er GeseMrtiakter
LnrtS'UnSÄrrzeiycdlattkür
Mit den illustrierten Unterhaltungsbeilagen Feierstunden^ und Unsere Heimat^
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Mit der landwirtschaftlichen Wochenbeilage „Haus-, Sorten- und Landwirtschaft^
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Monatlich einschließlich Lrügerlohn -Ft 1.60 Einzelnummer 10 ^
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Hr. 18
Gegründet 1827
Dienstag, den 25. Januar 1827
Fernsprecher Rr. 2S
181. Jahrgang
Tagesfpiegel
Der deutsche Pastor Kcrlterseld in kowno, der von einer Beerdigung weg verhaftet wuroe. if! mi, seiner Familie aus Lnouen ausgewiefen worden.
Der Memelländijche Landtag ist durch den litauischen MMverueur ohne Angabe von Gründen aufgelöst worden. Me Neuwahlen müssen innerhalb 6 Wochen voraenommen werden.
Die Polen legen in der Heftung Posen zwei neue starke Horts an. Die Garnison wird um ein Infanterieregiment verstärkt.
Die an dem Katalonier-Putsch beteiligten Obersten Maria (Spanier) und Ricciotki Garibaldi (Italiener) wurden vom Pariser Gericht wegen verbotenen Waffenbesitzes zu je 2 Monaten Gefängnis und 100 Hrankeri Geldstrafe, weitere Angeklagte — Katalonier bis auf einen Italiener — zu je 1 Monat Gefängnis und 50 Franken Geldstrafe verurkcilt. Alle Verurteilten werden aus Frankreich ausgewiefen. Garibaldi will nach Amerika auswondern, wo er mik seinem Bruder Peppino zujaMmerrarbcitcn will. Macia gedenkt »ach Chile oder Kuba überzusiedcln.
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Was ist national?
Was ist des Deutschen Balerland? Vor mehr als hundert Jahren hat Arndt die Frage aufgeworfen, aber sie wird heute noch verschieden beantwortet. Der Engländer kennt den Begriff „Vaterland" überhaupt nicht, und doch hat er ein Vaterland, groß und stark und stolz, und es ist überall, wlchin er seinen Fuß setzt. Die Deutschen haben das Wort und streiten sich seit Jahrhunderten um seinen Sinn. Das ganze Deutschland soll es sein! Gut, aber das Vaterland ist nicht nur ein geographischer und wirtschaftlicher, es ist stoch mehr ein kultureller und sozialer Begriff.
Die Neigung des Deutschen zur itio in partes (Zer- Wtterung in Parteien), von der Bismarck sprach, ist im Grund nichts anderes als die Sucht, sich besser zu dünken als seine Brüder. Besser nicht nur in der wirtschaftlichen «nd sozialen Stellung, sondern auch in der Gesinnung. Man möchte meinen, daß die Opfergemeinschaft des Wütkriegs ein starker Kitt wäre. Aber lange schien es, als ob der Deutsche nur einen Feind habe, nämlich den Deutschen. Das ist jetzt etwas besser geworden, aber die jahrelange Verhetzung, deren beschämende Folgen wir kennen, wirkt noch heute nach und zeitigt immer wieder üble Früchte. Wer ist in Deutschland nicht schon ein „Volksfeind" oder ein „Vaterlandsoerräter" gewesen! Erst kürzlich mußte sich der Führer des Jungdeutschen Ordens auf einer Tagung in Leipzig gefallen, daß er aus seinen eigenen Reihen „Landesverräter" genannt wurde, weil er den Gedanken ausgesprochen hatte, daß es zwischen „Schwarz-Weiß-Rot" und „Schwarz-Rot-Gold" schließlich doch ein Zusammenarbeiten geben müsse. Und in dem Verfassungsstreit der Deutschen Studentenschaft wird bereits zwischen „nationaler" und „republikanischer" Front unterschieden, als ob die beiden Begriffe Gegensätze darstellten und als ob es sich in diesem Streit um eine Frage der Gesinnung und nicht vielmehr um eine Frage des Rechts und der politischen Vernunft handelte. Wo die Begriffe sich so verwirren, ist es oft recht schwer, einen Augsglejch zu finden.
