Die £efeftunöe

Beik sudit ein Abenteuer

Eine heitere Eskimo-Geschichte von Per Alf Jensen

Beik stand am Gestade seiner Heimat und schaute interessiert dem Landungsmanöver des großen Schiffes zu. Er wußte, was das für ihn und seinen Stamm bedeutete, wenn die Weißen hier landeten. Sie brachten so wunder­bare, nützliche Sachen mit, und Tauschen war eine Leidenschaft der Eskimos. Doch wie er­staunt war er, als die Fremden das Land be­traten. Schwarze Kästen mit langen Beinen stellten sie auf. Das hatte Beik noch nicht ge­sehen. War das Zauber? Wie angewurzelt blieb er stehen. Die schwarzen Kästen surrten.

Einer der Männer winkte Beik, näherzu­kommen und nickte ihm aufmunternd zu. Wieder traten die Kästen in Tätigkeit. Zögernd gehorchte er. Als die Ankömm­linge Petroleumlampen, Kämme, Messer und Äxte auspackten, strahlte Beik und führte die Gäste zu den bunten Zelten. Ein langer, hagerer Mann wohl der Anführer bedeutete Beik, ihm zum Schiff zu folgen. Dieses Angebot war verführerisch genug, als daß er widerstehen konnte. Die Weite des Meeres, dahinter das rätselvolle Land der Weißen. Diese Dinge erweckten in ihm die Sehnsucht nach Abenteuern, von denen er nur träumen konnte. Er konnte es kaum fassen, er sollte reisen. Ein Traum sollte Wirklichkeit werden. Trunken vor Glück sagte er zu und nahm Abschied von den zurück­bleibenden Stammesgenossen. Stolz erfüllte ihn er, der Eskimo Beik, durfte reisen. Er malte sich aus, was er seinen Brüdern er­zählen könnte, wenn er wieder in der Heimat sein würde.

Nach langer Fahrt legte das Schiff an. Eine große Stadt mit riesigen Steinbauten. Das hatte Beik noch nicht gesehen, und er konnte nicht glauben, daß in diesen Steinkästen Men­schen wohnen sollten. Wie staunte er, als er mit seinen Freunden in einem riesigen, tag­hellerleuchteten Atelier stand. Wieder surrten die schwarzen Kästen.

Müde schlief Beik und erwachte am anderen Tag, als die Freunde ihn wieder ins Atelier brachten. Ein richtiges Eskimozelt stand in einer Ecke, mit Renntierfellen und einer Tran­lampe. Beik mußte sich setzen, Heimatlieder Bingen und so tun, als ob er zu Hause wäre. Aber er gewöhnte sich an die merkwürdigen Wünsche seiner Freunde, und er war ja so dankbar, obwohl er nicht begriff, warum das alles gemacht wurde.

Am Abend fuhren sie mit dem Auto zu einem großen Haus. Sein Begleiter führte ihn in einen schwacherleuchteten Raum und deutete ihm, Platz zu nehmen. Das Licht ging vollends aus und an einer weißen Wand er­schienen Menschen und Landschaften seine Heimat. Erschrocken staunte Beik auf die Geisterwand. Das natürlich, er sah sich selbst und hörte sich sprechen. Ein Grauen packte ihn und eine namenlose Angst überfiel ihn. Erst als sein Begleiter ihn am Ärmel zupfte und ihm erklärte:Beik Film. Du auch Film machen, war er beruhigt. Aber das Heimweh ließ ihn nicht mehr los.

