NUMMER 108

SAMSTAG, 1 4. JULI 1951

Schwierige Koordinierung

Deutscher Verteidigungsbeitrag nach wie vor umstritten Drahtbericht unserer Bonner Redaktion

BONN. Im Hintergrund der großen Ausein­andersetzungen dieser Woche standen die Be­mühungen um eine weitere Klärung des deut­schen Verteidigungsbeitrags. Der Bundestags­abgeordnete Blank, offiziell Leiter des Am­tes zur Unterbringung der Besatzungstruppen, war kurz in Paris und nahm an der dortigen Besprechung über den Pleven-Plan teil. Es ging um die Abfassung eines vorläufigen Schlußberichts. Eine Einigung wurde jedoch nicht erzielt und Blank kehrte nach Deutsch­land zurück, wo er inzwischen mit dem ameri­kanischen Hohen Kommissar M c C1 o y und Bundeskanzler Dr. Adenauer konferierte. Kurz vor seiner Abreise aus Paris hatte Blank, nach zuverlässigen Informationen, eine Unter­redung mit General Eisenhower. Inzwischen ist er wieder nach Paris zurückgekehrt.

Auch nach diesen Konferenzen scheint es außerordentlich schwierig zu sein, mit Frank­reich zu einem Kompromiß über Rahmen und Form eines möglichen deutschen Verteidigungs­beitrags zu kommen. Während die Regierungen der USA und Englands sowie die Hohen Kom­missare beider Länder diese Fragenur nach Gesichtspunkten der militärischen Zweckmä­ßigkeit beantworten wollen, hält Frankreich an der Konzeption des Pleven-Plans fest. Nach Meldungen aus Paris, die in Bonn vorliegen, hat sich die Haltung des Quai dOrsay sogar noch versteift. Der Grund dürfte in folgenden Ursachen liegen: 1. In Frankreich ist der Ein­druck entstanden, als wolle die Bundesregie­rung mit Unterstützung des amerikanischen Hohen Kommissars einen Druck auf die-fran­zösische Saarpolitik ausüben. 2. Die aufeinen spontanen Entschluß Adenauers zurückge­hende Entsendung Blanks nach Paris scheint auf französischer Seite als ein Versuch gewer­tet zu werden, so schnell es geht nur zu irgend­einem Abschlußbericht zu kommen, um dann doch auf dem Wege der militärtechnischen Ge­spräche, die auf dem Petersberg zu einem vor­läufigen Abschluß kamen, weiterzugehen. Frankreich ist jedoch an einer möglichst weit­gehenden und tatsächlichen Verwirk­lichung des Pleven-Plans gelegen.Und nicht nur daran, dem Verteidigungssystem des At­lantikpaktes »einen abnehmbaren französischen Schnurrbart vorübergehend anzukleben.

Bonn, dessen Regierungsparteien in der De­batte über den Schumanplan keinen Zweifel darüber ließen, daß sie keinen Druck auf die

Margarinepreis vertagt

Sitzung des Bundesrats

BONN. Der Bundesrat vertagte am Freitag die Beschlußfassung über die Preisverordnung für Margarine, Kunstspeise- und sonstige Fette um eine weitere Woche. Damit bleibt die Frage einer Neufestsetzung der Verbraucherhöchst­preise für Margarine von 2.44 auf 2.84 DM je kg weiterhin in der Schwebe. Staatssekretär Hartmann vom Bundesfinanzministerium erklärte, die Bundesregierung habe sich für die Aufrechterhaltung des Konsumbrotpreises durch eine weitere Subventionierung unter der Voraussetzung bereit erklärt, daß die Marga­rinesubventionenfortfielen. Beides gleichzeitig zu subventionieren, dazu fehlten der Regie­rung die Mittel. Den Gewerkschaften sei die Subventionierung des Konsumbrotpreises wich­tiger erschienen. Die Frage soll nochmals ein­gehend mit den Länderkabinetten erörtert werden.

Das Gesetz über die Beteiligung des Bundes an der Verwaltung der Einkommen- und Kör­perschaftsteuer und das Gesetz zur Abände­rung und Vereinheitlichung der Gewerbesteuer sind endgültig gescheitert, da der Bundesrat ihnen seine Zustimmung verweigert.

