SAMSTAG, 4. AUGUST 1951

SÜDWESTDEUTSCHE CHRONIK

NUMMER 120

Im Kampf gegen den Straßentod

Die Landesverkehrswacht aktiviert ihre Bemühungen um eine Verkehrserziehung

Arbeiten jetzt beginnende Unfallverhütungsak­tion der Landesverkehrswacht möglichst große Erfolge haben wird.

ow. Reutlingen Nachdem die notwendigen Vor­arbeiten so weit gediehen sind, wird nunmehr die Landesverkehrswacht Württemberg-Hohen- zollern, deren Vorsitzender Herr B a e r, Reut­lingen, ist, in den kommenden Monaten planvoll sich der Aufgabe der Verkehrserziehung und damit der Unfallverhütung zuwenden. Vor allem ist daran gedacht, alle Anstrengungen, die von den verschiedenen Stellen in dieser Richtung schon erfolgt sind und noch erfolgen, zu koordi­nieren.

Zunächst werden im kommenden Monat Pla­kate, Handzettel, Filme usw. immer wieder auf das Thema hinweisen und zur Mitarbeit der gesamten Bevölkerung aufrufen. Das „g r ü n e Kreuz“ soll, wie bereits in andern Ländern, das Zeichen des Kampfes gegen den Unfalltod im Verkehr werden. Vom 2. bis 9. September ist in Reutlingen eine Geschicklichkeitsprüfung vor­gesehen und vom 17.—29. September in Reut­lingen und in Tübingen ein Schaufensterwett­bewerb.

Der nächste Monat, Oktober, wird vor allem dem Kinde gewidmet sein. Vom 1.—15. werden in den Schulen Vorführungen der „Shell-Fahr­schule“ laufen, und dann wird „Das Verkehrs­kasperle“ in Vorführungen' des Nordwestdeut­schen Puppenspiels unter dem Titel „Die Dum­men werden nicht alle“ sich der Verkehrserzie­hung der Kinder widmen.

Im Monat November werden in Reutlingen und Tübingen „Autotechnische Kurse für jeder­mann“ durchgeführt werden und zwar ange­fangen vom 2. November bis Monatsende. Sie sollen „jedermann“, auch diejenigen, die nicht unmittelbar Kraftfahrer sind, mit den Proble­men, Notwendigkeiten und Bestimmungen des Verkehrs vertraut machen.

Neben diesen Vorhaben werden laufend noch andere Veranstaltungen dazu dienen, das Pro­blem der Verkehrserziehung mehr und mehr in

Drei Knaben verbrannt

Basel. Beim nächtlichen Brand eines Bauern­hauses in dem Schweizer Dorf Weesen kamen am Donnerstag drei Knaben im Alter von acht bis elf Jahren in den Flammen um, während sich die Eltern nur mit knapper Not ins Freie retten konnten. Das Haus ist bis auf den Grund nieder­gebrannt. Man nimmt an, daß die Knaben am Abend mit Feuerwerkskörpem spielten, wobei ein Tunken auf das Schindeldach des Bauernhauses fiel und dort längere Zeit schwelte, ehe er das Dach in Brand setzte. Erst nachdem die Familie schlafen gegangen war, schlugen die Flammen hoch. Das Feuer verbreitete sich so schnell, daß an eine Rettung der Kinder nicht mehr zu den­ken war.

die Öffentlichkeit zu rücken. Die Erfahrungen in andern Ländern, besonders in Amerika, wer­den hierbei weitgehend ausgewertet

Deutsch-amerikanische Aussprache

Reutlingen. Bei einer Aussprache, welche Pro­fessor L i n g o und Polizeipräsident C1 e a s o n, beides Verkehrsspezialisten aus den Vereinigten Staaten, am Donnerstag mit Vertretern der Lan­desverkehrswacht Wiirttemberg-Hohenzollem in Reutlingen hatten, wies Professor Lingo darauf hin, daß sich die Bundesrepublik bezüglich der Verkehrssicherheit in der gleichen Lage befinde wie die Vereinigten Staaten vor 20 Jahren. Er zeigte die großen Gefahren auf? die nicht nur für Leben und Gesundheit von Menschen, sondern auch für die gesamte Wirtschaftsstruktur ent­stehen müssen, wenn der bisherigen Entwicklung nicht schnellstens Einhalt geboten werde. Die beiden Experten waren von den bei der Landes­verkehrswacht bisher geleisteten gründlichen Vorarbeiten sehr beeindruckt. Außerdem äußer­ten sie sich besonders anerkennend über die vor­bildlichen Unfallberichte der Landespolizei Würt- temberg-Hohenzollern, in die sie Einblick neh­men konnten.

