MONTAG, 9. JULI 1951
NUMMERlftS
Genf - die höflichste Stadt Europas We ;,: a :,? ndieBunke : ra ! nsd,en?
DÜSSELDORF. Der Düsseldorfer Polizeiprozeß, der die Verhältnisse im Düsseldorfer Polizeipräsidium in der Zielt von 1946 bis 1949 klären soll, gibt ein tolles Bild der Zustände. Mehrere Stenotypistinnen und der Leiter der Asservatenkammer sagten übereinstimmend aus, daß im Polizeipräsidium „rauschende Feste“ gefeiert wurden, bei denen Schnaps und Wein aus den beschlagnahmten Schwarzmarkt- bestanden in „Strömen geflossen" sein soll. Meist am Wochenende hätten die leitenden Beamten telefonische Absprachen mit Fleischern über Schwarzschlachtungen (vor der Währungsreform) getroffen.
Die Zeugin Karoline Quirin ergänzte das durch die Aussage, daß befreundete Personen aus anderen Berufen wiederholt an diesen Bummelzügen deshalb nicht teilgenommen hätten, weil sie „finanziell nicht mithalten“ konnten. Inzwischen ist auch der Chef der Düsseldorfer Stadtkreispolizei, Polizeidirektor Heinz Simons, schwer belastet. Simons habe die Vorwürfe gegen die Kriminalpolizei niemals nachgeprüft, dafür aber die Anzeigenden kurzerhand entlassen. Gegen den noch im Amt befindlichen Polizeidirektor liefen bereits vor längerer Zeit ministerielle Disziplinarverfahren wegen Beteiligung an Schlägereien in Gaststätten und verweigerter Unfallhilfe auf der Straße. Auch soll Simons einen Polizeibeamten niedergeschlagen und ihn später als „Schmerzensgeld“ um einen Rang befördert haben.
Sogar die Behörden sind schlechthin vorbildlich Von Grete von Urbanitzky
GENF. Es gibt wirklich keine, die es mit Genf aufnehmen kann, der Stadt Calvins und der Puritaner. Und was ihr unsere Freundschaft sofort gewinnt, ist die Erkenntnis, daß es sich hier nicht um die beflissene Höflichkeit der in der Fremdenindustrie beschäftigten Menschen handelt — man ist natürlich auch im Fremdenviertel der großen Hotels höflich —, aber die Höflichkeit des Herzens strömt uns hier übervoll entgegen, wo das Volk unter sich verkehrt.
Es gibt auf dem Kontinent nicht mehr häufig, wie hier, Geschäfte, da der Verkäufer seinen Platz verläßt und dem Käufer ein paar Schritte entgegenkommt, da der Kaufmann selbst bei den Ausverkäufen sich Zeit nimmt, dem Käufer eines Stoffrestes noch Ratschläge für dessen Verwendung mit auf den Weg zu geben, der Klient bis zur Türe begleitet wird und man ihm für seinen Besuch dankt. Ob man für einige Centimes kauft oder für Hunderte von Franken, immer ist die Freundlichkeit die gleiche, immer wird dem Käufer für seinen Besuch gedankt. Ich frage in einem Lampengeschäft nach dem nächsten Schlosser. Der Besitzer erhebt sich, geht mit mir zur Tür, erklärt mir den Weg zum gesuchten Handwerker und sagt abschließend: Tausend Dank, Madame.
Hl
Lopes Nachfolger von Carmona?
Stellung Salazars stärker denn je / Opposition ohne Einheitlichkeit Von unserem iberischen Korrespondenten Werner Schulz
LISSABON. Wer erwartet hatte, daß die schwach. Sie wird noch dadurch schwächer, Weigerung des portugiesischen Regierungschefs daß die Aufdeckung kommunistischer Um- Dr. Oliveira Salazar, für die Staatspräsident- triebe in den letzten Monaten die Öffentlichschaft zu kandidieren, zu irgendwelchen poli- keit beunruhigt hat und die Befürchtung befischen Komplikationen oder Sensationen füh- steht, daß bei einem Wechsel in der Regieren würde, ist enttäuscht worden. Die natio- rungspolitik der Kommunismus eine Gelegen- nale Regierungspartei, in der sowohl rechtsrepublikanische wie monarchistische Elemente vertreten sind und die praktisch die einzige geschlossene und kompakte Parteiorganisation Portugals darstellt, hat nach der Ablehnung Dr. Salazars nunmehr den General Francisco Craveira Lopes als Kandidaten für die Nachfolgeschaft des verstorbenen Marschall Car- monas aufgestellt und die Regierung hat sich dieser Entscheidung angeschlossen, so daß der General als Kandidat der Regierung und gestützt durch das Prestige Dr. Salazars in den Wahlkampf gehen kann.
