NUMMER 131

SÜDWESTDEUTSCHE CHRONIK

FREITAG, 2 4. AUGUST 1951

Arbeit und Wohnung sind die Hauptprobleme

Zum Landestreffen der Heimatvertriebenen in Reutlingen

Am 1./2. September veranstalteten die Hel- matvertrlebenen von Württemberg-Hohenzol- lern, wie bereits berichtet, ihr diesjähriges Landes treffen. Es steht unter dem MottoEi­nigkeit Recht Freiheit. Das Programm sieht für Samstag, 1. September, Arbeitstagun­gen der Fachreferate und Landsmannschaften vor. Am Abend ist ein festlicher Empfang der Teilnehmer. Zu der Großkundgebung am Sonn­tag, 2. September, bei der Friedrich-List-Halle werden 15 000 Teilnehmer erwartet. Es werden dort Innenminister Renner, Dr. Kather, Dr. K a u t z o r, Oberbürgermeister Kalbfell und Dr. Portzehl sprechen. Ein Bunter Nachmittag, verbunden mit einem Treffen al­ler Landsmannschaften, wird das Landestreffen in Reutlingen beschließen.

ah. Tübingen. Wenn sich die Heimatvertriebe­nen unseres Landes dieses Jahr in Reutlingen treffen, werden sie mit nicht weniger Sorgen kommen, als bei ihren früheren Zusammenkünf­ten. Audi für die Heimatvertriebenen hat sich im Verlauf des letzten Jahres zwar mancherlei normalisiert, aber von einer endgültigen Ein­bürgerung in unser Land kann doch erst dann die Rede sein, wenn jeder seinen gesicherten Ar­beitsplatz und seine eigene Wohnung hat. Ar­beit und Wohnung, das sind auch heute noch die Hauptprobleme für unsere Neubürger. Arbeit und Wohnung müßten nach Möglichkeit örtlich zusammenfallen, wie ja normalerweise jedermann da wohnen möchte, wo er Arbeit ge­funden hat oder umgekehrt da nach Arbeit sucht, wo er eine Heimstatt gefunden hat. Das Pend- lertum ist zwar seit dem zweiten Weltkrieg.eine allgemeine Erscheinung in Deutschland gewor­den (die Anfänge liegen schon Jahrzehnte zu­rück), aber für die Heimatvertriebenen liegen auf diesem Gebiet die Verhältnisse besonders kompliziert. Weit mehr als die Einheimischen sind sie darauf angewiesen, mit Bahn, Omnibus, Motorrad, Fahrrad nach weit entfernten Indu- etrieorten zu fahren, um ihr Brot zu verdienen. Nicht nur daß die halbe Freizeit dabei auf dem Weg liegen bleibt und nicht unbeträchtliche Fahrtkosten entstehen: Wer nicht am Ort der Arbeit wohnt und nicht eng mit den Verhältnis­sen seines Arbeitsorts verwurzelt ist, läuft auch am ehesten Gefahr, bei Krisen den Arbeitsplatz zu verlieren.

Sowohl von staatlicher Seite als auch von der Seite der Heimatvertriebenen geht die Tendenz daher schon lange dahin, Arbeit und Wohnung örtlich zu koppeln. Es Jiat keinen Sinn, Wohnun­gen nur nach dem Gesichtspunkt billigen Bau­grundes usw. zu erstellen, wenn nicht in unmit­telbarer Nähe auch für Arbeit gesorgt werden kann. Die Bauprogramme der letzten Zeit neh­men daher besondere Rücksicht auf die Arbeits­möglichkeiten in der Gegenwart und nahen Zu­kunft. So sollen, wie uns Geschäftsführer Klemm vom Landesverband mitteilte, in den Kreisen Reutlingen, Tübingen, Balingen, Ravensburg und Calw gewisse Schwer­punkte der Ansiedlung von Heimatvertriebenen gebildet werden, was beim zweiten Herbstson-

