»AMSTAG, 11. AUGUST 1951

AUS DEM HEIMATGEBIET

NUMMER 124

Unsere Kreisgemeinden berichten

Oas Nagolder Bezirksmissionsfest

Nagold. Auf dem Bezirksmissionsfest sprach der Präsident der von der Basler Mis­sion gegründeten Kameruner Kirche, Pfarrer Esoka, über die große Not der Aussätzigen ln seiner Heimat. Immer mehr Menschen fal­len dieser schweren Krankheit zum Opfer. Nun wird die Regierung ein Spital für 500 Aussätzige errichten, für das ein deutscher Missionsarzt bestellt wurde. Dankbar und freudig berichtete Pfarrer Esoka, daß ihm das Tropengenesungsheim in Tübingen für die baldige Entsendung dieses Arztes Hoffnung

S emacht habe. Einen tiefen Eindruck hinter- ,eß bei jedem Zuhörer die natürliche gerade Art des schwarzen 60jährigen Kirchenpräsi- Jenten. Mit schlichten Worten und bildhaf­ten Gleichnissen betonte er vor allem die Zu­sammengehörigkeit der Gemeinde, die unter dem Namen von Jesus Christus über die ganze Welt zerstreut ist.

Ueber die Mission in China erstattet Mis­sionar W. Weikum einen ausführlichen Be­richt Die ausländischen, auch unsere deut­schen, Missionare mußten seit 1949 das Land verlassen, aber in den Gemeinden ist viel Be­kennermut. Auf der anderen Seite konnte Missionar Tröster auch von offenen Türen berichten: noch in diesem Jahr dürfen zehn deutsche Missionare wieder hinausgehen „in alle Welt“, um die aufgetragene Sendung zu erfüllen. Borneo hat wieder deutsche Kräfte angefordert und nach Indien wird im Herbst eine deutsche Diakonissin, die selbst beim Missionsfest zugegen war, ausreisen.

Schwarzarbeit vor dem Richter

Wieder war es eine Angehörige des Friseur­berufs, die wegen unerlaubter selbständiger Handwerksausübung vor dem Amtsgericht Nagold stand. Schon im vergangenen Jahr war sie mit 40 DM bestraft worden, doch dies hielt sie nicht davon ab, weiterhin tätig zu fein. Endlich wurden auf Veranlassung des Kreisüinungsverbandes ihre Apparate be- achlagnahmt. Nun versuchte sie, die Zulas- aung zu selbständiger Handwerksausübung *u erlangen, was ihr aber trotz Einsprache beim Wirtschaftsministerium abgeschlagen werden mußte, da sie erst 2 (statt mindestens 8) Gesellenjahre nachweisen kann. Inzwi­schen haben Kreisinnungsverband und Hand­werkskammer so weit Entgegenkommen ge­zeigt, daß die Friseuse bei einem ortsansässi­gen Friseur, der ebenfalls noch die Meister­prüfung ablegen muß, die restliche Gesellen­zeit ableisten kann.

Der Vertreter des Kreisinnungverbandes erklärte mit aller Sachlichkeit, weshalb jede Art von Schwarzarbeit bekämpft werde und daß es dabei nicht um die Beseitigung miß­liebiger Konkurrenz gehe, sondern um Sau­berkeit im Handwerk. Das Gericht verurteilte die Angeklagte unter Berücksichtigung einer gewissen Notlage zu 60 DM und gab die Ap­parate wieder frei Es warnte aber eindring­lich vor neuer Straffälligkeit, die eine Frei­heitsstrafe und Einziehung der Apparate zur Folge hätte.

Altensteig. Die Fremdenverkehrssta­tistik weist gegenüber dem Jahr 1950 wieder eine Steigerung auf. Waren es im Juli 1950 3372 Uebernachtungen, die verzeichnet wur­den, so sind es heuer im gleichen Monat 3835, und 854 angekommenen Fremden stehen 731 aus dem Juli 1951 gegenüber. — In Ueberberg ereignete sich vor dem Hirsch ein schwerer Motorradunfall. Der Motorradfahrer kam da­durch zu Fall, daß ein Hund in das Vorder­rad sprang. Die Mutter des Fahrers, die auf dem Sozius mitfuhr, wurde bei dem Sturz verletzt und mußte ärztliche Hilfe ln An­spruch nehmen.

Höfen, ln der Ortsmitte beim Gasthof zur „Sonne“ ereignete sich ein schwerer Ver­kehrsunfall. Als ein 15jähriger Junge mit dem Fahrrad die Liebenzeller Straße herunterfuhr und in die Bundesstraße einbiegen wollte, nahte aus Richtung Calmbach ein Personen­kraftwagen und es kam zum Zusammenstoß. Der jugendliche Radfahrer erlitt so schwere innere Verletzungen, daß er ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Beide Fahrzeuge wurden beschädigt.