Es ist zu hoffen, daß die in Auswertung dieser

Medizinisch-psychologische Kraftfahrforschung

Karlsruhe. Eine „Arbeitsgemeinschaft für me­dizinisch-psychologische Kraftfahrforschung ist dieser Tage in Karlsruhe gegründet worden. Die Gesellschaft stellt sich die Aufgabe, durch die Erforschung der medizinisch-psychologischen Grundlagen der Kraftfahrtätigkeit zur Verhü­tung von Verkehrsunfällen beizutragen. Durch ein von dem Verkehrspsychologen Dipl.-Ing. E. V. F a b e r, Karlsruhe, entwickeltes Meßver­fahren soll jedem Kraftfahrer die Möglichkeit gegeben werden, festzustellen, welchen Mangel er in seiner Tätigkeit als Kraftfahrer aufweist und wie er sein Verhalten im Verkehr auf Grund der festgestellten individuellen Mängel einzu­richten hat.

Die Arbeitsgemeinschaft lehnt jedoch behörd­lichen oder gesetzlichen Test-Zwang ab. Sie will dem Kraftfahrer eine auf Freiwilligkeit be­ruhende Möglichkeit der Selbsthilfe zur Senkung der Unfallgefahren geben. Die Forschungsge­meinschaft, der von der Landesbezirksdirektion Nordbaden finanzielle Unterstützung zugesagt worden ist, wird ihre Tätigkeit zunächst auf örtlicher Basis aufnehmen. Es ist jedoch beab­sichtigt, die Gesellschaft nach der Sammlung praktischer Erfahrungen auf den Bund auszu­dehnen.

Aus SüdwürHemberg

Zum Todestag von Staatspräsident Bock Tübingen, Am Freitag legte Arbeitsminister Wirsching im Auftrag der Staatsregierung von Württemberg-Hohenzollern anläßlich der 3. Wiederkehr des Todestages des verstorbenen Staatspräsidenten Bock an dessen Grab inRott- w e i 1 ein Blumenarrangement nieder und be­suchte anschließend die Witwe des Verstorbenen.

Berufs wünsche der Jugendlichen Tübingen. Infolge der Vorverlegung des nächst­jährigen Schulentlassungstermins auf das Früh­jahr verstärkt sich gegenwärtig die Zahl der Ratsuchenden bei den Berufsberatungsstellen. Nach den übereinstimmenden Berichten der Ar­beitsämter Württemberg-Hohenzollems sind da­bei die Berufswünsche in diesem Jahr aufgelok- kerter als in den Vorjahren. Bei den männlichen Jugendlichen können auch früher nur sehr we­nig gefragte Berufe so vor allem der des Mau­rers, des Gipsers, des Flaschners und des For­mers ausreichend mit Nachwuchskräften versorgt werden. Die Metallerzeugung- und Verarbeitung wird aber bei den Jugendlichen als Berufsgruppe weiterhin sehr begehrt. Am wenigsten Interesse besteht, wie schon in den Vorjahren, beim Nach­wuchs für den Ackerbau, für Tierzucht, Garten­

bau sowie Nahrungs- und Genußmittelherstel­lung.

Während die männlichen Jugendlichen im Vor­jahr ohne allzu große Schwierigkeiten unterge­bracht werden konnten, stehen für die Entlaß- schüler des Jahrgangs 1951 noch nicht genügend Lehr- und Ausbildungsstellen zur Verfügung, obwohl einzelne Betriebe inzwischen noch nach­meldeten. Besonders das Schuhmacher-, Friseur- und Wagnerhandwerk war bisher nur in gerin­gem Umfange aufnahmefähig.

