HEIMATBLATT FÜR
STADT UND LAND
MONTAG, 2. JULI 1951
ÜBERPARTEILICHE TAGESZEITUNG
7. JAHRGANG / NR. 101
W affen Stillstands Vorschlag angenommen
Kommunistische Heeresleitung in Korea antwortet auf Aufforderung des UN-Oberbefehlshabers Ridgway
TOKIO. Die kommunistische Heeresleitung in Korea hat am Sonntag ein Waffenstillstands- angebot der UN angenommen. Die kommunistische Antwort, die vom Sender Peking verbreitet wurde, hat folgenden Wortlaut: „An General Ridgway, Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Vereinten Nationen. Ihre Erklärung vom 30. Juni dieses Jahres, Friedensverhandlungen betreffend, ist eingelangt. Wir sind ermächtigt, Ihnen mitzuteilen, daß wir bereit sind, mit Ihrem Beauftragten zu Gesprächen über die Beendigung der Kampfhandlungen und die Herstellung des Friedens zusammenzutreffen.
Wir schlagen vor, daß der Ort der Zusammenkunft im Gebiet von Käsong am 38. Breitengrad liegen soll. Sollten Sie einverstanden sein,, so sind unsere Beauftragten bereit, mit den Ihrigen zwischen 10. und 15. Juli 1951 zusammenzutreffen.
Gezeichnet Kim J1 Sung, Oberkommandierender der koreanischen Volksarmee; Peng Teh-huai, Kommandeur der chinesischen Freiwilligen."
Die zustimmende Antwort der Kommunisten auf ein Waffenstillstandsangebot des UN-Oberbefehlshabers wurde vom Außen- und vom Verteidigungsministerium der USA sofort einer Prüfung unterzogen. Vorausgegangen war das Angebot des UN-Oberbefehlshabers Rid- g w a x an den kommunistischen Oberkommandierenden in Korea, bevollmächtigte Vertreter zu den Waffenstillstandsverhandlungen zu entsenden. Als Ort der Verhandlungen wurde der Hafen Wonsan und das zurzeit noch unter Dampf in Pusan liegende dänische Lazarettschiff „Jutlandia“ vorgeschlagen.
Nach Berichten aus gut unterrichteten diplomatischen Kreisen Washingtons werden die
Unterhändler der UN bei den Besprechungen folgendes fordern: Feuereinstellung auf der gesamten Halbinsel; Errichtung einer neutralen Zone entlang der gegenwärtigen Kampffront in unmittelbarer Nähe des 38. Breitengrades; keine der beiden Parteien darf neue Verstärkung herbeiführen; zur Verhinderung einer Verletzung des Waffenstillstands wird eine Kommission eingesetzt, die freien Zugang sowohl zum gesamten nord- als auch zum südkoreanischen Staatsgebiet haben muß; Austausch der Kriegsgefangenen im Verhältnis 1:1; Vorkehrungen für die Verwaltung der neutralen Zone; Sicherheitsvorkehrungen für die Kampftruppen und Fürsorge für die Flüchtlinge. Über diese Bedingungen finden zurzeit noch Besprechungen zwischen den Vertretern der 16 in Korea kämpfenden Nationen statt. Sie sind als vorläufiges Gerüst für die zu erwartenden Verhandlungen anzusehen.
In UN-Kreisen ist man nach dem Studium der kommunistischen Antwort optimistisch und erwartet, daß eine Waffenruhe zustande kommt. Maßgebliche Kreise Washingtons rechnen damit, daß Ridgway ermächtigt wird, die Ver
handlungen im Raum von Käsong zu führen, sofern sie auch dort an Bord des dänischen Lazarettschiffs stattfinden. In Washington wie in London begrüßte man allgemein die chinesisch-nordkoreanische Antwort, stellte aber gleichzeitig die Frage, ob die zehntägige Verzögerung für den Konferenzbeginn tatsächlich nötig sei. Allgemein wird mit einem Abflauen der Kämpfe in Korea gerechnet, was zum Teil schon eingetreten ist.