Die Beschlagnahmen der Besatzung

Göppingen. Obwohl es den unablässigen Be­mühungen der Bundesregierung und der Länder­regierungen gelungen sei, die Besatzungsmächte in Westdeutschland bis Anfang dieses Jahres zur Freigabe von insgesamt 14 000 beschlagnahmten Wohngebäuden, 13 000 Etagenwohnungen, 1600 Ho­tels und Gaststätten und 3900 Verwaltungsgebäu­den zu bewegen, seien im Bundesgebiet noch im­mer 60 000 Objekte von den Besatzungsmächten beschlagnahmt, so wird in einem Schreiben der Sonderabteilung Besatzungslastenverwaltung im Bundesfinanzministerium an den Göppinger Ge- meinderat festgestellt. Vor wenigen Wochen in­tervenierte die Vertretung der Stadt Göppingen in Bonn zugunsten der Besatzungsgeschädigten. Der Gemeinderat schlug vor, daß die von der Bundesregierung gewährten Darlehen zum Bau von Wohnungen für Besatzungsverdrängte besser zum Bau von Wohnungen für Angehörige der Besatzungsmacht zu verwenden wären; dann könnten den Deutschen ihre Wohnungen und Häuser zurückgegeben werden. In der Antwort der Sonderabteilung für Besatzungslasten wird festgestellt, daß diesem Vorschlag nicht entspro­chen werden könne.

derbauprogramm 1951, das in seinen Einzelhei­ten im September bekannt werden dürfte, be­reits eine Rolle spielen wird.

Beim Landesverband in Tübingen hat man sich auch schon lange Gedanken darüber ge­macht, welcher Siedlungstyp und welche Bau­weise für die Heimatvertriebenen am geeignet­sten sind. Der Baugrund der Städte ist beson­ders teuer. Darum werden Randsiedlungen, evtl, auch Siedlungen in ländlichen Nachbargemein­den am leichtesten zu verwirklichen sein. Es ist dabei weniger an Reihenhäuser gedacht, als an Ein- oder Zweifamilienhäuser mit Gartenland und Kleintierhaltung, wodurch dem Besitzer bei Schwankungen der Arbeitsmarktlage ein gewis­ser Rückhalt gewährleistet ist.

Was die Bauweise der Häuser anbetrifft, steht gegenwärtig dieKühlbauweise (nach dem Ar­chitekten Kühl, der im Allgäu bereits etwa 60 Häuser nach seinem besonderen System gebaut hat) im Vordergrund der Erwägungen. Diese Bauweise hat sich, wie uns Geschäftsführer Klemm erklärte, in den letzten drei Jahren be­reits gut bewährt und würde vor allem den Vor­

teil äußerst rascher Montage, ferner bei Massen­aufträgen eine wesentliche Verbilligung der Bau­kosten bieten, über normalen Betonfundamenten (mit Keller) würde das Haus in 48 Stunden aus genormten Holzfaserplatten ohne die Gefahr spä­terer Fugenbildung zusammengesetzt werden.

Ein besonderes Anliegen, das wohl auch in Reutlingen zur Sprache kommen wird, ist die Zusammenarbeit zwischen dem Zentralverband der vertriebenen Deutschen (ZvD, Leitung Dr. Kather) und den Vereinigten Ostdeutschen Lands­mannschaften (VOL, Leitung Axel de Vries) und ihren entsprechenden Landesverbänden. Wie be­reits allgemein bekannt, haben sich die Heimat- vertriebenenverbände in erster Linie die wirt­schaftliche, rechtliche und soziale Betreuung ih­rer Mitglieder zur Aufgabe gemacht, während sich die Landsmannschaften mehr um die Pflege des besonderen Kulturgutes und der heimatli­chen Tradition bemühen. Es entspricht durchaus dem guten Einvernehmen zwischen dem würt- tembergisch-hohenzollerischen Landesverband und den in Südwürttemberg bestehenden Lands­mannschaften (Schlesier, Ost-Westpreußen und Danziger, Pommern, Sudetendeutsche, Deutsche aus den Südostgebieten, Baltendeutsche), wenn mit dem Landestreffen gleichzeitig ein Treffen der einzelnen Landsmannschaften verbunden ist.

