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AUS DEM HEIMATGEBIET
MITTWOCH, 2. APRIL 1852
„Wer den Sdiumanplan verneint, verneint Europa“
Hauptgeschäftsführer Dr. Mussler vor den Unternehmern unseres Kreises
Ein erfolgreidies Turnjahr
Bad Liebenzell. Die aktiven und pas-
C ren Mitglieder der Turnerschalt 1895 Bad ebenzell hielten am vergangenen Samstag kn Gasthaus zur „Burg" ihre Jahreshauptversammlung ab. Der Vorsitzende Gustav Wicker hieß die Anwesenden herzlich willkommen und gab dann einen Jahresrückblick. Das Männerturnen, durchgeführt in 96 Turnstunden, nahm einen normalen und zufriedenstellenden Verlauf. Für die noch schulpflichtigen Jungen konnte eine Schülerabteilung geschaffen werden. Das Frauen- und Mädchenturnen verlief erfolgreich, obwohl noch immer eipe besondere Lehrkraft-für die notwendige Teilung der Frauenabteilung dringend benötigt wird. Nach dem Dank des Vorsitzenden an die Turnwarte für ihr treues und vorbildliches Mitarbeiten gab der Schriftführer Friedrich Wagner einen auszugsweisen Bericht über die durchgeführten Sitzungen des Turnrates. Der Kassenbericht, zusammengestellt vom Kassier Friedrich Schühle, wies einen befriedigenden Kassenbestand auf, der dem Verein die Durchführung der nächsten Aufgaben ermöglichen wird. Die anschließend 'durchgeführten Wahlen erbrachten keine Ver- inderung; ergänzend wurden Turnwart H. Leder und Jugendtumwart W. Kalmbach in den Vorstand gewählt. An den unter Punkt Verschiedenes bekanntgegebenen Veranstaltungen (4. Mai Waldlauf in Alzenberg, 22. Mai Gauwanderung, im Juni Gaujugendturnen in gchwann und im Juli Gauschwimmfest in Bad Liebenzell) will sich der Verein beteiligen. Mit einem erneuten Appell an die Jugendlichen zur Mitarbeit und einem gemeinsam gesungenen Turnerlied schloß der Vorsitzende die Versammlung.
CALWER ZEITUNG Vertag Paul Adolff, Calw, ln der Schwäbisdien Verlagsgesellsdiaft m. b. H. Chefredakteure:
Will Hanns Hebsacker und Dr. Ernst Müller. Lokale Schriftleitung: F. H. Scheele. Redaktion und Geschäftsstelle Calw: Lederstraß« Telefon 735
Drude: A. Oelsrhläger'sche Buehdrudcerei, Calw Monatl. Bezugspreis: DM 2.50 zuz. 30 Pfg. Trfigerlohn
Wildbad. Auf Montagnachmittag hatte die Industrie- und Handelskammer Rottweil die Unternehmer des Kreises zu einer Tagung ins Hotel „Post“ eingeladen, und in großer Zahl wurde dem Ruf Folge geleistet. Landrat a. D. Wagner, der Vizepräsident der Kammer, konnte eine stattliche Anzahl von interessierten Zuhörern willkommen heißen.
Hauptgeschäftsführer Dr. Mussler sprach zunächst über das Hauptthema des Tages, den Schum anplan. Er bedauerte, daß so mancher Unternehmer im Ansturm der innerbetrieblichen Probleme den Blick für die großen Vorgänge der Politik und der Wirtschaftspolitik verliere. Indem der Redner darauf hinwies, daß sich Politik und Wirtschaft nicht trennen lassen, kam er auf Einzelheiten des Plans zu sprechen. Zunächst gehe es um die Zusammenlegung der Bewirtschaftung von Kohle, Eisen und Stahl, doch stehe hinter diesem Nahziel stets die große Idee der wirtschaftlichen Integration Europas auf allen Gebieten von Produktion und Handel. Ganz Europa solle dereinst ein gemeinschaftlicher Markt werden, in dem alle Zollgrenzen verschwunden seien. Als den bereits Geschichte gewordenen Präzedenzfall dieser Entwicklung führte Dr. Mussler die Gründung des deutschen Zollvereins im Jahre 1834 an.
Eingehend erläuterte nun der Redner den organisatorischen Aufbau der Schumanplan- verwaltung und erklärte die Zusammensetzung, die Rechte und die Funktionen der einzelnen Instanzen.
Der Schumanplan, so betonte Dr. Mussler mit Nachdruck, könne sich nur dann vernünftig auswirken, wenn ihm Integrationen auf anderen Gebieten folgten. Das Ziel sei, den freien Wettbewerb zur Entfaltung kommen zu lassen und eine allgemeine Senkung des Preisniveaus durch Produktionserweiterung zu erreichen. Wer aber ein solches Ziel verneine, der verneine Europa.
Dr. Mussler stellte nicht in Abrede, daß der Schumanplan ein Wagnis ist, das Opfer verlangt, vor allem in der Aufgabe eines
Teils der eigenstaatlichen Souveränität. Man müsse jedoch optimistisch sein und solle bei den Vertragspartnern ebenfalls den guten Willen voraussetzen, statt zu unterstellen, daß sie den Schumanplan lediglich als ein Instrument zur wirtschaftlichen Ausbeutung Deutschlands geschaffen hätten. Der Schumanplan sei die wirtschaftliche Voraussetzung zur Erhaltung des Friedens.
