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Mit äen illustrierten Unterhaltungsbeilagen
„Feierstuncken" unck „Unsere Heimat"
Bezugspreise:
!Nc»mtI>ch einschließlich Orägerlokn /l NNO Einzelnummer 10 ^
Erscheint an jeäem Werktage
verbreitetste Zeitung im 0.kl.-Bezirk Nagold
Lchriftleitvng, Druck u. Verlag von S. w. Zaiser (Karl Saiser) Nagolä
Sen Gveramtsve-iEMtgow
Mit äer lanäwirtschaftlichen Mochenbeilage
„Haus-, Garten- unck Landwirtschaft"
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^elegramm-kidresse: Gesellschafter Nagold. In Fällen /höherer öemalt besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Postscheckkonto Stuttgart 51 Itt
Ar. 306 Gegründet I8L7 ^rettig, den 31 . Dezember 1826 Fernsprecher Nr 29 Ivo. Jahrgang
Des Gesellschafters Gruß zum neuen Jahre
Ob Maienschein auf allen Zweigen Me muntern vogelstimmen weckt.
Ob clie Natur in Lockesschweigen Unck Winterschnee äie Eräe äeckt.
Ich bin tagtäglich auf cken Beinen Unck gehe meinen weg cker Pflicht,
Bin stets willkommen sollt ich meinen — Seim Hellen Lag, beim Lampenlicht.
Unck wenn jetzt um ckie Johreswenäe Me Welt auf Stuncken frohgestimmt,
Im lieben Wort, im Muck cker Hänäe Den Neujahrsgruß emgegennimmt:
Dann will ich nicht cker Letzte bleiben Mls Gratulant, wie sonst es war.
Ich grüße äurch ckie Fensterscheiben:
Ihr lieben Leser — prost Neujahr! ^
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Glaubt mir, aus meinem Botengänge Begegnet mir viel Leick unck Not,
Die Sorge bleicht so manche Wange Im Kampfe um ckas liebe Brot. — vom ckunkeln Schwarzwalck bis zum Meere ver Deutsche heute bittenck spricht „Herrgott, ein gutes Jahr beschere Dem Volke unck — vergiß es nicht!"
wie leicht wirä mir ckie öotentasche, wenn ich auf meinem weiten Gang Mein völklein wiecker überrasche Seim freuäenreinen Scherz unck Sang, will's Sott, so wercken wir s erleben.
Daß veutschlancks Zukunft wiecker klar. Hilfst Vu ckazu ckie Schleier heben, vann sei willkommen, neues Jahr!
Silvester
Wieder senk! sich der eiserne Vorhang im große» Welten- cheater langsam und ehern herab Nnd das Spiel vom Meltenjahr >926 ist zu Ende . .
Und nun?
Waren wir nicht all« Zuschauer und Schauspieler zugleich? Aber da wir noch zürnen wollen mit dem Regisseur — da heben süß und befreiend, trennend und doch versöhnend, die Glocken an.
Silvester 1926! Und das große Weltentheater wird wieder ein schlichtes Menschenherz mit kleinen Wünschen und hoffenden Freuden. Noch ist eisiger Winter und Schneeflocken umtanzen wirbelnd und einlullend eine weiße Zukunft. Aber irgendwie wartet auch schon ein Frühling wieder und ein süßer Sommer verspricht neue Erfüllung. Und wie noch die gefurchte Stirn auf der Kontoseite des alten Jahres das Soll vom Haben abzieht, da hat längst eine gläubige Hoffnung den kleinen Ueberschuß grünumlaubt auf die neue, noch reine und rätselhafte Seite gebucht.
Silvester! So ist das Menschenherz letzten Endes ein Ding mit einem heiligen Egoismus, der da heißt: der Glaube an sich selbst! Wenn inan nur die Kraft behält hierzu! Und aus der Kinderzeit trippelt ein vorlauter Spruch mit ftwspender Verheißung an: Du selbst bist ja deine« Glückes Schmied! Und von allen vier Seiten bricht es auf einmal hell und weit in eine vertraute Heimat: Grün der Wald, weiß die Landstraße, blau der Himmel!
Wir können auch die Trompete blasen und schmettern weithin in das Land; doch schreiten wir lieber in Maientagen, wenn die Primeln blühen und die Drosseln schlagen, still sinnend an des Baches Rand.
Daß mußte schon Theodor Storm, und er war keiner von den Schlechtesten unter uns. Und mußte auch eine mehr als dreckige Zeit mitmachen. Und blieb doch jung dis an sein schneeweißes Alter. Das machte, er hatte ein «Utes Rezept erfunden. Besser, als alle Aerzte es je ver- sckre den können und nachhaltiger in der Wirkung, als alle Apotheker es je zusammenbrauen mögen:
Ein Blatt aus sommerlichen Tagen,
Ich nahm es so im Wandern mit,
Auf daß es einst mir möge sagen,
Wie laut die Nachtigall geschlagen.
