NUMMER 183
FREITAG, 2 3. NOVEMBER 1951
Lebhafte Deutschland-Debatte
Starke Anteilnahme im Ober- und Unterhaus / Eden: Besser als nichts
LONDON. Lord Pakenham, der ehemalige Minister für deutsche Angelegenheiten, forderte im englischen Oberhaus, daß bei dem Abschluß der neuen Verträge mit der Bundesrepublik alle Kontrollen aufgegeben würden, soweit sie nicht im Interesse Deutschlands selbst lägen. Die Zeit, da jede weitere Einmischung mehr Schaden als Nutzen stifte, sei jetzt gekommen. Pakenham ließ keinen Zweifel darüber, daß er sowohl innen- als auch außenpolitische Kontrollen meine.
„Wir sollten ein freundschaftliches Verhältnis mit Deutschland auf der gleichen Grundlage suchen, auf der wir es mit allen anderen Nachbarn pflegen.“ Dafür gebe es moralische, nicht nur strategische Gründe. Es sei aber unmöglich, ein solches Verhältnis zu schaffen, wenn die Bundesrepublik nicht als völlig gleichberechtigter Partner behandelt werde.
Man könne heute nicht mit der einen Hand die Russen zurückhalten und mit der anderen die Deutschen. Der europäische Zusammenschluß ermögliche es, zur gleichen Zeit die nationalen, die menschlichen und die moralischen Ansprüche der Deutschen und zugleich die Sicherheitswünsche der Nachbarn Deutschlands zu erfüllen.
Als Sprecher der Regierung antwortete Staatssekretär Lord R e a d i n g in der außenpolitischen Debatte des Oberhauses Lord Pakenham, die neuen Abmachungen mit Deutschland stellten keinen „Vertrag", sondern ge-
Bombenwtirfe in IsmaiFia
Ägyptische Protestnote an Großbritannien
KAIRO. Unter dem Schutz britische Soldaten hat die Evakuierung aller britü -.?;a Familien aus der Stadt Ismailia in der Suezkanalzone begonnen. Die Aktion war durch die Zwischenfälle am Wochenende beschleunigt worden. Die ägyptische Polizei von Ismailia ist für die Dauer der Räumungsaktion entwafnfet worden. In der Kanalzone kam es wiederum zu kleineren Zwischenfällen. Ein Ägypter, der einem britischen Posten die Waffe entreißen wollte, wurde tödlich verwundet. Ein britischer Tankwagenfahrer, auf den ein Säureattentat verübt wurde, ist schwer verletzt. In Port Said wurden am Mittwoch ■ zwei britische Soldaten im Dockgebiet aus dem Hinterhalt erschossen, zwei weitere verwundet. Vor einer Schule in Ismailia, die von den britischen Militärbehörden als Dienstgebäude benutzt -wird, wurden zwei Bomben geworfen. Die Boykottmaßnahmen ägyptischer Stellen gegen die britischen Garnisonen haben dazu geführt, daß sich ägyptische Arbeiter in den Schutz britischer Lager begeben haben. Die Briten wiesen den Vorwurf, daß diese Lager Zwangsarbeitslager seien, energisch zurück.
Vor Jahresende 14 Divisionen
Amerikanische Truppenverstärkung BREMERHAVEN. Als letzte Einheit der amerikanischen Truppenverstärkung in der Bundesrepublik ist am Mittwoch die 28. amerikanische Infanterie-Division, die „Nationalgarde von Pennsylvanien“, in Bremerhaven eingetroffen, wo sie von General Eisenho- wer feierlich begrüßt wurde. Am selben Tage ging das erste .ofanterie-Bataillon der 27. kanadischen Brigade ln Rotterdam an Land. Auch sie wurde von General Eisenhower empfangen. Anschließend begab sich der General nach München, wo er die kürzlich eingetroffene amerikanische 43. Division besichtigt hat. Insgesamt soll sich die Zahl der in der Bundesrepublik stationierten alliierten Einheiten bis zum Jahresende auf 14 Divisionen erhöhen. Damit würden zwischen Frankreich und der Elbe über 400 000 Soldaten unter Waffen stehen.
genseitige „Abmachungen“ dar. Die Westmächte würden sich gewisse Rechte und Sicherungen Vorbehalten.
