HEIMATBLATT FÜR
STADT UND LAND
MONTAG, 29. OKTOBER 1951
7. JAHRGANG / NR. 169
Fortschritte in Pan Mun Jon
Prinzipielle Einigung über Demarkationslinie
PAN MUN JON. Die alliierten kommunistischen Delegierten haben sich gestern nach zwei längeren Besprechungen im Prinzip über den Verlauf der Demarkationslinie beim Abschluß eines Waffenstillstandes geeinigt, wird von der amerikanischen Delegation bekanntgegeben. Die Kommunisten haben nach Beratungen über den alliierten Vorschlag
Adenauer legt bis Mittwodi Rahmenvertrags-Entwurf vor
Verhandlungen über Souveränität im entscheidenden Stadium / „Fortschritte"
BONN. Bundeskanzler Adenauer und die drei Hohen Kommissare wollen bei ihrer
Lage der Demarkationslinie ihrerseits Pläne Zusammenkunft am Mittwoch versuchen, die
hierzu eingereicht, die den amerikanischen in allen wesentlichen Zügen entsprechen. Das nächste Treffen ist für heute angesetzt.
Bonner Verhandlungen über die Wiederherstellung der deutschen Souveränität und die Pariser 9$litärbesprechungen aufeinander ab-
Andere Beobachter äußern sich allerdings zustimmen. Der deutsch-alliierte Sachverstän
digenausschuß ist beauftragt worden, bis Mittwoch über den Bundeskanzler einen Entwurf für einen Rahmenvertrag zur Verwirklichung des Washingtoner Abkommens vorzulegen. Dadurch soll die notwendige Gleichschaltung mit den Pariser Verteidigungsbesprechungen erreicht werden. Mit der Vorlage des Entwurfs zum Rahmenvertrag hofft man auf deutscher Seite die Bonner Verhandlungen von der Ebene der Beratungen auf die Ebene der Entscheidungen verlegen zu können. Sobald eine Einigung über den Entwurf erzielt ist, wird dieser mit der Empfehlung zur Ratifikation den alliierten und deutschen Regierungen und Parlamenten zugeleitet werden.
Der Rahmenvertragsentwurf, den Bundes
zurückhaltender über den tatsächlichen Fortschritt bei den Waffenstillstandsgesprächen.
An der Front nahm bei geringer Erdkampftätigkeit der Luftkrieg an Heftigkeit zu. Ein Pulk amerikanischer Superfestungen, der im Schutze von 112 amerikanischen und australischen Jägern eine Brücke anflog, wurde von 105 kommunistischen Düsenjägern angegriffen. Die alliierten Maschinen kehrten nach einem erbitterten Luftkampf unversehrt zu ihren Einsatzhäfen zurück bis auf eine Superfestung,
Voraussichtlich am 9. Dezember
Termin für Südweststaat-Wahl BONN. Die Volksabstimmung in den Ländern Württemberg-Baden, Württemberg-Ho- soll das Besatzungsstatut und die Hohe Kom- henzollern und Südbaden über die Frage der mission abschaffen. Regierungskreise warnen Bildung eines Südweststaates wird voraussichtlich am 9. Dezember stattfinden. Nach dem Neugliederungsgesetz ist der Bundesinnenminister ermächtigt, den Termin der Volksabstimmung festzusetzen.
Die Frage, ob im Lande Baden Wahlen zu einem neuen Landtag abgehalten werden, gesamten Vereinbarungen zwischen der Bun-
wird zu politischer und militärischer Zusammenarbeit mit ihren neuen westlichen Partnern verpflichtet werden. Die militärische Zusammenarbeit soll innerhalb der europäischen Streitmacht erfolgen, über die gegenwärtig in Paris noch verhandelt wird.
Der Rahmenvertrag wird sich nur auf die Festlegung der politischen und militärischen Grundsätze beschränken. Alle Einzelheiten, die sich aus der Ablösung des Besatzungsverhältnisses ergeben, müssen in besonderen Verträgen behandelt werden. So zum Beispiel die Stationierung der alliierten Sicherheitsstreitkräfte in der Bundesrepublik. Als Muster sollen hier ähnliche Abkommen herangezogen werden, die zwischen den Atlantikpaktmächten abgeschlossen wurden, wobei jedoch die Finanzierungsfrage noch nicht geklärt ist. Andere Verträge wiederum werden die deutschen und alliierten Verbindlichkeiten auf wirtschaftlichem Gebiete betreffen. Grundsätzlich sollen damit alle bisher noch bestehenden in-
kanzler Adenauer am Mittwoch vorlegen wird, dustriellen Produktionsbeschränkungen fort-
in diesem Zusammenhang vor „unbegründetem Optimismus“, wenngleich man sagen dürfe, daß die Verhandlungen des Bundeskanzlers mit den Hohen Kommissaren „Fortschritte“ gemacht hätten.
