SAMSTAG, 14. JULI 1951
WIRTSCHAFT
NUMMER 108
Gute Stoffe von ausländischen Wanderhändlern?
Dunkle Geschäfte mit den Grosdien der Unerfahrenen / Schund doppelt und dreifach überzahlt / Das Bügeleisen und die Schablone
jk. Unsere Läden quellen von Textilien aller Art geradezu über. Man hat gekauft, was irgendwie zu kaufen ging, als vor einem Jahr jene Entwicklung ednsetzte, die in Börsenberichten schlechthin die „Korea-Hausse“ genannt wurde. Man hat gekauft aus Angst, die Bewirtschaftung käme wieder und die Preise würden steigen. Die Preise freilich sind gestiegen, aber die Bewirtschaftung blieb uns erfreulicherweise erspart. Und nun sind die Läden voll und der Verbraucher legt sich in Käufen Zurückhaltung auf: weil er sein Geld für andere Zwecke braucht oder es just nicht hat, und weil er auf sinkende Preise wartet. Der Textilhandel aber hat allen Anlaß, von ruhigem Geschäft, ja von einer ausgesprochenen „Sauregurkenzeit“ zu sprechen — eine seit Jahren ganz ungewohnte Erscheinung.
50—70 DM pro Meter
Besonders die Wollstoffe sind teuer geworden. Ein guter Anzugstoff 50—70 DM pro Meter. Der Wollpreis ist an den Weltmärkten, primär durch die großen Vorratskäufe der USA, im Laufe dieses Jahres so über alle Grenzen gestiegen, daß diese Rohstoffpreissteigerungen sich im deutschen Fertigfabrikat noch gar nickt voll haben auswirken können; erst in letzter Zeit scheint sich eine rückläufige Tendenz anzubahnen, die sich nun wiederum nicht prompt auswirken kann, weil die vorherigen enormen Preissteigerungen ebenfalls sich nicht in unseren bisherigen Fertigwarenpreisen ausgewirkt haben. Daher die Kaufneigung des Publikums gering, das Geschäft ruhig. So ruhig, daß sich die Stockung nun langsam auch auf die Webereien und Spinnereien auszuwirken beginnt.
Gute Ware gegen gutes Geld
In dieser allgemeinen Stille erfreut sich seltsamerweise nur einer der günstigsten Prosperität: der ausländische, insbesondere der italienische Stoff-Wanderhändler. Nichts gegen die Italiener gesagt. Sie haben ihre Sorgen, wie sie sie bei relativ großer Bevölkerungsziffer in einem kleinen rohstoffarmen Lande im Grunde immer hatten. Wir wollen lebhaften Handelsaustausch mit ihnen treiben — aber auf legaler Basis und nach den Grundsätzen: Gute Ware gegen gutes Geld. Wogegen wir uns wehren, ist: daß unsere ahnungslose Bevölkerung der Überredungskunst jener ausländischen Wanderhändler oder gelegentlich auch ihrem Mitleid mit dem mehr oder weniger abgerissenen Gesellen erliegt und sich angeblich hochwertige Stoffe aufschwätzen läßt, die bestenfalls ein Viertel bis ein Drittel des geforderten Preises wert sind.
sich aus guten Gründen schon hüten, ihm wertlose Ware zu verkaufen. Was aber der ausländische Wanderhändler anbietet, ist ausnahmslos — Schund! Es ist auch dann Schund, wenn die Webekante etwa den Aufdruck zeigt: „LONDON SHRUNK — MADE IN ENGLAND“ oder irgendeine andere imponierende ausländische Handelsmarke. Mit Schablonen und Bügeleisen werden solche Zeichen mühelos aufgepaust, nur dem Kenner als Fälschungen kenntlich. In dieser Beziehung wird der schlecht beratene deutsche Käufer ausnahmslos betrogen. Was hier als beste Auslandsware angeboten wird, ist entweder miserabelste Ware deutscher Herkunft, die nicht einmal vor der Währungsreform hat verkauft werden können bezw. in der Hoffnung auf noch größere Gewinne zurückgehalten wurde, bis es zu spät war, oder es ist schlechtestes Zeug anderer dunkler Herkunft. Hochwertige Auslandsstoffe sind es auf keinen Fall, weil man die im Lande selbst unschwer oder lieber noch im legalen Export günstig absetzen kann.
