MONTAG, 16. JULI 1951
AUS STADT UND KREIS CALW
NUMMER 109
Vom Alpdruck der Ueberflutung durch die Nagold befreit
Die neue Wehranlage wurde am Samstag vormittag in Obhut und Eigentum der Kreisstadt übergeben
Im umgebauten städtischen Elektrizitätswerk Calw wurde am vergangenen Samstag- vormittag die neue Wehranlage in feierlicher Form an die Stadtgemeinde übergeben, wotu die maßgeblichen Männer des öffentlichen Lebens der Kreisstadt erschienen waren.
Der Amtsleiter des Straßen- und Wasserbauamts Calw,
Oberbaurat Lüge
begrüßte die zahlreich erschienenen Ehrengäste, an ihrer Spitze Baudirektor Böhrin- ger, den Leiter der Abt. VI des Innenministeriums, und berichtete sodann in kurzen feigen aus der Vorgeschichte des nunmehrvollendeten Werks. Das Problem der Nagoldkorrektion hat die verantwortlichen Stellen in den letzten 30 Jahren schon mehrfach beschäftigt; so lag 1920 ein erster Entwurf vor, der sein Ziel in der Erhaltung der drei vorhandenen Triebwerke und der Ersetzung der drei festen durch ebenso viele bewegliche Wehre sah. Aus Mangel an Mitteln blieb es bei der Papierform dieser Planung, desgleichen beim zweiten Entwurf der Jahre 1930/31, der einen wesentlichen Schritt weiter ging und zwei Staustufen vorsah. Es mußte erst die Hochwasserkatastrophe von 1947/48 kommen, um die Dringlichkeit der geforderten flußbaulichen Maßnahmen durch Millionenschäden zu demonstrieren. Danach erst gelang es, das dritte, vom Straßen- und Wasserbauamt Calw ausgearbeitete Projekt zu verwirklichen.
Erhaltung der Nikolausbrficke
Allen drei Entwürfen gemeinsam war das Ziel der Erhaltung der Nikolausbrücke und der Tieferlegung der Flußsohle. Es fehlte nicht an Stimmen, die angesichts der Schwierigkeit des zur Aufgabe gestellten Problems eine Beseitigung der historischen Brücke forderten. Demgegenüber war sich insbesondere die Bauleitung von Anfang an darüber klar, daß dieses Wahrzeichen der Stadt unter allen Umständen erhalten bleiben mußte. Durch Neugründung und Zementinjektionen wurde die Brücke nun so instandgesetzt, daß ihr selbst reißende Hochwasser nicht mehr zum Verhängnis werden können.
Behutsame Umgestaltung
Ihre Umgebung allerdings mußte sich manche Veränderungen gefallen lassen, doch geschah dies mit tunlicher Behutsamkeit. Wenn trotzdem manche idyllische Perspektive der Korrektion zum Opfer gefallen ist, so war dies eine Unumgänglichkeit, die aus technischen Notwendigkeiten resultierte. Man blieb aber stets bemüht, zwischen technischem und landschaftsbildnerischem Erfordernis einen Ausgleich zu finden, wofür beispielsweise die Verwendung von Natursteinen an den Ufermauern und die Unterteilung der Böschungen durch Grünstreifen zeugen. Die
allmähliche Bewachsung der Ufer wird im Laufe der Zeit dafür sorgen, daß ein ansprechendes Bild entsteht.
Schlüsselübergabe an die Stadt
Das nunmehr fertiggestellte Vorhaben wurde in drei Bauabschnitten vom 1. Oktober 1948 bis 30. Juni 1951 bewältigt. Leider blieb es nicht ohne Unfall, wobei ein Toter und drei Verletzte zu beklagen waren. Dieser Arbeitsopfer gedachte Oberbaurat Lütze mit ehrenden Worten und sprach dann allen am Gelingen des Werkes Beteiligten, insbesondere den ausführenden Baufirmen Holzmann & Förster, Baresel, Alber und Müller den Dank der Bauleitung aus. Mit den Worten: „Nun übergebe ich die neue Wehranlage in die Obhut und das Eigentum der Stadt“ überreichte Oberbaurat Lütze dem Calwer Stadtoberhaupt den Schlüssel zum Windwerkshaus als dem Herzstück der Wehranlage.
