WIRTSCHAFT

Handel mit Brasilien wieder flott

Made in Germany zieht nur, wenn Qualität geboten wird Von unserem Korrespondenten Fr. Kiefer

SAO PAULO. Die Handelsbesprechungen in Rio de Janeiro, die zum Ziele hatten, den deutsch­brasilianischen Handelsvertrag wieder seetüchtig zu machen, begannen wenig ermutigend. Von vornherein mußten die Deutschen höhere Preise in Kauf nehmen, als sie der Weltmarkt bietet. Ein bedeutender Fortschritt wurde inso­fern erzielt, als die Banco do Brasil den seit dem damaligen Abschluß des Handelsvertrages hart­näckig verteidigten Lizenzstop für deutsche Wa­ren gelockert hat, ferner darin, daß die Kon­trolle über den deutschen Import und den deut­schen Export, der sich künftig im Verhältnis 100 zu 80 abwickeln wird, in deutscher Hand liegt. Das Abkommen sorgt auch dafür, daß der Schuld­saldo in entsprechenden Grenzen bleibt.

Daß eine Einigung zustande kam, ist in erster Linie ein Erfolg der zähen Arbeit der Bonner Regierung, auf diesem aufnahmefähigsten aller Südamerikanischen Märkte den alten Platz wie­der einzunehmen, ohne auf die rücksichtslosen Handelspraktiken der Vergangenheit zurückzu­greifen. Auch bei diesen Handelsbesprechungen bestätigte es sich wieder, daß Brasilien und Deutschland sich in wirtschaftlichen Bedürfnis­sen aufs glücklichste ergänzen. Bedauerlich ist nur, daß der Deutsche hinsichtlich der Bedeu­tung des heutigen Brasilien mit seinen 52 Millio­nen Einwohnern und einem Gebiet in der Größe Europas noch an alten Begriffen hängt. Dieses Land wird eines Tages in die Reihe der Groß­mächte aufrücken, weil es zu den an Rohstof­fen reichsten Nationen der Erde gehört. Aber immer noch denkt der Deutsche nur an Kaffee und Zigarren, wenn der Name Brasilien fällt. Heute hat das Land eine fortschrittliche Regie­rung, die jede Erleichterung einwandernden In­dustrien gewährt. Auch alle wichtigen Natur­schätze sind vorhanden. Es müßte nur endlich das Einwanderungs- und Verkehrsproblem ge­löst werden.

Was die Möglichkeiten für die deutsche Industrie angeht, so darf nicht übersehen wer­den, daß die Marktlage von heute wesentlich ver­

schieden von der vor dem Kriege ist. Die heimi­sche Industrie ist heute in der Lage, einen gro­ßen Teil des Bedarfs selbst zu decken (Schuhe, Möbel. Textilien, Bekleidung), wenn auch für höchste Qualitäten immer Nachfrage besteht. Auf Jahrzehnte hinaus kann das brasilianische Absatzgebiet optimistisch beurteilt werden. Nur müssen die deutschen Lieferanten wissen, daß das Ausland hier, während die Deutschen Kraft und Geld und Zeit verpulverten, einen gewaltigen Vorsprung gewonnen hat.

Wie ganz Südamerika ist vor allem Brasilien das Einfuhrland für hochwertige Produk­tionsmaschinen und Fabrikanlagen, für Transportmittel, Hafenausrüstung, landwirtschaft­liche Maschinen, Chemikalien, Eisenhalbzeug, Zinkblech und Erdölverfeinerung. Nicht verges­sen: daß Qualitätswaren nur made in Germany sein können, das war einmal; eher hört man Klagen gegen deutsche Häuser über mangel­hafte Lieferungen, Schäden durch Rost oder Bruch, abgesehen von den Mängeln bezüglich An­passung an die besonderen Verhältnisse und Ge­schmack. Seit der Errichtung der Konsulate ist zwar ein frischer Wind in der Pflege der Ge­schäftsbeziehungen zu spüren, die beste Reklame jedoch wird die alte Qualität der deutschen Ware sein, sie eroberte einst die Welt.

Ungerechtfertigte Belastung

Verfassungsbeschwerde gegen das Investitionshilfegesetz

Der Landesverband der Württ. Gewerbe- und Handelsvereine beabsichtigt, gegen das Investi­tionshilfegesetz beim Bundesverfassungsgericht eine Verfassungsbeschwerde einzulegen oder sich einer dort bereits schwebenden Beschwerde an­zuschließen.

Diese Beschwerde wird damit begründet wer­den, daß das Investitionshilfegesetz dem Grund­satz der Gleichheit (§ 3 Grundgesetz) wider­spricht. weil auf die bloße Behauptung hin, bei der Grundindustrie sei der Bedarf an Investi­tionsmitteln vordringlich, andere Wirtschafts­zweige mit dieser Abgabe belastet werden. Außer­dem widerspricht das Gesetz dem Grundsatz der freien Marktwirtschaft, da es eine geplante Len­kung der Investitionsmittel darstellt. Es bedeutet auch eine Einengung der wirtschaftlichen Frei­heit. indem es dem Zahlungspflichtigen zwar mit . 4*A> Prozent verzinsliche Papiere gibt, ihn u. U. aber zwingt, zu 10 Prozent Geld aufzunehmen. Außerdem fördert mancher Zahlungspflichtige dadurch seine eigene Konkurrenz, eventl. sogar einen von der Industrie betriebenen Werkhandel.