Gegen den Gesetzentwurf zur Bekämpfung von Unfällen im Straßenverkehr, der eine Abänderung des Kraftfahrzeuggesetzes be­deutet, erhob der Bundesrat keine Einwände.

Der verschlossene MUND

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Roman von Doris Eicke

Alle Rechte Verlegthaus Reutlingen

Vielleicht.

Du bist Dir vielleicht nicht bewußt, warum es Dich verstimmt hat, aber ich weiß es. Du willst nicht eine von vielen Frauen sein. Soll das heißen, daß Du für mich die Eine, die Einzige sein möchtest?

Wie kann ich das wünschen, ich kenne Sie ja kaum, sagte sie herb.

.Andrea, schau mich doch an und weich mir nicht immer aus. Du bist ja die Einzige! Seit ich Dich das erste Mal gesehen habe, denke ich von früh bis spät nur an Dich, wie ein verliebter Primaner.

Wirklich? murmelte sie verlegen, und es machte ihm Spaß zu sehen, wie sorgsam sie ihre Freude verbarg.

Wenn Du frei wärst, Andrea, würde ich wahrscheinlich meine bisherige Ehefeindlich­keit aufgeben, obwohl für einen Scheidungs­anwalt etwas dazu gehört, noch an das mög­liche Glück einer Ehe zu glauben.

So viel Vertrauen haben Sie zu mir? fragte sie ein wenig ungläubig.

Vielleicht ist es einfach der Besitzinstinkt des Mannes. Wenn es mir gelänge, Deine Liebe zu gewinnen, würde ich Dich mit niemanden mehr teilen wollen. Es bestehl wohl nicht viel Aussicht, daß es jemals dazu käme?

Sie verstand den verborgenen Sinn seiner Worte gut. Vor wenigen Tagen noch hatte sie ihm gegenüber behauptet, daß ihre Ehe glücklich sei, und daß sie ihren Mann hebe. Nach der Verfassung, in der sie aus Berlin

französische Saarpolitik ausüben wollen, will jetzt offenbar versuchen, die Störung des deutsch-französischen Verhältnisses mit Hilfe der drei Hohen Kommissare zu beseitigen. Es verlautet, daß Bundeskanzler Adenauer seine Urlaubsreise nach dem Bürgenstock um einige Tage verschieben will, um sich persön­lich um die Bereinigung der Atmosphäre zu kümmern. Amtliche Kreise in Bonn bestätigen die Auffassung, daß es bei den entstandenen Schwierigkeitenmehr um atmosphärische, als um grundsätzliche Fragen geht.

Nach Meldungen aus London sind weitere Einzelheiten aus dem über 40 Seiten starken Bonner Dokument über eine deutsche Rü­stungsbeteiligung, das den drei alliierten Re­gierungen vorgelegt wurde, nunmehr bekannt geworden. Danach sind die deutschen Militär­sachverständigen der Ansicht, daß die Bun­desrepublik folgendes verlangen muß: 250 000 Mann in Sechs Armeekorps mit je zwei 12 000 Mann starken Divisionen; Aufstellung dieses Heeres durch Einführung einer zweijährigen Militärdienstpflicht; eine taktische Luftwaffe mit mindestens 200 r modernen Jägern, Jagd­

bombern und leichten Bombern, bei einem Mindestpersonal für diese Luftstreitkräfte von 40 000 Mann. Diese Forderungen seien als die deutschenKernforderungen anzusehen.

Die Rolle Deutschlands

McCloy äußert sich vor der Presse

BONN. In einer mit Spannung erwarteten Pressekonferenz wies McCloy darauf hin, daß die Rolle Deutschlands im Kampf gegen das totalitäre Regime des Ostens im vollen ihr zukommenden Gewicht anerkannt werde, nach­dem die Koreakrise die amerikanische Auf­merksamkeit vorübergehend stärker auf Asien konzentriert hatte.

