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NUMMER 18

Sieben Tage im Bild

Joe und Winnie tausdien goldene Uhren

Ein Kapitel aus Churchills künftigen Erinnerungen

In der ZeitungPolitiken veröffentlicht der bekannte dänische Journalist Paul Sabroe folgende humoristische Betrachtungaus Churchills kommenden Memoirenbänden und schildert darin, wie der britische Premier mit seinen Problemen fertig wird.

Ich mußte am 26. Oktober meinen Mittags- gchlaf ausfallen lassen, denn man hatte mir lnitgeteilt, ich sollte Attlee ablösen. Einige Tage später fuhren wir in zwei Taxis nach Downingstreet 10, meine Frau, mein Sekretär, meine Bulldogge und ich im ersten, im zwei­ten folgte das Mädchen mit allen Aschenbe­chern.

Ich bekam mehr zu tun, als ich erwartet hatte. In der ganzen Zeit, da Morrison Außen­minister war, hatte er eigentlich nichts ande­res als Festival of Britain gemacht. Er hätte lieber zwischendurch mal das Flugzeug nach Teheran nehmen sollen, um ein wenig mit Mossadeq zu plaudern.

Selbstverständlich muß ein Mann reizbar werden, der immerzu im Bett liegt. Die Laken werden jeden Tag zerknautschter und sind allmählich übersät mit Brotkrümeln und den Kernchen der Weintrauben, die seine Besucher ausspucken. Ich hätte Mossadeq schon zum Aufstehen gebracht, und als ehemaliger Jour­nalist hätte ich ihn mit meinen Lebensan­schauungen bekannt gemacht: ich gebe nie meine Quellen preis, und besonders nicht, wenn sie öl enthalten.

Nun war es zu spät, um Mossadeq zu be­suchen, und so fuhr ich eines Tages zu König Faruk auf Besuch. Ich brachte eine Kiste mei­ner besten Zigarren mit, eine Flasche Whisky und einen Würfelbecher. ,Knobeln macht kei­nen Spaß', sagte Faruk, wie ich erwartet hatte. .Monte Carlo ist besser.' Ich wußte, daß es ihn ärgert, nicht das ganze Jahr an den süd­französischen Spieltischen verbringen zu kön­nen. Deshalb flocht ich listig in unsere Unter­haltung ein, daß wir Ifeuez solange fiir ihn bewachen würden. Darüber war er sehr froh und stellte mich seiner Frau vor, die so rund­lich geworden war, daß sie fast aus ihrem gu­ten Krokodilmantel herausplatzte. Sie hätte die Flitterwochen an der Riviera auch gern verlängert, weil sie wußte, daß Flitterwochen ln Ägypten höchstens bis zur Scheidung dauern. Wir trennten uns als die besten Freunde, und beim Abschied schenkte ich Fa­ruk einen elektrischen Bartstutzer.

Als ich nach Hause kam, rief ich den Boxer Turpin an und gab ihm meinen Wunsch be­kannt, er möge sofort Sugar Ray zum Revan­chekampf nach London einladen und ihn fer­tigmachen, bevor ich im nächsten Monat nach den USA führ, um Truman und Eisenhower zu besuchen. Es war eine nette kleine Reise. Ich kann die Ergebnisse unserer Geheimver- handlüngen natürlich nicht preisgeben, aber jedenfalls saßen wir einen ganzen Tag im Wei­ßen Haus und tranken Tee, und als Trumans Tochter Margaret mich fragte, was ich noch gern hätte, antwortete ich,' weil ich selbst eine

Tochter habe, die singt: ,Ach bitte ein Butter­brot mit dänischem Käse! 1

Dann fuhr ich nach Rußland. Es war schon viele Jahre mein Wunsch gewesen, meinen al­ten Freund Joe im Kreml zu besuchen. Wie erwartet, war der Empfang sehr herzlich. Der Beherrscher aller Russen stand vor der Kreml­tür als ich ankam, und seine Umarmung war so kraftvoll, daß meine Zigarren in der Brust­tasche zerbrachen. Dann gab es ein gewaltiges Frühstüdc mit Kaviar und doppelstöckigem Wodka. ,Du hast nicht viel Stimmen bei dei­ner Wahl gekriegt', sagte Joe; ,um in Ruß­land gewählt zu werden, braucht man mehr.'