Der Landesverband ist sich andererseits dar­über im klaren, daß schwerwiegende juristische Gründe gegen den Erfolg einer solchen Be­schwerde sprechen. Nachdem aber offenbar ohne­hin schon eine Beschwerde anhängig ist, emp­fiehlt es sich, daß der Landesverband sich zum Zwecke der rechtlichen Klärung dieser Frage der Beschwerde anschließt.

Wollauktion

Die bei der süddeutschen Wollauktion in Neu- Ulm am 25. September angebotenen 10 000 Ztr. Schurwolle wurden geräumt, obwohl die Käufer­seite schwach vertreten war. Von Beginn ab machte sich ein Nachgeben der Wollpreise im Vergleich zur Augustversteigerung bemerkbar. Bei größeren Qualitätsunterschieden wurde für Wolle je Kilo 3,30 bis 4,40 DM bezahlt. Das er­gibt auf Basis rein gewaschen ohne alle Spesen 9, bis 10,30 DM. Rückenwäsche erzielte Preise zwischen 7,10 und 7,80 DM. Am 16. Oktober wird in Neu-Ulm der Rest der Schur versteigert.

Quer durch den Sport

Landesproduktenbörse Stuttgart

In Weizen finden kaum Umsätze statt. Roggen wird dagegen laufend aufgenommen.

Das Braugerstengeschäft stockt zur Zeit, da die Lagermöglichkelten bei den Mälzereien er­schöpft sind.

In Futterhafer werden nur kleine Umsätze ge­tätigt.

Am Mehlmarkt ist die Lage gegenüber der Vorwoche unverändert.

Bei kleinster Konsumnachfrage haben die Preise In Mühlenachprodukten weiter nachgegeben.

Auch der Rauhfuttermarkt Ist ruhiger gewor­den. Heu hat kaum noch Geschäft, während für Futterstroh noch geringe Nachfrage besteht. Wir notieren: Wiesenheu, gut, gesund, trocken, lose 12,50 bis 13 DM; Rotkleeheu, gut, gesund, trocken, lose 13 bis 14 DM; Luzerneheu, gut, gesund, trpcken, lose 14 bis 15 DM; Roggen-, Weizen-, Gersten- und Haferstroh, lose 3,80 DM; draht­gepreßte Ware 4,75 DM. Großhandelspreise je 100 kg ab Verladestation.

Reit- und Sportfest in Münsingen

Ein einmaliges Erlebnis für die Alb bietet das Reit- und Sportfest in Münsingen am kommenden Wochenende. Die Jagdspringen beginnen am Sams­tag und Sonntag jeweils 14 Uhr, Ende gegen 18 Uhr.

Die erfolgreichsten württemberglschen Reiter, dar­unter Herr Barthels, Herr Huck. Graf von der Schulenburg werden mit den besten fran­zösischen Reitern, darunter Monsieur Frangois und dem Sieger aus dem größten deutschen Reit­wettbewerb in Hamburg, dem amerikanischen Ma­jor, in Konkurrenz stehen. Am Sonntagnachmittag werden motorradsportliche Veranstaltungen, Tennis­wettspiele, Segelflüge und 2 Fußballspiele das Pro­gramm erweitern. Als Gegner im Fußball für die französische Auswahlmannschaft wurden die Re­servespieler des SSV 05 Reutlingen verpflichtet. Am Abend werden im großen Bierzelt Schaukämpfe im Boxen und Judo und im Fackelstaffellauf gezeigt. Musik und Tanz an beiden Abenden.

ADAC-Zuverlässigkeitsfahrt

Die Württ. ADAC-Zuverlässigkeitsfahrt über 500 km Nacht- und Tagstrecke am kommenden Wo­chenende mit Start und Ziel in der Schillerstadt Marbach hatte ein hervorragendes Nennungsergeb­nis. Rund 300 Fahrzeuge, davon 200 Motorräder, und '00 Sport- und Tourenwagen gehen über die schwie­rige Berg- und Waldstrecke. 30 Mannschaften des

ADAC-Ciubs, deutscher Motorradwerke und der Landespolizei nehmen an der Zuverlässigkeitsfahrt mit Bergprüfung teil. Der Start internationaler Zu­verlässigkeitsfahrer wie ölerich auf Horex 500, Pohl auf M a i c o 175, K r i 11 e r auf Zündapp 600, die bei der internationalen Sechstagefahrt eine Goldmedaille errangen, sowie des Stuttgarters Hans M e z g e r auf Goggo-Motorroller, der bei der In­ternationalen Rallye-Fahrt nach Madrid von 6 spa­nischen Pokalen 3 nach Deutschland brachte, geben dieser großen motorsportlichen Veranstaltung ihre besondere Bedeutung.

Kurz berichtet

Olympiasieger Barthel (Luxemburg) gewann bei einem Abendsportfest in Brüssel den 1500-m- Lauf vor den Schweden Karlson und Eriksson.