Wie grün der Wald, den ich durchschritt.
Und liegen wir immer noch im Kampf zwischen Bruder and Bruder — Menschenherz, verzage nicht. Nach jedem Winter kam noch ein Sommer! Nur daß er nach aller Not und Pein immer noch glühender, immer noch heißer ersehnt werden wollte.
Was aber lebte ein Mensch noch länger auf Erden, hätte «r den Glauben verloren! Und merk auf, der Glaube hat es auch auf dich abgesehen. Grad auf dich, weil du dich so sperrst und weil man dir schon auf zehn Schritte weit das Wort von den Lippen ablesen könnte: „Glaubst du denn noch an einen neuen deutschen Frühling?"
Ja, und mit all den tausend Echos aus all den tausend aufraufchenden Wäldern unserer Heimat: Ja, glaub' an «nen neuen deutschen Frühling!
Areilich, es geht nickt ohne böse Wetter ab in einem richtigen Sommer. Und Donner und Blitz mögen noch oft die deutsche Träumerseele wachrütteln. Es schadet wirklick
nichts. Hernach wird i . die Ernte eingesahren. 0 n scklechter Landmann, der nicht säen möchte, lveil Haoel und Unwetter ibm Mübe und Breis schlimm vergelten könnten. Erst recht stellt er seinen Mann. —
Silvester 1926! Do nnd alle Fenster da drinnen in deinem Herzen weit offen. Nun albt es nicht Sieg noch Niederlage inehr. Nur die große Neuiabrssomre blickt, eui , tief versckleierter Mond in die heißen Wünscke an das neue Jahr, rührend und verheißend wie eine schöne Braut....
Doch die Pause ist vorüber. Schon bebt das unerbittliche Klingelzeichen zum neuen Weltenakt an. Und stell und langsam steigt wi^er der eiserne Vorhang. Lasset uns glauben an den alten Herrgott!
Der Blick in die Zukunft
Wollen wir Blei gießen? Wollen wir Apselschalen über die Schulter werfen? Wollen wir die Mysterien des Kaffeesatzes ergründen? Ach, dies ist alles überholt und nicht ganz zuverlässig. Heute kaust man sich einen der vielen astrologischen Kalender, der für jeden Tag des Jahres das allgemeine und persönliche Schicksal ansagen und die nicht nur das Wetter verraten, sondern auch angeben, wann man sich am besten die Haar« schneiden läßt, Aktien kauft und Prozesse beginnt. Vor hundert Jahren waren in diesen Kalendern außerdem noch die günstigsten Zeiten für Aderlässe genannt, aber das ist jetzt nicht mehr notwendig, weil für Aderlässe schon das Steueramt hinreidiend sorgt, und überdies ist inan darauf gar nicht neugierig.
Indessen scheint die Aufklärung auch in unserem Jahrhundert noch nicht in alle Volkskreise gedrungen zu sein. Wenigstens habe ich, so unglaublich es auch klingen mag, mehrere Familien angetroffen, die noch keinen astrologischen Kalender hatten! Angefeuert von dem Wunsche, den Weg dieser armen Unwissenden durch das Licht des Wissens zu erhellen, begab ich mich neuerdings zu der aus früheren Berichten bekannten Sterndeuterin Frau Siebzehnrübl, um sie über das Kommende zu befragen. Schon beim Betreten der Wohnung umnebelte ein geheimnisvoller Duft von Kartoffelsalat »nein« Sinne, lind Frau Siebzehnrübl, das durchgeistigte Antlitz verhüllt von den Dämpfen eines Pfefferminztees, lüftete vor meinen Augen einen Zipfel jenes Schleiers, hinter dem das Bild von Sais sichtbar wurde, wobei sie erklärte, dieses Bild sei garantiert licht- und waschecht, kein Schwindel, keine Reklame, also
Bitte ausschneiden und aufheben!
