S«e 2 Nr. 276 _ Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter"

Die Außenpolitik -er Regierung

Deutscher Reichstag.

taruberwachung sei auch in Thoiry besprochen wor­den. Wenn man auf dem einen Weg nicht vorwärts komme, müsse man es eben auf einem andern probieren. In der Ablehnung einer dauernden Garantie der deutschen Ostgren­zen gebe es in Deutschland keine Parteiunterschiede. Eine solche Zumutung sei auch von amtlicher französischer Seite niemals gestellt worden. Der deutsche Botschafter in Washington habe am 11. November aus eigenem Er­messen geflaggt und er (Stresemann) danke ihm dafür (Heiterkeit), denn die Siegesfeier in Amerika sei zugleich eine Totenfeier gewesen. (Unruhe und Widerspruch.) Die sachlichen Voraussetzungen für die Abberufung der Ueberwachungskommission seien gegeben; die Entwaffnung sei materiell tatsächlich abgeschlossen und die strittigen Fragen seien bis auf einen kleinen Rest erledigt. Von den beteiligten Regierungen müsse erwartet werden, daß sie aus dieser Sachlage die einzig möglichen Folgerungen ziehen. Wenn gleichzeitig die allgemeine Abrüstung aller Völker erfolgt wäre, so wäre die deutsche Abrüstung ein Werk des Friedens gewesen. So war sie ein Werk der Demütigung. Auch in der Frage der n a t i o n a l e n Ver­bände habe die deutsche Regierung alles getan, was zur gewissenhaften Ausführung des Versailler Vertrags erfor­derlich gewesen sei. Die Regierung werde überall da gegen diese Verbände Vorgehen, wo sie ihren Rahmen überschreiten. Ebenso werde sie darüber wachen, daß zwischen derartigen Verbänden und der Reichswehr keinerlei Verbindung besteht. Angehörige der Reichswehr, die gegen diese Vorschriften verstoßen, werden unnachsichtig zur Verantwortung gezogen werden. (Beifall in der Mitte.) Kein Zweifel könne darüber bestehen, daß die Klärung der Jnvestigationsfrago nicht zu einer rechtlichen Voraussetzung für die Zurück­ziehung der Militärkontrollkommission führen darf. Wir müssen der Welt immer wieder vor Augen halten, daß es ein unhaltbarer Zustand ist, den allgemeinen Rüstungsstand der Welt aufrecht zu erhalten, aber einzelnen Staaten dar Maß ihrer Rüstungen vorzuschreiben. Die gemeinsamen Aufgaben können nicht gelöst werden, solange nicht die trennende Schranke der Besetzung deutschen Gebietes be­seitigt ist. (Lebhafte Zustimmung.)

Reichsminister Dr. Gehler wendet sich gegen Angriffe, »ie >n der letzten Zelt in de hnksvreiü aeaen das Reichs­wehrministerium und die Reichswehr erhoben worden waren auf Grund einer Denkschrift, die der Vorsitzende des Jung­deutschen Ordens, Mahraun, über angebliche Verbindungen der Reichswehr mit den Wehroerbänden der Regierung übersandt hatte. Es handle sich in Wirklichkeit um Streitig­keiten zwischen früheren aktiven Offizieren und ihren Ver­bänden darüber, wer die richtige Vaterlandsliebe habe. Die Reichswehr berühre das nicht, er würde auch keinerlei Ein­griffe dulden. Man soll doch nicht bei jeder Gelegenheit die Reichswehr in den Streit der Meinungen zerren und sie als politischen Kampfplatz betrachten. Die Reichswehr tu« ihre Pflicht und werde sie auch ferner tun.