Aus Nordwürttemberg

Süddeutsche Klassenlotterie Stuttgart. Am 8. und 9. Ziehungstag der 5.Klasse der 9. Süddeutschen Klassenlotterie wurden 5000 Gewinne gezogen, darunter 100 000 DM auf Nr. 106 089, 50 000 DM auf Nr. 56 215, 10 000 DM auf Nr. 56 579 und 118 422.

Zwei festliche Nächte

Stuttgart. Aus Anlaß des Solitude-Rennens wer­den die Hauptstraßen der Stadt am Wochenende mit Lichterketten illuminiert. Eine Reihe reprä­sentativer Bauwerke werden durch Scheinwerfer angestrahlt. Die Ladenbesitzer der Innenstadt wurden aufgefordert, die Geschäfts- und Re­klamebeleuchtungen dielangen Nächte über brennen zu lassen. Die Gaststättensperrstunde ist für die Nacht auf Sonntag aufgehoben und für die Nacht zum Montag auf 2 Uhr festgesetzt wor­den. Lediglich im Höhenpark Killesberg beginnt die Sperrstunde auch schon in der Samstagnacht um 2 Uhr früh. Die untere Königstraße wird am Samstag von etwa 19.30 Uhr bis gegen 4 Uhr früh für den gesamten Fahrzeugverkehr gesperrt. Vier Musikkapellen werden von 18 bis 24 Uhr auf dem Schloßplatz und in der unteren Königstraße für Unterhaltung sorgen.

Am Sonntag, 26. August, fahren von Tübin­gen, Horb, Tuttlingen und Calw Sonder­züge mit 60 Prozent Fahrpreisermäßigung nach Stuttgart zum Solitude-Rennen.

Das Herz versagte doch Ludwigsburg. Der 25jährige Tscheche, der vor einer Woche bei einer Messerstecherei in Lud­wigsburg lebensgefährlich verletzt worden war und nur durch Herzmassage und künstliche At­mung am Leben erhalten werden konnte, ist jetzt an einer Herzschwäche gestorben. Das Herz des Verletzten war auf dem Operationstisch nach Stillstand von über vier Minuten durch Massage wieder zufn Schlagen gebracht worden. Nach der Operation hatte sich das Befinden des Patienten rasch gebessert, bis in der Nacht zum Sonntag wieder Komplikationen eintraten, die zum Tod führten.

Das Wasser sprang aus der Straße Eßlingen. Am Sonntagabend sprang in Eßlin­gen aus einer Altstadtstraße plötzlich eine me­terhohe Wasserfontäne. Da man einen Rohrbruch vermutete, grub man mit Hilfe eines Kompres­sors die Straße auf und entdeckte, daß nicht nur die Druckleitung, sondern auch die darüberlie­gende Versorgungsleitung geborsten war. Das Tiefbauamt stellte sofort 14 Mann zusammen, die in einem 23 Stunden dauernden Tag- und Nachteinsatz den Wasserrohrbruch behoben.

Lastwagen fährt auf Lokomotive Nürtingen. Auf einem unbeschrankten Feldweg­übergang zwischen Owen und Dettingen

(Teck) stieß am Dienstagvormittag ein mit Bau­steinen beladener Lastkraftwagen aus Nürtingen auf die Lokomotive eines Güterzuges. Der Last­wagen wurde schwer, die Lokomotive leicht be­schädigt. Der Fahrer des Wagens wurde nur leicht verletzt. Wie die Eisenbahndirektion Stutt­gart mitteilt, wurden vom Lokomotivführer die vorschriftsmäßigen Läute- und Pfeifsignale ge­geben.

Paratyphus im Kreis Aalen

Aalen. In Unterkochen bei Aalen ist Pa­ratyphus ausgebrochen. Bisher sind zehn Perso­nen zur Beobachtung in die Krankenhäuser Aalen und Heidenheim eingewiesen worden. Bei vier Eingewiesenen wurde einwandfrei Paratyphus festgestellt. Bei einer im Krankenhaus verstor­benen schwer herzkranken alten Frau wurde als Todesursache Typhus ermittelt. Ein weiterer To­desfall ist noch nicht eingetreten.