Der Schuman-Plan werde in der gesamten amerikanischen Öffentlichkeit als der erste konkrete Beweis des europäischen Gemein­schaftswillens angesehen. Die amerikanische Öffentlichkeit verfolge darüber hinaus kritisch die deutsche Haltung im West-Ost-Handel und verlange ein klares Bekenntnis der Bundes­republik zu den Notwendigkeiten der west­lichen Verteidigung. McClov sagte, er könne zwar keine genaue Linie auf der Karte zeigen, an der Westeuropa verteidigt werde, doch könne er den Deutschen versichern, daß ihr Verteidi­gungsbeitrag automatisch ihre Gleichberech­tigung einschließe.

Frankreich foiot

Kriegszustand rechtskräftig beendet

PARIS. Das Dekret der französischen Re­gierung über die Beendigung des Kriegszu­standes zwischen Frankreich und Deutschland wurde am Freitag im französischen Staatsan­zeiger veröffentlicht und erhielt damit Rechts­kraft. Am Donnerstagabend verkündete die belgische Regierung offiziell die Beendigung des Kriegszustandes Am gleichen Tag ent­schloß sich auch die kubanische Regierung zu diesem Schritt.

Der Vorsitzende des Außenpolitischen Aus­schusses des amerikanischen Repräsentanten­hauses hat nunmehr einen Entschließungsent­wurf über die Beendigung des Kriegszustan­des mit Deutschland eingebracht. Die vorge­legte Resolution muß vom Repräsentantenhaus und vom Senat gebilligt werden. Sie sieht vor, daß dasTrading with Enemy Act von der Beendigung des Kriegszustandes nicht be­rührt wird, soweit es sich auf vor dem 1. Ja­nuar 1947 von den USA beschlagnahmte Ver­mögenswerte erstreckt. Der Kriegszustand endet offiziell an dem Tage, an dem die Re-

Kleine Weltchronik

FRANKFURT. Der amerikanische Landwirt­schaftsminister Charles Brannan trifft am Sams­tag zu einem fünftägigen Besuch in der Bundes­republik ein. Er wird mit Bundeskanzler Dr. Adenauer, Bundesernährungsminister Niklas, amerikanischen Wirtschaftssachverständigen und voraussichtlich auch mit Vertretern des deutschen Bauernverbandes Besprechungen über die Ernäh­rungslage führen.

FRANKFURT. Nach einer Mitteilung der ECA- Sonderkommission für Westdeutschland sind acht weitere westdeutsche Städte für Wohnungsbau­projekte im Rahmen des ECA-Bauprogramms ausgewählt worden. Unter den neuausgewählten Städten befinden sich Stuttgart und Reutlingen. Für Stuttgart sind 300 Wohneinheiten und für Reutlingen 200 Wohneinheiten vorgesehen.

BERLIN. Uber 10 000 Berliner gedachten am Donnerstagnachmittag auf dem Ostberliner Zen­tralfriedhof in Friedrichsfeld der Opfer des Schiffsunglücks vom Donnerstag vergangener Woche. Der Ostberliner Oberbürgermeister Fritz Ebert forderte die Hinterbliebenen auf, den Tod ihrer Kinder zum Anlaß zu nehmen, künftig noch stärkerfür den Frieden und eine noch bessere Gesellschaftsordnung zu kämpfen.

BERLIN. Der Ministerrat der Sowjetzone hat den Regierungsbeauftragten für den innerdeut­schen Handel, Josef Orlopp, ermächtigt, das in der vergangenen Woche paraphierte neue Inter- zonen-Handelsabkommen zu unterzeichnen. Von

zurückgekehrt war mußte er sie entweder für eine Lügnerin halten oder annehmen, daß eine entscheidende Verschlechterung ihrer ehelichen Beziehungen eingetreten sei und so war es ja auch. Es hatte keinen Zweck, dies zu beschönigen.

Gehen wir! sagte sie, von ihren Gedan­ken wie von seiner unausgesprochenen Erwar­tung gleicherweise bedrängt. Er gab sofort den Weg zur Türe frei. Schweigend und doch in zartem heimlichem Einverständnis schrit­ten sie den Weg zum Dorf hinauf. Beim Fried­hof gabelte sich der Pfad, der eine führte links zum Kinderheim, der andere mitten in die Ortschaft hinein.

Wollen wir Detlev holen? fragte er be­hutsam.Vielleicht tröstet es Dich.