Bundeskanzler Adenauer erklärte am Sonntag: „Es ist ein ermutigendes Zeichen für die Erhaltung des Friedens, daß die Rotchine- sen und die Nordkoreaner das Angebot für Waffenstillstandsverhandlungen angenommen haben. Ich hoffe, daß die weiteren Verhandlungen der UN von Erfolg begleitet sein werden.“
H )alht-U\ ist Meister
Preußen Münster im Finale 2:1 besiegt Im 40. deutschen Fußballendspiel gelang dem 1. FC Kaiserslautern znm erstenmal der große Wurf: in einem schönen Spiel im Berliner Olmypiastadion vor 100 000 Zuschauern, das in der zweiten Halbzeit spannende Höhepunkte am lauf enden Band hatte, behielten die Pfälzer über den westdeutschen Vertreter Preußen Münster mit 2:1 (0:0) die Oberband.
Diesmal Polizei Hamburg Auch im Handball fiel am Sonntag die Entscheidung: Im Endspiel siegte Polizei Hamburg über den Titelverteidiger Hassee- Winterbek überraschend hoch mit 12:4 Toren.
West-Süd-Toto: 10--1-1211-1
Bemerkungen zum Tage
Stillegung der Oelproduktion?
Neue britische Note an Persien / Verhan dlung vor,Gerichtshof im Haag eröffnet
Maßnahmen untersagt werden sollen, die den Konflikt verschärfen könnten. Die persische Regierung hat das Gericht aufgefordert, den britischen Antrag zurückzuweisen und sich in dem Konflikt für nicht zuständig zu erklären.
Der Haager Gerichtshof schloß noch am Samstag seine Vernehmungen zum Ölkonflikt ab. Für Großbritannien sprach Generalstaatsanwalt Sir Frank S o s t i c e. Die persische Regierung hatte keinen offiziellen Vertreter entsandt. Das Gericht behielte sich das Recht vor, von beiden Parteien Unterlagen nachzufordern. Der Termin für eine Entscheidung über den britischen Antrag wird an beide Regierungen ergehen.
Bei einer der größten anti-britischen Demonstrationen, die bisher in Teheran stattfanden, forderte eine Versammlung von 10 000 Per
TEHERAN. Am Sonntag wurde die Produktion der Raffinerien in Abadan um 50 Prozent herabgesetzt.
Der britische Botschafter in Teheran überreichte am Samstag im persischen Außenministerium eine Note, in der festgestellt wurde, eine Fortsetzung der persischen Erdölpolitik werde bald zur Schließung der Ölraffinerien von Abadan führen. Die britischen Tankdampfer würden Abadan nicht mehr an- laufen, was bei der begrenzten Lagerkapazität bedeute, daß die Raffinerien einstweilen ihren Betrieb einstellen müßten. Außenminister Morrison wies in der neuen Note wiederum darauf hin, daß die Tür zu Verhandlungen „auch zu so später Stunde" noch offen stehe.
Großbritannien sehe die Besitzungen der Anglo-Iranischen Ölgesellschaft solange als
britisches Eigentum an, als vom Haager Ge- -„ -
richtshof keine andere Entscheidung gefällt niker durch sowjetische Ingenieure. Man nimmt Treten nach erfolgreichen Verhandlungen der
Eine große Hoffnung
cz. Mit welcher Erleichterung begrüßt doch die gesamte westliche Welt die Annahme des UN-Waffenstillstandsvorschlags durch die Oberkommandierenden der Nordkoreaner und der „chinesischen Freiwilligen“! Oft genug ist hier verzeichnet worden, was dieses Korea bedeutet. Für das Land selbst Vernichtung, Zerstörung, Tod, für die westliche Welt gewaltige Rüstungsanstrengungen und im Gefolge einschneidende Preissteigerung, die den Lebensstandard in allen Ländern senkten. Die kompakte Abwehraktion der UN und insbesondere der USA hat nunmehr den Ostblock dazu gezwungen, seine Angriffspläne zurückzustellen. So wird denn der Koreakrieg, wie wir hoffen, enden wie einstens die Berliner Blockade. Allerdingsdürfte das im Hintergrund sich haltende Moskau dieses Mal davor gewarnt sein, weitere Provokationen an anderen Orten zu riskieren. Bedenklich erscheint uns nur, daß die kommunistische Zustimmung als Termin für die Verhandlungen den 10. und 15. Juli nennt, also immerhin noch ein Zeitraum von rund 14 Tagen verstreichen lassen will. Sollen auf alle Fälle militärische Umgruppierungen vorgenommen werden, um bei Scheitern der Verhandlungen den Krieg unter günstigeren Umständen, als zurzeit, fortsetzen zu können? Sofortige Feuereinstellung und sofortige Verhandlungen, das hätte überzeugender gewirkt. Doch zu lange hat die um die Erhaltung des Friedens bangende Menschheit auf diese Verhandlungen gewartet, als daß die Hoffnung auf die Beendigung
sonen die Ersetzung der britischen Erdöltech- der Kämpfe in Korea nicht aufatmen ließe.
worden sei.
