ArnLs - mrA Änzeiy edlatt kür
eseMchatter
Mit äen illustrierten Unterhaltungsbeilagen „Feierstunden" onä „Unsere Heimat"
Bezugspreise:
Monatlich einschließlich LrSgerlohn I.kv Einzelnummer 10 ^
Erscheint an jeäem Werktage
Verbreitetste Zeitung im O.5l.-Vezirk Nagolä
Lchriftleitung, Druck u.svsrlag von S.M.Saiser (Rar! Laiser) Nagolä
ß
-euGvettmUsveziEMtsois
Mit äer lanäwirtschastlichen wochenoeilage „Haus-, Sorten- una Lanäwirlschast"
Anzeigenpreise:
vte einspaltige Teile aus gewöhnlicher Schrift o<ler ckeren Kaum 15 Familien -Anzeigen 12 ^ Keklame-Teile 45 Sammelanzeigen 5l1"/o Aufschlag Kür äa» erscheinen von Anzeigen in bestimmten Aueaaden unä an besonaeren Plätzen, wie für telephonische Aufträge unä Lhiffre-Anzeigen wirck keine gewähr übernommen
elegramm-Kclresse: Sesellschafter Nagolä. In Fällen höherer Gewalt besteht kein Anspruch auf Lieferung äer Zeitung oäer auf Rückzahlung äes SezugspreiseS: — Postscheckkonto Stuttgart 5113
Nr. 276
Gegründet 1826
Donnerstag, den 25. November 1926
Fernsprecher Nr. 29
106. Jahrgang
Tagesfpiegel
Reichspräsident von Hinderiburg hat wegen dcs Unglücks auf dem Torpedoboot „Möwe" bei Pillau an den Reichswehrminister ein Beileidsschreiben gerichtet. — Der Ansnil Hot, nachdem noch ein Verwundeter gestorben ist, drei Todesopfer gefordert.
Nach eitler amtlichen Mitteilung im Reichstagsausschaß für die besetzten Gebiete beträgt die Vesatzungsstörke nach dem Stand vom 15. September 1926 rund LS 660 Mann gegenüber rund 88 666 Mann im März 1926. In bezug auf die beschlagnahmten Bürgerwohnungen ist zwar in den letzten Monaten eine kleine Erleichterung eingetreten, immerhin find noch 4967 Bürgerwohnungen und 2674 Einzelzimmer nach dem Stand vom 15. September 1926 beschlagnahmt.
Das Reichsarbeitsmimsierium beantragt beim Reichstag die Verlängerung der Kurzarbeitersürsorge über den 27. November hinaus.
Am Freitag findet eine Besprechung von Vertretern des Deutschen Beamtenbunds mit dem Reichsfinanzminister über Beihilfen für die Beamten statt.
In Berlin sollen, wie verlautet, neue Gesandtschaften der britischen Dominien Südafrika. Kanada und Australien errichtet werden.
Die finnische Regierung erlitt bei militärischen Forderungen im Parlament eine Niederlage und wird zuröck- kreien.
Die britische Reichskonferenz, die feit dem 19. Oktober tagte» wurde am 23. November geschlossen.
3n London ist der Geschäftsträger der Sowjetunion Krassin gestorben.
Wie England, will nach dem Daily Telegraph auch Japan seine Politik gegenüber der revolutionären Kantonregierung, die bisher gegnerisch war, ändern, da Südchina mit dem Moskauer Bolschewismus nichts zu tun haben wolle. In Mittelchina seien die Kankonkruppen willkommen. Der Friede in China könne weit eher durch die Führer von Südchina als durch die des Nordens (Tschangtsolin, Wupeifu usw.) hergcsiellk werden.
Der FrerheiLsbrief der britischen Dominien
Das Ende des „Empire"
Die britische Reichskonferenz hatte einen Unterausschuß eingesetzt, der sich mit der Frage der Beziehungen der Dominien zum Mutterland beschäftigen und Vorschläge machen sollte, wie sie dauernd zu regeln wären. Das setzt «voraus, daß man in London eine Neuordnung des Verhältnisses der Dominien zum Mutterland für wünschenswert gehalten hat. Der Bericht, den dieser Unterausschuß erstattet hat, bedeutet eine glatte Ablehnung der Londoner Wünsche; die Dominien denken zunächst nicht daran, sich dem Mutterland gegenüber neu zu binden. Dagegen wünschen sie als selbständige Staaten, die mit dem Mutterland lediglich durch Personal-Union verbunden sind, auch äußerlich anerkannt zu werden. Und dieser Wunsch ist ihnen erfüllt worden. Den Generalgouvsrncuren der Dominien wird jede Rsgierungsgewalt genommen; sie gelten nur noch als Vertreter des Königs und werden künftig nicht mehr auf Vorschlag der Londoner Regierung, sondern auf Vorschlag der Regierung des in Frage kommenden Dominions ernannt. Eine grundlegende Wandlung im inneren Bau des Staatswesens, das man bisher „das britische Reich" nannte, kommt damit vorläufig zum Abschluß, und wenn man verstehen will, was das bedeutet, muß man schon zurückgehen auf die Ziele, die den Vätern des Reichs einst varschwebten. Denn aus dem Drumherumgerede der britischen Presse, das eher dazu bestimmt ist, die tatsächliche Wandlung zu verschleiern, wird man Klarheit darüber nicht gewinnen.