Der Regisseur händigte Beik am nächsten Tage eine Menge Geldscheine aus und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. Noch wußte Beik nicht, was er mit dem Geld anfangen sollte, er kannte nur den Tausch Ware gegen Ware. Trotzdem beschloß er, einen Bummel in die Stadt zu machen heimlich und allein, ohne Begleiter. Als er in der Stadt war, wurde er von allen Seiten neugierig angestaunt, hin­ter ihm zog eine Schar der ansässigen Jugend, die*noch niemals einen Eskimo gesehen hatten. Ein Frisörladen wurde zum Anziehungspunkt, und Beik betrat neugierig das Geschäft. Er­staunt schaute ihn der Inhaber an, aber er be­griff sofort, als er die verfilzten, störrischen Haare des seltsamen Kunden bemerkte. Bald saß Beik auf dem Stuhl und die Haarschneide­maschine fraß sich surrend durch den Haar­

wust. Als Beik in den Spiegel schaute, prallte er entsetzt zurück und stellte fest, daß er seines Haarschmucks beraubt worden war. Er sprach nichts, hielt dem Frisör mechanisch einen Geldschein hin und konnte nicht be­greifen, daß er eine Menge kleinerer Münzen zurück erhielt.

Ein Kunde, der die Szene verfolgt hatte, nahm Beik am Arm und zog ihn mit sich fort. Vor einem Textilgeschäft blieben sie stehen und der Fremde versuchte ihm zu erklären, daß er in der Stadt einen Anzug tragen müsse, er würde sonst überall auffallen. Beik nickte willenlos und so betraten sie das Geschäft. Der Anzug stand ihm gut, aber er fühlte sich beengt in diesem Kleidungsstück. Was sollte er mit seiner bunten Heimattracht nun an­fangen. Doch der Fremde wußte Rat. In einem

Antiquitätenladen wurde Beik die bunten Kleider los und erhielt dafür Geldscheine.

Nach langem Umherirren erreichte er das große Haus, das ihm eine neue Heimat ge­worden war. Doch warum machten seine Freunde solch entsetzte Gesichter? Warum begrüßten sie ihn nicht freundlich, wie immer? Der Regisseur rang die Hände, als er Beik er­blickte, der auf alle Fragen nur den Kopf schüttelte. Da durchzuckte den Regisseur ein rettender Gedanke, er zog Beik die Jacke aus und entdeckte darin das Firmenschild. Bald sauste ein Auto in schneller Fahrt der Stadt entgegen. In dem Textilgeschäft erfuhr man alle Einzelheiten. Der Antiquitätenhändler händigte dem Regisseur die Bekleidungsstücke Beiks aus. Jubelnd preßte dieser seine heimat­liche Tracht, eine letzte Erinnerung, an sich. Eine Perücke ersetzte den fehlenden Kopf­schmuck. Die Mienen seiner Freunde waren wieder freundlich, und zufrieden betrat Beik das Aufnahmeatelier, und die langen schwar­zen Kästen surrten.

Die Krone des Lebens

Ein Drama des Alltags und der Tod zweier Liebenden

Es war an einem kühlen Morgen, als Felix Aik seine Frau Denise in einem Pariser Kran­kenhaus abholte. Die körperlich zarte Frau hatte soeben eine Operation überstanden, das Leben schien ihr wieder sicher, obwohl sie noch liegen mußte.

Monsieur Aik ließ seine Denise in ein Flug­zeug bringen, denn heim wollte man, endlich heim nach vielen ringenden Wochen. Madame Aik lag also angeschnallt auf ihrer Bahre, rundum saßen etwa zwanzig Passagiere in den weich gepolsterten Sesseln der Maschine. Die Propeller surrten, das Signal zum Start war klar, dann hob sich der Rumpf mit den blanken Schwingen.

Aber nach zehn Minuten stockte der Motor. Eine Notlandung auf freiem Feld war nicht zu vermeiden. Schon stieß die Haube am Bug einige Stichflammen aus.

Die Maschine stak im Acker fest. Und sie brannte prasselnd, als ein Steward geistes­gegenwärtig die von der Hitze bewirkte Ver­klemmung der Türen und Fenster erkannte;

Loch in den entschlüpfen.

er ergriff die Axt, schlug ein Boden, alle Fahrgäste konnten

Nur Madame Denise, die Kranke in den Schnallen ihrer Bahre, vermochte sich nicht zu bewegen. Da hielt Felix Aik kniend ihre Hände in den seinen, sprach auf die Gattin ein und beruhigte sie, er werde sie nicht ver­lassen. Und der Steward, hilflos vor der Macht dieses Bildes, entrann im letzten Augenblicke, als er sah, wie die Flammen bereits das Paar einhüllten, das, fest umschlungen, sich die letzten Worte des Vaterunsers in die Ohren flüsterte.