,Ein Prost auf das Vaterland des Parla­mentarismus!', sagte ich, und Joe lachte so, daß er fast seinen Wodka verschüttete.

,Es ist sehr schön, daß du gekommen bist', fuhr er fort. ,Es ist sehr langweilig, immer herumzusitzen und mit den Friedensdelega­tionen rotes Selterwasser zu trinken. Winnie, kannst du mir sagen, warum Taubenfreunde immer Rohköstler und Abstinenzler sind? Ist es wirklich notwendig, um in einem Punkt fa­

natisch zu sein, es auch in allen anderen zu sein? Prost, Winnie! Erinnerst du dich noch, als wir uns in Teheran trafen und du das hübsche Lied vortrugst?.' ,Ich erinnere mich ge­nau', sagte Joe, und in seinem rührenden Eng­lisch sang er: .Persia is just like other places / Except for Persian peoples faces. / The world will end as it began / In Teheran.'

Wir kamen einander in jener Nacht viel näher, klärten einen Haufen politische Pro­bleme, und beim Kaffee gaben wir mit un­seren goldenen Uhren an. Ich hatte nach dem Wahlkampf eine mit der eingravierten Wid­mung .Churchill von dankbaren Wählern sei­nes Wahlkreises' erhalten, aber meine Uhr war nichts gegen die, die Stalin aus seiner Tasche zog und auf der zu lesen stand: .Mar­schall Pilsudski vom Warschauer Magistrat.' Obwohl es für ihn ein schlechtes Geschäft war. schlug er vor, die Uhren zu tauschen, und wir blieben gemütlich beisammen, bis der Tag graute.

Am nächsten Morgen kam Joe persönlich, um mich zu wecken, und er zeigte mir die neueste Nummer der Prawda, auf deren er­ster Seite stand, daß sie meine Erinnerungen mit Alleinrecht für alle zivilisierten Länder erworben hatte.

u -- Kanada zurück. Prinzessin Elcza- be.h und ihr Gatte, der Herzog von Edinburgh, sind aus Kanada zurüdegekehrt.

Soli ich meinen Mann für tot erklären lassen?

So fragen sich viele Frauen / Zahlen mahnen

Aifray wird nidit gehoben

LONDON. Das britische UnterseebootAff- ray, das im Frühjahr mit der gesamten Be­satzung im Kanal unterging, kann nicht ge­hoben werden. Marineminister Thomas gab lm Unterhaus bekannt, daß die Bergungsver­suche aufgegeben werden mußten. Das Boot, das am 14. Juni mit Hilfe eines Unterwasser- Fernsehgeräts von Tiefseetauchern entdeckt wurde, liege in tiefem Wasser an einer Stelle mit starker Gezeitenströmung. Über die Ur­sache der Katastrophe könne man vermuten, äaß im Zusammenhang mit einer Batterie- xplosion der Schnorchel beschädigt worden sei. Alle Feststellungen hätten ergeben, daß die Besatzung keine Zeit hatte, Rettungsver­suche zu unternehmen.

Die kürzlich vom Caritasverband in Frei- burg veröffentlichte Warnung vor vorschnel­len Todeserklärungen im Osten Vermißter be­rührt eine Frage, die ebenso aktuell wie pro­blematisch ist. Immer wieder einmal müssen sich die Gerichte von der Öffentlichkeit meist imbeachtet mit Fällen befassen, in denen ein Totgeglaubter heimkehrte und seine Ehegattin wieder verheiratet vorfand.

Erschütternde Zahlen

Betroffen nehmen wir Kenntnis von der Zahl derjenigen aus Hunderttausenden im letz­ten Kriege verschollener Männer und Frauen die bereits für tot erklärt und in dem beim Standesamt 1 ln Berlin geführtenBuch für Todeserklärungen eingetragen sind: von 1938 bis Ende 194S insgesamt über 13 000, 1948 über 23 000, 1949 über 17 000, 1950 allein fast 80 000, von 1938 bis 1. Juni 1951 insgesamt über 184 000, bis heute bestimmt schon über 200 000!