Charles D i l k e, der den Begriff vom „Größeren Britannien" geprägt hat, schloß die Vereinigten Staaten noch munter und .zuversichtlich mit ein: „Durch das staatliche Gebilde Nordamerikas redet England zur Welt." Die Tatsache des „größeren Britanniens" stellte der Geschichtschreiber Föhn Seeley 1883 der Welt vor und er begründete ihre Notwendigkeit also: „Halten die Vereinigten Staaten und Rußland noch fünfzig Jahre zusammen, so werden am Ende E!er Zeit solche alten europäischen Staaten wie Frankreich mid Deutschland ganz zwerghaft erscheinen und in die zweite Klasse hinabsinken. Dasselbe wird mit England geschehen, wenn England am Ende dieser Zeit noch immer sich einfach f»r einen europäischen Staat hält. . ."
Das will sogen: England muß aus Europa herauswachsen und als Staat, als „Empire" (Weltreich) die Welt umspan- "5?' -Hbch deutlicher wurde Cecil Rhodesin seinem ersten „Testament , worin er sein ganzes Vermögen einer Geheimgesellschaft vermachen wollte, deren Ziel die Ausdehnung der britischen Herrschaft über die Welt sein sollte. Ganz Afrika, Palästina, das Cuphrattal, Cypern und Kreta, ganz Südamerika, die Inseln des Stillen Ozeans, die malaiischen Jnsxln, die Seeküste von China und Japan, forderte Rhodes für den britischen Ansiedler, die Vereinigten Staaten von Amerika wollte er dem britischen Reich wieder einverteiben
„Keine Zugeständnisse"
Paris. 24. Nov. Die Rede Strcsemauns findet in der > Pariser Presse einen unfreundlichen Widerhall. So schreibt ^ der „Petit Parisien", Stresemannn wünsche die Aushebung der Militärüberwachung. Es hänge aber nur von Strese- mann selbst ab, „das gegenseitige Vertrauen zx schaffen" dadurch, daß er so rasch wie möglich die Ursachen beseitige, die die Ueberwachungskommission des Generals Walch hindere, Berlin zu verlassen. Oeuvre fragt, warum denn Stresemann nicht die Völkerbundsüberwachung annehme, da doch die von ihm in Thoiry angebotene Milliardenentschädigung vorläufig nicht in Betracht komme. Der „Figaro" meint, die Rede Stresemanns beweise, daß die deutsche Reichsregierung bezüglich der Hauptpunkte an Frankreich „keine Zugeständnisse" machen wolle.
3m Rahmen der Verträge
Paris, 24. Nov. 3m Kammerausschuß für auswärtige Angelegenheiten berichtete Minister Briand über die gegenwärtigen Fragen der Politik. Was Deutschland anlange, so werden die Verhandlungen über das Verhältnis zwischen beiden Ländern im Rahmen des Vertrags von Versailles und der übrioen Verträge fortgesetzt.
Zu der Frage des Anschlusses Oesterreichs an Deutschland äuüerte sich Briand Zeitungsvertretern gegenüber die „Vereinigten Staaten von Europa" wären die beste Bürgschaft gegen den Anschluß.
Reichrrecierung und Deutsche Allgemeine Zeitung
Berlin. 24. Nov. Wie die Blätter erfahren, wird sich die Reichsregierung in den nächsten Tagen in einer Kadi- nettssitzung mit der Angelegenheit der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" beschäftigen und die nötigen Vorbereitungen treffen für den Fall, daß diese Frage ctucb im Ret^s-
rag zur spracye gevracht wiro. Zlm übrigen ist von Aineresie, daß Neichskan/er Dr. Marx gleich nach der Ucbernahine der Kanzlerschaft über den Kauf der D. A. Z. unterrichtet worden und grundsätzlich mit ihm einverstanden gewesen ist.