Der Vorsteher der Stadtgemeinde, Bürgermeister Seeber gab den Empfindungen der ganzen Calwer Bevölkerung Ausdrück, als er in seiner Erwiderung davon sprach, daß sein Herz voll Freude und Dank über dieses gelungene Werk sei. Wer das Hochwasser jener Schicksalstage und -nächte der Jahreswende 1947/48 mitgemacht und die dadurch verursachten schweren Schäden mit eigenen Augen gesehen habe, der könne der Einwohnerschaft nachfühlen, daß sie nun erleichtert aufatme, nachdem sie vom Alpdruck der Ueberflutung ihrer Häuser und Wohnungen befreit sei. Schon frühere Generationen hätten sich mit der Frage beschäftigt, wie der Fluß zu bändigen sei, doch hätten die geringen finanziellen Kräfte der Stadt zur Bewältigung dieses Vorhabens nie ausgereicht. Dazu habe es der Hilfe des Staates bedurft, der mit dem Flußbaugesetz vom 11. Januar 1949 die gesetzlichen Grundlagen zur Durchführung flußbaulicher Maßnahmen, darunter auch der Nagoldkorrektion, erhalten habe. Der Dank des Calwer Stadtoberhaupts galt in erster Linie Baudirektor Böhringer und Oberbaurat Lütze für deren großzügige Unterstützung, ebenso den Geldgebern, der Girozentrale Ravensburg und der Kreissparkasse Calw, dem Landratsamt für die Genehmigung zur Schuldaufnahme (450 000 DM) sowie den Baufirmen, dem Gemeinderat und der örtlichen Bauleitung.
Den Gästen war im Anschluß Gelegenheit gegeben, sich auf einem Rundgang die neue Anlage anzusehen und ihre Wirkungsweise erläutern zu lassen. (Wir haben in früheren Artikeln mehrfach über die technischen Besonderheiten der Anlage berichtet). Die auswärtigen Besucher ließen sich ferner an Ort und Stelle über die weiteren Baumaßnahmen des Abschnitts IV unterrichten und haben sich
hierbei hoffentlich von der Notwendigkeit ihres krönenden Abschlusses durch den 4. und 5. Abschnitt überzeugen lassen.
Ehrengaben der Stadt
In Würdigung ihrer Verdienste um die Durchführung der Korrektion überreichte Bgm. Seeber nach einem gemeinsam eingenommenen Mittagessen im Hotel „Waldhorn“ an Baudirektor Böhringer und Oberbaurat Lütze je ein Pastellbild des heimischen Malers Kurt Weinhold, das den Blick von der Nikolausbrücke auf das neue Wehr wiedergibt (Der Künstler hat dabei vorausschauend den noch zu errichtenden Gewerbeschulneubau mit hinein komponiert). Dem mit der örtlichen Bauleitung betrauten Bauing. Schaufler (Straßen- und Wasserbauamt Calw) und dem Obermonteur Ocker (von Firma Voith, Heidenheim) wurde in Anerkennung ihres Wirkens ein Geldgeschenk ausgehändigt Bgm. Seeber benutzte diese Gelegenheit, auch dankbar der Verdienste des leider verhinderten Mitbürgers und Bundestagsabgeordneten Schüler zu gedenken, dessen Initiative als damaligem Landtagsabgeordneten es zu danken ist, daß die Nagold mit in das vorerwähnte Tlußbaugesetz vom Januar 1949 einbezogen wurde.
Den Gruß der Staatsregierung und des Staatspräsidenten überbrachte
Baudirektor Böhringer
indem er gleichzeitig seinen Dank für die eben zuteil gewordene Ehrung aussprach. Der Abteilungsleiter beim Innenministerium ging im folgenden auf die Augenblickssituation des Straßen- und Wasserbaues ein, indem er auf die wachsende Verkehrsdichte hinwies und ihr die Unzulänglichkeit unseres Straßennetzes hinsichtlich Unterbau und Breite gegenüberstellte. Fast noch ungünstiger als beim Straßenbau sehe es auf dem Gebiet der Wasserwirtschaft aus, wo die zunehmende Trinkwassernot es erforderlich mache, an den Aufbau einer Landeswasserversorgung zu gehen — ein Projekt, das 100 Millionen DM erfordere. Beim Flußbau habe das Gesetz aus dem Jahr 1949 endlich der Vernunft zum Durchbruch verholfen. Der chronische Mangel an Mitteln hindere jedoch die Durchführung aller als vordringlich erkannten Maßnahmen; hätten 1949 für flußbauliche Aufgaben 1,5 Mill. DM und 1950 sogar 2,4 Millionen DM zur Verfügung gestanden, so sei die Lage nun bei 'weitem nicht mehr so günstig. Baudirektor Böhringer beglückwünschte die Stadt zur Inangriffnahme der Korrektion in den Jahren 1948/50, indem er darauf hinwies, daß es heute wohl kaum mehr möglich gewesen wäre, ein solches Projekt durchzuführen. Auch er dankte allen am Bau Beteiligten und sprach zum Schluß die Hoffnung aus, daß die nun beendigten Baumaß
nahmen geeignet seien, eine ähnliche Katastrophe wie die der Jahreswende 1947/48 zu verhindern.
In einigen Bienenbeständen der Gemeind« Stammheim ist Faulbrut der Bienen ausgebrochen. Die Bekämpfung der Seuche ist eingeleitet. Die Imker des Kreises Calw werden vom Landratsamt auf die Beobachtung ihrer Bestände hingewiesen.