Sie blieb stehen und antwortete nicht gleich. Sinnend sah sie den Weg hinunter, an des­sen Ende das freundliche weiße Haus schim­merte. Echte Rührung beschlich sie. Wie gut er zu ihr war, wie er versuchte, ihr wohlzutun und sie zu verstehen. Dies war der Augen­blick, in dem er sie innerlich ganz gewann. Als sie den Kopf zurückdrehte und seinem fragenden Blick begegnete, faßte sie impulsiv nach seiner Hand.

Nein ich will heute allein sein.

Mit mir? fragte er hellhörig.

Ja mit Dir.

Ein glückliches Aufleuchten ging über sein Gesicht, und er ließ im Weitergehen ihre Hand nicht mehr los. So gingen sie zusammen ins Dorf, unbekümmert um die Leute, die ihnen begegneten. Tillmann kaufte tatsächlich ein paar Vasen verschiedener Größe und ließ sie ins Hotel schicken. Auf ihren Protest, es ge­nüge doch eine, meinte er lakonisch:

Heute, aber morgen schon nicht mehr.

Wo hast Du denn diese herrlichen Rosen aufgetrieben?

Ich habe sie telephonisch in Travemünde bestellt. Sie kamen mit dem Vier-Uhr-Schiff.

westlicher Seite wird die Unterzeichnung des Ab­kommens jedoch von der Erlangung gewisser Garantien über einen ungehinderten Warenver­kehr zwischen Westberlin und Westdeutschland abhängig gemacht. Diese Garantien sind bisher noch nicht erfolgt.

VATIKANSTADT. Papst Pius XII. begab sich am Donnerstagabend von der Vatikanstadt ln seine Sommerresidenz Castel Gandolfo in den Al­baner Bergen, wo er sich voraussichtlich bis Ende September aufhalten wird. Von Mitte August an werden für drei Wochen auch die üblichen Au­dienzen eingestellt.

RIO DE JANEIRO. Beim Absturz eines brasi­lianischen Verkehrsflugzeuges wurden am Don­nerstag 28 Personen, darunter drei Kinder und vier Besatzungsmitglieder, getötet. Man nimmt an, daß der Pilot bei schlechter Sicht die Orien­tierung verlor.

PUSAN. Ein Küstenfahrzeug mit etwa 100 Per­sonen an Bord ist am Donnerstag vor dem Ha­fen von Pusan gesunken. Über 50 Fahrgäste sind ertrunken.

WASHINGTON. In den USA ereigneten sich in der Nacht zum Freitag zwei Explosionskatastro­phen, deren Ausmaß noch nicht abzusehen sind. In Seneca im Staate Illinois flog eine Pulver­fabrik in die Luft. In Wilmington bei Los Ange­les gingen hintereinander sechs Öltanks hoch. Der Sachschaden soll viele Millionen betragen.

Das war lieb von Dir, sagte sie leise und drückte seine Hand.

Nicht weit hinter dem Dorf begann der Wald. Seine Ränder waren zerzaust vom un­ablässigen Wind, in seinem Inneren aber gab es herrliche alte Buchen, und ein süßer Duft nach reifen Beeren und sonnedurchwärmtem Baumharz erfüllte die Luft. Irgendwo in der Nähe mußten Tannen stehen, ein seltener Baum in dieser Gegend. Sie suchten und fan­den sie und freuten sich über ihre Entdek- kung. Über Andreas verhaltenem Wesen lag noch spinnwebengleich die Erinnerung an allzu frische Enttäuschungen. Es tat ihr gut, nicht allein zu sein, eine warme, behutsame Hand in der ihren zu halten. Wunschlos und unschuldig wie zwei Kinder streiften sie so durch den Wald, erfreut durch ihre gegen­seitige Nähe. Vor einer Holzarbeiterhütte tran­ken sie ein Glas Milch und aßen ein Stück derbes, würziges Holsteiner Brot dazu. Andrea lehnte an seiner Schulter, und sie schauten stumm miteinander in den verdämmernden Wald.

