FREITAG, 22. JUNI 1951
NUMMER SB
Der Sdhuman-PIan — ein Anfang zu Europa
Ziele, Grundgedanken, Einwände / Versuch einer deutschen wirtschaftlichen Gewinn- und Verlustrechnung
lur. Immer wieder wird betont, daß die Abwehrfront, in die sich der Westen gegenüber dem expansiven Kommunismus gedrängt sieht, nur dann halten könne, wenn Europa zuvor auf dem sozialen Gebiete erhebliche und dauerhafte Fortschritte gemacht habe. Das ist bei der gegenwärtigen Situation für alle in Frage kommenden europäischen Länder geviiß sehr schwer. Größere Sozialleistungen? Natürlich, doch woher das Geld nehmen? Dann eben höhere Steuern — aber die Steuern sind ohnehin unerträglich hoch. Nur auf neuen Wegen kann daher, bei sonst gleichbleibender Belastung, eine wirkliche Erhöhung des Realeinkommens erzielt werden. Solche Gedankengänge beginnen sich nicht nur in der Bundesrepublik durchzusetzen, sondern auch ln den Nachbarländern. Von Frankreich ging der Vorschlag aus, die Produktion von Kohle und Eisen einheitlich zu vermalte«, durch den Wegfall der Zollschranken zu verbilligen, durch Stillegung unrentabler und Ausbau rentabler Anlagen zu steigern. Das ist der 8chumanplan, dem sich in ganz Europa — teils vorbehaltlos zustimmend, teils scharf ablehnend — die Aufmerksamkeit zuwendet. Im Anschluß an einen am Dienstag in Tübingen gehaltenen ausgezeichneten Vortrag Dr. Walter Bauers, der während der S Ujährigen Verhandlungen in Paris als deutscher Delegierter an dem Vertragswerk mitgearbeitet hat, machen wir den Versuch, den Plan in seinen Grundgedanken und seinen mutmaßlichen Auswirkungen zu erläutern. Diese Aufgabe fällt uns um so leichter, als Dr. Bauer von der überparteilichen Warte des Wirtschaftsfachmanns aus sprach.
Der Schumanplan stellt in allen seinen Teilei ein Vortasten auf neues Gebiet dar. Die Fusionierung von nationalen Hoheitsreehten mit dem Endziele einer Hebung des allgemeinen Lebensstandards ist, wenn man nicht gerade die Zollunion des vergangenen Jahrhunderts zitieren will, ohne Beispiel.
Gleiches Recht für alle
Dem ganzen Plane liegt das Prinzip der Nichtdiskriminierung zugrunde. Jeder Vertragspartner hat im Verhältnis zu allen anderen Vertragspartnern die gleichen Rechte. Das freie Spiel der Kräfte wird in derselben Weise walten, wie bisher innerhalb der Einzelstaaten. So viel Wettbewerb als möglich soll die Industrien zu fortschreitender Modernisierung und Rationalisierung zwingen.
Die festen Einrichtungen, die der Plan vorsieht, gleichen in ihren Aufgaben den Hauptinstitutionen der klassischen Demokratie. An Stelle des Wirtschaftsministeriums im Nationalstaat wird Kohle und Eisen der fusionierenden sechs Länder Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien, Holland und Luxemburg durch eine Art europäisches Wirtschaftsministerium, die sogenannte „Hohe Behörd e“, dauernd verwaltet. Deren neun Mitglieder, von denen Deutschland und Frankreich je zwei stellen werden, sind verpflichtet, keine Nationalpolitik zu machen, vielmehr ihre fachliche Arbeitskraft ganz in den Dienst der europäischen Sache zu stellen. Daneben gibt es einen Beratungsausschuß, der aus Vertretern der Arbeitgeber, der Arbeitnehmer, der Verteiler und der Verbraucherschaft besteht. Eine Vollversammlung übt die demokratische Kontrolle aus. Sie entspricht den nationalen Parlamenten und ist auch mit Vertretern der nationalen Parlamente besetzt. Die Versammlung kann die Hohe Behörde zum Rücktritt zwingen. Ein Ministerrat hat die Funktionen, die der Bundesrat in der westdeutschen Republik innehat: Er hat die europäische Wirtschaftspolitik, die die Hohe Behörde kraft ihres Auftrags befolgen muß, mit den Interessen der national verbleibenden Teile der einzelnen Wirtschaften zu koordinieren. Ein europäischer Gerichtshof wird endlich allfällige Streitigkeiten zu entscheiden haben.