Der Redner verkannte auch nicht, daß die Entflechtung der deutschen Kartelle und Großbetriebe, die auch jetzt noch von den Siegermächten fortgesetzt wird, nicht den Zielen des Schumanplans entspreche und bedauerte diese Tatsache.
Im zweiten Teil seines Referats kam Hauptgeschäftsführer Dr. Mussler auf die Investitionshilfe zu sprechen. Eine Milliarde DM muß von der weiterverarbeitenden Industrie, dem Handel und dem Handwerk aufgebracht werden zugunsten der Grundindustrien Kohle, Eisen und Stahl, Stromversorgung und Verkehr. Diese Last wird die Unternehmer schon in den kommenden Wochen vor große Zahlungsverpflichtungen stellen. Die Investitionshilfe ist notwendig geworden vor allem durch die Tatsache, daß in den letzten Jahren Investitionen in erster Linie in der Konsumgüterindustrie, nicht aber in den Grundindustrien erfolgt sind. Aber nur durch eine Produktionsausweitung der Grundindustrien können die Engpässe beseitigt werden, unter denen die weiterverarbeitende Industrie, das Handwerk und das gesamte Wirtschaftsleben zu leiden haben. Die Investierungen in den Grundindustrien dienen also letztlich dem Interesse aller.
Ausführlich erläuterte nun Dr. Mussler die Investitionshilfeabgabe-Erleichterungen. Die Höhe der Investitionshilfeabgabe wird für die einzelnen Betriebe errechnet zu je einem Drittel aus Gewinn, Umsatz und Abschreibungen. Erleichterungen sieht die Durchführungsverordnung vor 1. durch eine Sonderregelung für den Handel und einige andere Wirtschaftsbranchen, 2. durch die Möglich
keit der Stundung oder Gewährung von Nachlässen. Die Industrie- und Handelskammern sind beauftragt, im Einvernehmen mit Wirtschaftsverbänden und Fachgruppen Stundungsausschüsse in den einzelnen Finanzamtsbezirken zu bilden, deren Entscheidungen von den Finanzämtern zu respektieren sind. Diese Ausschüsse haben die Liquidität der einzelnen Betriebe zu beurteilen und dabei die demontagegeschwächten Betriebe besonders zu berücksichtigen. Dr. Mussler appellierte an die Unternehmer, die Arbeit der Stundungsausschüsse nicht durch allzuviele Anträge zu erschweren. Mit dem Zahlungstermin für die vorläufige Investitionshilfe sei für Anfang oder Mitte Mai zu rechnen.
Nachdem Landrat a. D. Wagner dem Redner für seine wertvollen Ausführungen gedankt hatte, rief er zur Diskussion auf. Hier ergaben sich noch einige interessante Einzelfragen, nach deren Klärung Dr. Mussler die Aussprache mit der Feststellung schloß, daß Europa untergehen müsse, wenn es nicht den Weg zur Zusammenarbeit finde und sich nicht zu einer dritten Kraft zwischen den großen Machtzusammenballungen des Ostens und des Westens entwickeln könne.
Unsere Gemeinden berichten
Althengstett. Um einem dringenden Bedürfnis entgegen zu kommen, wird von der Spar- und Darlehenskasse Althengstett eine hydraulische Mostereieinrichtung aufgestellt. Die Anlage soll zunächst in einem Teil der Flakhalle untergebracht werden. Mit der Inbetriebnahme ist bis Herbst dieses Jahres zu rechnen.
Gültlingen. Altersjubilare im Monat April: am 13. April Friederike Rivinius, geh. Waidmann, 72 Jahre; am 30. April Magdelena Wörner, geb. Dengler, 75 Jahre. Wir gratulieren.
Schömberg. Die älteste Einwohnerin des Kurortes, Frau Elisabeth Oehlschläger, geb. Müller, eine gebürtige Würzbacherin, durfte am 1. April in guter gesundheitlicher Verfassung ihren 92. Geburtstag feiern.
Gemeinde Deckenpfronn.
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1000 lfd. m Bordsteinen.
Pläne und Leistungsverzeidmisse liegen während der Dienst- ftunden auf dem Rathaus in Deckenpfronn zur Einsicht auf, wo auch achriftliche Angebote bis spätestens Montag, den 7. April 1952, vormittags 11 Uhr, verschlossen abzugeben sind. Öffnung der Angebote 11.30 Uhr, Zuschlagserteilung 19.30 Uhr.
Der Gemeinderat behält sich den Zuschlag vor.
Bürgermeisteramt.
Gemeinde Deckenpfronn.
Vergebung von Bauarbeiten
Für den Neubau des Farrenstalls der Gemeinde Deckenpfronn werden folgende Arbeiten zur Vergebung ausgeschrieben:
1. Grab-, Beton-, Maurer- und Dachdeckerarbeiten
2. Zimmerarbeiten (Bauholz wird gestellt).
Pläne und Leistungsverzeidmisse hegen während der Dienst- Ständen auf dem Rathaus in Deckenpfronn zur Einsicht auf, wo auch (dulftliche Angebote bis spätestens Montag, den 7. April 1952, vormittags 11 Uhr, verschlossen abzugeben sind Öffnung der Angebote 11.30 Uhr, Zuschlagserteilung 19.30 Uhr.
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