Die Weimarerkoalition in Baden
Karlsruhe, 24. Rov. Nachdem die Koalition zwischen Zentrum, Sozialdemokraten und Demokraten nach langen Verhandlungen zustande gekommen war. wählte der Landtag gestern die Regierung nach den getroffenen Vereinbarungen; Dr. Köhler (Z.), Finanzminister Reminelc (Soz.) Innenminister, Dr. Trunk (Z.) Justizminister, Otto Leers <Anterrichtsminisier. — Als Skaatsräte gehören der Regierung an Abg. Wejßhaupl (Z.) und die sozialistischen Abgeordneten Warum und Maier-Heidelberg. Zum Staatspräsidenten wurde Dr. Köhler wie- dergewählt. Die Bürgerliche Vereinigung lDeukschnaiionale und Landbund), Deutsche Volkspartei und die Kommunisten enthielten sich der Stimme.
Der neue Anterrichtsminister Leers aus Heidelberg war Oberamtmann in Triberg und wurde 1919 ins Ministerium des 3nnern berufen. 1924 wurde er zum Ministerialdirektor crnanni.
Das beschlagnahmte ausländische Eigentum in Amerika Washington, 24. Nov. Der Verwalter des beschlagnahmreii ausländischen Eigentums, Sutherland, erklärte im Haushaltausschuß, der Gesamtbetrag des beschtagnahinten Eigentums überschreite nicht die Summe von 300 Millionen Dollar, vielleicht bleibe er hinter dieser Summe zurück. Die bisherige Schätzung war 400 Millionen. Der Demokrat Otdsield verlangte, daß eine genaue AufsMuug vorgenorn- I men werde. Sutherland trat für die Rückgabe des beschlag- ! nahmten Eigentums ein.
und das Ganze dann durch parlamentarische Vertretung der Kolonien zusammenschweißen. So sahen die Väter der Leute aus, die Deutschland, mittels einer infamen Lügenverbreitung, später vorwarfen, es strebe nach der Weltherrschaft!
Joseph Ehamberlain versuchte den inneren Ausbau und die Festigung des Britischen Reichs vorwärtszutreiben. Sein ^Vorbild war dabei das Werden des Deutschen Reichs auf der Grundlage des Zollvereins. Die englischen Staatsmänner, denen für das britische Reich eine bestimmte Form vor Augen schwebte, die Form des Bundesstaats, ungefähr nach dem Muster des Deutschen Reichs, hielten ein Bündnis Englands mit Deutschland für wünschenswert. Bismarck hätte es am liebsten schon in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts geschlossen, er wäre froh gewesen, wenn er es Ende der 80er Jahre von Salisbury hätte haben können. Der unternehmungslustige Joseph Ehamberlain (nicht zu verwechselst mit dem heutigen Austin Chamberlmn!) hat das Bedürfnis mit Deutschland beharrlich gesucht, er hatte ein sicheres Gefühl dafür, daß Englands Weltstellung aus der Verständigung mit der stärksten Festlandsmacht beruhe. Da Wilhelm II., Holstein und Bülow nicht begriffen, daß die Zukunft Deutschlands, mit feiner rasch wachsenden Bevölkerung, gleichfalls nur sicher ruhte auf der Verständigung mit der stärksten Seemacht, zerschlug sich das Weltgeschäst, das Ehamberlain geplant hatte. England wandte sich Frankreich zu, Joseph Ehamberlain selbst stürzte sich in den Tarifkampf, worin er — ohne die Rückversicherung einer Verständigung mit dem aufstrebenden deutschen Industrieland — dem wiedererwachenden Geist des liberalen Manchestertums in England erliegen mußte.
Das liberale englische Kabinett, das nach Chamberlains großer Wahlniederlage ans Ruder kam, war ganz beherrscht von der Furcht vor dem jungen deutschen Wettbewerb. So ward es Jswolski und Poincarö nicht allzuschwer, das liberale englische Kabinett in den Weltkrieg hineinzugängeln. Der Traum des raffgierigen Händlergeistes, mit Hilfe der halben Welt den unbequemen Nebenbuhler — der aber zugleich Englands bester Abnehmer war! — zuschanden zu schlagen, ging nach vier bangen Jahren doch noch in Erfüllung; der Traum eines die Welt umspannenden „britischen Imperiums" aber war ausgeträumt.
Die Engländer selbst, die in gewissen Fragen blind sind, haben's nur noch nicht gemerkt; es wird ihnen erst jetzt durch die Dominions bestätigt. Hätten die Kriegsmacher um Grey offene Augen gehabt, so hätten sie daraus bedacht sein müssen, Deutschland — wie immer es durch den Krieg geschwächt werden sollte — doch bündnisfähig zu erhalten.