Straßenweltmeister Heinz Müller belegte bei einem Radrennen in Barcelona in einem internatio­nalen Kriterium nur den 13. Platz. Sieger wurde der Spanier Pöblet.

Entgegen seiner Erklärung nach seiner Nieder­lage gegen Marciano will Joe Walcott doch den ver­traglich abgeschlossenen Rüdekampf gegen den neuen Weltmeister Rocky Marciano bestreiten.

Die Welt- und Olympischen Meister im Eiskunst­paarlauf, Ria und Paul Falk, sind ins Profllager übergetreten. Sie Unterzeichneten in Paris ihren Vertrag mit der amerikanischen EisrevueHoliday on Tee.

Streikaktionen waren rechtswidrig

wt. in Übereinstimmung mit den Urteilen der Arbeitsgerichte Düsseldorf und Köln hat nun auch das Arbeitsgericht Marburg entschieden, daß die Streikaktionen gegen das Betriebsverfas­sungsgesetz, zu denen der Deutsche .Gewerk­schaftsbund aufgerufen hatte, rechts- und sitten­widrig waren.

Auch in diesem Falle handelt es sich um einen Schadensersatzprozeß gegen den DGB und die Industriegewerkschaft Druck und Papier sowie gegen die einzelnen Vorstan-^r-^riieder dieser Organisationen, der im Zusammenhang mit dem Zeitungsstreik in Marburg anhängig geworden ist. Das Gericht kam auf Grund der v-.-t-anölung und des vorgelegten Bewp'm''-' dem Er­gebnis, daß die von den Gewerkschaften im Mai 1952 durchgeführten Katn- r Teil eines

Gesamtplanes waren, der zum Ziel hafte, den Bundestag zum Erlaß eines den gewerkschaft­lichen Forderungen entsprechenden Betriebsver­fassungsgesetzes zu zwingen. Solche politischen Streiks seien unerlaubt und mit den Grundsätzen der demokratischen Verfassung nicht zu verein­baren. Sie stellen einen unzulänglichen Druck auf das Parlament dar. das nach dem Grundgesetz zur Gesetzgebung berufen ist. dessen Mit­glieder nicht an Aufträge und Weisungen ge­bunden. sondern nur ihrem Gewissen unter­worfen sind.

Derartige Streiks gegen den Gesetzgeber sind rechts- und sittenwidrig und verpflichten daher die Verantwortlichen zum Ersatz des aus den Kampfmaßnahmen entstandenen Schadens. Für diesen haften der Deutsche Gewerkschaftsbund und die Industriegewerkschaft Druck und Panier als Gesamtschuldner, da sie im bewußten und gewollten Zusammenwirken den Streik der Drucker und Setzer veranlaßt haben. Daneben sind auch die Vorstandsmitglieder dieser Orga­nisationen persönlich haftbar

Keine Gefahr für den Brotpreis

wt. Obwohl die Roggenernte wahrscheinlich nur gerade zur Versorgung ausreicht, besteht kein Anlaß zu irgendwelchen Befürchtungen in bezug auf die Brotversorgung und den Brotpreis. Das Angebot ist sogar etwas größer, als man zuletzt angenommen hatte. Der Brotpreis ist von vorherein auf Grund des Getreide-Höchstpreises kalkuliert, so daß selbst bei der Ausnutzung die­ses Höchstpreises keine Brotpreissteigerung ein- treten dürfte. Höchstens könnte von der Seite der Kohlenpreise her eine preissteigemde Ten­denz eintreten, aber auch in dieser Richtung ist gegenwärtig keine Gefährdung der Brotpreise abzusehen. Hinzu kommt, daß bisher die Ge­treidehöchstpreise. außer bei den ersten Ver­käufen. nicht einmal erreicht worden sind. Für die große Einlagerungsaktion der staatlichen Vorratsstellen ist zum Beispiel nur ein mittlerer Preis ausgemacht worden. Bei Wejzen ist di« Lage ähnlich. Auch hier ist das Angebot reichlich genug, um zu verhindern, daß die Preise un­erwartet in die Höhe klettern. Da sich inzwischen auch der Kartoffelpreis einigermaßen auf nor­maler Höhe eingespielt hat, scheint also die Ver­sorgung mit den Hauptnahrungsmitteln zu er­träglichen Preisen für -diesen Winter und da* Frühjahr gesichert, obwohl die anfänglichen Schätzungen Bedenk en herv orgerufen hatten.

Der dem Bundestag vorliegende Regierungsent­wurf einesGesetzes zur Änderung des Handels­gesetzbuches (Recht der Handelsvertreter)" will da« Recht der Handels- mit Einschluß der -Versiche- rungs- Vertreter ln einer Welse neu ordnen, die der bisherigen Entwicklung und dem heutigen Stand Rechnung trägt.

Auf Grund des Hauptversammlungsbeschlusses der DRESDNER BANK vom 25.September 1952 ist für die Übernahme ihres Geschäftes im süddeutschen Raum die

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DTe Tradition der DRESDNER BANK wird unverändert für unsere Arbeit bestimmend sein.

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