Und doch muß dieser Ausgleich gefunden werden. Der Deutsche bekundet wahre nationale Gesinnung, der irr seinem Volksgenossen, gleichviel in welchem Lager er stehön mag, immer zuerst den Deutschen sieht. Wir müssen uns frei machen von all den Schlagworten, die unser öffentliches Leben vergiften und im besten Fall wechselnde Wahrheiten sind. Auch der Kapitalist kann ein wahrer Volks- sveund, der internationale Sozialist ein Vaterlandsfreund sein. Gesinnungen beweist man nicht durch Worte, sondern allein durch die Tat. Von einer Gesinnung der Tat ist die heute übliche Splitterrichterei doch meist recht weit entfernt. Der innerlich freie Mensch hat Verständnis für jeden Standpunkt, er hat vor allem Achtung vor jeder ehrlichen Ueberzeugung. Es ist aber geschmacklos, aus den Prinzenmärchen eines Hochstaplers das Recht zur Verletzung von Gefühlen abzuleiten, die andern heilig sind. Deutschlands Fürstenmacht gehört der Vergangenheit an, »b für immer, das wird doch in erster Linie von dem Maß akchängen, in dem die Republik es versteht, moralische Eroberungen zu machen. Die politischen Parteien, die an Stelle der Fürsten getreten sind, haben bis jetzt nur bewiesen, daß auck sie von souveränen Machtgedanken erfüllt sind. Aul das Bessermachen kommt es an, auf Erfolge, die überzeugender wirken als Reden. Wir möchten wünschen, daß alle Deutschen in de» großen Gedanken des Bolksstaars hineimr ochsen. Ihnen das zu ermöglichen, ist die Ausgabe der nationalen Politik. Dazu gehört aber nicht nur Erfolg, sondern auch Duldsamkeit. Die Menschen nehmen sich im allgemeinen viel zu wichtig und vergessen leicht, daß jeder einzelne doch nur ein winzig Teilchen des großen Ganzen P- Das Ganze immer und überall im Auge behalten, nicht die Partei, das ist national.
Die Tatbeweise seiner Gesinnung, die unser ganzes Volk ohne Unterschied der Parteien und der Stände im Weltkrieg gegeben hat, sollte niemand vergessen. Wie wollen wir vom Ausland Achtung erwarten, wenn wir uns gegenseitig nicht achten können? Goethe hat seinen Deutschen den Rat aeaebem ..Vor allem seid eins in Liebe unter-
Entspannung
Berlin, 24. Ja» Am Samstag zeigte sich eine leichte Entspannung der Regierungskrise; die Verhandlungen sind in Gang gekommen. Die deutschnationale Fraktion hat festgestellt, daß die vorsichtig abgefaßte Kundgebung des Zentrums kein H i n d e r u n g s g r u n d für eine sachliche Zusammenarbeit von Dcutschnationalen und Zentrum bilde. Die demokratische Fraktion veröffentlicht eine Erklärung, daß die Zentrumskundgebung nach ihrer Ansicht eine geeignete Grundlage zu Verhandlungen mit allen Parteien einschließlich der Sozialdemokraten und Deutschnationalen sei. — Die Demokraten haben also ihren Widerstand gegen die Deutschnationalen aufgegeben, wollen sich aber an der Koalition nur beteiligen, wenn die Sozialdemokratie mittut.
Am Samstag nachmittag empfing Dr. Marx den Vorstand der demolralischku Fraktion, daraus den Führer der Bayerischen Volkspartei Dr. Leicht, danach die deutsch- nationalen Abgeordneten Grasen Westarp. Bruhn und W a l l r a f.
Am Momag begannen die eigentlichen Verhandlungen mit den Parteien. Vormittags 10 Uhr besprach sich Dr. Marx mit den Vertretern der Deutschen Volkspartei in Anwesenheit Dr. Stresemanns und Dr. Brauns, darauf mit Dr. Leicht. Es soll sich gemäß dem Auftrag des Reichspräsidenten nur um eine bürgerliche Regierung handeln.
Die Verhandlungen mit den Deurschnationalen wurden nachmittags 2 Uhr unterbrochen und sollen am Dienstag vormittag 10 Uhr fortgesetzt werden, nachdem die Fraktion eine Sitzung abgehalten haben wird. Nach dem N.d.V.D.Z. hat Dr. Marx erklärt, das Ergebnis sei bis jetzt nicht ungünstig gewesen. lieber die sozialpolitischen Forderungen des Marxschen Programms, die „Symbole der Republik" lSckwarz-rot-G^ld?). und die SclnOvolitik lei
jedoch noch keine volle Einigung erzielt. Diese Punkte machen eine Fraktionssitzung der Deutschnativnalen ' notwendig.
