MITTWOCH, 31. OKTOBER 1951

NUMMER 17*

Menschen im Zwielicht

Was würden Sie tun, wenn Sie Dr. Charles Wilson wären? im Zuchthaus in St. Gallen Von unserem österreichischen E. B.-Korrespondenten

Dem Direktor der Strafanstalt in St. Gallen, Dr. Gautschi, sandte eines Tages die Schau­spielerin Toni van Eyck ein Stück, das ein lebenslänglich Verurteilter seiner Anstalt ge­schrieben hatte. Toni van Eyck zog den Regis­seur Richard Wegeier zu. Das Stück des Häft­lings wurde in der Strafanstalt St. Gallen unter dem TitelWas würden Sie tun, wenn Sie Dr. Charles Wilson wären? vor geladenen Gästen und dann in einer Turnhalle frei zu­gänglich aufgeführt. Außer Wegeier, der das Stück inszenierte und den Dr. Wilson spielt, sind Darsteller und technisches Personal alles Häftlinge. Außer zweien sind alle Häftlinge zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt.

Mit widerstrebenden Gefühlen besucht man das Spiel. Unheimlich schon die Atmosphäre der Strafanstalt, wenn sich die Gittertore klirrend schließen. Vor uns ein Hof in Acht­edeform, mit eingebauter Brücke, von der aus ein Wärter mit umgeschnallter Pistole die Gänge eihsehen kann, die sich strahlenförmig von diesem Mittelpunkt aus erstrecken. Rings herum Galerien, in denen die geladenen Gäste und später, durch Wärter bewacht und abge­sondert, Sträflinge als Zuschauer stehen. Das Licht verschwindet langsam, der Hof erscheint nur von unten her beleuchtet, ein tragisches Grundmotiv von Schostakowitsch klingt auf, Scheinwerfer strahlen blaues Licht in die Gänge hinein, die Gefängnisglocke schrillt. Wärter öffnen die Zellen, aus denen die Sträf­linge in Ihrer gestreiften Eileidung heraus­kommen, stumm sich gruppieren, einige davon auf einer Wendeltreppe, die wie ein Käfig wirkt. Das Spiel beginnt.

Ein Sprecher schildert die Atmosphäre der 100 Jahre alten Strafanstalt, das Gebäude ist überaltert, die Wände stockfleckig, der Ver­putz läßt zu wünschen übrig. Ein Scheinwer­fer verfolgt jede Phase dieser Schilderung, in­dem er die Wände und Boden anstrahlt. Die Gefangenen leben im Zwielicht in ihren Zel­len, und dieses Zwielicht ist symbolhaft für die ganze Atmosphäre. Jeder Tritt führt ins Leere, ins Dunkle. Der Sprecher zündet eine Kerze an. Sehen Sie, so wie die Kerze flak- kert in den Sträflingen das Leben, aber was ist diese Kerze gegen soviel Dunkelheit. Die bange Frage,Ist niemand hier, der das un­sichtbare Fenster zwischen den Zellen öffnet, liegt schwer im Raum. Der Sprecher greift nun ein Schicksal der vielen heraus.Sie alle erinnern sich des Falls Dr. Charles Wilson, des Krebsspezialisten.

Von den Bänken an der Wand erhebt sich «ln Mann in Sträflingskleidern, tritt vor.Ich bin Dr. Wilson. Der Sprecher reicht ihm einen Ärztekittel, den Wilson anzieht. Er greift in die Tasche, findet sein altes Etui wieder und damit sein altes Leben. In einem Monolog ent­wickelt Dr. Wilson das Krebsproblem und die Notwendigkeit der Euthanasie. Er sortiert Heilbare und Unheilbare, versucht beiden zu helfen, vergleicht die Lebenschancen mit den

Der Kumpel in Mitteldeutschland

BONN. Über die Lage des mitteldeutschen Kohlenbergbaus teilt das Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen mit, schon im ersten Halbjahr 1949 seien 30,1 Prozent der gesamten Braunkohlenförderung und 40,5 Prozent der Briketterzeugung der Sowjetzone in Händen sowjetischer Aktiengesellschaften gewesen. Die Briketterzeugung sei zwar gegenüber 1946 erheblich gestiegen, habe aber 1949 immer noch 30 Prozent unter der Produktion von 1940 gelegen. Die Steinkohlenerzeugung sei wegen mangelhafter technischer Ausrüstung so gering. Nach dem Förderplan werden bis 1955 mit 4 Mill. t Steinkohle, 205 Mill. t Braun­kohle und 56 Mill. t Briketts gerechnet. Man­gels qualifizierter Bergarbeiter würden die sowjetisch-deutschen Lenkungsstellen immer mehr nach dem Leitungssystem entlohnen.