Schmuggelware in diesem Ausmaß wäre auch gar nicht denkbar, weil der deutsche Grenzzollschutz unterdessen ausgebaut wurde und ausgezeichnet funktioniert. Nein, das Verfahren ist viel einfacher, der Mühe und Gefahr des Schmuggels brauchen sich die Herren ausländischen Wanderhändler gar nicht zu unterziehen. Sie gehen zu einem Ramschhändler irgendwo in einer unserer Großstädte (auch DP-Lager sind lange Zeit ergiebige Bezugsquellen gewesen) und kaufen dort den Anzugcoupon von 3,20 m zu einem Preise von 20—40 DM ein. Je nach eigenem Geschick und Gutgläubigkeit ihres Opfers erlösen sie dann für den gleichen Coupon 50 bis 80 DM. Man muß schon sagen: ein einträglicheres Geschäft, das zudem aut*, noch in jeder Hinsicht steuerfrei ist, läßt sich caum denken.
Alle Achtung vor der Geschäftstüchtigkeit eines
handelsgewohnten Volkes. Daß aber der ahnungslose deutsche Käufer mit seinen sauer verdienten Groschen ihr in dieser Weise Tribut zollen soll, sehen wir nicht ein. Betrug bleibt Betrug, auch wenn er mit noch soviel Zungen- und Fingerfertigkeit verübt wird. Der Verfasser dieser Betrachtung ist in seiner weit von der Stadt gelegenen Wohnung — abgelegene und ländliche Bezirke sind bezeichnenderweise das Haupttätigkeitsfeld dieser sauberen Herren — selbst mehrmals zu Studienzwecken scheinbar auf die „günstigen“ Angebote eingegangen. In allen Fällen bestand ein solches Mißverhältnis zwischen Warenwert und gefordertem Preis, daß es zu einer Anzeige wegen Betrugs oder Wuchers ausgereicht hätte. Aber die Herren'kommen stets in (meist gemieteten) Wagen und verduften eilig, sobald sie' Verdacht schöpfen.
Auf Kosten des Unerfahrenen
Allen, an die solche Versuchungen herantreten könnten, muß gesagt werden: die Welt hat nichts zu verschenken. Der ausländische Wanderhändler will nicht nur gut leben, sondern er will auf Kosten der Unerfahrenen und Gutgläubigen in kurzer Zeit ein Vermögen verdienen. Seine betrügerischen Machenschaften schädigen vor allen Dingen den Käufer selbst; dann aber auch den deutschen Handel, und damit indirekt wieder den Verbraucher. Übrigens besagt die deutsche Gewerbeordnung, daß ausländische Wandergewerbetreibende einen Wandergewerbeschein haben müssen. Dieser wird nur ausgestellt, wenn ein Bedürfnis dazu hier im Lande selbst vorliegt, was aber bei Stoffhändlern ausnahmslos zu verneinen ist. Schon die Frage nach dem Gewerbeschein wird diese Herren meist in Verlegenheit bringen und sie schnell das Feld räumen lassen. Wozu dann das befreite Opfer nur zu beglückwünschen ist.
Wtrtschaftssptegel
Strompreiserhöhung unvermeidlich
Ausnahmslos Schund
Der Wert von Stoffen ist schwer zu beurteilen. Am besten fährt, wer zu seinem ihm bekannten Händler geht, wenn er kaufen will — der wird
DM-Wecltse1kt«rse
Die zu ledern Wochenende erscheinende Tabelle weist das Umrechnungsverhältnis von 100 DM zu den wichtigsten fremden Währungen aus. und zwar nach den Kursen im Züricher Freihandel.
12. 7.
11.7.
Schweizer Franken .
2
94.50
93.50
USA-Dollar . . .
21.77
21.55
Engl. Pfund . .
•
8.53
8.43
Franz. Franken .
«
8077.—
7923.—
Belg. Franken .
. 1
•
1169.—
1157.—
Holl. Gulden . .
s •
•
87.09
85.38
Span. Peseten . .