Grunbach. Landwirt Friedrich Gabel erlitt beim Mähen einen Herzschlag. Der Ver­storbene, der 1882 in Wenden bei Nagold ge­boren wurde, kam als landwirtschaftlicher Arbeiter in unsere Gemeinde und verheiratete sich schließlich hier im Jahre 1907. Neben seiner Ehefrau trauern 6 Kinder um den Verstorbenen. Die Darlehenskasse, Milchge­nossenschaft sowie der Tum- und Sportver­ein verlieren in ihm einen treuen Mitarbeiter.

Langenbrand. Der hiesige Sportverein führt zur Einweihung des neuen Sportplatzes am 11. und 12. August ein Fußballpokalspiel durch. Während die AH-Mannschaften heute nachmittag spielen, werden am Sonntag span­

nende Begegnungen zwischen den Mann­schaften von sämtlichen Nachbargemeinden zu sehen sein.

Blick über die Kreisgrenzen

Pforzheim. Seit einiger Zeit ist der Um­bau der Leopoldstraße und der damit verbun­dene Ausbau der Zerrennerstraße von der Baumstraße bis zum früheren Ufa in vollem Gang. In der kommenden Woche muß damit gerechnet werden, daß die Leopoldstraße für den Verkehr mit Kraftfahrzeugen gesperrt wird, da die Höherlegung der Straße bereits in ein vorgeschrittenes Stadium tritt. Trotz des verspäteten Baubeginns sollen die Bau­arbeiten bis Mitte November beendet sein,

Pforzheim. Die Mitteüungen des Stati­stischen Landesamts Karlsruhe bringen einen Vergleich der gemeindlichen Verschuldung in Nordbaden. Bei den Stadtkreisen hält Pforz­heim, das in so vielen Statistiken an der Spitze steht, auch in bezug auf die städti­schen Alt- und Neuschulden den Rekord. Bei einer Gesamtschuldensumme von 6 Millionen DM (1,5 Millionen Altschulden und 4,5 Mil­lionen Neuschulden) kommen nämlich auf den Kopf des Einwohners 111,04 DM.

Böblingen. Die Maul- und Klauen­seuche ist in Böblingen, Oeschelbronn, Ne- bringen, Renningen und Herrenberg ausge­brochen.

Pfalzgrafenweiler. Ein hiesiger Handwerksmeister hat einen Heißluftballon konstruiert und bereits die erste Versuchs­fahrt unternommen. Der birnenförmige Bal­lon faßt 1800 cbm Heißluft, die später durch Propangas 'ersetzt werden soll. Am Versuchs­flug nahm auch die wagemutige Gattin des Meisters teil.

Hände weg vom Jungwild f

In letzter Zeit kam es wiederholt vor, daß Personen Wildschweinfrischlinge aus dem Walde mit nach Hause nahmen. Dieses Mit­nehmen kann für den Finder sehr gefährlich werden, insbesondere dann, wenn sich eine Bache in der Nähe befindet und dies bemerkt Diese geht dann meistens sofort zum Angriff über. Außerdem machen sich diese Personen wegen Aneignung von Wild eines Jagdver­gehens auf Grund § 56 des Jagdgesetzes straf­bar. — Auch das Einfangen und Mitnach- hausenehmen von Rehkitzen ist verboten und strafbar. Die Tiere werden vom Muttertier nicht mehr angenommen, verhungern und gehen ein. Personen, die solche Tiere einfan­gen und mitnehmen, können außerdem vom Jagdberechtigten auf Schadenersatz verklagt werden. :

Gottesdienst-Ordnung

Evangelische Gottesdienste in Calw

12. Sonntag nach dem Dreieinigkeitsfest, 12. August 1951: 8.00 Uhr Frühgottesdienst (Geprägs), 9.30 Uhr Hauptgottesdienst (Mis­sionar Clausen), 9.30 Uhr Gottesdienst im Krankenhaus (Geprägs).

Katholische Gottesdienste (Stadtpf. Calw)

13. Sonntag nach Pfingsten, den 12. August: 7.00 Frühgottesdienst, 9.30 Hauptgottesdienst, 11.15 Gottes dienst in Bad Liebenzell, 19.00 Abendandacht. — Montag: 8.45 Gottesdienst in Bad Teinach. — Dienstag, Freitag, je 7.00 Pfarrmesse. — Mittwoch, den 15. August, Fest Mariä Himmelfahrt: 7.00 Frühgottesdienst, 9.30 Haupt- und Festgottesdienst, 11.15 Got­tesdienst in Bad Liebenzell, 19.00 Deutsche Vesper. — Donnerstag: 6.00 Jugendmesse. — Samstag: 7.00 Gottesdienst im Kinderheim.

