FREITAG, 22. JUNI 1951

NUMMER SB

Der Sdhuman-PIan ein Anfang zu Europa

Ziele, Grundgedanken, Einwände / Versuch einer deutschen wirtschaftlichen Gewinn- und Verlustrechnung

lur. Immer wieder wird betont, daß die Abwehrfront, in die sich der Westen gegenüber dem expansiven Kommunismus gedrängt sieht, nur dann halten könne, wenn Europa zuvor auf dem sozialen Gebiete erhebliche und dauerhafte Fortschritte gemacht habe. Das ist bei der ge­genwärtigen Situation für alle in Frage kommenden europäischen Länder geviiß sehr schwer. Größere Sozialleistungen? Natürlich, doch woher das Geld nehmen? Dann eben höhere Steu­ern aber die Steuern sind ohnehin unerträglich hoch. Nur auf neuen Wegen kann daher, bei sonst gleichbleibender Belastung, eine wirkliche Erhöhung des Realeinkommens erzielt werden. Solche Gedankengänge beginnen sich nicht nur in der Bundesrepublik durchzusetzen, sondern auch ln den Nachbarländern. Von Frankreich ging der Vorschlag aus, die Produktion von Kohle und Eisen einheitlich zu vermalte«, durch den Wegfall der Zollschranken zu ver­billigen, durch Stillegung unrentabler und Ausbau rentabler Anlagen zu steigern. Das ist der 8chumanplan, dem sich in ganz Europa teils vorbehaltlos zustimmend, teils scharf ableh­nend die Aufmerksamkeit zuwendet. Im Anschluß an einen am Dienstag in Tübingen ge­haltenen ausgezeichneten Vortrag Dr. Walter Bauers, der während der S Ujährigen Verhand­lungen in Paris als deutscher Delegierter an dem Vertragswerk mitgearbeitet hat, machen wir den Versuch, den Plan in seinen Grundgedanken und seinen mutmaßlichen Auswirkun­gen zu erläutern. Diese Aufgabe fällt uns um so leichter, als Dr. Bauer von der überpartei­lichen Warte des Wirtschaftsfachmanns aus sprach.

Der Schumanplan stellt in allen seinen Tei­lei ein Vortasten auf neues Gebiet dar. Die Fusionierung von nationalen Hoheitsreehten mit dem Endziele einer Hebung des allgemei­nen Lebensstandards ist, wenn man nicht ge­rade die Zollunion des vergangenen Jahrhun­derts zitieren will, ohne Beispiel.

Gleiches Recht für alle

Dem ganzen Plane liegt das Prinzip der Nichtdiskriminierung zugrunde. Je­der Vertragspartner hat im Verhältnis zu al­len anderen Vertragspartnern die gleichen Rechte. Das freie Spiel der Kräfte wird in derselben Weise walten, wie bisher innerhalb der Einzelstaaten. So viel Wettbewerb als möglich soll die Industrien zu fortschreitender Modernisierung und Rationalisierung zwingen.

Die festen Einrichtungen, die der Plan vor­sieht, gleichen in ihren Aufgaben den Haupt­institutionen der klassischen Demokratie. An Stelle des Wirtschaftsministeriums im Natio­nalstaat wird Kohle und Eisen der fusionie­renden sechs Länder Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien, Holland und Luxemburg durch eine Art europäisches Wirtschaftsmini­sterium, die sogenannteHohe Behörd e, dauernd verwaltet. Deren neun Mitglieder, von denen Deutschland und Frankreich je zwei stellen werden, sind verpflichtet, keine Nationalpolitik zu machen, vielmehr ihre fach­liche Arbeitskraft ganz in den Dienst der eu­ropäischen Sache zu stellen. Daneben gibt es einen Beratungsausschuß, der aus Vertretern der Arbeitgeber, der Arbeitneh­mer, der Verteiler und der Verbraucherschaft besteht. Eine Vollversammlung übt die demokratische Kontrolle aus. Sie entspricht den nationalen Parlamenten und ist auch mit Vertretern der nationalen Parlamente besetzt. Die Versammlung kann die Hohe Behörde zum Rücktritt zwingen. Ein Ministerrat hat die Funktionen, die der Bundesrat in der westdeutschen Republik innehat: Er hat die europäische Wirtschaftspolitik, die die Hohe Behörde kraft ihres Auftrags befolgen muß, mit den Interessen der national verbleibenden Teile der einzelnen Wirtschaften zu koordinie­ren. Ein europäischer Gerichtshof wird endlich allfällige Streitigkeiten zu entscheiden haben.