Schmerzen, wirft sich als Richter zwischen Leben und Tod auf, hält den Kampf für sinn­los, wenn die Chance nur mehr 99:1 steht, breitet den Schleier des Vergessens darüber, wenn in den Augen die Todesangst flackert. Die Verantwortung des Arztes sieht Dr. Wil­son allein vom rationellen Standpunkt, es fehlt ihm die Gnade. Wilson wird zum Symbol für alle, die Entscheidungen über Leben und Tod zu treffen haben.

Auf die Frage Dr. Wilsons an das Publikum, ob jemand eine Frage an ihn zu stellen hat, erhebt sich der Staatsanwalt und rollt den Fall Ann Bachelors, der Geliebten Dr. Wil­sons, auf, die von diesem als unheilbar eutha- nasiert wurde. Schlag auf Schlag überführt der Staatsanwalt Dr. Wilson seiner Schuld, er wird mehr als der Vertreter des Rechts, der Strafe, er wird zum Symbol des Gewissens. An Hand von Dokumenten zeigt er Dr. Wilson, daß inzwischen das Mittel gefunden wurde, das Ann gerettet hätte. Wilson hat Ann, hat dem Leben nicht Zeit gelassen. Es fehlte die Gnade; nur ein geringer Teil des Lebens ist überhaupt rational erfaßbar.

Gleichnishaft ist der Satz;Wissen Sie nicht, daß auch der kranke Mensch eine Lebensauf­gabe hat? Er kämpft als Vorhut des Gesun­den. Damit ist eine Parallele zum Gefange­nenleben gezogen.Es gibt kein wertloses Le­ben. Wilson, fasziniert und erschüttert von der aus dem Jenseits ^erklingenden Stimme der Toten, aus der die Todesangst und die wilde Sehnsucht nach dem Leben klingt, will sich selbst richten und setzt den Revolver an die Schläfe. Der Staatsanwalt ruft ihm zu, er habe noch eine Aufgabe: verurteilt zu werden und die größte Chance seines Lebens, die Chance der Gnade.

Wilson bäumt sich auf, als Schatten will er nicht leben, dieses Leben ist nicht wert, ge­lebt zu werden. Da erklingt von oben die

Stimme Anns (von Toni van Eyck gesprochen) Charly, Charly, nicht!. Es ist so dunkel dort drüben. Sie hätte noch soviel zu tun gehabt im Leben, zu leiden, zu denken, zu lieben. Gnade kommt aus dem Leid. Da läßt Wilson den Revolver fallen, geht gebrochen zurück und zieht den Gefängniskittel wieder an. Der Sprecher aber ergreift wieder das Wort:Die Geschichte von Dr. Charles Wilson wurde noch nicht zu Ende geschrieben. Ein anderer ist an seine Stelle getreten, und hat vielleicht im gleichen Augenblick dieselbe Entscheidung zu treffen.Wenn ich Dr. Wilson sage, meine ich alle auf der Bühne des Lebens. Krebs ist nur ein Lehnwort für die großen Probleme der Menschen.

Plötzlich beginnt ein Sträfling, der die ganze Zeit an der Wand lehnte und in die Kuppel gestarrt hatte, zu sprechen. Einer beginnt das LiedLang, lang ists her zu singen, die an­deren fallen im Summchor ein. Da rüttelt einer mit aller Gewalt am Gitter, gepackt vom Heimweh und Kindheitserinnerungen. Der Sprecher aber sagt nach jeder Episode:Auch diese Szene wurde noch nicht zu Ende ge­schrieben. Immer ist noch keine Verbindung zwischen den Zellen. Und an das Publikum gewandt:Ist niemand unter Ihnen, der dieses Fenster öffnet? Der Scheinwerfer sucht das Publikum ab. Da erhebt sich der Gefängnis­direktor Dr. Gautschi und legt den Rechts­standpunkt dar. Er appelliert an das Publi­kum, die hier im Zwielicht lebenden Men­schen aufzunehmen, wenn sie aus der Straf­anstalt herauskommen. Die eigentliche Strafe komme oft erst nach dem Strafvollzug, die Mitmenschen stoßen sie zurück. Er schließt: Dieses Stück wird nie zu Ende geschrieben. Die Gefangenen werden in ihre Zellen zu­rückgeführt. Der Sprecher nimmt die Kerze auf und richtet an das Publikum die Frage: Was würden Sie tun, wenn Sie Dr. Wilson wären? Auslöschen oder..? Er hält die Hand schützend vor die Flamme und kehrt mit der Kerze in die Zelle zurück. Das Publikum bleibt minutenlang sitzen und geht schweigend hinaus. Nicht einmal geflüstert wird, so sind alle gepackt.