Der brutale Demagoge Lloyd George aber, in seiner außenpolitischen Kurzsichtigkeit, stellte den Knockout des verhaßten Gegners als Kriegs,ziel auf — und sah nicht, daß dieser Knockout, mindestens so sehr wie Deutschland, auch das „Imperium" treffen mußte. Heute erhält er von den Dominions die Bestätigung für seine falsche Reichspolitik. Durch die Erfahrungen des Kriegs gewitzigt, bedanken sich die Dominions dafür, Teile eines von London aus regierten „Empires" zu werden. Des zum Zeichen nehmen sie auch den Locarno-Pakt nur „zur Kenntnis". Schließlich ist zu erwähnen, daß di« Dominien Beiträge zur Unterhaltung der britischen Flotte und zum Vau des Kriegshasens in Singapu, abgelehnt haben. Von großer Bedeutung ist ferner, daß Irland auch förmlich aus der Gemeinschaft mit
Großbritannien gelöst und gleichatrschtigr neben die Dominien gestellt wird, was die Ausmerzung der Bezeichnung „Vereinigtes Königreich" bedingt und eine ent» wrechende Aenderung des königlichen Titels nötig machtz Das alles bedeutet noch nicht den Zerfall. Aber aus dem festgefügten „Empire", wie es Dilke, Seeley, Rhodes unk Ehamberlain vor Augen sahen, ist ein locker gefügter Völkerbund, ein „Commonwealth" geworden. Und es ist für die Engländer, denen eine Einsicht über die bedeutsam» Wandlung dämmert, ein schwacher Trost, daß dieser VA. Verbund einmütig gegen den Genfer Völkerbund auf den Hinterbeinen steht; weil der nämlich die Politik verschleierter Annexionen, die unter dem Deckmantel der Mandate getrie. ben worden, nicht ohne weiteres mitmachen will.
Lassen wir ihnen den Trost. Aber seien wir uns klar darüber, daß der Krieg das im Werden begriffene englische Empire nicht weniger schwer mitgenommen hat, als das Deutsche Reich. Möglich, daß der neue Völkerbund, der au die Stelle des „Empires" getreten ist, noch jahrhundertelang zusammenhält. Ebenso mögich ist aber auch, daß wir am Anfang einer Entwicklung stehen, die Engand wieder zu einer Insel der großen asiatischen Halbinsel Europa macht.
Württemberg
Stuttgart, 24. Nov. Vom Landtag. Der Steuerausschuß hat in seiner zweiten Lesung des Entwurfs zur Aenderung des GrundGebäude-undGewerbe- steuergesetzes zunächst Art. 1 Nr. 1—13 in der Fassung der Regierungsvorlage angenommen. Bei Nr. 14 wurde ein Antrag Bock angenommen: Die Oberamtspflege hat von der nicht bis zum 20. eines Monats abgelieserten Steuerschuld Verzugszinsen zu zahlen. Sie ist berechtigt, von der Gemeinde Verzugszinsen in derselben Höhe zu verlangen. In Fällen, wo die Einziehung der Zinsen unbillig wäre, kann die Staatshauptkasse sie der Oberamtspflege ganz oder zum Teil erlassen. In Art. 29 wurde folgender Antrag Hermann Hiller-Rank-Roth angenommen: Auszuscheiden sind 90 Prozent der ersten tausend Mark des gewerblichen Reinertrags, 80 Prozent der folgenden 1000 -lt, 70 Prozent der folgenden 1000 oll, 60 Prozent der folgenden 1000 oll, 50 Prozent der folgenden 2000 oll, 40 Prozent der folgenden 2000 oll, 30 Prozent der folgenden 2000 oll, 20 Prozent vom Rest des gewerblichen Reinertrags. Hierzu wurde noch folgender Antrag Dr. Schott (B. P.) angenommen: Zu dem Abzug tritt bei Gewerbetreibenden, die den freien Berufen nahestehen, ein weiterer Abzug von 1500 oll. Ferner wurde angenommen ein Antrag August Müller (B. B.): „Bei Elektrizitätswerken und Aktiengesellschaften gelten als steuerbarer Gewerbeertrag 60 Prozent des gewerblichen Reinertrages", mit dem Zusatzantrag Winker, hinter „Aktiengesellschaften" anzufügen: „die zu den öffentlichen Versorgungsbetrieben zählen und an denen Reich, Land, Gemeinde oder Gemeindeverbände beteiligt sind . Angenommen wurde ferner der Antrag Müller-Bock: „Für das Rechnungsjahr 1926 wird der steuerbare Gewerbeertrag um 15 Prozent gekürzt. Im übrigen wurde der Gesetzentwurf nach den Beschlüssen der ersten Lesung angenommen.