NUMMER 190

AUS DEM HEIMATGEBIET

MITTWOCH, 8. DEZEMBER l»fil

Ein Gemeinde-Archiv im Aufbau

Neuweiler. „Freund, auch in diesem Dachgestühl sah man vor kurzem noch nicht viel!“ So verkündet einer der launigen Sprü­che im Archivraum des Neuweiler Rathauses. Ja, auch hier lagen die Dinge im Argen: Wohl hatten die Bürgermeister mit vieler Treue alle Bestände einstiger Jahrhunderte aufbe­wahrt, mit der Zeit war aber ihr Arbeits­bereich so vielfältig geworden, daß keine Zeit dazu übrig blieb, nach den stillgewordenen Aktenmumien auf der Rathausbühne zu sehen. So lagen diese bis vor einem Jahr ver­staubt, zerfressen und von der Nässe teilweise angefleckt als geduldeter Plunder umher. Jede Altpapiersammlung oder Entrümpelung brachte Bände und Büschel in die Gefahr, auf

Nimmerwiedersehen in die Papierfabrik ab­zuwandern.

Was wäre uns dabei verloren gegangen? Haben wir nicht genug Sorgen, andere, ganz neuartige Sorgen — was soll uns das Ver­gangene noch sagen können? Allerdings, un­sere täglichen Sorgen genügen uns, aber es mag uns trösten, wenn die Seiten der Ge­meinderatsprotokolle beweisen, daß viele die­ser so modernen Sorgen auch schon unsere Voreltern geplagt haben, daß so ein stiller Band manche Antwort auf neugierige Fragen birgt, daß die Akten z. B. der Armenpflege die richtige Antwort auf die Frage wußten, wer die Ortsarmen zu versorgen habe: Es stufe sich jeder selbst nach seinem Vermögen (in doppeltem Sinn gebraucht!) ein und gebe

danach ..., daß die von uns über die Schulter angesehene Vergangenheit zwar karg und bescheiden, aber doch reicher mit den Gütern einer kernigen Kultur gelebt hat. Sentimen­talitäten? Keinesfalls. Uns tut, Besinnung not. Die Urkunde ist dazu ein Weg,

Eine Zusammenstellung gewonnener Ergeb­nisse soll uns diese verschiedenen Wege zei­gen, weshalb zum Besuch des Gemeinde- Archivs Neuweiler eingeladen wird. In der Zeit vom 5. bis 9. Dezember, jeweils nach­mittags, ist Gelegenheit gegeben, das neuent­standene Archiv anzusehen. Möge diese Ein­ladung alle mit der Verwaltung von Archiv­gut Beauftragten zur Schaffung ähnlicher Einrichtungen anregen; wir sind dies unserer Zeit schuldig. W.P.

Die Dichterin Lutz-Weitmann f

Bad Teinach. Die Schöpferin vieler un­vergänglicher Gedichte und Lieder, Frau Ma­ria Lutz-Weitmann, die seit vielen Jahren im Teinachtal (Markung Sommenhardt) wohnhaft war, ist nach längerem Leiden Ende letzter Woche an den Folgen einer Herzstörung ver­storben. Sie wird heute um 15 Uhr in Stutt­gart-Münster, am Heimatort ihrer Kindheit, dessen Ehrenbürgerin sie war, zur letzten Ruhe gebettet.

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