Die Auswahl General Craveiro Lopes' hat ln der Welt und in Portugal selbst vielleicht eine gewisse Überraschung ausgelöst, denn es hatte die Vermutung nahegelegen, daß die Regierungspartei einen ihrer führenden, Politiker vorschicken würden. Sie hat das nicht getan, sondern sich für einen Mann entschieden, der für alle Kreise der Bevölkerung, auch für die Opposition selbst annehmbar ist und dessen Stärke Überparteilichkeit und Unbestechlichkeit sind. Die Entscheidung ist also politisch wie psychologisch geschickt und es läßt sich voraussehen, daß der General, wenn er gewählt wird — was übrigens als Sicher anzunehmen ist —, nicht nur der Nachfolger Marschall Carmonas, sondern auch in jeder Hinsicht der Fortführer seiner Politik und Aufgaben sein wird. Damit ist aber gleichzeitig die ungestörte Weiterentwicklung des wirtschaftlichen und sozialen Aufbauwerkes Dr. Salazars wie auch die innen- und außenpolitische Stabilität Portugals gesichert.
heit, einzudringen, finden könnte. Zudem hat die Weigerung Dr. Salazars, die Staatspräsi- Gerade diese Stabiltät ist es aber, die für dentschaft zu übernehmen, das Argument, er den Westen von größter Bedeutung ist, denn strebe nach uneingeschränkter diktatorialer Portugal als Verbündeter der USA und Mit- Macht, wesentlich entkräftet und nicht wenig gliedsstaat des Atlantikpaktes wie als Bünd- politische Gegner für ihn gewonnen. Diese nispartner Spaniens stellt die eigentliche Bin- ganze Entwicklung wird natürlich für den düng des Wesens zu Spanien dar und gewähr- Kandidaten der Regierung von Vorteil sein leistet damit die politische, strategische und und ihm einen leichten Wahlsieg ermöglichen, — last not least — militärische Einheit der wenn, wie die Nationalversammlung beschlosiberischen Halbinsel. sen hat, Ende Juli die Portugiesen zu den
Die Stellung der Opposition ist in sich Wahlurnen gehen werden.
Nirgends als auf den Genfer Märkten ist es so lustig und herzwärmend einzukaufen. „Kleine Frau, — dieser Rettich ist etwas für Sie — profitieren Sie doch von der Traubensaison, es wird Ihnen gut tun! — Eine Schöne wie Sie muß doch Blumen haben, Madame.“ — Die Verkäuferin von Pilzen gibt gleich ein halbes Dutzend Rezepte mit auf den Weg. Wo gibt es noch Marktfrauen, die wie hier auf meine Bemerkung, dies oder jenes sei zu teuer, mit einem kleinen Achselzucken antwortet? Es ist wahr, petite Madame, das Leben ist nicht mehr schön.
Jeder meiner Händler fragt nach meinem Befinden, merkt, wenn ich einen neuen Hut aufhabe, ist besorgt, wenn ich blaß bin, und erfreut, wenn ich braune Wangen habe, kennt den Namen meines Hundes und hat etwas für ihn aufgehoben. Jeder Briefträger macht Komplimente, der Installateur lobt die Wohnung, jeder Handwerker räumt selbst jedes Stäubchen fort, das er verursacht hat.
Und selbst die Behörden! Selbst das Steueramt! Natürlich hier muß man genau soviel und genau so pünktlich bezahlen wie anderswo. Dafür hängt aber im Steueramt ein Schildchen „Ayez le sourire!“ (immer nur lächeln). Und es hat seine Wirkung.