Die Stimmen der Kritik
sen keine Zugeständnisse machen wollen, denn sie fürchten jede Art von deutscher Monopolisierung. Im übrigen bestand für die Kohle in den letzten Jahrzehnten nie eine derartige Nachfrage wie im Augenblick. Normalerweise muß die Kohle ihre Käufer suchen. Endlich sind die Amerikaner im Prinzip kartellfeindlich und — worauf es der deutschen Wirtschaft nicht zuletzt ankommt — nicht bereit, im Falle eines deutschen Kohlekartells der deutschen Industrie Kredite zu geben. Immerhin wurde bei den Schumanplanver- handlungen von der Gegenseite anerkannt, daß der zentrale Deutsche Kohlenverkauf nach der ganzen Lage nicht von heute auf morgen abgebaut werden könne. Es wurde daher eine Übergangszeit von fünf Jahren vorgesehen.
Daß die Gewerkschaften die Vorwürfe der Schwerindustrie gegen den Abbau des deut
schen Kohleverkaufs trotz ihres ganz anderen Blickwinkels teilen, hat seinen Grund darin, daß sie gegen jede verwaltungsmäßige Auflockerung sind im Hinblick auf ihre Sozialisierungspläne, die sich bei einem ohnehin schon kartellierten Wirtschaftszweig leichter verwirklichen ließen.
Gegenüber dem Einwand, Deutschland habe ln der europäischen Montanunion nach dem verlorenen Kriege mit seiner zerbombten und demontierten Industrie einen schlechten Start, wäre zu sagen, daß der Schumanplan, der uns einen gleichen Teil von Souveränitätsrechten nimmt wie allen Partnern, Westdeuschland gleichzeitig von allen Kontrollen befreien wird, die uns gegenüber den Nachbarn auf sonst unabsehbare Zeit benachteiligen. Wenn die deutschen Stahlwerke unmodern sind, so liegt das in erster Linie daran, daß die ungeheueren Summen fehlen, die investiert werden müßten. Diese Summen aufzubringen, besteht zurzeit auf dem deutschen Kapitalmarkt keine Aussicht. Nach Abschluß des Schuman- plans sind jedoch die Amerikaner bereit, auch wenn die Marshallhilfe ausgelaufen ist, Kredite nach Europa hereinzupumpen. Die deutsche Schwerindustrie wird eine der hauptsächlichsten Nutznießer dieser Kredite werden.
Bei den Ausgleichszahlungen, die Deutschland für eine Übergangszeit zu leisten hat, sollte man sich darüber klar sein, daß diese Zahlungen auf 5 Jahre beschränkt sind und höchstens 1,2 Prozent des deutschen Kohlenerlöses ausmachen werden. Die Ausgleichszahlungen gehen an Belgien, dessen veraltete
De Valera — der Vater Irlands
Irland hält an seiner Neutralitätspolitik in Zukunft fest
Von unserem Londoner Korrespondenten Dr. Schütz
Es wird dem Schumanplan vorgeworfen, er sei ein Überkartell, das die Leistungsinitiative hemmen werde. Dieser Vorwurf läßt _ _ , ,, , ,, , ,, . . ,
sich kaum aufrechterhalten, da der Plan ge-«» vor geschwebt hatte. 1916 hatte er neben sich
rade darauf abzielt, den Wettbewerb zu for-
DUBLIN. Der irische Ministerpräsident de Valera erklärte Anfang dieser Woche, daß Irland zwar seine Verteidigung verstärke, im Falle eines neuen Krieges aber nicht von seiner Neutralitätspolitik abweichen werde. (Irland war auch während des zweiten Weltkrieges neutral.) De Valera betonte des weiteren, seine Regierung werde alles daransetzen, um die Teilung des Landes zu beenden. Solange die nördlichen Provinzen nicht mit dem Freistaat Eire vereinigt seien, bestehe keine Aussicht, daß Irland sich dem Atlantikpakt anschließe.
