NUMMER 98

MITTWOCH, 2 7. JUNI 1951

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Helie oder dunkle Hintergründe

Größere Erträge durch Beeinflussung der Rückstrahlung

Mit gefärbten Hintergründen und Böden erzielte Dr. N. Weg er bei der Agrarmeteoro­logischen Forschungsstelle Geisenheim frühere Ernten und höhere Erträge im Gar­tenbau.

Die Rückstrahlung hat vor schwarzen und weißen Mauerflächen und über hell oder dun­kel gefärbten Böden beträchtliche Unter­schiede. Rückstrahlung wirkt genau so wie direkte Strahlung, die im kurzwelligen Teil die Fruchtbildung und im langwelligen das Längenwachstum begünstigt. Pflanzenwachs­tum und Reife kann also durch gefärbte Hin­tergründe oder Böden in jeder gewünschten Weise beeinflußt werden. Tomaten wach­sen vor schwarzen Mauerflächen schneller. Vor weißen Mauerflächen reifen sie eher, können also früher geerntet werden. Außer­dem ist der Ertrag um 30 Prozent höher. Versuche mit Pfirsichbäumen brachten das­selbe Ergebnis. Vor weißen Mauerflächen war der Blütenansatz viel größer. Vor schwarzen wurden die Triebe länger, das Holz war mastiger und weniger ausgereift. Die Vorteile der weißen Färbung sind dadurch auch für den Obstbau bewiesen.

Für den Weinbau ist die Frage, wie sich die Weinrebe bei verschiedener Rückstrahlung verhält, von ebenso praktischer Bedeutung, da Weinstöcke viel vor Haus- und Mauerwänden gezogen werden und Wachstum und Reife also leicht beeinflußt werden können. Mit Weinreben wurden Versuche vor einer natur­farbenen Bruchsteinmauer durchgeführt, die zum Teil ungestrichen blieb, teils weiß und teils schwarz angestrichen wurde. Das Holz reifte am besten vor der weißen Mauer aus. Die gute Holzreife ist bei vegetativer Ver­mehrung der Rebe, für eine günstige Entwick­lung der Pfröpflinge und der wurzelechten Pflanzen und für ihre Frostwiderstandsfähig­keit ausschlaggebend. Der Reifezustand der Beeren vor den Mauerabschnitten wurde regelmäßig untersucht. In den Oktobertagen ergab der Zuckergehalt des Beerensaftes vor der weißen Mauer 91°, vor der naturfarbenen 89°, vor der schwarzen 86° Öchsle.

Im Gewächshaus wurde die Erde eines Fel­des von hohen Tomaten und Buschtomaten

mit einer sehr dünnen Schicht chemisch ein­wandfreien, hellen Kaolinsandes bestreut. Eine Beeinflussung des Pflanzenwachstums durch Fremdstoffe war dabei ausgeschlossen. Nicht bestreute Tomatenfelder derselben Sor­ten dienten als Kontrolle. Der helle Boden war in 5 cm Tiefe meistens um ein Geringes kälter als der naturfarbene. Auch die Luft in 50 cm Höhe war über den hellen Feldern zu versöhiedenen Meßzeiten um weniger als 1° kälter. Die Rückstrahlung war über dem hel­len Boden bei klarem und bedecktem Himmel immer doppelt so stark wie über dem dunk­len Feld. Die hohen Tomaten auf den hellen Feldern brachten einen mittleren Stockertrag von 2161 Gramm, von den natürlichen 1998 Gramm, die Buschtomaten von den hellen Feldern 1240 Gramm, von den natürlichen 1010 Gramm. Bei den hohen Tomaten war der Ertrag der hellen Felder also um 8 Prozent, bei den Buschtomaten sogar um 23 Prozent höher.