Im Unterhaus sprach sich Staatssekretär N u 11 i n g für ein vereinigtes Deutschland aus, das frei über seine Stellung zu Ost oder West entscheiden könne. England müsse eine klare Politik in der Deutschlandfrage betreiben. Gefährlich wäre es, ein Vakuum entstehen zu lassen.
Die Deutschlanddebatte im Unterhaus kreise um die Frage: „Ist eine Verständigung mit der Sowjetunion über Deutschland möglich? Ist der deutsche Verteidigungsbeitrag notwen
dig? Ist die Einheit Deutschlands zu erreichen? Crossmann vom linken Flügel der La- bours entwickelte die These, daß die Idee der Wiederbewaffnung Deutschlands als Tauschobjekt benutzt werden könne. Man solle auf den deutschen Verteidigungsbeitrag aber verzichten, wenn die Sowjetunion einer „österreichischen“ Lösung für Deutschland zustimme. Hierüber entwickelte sich eine längere Debatte, in der von Labour- wie von konservativer Seite gegensätzliche Meinungen ver-. treten wurden.
Eden schloß die Aussprache mit der Erklärung ab, er möchte Deutschland als ein Mitglied der freien Gemeinschaft sehen, auch wenn es zunächst nur ein Zweidrittel- oder Dreiviertel-Deutschland sei. Das sei besser als nichts, und es werde vielleicht eines Tages ganz Deutschland sein.
„Ke 5 n politisches Geschäft“
Deutscher Standpunkt auf der amerik.-europäischen Parlamentarier-Konferenz
STRASSBURG. Deutschland wolle „kein politisches Geschäft“ aus der Tatsache machen, daß es im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen stehe, erklärte der Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Heinrich v. Brentano, am Donnerstag auf der Konferenz amerikanischer und europäischer Parlamentarier im Straßburger Europahaus. Die Deutschen fühlten sich genau wie die anderen Völker zur Verteidigunug der Freiheit verpflichtet. Nach wie vor erscheine es den Deutscheu aber unmöglich, Pflichten auf sich zu nehmen, ohne die entsprechenden Rechte zu erhalten. Seine Partei stehe auch heute noch vorbehaltlos zu einem deutschen Verteidigungsbeitrag.
Prof. Schmid legte die Haltung der SPD zur Frage der europäischen Verteidigung dahingehend dar, daß ein militärischer Beitrag Deutschlands erst dann einen Sinn haben könne, wenn vorher in Europa Bedingungen geschaffen seien, die eine Chance böten, einen Angriff auf Eurona zurückzuschlagen. Für Amerika und Rußland zähle in einem Kriege
die letzte Schlacht, Europas Schicksal entscheide sich in der ersten. Ohne Amerika und Großbritannien könne keine wirksame europäische Verteidigung geschaffen werden. Eine deklassierte Nation könne keinen Beitrag für eine Verteidigung leisten. Er sei für-eine Europaarmee an Stelle der früheren nationalen Armee, aber diese Europaarmee müsse auch die einzige in Europa sein und neben ihr dürften keine weiteren nationalen Armeen bestehen.
Der demokratische amerikanische Senator Hamphrey forderte für Westeuropa einen politischen und wirtschaftlichen „New Deal“. Westeuropa brauche ein positives Programm, das besser sei als der Schutz der bestehenden wirtschaftlichen Situation. In der Frage der gegenseitigen Rücksichtnahme auf wirtschaftlichem Gebiet kam es zu erheblichen Meinungsverschiedenheiten, als der republikanische Abgeordnete J u d d erklärte, vordringliche Rüstungsfertigungen könnten nicht nach Europa verlagert werden, weil Europa zu unsicher dafür sei.
