j&eisc und tErkütung
Septembertage am Bodensee
Am Morgen steht die Sonne wie eine mattsilberne Scheibe hinter der Schleierwand milchigen Dunstes. Es tropft von Busch und ßaum, und über dem noch graublauen Spie-
f el des Sees brodeln wallende Nebelschwa- en. Langsam vollzieht sich das tägliche Schöpfungswunder. Noch sind die Farben gedämpft, noch birgt sich die Landschaft hinter zarten Lasuren; aber allmählich vertieft sich das Blau der Himmelskuppel und spiegelt sich, von leichtem Silbergekräusel überhöht, in der weiten Wölbung des Sees. Der Säntis mit seinem ganzen alpinen Gefolge badet sich im Licht des jungen Tags.
Noch ist Sommer, aber schon mischt die Natur die Farben satter und bunter auf ihrer Palette. In den Weinbergen leuchten die Gehänge schon segenschwer aus dem langsam sich verfärbenden Blattgerank. Der Winzer liebt diese Tage, wo am Morgen feuchter Nebel in den Rebgärten nistet und am Mittag heiße Sonne über den Hängen glastet. Das verspricht einen guten Herbst. Tief biegen sich in den Obsthainen die Äste unter der Last rotbackiger Äpfel und gelber Birnen. Auf der Mainau glühen im dunklen Laub die Goldorangen und Zitronen. Die zum zweiten Male geschnittenen Wiesen breiten sich wie Teppiche aus grünem Samt.
Eine köstliche Zeit bricht bald an. In kleinen Bauernhäusern unweit Lindau stecken in solchen Tagen „Rädle“ heraus. Sie zeigen, daß der frische Wein — der vielbesungene Suser — zum Ausschank bereit ist. Auf einer Su- serfahrt geht’s lustig zu. Das süffige, herbe Getränk wird zum traditionellen Lindauer Schübling oder zu einem Bauernkäs genossen und schafft gar bald jene unbeschreibliche,
heitere Stimmung, die uns den Alltag leicht vergessen läßt.
Wer im Herbst nach Lindau kommt, wird sich das unvergeßliche Erlebnis einer herbstlichen Bergfahrt nicht entgehen lassen. In wenigen Stunden gelangt man von der Inselstadt auf die hohen Gipfel der Allgäuer, Vorarlberger und Schweizer Alpen. Weit und klar ist jetzt die Fernsicht. Schon vom nahen Pfänder aus, der 1000 Meter hoch und weniger als eine Meile von Lindau entfernt ist, sieht man bis hinaus nach Konstanz und hinüber zur Insel Mainau.
Reiseland Oestereich
Nach wie vor legt man auf deutsche Gäste großen Wert
Der Deutsche, der jetzt den Entschluß verwirklicht nach Österreich zu reisen, hat es wesentlich einfacher die papierenen Vorbereitungen zu treffen, als derjenige, der im Juli Reiscepläne schmiedete. Hat er sich einen Reisepaß und einen Reisekreditbrief beschafft — Umstand und Unkosten genug — so kann er losfahren und erhält das Visum, ohne Zeitverlust und ohne einen weiteren Tribut zahlen zu müssen, an der Grenze.
Die Entwicklung des österreichischen Fremdenverkehrs ist immer wieder durch politische Ereignisse aufgehalten worden. Schon der erste Weltkrieg hemmte sein Aufblühen und
Meerwasser nicht nur zum Baden
Ein fast vergessenes Heilmittel kommt wieder zur Geltung
Schon im Altertum war die Heilkraft des Meerwassers erkannt. Wir wissen, daß Hip- pokrates, Plinius und andere das Meerwas- ser verwendeten bei Erkrankungen und Verletzungen der Haut, bei Geschwülsten, bei Verdauungsbeschwerden und vor allem als Abführmittel. Wie so manches, so geriet auch dieses Wissen in Vergessenheit. Es mußte erst wieder neu entdeckt werden.
Nach Ausführungen von Badearzt Dr. med.
Bensch finden Meerwasser-Trinkkuren dort bevorzugt Anwendung, wo es gilt, nicht ein einzelnes Organ, sondern die Gesamtkonstitution umzustimmen und das gestörte Gleichgewicht wieder herzustellen, z. B. bei Krankheiten wie Asthma und Ekzemen, bei Drüsenleiden, Stoffwechselstörungen im Bereiche der Leber, des Magens oder Darmes und in den Entwicklungs- und Übergangsjahren. In „Leben und Gesundheit“ Nr. 5 finden wir eine interessante Abhandlung von F. N e u m a n n; er bezeichnet das Meerwasser als einen „Erdextrakt“, in dem fast alle Substanzen unserer Erde in gelöster Form enthalten sind. Die ausgewogene Lösung, in der Spurenelemente wie Katalisatoren wirken, ist ähnlich unserem Blutserum.