Der Internationale Gerichtshof im Haag hat am Samstagmorgen die Verhandlung im anglo- persischen ölstreik eröffnet. Dem Gericht liegt •In britischer Antrag vor, gegen Persien eine einstweilige Verfügung zu erlassen, in der alle
Revolte in Thailand
Regierung wieder Herr der Lage
BANGKOK. Eine Revolte der thailändischen Marine — unter Beteiligung hoher Offiziere anderer Waffengattungen — gegen die von Armee und Luftwaffe unterstützte Regierung Ist am Sonntag gescheitert In der Hauptstadt Bangkok herrscht nach den am Freitagabend ausgebrochenen blutigen Kämpfen wieder Ruhe. Ministerpräsident Pibul Songgram, der in der Nacht vom Freitag zum Samstag entführt wurde, hat am Samstag kurz vor Mitternacht sein Amt wieder übernommen
In Bangkok waren Straßenkämpfe ausgebrochen .nachdem die Marine eine Gegenregierung ausgerufen hatte. Dabei wurden Bomber und Artillerie eingesetzt. Die Zahl der ums Leben gekommenen Zivilisten soll sehr hoch sein. Nach Mitteilungen der Polizei sind die Initiatoren des Staatsstreichs geflohen, nachdem das größte thailändische Kriegsschiff, ein Kanonenboot und ein Torpedoboot nach Bombenangriffen gesunken sind.
Adenauer nach Washington?
BONN. Die amerikanische Regierung wird nach Agenturmeldungen Bundeskanzler Dr. Adenauer einladen, den USA einen Besuch abzustatten. Es wird angenommen, daß der amerikanische Hohe Kommissar M c C1 o y bei seiner Rückkehr aus den Vereinigten Staaten die Einladung üherbringt. Von seiten des amerikanischen Außenministeriums wurde nach Meldungen aus Washington die Einladung weder d°'-tiert noch bestätigt.
50 Tote in Rocky-Mountains
DENVER (Colorado). Beim Absturz eines amerikanischen Passagierflugzeuges, das am Samstagmorgen in den Rocky-Mountains zerschellte, sind nach bisher vorliegenden Meldungen alle Insassen — 50 Menschen — ums Leben gekommen.
an, daß die Demonstration von der verbotenen sowjetisch-orientierten Tudeh-Partei organisiert wurde.
Neue Steuergesetje in Kraft
BONN. Die am I. Juli in Kraft getretenen neuen Steuergesetze wurden am vergangenen Wochenende im Bundesgesetzblatt verkündet. Die Änderungen des geltenden Steuerrechts — sie betreffen die Umsatzsteuer, die Beförderungssteuer, die Tabaksteuer, die Einkommensteuer, die Körperschaftssteuer und die Zölle — bringen für die Steuerzahler in der Bundes- rpublik zusammen eine jährliche Mehrbelastung von fast 2,7 Milliarden DM. Davon entfallen rund 1 Milliarde auf Einkommen- und Körperschaftssteuer, 1,35 Milliarden auf Umsatz- und Beförderungssteuer und 350 Millionen auf den Wegfall von Zollbegünstigungen.
Militärs auch baldigst die Diplomaten zu Besprechungen zusammen, dann ist viel, wenn nicht alles gewonnen, da die fortgesetzte Verstärkung der westlichen Abwehrkräfte zum Gleichgewicht von West und Ost führt und die Gefahr eines dritten Weltkriegs vermindert. Zeit gewonnen — alles gewonnen.