Eamon de Valera ist einer der wenigen Menschen unseres Zeitalters, die schon zu ihren Lebzeiten Legende wurden. Das bedeutet nicht, daß ein jeder Ire sich seinen politischen Ideen verschreibt, aber es geschieht das Wohltuende und Seltene, daß jeder ihm Achtung zollt und ihn gelten läßt, selbst wenn er ihn politisch bekämpft.
De Valera, jetzt 68 Jahre alt, ist ein aufrechter, schmalgebauter Mann mit grauem Haar und großen dunklen Augen. Man sieht ihm beim Gespräch nicht an, daß er fast erblindet ist, nur beim Gehen zögert er. Er ist so recht der „pater patriae“, der Vater seines Vaterlandes. Was hat er um dieses Irland gekämpft und gelitten, bis es erstanden war, dieser Staat, der ihm und seinen Freunden in ihren Träumen
dern. Bezeichnenderweise erhebt ja auch die deutsche Industrie — und zwar mit mehr Recht — den Einwand, der Plan habe zu wenig kartellmäßige Elemente. Darin liegt insofern ein richtiger Kern, als früher das rheinisch-westfälische Kohlensyndikat und später der Deutsche Kohlenverkauf als Kartelle vom deutschen Standpunkt aus zweifellos Vorteile geboten haben, denn sie nützten die sich aus der Abhängigkeit der französischen Industrie von der Ruhrkohle ergebende günstige handelspolitische Situation. Auf der anderen Seite aber liegt hier der Punkt, an dem die Franzo
alle die anderen Führer der nationalistischen Bewegung fallen sehen und war allein übriggeblieben. Eigentlich war er gebürtiger Amerikaner und hatte nur die Sache des Landes seiner Mutter ins Herz geschlossen. Wegen seiner amerikanischen Staatsbürgerschaft vollstreckten die Engländer das Todesurteil an ihm nicht, sondern wandelten es in „lebenslängliches Zuchthaus“ um.
Als er jedoch bei einer Amnestie begnadigt wurde, ging er sofort wieder zurück zu den „Irischen Freiwilligen“ (Sin-Fein) und wurde ihr Präsident. Im nächsten Jahr saß er wiederum im Gefängnis, brach jedoch aus und flüch
tete nach Amerika. Dort warb er für die Idee eines freien Irland und begründete wohl jene Sympathie zwischen beiden Ländern, die noch heute besteht. Aus der Nationalbewegung Sin- Fein entwickelte sich Fianna-Foil, seine eigene Partei
1919 erster Präsident der Irischen Republik, stellte er sich gegen den anglo-irischen Vertrag vom Jahre 1922 und betrat das irische Parlament zehn Jahre lang nicht, weil er den Eid auf den englischen König nicht schwören wollte. Als er es aber doch tat, sagte er ausdrücklich, daß er ihm eine leere Formel sei, die nichts bedeute. Von 1932—48 war er Ministerpräsident und Außenminister. Dann taten sich die Parteien gegen ihn zu einer Koalition zusammen. Eine kleine Krise genügte, um ihn wieder an die Spitze zu bringen. Als der stärksten Partei gebührt Fianna-Foil dieser Platz, denn die uneinheitliche Regierungskoalition vor ihm hatte etwas Erzwungenes an sich.
De Valera hat eine Leidenschaft für die Außenpolitik, die aus der Zeit des irischen Freiheitskampfes stammt. Er war zweimal Präsident des Völkerbundes, 1932 und 1938, und hat gemeinsam mit dem damaligen schweizerischen Bundesrat Motta gegen die Sowjetunion Stellung bezogen. Auch heute wäre de Valera bereit, den Vereinten Nationen beizutreten, aber aus jener Völkerbundszeit stammt die Gegnerschaft Rußlands, so daß das sowjetische Veto gegen die Aufnahme Irlands in die Vereinten Nationen unerbittlich ist. Zweifellos wird de Valera erneut versuchen, mit England wegen der sechs nördlichen Grafschaften, also Nordirland, das zum Vereinigten Königreich Großbritannien gehört, zu verhandeln, um die Teilung Irlands, die er seit 30 Jahren bekämpft, rückgängig zu machen. Die Aussichten de Va- leras, sein Lebenswerk durch diesen Erfolg zu krönen, sind aber nicht groß, da die protestantische Mehrheit in Nordirland, die die Landesregierung in Belfast stellt, sich weigert, dem Anschluß an Eire zuzustimmen.