Reichsregierung und Deutschnationale

Berlin, 24. Nov. Die Blätter stellen fest, daß in der gestrigen Reichstagssitzung der Redner der Deutschnationalen Volkspartei, der Geschichtsprofessor an der Berliner Uni­versität Dr. Hötzsch, die Kritik an der Außenpolitik der Regierung in bemerkenswert schonender Form geübt und betont habe, daß die Mitgliedschaft Deutschlands beim Völker­bund nunmehr eine rechtliche Tatsache sei, mit der sich auch die nationale Opposition abgefunden habe. Ebenso habe Außen­minister Dr. Stresemann in feiner Erwiderung sich ab­sichtlich jedes Angriffs gegen die nationale Opposition ent­halten. Mit Bedacht habe Stresemann nicht, wie sonst meist üblich, gleich zu Beginn der Sitzung das Wort ergriffen, sondern die Erklärung der Regierungsparteien und die Aus­führungen des Redners der nationalen Opposition ab­gewartet. Man könne eine Annäherung der Deutschnatio­nalen cm die Regierungspolitik feststelle».

setzungen erfüllt sind und der Bewerber nachweist, daß er mit dem Beamtenfchein in einer bestimmten Beamtenstelle alsbald Unterkommen kann, ohne daß er dadurch einem andern Versorgungsscheininhaber die Stelle wegnimmt. Ueber solche Cinzelfälle entscheidet der Reichsarbeitsminister. Anträge sind an das zuständige Versorgunasnmt zu richten.

Stuttgart, 24. Nov. Vorführung von Trakto­ren für Landwirtschaft und Industrie. Am Samstag, den 27. November ds. Is., mit Beginn 8.30 Uhr vormittags, veranstaltet die Würtk. Landwirtschaftskammer in Mau r, Station Münchingen OA. Leonberg, eine Vor­führung von verschiedenen Traktoren und einem kleinen kombinierten Raupen- und Radschlepper. Es werden sol-

Berlin. 24. November.

Auf der Tagesordnung der gestrigen Reichstagssitzung stand die Aussprache über die auswärtige Politik.

Abg. Emminger (Bayer. Vg.) gibt eine gemeinsame Erklärung der Regierungsparteien ab. Die Parteien bil­ligen die bisherige Außenpolitik der Reichsregierung, ins­besondere die Verhandlungen von Genf und Thoiry. Wenn auch dieser Politik bis jetzt die Erfolge versagt geblieben seien, so sei sie doch als richtig anzuerkennen. Der Eintritt Deutschlands in den Völkerbund habe sich nach Ueberwin- dung mancherlei Schwierigkeiten unter den Bedingungen vollzogen, die den wesentlichen Forderungen Deutschlands entsprechen. Die Regierungsparteien stimmen dem Versuch, den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund zum Aus­gangspunkt einer Verständigung mit Frankreich und einer Befreiung der besetzten Gebiete zu machen, uneingeschränkt zu. Eingehende Erörterungen der Außenpolitik seien gegen­wärtig nicht zweckmäßig. Der Sieg der deutschen Mehrheit in Ostoberschlesien werde hoffentlich die polnische Regierung veranlasse», aus dem Wahlergebnis die entsprechenden Fol­gerungen zu ziehen.