Die Stimmen der Kritik

sen keine Zugeständnisse machen wollen, denn sie fürchten jede Art von deutscher Mo­nopolisierung. Im übrigen bestand für die Kohle in den letzten Jahrzehnten nie eine der­artige Nachfrage wie im Augenblick. Norma­lerweise muß die Kohle ihre Käufer suchen. Endlich sind die Amerikaner im Prinzip kar­tellfeindlich und worauf es der deutschen Wirtschaft nicht zuletzt ankommt nicht be­reit, im Falle eines deutschen Kohlekartells der deutschen Industrie Kredite zu geben. Immerhin wurde bei den Schumanplanver- handlungen von der Gegenseite anerkannt, daß der zentrale Deutsche Kohlenverkauf nach der ganzen Lage nicht von heute auf morgen abgebaut werden könne. Es wurde daher eine Übergangszeit von fünf Jahren vorgesehen.

Daß die Gewerkschaften die Vorwürfe der Schwerindustrie gegen den Abbau des deut­

schen Kohleverkaufs trotz ihres ganz anderen Blickwinkels teilen, hat seinen Grund darin, daß sie gegen jede verwaltungsmäßige Auf­lockerung sind im Hinblick auf ihre Soziali­sierungspläne, die sich bei einem ohnehin schon kartellierten Wirtschaftszweig leichter verwirklichen ließen.

Gegenüber dem Einwand, Deutschland habe ln der europäischen Montanunion nach dem verlorenen Kriege mit seiner zerbombten und demontierten Industrie einen schlechten Start, wäre zu sagen, daß der Schumanplan, der uns einen gleichen Teil von Souveränitätsrechten nimmt wie allen Partnern, Westdeuschland gleichzeitig von allen Kontrollen befreien wird, die uns gegenüber den Nachbarn auf sonst unabsehbare Zeit benachteiligen. Wenn die deutschen Stahlwerke unmodern sind, so liegt das in erster Linie daran, daß die unge­heueren Summen fehlen, die investiert wer­den müßten. Diese Summen aufzubringen, be­steht zurzeit auf dem deutschen Kapitalmarkt keine Aussicht. Nach Abschluß des Schuman- plans sind jedoch die Amerikaner bereit, auch wenn die Marshallhilfe ausgelaufen ist, Kre­dite nach Europa hereinzupumpen. Die deutsche Schwerindustrie wird eine der haupt­sächlichsten Nutznießer dieser Kredite wer­den.

Bei den Ausgleichszahlungen, die Deutsch­land für eine Übergangszeit zu leisten hat, sollte man sich darüber klar sein, daß diese Zahlungen auf 5 Jahre beschränkt sind und höchstens 1,2 Prozent des deutschen Kohlen­erlöses ausmachen werden. Die Ausgleichs­zahlungen gehen an Belgien, dessen veraltete

De Valera der Vater Irlands

Irland hält an seiner Neutralitätspolitik in Zukunft fest

Von unserem Londoner Korrespondenten Dr. Schütz

Es wird dem Schumanplan vorgeworfen, er sei ein Überkartell, das die Leistungs­initiative hemmen werde. Dieser Vorwurf läßt _ _ , ,, , ,, , ,, . . ,

sich kaum aufrechterhalten, da der Plan ge-«» vor geschwebt hatte. 1916 hatte er neben sich

rade darauf abzielt, den Wettbewerb zu for-

DUBLIN. Der irische Ministerpräsident de Valera erklärte Anfang dieser Woche, daß Irland zwar seine Verteidigung verstärke, im Falle eines neuen Krieges aber nicht von seiner Neutralitätspolitik abweichen werde. (Irland war auch während des zweiten Welt­krieges neutral.) De Valera betonte des wei­teren, seine Regierung werde alles daran­setzen, um die Teilung des Landes zu be­enden. Solange die nördlichen Provinzen nicht mit dem Freistaat Eire vereinigt seien, bestehe keine Aussicht, daß Irland sich dem Atlantikpakt anschließe.