Nach statistischen Erfahrungen rechnet man dabei mit einer Fehlerquote von 1 Prozent. Das heißt, es dürften etwa 2000 Perso­nen ihre Todeserklärung über­lebt haben! Tatsächlich mußten von 1938 bis zum 1. Juni 1951 bereits in 660 Fällen die Todeserklärungen wegen Überlebens aufge­hoben werden.

Wer kann für tot erklärt werden?

Voraussetzung der Todeserklärung ist V e r- schollenheit und Ablauf, bestimmter, je nach den Umständen verschieden langer Fri­sten.Verschollen im Sinne des Gesetzes ist, wessen Aufenthalt während längerer Zeit unbekannt ist, ohne daß Nachrichten darüber vorliegen, ob er in dieser Zeit noch gelebt hat oder gestorben ist, sofern nach den Umständen hierdurch ernstliche Zweifel an seinem Fort­leben begründet werden. Nicht alsVerschol­len gilt dagegen, wessen Tod nach den Um­ständen nicht zweifelhaft ist. Hier kommt nicht Todeserklärung, sondern Feststellung des To­des und der Todeszeit in Frage, die aber die­selben Wirkungen hat.

Für die Verschollenheitsfälie aus Anlaß des Krieges von 1939 bis 1945 gelten folgende Vor­schriften: Wer vor dem 1. Juli 1948 im Zu­sammenhang mit Ereignissen oder Zuständen des letzten Krieges (z. B. Flucht aus dem Osten) vermißt worden und seitdem unter Um­ständen, die ernstliche Zweifel an. seinem Fort­leben begründen, verschollen ist, kann für tot erklärt werden.

Wer in dem letzten Zeitpunkt, in dem er nach den vorhandenen Nachrichten noch gelebt hat, infolge Gefangennahme oder infolge einer

gegen ihn gerichteten Zwangsmaßnahme (KZ!) seinen Aufenthalt nicht frei bestimmen konnte und seit diesem Zeitpunkt unter Umständen, die ernstliche Zweifel an seinem Fortleben be­gründen, verschollen ist, kann jedoch erst für tot erklärt werden, wenn nach dem Ende de3 Jahres, in dem er noch gelebt hat, fünf Jahre verstrichen sind. War der Verschollene in dem bezeichneten Zeitpunkt in Lebensgefahr, so tritt an die Stelle der Frist von fünf Jahren eine solche von einem Jahr.

In welchem Verfahren?

In dem auf Antrag eingeleiteten Todeser­klärungsverfahren erläßt das Amtsgericht ein Aufgebot mit der Aufforderung, der Verschol­lene und alle, die etwas über ihn wissen, soll­ten sich zu einem bestimmten Zeitpunkt mel­den. Verläuft dieses öffentlich bekanntzuma­chende Aufgebot erfolglos, so ergeht bei Vor­liegen der Voraussetzungen der Todeser­klärungsbeschluß.

Im Hinblick auf die tiefgreifenden Wirkun­gen auf rechtlichem wie menschlichem Gebiet, die eine falsche Todeserklärung mit sich brächte und von denen ein anderes Mal die Rede sein wird, muß betont werden, daß nie­mand ohne zwingenden Anlaß jenen schwer­wiegenden Antrag stellen sollte.

EinelebendeFriedenstaube b,ach­te der sowjzetische Außenminister Andrej Wy- schinskl am 16. November mit in den Sitzungs­saal der UN-Vollversammlung. Sie geht aller­dings lahm. Links, mit Bart, der russische Bot­schafter in Paris, Alexis Pawlow.