Abg. Dr. Hötzsch (Dnat.) weist darauf hin, daß der neue englische Botschafter bei seinem Empfang durch den Reichs­präsidenten lediglich davon gesprochen habe, daß Locarno eine Hoffnung sei. Auch die britische Reichskonferenz habe noch nicht darüber entschieden, ob sie das Werk von Locarno billigen werde. Der Redner wendet sich dagegen, daß der deutsche Botschafter in Amerika zur Feier des Waffenstillstandstags die deutsche Flagge habe aufziehen lassen. Das hätte nicht geschehen dürfen. Denn tat­sächlich besiegelte das Waffenstillstandsabkommen die deut­sche Niederlage. Wir halten weiter fest daran, daß die Lasten des Dawesplans von der deutschen Bevölkerung nicht aufgebracht werden können. Die Enttäuschung über Thoiry ist auf allen Seiten gleich. Die Be­freiung des Rheinlands muß selbstverständlich so schnell wie möglich erfolgen, aber zu Vorleistungen haben wir gar keinen Anlaß. Die deutschnationale Fraktion hat immer gefordert, daß vor jeder Entscheidung in Vülkerbunds- fragen erst die vollständige Beseitigung der Militär­überwachung erfolgen müsse. Heute zeigt sich, wie be­rechtigt diese Forderung der nationalen Opposition war. Mit einer erfolgversprechenden Arbeit im Völkerbund ist nicht zu rechnen, solange Militärkontrollkommissionen in Deutschland tätig sind. Eine Verminderung der Be­satzung sei bisher fast überhaupt nicht zu bezeich­nen. Sogar eine nicht unbedeutende Zahl von farbigen Soldaten befinde sich noch auf deutschem Boden. (Hört, hört!) Es sei eine Phantasie, wenn man glaube, auf dem Weg der Locarnoverträge und der Völkerbundsordnung Konflikte ver­hindern zu können, ohne die Grundlage des Versailler Ver­trags abzuändern. Die Angelegenheit des Stickstoffwerks Chorzow beweise, daß Deutschland der größte Gläubigerdespolnischen Staats sei, wobei man sich aus die Summe von 2,5 Milliarden Goldmark nicht fest­zulegen brauche. Eine Garantie der jetzigen östlichen Grenzen könne niemals in Frage kommen. (Zustimmung rechts.) Es ergeben sich in der Praxis gewisse Berührungs­punkte zwischen der Opposition und der Regierungspolitik. (Hört, hört.) Es wären zweifellos schon größere Erfolge zu verzeichnen, wenn die Regierung gleich den Forderungen der nationalen Opposition gefolgt wäre.

Reichsminister Dr. Stresemann

Er sei erfreut, daß Abg. Dr. Hötzsch für sich und im Namen seiner Freunde (Deutschnationale) die Ueberzeugung von der Ehrlichkeit des französischen Außenministers (Briand) ausaeivrochen babe. Die Fraae der Beendl-nma der Mil i-

Das Staalsmimsterium hat dieser Tage den Entwurf eines Zweiten Nachtrags zum Slaatshaushaltgeseh für 1926 und 1927 festgestellk, durch den hie Mittel für den Einbau von Kanzleiräumen für das Justizministerium in das Staats­gebäude Alker Schloßplah 4 (Prinzenbau) in Stuttgart an- geforderk werden. Die bisherigen Räume des Justizmini­steriums wird das Innenministerium zur räumlichen Zu­sammenlegung seiner Dienststellen zugeteilt erhalten.

Verleihung des Beamkenschcins. Das Reichsarbeitsmini­sterium hat sich bereit erklärt, Anträge um Verleihung des Beamtenscheins an Kriegsbeschädigte usw. ausnahmsweise auch dann zu erteilen, wenn die gesetzliche Frist von sechs Monaten überschritten ist. sofern die sachlichen Voraus-

Feuer am Nordpol.

Kulturroman von Karl-August von Laffert.

4U) (Nachdruck verboten.)

F ü nftes K apitel.

Brief LindaS an Sanders Mein lieber Freund.'

Durch die unbegreifliche Indiskretion Stratows tvnr- : >en Sie telegraphisch von unserer Verlobung in Kenntnis s gesetzt, während Sic doch voll berechtigt waren, zunächst inrch mich benachrichtigt zu werden und eine Aufklärung neiner Handlungsweise zu erhalten.

Daß ich Sie geliebt habe, mehr als für mich gut war, vissen Sie ja genau. Was Sie aber nicht begreifen 'onnten, das war der Grund, warum ich Sie nicht heiraten wollte, überlegt habe ich cs mir lange, dessen können Sie icher sein. Aber schließlich stand mein Entschluß fest. Sie lassen nicht in eine Ehe, vor allem nicht zu einer Frau wie ch, die eine unaufhörliche, ständige Hingabe verlangt, ;cgen die alle sonstigen Interessen zurücktrcten müssen.