Kein Wunder, daß sich die Höflichkeit des Herzens auch auf die Tiere erstreckt. Wie in allen Ländern lateinischer Sprache gibt es in Genf Katzen, überall, in den Gassen, auf den Plätzen, auf den Ladentischen der Geschäfte, in den Wohnungen, und die Metzger kennen die Namen der Lieblinge und ihre besonderen Gaumenfreuden. Für die Hunde aber hegen sogar die Behörden zärtliche Gefühle. Beim Einholen der Hundemarke auf der Polizeibehörde erhält man eine Broschüre in die Hand gedrückt, auf deren Titelblatt zu lesen steht „Amicalement dedi£ aux propridtaires de chiens“ (den Hundebesitzern freundlichst zugeeignet) und in der die Hunde erst einmal sehr liebenswürdig gelobt werden, bis auf ihre besonderen Eigenschaften und Gewohnheiten äSi Parkbäumen und Beeten hingewiesen wird, illustriert mit lustigen Zeichnungen. Dann wird festgestellt, daß die Hunde jährlich für 30 000 Franken Schaden in den öffentlichen Gärten anrichten. Dennoch hege die Stadt keinerlei Antipathie gegen die Hunde, wird weiter erklärt und es werden die 6000 Hundebesitzer gebeten, ihre Lieblinge zu verhindern, in den öffentlichen Anlagen ihren- Trieben freien Lauf zu lassen.
KÖLN. Über die Vorgeschichte der sechs deutschen Soldaten, die im Juni dieses Jahres nach sechsjähriger Gefangenschaft in einem Verpflegungsbunker bei Gdingen entdeckt wurden, berichtet ein Matrose der ehemaligen deutschen Kriegsmarine. Die Eingeschlossenen, von denen bei ihrer Entdeckung nur noch zwei am Leben waren und einer kurz darnach verstarb, seien nicht etwa „organisierende“ Soldaten gewesen, sondern die Verwaltungsbeamten des Bunkers mit ihrem Hilfspersonal. Der jetzt in Köln lebende Matrose berichtet, daß er im Frühjahr 1945 mit der „13. Landungsflottille“ in Gdingen stationiert war, die den Auftrag hatte, vor Einzug der Sowjets die letzten Deutschen aus der Stadt zu bringen. Wenige Stunden vor dem Auslaufen hätten die Besatzungen den riesigen Verpflegungsbunker aufgesucht, um noch etwas mitzunehmen. Die Bunkerverwaltung habe das jedoch mit dem Hinweis abgelehnt, daß sie „gerade beim Packen“ sei und keine Zeit hätte. Auch die Erklärung eines Sprengkommandos, daß der Bunker gesprengt werden müsse, habe die Wehrmachtsbeamten nicht zur Änderung ihrer Haltung bewegen können. Nachdem das Sprengkommando die sechs Insassen des Bunkers dreimal erfolglos zum Verlassen des Lagers aufgefordert habe, sei die Sprengung durchgeführt worden. Der Matrose meinte, ein Fremder hätte sich in dem riesigen Lager im Dunkeln nie zurechtfinden können. Nur den Verwaltern sei es möglich gewesen, sich mit allem Notwendigen zu versehen und unter den gewaltigen Beständen die Kerzen zu finden, die ihnen vier Jahre lang gereicht haben sollen.
Forderungen der Besatzungsgeschädigten
MAINZ. Die soforte Aufhebung des Frei- gabestops und die Einleitung einer planmäßigen Rückführung des beschlagnahmten Wohn- raums an die Besitzer forderte der „Rechtsschutzbund der Requisitionsbetroffenen, Landesverband Rheinland-Pfalz“ in einer Resolution an die Alliierte Hohe Kommission Die erneute Beschlagnahme und der Freigabestop ständen im Widerspruch zu der Erklärung der Alliierten Hohen Kommission, daß Truppenverstärkungen ausschließlich in Kasernen ur.d die Familien nur in von der Besatzungsmacht zu errichtenden Neubauten untergebracht werden sollten.