Der Rahmenvertrag wird das Kernstück der
fallen. Schließlich ist noch ein Vertrag über die Probleme einer deutschen Wiedervereinigung geplant.
fetzt wieder Nürnberg
VfB Stuttgart verliert Spitze Ohne große Sensationen endeten di« Begegnungen der Süddeutschen Oberliga am Sonntag. Höchstens der eindeutige 5:l-Erfolg von VfB Mühlburg übet 1860 München darf als unerwartet bezeichnet werden. Einen Wechsel gab es wieder in der Tabellenführung, da Nürnberg ln Schweinfnrt mit 8:1 siegreich blieb und damit den VfB Stuttgart verdrängen konnte, der in Frankfurt bei der Eintracht nicht über ein 0:0 hinauskam. In Aschaffenburg standen sich die „Spezialisten“ auf Unentschieden gegenüber: Viktoria u. Waldhof. Ergebnis 1:1.
Fangio Weltmeister Der Argentinier Fangio gewann am Sonntag in Barcelona auf Alfa Romeo den „Großen Preis von Spanien“ und sicherte sich damit die Automobilweltmeisterschaft von 1951.
Zwei Niederlagen in Brüssel Beim ersten Auftreten deutscher Berufsboxer in Belgien mußten die Deutschen Kohlbrecher und Tietze gegen den Belgier Sys und den amerikanischen Neger Jones Niederlagen einstechen.
West-Süd-Toto: 11102122100 2 10 .
Bemerkungen zum Tage
oder ob der neue Landtag durch eine Volksabstimmung verlängert wird, ist noch nicht «ntschieden, erklärte der badische Staatsprä
desrepublik und den Alliierten darstellen. In ihm werden die Grundsätze und Richtlinien geregelt, unter denen die Einordnung der Bun
aident Leo W o h 1 e b in Freiburg. Es gäbe desrepublik in die westdeutsche Gemeinschaft
ebensoviel Gesichtspunkte für wie gegen eine Landtagswahl. Sollten Neuwahlen notwendig
erfolgen soll. Es wird zum Ausdruck kommen, daß die Bundesrepublik einen gleichbe-
Meidet Schumacher die Debatte?
hf. Warum spricht der 1949 in direkter Wahl gewählte Abg. Dr. Schumacher nicht mehr im Bundestag? Es vergeht keine politisch bedeutsame Sitzungswoehe, an deren Ende nicht der Parteivorsitzende Schumacher auf einer Pres-
werden, so könnten sie unmöglich gleichzeitig rechtigten Anteil an der europäischen Gemein- ^t^toenz ™ d en im Parlament behandel- «~j4. j ai c.:—« - «u..— T2<aAckiiiiin0 acttanierenz zu uen im iruridmcnt uenariuta
mit der Abstimmung über die Neugliederung stattfinden.
Bundeswohnungsbauminister Eberhard Wil- dermuth vertrat anläßlich der Hauptversammlung der DIMITAG-Gemeinschaft mitt-
schaft erhält. Von besonderer Bedeutung dürfte dabei die Formel sein, mit der die deutsche Gleichberechtigung ausgesprochen wird. Aus ihr ergeben sich die Rechte und Pflichten, die die Bundesrepublik zur militä-
lerer Tageszeitungen in Bad Godesberg unse- rischen Sicherung des Friedens in Europa er
rem Vertreter gegenüber die Auffassung, daß ln Württemberg-Hohenzollern die anstehenden Gemeinderats- und Kreistagswahlen nicht nur mit der Volksabstimmung über die Verlängerung der Landtagsperiode, sondern auch gleich mit der Südweststaatabstimmung verbunden werden, um die Wählerschaft nicht zu ermüden.