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Am Dienstagabend wurde bei Herrsching am Ammersee (Bayern) ein mit 21 katholischen Studenten der ostdeutschen Jesuiten-Provinz besetzter Lastkraftwagen an einem Bahnübergang von einem Personenzug erfaßt und mehrere hundert Meter weit mitgeschleppt. 15 Studenten waren auf der Stelle tot, einer erlag nach einigen Stunden seinen Verletzungen. Es wird angenommen, daß der Fahrer die Pfeifsignale des Zuges nicht hörte. Unser Bild zeigt den neben den Eisenbahngleisen liegenden zertrümmerten Lastkraftwagen
Reviere und schlechte Flöze in Verbindung mit den höchsten Löhnen bei Wegfall des Zollschutzes nicht mehr konkurrenzfähig sind. Belgien könnte die daraus entstehende soziale Belastung ohne eine Übergangszeit nicht verkraften. Die Belgier werden aber pro Jahr ungefähr eine Million Tonnen Förderung stilllegen und so schrittweise ihre unrentabelsten Gruben ausschalten und gleichzeitig die rentabelsten modernisieren, so daß sie mit dem beibehaltenen Rest ihrer Förderung sich dem deutschen Niveau angliedern können. Auch hier ergibt sich eine große Chance für einen Dauerabsatz. Denn einmal stillgelegte Gruben können nur in langwieriger Arbeit und mit sehr viel Kapital wieder aufgeschlossen werden.
Die Bilanz
Zusammenfassend erweist sich der Schumanplan als erster realer Schritt in Richtung auf ein wirtschaftlich geeinigtes Europa. Gleichzeitig bedeutet er eine Stärkung des europäischen Ansehens und damit der europäischen Kreditwürdigkeit in Amerika. Dem steht als Nachteil gegenüber, daß Deutschland, wie aber auch die anderen Länder, auf seine Souveränität bei Kohle und Eisen verzichten muß. Es kann in Zukunft das Gewicht seines größten Exportfaktors bei Handelsverträgen nicht mehrin d i e W a a gs ch a 1 e werfen.
Bei einer wirtschaftlichen Gewinn- und Verlustrechnung ergibt sich, daß auf lange Sicht ein sicherer und großer Absatzmarkt gewonnen wird, der der deutschen Industrie größte Entfaltungsmöglichkeiten bietet So geht ja auch das französische Bedenken vor allem dahin, daß die Beseitigung der Schutzzölle Deutschland ein gewaltiges industrielles Übergewicht geben werde. Das wird wohl der Fall sein, allerdings werden auch die anderen Länder davon profitieren. Handelspolitisch hat Deutschland gegenüber allen Nichtvertragspartnern sofortigen Gewinn insofern, als es in Zukunft seine Kohle zu Weltmarktpreisen exportieren kann.
Der Schumanplan ist seiner ganzen Anlage nach nur ein Anfang. Man kann auf die Dauer nicht Kohle und Eisen aus den nationalen Wirtschaftskörpern her? sen. Es wird eine Zollunion zu folgen ha Diese wiederum wird eine Tendenz in Richtung auf die Währungsunion auslösen. Damit wäre dann der Anfang einer europäischen Föderation erreicht.
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AltdiristSiche Kostbarkeiten
Zur Ausstellung koptischer Kunst in Stuttgart
Außerhalb der Wissenschaft und der Liebhaber wird es nur wenige Menschen geben, die sich unter „koptischer Kunst“ etwas Genaueres vorstellen können. Aber auch ohne das Wissen, daß die Kopten (der Name ist eine verstümmelte Wiedergabe von Aegypti) die Nachkommen der alten Ägypter sind, die sich schon früh zum Christentum bekehren ließen und in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung auf der Grundlage der alten ägyptischen Kunst unter Aufnahme hellenistisch-römischer, byzantinischer und in der Folgezeit auch arabischer und syrischer Elemente eine Kunst sich schufen, wird ein Gang durch die unlängst im Stuttgarter Landesmuseum eröffnete Ausstellung „Altchristliche (koptische) Kunst aus Ägypten“ jedem die Begegnung mit einer auf den ersten Blick fremden Kultur vermitteln.