Bei unseren beiderseitigen Lebensauffassungen war :in Kompromiß unmöglich. Sie wollten nicht auf Ihre Tätigkeit, die Ihnen unweigerliches Bedürfnis war, ich icrmochte nicht auf meine Forderung zu verzichten. Es var schön, unser Sonnenglück, lieber Freund, unvergeßlich cbön, aber es mußte, wie alles Schöne im Leben, einmal nn Ende finden.

Jetzt kommt nämlich der zweite Grund, weshalb ich Sie nicht heiraten konnte. Meine Vermögcnsverhältnissc ind ruiniert. Der betrügerische Bankerott eines Bnka- . .ester Bankhauses hat mich derartig geschädigt, daß ich : nein gewohntes Leben nicht weiterführen kann. Ich er- s zählte Ihnen bisher nichts davon, um Sic nicht zu beun- cuhigen. Ich mußte mich aber nach Ressourcen umsehen, ,nd was liegt für eine Frau näher als der Gedanke, sich zünftig zu verheiraten.

In Rumänien bot sich nichts Passendes für mich. Wie Sie wissen, warb Stratow schon lange um mich. Bewiß ist er ein Parvenü, aber keiner von der schlimmsten

Sorte. Was ihm an innerer Kultur fehlt, ersetzt er durch gut abgesehene äußere Zivilisation. Vor allem, aber ist er ein Mann von unbändiger Energie und Arbeitskraft, der es noch zu Großem bringen kann. Für ausgeschlossen halte ich es nicht, noch einmal Fürstin von Kirgisin zu werden. f

Natürlich habe ich mich in jeder Hinsicht vorgesehen. § Noch vor der Hochzeit erhalte ich ein großes, selbständiges i Vermögen. Außerdem verlange ich kontraktlich die weitest- ! gehende Freiheit. Sooft es mir paßt, werde ich allein auf ! Reisen gehen. :

Ich danke Ihnen für alles Schöne und Unvergeßliche, das Sie mir geschenkt haben. Behalten Sie ein wenig lieb .

Ihre Linda Lahory.

-»

Sanders an Nagel.

Lieber Freund, wundere Dich nicht, daß ich an Dich , schreibe, wo ich Dich doch jederzeit sprechen kann. Ich habe Dir aber etwas so Schweres mitzuteilen, daß ich fürchte, ich würde während des Sprechens meine Fassung ver­lieren. Und ich ertrüge es nicht, daß ein anderer Mann, und wäre es ein so treuer Freund wie Du, mich in einem derartigen Zustand sähe.

Bitte, lies den einliegenden Brief. Ich begehe wohl ! keine allzu große Indiskretion damit, denn Du hast mir ja selber auf den Kopf zugesagt, daß Du genau wüßtest, wie ich mit jener Frau gestanden habe, die mit mir fühlte, mich zu verstehen schien bis in die innersten Fasern meines Unterbewnßtseins.

Und nun dieses Erwachen! Ein bitteres Gefühl steigt mir die Kehle hinauf. Wie war es möglich, sich so zu täuschen? Und doch, es ist das alte Lied: Seine eigenen Begriffe von unvergänglicher Schönheit der Seele legt man in die Persönlichkeit der Geliebten, umkleidet sie mit allen Vorzügen und erblickt so schließlich ein Bild, das man sich selber geschaffen hat. Bis ein starker Windstoß den Schleier fallenläßt und von dem selbst ausgerich- telen Ideal bleibt im besten Falle eine schöne Puppe übrig.