Eamon de Valera ist einer der wenigen Men­schen unseres Zeitalters, die schon zu ihren Lebzeiten Legende wurden. Das bedeutet nicht, daß ein jeder Ire sich seinen politischen Ideen verschreibt, aber es geschieht das Wohltuende und Seltene, daß jeder ihm Achtung zollt und ihn gelten läßt, selbst wenn er ihn politisch bekämpft.

De Valera, jetzt 68 Jahre alt, ist ein auf­rechter, schmalgebauter Mann mit grauem Haar und großen dunklen Augen. Man sieht ihm beim Gespräch nicht an, daß er fast erblindet ist, nur beim Gehen zögert er. Er ist so recht derpater patriae, der Vater seines Vater­landes. Was hat er um dieses Irland gekämpft und gelitten, bis es erstanden war, dieser Staat, der ihm und seinen Freunden in ihren Träumen

dern. Bezeichnenderweise erhebt ja auch die deutsche Industrie und zwar mit mehr Recht den Einwand, der Plan habe zu we­nig kartellmäßige Elemente. Darin liegt inso­fern ein richtiger Kern, als früher das rhei­nisch-westfälische Kohlensyndikat und später der Deutsche Kohlenverkauf als Kartelle vom deutschen Standpunkt aus zweifellos Vorteile geboten haben, denn sie nützten die sich aus der Abhängigkeit der französischen Industrie von der Ruhrkohle ergebende günstige han­delspolitische Situation. Auf der anderen Seite aber liegt hier der Punkt, an dem die Franzo­

alle die anderen Führer der nationalistischen Bewegung fallen sehen und war allein übrig­geblieben. Eigentlich war er gebürtiger Ameri­kaner und hatte nur die Sache des Landes sei­ner Mutter ins Herz geschlossen. Wegen seiner amerikanischen Staatsbürgerschaft vollstreck­ten die Engländer das Todesurteil an ihm nicht, sondern wandelten es inlebenslängliches Zuchthaus um.

Als er jedoch bei einer Amnestie begnadigt wurde, ging er sofort wieder zurück zu den Irischen Freiwilligen (Sin-Fein) und wurde ihr Präsident. Im nächsten Jahr saß er wieder­um im Gefängnis, brach jedoch aus und flüch­

tete nach Amerika. Dort warb er für die Idee eines freien Irland und begründete wohl jene Sympathie zwischen beiden Ländern, die noch heute besteht. Aus der Nationalbewegung Sin- Fein entwickelte sich Fianna-Foil, seine eigene Partei

1919 erster Präsident der Irischen Republik, stellte er sich gegen den anglo-irischen Vertrag vom Jahre 1922 und betrat das irische Parla­ment zehn Jahre lang nicht, weil er den Eid auf den englischen König nicht schwören wollte. Als er es aber doch tat, sagte er ausdrücklich, daß er ihm eine leere Formel sei, die nichts bedeute. Von 193248 war er Ministerpräsident und Außenminister. Dann taten sich die Par­teien gegen ihn zu einer Koalition zusammen. Eine kleine Krise genügte, um ihn wieder an die Spitze zu bringen. Als der stärksten Partei gebührt Fianna-Foil dieser Platz, denn die un­einheitliche Regierungskoalition vor ihm hatte etwas Erzwungenes an sich.

De Valera hat eine Leidenschaft für die Außenpolitik, die aus der Zeit des irischen Frei­heitskampfes stammt. Er war zweimal Präsi­dent des Völkerbundes, 1932 und 1938, und hat gemeinsam mit dem damaligen schweizerischen Bundesrat Motta gegen die Sowjetunion Stel­lung bezogen. Auch heute wäre de Valera be­reit, den Vereinten Nationen beizutreten, aber aus jener Völkerbundszeit stammt die Gegner­schaft Rußlands, so daß das sowjetische Veto gegen die Aufnahme Irlands in die Vereinten Nationen unerbittlich ist. Zweifellos wird de Valera erneut versuchen, mit England wegen der sechs nördlichen Grafschaften, also Nord­irland, das zum Vereinigten Königreich Groß­britannien gehört, zu verhandeln, um die Tei­lung Irlands, die er seit 30 Jahren bekämpft, rückgängig zu machen. Die Aussichten de Va- leras, sein Lebenswerk durch diesen Erfolg zu krönen, sind aber nicht groß, da die protestan­tische Mehrheit in Nordirland, die die Landes­regierung in Belfast stellt, sich weigert, dem Anschluß an Eire zuzustimmen.