*
1050.—
1041.—
Port. Eskudos
2 •
«
630.—
621.26
Schwed. Kronen
•
134.51
132.62
Argent. Pesos . .
• •
2
2
547.82
534.29
Bras. Milreis . .
—.—
österr. Schilling .
609.67
605.17
Ital. Lire . . .
138.97
137.50
Tschech. Kronen .
9450.—
9350.—
Umrechnungskurs
D-Mark *
Ostmark am 12.
7. 51:
4.45 — 4.65.
HAMBURG. Die Energieversorgung Europas nnd vor allem Deutschlands ist schwer überlastet. Dem ständig wachsenden Elektrizitätsbedarf in der Bundesrepublik bann das Leistungsvermögen der Energiewirtschaft nicht in entsprechendem Maße nachkommen, wenn nicht beschleunigt langfristige und gesicherte Kredite für Investitionen zur Verfügung gestellt werden, erklärte der Vorsitzende der Vereinigung deutscher Elektrizitätswerke, Direktor Dr. Freiberger, in Hamburg.
Er erklärte ferner, daß auf die Dauer eine Preiserhöhung für Strom imvermeidlich sei, um die Wirtschaftlichkeit der Energiebetriebe wieder herzustellen. Das gegenwärtige Preisniveau für elektrischen Strom entspreche im Durchschnitt dem Stand von 1938, es liege sogar eher darunter. Demgegenüber seien vor allem die Kohlen- und Kabelpreise ganz erheblich gestiegen; die Elektrizitätswirtschaft lebe heute von ihrer Substanz.
WASHINGTON. — ECA für Ausweitung der USA-Hilfsprogramme. Der Beratende Ausschuß der ECA erklärt in einem in Washington veröffentlichten Bericht an Präsident Truman, die Vereinigten Staaten müssen ihre wirtschaftlichen Hilfsprogramme ausweiten, um ihr Ziel, die internationale Sicherheit, zu verwirklichen. Die ECA könne wesentlich zur Erreichung dieses Zieles beitragen, doch müßten hierzu ihre Tätigkeit verlängert und ihre Befugnisse in geeigneter Form erweitert werden.
BONN. — Aktien-Durchschnittskurse gestiegen. Der Durchschnittskurs von 462 an den Börsen des Bundesgebietes notierten Aktien hat sich, wie das Statistische Bundesamt meldet, in
der Woche vom 29. Juni bis zum 6. Juli von 81,54 auf 82,63 erhöht.
FRANKFURT. — Filmvertrag mit Italien. Nach einem zwischen der Bundesrepublik und Italien abgeschlossenen neuen Filmvertrag unterliegt die Einfuhr langer Spielfilme jetzt' in beiden Ländern keinen Beschränkungen mehr. Für synchronisierte Spielfilme wurde dagegen ein Kontingent von 30 Filmen in beiden Richtungen für die Zeit vom 1. September 1951 bis zum 31. August 1952 vereinbart.
BONN. — Großes Handelsabkommen mit Indonesien. Ein Warenabkommen zwischen der Bundesrepublik und Indonesien, das Lieferungen im Werte von 243 950 000 hfl vorsieht, nach jeder Seite, ist in Bonn unterzeichnet worden.
KOPENHAGEN. — Dänemark senkt Butter- Exportzoll. Zum Ausgleich des seit Anfang Juli erhöhten deutschen Importzolls für Butter, wird Dänemark seinen Exportzoll für die Ausfuhr von Butter nach Deutschland um 0,25 Kronen je kg senken. Der höhere deutsche Zollsatz hatte zu einem beträchtlichen Rückgang dänischer Butterexporte in die Bundesrepublik geführt.
WIESBADEN. — Nahrungsmittelpreise fast unverändert. Die durchschnittlichen Verbraucherpreise für Nahrungsmittel blieben in der Woche vom 22. bis 29. Juni fast unverändert, berichtet das Statistische Bundesamt. Lediglich bei Schweineschmalz, Speiseöl und einigen Getreideerzeugnissen wurden geringe Preiserhöhungen zwischen 0,1 und 0,3 •/. beobachtet.