Ein anderer Versuch wurde im trockenen Sommer 1949 auf Parzellen mit Buschbohnen unternommen, die teils mit oben weißgekalk- ten, teils mit natürlich dunkelgrauen Schiefer­platten bedeckt, teils unbedeckt gelassen wurden. In dem mit Schieferplatten be­deckten Parzellen wuchsen die Busch­

bohnen durchweg belser. Uber den dunk­len Schieferplatten entwickelte sich das Laub­werk am üppigsten. Die Erträge an grünen Pflückbohnen waren über weißem Schiefer um 45 Prozent, über dunklem um 33 Prozent größer als in den unbedeckten Parzellen. Zu den höheren Erträgen kommt noch die Ar­beitsersparnis, da der schieferbedeckte Boden nicht gelockert und kein Unkraut entfernt zu werden brauchte. Für Kleingärten kann das gelungene Experiment bedeutenden volks­wirtschaftlichen Nutzen haben. L. J.

So vermehrt man Stachelbeeren

Die starken Triebe werden Ende Juni ange­häufelt. Es bilden sich dann noch im Sommer an den unteren Teilen Wurzeln. Diese bewur-

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Man kann auch auf diese einfache Weise durch Absenker vermehren.

zelten Triebe werden abgenommen und um­gepflanzt. Im folgenden Sommer werden sie stark zurückgeschnitten. Ein Jahr darauf ha­ben wir verpflanzbare Sträucher.

Die Gartenarbeit im Juli

Was pflanzen wir auf den leergewordenen Beeten? / Regelmäßig gießen, hacken und jäten

mit sie sich gut bewurzeln., Später werden sie abgeschnitten und zur weiteren kräftigen Ent­wicklung auf ein besonderes Beet gepflanzt, von dem sie dann auf die eigentlichen Beete gesetzt werden.

Der Fiorentiner stellt sich vor

Der Florentiner zählt zur Familie der Huhntauben, die aus dem südlichen und südöstlichen Asien nach Italien gekommen sind, wo sie sich als verschiedene Züchtungen eine zweite Heimat schufen. In der Haltung und Größe ähneln sie der Mal­tesertaube, erschei­nen jedoch weni­ger zusammenge­drängt, auch nicht so hochgestellt, tra­gen den Schwanz etwas weniger auf­recht und nicht so kurz.

Ihre Erscheinung ist kräftig, gedrun­gen, gut abgerundet und vollkommen huhn­artig. Grundfarbe weiß; Kopf, Flügelschilder, Schwanz, obere und untere Schwanzdecke farbig. Der Florentiner wird in Schwarz, Rot­braun, Gelb und Blau gezüchtet, wobei die blauen Tiere zwei schwarze Querbinden auf den Flügeln und ein gleiches Band im Schwanz aufweisen.

Jetgt noch nicht die Heche schneiden!

Schon wieder sieht man hier und dort Gar­tenbesitzer beim Stutzen ihrer Hecke. Dabei werden aber die Vogelnester freigelegt, und die scheuen Eltern lassen ihre Brut im

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Grünschneidebank hilft sparen

Wo Grünfutter und Heu lang gefüttert werden, wird immer viel verdorben. Das ist nicht nur bei Ziegen und Kaninchen der Fall, sondern vor allem bei Geflügel Darum sollte

mehr die seit altersher bekannte Grün­schneidebank Verwendung finden. Sie nimmt wenig Raum ein, ist billig in der Anschaffung und einfach in der Handhabung. Man kann damit das Futter in jeder beliebigen Länge schneiden. Auch Heu und Stroh können zu Futterzwecken und zur Einstreu damit leicht zerkleinert werden. Selbst Grünfutter zur Gärfutterbereitung im Kleinsilo kann man damit zerkleinern. Je schärfer man die Schnei­de hält, um so leichter geht die Arbeit

Eine ganze Anzahl von Beeten ist nun leer geworden. Wir bepflanzen sie sofort mit Kohl­rabi, Rosenkrauskohl und Sellerie. Die letzten frühen Buschbohnen können noch zum Mo­natsanfang gelegt werden. Oft nimmt man an, es sei dazu bereits zu spät und bringt sich damit um ein besonders wertvolles und sättigendes Gemüse.