LieS, bitte, den letzten Abschnitt ihres Briefes. Ent­weder bin icb töricht oder altmodisch. Aber dieser fast

_Donnerstag 25. November 1V26

genve Zugmaschinen vertreten sein: t. die 32 PS. Pcehl- Ackerbaumafchine: 2. der 28 PS. W.D.-Rudschtepper; 3. der 22 PS. Groß-Bulldog von Lanz-Mannheim: 4. der 21 PS. Fordson-Trcrktor; 5. der 20 PS. Cletrac-Raupenschlepper; 6. der 14 PS. Raupen- und Radschlepper der Schwäbischen Hüttenwerke, Werk Böhlingen. Die Firmen Gebr. Eber- Hardt, Ulm a. D., Rudolf Ventzki, Eislingen a. F. und Ru­dolf Sack, Leipzig-Plagwitz, liefern für die Zugmaschinen verschiedene automatisch arbeitende Anhängepflüge.

Eßlingen, 24. Nov. Der große Einbruch in das hiesige Postamt Nr. 2 aufgeklärt. Der große Einbruch in das hiesige Postamt Nr. 2 in der Nacht zum 25. September, bei dem dem Täter für insgesamt 71 000 -K Postwertzeichen, Steuer- und Versicherungsmarken in die Hände fielen, ist nunmehr aufgeklärt. In Verfolgung einer in den letzten Tagen aufgefundenen Spur haben Beamte der Polizei-Direktion und des Landes-Kriminal-Polizeiamts am Dienstag vormittag in dem Anwesen des 27 Jahre alten, von Köngen stammenden Schreiners Julius Klein in Wal­denweiler, Gde. Sechselberg, Oberaml Backnang, eine ein­gehende Durchsuchung vorgenommen und dabei den größ­ten Teil der Beute und eine Menge von Lebensmitteln und Waren, die mit den fehlenden Wertzeichen angeschafft worden waren, vorgefunden. Klein, der wegen Einbruchs­diebstahls mehrfach vorbestraft ist, wurde daraufhin festge­nommen und mit einem weiteren Verdächtigen in das hiesige Polizeigefängnis eingeliefert. Die weiteren Ermittlungen ergaben, daß der Einbruch selbst von dem 45 Jahre alten Kabelleger Robert Pfeil von Schöllhütte OA. Backnang, einem schwer vorbestraften gewerbsmäßigen Verbrecher, ausgeführk worden ist. Klein hat angeblich die gesamte Beute von Pfeil um 100 Tl erworben. Pfeil befindet sich ebenfalls in Haft-

Gestern nachmittag wurde kurz unterhalb des Alicen­stegs der Leichnam eines 17jährigen Mädchens, das vor 3 Wochen in einem krankhaften Anfall von Schwermut den Tod im Neckar gesucht hat, gelandet.

Sulzbach a. Rl., 24. Nov. Neues Postamt. Heute wurde bas neu erstellte Postamt dem Verkehr übergehen.

Oeschingen OA. Rottenburg, 24. Nov. Ein Doppel­wohnhaus niedergebrannt. Das Doppelwohn­haus im Tanzgraben, dessen eine Hälfte von Martin Schnei­der bewohnt ist, die andere Hälfte dem Karl Bihler gehört, jedoch an Georg Schneider vermietet ist, ist in der ver­gangenen Nacht abgebrannt. Die Abgebrannten sollen nicht versichert sein.

Rottenburg a. R., 24. Nov. Vom bischöflichen Palais. Durch die Entfernung einer in die bische'Iiche Hauskapelle eingebauten Zwischenwand kam eine wer volle

Stuckdecke mit guten Fresken zum Vorschein. An Stelle eines verloren gegangenen großen Mittelbilds hat Kunst­maler Bauer (Mettenberg-München) ein Bild der hei­ligen Dreifaltigkeit gemalt. In Zukunft soll in dem neuen Raum die Diözefangemäldegalerie untergebracht werden.