Die künstlerischen Darstellungsgegenstände sind Jedoch im allgemeinen der auch uns stets gegenwärtigen christlichen Vorstellungswelt entnommen. Zwar werden apokryphe und gnostische Motive bevorzugt, stehen antik-heidnische Vorlagen neben christlichen Symbolen, werden Heilige abgebildet, die wir nicht kennen, dazu ungewöhnliche und kunstvolle Techniken, die oft vergessen lassen, daß Materialien, Muster und Farben immerhin 1500 und mehr Jahre alt sind.
Die Stuttgarter Ausstellung bietet eine gar zu bescheidene Auswahl, wenn auch einige altchristliche Kostbarkeiten zu betrachten sind. Neben drei vorchristlichen Frauenbildnissen, etwas Keramik, einigen Stein-, Holz-, Bein- und Metallarbeiten, sind in der Hauptsache koptische Textilien zu sehen, welche — im 2.—6. Jahrh. n. Chr. entstanden und aus Gräbern geborgen — die Wände des Landesmuseums zieren. Im wesentlichen also Kleinkunst. Man sieht den berühmten Purpur, der aus der Purpurschnecke gewonnen wurde, in wunderschönen violetten und rötlichen Tinten, ferner die mit den verschiedensten Orna- denten geschmückten hemdartigen Tuniken, Leichentücher, zudem Noppenstoffe, auf denen Löwen, Gazellen und sonstiges Getier zur Zierde dienen. Einzelne gewirkte Wollstücke zeigen, wie
selbst die Menschengestalt ganz zur Ornamentie- rung benutzt wird, im Ornament aufgeht.
Nicht zu Unrecht wird der koptischen Kunst ein Hang zum Ornamentalen zugesehrieben, der für die schematisch-formelhafte Darstellung der Bildformen verantwortlich zu machen ist. Die geometrisch-lineare Wiedergabe der eigentlichen Naturform gehört, sicher der spätesten Zeit innerhalb der koptischen Kunstentwicklung an.
Neben der Textilkunst ist in zwei Vitrinen eine Auswahl koptischer Bildnerkunst zu sehen. Auch hier ist der Zug zur Abstrahierung nicht zu verkennen. In der Steinbildhauerei herrscht eine der Holzschnitzerei verwandte Arbeitsweise. Der Fries mit dem Eierstab, den Blumenomamenten und den Akanthusblättem sei als Beispiel hierfür genannt.
Die koptische Kunst, die sich bis ln das 16. und 17. Jahrhundert erhielt, ist als eine typische Kunst der Zwischenzeit zu bezeichnen. Als solche kann sie unser Interesse erheischen, zumal sie auch auf die Kunstübung des europäischen Mittelalters nicht ohne Einfluß war. wn.
125 Jahre Weises Hofbuchhandlung
Ihr 125jähriges Bestehen 1826 — Juni — 1951 begleitet die angesehene Julius Weises Hofbuch- handlung in Stuttgart mit einer vornehm aufgemachten 70seitigen Jubiläumsschrift, in der ein Überblick über Werdegang, Aufstieg und Schicksale der bedeutenden schwäbischen Sortimentsund Antiquariatsbuchhandlung gegeben wird. Bedeutende Buchhändler haben ihre fachliche Ausbildung in dem Stuttgarter Hause erhalten, das unter der Leitung von Paul Erpf am Aufbau und Ausbau vieler Bibliotheken und Institute beteiligt ist. Eine literargeschichtliche Studie über Eindrücke aus dem Stuttgart des Jahres 1826 und eine Darstellung mit Wiedergabe typographisch eindrucksvoller Titelblätter von Erstausgaben aus Jener Zeit bereichern die Gedächtnisschrift.
Richard Wagner in der Welt
In der Galerie des Collecting Point, München, Arcisstraße 10, wurde durch Mr. Charles Win- ning in Vertretung des Landeskommissars Shu- ster eine Ausstellung ..Richard Wagner in der
Welt“ eröffnet. Die Ausstellung zeigt wertvolle Dokumente aus Wagners Leben und künstlerischem Schaffen unter besonderer Berücksichtigung seiner Beziehungen zum Ausland.
hüi den Bücherfreund
Eine neue Mörike-Biographie
Herbert Meyer, Eduard Mörike. J. F. Steinkopf-Verlag, Stuttgart 1950, 141 S., mit einem bisher unveröffentlichtem Bildnis des Dichters. DM 7.50.