An den Kohlgewächsen machen sich Kohlweißlinge zu schaffen, die an den Unter­seiten der Blätter ihre gelben Eier ablegen. Die Eier sind zu zerquetschen und die Falter in den Morgen- und Abendstunden wegzu­fangen. Kinder sind dabei eifrige Helfer.

Man sollte allen Blattgemüsen eine vorsichtige Kopfdüngung geben. Die Endivien­stauden müssen zum Bleichen gebunden wer­den. Vielfach unterläßt man dies und wundert sich dann über dieharten Endivien. Unan­genehm ist das Gelbwerden des Blumenkohls. Man kann es durch Einknicken der Blätter leicht verhüten. Bleichsellerie muß angehäu­felt werden. Wir können nun den gesundheit­lich so wertvollen Knoblauch, Sommerzwiebeln und Perlzwiebeln ernten.

Frühkartoffeln werden erntereif, so­bald das Kraut trocken ist. Sie vorher her­auszunehmen ist sinnlos. Gurkenpflanzen ver­langen jetzt besondere Pflege .Wir müssen sie stark düngen, die langen Triebe an kahlen Stellen anhäufeln oder in die Erde einlegen, damit sie neu bewurzeln und wieder blühen. Die meisten Gartenbesitzer haben von diesem interessanten Vorgang keine Kenntnis.

Das gesammelte Unkraut wird auf den Komposthaufen gebracht und mit Erde ver­mischt, dem Kalk untermengt wird, um ein schnelleres Verfaulen herbeizuführen. Doch darf blühendes Unkraut keinesfalls auf den Komposthaufen, um Weiterverbreitung der Unkräuter durch Samen im Kompost zu ver­hindern. In diesem heißen Monat werden wir regelmäßig gießen, verdünnt jauchen, hacken und jäten, wenn wir möglichst hohe Erträge herausholen wollen.

Nach der Erdbeerernte werden wir die Stöcke reinigen und die zur Vermehrung be­stimmten Ausläufer mit Erde anhäufeln, da­

von Stachelbeeren und Johannisbeeren schneidet man Stecklinge, und zwar von be­reits verholzten Trieben. Man steckt sie ins freie Land an schattige Stellen. Niedere Sträucher müssen stark mit Erde angehäufelt werden. Die Zweige sind niederzubiegen und festzuhacken, damit sie sich bewurzeln.

F r üh obst wird am Morgen gepflückt, nach­dem es trocken ist. An den Weinreben, Spa­lier- und Schnurbäumen sind die Leittriebe anzuheften und die Seitentriebe zu entspit- zen. Überflüssige Triebe werden entfernt. Vorzeitig abfallende Früchte der Frtihapfel- sorten werden zu Gelee verarbeitet. Bei die­ser Gelegenheit sind aufgefundene Maden des Apfelwicklers zu vernichten. W. H.

Wenn die Hecke geschnitten wird, dann nie­mals mit senkrechten Seiten, sondern unten brei­ter (links), sonst verkühlt die Hecke unten (rechts).

Stich, oder Elstern und Katzen finden die Nester. Auch wenn die Triebe jetzt schön weich und leicht zu schneiden, im August da­gegen schon stärker und holziger sind, sollte doch keiner die spätere Mühe scheuen. Jeder unserer nützlichen Freibrüter ist ein braver Helfer beim Schutz der Pflanzen gegen Schad­insekten.

Kleines Lexikon für die Hausfrau

Viel Zucker kann man sparen, wenn man beim Einkochen von Früchten, die viel Fruchtsäure haben, wie Stachelbeeren, Heidel­beeren, Zwetschgen usw. etwas Natron bei­fügt. Es mildert die Säure.

Um Milch frisch zu erhalten, koche man sie mit Zucker ab. Auf ein Liter ein Kin­dereßlöffel voll. Trotz Sommerhitze und Ge­witter wird sie einige Tage frisch bleiben.