Kleine Weltchronik
Dr. Sauer darf nicht im Saarland sprechen. Tübingen. — Der Innenminister des Saargebiets hat einen Vortrag verboten, denKultminister Dr. Albert Sauer auf Einladung des Philologenverbandes des Saarlandes vor Lehrern der Höheren Schulen über Probleme der Schulreform morgen in Saarbrücken halten sollte.
Neuer Bombenfund. Nürnberg. — Die vierte 10-Zentner-Bombe im Stadtkern von Nürnberg wurde am Mittwoch 100 m von einem großen Stellwerk der Bundesbahn entfernt hinter dem Hauptbahnhof auf einem Trümmergrundstück entdeckt. Die Bundesbahn ließ sofort einen ganzen Güterzug mit Torfballen anfahren, um das Stellwerk, das 1V> Millionen DM wert ist, abzudecken. Noch im Laufe des Donnerstag wurde die Bombe entschärft,
Barbara Hutton abgeflogen. Frankfurt. — Die Wollworth-Erbin Barbara Hutton Ist am Mittwoch vom Flughafen Rhein-Main nach New York zurückgeflogen. Vor ihrem Abflug erklärte sie, daß sie die Absicht habe, im nächsten Frühjahr wiederzukommen, v. Cramm, mit dem sie in Wiesbaden ihren Geburtstag gefeiert hatte, ist schon am Montag nach Ägypten abgereist.
Katholische Arbeiter-Internationale. Neheim- Hüsten. — Auf einet Kundgebung der katholischen Arbeiterbewegung der Erzdiözese Paderborn teilte Bundeslagsabgeordneter Even (CDU) mit, daß in wenigen Wochen die katholische Arbeiter-Internationale, die vor 80 Jahren aufgelöst wurde, wiedergegründet werde.
Remer abgeschoben. Wuppertal. — Der zweite Vorsitzende der SRP, Otto Remer, wurde auf einer internen Delegierten Versammlung der SRP in Wuppertal festgenommen und auf Grund des für ihn in Nordrhein-Westfalen bestehenden Redeverbots nach Niedersachsen abgeschoben.
Betrlebsrätewahien lm Steinkohlenbergwerk. Essen. — Aus den ersten Ergebnissen der Betriebsrätewahlen im westdeutschen Steinkohlen
bergwerk geht hervor, daß die KPD fast überall fühlbare Mandatsverluste erlitten hat und insbesondere die parteilosen Kandidaten sich durchsetzten, während die übrigen Parteien sich lm allgemeinen behaupten konnten.
Generalstreik nur im Ernstfall. Münster. — Der Vorsitzende des DGB, Christian Fette, betonte bei der Einweihung des „Hans-Bödtler- Hauses“ in Münster, der Generalstreik sei die letzte und entscheidende Waffe des DGB, die man nur dann einsetzen werde, wenn es „um Tod oder Leben“ der Demokratie gehe, nicht aber zur Durchsetzung von Lohnforderungen oder ähnlicher Anliegen. Sollte sich eine Gefahr für die Demokratie zeigen, dann würden die Gewerkschaften innerhalb von 24 Stunden damit fertig werden.
Dehler bedauert das Fehlen diplomatischer Beziehungen zu Österreich. Wien. — Bundesjustizminister Dehler, der sich als erster deutscher Nachkriegsminister gegenwärtig in Wien aufhält, bedauerte am Mittwoch das Fehlen normaler zwischenstaatlicher Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Österreich und sprach die Hoffnung aus, daß nach der Ablösung des Besatzungsstatuts eine Lösung auch dieser Frage gefunden werde.
In drei Tagen 1,5 Millionen Mann. Paris. — Der stellvertretende französische Ministerpräsident und Verteidigungsminister Bidault erklärte, Frankreich und die französische Union würden im kommenden Jahr in der Lage sein, in drei Tagen nach einem allgemeinen Mobilmachungsbefehl 1,2 bis 1,8 Millionen Mann unter den Fahnen zu haben. Im Falle eines längeren Konfliktes würde Frankreich 5 bis 6 Millionen Mann zu den Waffen rufen.