In einer gleichzeitig der Bundesregierung übermittelten Resolution wird die Aufhebung des Besatzungsstatüts und damit das Recht zum Abschluß freier Mietsverträge mit den Besatzungsangehörigen gefordert.
Persischer Staatsbankrott Im September
Aufteilung in Interessen-Sphären als letzter Ausweg
dsi. ISTANBUL. Bankfachleute und ölex- men unter Ausschaltung der persischen Sou- perten, die, aus dem Nahen Orient kommend, veränität beschlossen worden war. in den letzten Tagen in Istanbul eingetrof- Auf persischer Seite ist insofern eine ge- fen sind, bestätigen eine von amtlicher tür- wisse Ratlosigkeit entstanden, als man im kischer Seite unternommene Vorausberech- Augenblick des Staatsbankrotts und sehr leb- nung der weiteren Entwicklung der Lage in hafter Unruhen im nördlichen Iran einen Ein- Teheran. griff von russischer Seite befürchtet, während
Wenn es nicht gelungen ist, bis zum 1. Au- London gleichzeitig die eigenen Interessen gust eine zufriedenstellende Lösung des öl- militärisch wahren würde, konflikts herbeizuführen, ist mit einem Staats- Wird eine Hinzuziehung amerikanischer bankrott für die Iranische Kaiserliche Bank Streitkräfte, Waffen oder Hilfskräfte auf eng- zu rechnen. Die einzige dann noch bleibende lischer Seite vermieden, dann könnte der Zu- Lösung wäre eine Riesenanleihe, die von sei- sammenbruch der iranischen Staatskasse der ten der USA gegeben würde, — aber nicht Auftakt zu jener Einigung sein, die sich zwi- ohne Vorbehalte und vor allen Dingen unter sehen London und Moskau abspielt und einen restloser Einbeziehung des gesamten irani- Zustand wiederherstellt, der vor 40 Jahren sehen Ölpotentials in den USA-Versorgungs- Wirklichkeit war.
kreis. Gegen diese Lösung werden sich sowohl Doch bis zu diesem Zeitpunkt werden sich England als auch Rußland mit allen Mitteln die diplomatischen und wirtschaftlichen Aus- zur Wehr setzen. einandersetzungen zwischen Washington, Lon-
Daraus wird die zweite Möglichkeit einer don und Moskau auf dem Boden von Teheran Lösung sichtbar, die in einer Verständigung in einem bisher nicht erwarteten Umfang zu- zwischen London und Moskau liegt und deren spitzen. Es handelt sich um Vorgänge, die sich Resultat eine Aufteilung der iranischen Öl- innerhalb der nächsten zehn Tage in den rechte in dem gleichen Umfang vorsieht, wie Grundlinien klären müssen, wenn der Staats- dies bereits in einem ersten Vertrag aus dem bankrott, also die sichtbare Auswirkung auch Jahre 1907 und in späteren Ergänzungsabkom- erst später in Erscheinung tritt.
Biologie in Zahlen
Wußten Sie schon,...
daß es an Wirbeltieren mehr als 3500 Arten Säuger, 13 000 Arten Vögel, 5000 Arten Kriechtiere und 30 000 Arten Fische gibt?
daß es 300 000 Arten von Insekten, 20 000 Arten von Spinnen und 50 000 Arten von Weichtieren gibt?
daß es rund 500 Taubenarten, 499 Affenarten, 1086 Fledermausarten und 4771 Nagetierarten gibt?
daß ein Baum von 100 Zentner Trockengewicht etwa 50 Zentner Kohlenstoff enthält?
daß Trockenlandpflanzen Saugkräfte von mehr als 50 Atmosphären Druck aufwenden müssen, um Wasser aus dem Boden zu ziehen?
daß unser Körper zu zwei Drittel aus Wasser besteht, und 3 g Eisen enthält?
daß beim Menschen täglich 700—1000 ccm (1000 cem = 11) Galle abgeschieden werden?
daß die menschliche Leber 1,5 kg wiegt und damit die größte Drüse des ganzen Körpers überhaupt ist?
daß ln 1 emm Blut bei dem Manne 5, bei der Frau 4,5 Millionen, in der gesamten Blutmenge also 25 Billionen rote Blutkörperchen enthalten smd, deren Gesamtoberfläche sich auf 3000—3500 qm berechnet?