Um den G-ruch überlaufender Spei­sen zu dämpfen, werden die Speisereste, wenn die Herdplatte nicht glühend heiß ist, mit einem feuchten Tuch weggewischt; ist die Platte aber sehr heiß, so vermische man Salz mit etwas Sand und bestreue sie damit.

Ranzige Butter kann man wieder ge­nießbar machen, wenn man sie mit mehrmals erneuertem Natronwasser durchknetet.

Wollen wir einen festen Kopfsalat von Insekten befreien, geben wir in das Wasser, worin der Salat gewaschen wird, etwas Zitro­nensaft.

Weiße Türen, die unten durch Bestoßen mit den Schuhen schwarz geworden sind, rei- - nigt man nicht mit Wasser, sondern mit einem Lappen und etwas Bohnerwachs, worauf sie wieder hell und glänzend werden.

Fettflecken entfernt man aus Tapeten, indem man über Nacht einen Brei aus Ma­gnesiumpulver und Benzin auf die Flecken legt. Am nächsten Tag wird mit einem sauberen Tuch der eingetrocknete Brei vorsichtig ent­fernt.

Nägel schlägt man leicht in hartes Holz, wenn man sie vorher in zerlassenes Wachs taucht.

Eingerostete Nägel und Schrau­ben lockern sich leicht, wenn man öl oder Petroleum darauf tropft.

Zum Tapetenreinigen nimmt man Weizenkleie. Auf ein weiches Tuch gibt man die warmgemachte Kleie und reibt damit die Tapete strichweise ab.

Blumen mit Wetterverstand

Die Pflanzen der seltsamen Eigenschaften / Anhaltspunkte für die örtliche Witterung

Die Volkswetterkunde kennt zahlreiche An­haltspunkte im seelischen und körperlichen Be­finden des Menschen, in der Pflanzen- und Tier­welt sowie in dem Aussehen des Himmels und der uns umgebenden Natur, die Schlüsse auf das örtliche Wetter der nächsten Zeit gestat­ten. Diese Schlüsse sollen nicht im Gegensatz zu den Vorhersagen des Wetterdienstes stehen oder gar eine Konkurrenzvorhersage bedeuten, son­dern lediglich eine Ergänzungsvorhersage sozu­sagen für den persönlichen Gebrauch darstellen. Wenn in Zeitung und Rundfunk eine Wetterver­schlechterung oder Wetterbesserung angekündigt wird, Gewitter, Regenschauer, kurzfristige Auf­heiterung und dergleichen, so ist damit nicht ge­sagt, daß jeder Ort oder jede Landschaft davon berührt werden. Hier liefern die volkswetter- kundlichen Beobachtungen interessante Hinweise.

Wir wollen an dieser Stelle auf einige charak­teristische Merkmale aus der Pflanzenwelt ein- gehen, die von demVerein der Freunde der Volkswetterkunde e. V. zusammengestellt wur­den. So wirken die wettervorhersagenden Eigen­schaften der ,,W e 11 e r d i s t e 1 völlig über­zeugend, wenn wir einmal darauf achten, daß ihre Hüllblätter bei sonnigem, trockenem Wet­ter weit geöffnet sind, um die Flugsamen in die Feme segeln zu lassen. Bei feuchtem, regneri­schen Wetter werden dieFlugapparate naß, sie würden damit ihre Schwebeeigenschaften ver­lieren und gleich neben der Mutterpflanze nie­derfallen. Das aber entspräche nicht dem Plan der Natur, die den Samen auf ein möglichst wei­tes Gebiet verteilen will. Aus dem Grunde sind die Hüllblätter so eingerichtet, daß sie mit hoher Empfindlichkeit auf Änderungen im Feuchtig­keitsgehalt der Luft reagieren und sich sofort um den kostbaren Samen schließen, wenn sich die Feuchtigkedtsprozente steigern und die Flug­fähigkeit herabgesetzt wird.