Besfendorf, OA. Oberndorf, 24. Nov. Himmels­erscheinung. Am Montag morgen kurz nach 5 Uhr zeigte sich am überzogenen Himmel, in Form und Gestalt etwa einer Fahne ähnlich, ein Bild, das in herrlicher Far­benpracht aufleuchtete, aber nach wenigen Minuten wieder im Dunkel verschwand.

Itntersulmingen OA. Biberach, 24. Nov. NeueBrücke. Als Ersatz für die etwa 100 I. a baufällig gewordene Brücke über die Riß wurde im Lauf dieses Jahrs eine neue Eisenbetonbrücke unter großen Schwierigkeiten durch die verschiedenen Hochwasser erstellt und von kurzem dem Ver­kehr übergeben.

Termang, 24. 'Nov. Landwirtschaftsjchule. Der Gemeinderat beschloß, für eine hier zu errichtende land­wirtschaftliche Winterschule die benötigten Räume im alten Schulgebäude oder den Bauplatz für einen Neubau zur Verfügung zu stellen. Im Jahr 1927 wird im Land nur eine Winterschule errichtet werden, für die Tettnang oder Laup- heim in Betracht kommen.

Liebenau, OA. Tettnang, 24. Nov. Neubau in der P fl e g e a n st alt. Die Pflege- und Bewahranstalt Lie­benau will einen Pfleglingsbau und eine Zentralanlage für Küche, Waschküche und Heizung neu erstellen. Der Ber- waltungsausschuß hat zu diesem Zweck einen engeren Wett­bewerb unter einigen Architekten eröffnet. Geplant ist auch die Vergrößerung der Kapelle und deren Ausbau zu einer Kirche mit 600 Sitzplätzen. Der Neubau dürfte einen Kosten­aufwand von 700 000 bis 800 000 >ll erfordern.

unverhiillte Zynismus, der auS ihren Worten spricht schlug mich völlig zu Boden. Ich glaube nicht, daß ein« deutsche Frau so empfinden könnte. Wenigstens würde si» nicht wagen, es auszusprechen.

Aber dieser Schlag richtet mich gleichzeitig auf. Wae ich verlor, ist nicht wert, sich daran zu zerbrechen. Es wai ja keine Wirklichkeit, es war nur ein schöner Traum, au« dem ich jäh erwacht bin.

Bitte, sprich nie mit mir darüber. Ich schäme mich zu sehr. Und laß mir etwas Zeit. Bald hoffe ich, Wiedei der alte zu sein. Aber Dir danke ich von ganzer Seel« für Deine Freundschaft. Wahre Treue gibt es ja uni unter Männern.

Ich werde ihr nicht antworten. Offiziell wollen wii beide gemeinsam ein Glückwunschtelegramm senden. Hof fentlich besitzt sie den Takt, uns so bald hier nicht auf zusuchen.

Bitte, komm nicht vor heute abend zu mir und bab« keine Besorgnisse um mich. Sanders.

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Linda an Nagel.

Lieber Herr Nagel!

Ich habe das unmenschlichste Opfer gebracht, das ein« Frau zu bringen imstande ist: ich habe mich selber, ich habe meine Liebe verraten. Glauben Sie nicht, daß Jh> Brief mich dazu veranlaßte. Er war geschickt und klug verfaßt. Aber Sie hätten mit Engelszungen reden können und würden mich doch nicht von dem einzigen abgebracht haben, das meines Lebens Inhalt war, wenn mein Ent schluß nicht bereits feststand. Sie veranlaßien mich nur zur raschen Ausführung.

Seit Wochen schon zerriß es mein Inneres, wenn ich sah, wie er litt. Dabei quälte er sich mit lächelnder Miene, und nicht die leiseste Andeutung verriet, wie es in seiner Seele aussah. Manch oberflächliche Frau hätte sich täu schen lassen. Denn daß ich ihm ein großes Glück geschenkt hatte, darüber konnte kein Zweifel bestehen. Wie auch er mir ein Glück ohne Ziel und Grenzen gab.

(Fortsetzung folgt.)