Das Flugzeug brannte völlig aus.

Die Zeitungen der Welt berichteten von dem Kaufmann Felix Aik und seiner Frau nur in knappen Sätzen. Wir wollen etwas andäch­tiger innehalten. Denn heute, wo es man­gelt an Ehrfurcht, wo Lieblosigkeit, Trug und Untreue alltäglich sind, sollten in unserem Gemüte die Opferflammen, die auf dem Acker bei Paris das Gehet zweier Liebenden ver­schlangen, noch etwas länger sichtbar sein.

Das indische Hollywood

Der einfache Darchschnittsfilm beherrscht die Produktion

Indien ist heute der zweitgrößte Filmprodu­zent der Welt. Letztes Jahr brachten seine Studios mehr als halb soviel abendfüllende Spielfilme heraus wie die Filmfabrik Holly­wood.

Indiens Hollywood ist zerstreut über die drei größten Städte des Landes: Kalkutta, Bombay und Madras. Die meisten Ateliers sind in Bombay, wo sie versteckt zwischen Baumwollspinnereien, Autowerkstätten und Mietskasernen des Industrieviertels der Stadt liegen.

Die meisten indischen Tonfilme werden nicht für den Weltmarkt hergestellt. Die Englisch sprechenden Eingeborenen in Städten wie Bombay und Kalkutta ziehen die Produkte Hollywoods den einheimischen noch vor; die nicht Englisch sprechenden Inder aber schwö­ren auf die Produktion ihres Landes, die in ihren Filmen ein Maximum an Handlung, Ge- glitzer und Musik, ein Minimum an gutem Dialog und Charakterdarstellung bietet.

Ein Beispiel für den Erfolg auf dem ein­heimischen Markt gab der FilmChandra- lekha, Indiens bisher größter Filmschlager. Er kam im Sommer 1948 heraus und läuft heute noch in einigen indischen Städten. Bis jetzt haben ungefähr fünfzehn Millionen Be­sucher den Film gesehen, und er hat mehr als zehn Millionen Rupien (über 2 Millionen Dollars) eingebracht. In Kalkutta lief er un­unterbrochen 550 Tage lang, in Bombay drei­ßig Wochen.

Chandralekha kostete mehr als je ein an­derer indischer Film fast vier Millionen Rupien, aber er folgte durchaus dem in Indien üblichen Inhaltsschema. Seine Hand­lung ist dem Märchenschatz des Landes ent­nommen.

Um die Einnahme zu steigern, bringen einige Filmproduzenten ihre Filme in mehre­ren Sprachen heraus; Indien ist ein Land mit über hundert Dialekten, und nur ein klei­ner Teil seiner Bewohner spricht Hindi. So werden die meisten Filme erst in Hindi ge­dreht, und anschließend werden andere Ver­sionen in verschiedenen Sprachen hergestellt meist nur sehr oberflächlich und flüchtig.

Der niedere Bildungsstand der breiten Masse bewirkt, daß die Filmhandlung so harmlos wie nur möglich gehalten wird. Die populärsten Themen sind Mythen aus dem großen indischen Sagenschatz. An zweiter Stelle stehen heroische, von Opfermut und platonischen Gefühlen überladene Liebes­geschichten. Soziale Probleme sind verpönt, da die Theaterbesucher, die vorwiegend aus rrmen Bauern und städtischen Arbeitern be-, stehen, nur das eine wollen: der grauen Wirk­lichkeit entfliehen in eine schönere Welt.