hält. An die Stelle der Hohen Kommissare sollen Botschafter der drei Westmächte treten. Ferner dürfte mit der Ablösung des Besatzungsstatuts die Aufhebung der sogenannten Generalklausel verbunden sein, die den Alliierten bisher die Möglichkeit gab, nach ihrem Ermessen in deutsche Verhältnisse einzugreifen. Die Bundesregierung ihrerseits
ten Themen Stellung nehmen würde. Er pflegt dann den Standpunkt seiner Partei noch einmal zu präzisieren und gelegentlich redigiert er auch ein wenig die Ausführungen, die seine Parteifreunde kurz zuvor im Bundestag machten. Auch auf Partei- und Wahlversammlun-
Völker an das Schicksal aller jener Menschen erinnert, die dem Krieg und dem Haß zum Opfer gefallen sind. Wer selbst den Zusammenbruch in der Tschechoslowakei erlebt hat, wird sich mit Schaudern an die Menschenjagden erinnern, die Angehörige des tschechischen Volkes auf Deutsche unternommen haben, und er kann über die entsetzlichsten Greueltaten berichten, deren tschechische Menschen in jenen Tagen fähig gewesen sind. Bei aller Würdigung dessen, was den Tschechen unter der Herrschaft des „Dritten Reiches“ angetan worden ist, gibt es für die schändliche Hinmordung Hunderttausender von
gen der SPD drückt sich der SPD-Vorsitzende Deutschen und für die Austreibung von Mil-
Pariser Verhandlungen kommen in Fluß
Rahmenentwurf der Europaarmee bis Dezember / „Konferenz arbeitet gut“
FH. BAD GODESBERG. Graf Joh. Adolf v. Kielmannsegg von der deutschen Delegation bei den Pariser Militärverhandlungen berichtete am Samstag in Bad Godesberg im Auftrag des Delegationsführers Theodor Blank über den Stand der Gespräche in Paris. Seit einigen Wochen sei insofern eine veränderte Situation dort festzustellen, als das Konferenzverfahren durch die Bildung eines
griffskriegs sehe die Bundesrepublik die besten Voraussetzungen, um auch zur deutschen Einheit zu kommen.
Der Presseempfang, bei dem Kielmannsegg, Hallstein und Vizekanzler Blücher sprachen, war verbunden mit der Generalversammlung der „DIM1TAG“ (Dienst mittlerer Tageszeitungen). Geladen waren Abgeordnete, die Spitzen der Verleger- und Journalistenver-
an keiner Stellungnahme vorbei. Doch im Parlament beschränkt sich der Abg. Schumacher auf Zwischenrufe. In sozialdemokratischen Kreisen hieß es, er wolle nur noch zu ganz wichtigen Anlässen sprechen und sonst die Fraktion zu Worte kommen lassen. Ja, ist denn die Frage der deutschen Wiedervereinigung nicht die wichtige Frage und rangieren nicht die Probleme der Außenpolitik unmittelbar an zweiter Stelle? Der Abgeordnete und Fraktionsvorsitzende Schumacher ergriff trotzdem nicht das Wort. Es ist vielmehr zu erfahren, daß er erst bei der dritten Lesung des Gesetzes über die Ratifizierung des Schu- man-Plans wieder sprechen will. Das wird nicht vor dem Frühjahr 1952 der Fall sein. Wir glauben nicht, daß Schumacher mit dieser Disposition sich, seiner Partei, dem Parlamentarismus und der Demokratie überhaupt einen guten Dienst erweist. In welchem Land wäre sonst so etwas denkbar?
Nicht müde werden I
lh. Das vor einigen Tagen der Weltöffent-
Planungsausschusses wesentlich verbessert bände, der Wirtschaft und Gewerkschaftern, worden sei. Die Konferenz arbeite jetzt „gut Ferner waren Vizekanzler B 1 ü e h e r, Innen- nnd schnell". Es seien bereits Fortschritte er- minister Lehr, der Minister für gesamtdeut- lichkeit vorgelegte Weißbuch über die Auszielt. dtp m pinpr nncititrpn Bomioiinn* dor —. **- Tjr - 1 -— n_u treibung des sudetendeutschen Volkes aus sei
ner Heimat hat das sich schon wieder im Dämmerzustände befindliche Gew^'-'-n der
ler und Wiederaufbauminister m u t h anwesend.
Wilder-
zieit, die zu einer positiven Beurteilung der sehe Fragen, Kaiser, Justizfuinister D e h - Gesamtverhandlungen berechtigten. Einen Rahmenentwurf über die Europaarmee hoffe man bis Anfang Dezember vorlegen zu können.
Das bisher wichtigste Ergebnis für Deutschland sei, daß es in der künftigen Europa- Armee keinerlei Diskriminierung gebe, und daß die Gesamtstreitkräfte der einzelnen Länder mit geringen Ausnahmen in der europäischen Armee aufgehen werden. Der Streit über die Frage: Deutsche Divisionen oder Kampfgruppen, sei gelöst durch eine Entscheidung General Eisenhowers, sogenannte »Groupments" zu schaffen, die jeweils unter nationaler militärischer Führung stehen und Eisenhower unmittelbar unterstellt werden.