Sender Benghasi inDeutsch

BENGHASI. Die Deutschen lm Mittelmeer­raum haben jetzt die Möglichkeit, einen deut­schen Rundfunksender zu hören, der auf af­rikanischem Boden steht. Mit britischer Un­terstützung wurde derdeutsche Sender Beng­hasi in Betrieb genommen, der täglich von 17.00 bis 21.00 Uhr deutscher Zeit Sendungen in deutscher Sprache verbreitet, die von Deut­schen gestaltet werden. Sein Programm ist in erster Linie für die deutsche Kolonie in Beng­hasi bestimmt, zu der etwa 2000 Menschen gehören. Die Sendungen gehen über dieMit- telwelle 211 (1420 khz).

Was will die Fieimaureiei?

Nach Deutschland kam die Freimaurerei im Jahre 1737. Im Lauf der Zeit gehörten viele führende deutsche Männer, darunter auch ka­tholische Geistliche, den Logen an. Gleich den Juden und den Jesuiten wurden die Freimau­rer vom Nationalsozialismus unterdrückt und verfolgt. Nach der Befreiung vom National­sozialismus wurden allenthalben auch die Lo­gen wieder eröffnet.

Die Freimaurerei ist ein Männerbund, eine Gemeinschaft, deren Auffassung es ist, daß der Mensch wie das ganze Menschengeschlecht einer sittlichen Höherentwicklung fähig und wert ist. Sie erzieht ihre Mitglieder, diese sitt­liche Höherentwicklung durch tätige Erfüllung des Lebens zuerst an sich selbst und dann durch ihr Beispiel auch an anderen durchzu­führen. Sie setzt bei ihren Mitgliedern den Glauben an Gott als dem allmächtigen Bau­meister der Welt, an eine höhere sittliche Weltordnung und an die Unsterblichkeit der Seele voraus. Sie verteidigt die Freiheit des Glaubens, des Gewissens, der wissenschaftli­chen Forschung und achtet jede aufrichtige

religiöse Überzeugung. Sie ist eine Kultge­meinschaft, die sich von anderen .dadurch un­terscheidet, daß sie dogmenfrei ist So arbei­tet sie in ihren Kulthandlungen nicht mit ab­strakten eindeutigen Begriffen, sondern si* drückt alle ihre Lehren in Symbolen aus.

Wir wissen auch, daß Humanität und Tole- ranz Folgen der Freimaurerei sind. Sie hat keine Geheimnisse, ihre Geschichte, ihr* Grundsätze, ihre Organisation sind allgemein bekannt. Lediglich das Ritual und die Er­kennungszeichen sind nicht öffentlich. Sie ist kein Unterstützungsverein, obwohl sie ausge­dehnte Wohlfahrtspflege treibt; der Bruderge­danke zwingt sie ja, notleidenden Brüdern und Mitmenschen zu helfen, soweit das in ih­ren Kräften steht. Was Fichte gesagt hat, daß man im Freimaurerbund überall Menschen finde, denen man sichmit vollem Vertrauen als den Führern und Leitern seines Lebens in die Arme werfen könne, das ist noch heut* wahr und wird wahr bleiben, solange der Bund besteht. Kann man einem freien Bund wie es die Freimaurer sind, ein schönere* Zeugnis ausstellen? J. O.

Barabbas vor dem Statthalter

Von Pa er Lag erkvist Literatur-Nobelpreisträger 19S1

Es erregte großes Erstaunen in der Mühle, als der Sklaventrelber eines Morgens erklärte, Sa­hak u n< j Barabbas sei befohlen, sich an diesem Tage zu festgesetzter Zeit bei niemand Geringe­rem als dem Prokurator einzufinden. Dergleichen war nie zuvor geschehen, auf jeden Fall nicht während der Amtszeit dieses Sklavenantreibers, und der war mindestens so erstaunt wie die anderen und begriff nicht, wie das alles Zusam­menhängen konnte. Zwei erbärmliche Sklaven geradewegs zum römischen Statthalter! Er mußte ie dorthin geleiten und wirkte selbst beinahe ein wenig ängstlich, denn er hatte noch nie im Leben seinen Fuß in die Residenz des Gewalti­gen gesetzt.