Die indische Filmmusik ist eine sonderbare Mischung aus orientalischen Rhythmen und amerikanischem Jazz Jahrgang 1925. Bei Un­termalungen werden meist Anleihen bei Wag­ner, Grieg oder Bizet aufgenommen.

dftlabtar jOuk st - einmal anders betrachtet

Dr. Friedrich Markus Huebner plaudert über das Raudien und Paffen

Jeder rechte Raucher, der sich selber beob­achtet, wird zugeben, daß die Zigarre, Zi­garette oder Pfeife, die er sich beim Arbeiten ansteckt, für die Arbeit und ihr Gelingen kei­neswegs eine Nebensache bildet. Es steht vielmehr so, daß die Gedanken gar nicht in Fluß kommen wollen, ehe man nicht das Zündholz entflammt und an den Tabak her­angeführt hat. Dies ist keine Folge der Ge­wohnheit. Es gibt viele Raucher, die schlech­terdings nur ein paar Züge nötig haben, ein wenig Rauch um den Kopf, ein klein wenig Tabakduft im Zimmer, und unverweilt fängt der Geist an sich zu regen und herbeizuschlep­pen, was man von ihm fordert.

Die Erklärung für diesen Vorgang weist auf das eingesogene Nikotin, das ein Reiz­gift ist und durch die Lungen hindurch im Blute einen Trubel anrichtet, der sich nach dem Gehirn fortsetzt und dort die Sitze der Schaffenslust, der Einbildungsgabe, der hur­tigen Verknüpfungskunst zum Schwingen bringt. Bei diesem Geschehen erscheint der Raucher gewissermaßen nur hinnehmend be­teiligt Alles spielt sich ja eben in sc.'-em körperlichen Innern, im Brustkasten, den Blutbahnen, den Gehirnzellen ab, und zwar von selbst, ihm unsichtbar, ohne sein aus­drückliches Zutun. Er, der Raucher, hat nichts zu besorgen als zu rauchen, nämlich graue oder blaue, dichte oder lockere Schwaden in die Luft zu blasen, alles in allem ein recht fragwürdiger, ja sinnloser, nur geldvergeuden­der Genuß.

Aber ist das wirklich der ganze Genuß? Ich spreche nicht von dem angenehmen Kitzel, den die Schleimhäute der Nase, nicht vom prickelnden Vergnügen, das die Geschmacks­nerven im Gaumen empfinden, wenn der ein­gesogene Rauch an ihnen entlang streicht, und ebensowenig von der eigentlichen Be­rauschung, die das Nikotin im Gehirn zu

Wege bringt. Dies alles sind ja eben die un­sichtbaren, beim Rauchen inwendig erzeug­ten Wirkungen. Ich spreche von dem anderen, dem sichtbaren und äußeren Vorgang, dem eigentlichen Tun des Rauchens, das aus dem saugenden Anblasen des glimmenden Krauts und aus dem Ausstößen des Rauchs besteht, dem Rauchen in seiner leibhaften Bedeutung, dem Schmauchen und Qualmen und Paffen. Läuft solches Tun wirklich nur auf Zeitver­treib, Spielerei und nutzlosen Unfug großer Kinder hinaus?

Jener Raucher, der sich selber beobachtet, wird dagegen Verwahrung einlegen. Und er wird ungefähr so sprechen: Wenn ich am Schreibtische sitze und schaffe, so will etwas aus mir heraus. Mein Denken, mein Geistiges und Persönlichstes will aus mir heraus. Es will Buchstabe oder Notenschrift oder Rech­nungszahl oder Bauplanzeichnung werden. Es will mir schwarz auf weiß gegenüberstehen und sich vom Reißbrett, aus dem Geschäfts­buch, vom Briefbogen als die Leistung an- blicken, die ich hervorgebracht habe. Hervor­gebracht aus der Tiefe meines Innern. Her­vor in die Erscheinungswelt. Ins Sichtbare. Und bei dieser Tätigkeit des Hervorbringens rauche ich. Ich stoße aus meiner Mundhöhle Qualm. Ich schiebe ein vorher nicht Sicht­bares heraus aus mir und lasse es sich drau­ßen vor meinem Gesicht ballen, ausweiten. Das Rauchen ist ein Gleichnis meines Denkens. Das Denken sieht seinen Hervortritt aus mir gleichsam mechanisch und sinnlich gemacht. Daran beschwingt es sich. Es geschieht gewis­sermaßen als ein doppelter Akt. Ist nicht auch das Denken und der Geist nur Rauch? Plötzlich gewinnen sie Form, hervorgeblasen aus der Tiefe meines Könnens . . . wie der Tabakrauch.