Aus Baden

Wieder Kaffeeschmuggler gefaßt

Lörrach. Durch schnelles Zupacken konnten die deutschen Zollbehörden in Lörrach wieder eine Schmugglerbande unschädlich machen, die sich mit einträglichen Kaffeeschiebungen über die deutsch-schweizerische Grenze befaßte. Bis jetzt wurden vier Personen festgenommen, darunter ein Deutscher und zwei schweizerische Staatsan­gehörige. Ein Kraftwagen, in dem Geheimfächer angebracht waren, wurde beschlagnahmt. Nach dem vorläufigen Untersuchungsergebnis hat die Schmugglerbande in zahlreichen Fahrten größere Kaffeemengen in das Bundesgebiet gebracht.

Soldatengräber in Afrika und Finnland

Konstanz. Der Volksbund Deutsche Kriegsgrä­berfürsorge bereitet die Erfassung aller deutschen Kriegsgräber und Friedhöfe in Afrika vor. Er bittet alle früheren Angehörigen des deutschen Afrikakorps um möglichst genaue Angaben über Begräbnisstätten von Gefallenen und Standorte von Lazaretten. Mitteilungen nimmt der Völks- bund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. in Kas­sel, Ständeplatz 2, entgegen.

Den Angehörigen der in Finnland gefalle­nen deutschen Soldaten, die anläßlich der Olym­pischen Spiele 1952 in Helsinki nach Finnland fahren und dort die deutschen Soldatenfriedhöfe besuchen wollen, empfiehlt der Volksbund, sich rechtzeitig nach der genauen Grablage zu erkun­digen. Auskünfte bei obiger Adresse.

Sozialleistungen erhöht

Ludwigshafen. Die Badische Anilin- und Sodafabrik (BASF) in Ludwigshafen will ihren Arbeitern künftig im Krankheitsfall eigene Zuschüsse zu den Krankengeldern der Kassen zahlen. Alle Arbeiter, die dem Werk mindestens ein Jahr angehören, sollen, wenn sie krank wer­den, in den ersten drei Krankheitstagen, in denen die Kassen keinerlei Krankengeld gewähren, von der Firma ihren vollen Lohn weiter erhalten. Die von der Betriebskrankenkasse vom vierten Tag an gezahlten Krankengelder werden so aufge­stockt, daß verheiratete Arbeiter für eine Krank­heitsdauer bis zu sechs Wochen insgesamt 90 Pro­zent und ledige 70 Prozent ihres Nettolohnes er­halten. Von der siebten Woche an sollen die Ar­beiter 60 Prozent ihres Lohnes statt bisher 50 Pro­zent erhalten.

Aus Südwürtfemberq

Kurze Umschau Im Lande

Dachkammern sind in Stuttgart gegenwärtig das spezielle Operationsgebiet eines Einbrechers, dessen Treiben schon früher beobachtet werden konnte. In zwei Fällen wurde er überrascht, konnte sich jedoch unter Ausreden schnell wie­der entfernen, bevor die übrigen Hausbewohner zu Hilfe gerufen worden waren.

Die Deutsche Pressezeichnung 1951 heißt eine Ausstellung, die am 1. September im Stuttgarter Kunstgebäude eröffnet wird. 80 Künstler aus ganz Deutschland werden hier mit aktueller Zei­chenkunst vom Bericht bis zur Karikatur vertre­ten sein.

Beim Ausräuchern eines Wespennestes erlitt ein Junge aus Auendorf, Kr. Göppingen, schwere Brandwunden. Er hatte mit einigen gleichaltrigen Kameraden Benzin an das Nest gegossen und an­gezündet. Als ihm eine Stichflamme entgegen­schlug, warf er die Benzinflasche weg, wobei sich das Benzin zum Teil über seine Kleider ergoß, die sofort Feuer fingen.

Mit einem Knüppel schlug ein 35jähriger Mann am Stadtrand von Geislingen einen alten Mann nieder, der auf die Hilferufe seines Enkelkindes auf die Straße geeilt war. Das 11jährige Mäd­chen gab an, von dem unbekannten Täter be­lästigt worden zu sein.