daß in einem Tag etwa 1500 1 Blut durch die Nieren fließen?
daß der Darm des lebenden Menschen 2,5 m, beim gestorbenen jedoch 6—8 m lang ist?
daß die Darmlänge der Fledermaus das l,5fache, der Katze das 4fache, des Haushundes das 5—6- fache, des Pferdes das lOfache, des Rindes das 20fache und der Ziege das 25—27fache beträgt?
daß, wenn man Kaulquappen mit Fleischnahrung aufzieht, die Darmlänge das 4,5fache, wenn wan sie mit Pflanzen aufzieht, das 7fache der Rumpflänge beträgt?
daß die Darmlänge also von der Nahrung abhangt, die das Tier gewöhnlich zu sich nimmt?
daß der Straußenmagen, wenn er sich zusam
menzieht, Nägel und Schrauben krumm biegt, und Glaskugeln zu Pulver zerreibt?
daß der Truthahnmagen Eisenröhren plattdrückt, die eine Belastung von 218 kg aushielten?
daß die Pulsschlagzahl pro Minute beim Elefanten 25, beim Menschen 70—75, bei der Katze 120—140 und bei der Maus 500—800 beträgt?
daß beim Murmeltier, wenn es seinen Winterschlaf hält, das Herz nur alle 3—4 Minuten einmal schlägt?
daß die Geschwindigkeit der Reizleistung bei gewissen Tieren so verschieden ist: Teichmuschel 0,1 m/sek, Hund 30—90 m/sek, (Mensch: 60—120 m/sek).
daß Frösche erst im 4. oder 5. Lebensjahr ausgewachsen und geschlechtsreif sind? vb.
Im Juli
Es gibt wenige Menschen, die sich schon einmal Gedanken darüber gemacht haben, woher die Monatsnamen stammen. Oder haben Sie sich schon einmal überlegt, wie der Monat Juli zu seinem Namen kommt? Sie haben recht, wenn Sie sagen von Julius, aber diese Erklärung hätte Ihrem Lehrer nicht genügt, wenn er Sie danach gefragt hätte. Wie kommt er aber zu dem Namen Julius? Bei den Römern, die das Jahr ja nicht mit dem Monat Januar anfingen, sondern mit dem Monat März, hieß der Juli Quintilius, d. h. also der fünfte Monat. Und später erst erhielt er zu Ehren des großen Julius Cäsar, der bis zum Jahre 14 vor Christi Geburt Staatsoberhaupt der Römer war, den Namen Julius Aber außer dem Namen Julius gibt es noch verschiedene andere Bezeichnungen für diesen Monat. Sein ältester deutscher Name ist Heumonat, den die Menschen schon vor der Zeit Karls des Großen gebrauchten, also schon vor dem Jahre 800 n. Chr. In einem alten holsteinischen Kalender heißt er auch Hundemonat. Im Juli tritt die Sonne in das hitzige Zeichen des Löwen und es beginnen die Hundstage. Und gerade für diese Hundstage gibt es’ schon seit den frühesten Zeiten ganz besondere Verhaltungsregein, wie man diese Tage gut überstehen kann. Der Hundertjährige Kalender z. B. empfahl, man solle sich in dieser Zeit aller heißen Speisen und Getränke enthalten, kühle
Früchte nur mit Maß zu sich nehmen und schleimige Speisen meiden. Man solle nicht baden, nicht aderlassen und sich den Kopf nicht mit Kummer und Sorgen beschweren. Die Wetterregeln für den Juli besagen, dieser Monat müsse viel Sonne haben, denn „was der Juli nicht kocht, das kann der September nicht braten“. Regen an Maria Heimsuchung (2. 7.) soll bedeuten, daß es sechs Wochen lang regnet. Allgemein gilt der Margarethentag (20. 7.) als Regentag, scheint an ihm aber die Sonne, so gibt es einen warmen Winter. Von besonderer Bedeutung ist der Jakobstag (25. 7.). Liegt am Morgen dieses Tages Tau, so gibt es am Weihnachtstag Schnee.