Interessant ist der Hinweis von M. Schlegel im „Homöopathischen Familienarzt“, daß Meerwasser um so besser auf alle Lebensfunktionen, auf Schlaf, Appetit, Nieren und bei Erschöpfung wirke, je ferner dem Meer der Kranke lebe. Meerwasser scheint mehr als ein „Heilmittel“ zu sein, denn nicht nur für Kranke ist es von ausgezeichneter Wirkung, sondern auch Gesunde verspüren erhöhte Spannkraft und Frische nach seinem Genuß.
Wenn auch das Meer sich selber biologisch reinigt, so wird das Meerestiefenwasser „BIOMARIS“ vom Nordseeheilbad Borkum nur an gewissen Stellen, fern der Schiffahrtsstraße und Küste, aus großer Tiefe geholt und übertrifft durch amtlich kontrollierte Filtration an Reinheit jedes Trinkwasser. Die Reinigung auf kaltem Wege erhält dem Meereswasser seine lebendigen Kräfte. Kristallklar, in Flaschen
legte ihn für viele Jahre völlig lahm. Und wenn auch in den Jahren nachher der Gästestrom aus den nichtdeutschen Ländern bis zum Beginn der zweiten Kriegskatastrophe nicht abriß, so fehlten doch die deutschen Besucher infolge der erschwerten Einreisebedingungen, die vordem einen hohen Prozentsatz der Zahl der Gäste insgesamt ausgemacht hatten. Wenn die Fremdenorte auch im Juli und August voll belegt waren, so wurden die Deutschen doch sehr vermißt, die schon im Mai und Juni und noch im September zu kommen pflegten.
Der Ausbau der Hotels und Gasthöfe konnte somit nur langsam vorangehen. Abgesehen von den allgemein bekannten Fremdenorten mit großen Hotels — durchweg älteren Datums — findet man beispielsweise in Vorarlberg und in Tirol viel kleine Gast-» höfe und Pensionen. „Fließwasser“ warm und kalt, gute Betten und eine schmackhafte, ausreichende Verpflegung findet der Gast auch in kleineren Orten zu Preisen, die denen in Deutschland für eine ähnliche Leistung gleich sind bzw. manchmal noch darunter liegen. Von einer Übervorteilung kann weder in den Gasthäusern, noch bei irgendwelchen Nebenausgaben, gesprochen werden.
Tirol und Vorarlberg waren in diesem Sommer international und sie sind es jetzt in diesen herrlichen Septembertagen noch-Man traf Schweizer, Italiener. Franzosen, Belgier und
<Unser fle.tse.merkbu.cfo
Vom 23. bi* 29. September findet in Hindelang ein Internationaler Frauenkongreß statt. 240 Frauen aus 17 Nationen werden sich an den Diskussionen über die „Stellung der Frau im öffentlichen Leben “ beteiligen.
Der wegen seines ausgezeichneten Skigeländes stark benützte Skilift von Oberjoch zum Iselerplatz wird im kommenden Jahr zur Sesselbahn ausgebaut, so daß man auch im Sommer den Hindelanger Hausberg Iseler (1877 m) bequem erreichen kann. Die Vorarbeiten zu dieser Umstellung sind bereits im Gang.
Über das O str achtal mit seinem Hauptort Hindelang erschien ein reichbebildertes Buch: Das schöne Ostrachtal, das ausführlich in die Geschichte des Tales, sowie in das reiche Volkstumsleben einführt. Den großen Kunstschätzen des Ostrachtales (darunter Madonna von Hans Holbein d. Ä.) und der reichgegliederten Bergwelt gelten mehrere Kapitel de* Buches. Das Buch ist im Verlag Allgäuer Anzeigenblatt, Immenstadt erschienen.
In den Kurorten des Schwarzwaldes und am Bodensee erfreuen sich auch in diesem Herbst die Traubenkuren besonderer Wertschätzung.
Vom 26. September bis in die ersten Tage des Oktobers feiert die Hauptstadt der ob st- und weinreichen Ortenau, Offenburg, ihr 850jäh- riges Stadtjubiläum. Ein großartiger Festzug wird an die wichtigsten Geschehnisse in ihrer wechselvollen Geschichte erinnern. Gleichzeitig wird die Ortenauer Herbstmesse vor sich gehen.