Sozialistische Aktivität
lh. Der Gedanke einer internationalen Zusammenarbeit der Sozialisten wurde im Jahre 1864 mit der Gründung der I. Internationale, wobei Karl Marx die deutschen Arbeiter vertrat, erstmals verwirklicht Methodische Gegensätze ließen 1872 auf der Haager Konferenz die
I. Internationale zusammenbrechen. Die 1889 auf dem Pariser Marxistenkongreß gegründete
II. Internationale, die sich vergeblich bemüht hatte, den Ausbruch des ersten Weltkrieges zu verhindern, wurde dessen Opfer. Mit der Bil-
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düng der sogenannten „Dritten Internationale“, der Komintern, im März 1919 in Moskau, wurde die sozialistische Arbeiterbewegung gespalten. Auch die nach dem Krieg im Mai 1923 erfolgte Neuformierung der internationalen sozialdemokratischen Parteien, bei der sich die Sozialisten der II. Internationale und der sogenannten „Wiener Internationale“ der unabhängigen deutschen Sozialdemokraten, der österreichischen und der schweizerischen sozialdemokratischen Partei zusammenschlossen und die als ein vierter Versuch einer großen sozialistischen Einigung angesehen werden konnte, wurde wiederum durch Krieg illusorisch. Nunmehr ist in Frankfurt zum fünften Male eine Phalanx der sozialistischen Parteien des Westens errichtet worden.
Diese Auferstehung der Sozialistischen Internationale hat nicht nur organisatorische Bedeutung. Es handelt sich dabei zweifellos auch um eine Aktivierung der internationalen sozialistischen Arbeit, von der man bisher den Eindruck haben konnte, daß sich durch Unschlüssigkeit und durch nationale Propagandareden zur Fruchtlosigkeit verdammt sei. Seit 1864 hat sich das Gesicht der Welt geändert, und aus der eindeutigen Kampffront der Sozialistischen Internationale, die damals ausschließlich gegen den Kapitalismus gerichtet war, ist eine Zweifrontenstellung geworden, bei der als neuer Gegner der zum Dogmatismus und zur Diktatur entartete Sozialismus sowjetischer Prägung auf getreten ist. Es bedurfte deshalb neuer „Marschbefehle“, wie sie in den sozialistischen Prinzipien, die heute beschlossen werde , ollen, enthalten sind. Dr Schumacher hatte recht, als er auf dem Frankfurter Sozialistenkongrefl erklärte, daß die westliche Welt den Kommunismus nicht mit antibolschewistischen Deklamationen überwinden könne, sondern daß allein die Besserung der sozialen Verhältnisse die entscheidende Waffe sei. Das ist eine neue Erkenntnis, aber sie sollte erneut, von der ganzen Welt gehört werden. _
Otmar Walter (links, halb liegend) köpft das siegbringende Tor für den 1 . FC Kaiserslautern, der damit Deutscher Fußballmeister 1951 wurde. Preußens Torwart Mierzowski (links, fliegend) und Verteidiger Schulte (Nr. 3) strecken sich vergebens.
Leistungsgemeinschaft
Bekenntnis zu innerbetrieblicher Zusammenarbeit
BOPPARD. Die Arbeitsgemeinschaft selbständiger Unternehmer bekannte sich auf einer Tagung in Boppard zur innerbetrieblichen Zusammenarbeit. Diese könne jedoch nur in einem organischen Reifeprozeß entstehen, der nicht durch starke gesetzliche Formulierungen abgetötet werden dürfe. Die Leistungsgemeinschaft des Betriebes erfordere die Schaffung einer Vertrauensgrundlage durch ständige gegenseitige Aussprache mit den Mitarbeitern und der Belegschaftvertretung sowie durch laufende Unterrichtung der Belegschaft über das Geschehen im Betriebe, die Mitarbeit in allen für den Betrieb bedeutenden wirtschaftlichen Fragen, die Mitarbeit bei der Einstellung und Entlassung von Mitarbeitern, die Mitverwaltung der sozialen Einrichtungen und eine vertraglich festgelegte Beteiligung der Mitarbeiter am Erfolg des Unternehmens. Mitberatung, Mitwirkung und Mitverwaltung der Mitarbeiter müßten von der Verantwortung gegenüber dem Unternehmen getragen sein, die betriebliche Leistungsgemeinschaft schließe die Mitwirkung Betriebsfremder aus.
„Echte Gliederung“
SIGMARINGEN. Führende CDU-Politiker aus Südbaden und Württemberg-Hohenzollern haben am Wochenende in Sigmaringen über die künftige Südweststaatpoiitik der CDU beraten.
In einem Kommunique werden insbesondere zwei Punkte hervorgehoben. Danach müsse der Südweststaat eine „echte Gliederung“, das heißt eine noch stärkere verwaltungsmäßige Aufteilung nach kulturellen und wirtschaftlichen Besonderheiten erhalten. Ferner wurde gefordert, daß sich die CDU-Landesverbände bald zu einer südwestdeutschen CDU zusammenschlie-
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