PIRMASENS. — Erfolgreiche Schuh- und Lederschau. Mit 40 000 Besuchern und beachtlichen Abschlüssen wurde die Pirmasenser Schuh- und Lederschau, die am Mittwoch nach sechstägiger Dauer zu Ende ging, ein voller Erfolg. Unter den Besuchern waren 5000 Ausländer.
Milliarden aus blauem Dunst
jk. Es ist immer wieder einmal lehrreich, sich plastisch vor Augen zu führen, wieviel und für was wir eigentlich unsere Steuern zahlen. Der aufmerksame Leser fand in unserer gestrigen Ausgabe an dieser Stelle so eine plastische Darstellung mit dem Titel: „48 Steuern und noch kein Ende“. Sie zeigte sinnfällig, wie sich der „Kuchen“ aufteilt. Und wer genau zugesehen hat, mußte die gewiß bestürzende Feststellung machen, daß 1950 allein aus der Tabaksteuer sage und schreibe 2,1 Milliarden Mark — das sind 200 Millionen mehr als die gesamte Lohnsteuer und 100 Millionen Mark mehr als die ganze veranlagte Einkommensteuer — eingekommen sind.
Hier zeigt sich nun wieder einmal mit der ganzen Wucht des einfachen Beispiels, in welch untragbarer Weise die öffentlichen Lasten am Realeinkommen des kleinen Mannes nicht nur direkt, sondern auch indirekt zehren. Man überlege: an einer 10-Pfennig-Zigarette beträgt der Steueranteil seit neuestem an Tabaksteuer 5,8 Pfennig (bisher 6,0 Pfennig), und an Umsatzsteuer 0,4 Pfennig (biser 0,2 Pfennig) — in summa also heute wie bisher 6,2 Pfennig pro Zigarette oder 62 Prozent. Ein mittlerer Raucher wird am Tage 10 Stück, im Monat also bei 300 Stück rauchen. Macht im Monat 18,60 allein an Tabaksteuerbelastung aus.
Die Zigarette ist ein Konsummittel breitesten Bedarfs — allen moralisierenden und gesundheitsfanatischen Erwägungen zum Trotz. Den kleinen Mann belasten jene 18,60 im Monat oder 223.— DM im Jahr aber über Gebühr, und zwar schon an sich. Hinzu kommen neben den direkten ja aber auch noch die anderen indirekten Steuern; wir nennen nur die völlig exorbitante Kaffeesteuer, ferner die Tee-, Zucker-, Bier- und Getränkesteuer. Wollte man versuchen, diesen ganzen Berg von Steuerlasten einmal aus einem Arbeiterhaushalt zu exzerpieren, so würde — dessen sind wir sicher — mit einem Schlag klar sein, weshalb der Lohn nicht ausreichen kann. Und daß Unzufriedenheit und soziale Spannungen ihre verborgenen Wurzeln mindestens ebenso stark in den überhöhten Steuerlasten haben wie in den vielfach als zu hoch empfundenen Preisen.
Arbeitslosigkeit oder Frieren zur Wahl
DÜSSELDORF. Die chemischen Werke Hüls, die unlängst erst die Produktion von Buna wieder aufgenommen haben, sind nach einer Mitteilung der Betriebsleitung gezwungen, die Produktion von chemischen Erzeugnissen ab 16. Juli wegen Kohlenmangel bis auf weiteres einzustellen. Die 9000köpflge Belegschaft soll zum gleichen Termin zunächst beurlaubt werden, doch fürchtet man, daß ein Teil entlassen werden muß, wenn nicht eine baldige Besserung der Brennstoffversorgung eintrete.