Holländer, Saarländer, viel Dänen, aber nur wenige Deutsche. Die Engländer halten sich gerne in Gruppen unter sich, und man hört nicht viel von ihnen, während sechs Italiener einen fröhlichen Lärm um sich verbreiten können wie eine ganze Schulklasse. Die Schweizer reden gar zu gerne von Politik und die Saarländer sind glücklich, wenn sie mit Landsleuten, mit Deutschen, sprechen können. Eine* aber war besonders erfreulich festzustellen: Einerlei mit wem man sprach, man hatte nie das Gefühl, als Deutscher weniger gerne gesehen zu sein. Thllda Fred«
Nachsommer im Schwarzwald
Die „Feinschmecker“ unter den Erholungsuchenden bevorzugen diese Jahreszeit
Zwei hohe Zeiten erlebt der Schwarzwald in den großen Kontrasten von Sommer und Winter, zwei Höhepunkte, in denen sich die ganze Fülle einer wundersamen Landschaft in jenem Dreiklang von Licht, Luft und Sonne entfaltet, der alljährlich für Hunderttausende Freude, Ruhe und Erholung bedeutet. Da ist im Sommer die Zeit der Hochsaison, die Zeit, in der nicht nur in den Kurorten und Bädern mit weithin bekannten und berühmten Namen, sondern auch in den kleinen Sommerfrischen kein Zimmer mehr frei ist.
Und dann der zweite Höhepunkt: Wenn der Winter die Landschaft verzaubert in eine Welt glitzernder Kristalle, wenn der Wintersturm über die weiten Höhen fegt und dann über dem weißen Schweigen des Waldes ein fast unwahrscheinlich blauer Himmel sich wölbt. Das ist die hohe Zeit vor allem der Winter
gefüllt, köstlich im Geschmack und erfrischend Sportler, die sich auf den Übungshängen der wie Mineralwasser, kommt es von Borkum ins Kurorte tummeln oder einsam ihre Spur Heim, um zu helfen und zu heilen. durch die verschneiten Wälder und über die
Seit Monaten herrscht in der Internationalen Spielbank Lindau Hochbetrieb. Jeden Abend sind sämtliche Tische im Spielsaal voll besetzt.
Aufn. Thorbecke
Der neue Shell-Autoatlas
Wer auf größeren Autofahrten nicht durch Umwege Enttäuschungen erleben will, tut gut daran, sich vor Antritt der Reise mit einem zuverlässigen Autoatlas auszurüsten. Der in der vierten Auflage vorliegende Shell-Autoatlas erfüllt alle Anforderungen, die Autotouristen an ein solche« Kartenwerk stellen müssen. Der Vorzug dieses vom Kartographischen Institut Kurt Mair, Stuttgart, geschaffenen Atlas (DM 8.50) liegt unter anderem darin, daß er laufend ergänzt wird. So reichen jetzt bei der neuesten Auflage Karten
und Text bis zum Großglockner, bis Venedig, Mailand und Zürich. Auf dem unteren Kartenrand jeder Seite weisen kurzgefaßte Texte auf die Sehenswürdigkeiten hin. Im Anhang sind die Gebietsbeschreibungen wesentlich erweitert worden, und 20 Spezialkarten servieren dem Autotouristen besondere landschaftliche Deleka- tessen. Für die Durchfahrten durch Großstädte, die der ortsunkundige Autofahrer fürchtet, sind im Atlas übersichtliche Stadtpläne beigegeben. Wie wir hören, sollen bei einer neuen Auflage die Grenzorte auf beiden Seiten der von einer Autostraße durchquerten Grenze markiert werden.
Schneefelder der Schwarzwaldhöhen ziehen.
Aber wer den Schwarzwald kennt, weiß auch um seine besonderen Reize in der Zeit zwischen der Sommer- und Wintersaison, vom Schwarzwaldfrühling ganz zu schweigen. Mit dem Ende der Sommerferien, wenn draußen auf dem Lande die letzten Erntewagen eingefahren werden und sich die Scheunen füllen, verebbt der große Strom der Kurgäste. Es wird ruhig auf den Promenaden der Kurorte, der Lärm des Verkehrs herrscht nur noch über die Tage des Wochenendes, die Schwimmbäder haben ihre Tore geschlossen, in den Tälern breiten sich die ersten Nebel. Aber es ist noch eine lange Zeit, bis der Herbstwind über die Felder weht, der Sturm das Laub von den Ästen reißt. Und diese Tage und Wochen zwischen Hochsommer und Herbst, der Nachsommer ist auch eine hohe Zeit des Schwarzwaldes, die dem Gast reichlich Freude und und vor allem Erholung zu schenken. Es sind die stillen, milden und immer noch sonnenerfüllten Tage, die zum wirklichen Ausspannen von der Unrast des Alltages einla- den, und die am schönsten sind auf den freien weiten Höhen des Schwarzwaldes. Wie herrlich erleben wir sie gerade in diesem Jahr, in dem der September nachzuholen scheint, was der August uns in launischer Weise vorenthielt. Die Ärzte unserer heilklimatischen Kurorte empfehlen einen Kuraufenthalt gerade während der nachsommerlichen Tage im September und Oktober, und nicht umsonst sind es viele „Feinschmecker“ unter den Kurgästen, die diese Zeit bevorzugen. KW.
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