Mugueam ties neuen britischen Kabinetts Churchill: v. I. n. r., oben: Lord Woolt on, Lord­präsident und Minister für Ernährung und Landwirtschaft; Oliver Lyttleton, Kolonialmini­ster, und Sir David. Maxwel l*F yfe, Innenminister; unten: Marquis of Salisbury, Lord- siegelbewahrer und Leiter des Oberhauses; Richard Austen Butler, Schatzkanzler, und Lord Ismay, Minister für die Beziehungen innerhalb des Commonwealth Foto: AP

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Der neue britische Außenminister Anihuny iäcen beim Verlassen des Außenministeriums nach dem ersten Besuch im Amt. Rechts oben: Die Ge­denkplatte für Lord Grey, der von 1905 bis 1916 britischer Außenminister war Foto: AP

Bewirtschaftung gefordert

ER. WIEN. Der österreichische Gewerkschafts­bund und der Arbeiterkammertag haben von der Bundesregierung die Wiedereinführung der vollen Bewirtschaftung, die Stabilisierung der Preise, die Senkung der Preise von Fleisch, Kartoffeln, Textilien und Holz sowie die Sub­ventionierung von Fleischeinfuhren gefordert. Gesetzlich eingerichtete Preisüberwachungs­kommissionen sollen eine scharfe Preiskon­trolle durchführen. Als Begründung dieser Forderungen wird darauf hingewiesen, daß der Preisauftrieb der letzten Monate die ohne­hin niedere Lebenshaltung der Arbeitnehmer ernstlich gefährde und die Lage besonders un­erträglich sei, da auf dem Weltmarkt schon seit langem eine sinkende Tendenz zu be­obachten ist. Während sich die Preissteigerun­gen auf den Weltmärkten im Inland sofort auswirken, wird das Sinken nicht zur Kennt­nis genommen.

Verteidigung der Fremdenlegion

PARIS. Zu Bonner Berichten über die For­derung nach Abschaffung der Werbestellen für die Fremdenlegion in der Bundesrepublik erklärte ein französischer Regierungssprecher, Frankreich rekrutiere weder Deutsche noch andere Ausländer für seine Legion. Der Bei­tritt dazu stehe jedem frei und habe nichts mit der Nationalität zu tun. Zu der Meldung, Bundestagsabgeordnete hätten von Deutschen aus Indochina Briefe erhalten, in denen sie Unterstützung für ihre Freilassung erbaten und die Kämpfe gegen die Vietminh-Trup- pen alseinen dreckigen Krieg bezeichneten, meinte der Sprecher,dies ist offensichtlich nur eine neue Art antifranzösischer Propa­ganda, die wahrscheinlich von den Kommuni­sten inszeniert wird. Die französische Erklä­rung ist die Antwort auf eine Äußerung Bon­ner Bundestagabgeordneter, die Anwerbung Deutscher für die Legion sei mit dem deut­schen Rechtsempfinden, dem Souveränitätsge- danken und dem Potsdamer Abkommen nicht zu vereinbaren, das die Ausbildung Deutscher im Waffenhandwerk verbietet.

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Einheit von Geist und Materie

Zur Problematik der Glasarchitektur Die moderne Glasarchitektur wird häufig von der Gotik abgeleitet, jedoch zu Unrecht. Zu­nächst trügt der Schein, wenn in England, wo ta 19. Jahrhundert die Neogotik besonders ge­pflegt wurde, der erste große Bau aus Eisen und Glas entstand, der Londoner Glaspalast der Welt­ausstellung von 1851. Ohne Zweifel sind die Konstruktion und Idee der Glaswände dem neo­gotischen Stil entwachsen, der aber seinerseits eher als noch unselbständiger gehemmter Ver­buch zu neuem Ausdruck, zu bewerten ist, denn als Wiederholung der Gotik.