Morgenthau wieder verheiratet. New York. — Der 60jährige frühere amerikanische Finanzminister Henry Morgenthau hat sich am Mittwoch mit der 47jährigen naturalisierten Französin Mar- celle Puthon-Hirsch verheiratet.
Bemerkungen zum Tage
lm Namen der Sicherheit
jk. Vier Remontage-Ablehnungen auf einmal in wenigen Tagen. Erst Thyssen, dann Salzgitter und die Werft Blohm & Voß, und schließlich auch noch der Dortmund-Hörder Hüttenverein wegen einer Schmiedepresse. Dies alles — wir träumten nicht — im Zeichen der ersten internationalen Konferenz, an der der Kanzler der Bundesrepublik Deutschland teilnimmt.
Das alliierte Sicherheitsamt hat sich offenbar gehalten gesehen, zugunsten der Sicherheit zu entscheiden. Der alliierten Sicherheit wohl. Nur zugunsten welcher der alliierten Sicherheiten, muß man sich fragen? Die Sicherheit Europas und der gesamten westlichen Welt — die kann es doch nicht sein. Denn sie steht in einem mörderischen Existenzkampf, für sie heißt das Gebot der Stunde doch: produzieren, produzieren und nochmals produzieren. Sind es denn vielleicht die westdeutschen Automobile, ist es die Produktion von Baueisen und Eisenbahnschienen, die die alliierte Sicherheit so gefährlich bedrohen?
Schön, Furcht vor der friedlichen, westdeutschen Konkurrenz; wir kennen das, und Verstehens zur Not auch noch. Aber darum kann es sich doch hier gar nicht handeln. Sondern es geht nebenbei doch auch noch um die größere, die europäische Sicherheit, um die Sicherheit der westlichen Welt. Um die Kultur des Abendlandes, wie man uns bei anderen Gelegenheiten zu sagen nicht müde wird. Diese größere Sicherheit nämlich wird — so paradox das auch klingen mag — durch die Verbote des alliierten Sicherheitsamtes gefährdet.
„Politische Schikane“, „destruktive Politik“ und „reine Narrheit“ nannte O. K. Armstrong, US-Abgeordneter, zurzeit auf Studienreise im Lande, „um die Wunden des Krieges heilen zu helfen“, die Entscheidungen des Sicherheitsamtes. Wir verzichten auf ähnliche starke Worte; uns genügt der Hinweis darauf, daß der europäischen Sicherheit ein massiver Schlag versetzt wurde — im Namen der Sicherheit!
Krieg um keinen Preis
Notgemeinschaft zur Rettung des Friedens
DÜSSELDORF. Die Bildung einer „Notgemeinschaft zur Rettung des Friedens in Europa“ haben der ehemalige Bundesinnenminister Dr. Gustav Heinemann, die Vorsitzende der deutschen Zentrumspartei, Frau Helene Wessel, und der Konteradmiral a. D. Friedrich Stummel auf einer Kundgebung im Düsseldorfer Landtagsgebäude angekündigt. Ziel der Notgemeinschaft soll sein, die Remilitarisierung der Bundesrepublik zu verhindern und die Wiedervereinigung Deutschlands zu propagieren Frau Wessel führte dazu auf einer Pressekonferenz aus, die vorgesehene Organisation werde keine Partei und keinen Zusammenschluß von Organisationen dar-t_ stellen, sondern gleichgesinnte Persönlichkeiten zusammenführen. Dr. Heinemann erklärte, er wolle nicht „Frieden um jeden Preis“, sondern .Krieg um keinen Preis“. Stummel sagte auf dieser Kundgebung, die „Notgemeinschaft" sei notwendig, um der „furchtbaren Zerrissenheit des Volkes“ entgegenzutreten.