Zahlreiche andere Pflanzen reden mit ähnli­chen Prophetenzungen. Die Gänsedistelarten ver­raten gutes, heiteres Wetter, wenn sie nachts ihre Blüten schließen; tun sie es nicht, ist Regen zu erwarten. Die Buschwindröschen künden schö­

ne® Wetter, wenn sie ihre Blüten stolz aufrecht tragen, während Trübung eintritt, sobald sie me­lancholisch nach unten hängen. Ähnlich verhal­ten sich Vogelmiere und die kleine Bibernelle. Zeigen sie bereits morgens hochstehende Blüten und ändern sie diesen Zustand bis mittags, so ist ziemlich beständiges Schönwetter zu erwar­ten, während hängende Blätter und Blüten auf einen Umschlag hindeuten.

Im allgemeinen ist die Zahl der Pflanzen, die Regen Vorhersagen, größer als die der Schön­wetterpropheten. Die Sumpfdotterblume zieht bei nahenden Regenwolken die Blätter zusam­men, Rainkohl und Milchkraut lassen bei dro­hender Wetterverschlechterung nachts ihre Blü­ten offen, das Sternmoos streckt die bei trocke­nem Wetter gebogenen Stengel und kündigt dann Feuchtigkeit an. Der Kriechende Hahnenfuß zieht bei kommender Verschlechterung seine Blätter zusammen. Der Sauerklee faltet seine Blätter und richtet die Stengel empor. Wenn sich die Blätter des Hungerblümchens herabneigen, gibt es Regen, ebenso, wenn sich die Blüten des Stun­

deneibisch nicht öffnen. Der Vielblütige Hahnen­fuß verspricht nichts Gutes, wenn seine Blätter nach unten hängen, das Labkraut bläht sich da­gegen auf und duftet stark, wenn Regen bevor­steht, auch Birkenstämme und Birkenlaub rie­chen bei bevorstehendem Wetterumschlag. Wenn Lupinen ihre Blüten schließen, kommt böses Wetter, auch die Weißliche Akazie verrät Unwet­ter auf diese Weise.

Alle diese Pflanzen sind zuverlässige Wetter­propheten, wenn man sie in Verbindung mit der allgemein herrschenden Wetterlage betrachtet. Allerdings reagieren sie nur dann eindeutig, wenn sie in der freien Natur wachsen. Un­reine Luft, Abgase der Verkehrsmittel und son­stige unmittelbare Einwirkungen unseres techni­schen Zeitalters zerstören die Wetterfühligkeit der Pflanzen, ähnlich wie Pflanzen in Zimmern, wo Gas gebrannt wird, nicht gedeihen.

Die Wetterfähigkeit der Pflanzen und ihre wet­tervorhersagenden Eigenschaften sind Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen, zu deren Ver­vollkommnung Beobachtungs- und Erfahrungs­material gesucht wird. Wer solche Beobachtun­gen undi Erfahrungen besitzt oder daran inter­essiert ist, wende sich an denVerein der Freun­de der Volkswetterkunde e. V., (20 b) Einbeck.

Betriebsorganisation ist entscheidend

105 000 landwirtschaftliche Betrie be in Württemberg-Hohenzollern

Tübingen. Nach einer Erhebung des Landwirt­schaftsministeriums Tübingen, die 200 Kleinbe­triebe zwischen 5 und 10 ha erfaßte, ist der Roh­ertrag je ha landwirtschaftlicher Nutzfläche bei Zugrundelegung des Preisgefüges von 1949/50 in Betrieben dieser Größenordnung mit etwa 718 DM errechnet worden. Der Rohertrag je Arbeits­kraft beträgt durchschnittlich 2038 DM, so daß der Arbeitsertrag auf etwa 1200 DM je Arbeitskraft anzusetzen ist. Die Aufschlüsselung ergab, daß von den Betrieben mit überdurchschnittlichen Ackererträgeh 17 Prozent einen Rohertrag von mehr als 3000 DM je Arbeitskraft aufweisen; von den Betrieben mit unterdurchschnittlichen Acker­erträgen weisen 9 Prozent einen Rohertrag von mehr als 3000 DM je Arbeitskraft auf. Dies zeigt, wie Dr. Karl Stehle, Referent für Betriebswirt­

schaft im Landwirtschaftsministerium Tübingen, feststellt, daß neben der Höhe der Ackererträge für die Gesamtleistung der Betriebe in erster Linie die Betriebsorganisation entschei­dend ist.