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Am Dienstagabend wurde bei Herrsching am Ammersee (Bayern) ein mit 21 katholischen Stu­denten der ostdeutschen Jesuiten-Provinz besetz­ter Lastkraftwagen an einem Bahnübergang von einem Personenzug erfaßt und mehrere hundert Meter weit mitgeschleppt. 15 Studenten waren auf der Stelle tot, einer erlag nach einigen Stun­den seinen Verletzungen. Es wird angenommen, daß der Fahrer die Pfeifsignale des Zuges nicht hörte. Unser Bild zeigt den neben den Eisen­bahngleisen liegenden zertrümmerten Lastkraft­wagen

Reviere und schlechte Flöze in Verbindung mit den höchsten Löhnen bei Wegfall des Zoll­schutzes nicht mehr konkurrenzfähig sind. Bel­gien könnte die daraus entstehende soziale Be­lastung ohne eine Übergangszeit nicht ver­kraften. Die Belgier werden aber pro Jahr un­gefähr eine Million Tonnen Förderung still­legen und so schrittweise ihre unrentabelsten Gruben ausschalten und gleichzeitig die ren­tabelsten modernisieren, so daß sie mit dem beibehaltenen Rest ihrer Förderung sich dem deutschen Niveau angliedern können. Auch hier ergibt sich eine große Chance für einen Dauerabsatz. Denn einmal stillgelegte Gru­ben können nur in langwieriger Arbeit und mit sehr viel Kapital wieder aufgeschlossen werden.

Die Bilanz

Zusammenfassend erweist sich der Schu­manplan als erster realer Schritt in Richtung auf ein wirtschaftlich geeinigtes Europa. Gleichzeitig bedeu­tet er eine Stärkung des europäi­schen Ansehens und damit der euro­päischen Kreditwürdigkeit in Amerika. Dem steht als Nachteil gegen­über, daß Deutschland, wie aber auch die anderen Länder, auf seine Souveränität bei Kohle und Eisen verzichten muß. Es kann in Zukunft das Gewicht seines größten Ex­portfaktors bei Handelsverträ­gen nicht mehrin d i e W a a gs ch a 1 e werfen.

Bei einer wirtschaftlichen Gewinn- und Ver­lustrechnung ergibt sich, daß auf lange Sicht ein sicherer und großer Absatzmarkt gewon­nen wird, der der deutschen Industrie größte Entfaltungsmöglichkei­ten bietet So geht ja auch das franzö­sische Bedenken vor allem dahin, daß die Be­seitigung der Schutzzölle Deutschland ein ge­waltiges industrielles Übergewicht geben werde. Das wird wohl der Fall sein, allerdings werden auch die anderen Länder davon pro­fitieren. Handelspolitisch hat Deutschland ge­genüber allen Nichtvertragspartnern soforti­gen Gewinn insofern, als es in Zukunft seine Kohle zu Weltmarktpreisen exportieren kann.

Der Schumanplan ist seiner ganzen Anlage nach nur ein Anfang. Man kann auf die Dauer nicht Kohle und Eisen aus den nationalen Wirtschaftskörpern her? sen. Es wird eine Zollunion zu folgen ha Diese wiederum wird eine Tendenz in Richtung auf die Wäh­rungsunion auslösen. Damit wäre dann der Anfang einer europäischen Föderation erreicht.

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AltdiristSiche Kostbarkeiten

Zur Ausstellung koptischer Kunst in Stuttgart

Außerhalb der Wissenschaft und der Liebhaber wird es nur wenige Menschen geben, die sich unterkoptischer Kunst etwas Genaueres vor­stellen können. Aber auch ohne das Wissen, daß die Kopten (der Name ist eine verstümmelte Wiedergabe von Aegypti) die Nachkommen der al­ten Ägypter sind, die sich schon früh zum Chri­stentum bekehren ließen und in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung auf der Grundlage der alten ägyptischen Kunst unter Aufnahme hellenistisch-römischer, byzantinischer und in der Folgezeit auch arabischer und syri­scher Elemente eine Kunst sich schufen, wird ein Gang durch die unlängst im Stuttgarter Lan­desmuseum eröffnete AusstellungAltchristliche (koptische) Kunst aus Ägypten jedem die Be­gegnung mit einer auf den ersten Blick frem­den Kultur vermitteln.