Ende Juni waren in dieser Situation noch 5186 männliche Ratsuchende bei den Arbeitsäm­tern gemeldet. Gleichzeitig belief sich die Zahl der noch vorhandenen Ausbildungsstellen auf 2034.

Wer ist bestes Amateur-Tanzpaar?

Wüdbad. Heute (Samstag 4. August) veranstal­tet hier die staatliche Badverwaltung im Kursaal ein Tanzturnier, in dem die Süddeutsche Ama­teurmeisterschaft ausgetragen wird. Zu dem Turnier, das die größte gesellschaftliche Veran­staltung der Thermalbäderstadt in dieser Saison darstellt, haben sich die besten Tanzpaare der Clubs von München, Wiesbaden, Gießen, Mann­heim, Heidelberg, Stuttgart, Karlsruhe und Pforz-

Wieder Maul- und Klauenseuche

Tübingen. Das Innenministerium von Würt­temberg-Hohenzollern gibt bekannt: Durch Vieh­transporte aus Dortmund ist die Maul- und Klauenseuche nach Württemberg-Hohenzollern und Nordwürttemberg eingeschleppt worden. Die Seuche herrscht gegenwärtig im Kreis Horb; in Nordwürttemberg in den Kreisen Stuttgart, Ulm, Böblingen, Göppingen, Gmünd, Leonberg, Lud­wigsburg und Vaihingen/Enz. In Südbaden sind die Kreise Kehl und Offenburg verseucht. In Mittel- und Norddeutschland hat die Seuche stär­kere Verbreitung angenommen.

heim angemeldet. Nachmittags ab 16 Uhr werden die Wettbewerbe in der C- und D-Klasse, abends ab 21 Uhr in der A-, B- und Sonderklasse aus­getragen.

Mittelwellensender Ravensburg steht

Ravensburg. In W i 1 h e 1 m s k i r c h bei Ra­vensburg wurde dieser Tage der 120 m hohe An­tennenmast des neuen Mittelwellensenders auf­gerichtet, über den das SWF-Programm in Kürze ausgestrahlt werden kann. Die offizielle Inbe­triebnahme des Senders ist für den 23. August vorgesehen.

Das Leben sinnlos auf Spiel gesetzt

Friedrichshafen. Zwei junge Leute von einem Zeltlager in Fischbach bei Friedrichshafen fuhren mit zwei Booten auf den See hinaus und versuchten, von einem Boot ins andere hinüber­zuspringen. Einer der beiden, ein 16jähriger Lehrling aus Schramberg, der nicht schwimmen konnte, fiel dabei ins Wasser und ertrank. Die Leiche konnte bis jetzt nicht gefunden werden.

Bei Wasserburg wurde die Leiche eines jungen Mannes geländet, der im Bodensee er­trunken war. Er hatte zusammen mit einem Freund ein Paddelboot gemietet, und beide wa­ren, obwohl sie nicht schwimmen konnten und angetrunken waren, auf den See hinausgefahren. Etwa 40 m vom Ufer entfernt kenterte das Pad­delboot. Der eine der beiden jungen Männer wurde von einer Frau, die Zeugin des Unglücks war, im letzten Augenblick gerettet.

Geldschmuggel aufgedecbt

Lindau. Beamte der bayerischen Zollfahndung haben am Donnerstag an der „Grünen Grenze" bei Lindau 13 Verdächtige festgenommen, die zusammen rund 500 000 DM und Devisen im After versteckt bei sich trugen und nach Öster­reich schmuggeln wollten. Das Geld mußte durch einen Arzt im Lindauer Krankenhaus entfernt werden. Die Zollfahndung hatte bereits seit län­gerer Zeit beobachtet, daß etwa 20 Personen laufend von Hohenems (Österreich) über Lindau nach München und wieder zurück fuhren. Die Zollfahndung nimmt an, daß die Gruppe im letz­ten halben Jahr bereits größere Geldbeträge ins Ausland verschoben hat. Es wird mit noch mehr Festnahmen gerechnet.

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