Aus Rache für eine vermeintliche Zurückset­zung legte ein 30jähriger Landarbeiter in Hau­sen, Kreis Schwäb. Hall, an der mit Erntevor­räten gefüllten Feldscheuer seines Bauern Feuer. Es entstand ein Schaden von 15 000 DM.

Der Leib auf gesägt wurde einem jungen Ar­beiter beim Abschneiden von Brettern an einer Pendelsäge in Assamstadt, Kreis Mergentheim. Er wurde lebensgefährlich verletzt.

Beim Bügeln seiner Hose mit einem elektri­schen Bügeleisen, dessen Sfeckerisolierung nicht mehr intakt war, erhielt ein 46jähriger Kraft­fahrer in Metzingen am Sonntagabend einen töd­lichen elektrischen Schlag.

Von einem abspringenden Steinbrocken getrof­fen wurde ein 54jähriger Mann aus Rötenberg,

Kreis Rottweil, bei Steinbrucharbeiten in der Nähe von Alpirsbach. Im Krankenhaus Schram­berg erlag er drei Tage später seinen schweren Verletzungen.

Ein nur mit Hemd und Hose bekleideter Junge erschien auf der Polizeiwache in Laupheim und bat um Unterkunft. Es handelte sich um einen Ausreißer aus dem Rheinland, der seinen El­tern Geld entwendet hatte und aus Furcht vor Strafe nicht mehr heimzugehen wagte.

Das letzte große Feuerwerk der diesjährigen Sommersaison führt die Bundesbahn am 26. Au­gust mitten im Bodensee durch. An der Veran­staltung beteiligen sich die illuminierten Schiffe der Bodenseeflotten Deutschlands, der Schweiz und Österreichs.

Der Grenzverkehr nach Österreich hatte wäh­rend der Dauer der Bregenzer Festspiele vom 21. Juli bis 12. August beträchtliche Ausmaße an­genommen. Beim Zollamt Lindau-Zech passierten in dieser Zeit 77 000 Personen die Grenze, und beim Bahnhof Lindau wurden 8000 Personen zoll­amtlich abgefertigt.

Auf 267 Fälle ist die Paratyphus-Epidemie in Lörrach bis Mittwoch angestiegen.

Vom Zug überfahren wurde am Dienstagabend ein Kind, das auf den Schienen der Albtalbahn (Nordbaden) spielte. Das Kind erlag nach weni­gen Stunden seinen schweren Verletzungen.

Anerkennung ffir Lebensrettung Tübingen. Staatspräsident Dr. Müller hat der Witwe Frieda Wenzel in Rottenburg a. N. seine Anerkennung für die Rettung eines Menschen vom Tode des Ertrinkens ausgesprochen und eine Belohnung zukommen lassen.

Finanzierungsbeihilfen heraufgesetzt Tübingen. Durch einen Runderlaß des Innen­ministeriums von Württemberg - Hohenzollern werden die Höchstsätze der Finanzierungshilfen zur Errichtung von Eigenheimen für Flüchtlinge, Kriegssachgeschädigte und politisch Verfolgte im Rahmen der Soforthilfe für das Bauprogramm 1951 heraufgesetzt. Danach gilt bei Flüchtlingen ein Höchstsatz von 2000 DM als Finanzierungs­hilfe und bei den sonstigen Geschädigten ein Höchstsatz von 1500 DM. Diese Beträge der Fi­nanzierungshilfen gelten jedoch nur für die Hauptwohnung in einem Eigenheim. Für Miet­wohnungen bleibt der bisherige Satz von 1000 DM bestehen.

Schwerkriegsbeschädigte, Witwen und Ehe­frauen von Vermißten mit wenigstens einem Kind erhalten, auch wenn sie nicht Flüchtlinge, Sachgeschädigte oder 'politisch Verfolgte sind, ebenfalls eine Finanzierungshilfe für die Eigen­wohnung bis zu 2000 DM.