Und weiter spricht der Raucher: Die Ar­beit an meinem Schreibtische, das ist eine Art

innerlicher Ausräucherung. Ich befreie mich von dem, was bedrückt. Ich leuchte mit mei­nem Denken in alle Winkel meines Verstands, meines Gemüts, meiner Leidenschaften, und hole hervor, was sich da seit langem oder seit kurzem aufgehäuft hat. Ich entlade und er­leichtere mich seiner. Ich mache mich, indem ich schaffe, leer und geräumig zur Aufnahme neuer Eindrücke, wieder leicht und spannkräf­tig zur Bewältigung neuen Erlebens. Nicht ge­rade Gerichtstag ist, was ich halte, sondern Reinemachen, Läuterung, Auswurf überflüs­sigen Ballastes. Diese Ausräucherung findet in meinem Tabakrauchen ihr sichtbares Gleichnis. Ich sauge aus präpariertem glim­mendem Laub in mich dieses Etwas, was man gar nicht beschreiben kann: Rauch, einen Reizstoff aus Luft. Und die Weile, wo er in meinem Munde oder in meinen Lungen ist, be­lädt er sich gewissermaßen mit der Essenz meines Wesens. Nun blase ich. Die schöne oder häßliche Essenz sitzt am Rauch, sie wird von dem Atemstoß erfaßt, kann nicht los und fliegt, hast du nicht gesehen, mit zum Tem­pel hinaus . . .

Und weiter spricht der Raucher: Wenn ich arbeite, wenn mir gute Gedanken kommen sollen, jene ganz guten, die sich nur huschend und wie verhohlen einstellen, muß es um mich mäuschenstill sein. Es muß auch ein wenig dunkel um mich sein, Zwielicht; grelles Licht scheucht zurück, was gedacht und nieder­geschrieben sein will. Ich muß das Gefühl haben, die Welt sei versunken, so wie dem­jenigen die Welt versunken ist, der durch den Wald geht und eingeschlossen ist von den Stämmen, von den Schatten der Kronen und von der geheimnisvoll säuselnden Stille. Was ich denken oder schreiben werde, ist mir vor­läufig geheim. Ich kann es nur zu fassen be­kommen, wenn ich es als ein Geheimnis auch behandle, wenn ich es nicht ausplappere vor der Zeit, wenn ich mich, aus dem das Ge­heimnis hervortreten soll, mit einem Vorhang umgebe, hinter dem ich in diesem Augenblicke für niemand zu sprechen bin. Diesen Vorhang webe ich aus Rauch. Ich webe ihn als die

Blitzsauber nach, dem Frühjahrsputz: Holsteinisches Friesenhaus

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Der Leser dieser Zeilen, der in der Stille eines Dörfchens wohnt, empfindet die Luft der benachbarten Kleinstadt gewöhnlich als etwas Großartiges. Sie ist für ihn Ozon, das er nur selten atmet. Der Bewohner der Kleinstadt hingegen beneidet den Großstädter um seine Luft, und dieser wieder das scheint allmählich ein Naturgesetz zu sein stöhnt: Ach wenn ich doch den Frieden jenes Städtchens oder die idyllische Ruhe jenes Dörfchens atmen könnte. Jeder sehnt sich nach einer anderen Luft, und keiner weiß eigen - lich so recht, welche die gesündeste ist. Dia Ferne idealisiert sozusagen jene Luft, die man nicht täglich atmen kann.