Die künstlerischen Darstellungsgegenstände sind Jedoch im allgemeinen der auch uns stets gegen­wärtigen christlichen Vorstellungswelt entnom­men. Zwar werden apokryphe und gnostische Mo­tive bevorzugt, stehen antik-heidnische Vorlagen neben christlichen Symbolen, werden Heilige ab­gebildet, die wir nicht kennen, dazu ungewöhn­liche und kunstvolle Techniken, die oft verges­sen lassen, daß Materialien, Muster und Farben immerhin 1500 und mehr Jahre alt sind.

Die Stuttgarter Ausstellung bietet eine gar zu bescheidene Auswahl, wenn auch einige altchrist­liche Kostbarkeiten zu betrachten sind. Neben drei vorchristlichen Frauenbildnissen, etwas Ke­ramik, einigen Stein-, Holz-, Bein- und Metall­arbeiten, sind in der Hauptsache koptische Texti­lien zu sehen, welche im 2.6. Jahrh. n. Chr. entstanden und aus Gräbern geborgen die Wände des Landesmuseums zieren. Im wesent­lichen also Kleinkunst. Man sieht den berühmten Purpur, der aus der Purpurschnecke gewonnen wurde, in wunderschönen violetten und rötlichen Tinten, ferner die mit den verschiedensten Orna- denten geschmückten hemdartigen Tuniken, Lei­chentücher, zudem Noppenstoffe, auf denen Lö­wen, Gazellen und sonstiges Getier zur Zierde dienen. Einzelne gewirkte Wollstücke zeigen, wie

selbst die Menschengestalt ganz zur Ornamentie- rung benutzt wird, im Ornament aufgeht.

Nicht zu Unrecht wird der koptischen Kunst ein Hang zum Ornamentalen zugesehrieben, der für die schematisch-formelhafte Darstellung der Bildformen verantwortlich zu machen ist. Die geometrisch-lineare Wiedergabe der eigentlichen Naturform gehört, sicher der spätesten Zeit in­nerhalb der koptischen Kunstentwicklung an.

Neben der Textilkunst ist in zwei Vitrinen eine Auswahl koptischer Bildnerkunst zu sehen. Auch hier ist der Zug zur Abstrahierung nicht zu verkennen. In der Steinbildhauerei herrscht eine der Holzschnitzerei verwandte Arbeitsweise. Der Fries mit dem Eierstab, den Blumenoma­menten und den Akanthusblättem sei als Bei­spiel hierfür genannt.

Die koptische Kunst, die sich bis ln das 16. und 17. Jahrhundert erhielt, ist als eine typische Kunst der Zwischenzeit zu bezeichnen. Als solche kann sie unser Interesse erheischen, zumal sie auch auf die Kunstübung des europäischen Mit­telalters nicht ohne Einfluß war. wn.

125 Jahre Weises Hofbuchhandlung

Ihr 125jähriges Bestehen 1826 Juni 1951 begleitet die angesehene Julius Weises Hofbuch- handlung in Stuttgart mit einer vornehm aufge­machten 70seitigen Jubiläumsschrift, in der ein Überblick über Werdegang, Aufstieg und Schick­sale der bedeutenden schwäbischen Sortiments­und Antiquariatsbuchhandlung gegeben wird. Be­deutende Buchhändler haben ihre fachliche Aus­bildung in dem Stuttgarter Hause erhalten, das unter der Leitung von Paul Erpf am Aufbau und Ausbau vieler Bibliotheken und Institute betei­ligt ist. Eine literargeschichtliche Studie über Eindrücke aus dem Stuttgart des Jahres 1826 und eine Darstellung mit Wiedergabe typographisch eindrucksvoller Titelblätter von Erstausgaben aus Jener Zeit bereichern die Gedächtnisschrift.

Richard Wagner in der Welt

In der Galerie des Collecting Point, München, Arcisstraße 10, wurde durch Mr. Charles Win- ning in Vertretung des Landeskommissars Shu- ster eine Ausstellung ..Richard Wagner in der

Welt eröffnet. Die Ausstellung zeigt wertvolle Dokumente aus Wagners Leben und künstleri­schem Schaffen unter besonderer Berücksichti­gung seiner Beziehungen zum Ausland.

hüi den Bücherfreund

Eine neue Mörike-Biographie

Herbert Meyer, Eduard Mörike. J. F. Stein­kopf-Verlag, Stuttgart 1950, 141 S., mit einem bisher unveröffentlichtem Bildnis des Dichters. DM 7.50.