Der Stand der Wiedergutmachungsverfahren

Tübingen. Im Land Württemberg-Hohenzol- lern sind bisher insgesamt rund 776 000 DM als Entschädigung für Opfer des Nationalsozialismus ausgezahlt worden. Hiervon entfallen rund 308 000 DM auf Beihilfen, welche die vorläufige Wieder­gutmachungsbehörde genehmigt hatte, während der Rest von rund 468 000 DM durch das Lan­desamt für Wiedergutmachung In Tübingen an­gewiesen wurde. Das Landesamt ist im Herbst vergangenen Jahres zur Durchführung des vom Landtag Württemberg-Hohenzollern verabschie­deten Wiedergutmachungsgesetzes eingerichtet

worden. Von ihm wurden bis heute in 108 Fäl­len Bescheide erteilt, in denen Wiedergutma­chungsansprüche zuerkannt worden sind, wäh­rend in weiteren 102 Fällen Ansprüche abgewie­sen wurden.

Von den bisher durch das Landesamt aner­kannten Wiedergutmachungsansprüchen, die nach dem erwähnten Gesetz je nach ihrer Rangfolge in drei Klassen eingeteilt sind, entfallen in der Klasse I rund 235 000 DM auf Haftentschädigun­gen, rund 11 414 DM auf Geldrenten an Geschä­digte und rund 49 000 DM auf Geldrenten an Hinterbliebene. Den Wiedergutmachungsausschüs­sen, die bei einzelnen Amtsgerichten des Lande* gebildet sind, liegen zurzeit noch 55 Klagen vor, die zu entscheiden sind.

Hochschulkurse des Bistums Rottenburg

Rottenburg. Die beiden diesjährigen theologisch­praktischen Hochschulkurse des Bistums Rotten­burg finden in dieser Woche in Ravensburg und in der nächsten Woche in Stuttgart- Hohenheim statt. Sie stehen unter dem Thema,Der Seelsorger von heute und die so­ziale Frage. Die Hochschulkurse wollen eine Einführung in die Struktur des gegenwärtigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens bieten und einen fruchtbaren Ansatzpunkt für die seelsorgerische Arbeit, insbesondere für den Religionsunterricht an den Berufsschulen, her­ausarbeiten.

Wie wird das Wetter?

Aussichten bis Samstagabend: Am Freitag meist heiter, zeitweise Durchzug einzelner Wol­kenfelder, Anstieg der Temperaturen bis auf 28 Grad, im wesentlichen trocken. Am Samstag voraussichtlich wieder leicht unbeständig, jedoch keine wesentliche Wetterverschlechterung wahr­scheinlich, verbreiteter Dunst.

Mittelwellensender Ravensburg eingeweiht

Neuer Sender für 500 000 Hörer des schwäbischen Landes / Südwestfunknetz vollständig

Ravensburg. (Eig. Bericht.) Gestern 12 Uhr er- öffnete Kultminister Dr. Sauer für den ver­hinderten Staatspräsidenten Dr. Gebhard Müller in W i 1 h e 1 m s k i r c h bei Ravensburg in Ge­genwart zahlreicher prominenter Vertreter der Behörden und der Besatzungsmacht den neuen Mittelwellensender Ravensburg, der sozusagen den Schlußstein im Ausbau des Sendernetzes des Südwestfunks bildet und vor allen Dingen der besseren Rundfunkversorgung der Hörer des schwäbischen Oberlandes bis zum Bodensee bietet.

Nachdem Intendant B i s c h o f f vom Südwest­funk Baden-Baden der Vervollständigung des Südwestfunksendenetzes grundsätzliche Ausfüh­rungen gewidmet hatte, sprach Kultminister S a u e r zu den besonderen Aufgaben dieses Sen­ders. Neben einem ausgewogenen Zentralpro­gramm, das vom Südwestfunk aufgestellt wird, kommen dem Sender Ravensburg insbesondere

Buäf ba& mache beeidetet

Scfilachtviehmarkt Stuttgart

Donnerstag, 24. August

Auftrieb: Rinder 77, Kälber 35, Schweine 121, Schafe 1; Marktverlauf: Kälber und Schwei­ne langsam geräumt, Rinder kleiner Überstand, Preise gegenüber Dienstag unverändert.