Anklage gegen Aueibadi
Eine ganze Liste
MÜNCHEN. Die gegen Philipp Auerbach
— ehemaliger Präsident des bayerischen Landesentschädigungsamtes seit dessen Bestehen
— erhobene Anklage lautet, wie die Münchener Justizbehörde veröffentlicht, auf drei Verbrechen der schweren Amtsunterschlagung, zwei Verbrechen der Erpressung, Untreue im Dienst, Betrug in vier Fällen sowie auf passive Bestechung, Abgabenüberhebung, wissentlich falsche Versicherungen an Eides Statt, unbefugte Führung eines akademischen Grades.
Ein heilerer liotns,oc',,. I ranz Goßt •
„Nachsaison"
Copyright by Schwäb. Verlagsgese}lschalt, Tübingen
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Als Mayer auf diese Weise den ersten Fang gemacht hatte, täuschte er das Interesse an der Lisi vor, um den Obermoser durch die Herauslockung der Mitgift weiter zu schröpfen. Bei diesen Plänen sei ihm aber der Martin immer wieder hinderlich gewesen, weil er stets zur Unrechten Zeit auftauchte. Darum habe Mayer seine Geliebte, die Zawadil, die Ihre ruhmreiche Laufbahn als Statistin durch einen Diebsathl vorzeitig beendet habe, herbeibeordert, damit sie Martin den Kopf verdrehe und ihn so unschädlich machte.
„Und darum“, schloß der Kommissar seinen Bericht, „ist es hauptsächlich dem Martin zu verdanken, daß wir so rasch zugreifen und größeren Schaden verhindern konnten.“
„Und mir!“ meldete der Briefträger seine Ansprüche an. Bescheidenheit gehörte nun einmal nicht zu seinen Tugenden.
„Wir vergessen dich schon nicht. Lois“, versprach der Martin, „sonst rückst du uns auch noch auf den Leib wie die Zawadil.“
„Laß mich aus!“ entsetzte sich der Lois. Während des Stimmendurcheinanders, das die Enthüllungen des Kommissars ausgelöst hatten, wandte sich der Obermoser an seine Haushälterin.
Er wollte die Sache leichthin abtun: ,.Jetzt kannst deine Stube wieder haben. Nachher wirst mir wohl auch wieder bleiben.“ „Schnecken!“ sagte ihm die Trine ab. „Bis der nächste Teigaff kommt, ha? Und ich könnt
wieder im Winkel stehen wie ein ausgedienter Besen. Da schneidest dich, wenn meinst, du kannst so umspringen mit mir.“
Dem Obermoser wurde siedend heiß zu Mut. Wenn die Trine wirklich ihr Bündel schnürte, ,wer sollte ihm dann den Haushalt führen? So ehrlich wie die Trine war sicher keine. Solle er sich von einem fremden Weibsbild ausrauben lassen. Er war geschädigt genug! Und so stieß er mit verzweifelter Entschlußkraft heraus: „Ich will dich ja heiraten!“
Da zog ein verklärter Schein über die Züge Trmes, daß sie sogar das Bissige verloren, und mit etwas brüchiger Stimme gab sie ihr Jawort: „So, mein lieber Ander, das sind andere Töne! Kannst d'ch darauf verlassen, ich will dir ein gutes Weib werden.“ — Mit -einem wohligen Seufzer lehnte sie sich zurück und dachte mit weniger Verachtung an den Amerikaner. Er hatte ihr zur Erfüllung ihres Lebenstraumes verholfen.
„Da legst dich nieder!“ begrüßte der Wirt die Verlobung.
„Und stehst nimmer auf“, setzte der glückliche Bräutigam ergeben hinzu.