Spott um Sonntag.

FußbaLlpofealtumier in Wildberg

Der Sportverein Wildberg führt am Sonn­tag, 12. August, ein nachbarschaftliches Fuß­ballpokalturnier durch, zu dem die Vereine aus der Umgebung eingeladen wurden. Ins­gesamt haben 9 Vereine zugesagt, sodaß in zwei Klassen nach dem Punktsystem ge­spielt werden kann. In Klasse I spielen Eff- ringen, Emmingen und Oberjettingen, in Klasse II Kuppingen, Alzenberg, Schönbronn, Sulz, Neubiflach und Nagold III. Das Tur­nier beginnt am Sonntag um 8 Uhr auf dem. Wildberger Sportplatz. Den Abschluß am Nachmittag bildet ein Kampf zwischen zwei kombinierten Mannschaften der teilnehmen­den Vereine (rechts der Nagold — links der Nagold). Für die Sieger sind wertvolle Pokale ausgesetzt.

Tischtennis

Am Sonntag treffen sich in Hirsau die Sparte Tischtennis des Sportvereins Calw und die Hirsauer Tischtennisspieler zu einem Freundschaftsspiel. Die Calwer Mannschaft tritt hierbei erstmals öffentlich in Erschei­nung.

Die Schäden im Unwettergebiet

Freudenstadt. Auf seiner Fahrt in das Unwettergebiet besuchte der badische Staats­präsident Wohieb auch Bad Griesbach. Wie der Staatspräsident sagte, habe er die Schä­den in Bad Griesbach zusammen mit denen in Bad Rippoldsau und Schapbach, die er für noch größer halte, dem Bundesverkehrsmini­ster gemeldet und er hoffei von dort Unter­stützung zur Beseitigung der Schäden zu er­halten. Bei der Besichtigung wurde festge­stellt, daß allein 1500 Kubikmeter Mauerwerk beschädigt sein dürften. Nach den Angaben der Straßenbaudirektion des badischen Mi­nisteriums der Finanzen beträgt im Unwet­tergebiet des Kniebis und des Rench- und Wolftales die Länge der gesperrten Straßen 38,3 Kilometer. Der Haushaltsausschuß des badischen Landtages hat sich am Dienstag in die Unwettergebiete begeben, um sich von den entstandenen Schäden ein Bild zu ma­chen. Zur Beseitigung der vordringlichen Schäden hat das badische Ministerium des Innern aus eigenen Mitteln den Gemeinden Rippoldsau, Schapbach und Griesbach 30 000

Mark überwiesen. Auch den Landratsämtern wurden Mittel gegeben, um erste Hilfsmaß­nahmen einzuleiten. Die Schäden, die allein das Land durch Zerstörung von Brücken, Straßen und anderen öffentlichen Einrichtun­gen erlitten hat, werden nach den ersten Fest­stellungen auf 1*4 Millionen Mark geschätzt.

August-Wetter vor 100 Jahren

Vor 100 Jahren gab es einen sehr feuchten Sommer. Es wurden nur 23 Sommertage wäh­rend des ganzen Sommers und im Monat Au­gust nur 10 wirkliche Sommertage, das sind meteorologische Tage mit 25 Grad Celsius, gezählt. Am 2. August gab es vielfach Hoch­wasser. Das Barometer bewegte sich in Zick­zacklinie. Gewitter waren, verbunden mit Ha­gelschlag, sehr häufig. Besonders am 11. Au­gust tobte ein schweres Hagelwetter. Es gab einen sehr schlechten Wein infolge der Au­gustnässe.

Als Heimatblatt des Kreises hält Sie die „Cal­wer Zeitung" über alles Wissenswerte im Hei­matgebiet stets auf dem Laufenden

Altburg, 9. August 1951

DANKSAGUNG

Allen denen, die meinem lieben, unvergeßlichen Gatten

Kurt Zimmer

während seiner Krankheit Liebes und Gutes erwiesen, sowie bei seinem Heimgang uns Ihre aufrichtige Teilnahme ehtgegeii- brachten, danken wir aufs herzlichste.

Im Namen aller Hinterbliebenen

Anna Zimmer

Kreisverband Calw

Tür die Kreiskrankenhäuser Calw, Nagold u. Neuen­bürg soll der Bedarf an

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von einem noch zu bestimmenden Zeitpunkt an und vorerst bis zum 31. März 1953 zur Lieferung vergeben werden. An der Beköstigung nehmen durchschnittlich teil im Kreiskrankenhaus Calw tägl. etwa 280 Personen, Nagold etwa 160 Personen, Neuen­bürg etwa 190 Personen.

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