Bei dem großen Haus angekommen, wurden sie Pon einem stattlichen schwarzen Sklaven, der mit einer Kette um das Fußgelenk an den Türpfosten gefesselt war, durch die geschnitzten Türen aus Zedernholz eingelassen. Er führte sie nur bis in nie Vorhalle und überantwortete sie dort einer wache, die sie über einen sonnenbeschienenen Hof m ein nicht sehr großes Gemach führte, das hach dem Hofe hin offen war. Dort befanden sie ich mit einemmal vor dem Römer.

Der Statthater war ein kräftiger Mann in den Sechzigern, mit einem fülligen, aber straffen Ge­weht, breitem Kinn und einem Mund, de<(* sie ogieich ansahen, daß er gewohnt sei, zu befeh- len. Sein Bück war scharf beobachtend, aber nicht eigentlich unfreundlich. Seltsamerweise hatte er im Grunde genommen nichts Erschrek- kendes an sich.

Er wandte sich an Sahak und Barabbas und begann sie auszufragen, woher sie stammten wo­für sie bestraft und wie sie aus der Grube berausgekommen seien, wer ihnen das ermög­licht habe. Er sprach die ganze Zeit über freund­lich. ;Dann erhob er sich und ging eine Weile in Cm Gemach auf und ab. und man war erstaunt, daß er wirklich so hochgewachsen war. Er trat u Sahak und nahm dessen Sklavenmarke in die Hand, betrachtete das Zeichen darauf und fragte hn, ob er wisse, was das bedeute. Sahak ant­wortete, das sei das Zeichen des römischen Staa­ts. Der Prokurator nickte und sagte, das sei

richtig, und das bedeute also, daß Sahak dessen Eigentum sei. Dann kehrte er das metallene Plättchen um und betrachtete mit deutlichem Interesse, aber ohne Erstaunen zu zeigen, die geheime Inschrift auf der Rückseite.

Christos Jesus, las er, und Sahak wie Ba­rabbas waren höchlich erstaunt, daß er die Zei­chen zu lesen, Gottes heiligen Namen zu deuten verstand.

Wer ist das?, fragte er.

Das ist mein Gott, antwortete Sahak. und seine Stimme zitterte ein wenig.

Soso. Ich kann mich nicht erinnern, diesen Namen schon gehört zu haben. Aber es gibt ja so viele Götter, man kann sie nicht mehr alle aus­einanderhalten. Ist das der Gott deiner Heimat­gegend?

Nein", antwortete Sahak.Das ist der Gott aller Menschen.Aller Menschen? Was sagst du da! Wahrhaftig, nicht schlecht. Und ich habe nicht einmal von ihm reden hören. Der hält seine Berühmtheit aber geheim, muß man schon sagen.

Ja, sagte Sahak.

Der Gott aller Menschen! Dann muß er nicht wenig Macht haben. Worauf gründet er denn die?

Auf Liebe.

Liebe... ? Na, warum nicht! Tja, darein will Ich mich nicht einmischen, das kannst du halten wie du willst. Aber sag mir: warum trägst du seinen Namen auf dieser Sklavenmarke?

Weil ich ihm gehöre, antwortete Sahak und zitterte wieder ein wenig.

So? Ihm gehörst du? Wie kannst du das tun? Gehörst du etwa nicht dem Staate, wie dieses Zeichen hier besagt? Bist du nicht Staatssklave?"

Sahak gab keine Antwort. Er stand nur da und blickte zu Boden.

Zum Schluß sagte der Römer aber er sagte das nicht irgendwie unfreundlich:Darauf mußt du mir antworten. Darüber müssen wir Klarheit haben, verstehst du. Gehörst du dem Staate? Sag mir das jetzt!

Ich gehöre Gott, meinem Herrn, sagte Sahak ohne aufzubücken.

Der Prokurator stapd da und beobachtete ihn. Dann hob er ihm den Kopf auf. sah ihm in sein verbranntes Gesicht, das an den Schmelzöfen ge­wesen war. Er sagte nichts, und nach einer

Weile, als er wohl gesehen hatte, was er sehen wollte, Heß er Sahaks Kinn los.