Die europäische Armee werde keine Koalitionsarmee im alten Sinne des Wortes sein, sondern eine „neue Integration“.
Ob der deutsche Beitrag in Form einer Frei- willigentruppe oder auf der Grundlage der allgemeinen Wehrpflicht erfolgen werde, sei noch nicht entschieden. Neben allgemeinen Politischen Überlegungen sei für die Beantwortung dieser Frage nicht zuletzt die Entscheidung des Bundesparlaments maßgebend.
Der Staatssekretär im Auswärtigen Amt,
Prof. Walter Hallstein, ging in diesem Zusammenhang auch auf die Bonner Verhandlungen ein und sprach die Hoffnung aus, daß Man beide Verhandlungskomplexe gleichzeitig abschließen könne. Die außenpolitische Zielsetzung der Bundesrepublik lasse sich auf Formel bringen: Einheit und Freiheit Im Anschluß an den Westen, in der Erhaltung ües Friedens durch eine starke Verteidigung Europas und in der Ablehnung jedes An-
Staa'.ssekretär Prof. Dr. Hallst ein berichtet ln Bad Godesberg vor der Presse über den augenblicklichen Stand der deutsch-alliierten Verhandlungen und die Ziele der Bonner Außen - Politik. Links neben Prof. Hallstein der Verleger Dr. Viktor Wurm, Göttingen, der Präsident der DIMITAG-Gemeinschaft mittlerer Tageszeitungen, anläßlich deren Hauptversammlung der Presseempfang stattfand Foto: dpa
lionen keine Rechtfertigung, so wie es keine Rechtfertigung für die Vernichtung der Juden in Deutschland und in den seinerzeit besetzten Gebieten gibt.
Die durch das Weißbuch bekannt gewordenen Untaten lassen uns nicht kalt Sie erregen unser tiefstes Mitgefühl für die Opfer und unsere größte Abscheu gegen die Mörder. Aber wir wollen uns davor hüten, im tschechischen Volk ein Volk der Mörder und Henker zu sehen, so wie das die gegen uns eingestellte Welt in den Jahren nach 1945 in Biedermannsmanier dem deutschen Volk gegenüber getan hat Wir wollen auch keine Rache fordern, sondern Gerechtigkeit für die Opfer der Austreibung. Insonderheit dürfen wir Deutsche selbst in der Sorge um diese von Unmenschen aus ihrer angestammten Heimat Vertriebenen nicht müde werden.
Mobilmadiunosgeselj gebilligt
Ägypten geht wieder einen Schritt weiter
KAIRO. Der ägyptische Staatsrat hat gestern das allgemeine Mobilisierungsgesetz gebilligt. Das Gesetz sieht die Einberufung aller Ägypter im Alter von 18 bis 50 Jahren im Falle eines Kriegs oder bei drohender Kriegsgefahr vor. Es bedarf, um in Kraft treten zu können, jetzt nur noch der Bestätigung durch das Kabinett. Unterrichtete Kreise in Kairo erklären, das Kabinett werde die Bestätigung des Gesetzes sehr schnell vollziehen, um „für alle Entwicklungen gewappnet zu sein“.
In einer offiziellen Note hat die ägyptische Regierung den britischen Botschafter in Ägypten, Sir Ralph Stevenson, davon unterrichtet, daß der britisch-ägyptische Vertrag von 1936 und der Kondominiumsvertrag für den Sudan „von sofort an keine Gültigkeit mehr haben“. Damit bestehe auch für Großbritannien keine Vollmacht mehr, eine Garnison in der Suezkanalzone zu unterhalten.
Die gesetzgebende Versammlung des Sudan hat mit großer Mehrheit eine Resolution angenommen, in der die Kündigung des Sudanabkommens durch Ägypten als illegal bezeichnet wird.
Die Wahlen in der Schweiz
GENF. Die Schweizer haben gestern ihren neuen Nationalrat und einen Teil der Mitglieder des Ständerates gewählt. Vollständige Ergebnisse der Wahlen werden erst in einigen Tagen vorliegen. Bisher steht auf Grund der Meldungen aus Genf und Basel lediglich fest, daß drei der sieben Arbeiterparteiler (Kommunisten) im Nationalrat wiedergewählt worden sind. Jeder der 198 Abgeordneten im neuen Nationalrat vertritt 24 000 Schweizer. Das aktive und passive Wahlrecht haben in der Schweiz nur die Männer.