Und doch ist keine von einem solchen Zau­ber umgeben, wie die der Kleinstadt, mag man sie noch so viel lästern oder auf sia schimpfen. Hier in der kleinen Stadt geht alles seinen beschaulichen Gang. Die Kinder spie­len auf der Straße, die Pferde ziehen langsam ihren Wagen und nicken mit dem Kopfe. Der Kutscher geht gemächlich daneben und knallt mit der Peitsche. Der Bürger ist hier überall zu Hause. Er macht seinen gewohnten. Abendspaziergang, trifft dieselben Bekannten und tauscht die neuesten Nachrichten mit ihnen aus. Und nirgends gibt es soviel Neues wie in der Kleinstadt. Das läuft von Mund zu Munde, und abends weiß es die ganze Stadt, wenn des Nachbars Fritz nach neun Uhr draußen an der Stadtmauer unter den alten Kastanien Arm in Arm mit der Tochter von Tischlermeister Hobelbein gesehen worden ist. Das ist ein so unendlich dankbares Thema für sämtliche Kaffeekränzchen.

Wie ein Spielzeug liegt sie da, die kleine Stadt. Die Sonne lächelt, sie liebkost das Kirchlein und streicht mit zagender Strahlcn- hand über den idyllischen Marktplatz, und der Mond grinst nachts so gemütlich, wenn im Ratskeller die Honoratioren am Stammtisch sitzen und Kleinstadtpolitik betreiben, bis um Mitternacht die alte Klirchturmuhr schlägt; und ein vielstimmigesProsit der Gemütlich­keit durch die Butzenscheiben über den Marktplatz kichert. Wenn auch ab und zu einmal die Mauern ein bißchen eng werden und die Atmosphäre zu schwül, eines Tages ist man doch wieder herzlich froh, wenn man nach einer kleinen Reise sich wieder um­wehen lassen kann von seiner lieben alten, gewohnten, vertrauten Kleinstadtluft. Ist es nicht so? Ur. P.

Wolke, die um meinen Kopf steht, und als jenes Gespinst gewichtloser Aschenteilchen, die in der Stube hoch und nieder treiben. Rauchen ist ein Abschirmungsverfahren. Hin­ter dem Rauch ist die sich vom Dickicht ab­setzende Lichtung, die man nicht finden, wo man mich nicht stören wird. Durch Rauch um- zirkt, höre ich und sehe ich nichts mehr von der gewohnten Umwelt, bin mit mir allein, darf meinen Gedanken gönnen, ihr ungebun­denes und unbeschwertes, ihr immerdar über­raschendes Schaffensspiel zu beginnen . . .

Der ausgesprochene Nichtraucher wird na­türlich vollkommen anderer Ansicht sein.

Die Anekdote

G. B. Shaw war bekanntlich Vegetarier. Eines Tages setzte man ihm bei einem Essen in London das Spezialgericht vor, das seine Freunde immer für ihn beredthielten, be­stehend aus verschiedenen Gemüsen und einer Salatsoße.

Sir James B., der bei Tisch Shaws Nach­bar war, beugte sich zu ihm und fragte ihn in vertrautem Ton:Sagen Sie mir bloß, haben Sie das gegessen, oder wollen Sie das erst essen.

*

Die KcTusm Maria von Rumänien fuhr bei ihrem Amerikabesuch (1927) an einer großen Irrenanstalt vorbei. Sie äußerte den Wunsch, diese unangemeldet zu besichtigen.

Man trat ins Vestibül des Hauptgebäudes und ließ den Chefarzt bitten.

Die Begleitung stellte vor:Ihre Majestät, die Königin von Rumänien.

Soso, sagte der Arzt.Und wie lange glaubt die Dame schon, das zu sein?

Die neue Hausgehilfin hatte bei dem Tier­vater B r e h m ihren Dienst angetreten.

In dieses Aquarium, sagte der alte Herr, müssen Sie jeden Morgen 30 Ameiseneier werfen.

Ja, gnädiger Herr, sagte das Mädchen. Hart oder weichgekocht"