„Wie die Alten sungen, so zwitschern auch die Jungen!“ ermunterte der Lois den Martin mit einem Blinzler, „und ich glaub, sie kön- nen’s nicht schlecht, wenn sie den Schnabel endlich einmal aufbringen.“
Die Lisi wurde rot. Martin sagte mit verhaltener Erregung: „Lisi, wollen wir auch Ernst machen? Wenn dein Vater heiratet...“ Da wurde der Wirt doch munter: „Ja, he, da haben wir wohl auch ein Wörtl mitzureden. So Knall und Fall...“
„Gar so Knall auf Fall wird’g schon nicht sein“, belehrte ihn der Lois; „wenn du die Augen mehr in der Gegenwart gehabt hättest als in der Zukunft...“
Da kam der Obermoser jeder weiteren Erörterung zuvor: „Von mir aus kannst die Lisi haben, Martin, wenn mir nichts nachträgst. Ich bin nur heillos froh, daß sie nicht dem lausigen Amerikaner in die Hände gefallen ist.“
„Und er soll froh sein, daß er nicht mir in die Hände fällt!“ gab ihm die Lisi zurück.
„Du hast ja nette Aussichten, Martin“, stichelte der Briefträger, was ihm einen strafenden Blick Lisls eintrug.
Der alte Kralinger raufte lautlos mit sich selbst. Wenn der Sohn heiratet, gehört man zum alten Eisen und das ist ein ekliges Gefühl. Anderseits würde aber der Spott, der sich über ihn und den „Hirschen“ ganz bestimmt nun ergießen würde, am ehesten durch einen herzhaften Entschluß zum Einfrieren gebracht. Und der Martin hatte gezeigt, daß er einen klaren Kopf hatte, der sich so leicht nicht in Dunst legen ließ. Er selber hingegen — er mochte schon nicht mehr daran denken. So weit mit seinen' Überlegungen gekommen, schlug er plötzlich mit der Faust auf den Tisch, daß Gläser und Gäste gleicherweise erschreckt in die Höhe fuhren, und polterte los: „Hol’s der Kuckuck! Heirat halt, wenn es anders nicht aushalten kannst! Aber dann übernimmst auch das Gasthaus. Ich arbeit nicht für dich, daß du mit deiner Lisi nur Schnäbeln kannst. Mir ist die heurige Nachsaison doch zu stark geworden.“
Sich die Hände zufrieden reibend hatte Kommissar Sandbichler das Umsichgreifen der plötzlichen Heiratswut verfolgt und fragte mm zaghaft den Martin: „’tschuldigen schon, Herr Wirt, aber auf Sommergäste werden Sie nicht gut zu sprechen sein. Ich mein halt, wenn man ...“
Der Martin ließ ihn nicht ausreden: „Solche
Manche unserer Leser werden sich noch gern an unseren letzten Kriminalroman „Dr. Mabuses letztes Spiel“ erinnern. Seit jenem Roman, der ein außerordentlich starkes und gutes Echo hatte, ist ein Jahr vergangen. Andere Romane haben inzwischen viel Beifall gefunden. Unser neuer Roman
in New Orleans
bringt nun eine Abwechslung hinsichtlich des Themas. Peter Hilten schrieb einen Abenteuerroman, der Spannung weckt und Entspannung bewirkt. Die ungemein fesselnde und erregend® Handlung — sie spielt auf See und in New Orlean* gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts — wird jeden, auch den anspruchsvollen Leser, faszinieren.
wie Sie nie genug! Und damit Sie sehen, daß mir Ernst ist, lad’ ich Sie gleich auf vier Wochen ein. Zahlen tun Sie nichts.“
„Das haut!“ gab der Briefträger-Lois sofort seine Anerkennung bekannt und schlug sich in Vorahnung üppiger Genüsse klatschend auf die Schenkel; „ist auch nicht zu viel das wo der Obermoser eh schon für die Herbstgäst’ im Hirschen die Zeche bezahlt hat!“
„Dafür gibt’s eine Doppelhochzeit in vier Wochen“, tröstete der Wirt den Bauern, der dazu nur ein bißchen das Gesicht verzog, ai* hätte er mit einem faulen Zahn auf einen harten Knochen gebissen.
Der Martin aber ließ einen Jauchzer loS> daß sogar noch der Amerikaner in seiner stillen Kammer im ersten Stock oben erschreckt zusammenfuhr.
— Ende —