Nach altem Volksglauben soll man am ersten Juli ein Stück Roggenbrot essen und drei Schluck Wein trinken, denn dann wird man im ganzen Jahr nicht hungrig sein. r.
Internationale Musik
Festliche Tage in Frankfurt
Der Hessische Rundfunk war der Gastgeber des diesjährigen Musikfestes der „Internationalen Gesellschaft für Neue Musik“; damit wurde durch das für die Gegenwart bezeichnende Mä- zenat des Rundfunks zum erstenmal seit 1927 wieder eine deutsche Stadt — Frankfurt — der Festort der nun schon traditionellen alljährlichen Vorführung neuester Musik, mit der die „IGNM” dem zeitgenössischen Musikschaffen neue Impulse sowie breitere Auswirkung bereiten möchte. Aus dem gegenwärtigen Musikschaffen der 33 der „IGNM“ abgeschlossenen Landsektionen war durch eine internationale Jury führender Fachleute ein Programm mit allein 26 Ur-.und Erstaufführungen ausgewählt worden. Die Namen der international „populären“ Modernen fehlten darin fast ganz; das Gewicht lag auf den innerhalb nationaler Grenzen arrivierten Komponisten. Was dieses Programm den Gästen, einem Gremium von in- und ausländischen Fachleuten, versprach, hat das Fest ergeben: einen einzigartigen Einblick in die übernationale Werkstatt des augenblicklichen Musikschaffens. Dieses erhellte im Verlauf des Festes in seiner ganzen Problematik, die wirtschaftliche Basis betreffend (das Fest, konnte nur durch Mittel des Rundfunks ermöglicht werden) wie die Qualität des Gebotenen S. St.
hfn ft pu Bücherfreund
„Fahrten und Abenteuer “
Richard Kandt, Zu den Quellen des Nils, Palmen-Verlag, Berlin. 88 S. Gerd Heinrich, Auf Rallenfang in Celebes. Palmen-Verlag, Berlin. 86 S.
Es kann nur begrüßt werden, wenn der Berliner Palmen-Verlag (vormals D. Reimer) unter dem Titel „Fahrten und Abenteuer“ die Herausgabe einer Sammlung von klassisch gewordenen Schilderungen ferner Länder und Sitten, von Darstellungen aus dem Leben der Tiere und Seefahrts- und Jagdgeschichten plant. Die beiden ersten nun vorliegenden Bändchen, deren geschmackvolle Aufmachung hervorzuheben ist, zeugen für die kundige Hand des Herausgebers P. Weiglin. Richard Kandt, der 1918 schon verstorbene Arzt und Afrikaforscher, schildert seine 1897 unternommene ostafrikanisehe Forschungsreise zum Caput Nili. Weniger die wissenschaftlichen Ergebnisse dieser berühmt gewordenen Reise, sondern die kleinen ernsten und heiteren Alltagserlebnisse, des Forschers stille Liebe zum dunklen Erdteil stehen im Vordergrund dieser vom Herausgeber getroffenen Auswahl aus Kandts afrikanischen Tagebüchern. Konnte dieser das Geheimnis um die Quelle des Nils lüften, so gelang es Gerd Heinrich 1930 auf der indischen Insel Celebes einen seltenen Vogel aus der Familie der Rallen, den Vogel Schnarch, wie e r von den Eingeborenen wegen seiner eigenartigen Stimme genannt wird, aufzuspüren. Auch in diesem Büchlein wechseln interessante folkloristische Schilderungen mit abenteuerlichen Berichten. Beide Bände verdienen nicht nur vom Ethnologen und Zoologen gelesen zu werden, sie gehören in die Hand eines jeden Naturfreundes, aber auch völkerkundlich interessierten Lesers. wn.
Der amerikanische Philosoph und Schriftsteller Ralpf Barton Perry, seit 1913 Nachfolger von William James auf dem Lehrstuhl für Philosophie an der Harvard-Universität, vollendete das 75. Lebensjahr. Als begeisterter Verfechter der Ideale der Freiheit untersushte er die hi- storischen Wurzeln und bleibenden Werte dei amerikanischen Demokratie in dem Werk ..Puri- tanism and Democracy“.