Audi die Eisenindustrie meldet, daß die Brennstofflage äußerst ernst sei. Die den Hüttenwerken ab 1. Juli in Aussicht gestellten Kohlenmengen seien so gering, daß die Werke, falls keine Abhilfe erfolge, nicht wüßten, wie sie ihren Betrieb aufrechterhalten sollten, erklärte der Vorsitzende der Wirtschaftsvereinigung Eisen und Stahl. In Kreisen der Industrie, die für die Kohlenzuteilung unter der Gruppe „übrige Industrien" zusammengefaßt wird, weist man darauf hin, daß die Kürzung der Kohlenzuweisung im Juli auf 50 Prozent der schon sehr niedrig angesetzten Juni-Zuteilungen eine ernste Gefahr für die Aufrechterhaltung der normalen Produktion sei. Man lehnt den von verschiedener Seite gemachten Vorschlag ab, man möge erst einmal abwarten, ob tatsächlich Produktionseinschränkungen eintreten, um dann zusätzliche Zuteilungen zu gewähren. Es sei vielleicht richtiger, daß zum Beispiel die Bundesbahnen (die sich offenbar an diesem Vorschlag beteiligt hatten) ihren Urlaubs- und Güterverkehr etwas einschränkten. Auch spricht man sich gegen eine Hausbrandversorgung von 24 Zentner mit der Begründung aus, die Sicherung des Arbeitsplatzes sei wichtiger als die volle Zuteilung der Hausbrandkohle.
Aus der christlichen Welt
Die andere Seite
„Die andere Seite“ hieß der Titel eines englischen Kriegsstückes, das nach dem ersten Weltkrieg auch mit Erfolg über die deutschen Bühnen ging, wohl darum, weil dabei deutlich wurde, daß die Gegner, in dem Stück die Deutschen nnd für seine deutschen Beschauer die Engländer — Menschen sind wie wir selbst, mit menschlichen Nöten und menschlichen Fehlern. Die „andere Seite“ gibt es nicht nur im Kriege, auch nicht nur irp kalten Kriege, wo die Andersdenkenden oder Andersgeführten die „andere Seite“ sind, sondern auch im Alltag, in dem wir Menschen miteinander zu tun haben und dabei meist gegeneinander stehen. Da gehört zu der „anderen Seite“ dann der Nachbar oder der Chef oder der Untergebene oder der Einheimische oder der Flüchtling. Und diese andere Seite ist für uns dann allzuschnell der Gegner oder der Feind, der gegen uns ist oder gegen den wir sind.
Die „andere Seite“ ist eine Erfindung des Teufels. Denn er kann nirgends leichter herrschen als dort, wo sich der Komplex der „anderen Seite“ in unserem Denken und Handeln aus wirkt. Dabei ist es merkwürdig: Eigentlich hätte niemand ein Recht von der „anderen Seite“ zu sprechen als Gott. Gegen ihn hat sich die Welt empört. Seinen guten und heiligen Willen durchkreuzen wir Menschen mit unserem Willen. Wir wollen für uns und nicht von ihm oder für ihn sein. Nun müßte, menschlich folgerichtig, Gott die „andere Seite“ sein. Aber er ist es nicht. Wir wollen für uns sein, aber Gott ist für uns, besser als wir selbst für uns sein können. Gott macht in dem uralten Haßgesang von der „anderen
Seite“ nicht mit. Gott hat sich in seinem Sohne selbst auf die andere Seite begeben und verkündet das Ende der „anderen Seite“, seinen Frieden.
Darum darf es für Christen, für die Menschen, die sich von Gott bejahen lassen, dieses „An- dere-Seite-Denken“ nicht geben. Es ist Abfall von dem friedenverkündenden Gott, wenn wir Christen in dieser Welt gegen die Menschen dieser Welt zur „anderen Seite“, zur Seite der Frommen und Gerechten werden und die anderen als verloren abschreiben. Es darf nicht dahinkommen, wohin es leider immer wieder kommt, daß die anderen, die nichts vom Glauben wissen, sich nicht mehr in ein Gotteshaus hineingetrauen, weil darin die Frommen zu sitzen pflegen, die ihnen deutlich genug zu erkennen gegeben haben, daß sie sie als verloren, als schlecht und gottlos ansehen. Es könnte sonst leicht geschehen, daß Gott gegen seine eigenen Anbeter zur „anderen Seite“ wird, „denn des Menschen Sohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist“. Wir sollten ernsthaft fragen, ob wir uns nicht viel ernster und viel liebevoller derer annehmen müssen, die wir auf der „anderen Seite“ sehen. -ter.