Bald nachdem sich die Völker der Erde hier zur Weltausstellung vereinigt hatten, begann die internationale Laufbahn des neuen Bauens. Zu­nächst diente es nur öffentlichen Einrichtungen: Ausstellungs- und Maschinenhallen, Bahnhöfen, Gaststätten und Warenhäusern, deren Bestim­mung es mitunter ist, ihr Inneres nach außen *ur Schau zu stellen. Die anfänglichen gotischen Zierformen fielen fort, und der Ingenieur ver­drängte den Architekten von seinem Platz, um nach rein zweckmäßigen Gesichtspunkten zu ge­halten. Immer gewng'er wurden seine Konstruk­tionen, als das Eisen vom elastsicheren Stahl ab- Relöst wurde und unumgängliche Massivteile als Be ton jeder Form leicht anzupassen waren.

Ein Problem blieb der städtische Wohnbau, denn die im Prinzip noch mittelalterlichen Stadt- njagen machten seine ideale Entfaltung unmög- In den 20er Jahren entstanden kühne Pro- von ausgedehnten Grünlandstädten mit gläsernen Eigenheimen, die jedoch nur zu einem ganz geringen Teil verwirklicht werden konnten, an beseitigt Stadtgrenzen, läßt die Landschaft emwandem und legt großzügige Vororte und Parks an, dadurch eine völlige Umkehrung der alten ummauerten Anlage schaffend, die sich zu mnenräumlicher Intimität zusammengedrängt g,eichsam zu einer vielwinkligen Gemein- enaftswohnung. Frei von historischen Bindungen nP* 6 Amerika hier Vorbildliches leisten. uie Naturwohnheime gehören hierzu: Häuser ganz aus Glas mit kleinem gemauertem Kern und Heizanlage, geschützt von zauber- » ® ärten l das bekannteWasserfallhaus" Frank Lloyd Whrigt ein Haus, dessen oaen teilweise in einer Betonwanne unter dem

Spiegel eines malerischen Sees liegt; ein ande­res. das wie ein Schwalbennest am Berge haf­tet, ein einziger gläserner Balkon mit herrlichem Fernblick und die zahlreichen Variationen jener Häuser, die. nicht genug, daß sie von der Na­tur umgeben sind, diese auch noch in ihr Inneres einbeziehen. Da steht ein eingewurzelter knor­riger Baum in der Diele und streckt seine Äste durch eine Öffnung im Glasdach. Zwischen Vor­halle und Wohngarten gibt es nur fließende Grenzen, weiter vorne leiten Terrassen in die Landschaft über. Gern verwendet man boden­ständiges Material. Der Kamin von roh behaue­nen Natursteinen, die Tuffsteinmauer und eine Verkleidung von gemasertem Holz werden in der blitzenden Fassung von Glas und Stahl zum kostbarsten Material.

Wie zwischen innen und außen, so sind auch im Hause selber die Grenzen labil geworden. Einheitsräume, durch halbhohe Mauern, Pfeiler, deckenhohe Blattpflanzen und Bodenschwellen gegliedert, findet man auch schon in mancher Stadtwohnung. Unentbehrlich werden Vorhänge als bewegliche Wände.

Das Haus als Spannungsträger zwischen Außen und Innen ist eine Verkörperung der uralten Gegensätze von Ich und Welt, von Geist und Materie. Welt und Gott. Die hohen Glasfenster der gotischen Kathedralen künden davon, wie im Bewußtsein der Menschheit der Geist damals seinen Einzug in die Natur hielt, so wie das Licht ins Innere strömt.

Es gelingt unserem Verstand nicht, eine Syn­these zwischen diesen polaren Gegensätzen zu konstruieren, und doch drückt sich in der Glas­architektur noch etwas Drittes, beide Bereiche Umfassendes aus, das das Bewußtsein einer wah­ren Einheit von Außen und Innen, von Geist und Materie verkündet. Es ist der durch alle Wesen reichendeWeltinnenraum Rilkes, von vielen erahnt und ersehnt. Dr. A. v. Wittich

Ein schwäbischer Mystiker

Nur wenige kennen Konrad Weiß, auch in Schwaben, seiner Heimat Er gehört zu den Dich­tern, denen nur ganz wenige dorthin zu folgen vermögen, wo sich ihr Wort in seinen letzten Bezügen erschließt. Nicht weil sein Werk weni­ger allgemeingültig wäre als andere. Aber es öffnet sich nur dem, der die gängige Vorstel­

lungswelt ganz in sich zu überwinden vermag, um frei zu sein für die nach eigenen Gesetzen gestaltete Bilderwelt des Dichters. Hier fordert Weiß sehr viel. Aber wer ihn zu lesen versteht, dem werden Schichten des menschlichen Seins offenbar, die ihm in ihrer Tiefe und Gültigkeit bisher verborgen waren.