Die Erhebung in den 200 Beispielbetrieben ist zwar deshalb nicht absolut repräsentativ, weil sie nur einen kleinen Prozentsatz der 89 000 vorhan­denen Betriebe unter 10 ha erfaßte, gibt jedoch dem Landwirtschaftsministerium wichtige An­halte für ihren Einsatz zur Steigerung der land­wirtschaftlichen Gesamterträge. Insgesamt gibt es in Württemberg-Hohenzollern 105 000 land­wirtschaftliche Betriebe. Der landwirtschaftliche Kleinbetrieb herrscht als Wirtschaftstyp also ein­deutig vor.

Gärtringei Bockskomödie

Gärtringen. Eine Komödie nicht alltäglicher Art spielte sich dieser Tage in der Gemeinde Gärtrin­gen im Kreis Böblingen ab. Die seitherige Zucht­bockhalterin hatte ihr Amt zum 31. März gekün­digt. Trotz wiederholter Bekanntmachungen fand sich jedoch niemand, der das Amt und die beiden Böcke übernehmen wollte. Auch alle Beratungen im Gemeinderat, wo es teilweise recht humorvoll herging, ergaben keine Möglichkeit, die beiden Vierbeiner unterzubringen. Schließlich erklärte sich doch ein Tierfreund bereit, die Böcke und das gemeindewichtige Amt der Bockhaltung zu übernehmen.

Damit wären alle Schwierigkeiten behoben ge­wesen, wenn nicht ausgerechnet neben dem neuen Bockstall ein Gemeinderat gewohnt hätte. Die ab­solut unzweideutigen Gerüche der beiden Vier­beiner stiegen diesem Vertreter des Gemeinwohls derart in die Nase, daß er die sofortige Entfer­nung der beiden Böcke aus seiner Umgebung zur kompromißlosen Forderung erhob. Er tat dies al­lerdings in einer Weise, die dem neuen Bockhal­ter sichtlich auf die Nerven ging. Nicht genug da­mit, daß er ihn mit Schimpfworten echt schwä­bischer Art belegte, er drohte ihm auch noch handfeste Prügel an. In der nächsten Sitzung des Gemeinderats vertrat das Ratsmitglied seine For­derung so temperamentvoll, daß die Menschen auf der Straße annahmen, unter den Gemeinde­räten sei eine Schlägerei entbrannt. Als auch dies nichts half, verschloß er kurzerhand nachts die Stallfenster des Bockhalters.

Das jedoch wurde dem neuen Bockhalter wie­derum zuviel. Kurzerhand band er eines schöneD Morgens zum allgemeinen Gaudium der Bevöl­kerung die beiden Böcke am Rathaus an. Für Bürgermeister und Gemeindegremium ergab sich nun erneut die Schwierigkeit, was man mit den Böcken tun solle, die nach der Gemeindeordnung da sein müssen, um den Nachwuchs derKuh des kleinen Mannes" zu sichern. Dem fast verzwei­felten Bürgermeister blieb schließlich nichts an­deres übrig, als in einer Sondersitzung des Ge­meinderats den Beschluß herbeizuführen, die bei­den Böcke sofort zu verkaufen. Dies geschah und die Tiere wanderten nach Stuttgart.

Es ist nur zu hoffen, daß die beiden Vierbeinei nicht eines schönen Tages vor der Tür von Ober­bürgermeister Dr. Klett stehen.