Eduard Mörike war lange Zeit hindurch im Bewußtsein seiner Verehrer der beschauliche Biedermeier-Pfarrer von CleVersulzbach, der Dichter des alten Turmhahn, der Idylle vom Bodensee, der Schöpfer anmutiger Märchen und launiger Gelegenheitsgedichte. Herbert Meyer, Bibliotheksrat an der Stuttgarter Landesbibliothek, zeichnet demgegenüber auf Grund der Werke und Briefe des Dichters und unter Verwendung bisher unveröffentlichten Materials ein anderes Bild des Dichters, einen leidenden und zwiespältigen Menschen. Die Mörike-Bewunderer werden dem Verfasser für seine neue Darstellung dankbar sein.
Aus den Erfahrungen eines Verlegers
Adolf S p e m a n n, Berufsgeheimnisse u. Binsenwahrheiten. Engelhorn-Verlag Adolf Spe- mann Stuttgart 1951. 268 S.. DM 12.80.
Der rührige Stuttgarter Verleger Adolf Spe- mann plaudert in seinem nunmehr schon in der 4. Auflage erschienenen Buche von seinen Berufsgeheimnissen, seiner täglichen verlegerischen Arbeit, über die Beziehungen zu den Autoren, über das Buch usw. Es sind einzelne Essays „Vom Buch und seinem Verfasser“, „Vom Dichter und seinen Mittlern“, „Vom Buch und seinem Leser“, „Vom Buch in der heutigen Zeit“, die zwar zu den verschiedensten Gelegenheiten niedergeschrieben wurden, doch dem Leser als ein Ganzes erscheinen, ihn wissen lassen, welche Mühe und Arbeit, aber auch welcher Mut dazu gehört, Bücher zu verlegen, von denen man oft im voraus nicht weiß, ob sie überhaupt das in sie investierte Kapital wieder hereinbringen. Jeder Bücherfreund wird dieses Buch eines bekannten Verlegers begrüßen, das aus „den Erfahrungen eines langen Berufslebens" schöpft.. n.
Kuhurpllp Nachrichten
Zum neuen Rektor der Universität München ist der Dekan der theologischen Fakultät Michael Schmauß gewählt worden. Schmauß, der als einer der führenden katholischen Dogmatiker Deutschlands gilt, wird am 1. August die Nachfolge des Naturwissenschaftlers Professor Walther Gerlach antreten, der drei Amtsperioden nacheinander Rektor der Ludwig-Maximilian-Uni- versität war.
Der Göttinger Rechtslehrer Geheimer Justizrat Prof. Dr. Robert von Hippel ist im 85. Lebensjahre gestorben. Prof, von Hippel ist durch eine Reihe bedeutender juristischer Werke hervorgetreten, zu deren bekanntesten „Deutsches Strafrecht“, „Lehrbuch des Strafrechts“ und „Der deutsche Strafprozeß“ gehören.
Zur Untersuchung von Schmetterlingswanderungen, z. B. den großen Flügen bestimmter Schmetterlinge, die zum Teil von Nordafrika her über die Alpenpässe nach Mitteleuropa Vordringen, wurde in Salzburg eine Forschungszentrale eingerichtet, die mit entsprechenden deutschen und schweizerischen Stellen' eng Zusammenarbeiten will.
Zum 500. Todestag des in Meersburg geborenen Malers Stephan Lochner, dem Schöpfer des Altarbildes im Dom zu Köln, wurde im alten Schloß in Meersburg eine Stephan-Loch- ner-Gedächtnis-Stube eingerichtet, die eine Anzahl von Reproduktionen der Werke des Meisters enthält.
Die neuhergerichteten Räume des Scheffel- Museums im sog. Scheffel-Schlößchen in Radolfzell wurden anläßlich der 125. Wiederkehr des Geburtstags Joseph Victor von Scheffels der Öffentlichkeit übergeben.
Mit der Uraufführung des Freilichtspiels „Die Weiber von Weinsberg“ von Edgar Gräber wurde auf der Burgruine Weibertreu bei Weinsberg ein neues Naturtheater in Württemberg eröffnet.
Der Bach-Chor Stuttgart-Bad Cannstatt wird vom 8. bis zum 19. August unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Erich Ade in mehreren schwedischen Städten und in Kopenhagen singen.
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