Das kommende Jahr wird, wie astrologische Berechnungen mit Sicherheit ergeben, 365 Tage haben, welä>e am Anfang und am Ende des Jahres kürzer, in der Mitte jedoch länger und teils glücklich, teils unglücklich sein werden. Ein genaues Horoskop müßte erst ausgearbeitet werden <„und liefere ich dasselbe bei Bestellung bis zum 6. Januar zum Vorzugspreise von 25 Mark"), aber auch bei flüchtiger Betrachtung läßt sich folgendes feststellen:
Die allgemeine Weltlage ist schlecht, weist jedoch für den, der es glaubt, Anzeichen einer Besserung auf. An einem durch landschaftliche Reize ausgezeichneten Ort wird eine Konferenz stattfinden, die für eine der beteiligten Parteien Dorteile bringt, während die andere über den Löffel balbiert wird. Das europäische Gleichgewicht wird immer stabiler, insofern als der eine beharrlich unten und der andere ebenlo beharrlich oben lieg:. Jedoch machen
Nch im Welten und Süden Europas Schwankungen bemerkbar, deren Wirkung auf die Valuta nicht ausbleibt; diese können nach oben öder nach unten gehen, je nach gewissen Strömungen, die über ein großes Wasser kommen. Länder mit Kolonien und kolonialen Bestrebungen geraten in eine schwierige Lage, besonders in Afrika und Asien; Länder ohne Kolonien können in eine schwierige Lage jedoch nicht geraten, weil sie ohnehin schon drin sind. In manchen Gegenden ist eine Mißernte, in manchen jedoch eine gute Ernte zu erwarten.
Deutschland. Die äußere deutsckic Politik bleibt so wie bisher und hat ihren.Namen daher, daß sie in äußer- deutschen Ländern gemacht wird. Rückwirkungen aus die Wirtschaftslage bleiben nicht aus, können aber nur bis zu einem gewissen Punkte gehen, denn wenn alles pleite ist, wird der Konkurs aus Mangel an Masse eingestellt — eine Aussicht, die gewiß zu Trost und Hoffnung berechtigt! In Berlin platzt ein Reifen am Auto eines Ministerialdirektors, was jedoch nach genauer Untersuchung durch die Entwaffnungskommission nicht als nnlitärisches Vergehen ausgelegt wird — der Geist von Locarno macht sich in diesem Fall vorteilhaft bemerkbar. — Die innere deutsche Politik belebt sich, vorausgesetzt, daß die Reichstagsdiäten aufgebeffert werden. Andernfalls und überlsaupt findet sie nicht statt. Auf wirtschaftlichem Gebiet lebhafter Kuhhandel, besonders bei Kabinettsneubiidungen; hinsichtlich des Parteilebens ist ein wesentlicher Fortschritt zu erwarten, so daß das ideale Ziel, nämlich daß jeder Deutsche Sonntags seine Partei im Topf hat, immer näher rückt. In Berlin wird ein Kaufmann entdeckt, der noch nicht den Dircktortitel hat; er wird ins Museum für Völkerkunde überführt. Die Beziehungen der einzelnen deutschen Stämme untereinander und zum Reich bleiben nach wie vor herzlich und opferwillig; starke preußische Einwanderung nack Bayern, besonders im Juli und August, jedoch nicht von Dauer. Ein Konkordat zwischen Preußen und Bayern in der Staatsgrundfrage, ob es „Kegel schieben" oder „Kegel scheiben" heißt, kommt noch immer nicht zustande. Debatten über die Einheitskurzschrist. In der Iähresmi'tte .zahlreiche Kongresse und Reden. Auf dem Gebiet des Sports wird ein neuer deutscher Rekord im Strohdreschen aufgestellt. Im Reich der Kunst mehrere Todesfälle und auch laust allgemeine Haltungslosigkeit. Opernfestspiele enden wie gewöhnlich mit einem Fehlbetrag. Männer der Literatur haben Mühe, ihrem Volk Ewigkeitswerte zu vermitteln. Was die Malere! anbetrifft, so okeibt lediglich die Bildfläche übrig, von der sie verschwunden ist, weil die deutsche Kulturnation ihre Künstler verhungern läßt. Besagte Bildfläche wird in eine Automobilrennbahn verwandelt, um einem dringenden Bedürfnisse abzukelsen. — Im übrigen wird der allgemeine Fortschritt weniger durch astrale Einflüsse als vielmehr durch den Kurszettel bestimmt
Das Wetter läßt sich mit ziemlicher Sicherheit Voraussagen. Die Temperatur bewegt sich in einer Kurve, deren Scheitelpunkt in die Jahresmitte oder etwas später zu liegen kommt. Sinkt das Thermometer unter Null, so ist Frost, steigt es über 25 Grad, so sind Hitzeferien zu erwarten.
Bon den einzelnen Monaten bringt der Januar anfänglich viele Geldausgaben auch bei Privaten. Gegen Ende des Monats und auch im Februar macht sich ein Ansteigen der Vergnügungssucht un- damit ein guter Geschäftsgang in den Pfandhäusern bemerkbar, der jedoch am 2. März jäh unterbrochen wird. Der März bringt Schnupsengesahr. Von Juni bis August gesteigerte Unruhe in der Bevölkerung, was sich in erhöhter Reise- rätigkeit und Zunahme der Autounfalle bemerkbar macht; die Einnahmen der Reichsbahn wachten. Im lehren Jahres-