Als sie in den Kaiserhof zurückkehrten, war das Abendessen schon in vollem Gange, und viele Blicke richteten sich auf sie, als sie Seite an Seite durch den Saal schritten. Sie merkten nicht, daß hier und dort über sie getuschelt wurde. Zu offensichtlich trat das Neue, das in ihnen war, in ihren Gesichtem zutage.

Was machen wir jetzt? fragte Tillmann, als sie mit gutem Hunger den letzten Bis­sen gegessen hatten.

Andrea schaute ihn erwartungsvoll an.

Weißt Du es nicht?

Doch tanzen.

Siehst Du, ich wußte, daß Du unser dama­liges Gespräch nicht vergessen hast.

Sie warteten, bis das Platzkonzert vorüber war, und es völlig dunkel wurde, dann gin­gen sie zusammen in die Strandhalle.

Goldene Worte

cz. In einem Kommentar zum Friedensver­trag für Japan schreibt dieWashington-Post: Der Vertrag soll einen Frieden der Versöh­nung bringen. Es gibt keine Gängelbänder, denn Gängelbänder müssen, wie die Geschichte beweist, mit der Zeit als eiserne Fesseln ange­sehen werden und schüren nur den Geist der Vergeltung. Der Entwurf ist ein Vertrag nach Bismarckschem Vorbild, wie er geschlossen wurde, nachdem Preußen Österreich besiegt hatte. Die Furcht vor der Vergeltung eines be­siegten Feindes veranlaßt die Sieger gewöhn­lich, die Wiederherstellung friedlicher Bezie­hungen mit versklavenden. Bestimmungen zu verknüpfen. Das ist bei Japan nicht der Fall.

So ist es nun einmal. Vor nicht allzulanger Zeit galt Bismarck mancherorts im westlichen Lager noch als indirekter Kriegsverbrecher. Und heute zitiert man sein Beispiel, um die eigene Vernunft zu belegen. Was hier aber ins­gesamt von der amerikanischen Zeitung fest­gestellt wird, möge nicht in Vergessenheit ge­raten, wenn man sich mit deutschen Pro­blemen befaßt. Wieviel wäre allen Beteiligten doch erspart geblieben, wenn man sich auf Grund solcher Erkenntnisse schon vor Jahr und Tag zu einer grundlegenden Revision der Deutschland-Politik entschlossen hätte? Wann ersteht uns ein französischer Bismarck?

solution von beiden Häusern des Kongresses verabschiedet und in einer entsprechenden Proklamation Trumans verkündet ist.

Erhard zurück

Für volkswirtschaftliche Vorausplanung

HAMBURG. Bundeswirtschaftsminister Lud­wig Erhard ist gestern von seiner vierzehn­tägigen Amerikareise zurückgekehrt. Erhard, der in Begleitung des deutschen Generalkon­suls in New York, Heins Krekeler, eine Zwischenlandung in Hamburg machte, sagte bei seiner Ankunft, er seisehr zufrieden mit der Reise.

Wenn man in Deutschland ein Verteidi­gungsprogramm aufstelle und in bezug auf Rohstoffe etwas großzügiger leben könne, so halte er es für notwendig, daß man eine volkswirtschaftliche Vorausplanung durch­führe. Jedoch, so meinte Professor Erhard, würden Rationierungen für die Bevölkerung auf keinen Fall erforderlich werden. Zum Kohlenproblem sagte Erhard, daß man in Amerika bereit sei, die deutschen Anstren­gungen zur Erhöhung der Kohlenförderungen zu unterstützen.

Gewerksdiaftstagung beendet

Zusammenarbeit mit WGB abgelehnt

MAILAND. Nach neuntägiger Dauer wurde in Mailand der Kongreß des internationalen Bundes freier Gewerkschaften (IBFG) been­det. In der Schlußsitzung verabschiedeten die Delegierten von 50 Millionen Gewerkschafts­mitgliedern aus 66 Ländern zwölf Resolutio­nen, in denen sie sich gegen den Kommunis­mus und Diktatur, gleich welcher Färbung, ge­gen Arbeitslosigkeit, niedrige Löhne und Ge­hälter sowie rassische Diskriminierung aus- sprachen. Außerdem wurde das Angebot des kommunistischen Weltgewerkschaftsbundes, mit ihm gemeinsam darüber zu beraten, wie dieOffensive der Kapitalisten gegen die Grundrechte der Arbeiter aufgehalten werden könne, abgelehnt. Im Antworttelegramm wurde dem WGB die Frage gestellt, warum er nicht versuche, anstatt sich um die Lösung der Pro­bleme in der freien Welt zu kümmern, etwas für seine Mitglieder in den von den Kommu­nisten beherrschten Ländern zu tun.

