansprüche noch nicht geltend gemacht hat und diese letzte Frist versäumt, verliert seinen Rechtsanspruch auf Versorgung. Der Termin ist daher für alle Kriegsbeschädigten des letzten Weltkrieges, vor allem aber für Witwen von Gefallenen und der vor dem 1. Oktober 1950 an einem Kriegsleiden Verstorbenen wichtig, soweit sie ihre Ansprüche noch nicht bei dem zuständigen Versorgungsamt angemeldet haben.
Eigenheim-Modellschau der GdP.
Die GdF. Wüstenrot, Deutschlands größte Bausparkasse, veranstaltet heute von 15 bis 19 Uhr und morgen, von 10 bis 19 Uhr im Gasthaus zum „Bürgerstüble“ in Calw eine Eigenheim-Modellschau, verbunden mit Sonderberatung. Dabei wird auf alle mit dem Bausparen zusammenhängenden Fragen wie Baugeldbeschaffung für Neubau, Umbau, Hauskauf oder Erbauszahlung und die damit verbundenen steuerlichen Vergünstigungen Auskunft erteilt.
CALWER TAGBLATT
Verlag Paul Adolf!, in der Südwest-Presse GmbH. Gemeinschaft Südwestdeutschei Zeitungsverleger Lokale Schriftleitung: Helmut Hgasei Redaktion und Geschäftsstelle Calw, Lederstraße 23 Telefon 735. nach Geschäftsschluß 734 Druck: A. Oelsdiläger’sche Buchdruckerei, Calw MonatI- Bezugspreis: 2,80 DM zu 2 40 Pfg. Trägerlohn
Holzscfautz — eine Notwendigkeit
Fäulnis und Wurmfraß sind die Hauptfeinde des Holzes
Der wichtige Roh- und Werkstoff Holz ist durch Fäulnispilze und holzzerstörende Insekten stark gefährdet. Seit altersher richten diese Schädlinge besonders am Bauholz großen Schaden an. Jahrhundertelang hatte man geglaubt, daß der Zerfall des Holzes naturbedingt sei, daß es eben eine Eigenschaft des Holzes sei, aus sich heraus zu vergehen. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckte man, daß hier bestimmte Organismen — Pilze und Insekten — zerstörend wirkten.
Diese Pilze und Insekten gehörten ursprünglich zur Ordnungspolizei des Waldes. Sie hatten die Aufgabe, bei der Verrottung im Urwald gefallener Bäume mitzuhelfen, um dem Jungen Holz den Weg freizumachen. Die fortschreitende Kultivierung änderte auch die Lebensbedingungen dieser Pilze und Insekten. Da sie im Walde nicht mehr das fanden, was sie zum Leben brauchten, wanderten sie aus dem Walde ab. Sie wurden zu Kulturfolgern, d. h. sie zogen mit dem Menschen und wurden zu seinen Haus-Mitbewohnern.
Der größte Pilzschädling, der Haus- schwamm, der eine Wärme von 18 bis 24 Grad liebt, spezialisierte sich auf trockenes Holz, also auf Holz mit einem Feuchtigkeits-
f ehalt von 18 bis 20 Prozent. Auch der Hausock oder „Großer Holzwurm“, der größte Feind des Holzes aus der Klasse der Insekten, ist ein Spezialist des trockenen Holzes. Sein einziger Vorzug Ist, daß er nur Nadelholz befällt.
Etwa im Juli/August legen die weiblichen Käfer 300—350 Eier in die Schwundrisse des Holzes ab. Die sich aus diesen Eiern entwik- kelnden Larven, die 4—14 Jahre im Holze leben, sind es, die das Holz zerstören. ■Die fertigen Käfer verlassen das Holz, und ihre Ausfluglöcher machen den Käfer- t 11 des Holzes sichtbar. Den Schaden
richten also die Larven an, die sich vom Holz nähren, der Käfer frißt kein Holz, er zerspant es nur, um sich den Weg ins Freie zu bahnen.
Wie gefährlich der Hausbockkäfer ist, macht folgendes Beispiel deutlich: Ein Hausbock- kfifer-Weibchen, das jährlich 300 bis 350 Eier legt, hätte in 30 bis 35 Jahren solche Menge fressender Larven-Nachkommenschaft, daß sie zu ihrer Ernährung etwa 8000 cbm Holz fressen würden, was der Holzmenge für den Neubau von 1600 bis 1800 Siedlungshäusern entspricht,
1930/35 stellten die Sturmversicherungen in den küstennahen Gebieten fest, daß selbst bei ganz neuen Häusern die Dachstühle leicht einzustürzen begannen. Schließlich kam man dahinter, daß alle diese Dachstühle vom Hausbockkäfer befallen waren. Die nunmehr von den Versicherungsgesellschaften eingeleitete Untersuchungsaktion nach den Verbreitungsgebieten des Hausbockkäfers, die zur Regelung der Frage, ob Hausbockkäfer- Schäden in die Versicherungsabschlüsse aufzunehmen seien, nötig wurde, hatte folgendes Ergebnis:
Küstennahe Gebiete zeigten stärkeren Befall. Im Innern des Landes waren es vor allem die Rheinpfalz und die Nürnberger Gegend, wo etwa 30—40—60 Prozent der Häuser vom Hausbockkäfer befallen waren. Heute ist auch Südwürttemberg-Hohenzol- 1 ern mit etwa 60—65 Prozent eines der stärksten Befallgebiete. Kriegsschäden und — aus der Not der Zeit heraus bedingte — unsachgemäße Holzverwertung haben der weiteren Ausbreitung des Hausbockkäfers gewaltigen Vorschub geleistet.