Jahresfest der Basler Mission
Am letzten Sonntag war in Stuttgart das Landesmissionsfest der Basler Mission. In allen Veranstaltungen wurde der übernationale Charakter der Mission sichtbar. Am Samstagabend sprach in der Johanneskirche der Abgeordnete der indischen Missionskirche und der Präsident der Synode der Basler Mission in Kamerun. Den Höhepunkt des Festes bildete die Begrüßungsund Abschlußfeier am Sonntagabend in der wie
derhergestellten Leonhardskirche. Der nach 18- jährigem Aufenthalt in China in die Heimat zurückgekehrte Missionar Keck zeichnete den Leidensweg der chinesischen Kirche und ließ hineinblicken in die schwere Prüfungszeit der Gemeinde heute. 12 Missionsleute konnten auf die Gebiete der Basler Mission an diesem Abend verabschiedet werden. Sie werden im Herbst die Reise nach Indien, Kalimantan (Borneo) und die Goldküste antreten. Durch diese Aussendung bekommen wir in vermehrtem Maße wieder Teil an der aktiven Missionsarbeit. Zum erstenmal trat die Heimatgemeindevertretung der Basler Mission in Deutschland in dem neuen Gewand der Missionssynode zusammen. Vertreter der schweizerischen Heimatgemeinde und des Missionskomitees in Basel überbrachten die Grüße.
Paulus-Gedenkfeiern in Griechenland
Zahlreiche Besucher aus aller Welt hatten Gelegenheit, auf den Gedenkfeiern des 1900. Jahrestages der Landung des Apostels Paulus in Griechenland die Zusammengehörigkeit der christlichen Kirchen in gemeinsamen Gottesdiensten zu erleben. Nach einem Gottesdienst in der St.- Dionisius-Kirche schifften sich 250 Teilnehmer im Hafen Piräus auf dem Dampfer „Aegaeon“ ein, der im Laufe der Nacht zu einer Gedenk- Pilgerfahrt auslief. Viele orthodoxe Geistliche, eine auffallend große Gruppe junger Griechen, Würdenträger europäischer und amerikanischer Kirchen, eine koptische Abordnung mit den Erzbischöfen von Tantah und Khartum waren an Bord. Auch einige römisch-katholische Geistliche nahmen an der Fahrt teil, obwohl der Papst die Entsendung einer offiziellen Vertretung abgelehnt hatte. Nach der Landung in Kavalla. dem
Neapolis des Apostels Paulus, fand ein feierlicher Empfang durch kirchliche und weltliche Würdenträger statt, dem sich eine Prozession unter großer Beteiligung der Bevölkerung anschloß. Mit Autobussen ging es dann nach Phi- lippi, wo nur noch wenige Ruinen an die klassische Zeit erinnern. Auch hier fand ein herzlicher Empfang statt. Am nächsten Tag legte das Schiff in Saloniki an, von wo eine Fahrt nach Berea unternommen wurde. An der Stelle, wo einst Paulus gepredigt hatte, wurde das Missionswerk des Apostels noch einmal gewürdigt.
„Lebendiges Christentum auf dem Lande"
In einer Entschließung des Internationalen katholischen Kongresses für bäuerliche Probleme heißt es: „Die landläufigen Religionsübungen geben dem Volke nicht die Kraft, starken politischen und sozialen Erschütterungen standzuhalten. Um der Bevölkerung in einer Zeit, in der sich das Gesicht des bäuerlichen Lebens vielfach ändert (Landflucht, Wehrdienst usw.), diese Festigkeit in ihrer christlichen Haltung zu geben, kommt es darauf an, nicht nur Religion zu unterrichten, sondern dafür zu sorgen, daß Christus in ihrem Leben lebendig wird uns daß alle menschliche Betätigung von seinem Geiste durchdrungen ist.“ Auf dem Kongreß befaßten sich 170 Vertreter von 18 Nationen mit den gesellschaftlichen, erzieherischen, wirtschaftlichen und organisatorischen Problemen des modernen bäuerlichen Lebens. Papst Pius XII. gab in seiner Ansprache an die Delegierten dem Anliegen des Kongresses mit den Worten Ausdruck: „Wir müssen stärkstens darauf bestehen, daß man dem katholischen Landvolk eine ernsthafte katholische Bildung gibt!“
in öfter
MAGGI bleibt bei Quollt!
Wer IIualität Rauft, Rauft besser