Der Landrat des Kreises Heilbronn dankte bei der Einweihung einer neuen Brücke über die Jagst in Jagsthausen den Verkehrssündern für ihre Beiträge zum Bau der neuen Brücke. Die alte Notbrücke, die nur für fünf Tonnen zu­gelassen war. sei oft von Lastwagen mit 15 Ton­nen Nutzlast befahren worden. Diese Verkehrs­sünder hätten so mit dazu beigetragen, daß das Technische Landesamt endlich die alte Brücke durch eine neue ersetzt habe.

In Kesselfeld bei Öhringen ärgerte sich ein Bauer schon lange darüber, daß die Hühner und Enten seiner Nachbarin immer in seinen Hof herüberkamen. Neulich wurde er nun so wütend, daß er eine Sense nahm und damit mitten in das Federvieh hineinfuhr. Einer Henne und vier

Junghühnern wurden Füße und Körper durch­schnitten. Die Nachbarin hat ihn wegen Tierquä­lerei angezeigt.

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In einer Schweizer Gemeinde brach aus­gerechnet im Spritzenhaus Feuer aus. Im letzten Augenblick, bevor der Dachstuhl zusammenbrach, gelang es, die Spritze herauszuholen und in Be­trieb zu setzen. Mit ihrer Hilfe konnte der Brand schließlich eingedämmt werden.

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Schnarchen ist nicht gerade strafbar. Aber man muß dafür sorgen, daß die Nachbarn nicht ge­stört werden. In Hannover wurde kürzlich ein Mieter dazu verurteilt, nachts das Fenster zu schließen, umdas Herausdringen lauter Atem­geräusche" zu verhindern.

die Pflege der heimatlichen Kultur zu. Kultminl- ster Dr. Sauer kam zum Schluß seiner Ansprach« auch auf den geplanten Staatsvertrag für den Südwestfunk zu sprechen. Zweck dieses Staats­vertrags sei lediglich, das mit so großen Opfern Geschaffene auch zu erhalten. Die Rundfunk­wellen seien zwar frei wie der Wind, aber die Institution des Runfunks bedürfe ja der Organi­sation und Ordnung. Im übrigen begrüße es di« Regierung mit den Hörern, daß durch die Schaf­fung des neuen Senders Ravensburg, der seine Sendungen mit einer Leistung von 20 kWh aus­strahlt und auf der Welle von Bad Dürrheim und Reutlingen sendet, nunmehr eine bessere Versorgung der Hörerkreise des schwäbischen Oberlandes geboten ist.

Prof. H o 1 z a m e r, Mainz, würdigte die Arbeit des Südwestfunks, die in den vergangenen drei Jahren des Aufbaues geleistet wurde. Wenn in dieser Zeit nicht selten Kritik am Südwestfunk geübt ward, so sei dem entgegenzuhalten, daß sich hier die alte Spannung zwischen Freiheit und Verbindlichkeit zeige. Freiheit aber bedeute nicht Schrankenlosigkeit; das Korrelat der Freiheit sei die Ordnung.

Der technische Direktor des Südwestfunks Baden-Baden, Herr Brenner, machte zum Schluß interessante Angaben technischer Natur. Es sei hier in Ravensburg, so führte er aus, ein besonders hochwertiges Gerät geschaffen worden, dessen Wirkungsgrad 50 Prozent betrage gegen­über normalerweise 30 und 40 Prozent. Dies be­deute eine Stromersparnis von jährlich 150 kWh. Auch Klangqualität und Verzerrungsfreiheit seien weit über das normale Maß hinaus entwickelt. Die Verwirrungszonen eine Erscheinung, die bei Gleichwellenbetrieb naturnotwendig gegeben ist seien durch besonders technische Maßnah­men extrem schmal gehalten.

Ein Heim für die Goldschmiedejugend soll am Hang des Stuifens bei Schwäbisch Gmünd er­richtet werden