Dann trat er zu Barabbas, stellte sich vor ihn hin und fragte ihn, während er seine Sklaven­marke umkehrte:Und du? Glaubtst du auch an diesen liebevollen Gott?

Barabbas gab keine Antwort.

Sprich! Tust du das?

Barabbas schüttelte den Kopf.

Nicht? Warum trägst du dann seinen Namen auf deiner Brustmarke?"

Barabbas schwieg wie schon vorher.

Ist er nicht dein Gott? Hat die Inschrift nicht das zu bedeuten?

Ich habe keinen Gott, gab Barabbas endlich zur Antwort, so leise, daß man es kaum hören konnte. Aber sowohl Sahak als auch der Römer hatten es gehört. Und Sahak betrachtete Ihn mit einem Blick so voller Verzweiflung, Schmerz und Entsetzen über seine unbegreiflichen Worte, daß Barabbas sich von ihm durchbohrt fühlte, bis ins Allerinnerste, obwohl er ihm gar nicht be­gegnet war.

Auch der Römer wirkte erstaunt.

Aber ich verstehe nicht, sagte er.Warum trägst du dann dieses .Christos Jesus' auf deiner Brustmarke eingeritzt?

Weil ich gerne glauben wollte, sagte Ba­rabbas.

(Entnommen dem BuchB a r a b b a s", Nymphenburger Verlagshandlung, München.)

Kulturelle Nachrichten

Der neue Roman von Lion Feuchtwanger ..Goya ist bereits in alle Weltsprachen über­setzt und erreichte alsBuch des Monats in den Vereinigten Staaten eine Verkaufsziffer von mehr als 400 000 Exemplaren. In Deutschland er­scheint das Werk in der Frankfurter Verlags- Anstalt.

Die imDeutschen Künstlerbund" zusammengeschlossenen führenden deutschen Künstler protestieren in einer der Öffentlichkeit übergebenen Erklärung gegen dieFörderung der künstlerischen Exponenten des nationalsozia­listischen Regimes und dasvom bayerischen Staat geförderte Aufleben jener Kunst, deren Wirken' es in den fluchwürdigen Jahren des Dritten Reiches erreicht hat. Deutschland auf

Spät.

Die alten schweren Bäume in großen Parks und die Blumengärten, die feucht verwirrten

Herbstliche Süße.

Polster von Erika die Autobahn entlang, alles ist Lüneburger Heide, lila und unfruchtbar,

Versonnenheiten, die zu Nichts führen,

in sich gekehrtes Kraut, i

das bald hinabbräunt i

Frage eines Monats ins Nieerblühte.

Dies die Natur.

Und durch die City

in freundlichem Licht

fahren die Bierwagen

Ausklangssäfte auch Unbesorgnis

vor Reizzuständen, Durst und Ungestilltem

was stillt sich nicht? Nur kleine Kreisel

Die großen schwelgen

in Übermaßen.

GOTTFRIED BENN

Entnommen dem GedichtzyklusSpät", denDas literarische Deutschland" un­längst veröffentlichte.

HmiimiiiiiiiiiiiiiiimiHiiiimiiimnHiimiitiimiimiiitiiiiiHiiiiHiiiimitiniiiiiiiinmiKimttui

kulturellem Gebiet in die letzte Reihe der euro­päischen Nationen zu verweisen. Der Protest wendet sich gegen eine seit dem 20. Oktober im Haus der deutschen Kunst in München ge­zeigte Ausstellung der Gruppe um Prof. Ger- hardinger, zu der unter anderen Sepp Hilz und Thorak gehören. Die Ausstellung ist vom bayeri­schen Kultusministerium genehmigt worden

Zum 200. Geburtstag des großen Regensbur­ger Bischofs Johann Michael S a i 1 e r am 17.

November fand am 11. November ln Regens­burg die Enthüllung des neuaufgestellten Sailer- Denkmals durch den bayerischen Kultusminister Dr Josef Schwalher sta't Die Festrede hielt der Rektor der Philosophisch-Theologischen Hoch­schule Regensburg, Professor Dr. Fleckenstein.