Weitere große Holzschädlinge sind ferner die A n o b i e n (kleine Käferarten) und die Termiten. Auch bei uns in Deutschland wird die Termitenfrage jetzt akut. In Ham
burg z. B., wo sie durch fremde Schiffe eingeschleppt wurden, haben sie sich entlang den Fernheizungen so stark ausgebreitet, daß dort Termitenbekämpfung dringend notwendig geworden ist.
Noch ein weiterer überseeischer Schädling wurde durch den Import exotischer Hölzer neuerdings bei uns eingeschleppt: Der Lip- tus bruneus, ein Schädling aus den Tropen, der bereits das Gebiet von der belgischen Küste bis zur Schweiz befallen hat.
Um das Holz gegen alle diese Schädlinge zu schützen, arbeiten seit vielen Jahren bedeutende Wissenschaftler in den Laboratorien der chemischen Industrie an der Ausarbeitung eines Verfahrens, das Eindringen der Schadpilze und Schadinsekten in das Holz zu verhüten, es also für sie ungenießbar zu machen. Man ging zunächst auf alte Mittel zurück, von denen man wußte, daß sie sich in der Schädlingsbekämpfung bewährt hatten, von denen man aber nicht wußte, warum sie die Schädlinge fern hielten. Bereits im alten China hatte sich eine Quecksilber-Chlorid- Arsen-Verbindung als Holzkonservierungsmittel sehr bewährt. Auch der berühmte Maler Leonardo da Vinci schützte das Holz seiner Gemälde mit einem solchen Mittel.
Von einem Holzschutzmittel werden folgende Voraussetzungen verlangt: Möglichste Geruchlosigkeit, keine Erhöhung der Brennbarkeit und keine Verringerung der Verarbeitungsmöglichkeiten.
Im „Basilit“ und „Basüeum“ der Farbenfabriken Bayer in Leverkusen wurden diese den Voraussetzungen entsprechenden Schutzmittel gefunden.
Basilit enthält wasserlösliche Salze und wird bei feuchtem Holz mit einem Feuchtigkeitsgehalt über 35 Prozent angewandt. (Telegrafenmasten z. B., die sonst nach fünf Jahren etwa abgängig sind, haben durch Basilit geschützt eine Lebensdauer von ca. 30 bis 40 Jahren. 30 bis 40 DM pro cbm kostet die Basilit-Behandlung.)
Basileum ist ein ölhaltiges Holzschutzmittel, anwendbar bei trockenem Holz
Man unterscheidet bei der Behandlung mit Holzschutzmitteln drei Stufen: 1. Den Oberflächenschutz. 2. Den Randschutz. 3. Den Tiefenschutz. Anstreichen, Spritzen oder Eintauchen sind die drei verschiedenen Anwendungsarten bei der Behandlung mit Basileum. Besonders hoch beanspruchte Hölzer schützt man durch Eintauchen. An speziellen Gefahrenpunkten sowie bei Wasserbauhölzern bringt man außerdem noch Bohrlöcher' an, die mehrmals mit Basileum gefüllt und mit einem Holzdübel verschlossen werden. Mit Hausbock-Bas ileum behandeltes Holz darf nicht mit Lebensmitteln in Berührung kommen!
Der Erfolg der Schutzbehandlung hängt weitgehend von der Sorgfalt ab, mit der die Behandlung und die für sie notwendigen Vorarbeiten ausgeführt werden (z. B. vermulmtes Holz mit Beil oder Ziehmesser entfernen, Holzteile mit einer Drahtbürste vom Bohr- mehl säubern und die Abfälle sofort verbrennen. Bei zu starker Zerstörung die stark befallenen Balkenteile ersetzen!). Stets das richtige, vorschriftsmäßige Quantum des Schutzmittels anwenden! Ferner sind eine zweifelsfreie Ausschreibung des für einen Bau zu benutzenden Holzes und die Ueberwachung der Arbeit beim Holzeinbau Garanten für die sichere Wirkung des Holzschutzes.
Holz stellt den vielseitigsten Roh- und Werkstoff dar, den wir besitzen. Mit derselben Selbstverständlichkeit, mit der man heute Eisen mit Rostschutz behandelt, sollte man auch das Holz vorbeugend gegen Fäulnis und Fraß schützen. Basilit und Basileum ermöglichen es, die Fäulnis- und Fraßanfälligkeit des Holzes weitgehend auszuschalten, und das gereicht nicht nur dem damit behandelten Holze, sondern auch unserm hart mitgenommenen Rohstoff Holz-Lieferanten Wald zum Wohl.