Zahlreiche Glückwünsche
Im folgenden sprachen verschiedene Vertreter von Behörden, Unternehmen und anderen Institutionen der Stadt ihre Glückwünsche aus. Es waren dies DipL-Ing. Förster (Fa. Holzmann & Förster), MdL. Rauch (Voith, Heidenheim), Direktor Staudenmeyer (Baresel AG., Stuttgart), Nebenstellenleiter Krämer (Industrie- und Handelskammer Rottweil), Präsident Dr. Kellermann (Techn. Landesamt Ludwigsburg), Gewerkschaftssekretär Dagne (Ortskartell Calw des DGB), Kreisinnungsmeister Ballmann (für die ansässige Handwerkerschaft), Obering. Frick (für Gemeinderat und Einwohnerschaft) und Reg.-Rat von Thümen (für den in Urlaub befindlichen Landrat). In seinem Schlußwort verlieh Bgm. Seeber der Hoffnung Ausdruck, daß nun auch bald der 4. und 5. Bauabschnitt folgen mögen (der 4. Abschnitt ist gesichert und wird von der Fa. Alber ausgeführt. D. Red.) und dadurch das so großzügig begonnene Werk auch vollends zum Abschluß gebracht werde.
Als Wahrer heimatlicher Ueberliefrung meldete sich anschließend noch Rechtsanwalt Rheinwald mit einem Poem zu Wort, in dem er die Nagoldkorrektion so schildert, wie er sie mit den Augen des Heimatfreundes sieht. Die Feier endete mit einem erfreulichen Akt menschlicher Hilfsbereitschaft, als Gewerkschaftssekretär Dagne auf Anregung von Stadtpfarrer Winter unter den Anwesenden eine Sammlung zugunsten der bei den Korrektionsarbeiten Verletzten (die heute noch um ihre Rente kämpfen müssen!) durchführte, die den schönen Betrag von mehr als 140 DM erbrachte. Für diese Summe bedankte sich einer der Geschädigten herzlich.
Aus amtlichen Bekanntmachungen
In den Ruhestand versetzt Reg.-Vet.-Rat Dr. Schwab (Neuenbürg) ist mit Ablauf des vergangenen Monats in den Ruhestand getreten. Die Ernennung eines Nachfolgers ist noch nicht erfolgt. Das Innenministerium hat die Geschäftsführung der Veterinärratsstelle in Neuenbürg (Bezirk Calw II) mit Wirkung vom 1. Juli 1951 bis auf weiteres an den Reg.-Vet.-Rat Dr. Wolf in Calw übertragen.
Faulbrut der Bienen
sollen die3 Breuninger-Häuser heißen?
PREISFRAGE
AN ALLE BREUNINGER. FREUNDE
IN STADT UND LAND
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Folgende Preise winken:
I. Preist DM 1000 .— in bar *• Preis; DM 200 .— in bar I. Preis: DM 100 .— in bar Und 35 weitere Preise im Betrage von je DM 20.—
Ria Preisträger werden mit Namensnennung in der Zei- h/ng bekanntgegeben. An riimtlichen Kassen der Bäuser Breuninger sind w ei- *®ra Vordrucke für Namens- Vorschläge in jed. beliebigen “onge kostenlos erhältlich.
Die alten Namen unserer Häuser in der Marktstraße und am Marktplatz - Herrenhaus, Jugend- haus, Aussteuerhaus - treffen nicht mehr zu, seit unsere Abteilungen nicht mehr so gruppiert werden können, wie es die Namen der Häuser besagen. Bis heute wurde erst ein Drittel der einstigen Räume wiederhergestellt, daher ist die Gliederung anderen Erfordernissen unterworfen. Sagen Sie uns bitte, wie Sie nunmehr die 3 Breuninger- Häuserbenennen wiirden.Die gesuchtenNamen finden Sie vielleicht ganz unwillkürlich und zufällig • wie ansprechende Blumen am Wege.
Im „Herrenhaut“ wird außer den Abteilungen für Herren-, Jünglings- u. Knaben-Kleidung die Sport-Abteilung und die vergrößerte Aussteuer- Abteilung untergebracht. Im „Aussteuerhaus“ befinden sich die Damenstoff- und die Damen- Maßabteilung und nach weiterer baulicher Erneuerung voraussichtlich auch noch Damen- Bekleidung, Kurz- und Modewaren, Gardinen Teppiche und Betten. Das seitherige „Jugendhaus“ wird Ausstellungszwecken dienen und eine Schaufenster-Passage erhalten. In die oberen Etagen kommt ein Teil der Breuninger- Werkstätten.
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Teilnahme-Bedingungen:
Die Namen - Vorschläge sind LESBAR (Blockschrift) in die Querfelder der Pfeile einzutragen. Einsenden per Post oder abgeben an den Erdgeschoßkassen von Breuninger. Spätestens am 15. August 1951.
Auswahl der Namen erfolgt durch unsere Geschäftsleitung, deren Entscheidung nicht an- gefochten werden kann. — Die preisgekrönten Vorschläge gehen automatisch in das Eigentum der Firma über. Bel gleichen Einsendungen entscheidet das Los.
Mein Namen-Vorschlag
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