Vecsvchbalions
Berlin, 24. Jan. In einigest Berliner Blätter» wird „gerüchtweise" erwähnt, zwischen dem rechten Flügel des Zentrums und der katholischen Gruppe der Deutschnoti» nalen sei bereits eine Verständigung über ein Zusammenarbeiten in der bürgerlichen Regierung erzielt worden. Als Führer der Verhandlungen, die schon in den vergangenen Sommer zurückreichen sollen, seien aus deutschnotionaler Seite der frühere Staatsminister und Staatssekretär des Innern Wall ras, der würtk. Gutsbesitzer Dr. Schenk und Freiherr v. Stauffenberg, aus seiten des Zentrums Reichsardeitsminister Dr. Brauns und Reichs- tagsabg. Prälat Pros. Dr. Kaa s-Trior tätig. Bei den früheren Besprechungen sollen auch Mitglieder des hohen Klerus, insbesondere Fürstbischof Bertram in Breslau und der päpstliche Nuntius Pacelli vermittelnd eingegriffen haben. Bei diesen Besprechungen seien Grundlinien für kul- rurellc und kirchliche Fragen, insbesondere für das Reichskonkordat und das Reichsschulgesetz ge,zogen worden.
Diesen Gerüchten gegenüber wird von deutschnotionaler Seite bestimmt erklärt, daß von den Abgeordneten Wallras, Stauffenberg und Schenk nirgends und zu keiner Zeit derartige Verhandlungen geführt worden sind. Ebenso ermächtigen Dr. Brauns und Dr. Kaas die „Germaina" zu der Erklärung, daß weder sie noch die angeführten Kirchenvertreter jemals die behaupteten Verhandlungen geführt haben. Es scheint sich bei den Gerüchten um Versuche zu handeln, die in Gang befindlichen Verhandlungen über die Regierungsbildung zu stören. ^
einander." Das Vaterland ioll ei» Reich gegensetiger Lieb« und gegenseitigen Verstehens sein. Mag dieses Vaterland auch schwer zu verwirklichen sein, so ist es doch ein Ziel, für das wir alle kämpfen müssen.
Frankreichs Bereitschaft für den nächsten Krieg
Paris. 24. Jan. Unter dem Vorsitz des Generals und Abgeordneten Girod trat der Hecresausschuß der Kammer zusammen, um die zusammenfassenden Ausführungen des Sozialisten Paul-Boncour zu dem Gesetzesoorschlag anzuhören, der die allgemeine Organisation der französischen Nation in Kriegszeiten regeln soll. Paul-Boncour führte u. a. aus: 1. Man kann nicht verkennen, daß ein Krieg immer noch im Bereich der Möglichkeit liegt. Ein solcher Krieg wird nicht mehr ein rein militärischer Krieg sein, sondern ein „Allgemeinkrieg". Die ehemalige Unterscheidung zwischen Zivilbevölkerung u. Kriegführenden wird nicht mehr gelten. 2. Die Organisation für Kriegszeiten muß der politischen, verwaltungsmäßigen und wirtschaftlichen Organisation in Friedenszeiten angepaßt sein, und zwar gemäß einem genau festgelegten Plan. 3. Der Gesetzesvorschlag stellt nur einen allgemeinen Rahmen dar. Er legt grundsätzlich fest, daß die Pflicht zur nationalen Verteidigung sich auf alle sranz. Staatsangehörige, beiderlei Geschlechts, erstreckt, ebenso wie auf alle in gesetzlicher Weise aufgebauten Vereinigungen. Der Krieg darf keine Quelle für besondere Kriegsgewinne sein. Die Pflicht zur nationalen Verteidigung umfaßt für alle diejenigen, die über die notwendigen materiellen Hilfsquellen verfügen, den Zwang, diese dem Lande zur Verfügung zu stellen. Im Notfall aber kann die Regierung requirieren, jedoch nicht bloß durch Militär- und Marinebehörden. 'Die Oberkommandierenden der Streitkräfle zu Wasser und zu Lande sind berufen, die allgemeine Leitung dcr Militäroperationen nachden Weisungender Regierung zu übernehmen. Die Ueberwachung ist Sache der vor dem Parlament verantwortlichen Regierung. Was die parlamentarische Lag« in Kriegszeiten betrifft, so möchte Paul- Boncour dem Heeresausschuß den Vorschlag überlassen, wie die heikle Frage der militärischen Verpflichtungen von Parlamentsmitgliedern behandelt werden solle. Die neue Ordnung werde große Geldopfer erfordern.