In weiteren Entschließungen wurde der Zu­sammenschluß Europas und die Ausdehnung des Schumanplans auf andere Industrien als Kohle und Stahl, die Massenauswanderung von Arbeitern, wo sie erforderlich ist, um die Arbeitslosigkeit zu verringern, der baldige Ab­schluß von Friedensverträgen für Japan, Deutschland und Österreich sowie die Revision des italienischen Friedensvertrags, die Schaf­fung internationaler Körperschaften zur Kon­trolle der Rohstoffquellen und -preise u. a. m. befürwortet.

In den Exekutivausschuß wurde der Vor­sitzende des DGB, Christian Fette, als Ver­treter Deutschlands gewählt.

Modi unpopu ? är

Militärparade zum 14. Juli

PARIS. Die Parteileitung der französischen Sozialisten hat beschlossen, Verteidigungsmini­ster Jules M o c h nicht in Ausschüsse der neuen Nationalversammlung zu wählen. M o c h wollte in die Ausschüsse für Verteidigung, Außenpolitik und Finanzen. Politische Beob­achter weisen in diesem Zusammenhang dar­auf hin, daß Mocbt infolge seiner Unpopulari­tät vor einiger Zeit bereits aus dem Lenkungs­ausschuß der Sozialistischen Partei ausschei- den mußte.

Heute wird Staatspräsident Auriol anläß­lich des französischen Nationalfeiertages eine riesige Militärparade abnehmen, bei der die französischen Streitkräfte ihre neuesten Waf­fen vorführen.

Noch nicht! bat Andrea bei den ersten Tönen,laß mir noch ein wenig die Vor­freude!

Tillmann hatte noch nie eine Frau gesehen, auf die Musik so stark .wirkte, wie auf An­drea. Sie blühte unter diesen Tönen auf wie eine Blume, die sonnenselig das Köpfchen reckt. Ihr leicht geöffneter Mund schien dur­stig mitzuhören, und ihr Körper war bis zur letzten Fiber erfüllt von Musik. Tillmann be­obachtete sie mit unverhohlenem Entzücken. Stärker noch als bei jenem ersten und bisher einzigen Kuß, ahnte er den ungestillten Le­benshunger dieser blutvollen Frau, und seine Gedanken tasteten suchend nach dem Rätsel ihrer Ehe. Andrea war nicht leichtsinnig, diese Wahrheit hatte er lange genug zu spüren be­kommen. Als sie behauptete, ihren Mann zu lieben, hatte das nicht nach einer Lüge ge­klungen. Über welche Enttäuschung, über welchen Schmerz hinweg führte sie nun wohl ihr Weg zu ihm. Er würde sie vielleicht jetzt gewinnen, wahrscheinlich aber nicht halten können. Ihr gemeinsames Erlebnis war schon jetzt mit dem ganzen Zauber und der leisen Wehmut einer Episode überschattet.

Später tanzten sie miteinander, und kaum hatten sie die ersten Schritte getan, als sie wie aus dem Hinterhalt die Unruhe des Blu­tes jählings überfiel, so daß sie den rasenden Herzschlag des anderen in den verschlunge­nen Händen spürten. Ihre Befangenheit war auf einmal so stark, daß sie kaum mehr wag­ten, sich in die Augen zu schauen. Sobald die Musik spielte, standen sie wie unter Zwang auf und tanzten in einer Vollkommenheit, wie sie nur durch und durch musikalische Men­schen erreichen können.

Als sie aufbrachen es war lange vor Mit­ternacht, erwachte Andrea in der kühlen Brise des Meeres ein wenig aus ihrem Rausch und stürzte sofort in den Abgrund einer herz- umschnürenden Angst.

(Fortsetzung folgt)