Auf das Leben und Wirken des Dichters nur einige kurze Hinweise: 1880 in Rauenbretzingen bei Schwäbisch-Hall geboren, Studium der Theo­logie, Philosophie, Kunstgeschichte und Germa­nistik, u. a. a«A- an der Tübinger Universität, später Redaktionsmitglied desHochland, von 1920 bis 1940 Kunstkritiker in München. 1948, acht Jahre nach seinem Tode, erschien die erste geschlossene Ausgabe seines Werkes im Kösel- Verlag zu München: Zwei Bände Lyrik, ferner Prosadichtungen und das TrauerspielKonra- din von Hohenstaufen.

Daß Konrad Weiß seine Aussage in lyrische, epische und dramatische Form gekleidet hat, be­sagt nichts für das Wesen dieser Dichtung: Sie ist im letzten Grunde lyrisch. Auch in seiner Prosa, selbst im Drama, dominieren nicht Hand­lung und Geschehen, sondern Symbole, Zeichen und Gesichte. Zeichen, die trotz ihrer Schwere letztlich Ausdruck eines naiven, ungebrochenen Weltverständnisses sind. Konrad Weiß, dem schwäbischen Bauernsohn, war Kargheit und Schlichtheit des Benennens angeboren.

Man sollte gerade ln dieser wertearmen Zeit nicht vergessen, was wir an dem Werk dieses Dichters besitzen, und sich und andern den Zu­gang zu ihm stets offenhalten. gn.

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Aus Anlaß der 200. Wiederkehr des Geburts­tages des Komponisten Justin Heinrich Knecht am 30. September 1952 will seine Vaterstadt Bi- berach eine Knecht-Gedächtnisstätte einrichten. Das bekannteste Werk des Komponi­sten, der drei Jahre lang königlicher Hof- und Kirchenmusikdirektor in Stuttgart war, ist die SymphonieTongemälde der Natur.

Die deutsche Dante-Gesellschaft hielt am Wochenende in Würzburg ihre Jahres­versammlung ab. Prof. Dr. Hans Rheinfelder vom bayerischen Kultusministerium, der die Ta­gung leitete, erklärte am Sonntag, die Dante- Gesellschaft werde bemüht sein,, die Einheit über

Das Land lieqt kahl und leer

Das Land liegt kahl und leer, ferne die Wolken schwer.

Unheilig droht Gewalt.

Die Luft steht trocken, tot;

Wir Menschen atmen Not,

Schaun keine Rettung mehr.

Und ist das Herz verdorrt vom vielen Brudermord, den stündlich wir begehrt,

da wir bei seinem Leid, aus unserm Haß und Neid, nicht liebend zu ihm gehn.

PETER LAUER

alle Grenzen hinweg zu bewahren, auch wenn sie ihren traditionellen Tagungsort Weimar habe verlassen müssen. Die 1865 gegründete Deutsche Dante-Gesellschaft, die älteste der Welt, zählt heute 380 Mitglieder.

Der Verlag Regensberg in Münster beging am Sonntag die Feier des 360jährigen Be­stehens. Der Verlag, der durch 11 Generationen in christlichem Geist geführt worden war. wurde 1937 enteignet, nachdem er im Aufträge des da­maligen Bischofs von Münster, Graf Galen, die päpstliche EnzyklikaMit brennender Sorge in 120 000 Exemplaren gedruckt hatte.

Die Film- und Theaterschauspielerin M a d y Christians, eine gebürtige Wienerin, ist am Montag im Alter von 49 Jahren in South Nor- walk an einer Gehirnblutung gestorben. Die Künstlerin hatte in Deutschland lange Zeit zu den bewährtesten Filmschauspielerinnen gehört.

Zur 350. Wiederkehr des Todestages Tycho Brahes am 27. Oktober hat die schwe­dische Regierung die Sternburg auf der Insel Hven lm Sund, eine der früheren Wirkungsstät­ten des dänischen Astronomen, ausgraben und soweit wie möglich wiederherstellen lassen. Die Sternburg hat mit ihren fünf kuppelüberwölb­ten Krypten äußerlich wieder ihr früheres Aus­sehen angenommen. Im Inneren erinnert ein Steinpfeiler, auf dem Brahes Stahlpuadrant mon­tiert war, an die großen Tage des Observato­riums, in dem lange Zeit auch Johannes KeMer wirkte.

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