Neuestes vom Tage
Arbeiter Vertreter im Handwerksbeirat
Berlin, 24. 3an. 3m Haushaltausschuß des Reichstags teilte Rcichswirtschastsmir.ister Dr. Enriius mit, daß Verhandlungen schweben mit dem Reichsverband des Handwerks über die Zuziehung von Arbciicrvcriretcrn in den Reichsbeirat des Handwerks.
Die Entschließung eines Abgeordneten, daß aus Drim- öen der Sparsamkeit mit der preußischen Regierung wegen einer Vereinigung des preußischen statistischen Amts mit dem Reichsamk verhandelt werden solle, wurde angenommen.
Weiterer Eisenbahner-Abbau
Berlin, 24. 3an. Rach dem Bericht des Reichsvcrkehrs- ministers soll eine Ber Minderung des Reichsbohn- personals von 707 859 auf 092 500 Kopse, also um rund 15 000 oorgenommen werden. Me Äurchschnikts- desoldung soll von 2523 (1926) auf 2571 Mark erhöht werden. Der Kohlenvcrb rauch wird (wegen Einführung der Elektrizität) im 3ahr 1927 auf 13,1 Millionen Tonnen gegen 15.14 in 1920 angenommen. Für Ausgaben für Oberdaustoffe und Baustoffe sind 203,0 Millionen Mark vorgesehen gegen 255,3 Millionen in 1920.
Der badische Landtag hat mit 40 Stimmen (Zentrum^ Demokraten und Sozialdemokraten) gegen 1 Stimme bei 13 Enthaltungen einen Antrag angenommen, der gegen die weitere Verminderung des Reichsbahnpersonais bei der Reicksreqierong Einspruch erhebt.
Die .mittlere Reife"
Berlin, 24. 3an. Mit dem Fortfall der Berechtiguuß zum Einjährig-Freiwilligendienst hat auch das ehemalige Einjährig-Freiwilligen-Zeugnis nach Oberfckunda seine in
nerc Berechtigung verloren. Reich und Länder sind dahr» übereingekommen, den Begriff der mittleren Reife einz«- führen nach mindestens sechsjährigem Lehrgang in eine» Fremdsprache. Welche Berechtigung im praktische» Leben die mittlere Reife, die auch für Mädchenschulen Alt. verleiht, wird zunächst der weiteren Entwicklung überlaste» werden mästen.
3000 neue Steuerbeamte
Berlin, 24. 3an. Eine Abordnung des Bunds der Reichssteuerbeamken erklärte dem Staatssekretär des Reichssinanzamts Popitz, es seien etwa 3000 weitere Beatme nötig, um den geregelten Betrieb in den Steuerämtern zu sichern. Der Staatssekretär sagte eine Prüfung der Forderung zu. — Da war die frühere Landesbesteuerung doch eine weit einfachere Sache.
Der Kronprinzenfohv und die Reichswehr
Berlin, 24. Jan. Die Liga zum Schutz der Deutsche« Republik hatte bei der Oberstaatsanwaltschaft in Potsdam Strafantrag gestellt wegen strafbarer Handlungen, angeblich begangen durch den Kronprinzensohn und die beb dem Manöver, in Münsingen zuständig gewesenen Offiziere- Darauf ist ihr letzt, wie der „Berliner Lokalanzeiger" meldet, der nachstehende Bescheid zugegangen: „Aus die hier am 5. November 1920 eingegangene Anzeige gegen Wilhelm Prinz von Preußen wegen Vergehens gegen den Paragraphen 132 und Uebertretung des Paragraphen 360 Ziff. S des Reichsstrafgesetzbuchs teile ich mit: Ich habe das Verfahren eingestellt, da eine strafbare Handlung nicht festgestellt worden ist. Denn nach der Auskunft des Reichswehrministeriums vom 22. Nov. 1926 und dem Zeugnis des Obersten.Hayn vom Reichswehrregiment 9 hat der Beschuldigte in der Zeit zwischen dem 14. August und 9. Sept 1926 lediglich alsZuschauereinzelnerUebungen des Reichswehrregiments 9 als Gast des Stabs beigewohnt Eine Befehlshabergewalt war ihm weder übertragen noch hat er solche ausgeübt. Der Beschuldigte hat weder die Uniform eines Leutnants der Reichswehr, noch Reichswehrabzeichen getragen. Bei dieser Sachlage kommt eine strafbare kiandluno anderer Veriow-n nickt in Fraae. ae».