Eduard Mörike war lange Zeit hindurch im Be­wußtsein seiner Verehrer der beschauliche Bie­dermeier-Pfarrer von CleVersulzbach, der Dich­ter des alten Turmhahn, der Idylle vom Boden­see, der Schöpfer anmutiger Märchen und launi­ger Gelegenheitsgedichte. Herbert Meyer, Biblio­theksrat an der Stuttgarter Landesbibliothek, zeichnet demgegenüber auf Grund der Werke und Briefe des Dichters und unter Verwendung bis­her unveröffentlichten Materials ein anderes Bild des Dichters, einen leidenden und zwiespältigen Menschen. Die Mörike-Bewunderer werden dem Verfasser für seine neue Darstellung dankbar sein.

Aus den Erfahrungen eines Verlegers

Adolf S p e m a n n, Berufsgeheimnisse u. Bin­senwahrheiten. Engelhorn-Verlag Adolf Spe- mann Stuttgart 1951. 268 S.. DM 12.80.

Der rührige Stuttgarter Verleger Adolf Spe- mann plaudert in seinem nunmehr schon in der 4. Auflage erschienenen Buche von seinen Be­rufsgeheimnissen, seiner täglichen verlegerischen Arbeit, über die Beziehungen zu den Autoren, über das Buch usw. Es sind einzelne EssaysVom Buch und seinem Verfasser,Vom Dichter und seinen Mittlern,Vom Buch und seinem Leser, Vom Buch in der heutigen Zeit, die zwar zu den verschiedensten Gelegenheiten niederge­schrieben wurden, doch dem Leser als ein Gan­zes erscheinen, ihn wissen lassen, welche Mühe und Arbeit, aber auch welcher Mut dazu gehört, Bücher zu verlegen, von denen man oft im vor­aus nicht weiß, ob sie überhaupt das in sie in­vestierte Kapital wieder hereinbringen. Jeder Bücherfreund wird dieses Buch eines bekannten Verlegers begrüßen, das ausden Erfahrungen eines langen Berufslebens" schöpft.. n.

Kuhurpllp Nachrichten

Zum neuen Rektor der Universität München ist der Dekan der theologischen Fakultät Michael Schmauß gewählt worden. Schmauß, der als einer der führenden katholischen Dogmatiker Deutschlands gilt, wird am 1. August die Nach­folge des Naturwissenschaftlers Professor Walther Gerlach antreten, der drei Amtsperioden nach­einander Rektor der Ludwig-Maximilian-Uni- versität war.

Der Göttinger Rechtslehrer Geheimer Justiz­rat Prof. Dr. Robert von Hippel ist im 85. Lebensjahre gestorben. Prof, von Hippel ist durch eine Reihe bedeutender juristischer Werke her­vorgetreten, zu deren bekanntestenDeutsches Strafrecht,Lehrbuch des Strafrechts undDer deutsche Strafprozeß gehören.

Zur Untersuchung von Schmetterlings­wanderungen, z. B. den großen Flügen be­stimmter Schmetterlinge, die zum Teil von Nord­afrika her über die Alpenpässe nach Mitteleuropa Vordringen, wurde in Salzburg eine Forschungs­zentrale eingerichtet, die mit entsprechenden deutschen und schweizerischen Stellen' eng Zu­sammenarbeiten will.

Zum 500. Todestag des in Meersburg gebore­nen Malers Stephan Lochner, dem Schöpfer des Altarbildes im Dom zu Köln, wurde im alten Schloß in Meersburg eine Stephan-Loch- ner-Gedächtnis-Stube eingerichtet, die eine Anzahl von Reproduktionen der Werke des Meisters enthält.

Die neuhergerichteten Räume des Scheffel- Museums im sog. Scheffel-Schlößchen in Ra­dolfzell wurden anläßlich der 125. Wiederkehr des Geburtstags Joseph Victor von Scheffels der Öffentlichkeit übergeben.

Mit der Uraufführung des FreilichtspielsDie Weiber von Weinsberg von Edgar Grä­ber wurde auf der Burgruine Weibertreu bei Weinsberg ein neues Naturtheater in Württem­berg eröffnet.

Der Bach-Chor Stuttgart-Bad Cannstatt wird vom 8. bis zum 19. August unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Erich Ade in meh­reren schwedischen Städten und in Kopenhagen singen.

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