NUMMER 88

WIRTSCHAFT

SAMSTAG, 9. JUNI 1951

Die verbogene Preis-Lohn-Spirale

Unnatürliche Preisstruktur in Österreich / Ultimative Forderungen der Landwirtschaft / Neues Lohn-Preis-Abkommen bevorstehend

Von unserem E. B. - Österreich-Korrespondenten

Das Beispiel Österreichs, das seit Jahren einen erbitterten Kampf um die Stabilisierung des Lohn- und Preisniveaus führt und nicht zu einer Beru­higung kommen kann, obwohl die Gewerkschaf­ten in wirtschaftspolitischen Fragen ein sehr weit­gehendes Mitspracherecht ausüben, ist in mehr­facher Beziehung lehrreich für die Bundesrepu­blik. Die Darstellung unseres österreichischen Kor­respondenten beweist einmal, daß es fast die glei­chen Probleme sind, die drüben und hüben die Gemüter ln Erregung halten, daß zum anderen aber auch dort Kräfte an der Bildung des Preis­niveaus beteiligt sind, denen nicht leicht mit in­nen- und sozialpolitischen Mitteln allein beizu­kommen ist. (D. Red.)

Das in Österreich von Zeit zu Zeit regelmäßig stattfindende Tauziehen ln der Preis-Lohn-Frage wiederholt sich jetzt zum fünften Male. Justiz- minister Dr.'Tschad ek kündigte den Beginn der Preis-Lohn-Verhandlungen für diese Woche an. Seit Montag steht bereits die Milchpreiserhö- hung zur Debatte. Nur ihr Ausmaß ist noch offen. Auslösendes Moment der ganzen Entwick­lung sind die in ultimativer Form vorgebrach­ten Preisforderungen der Landwirtschaft und die aus der Verteuerung polnischer und tschechischer Kohle unvermeidlichen Tariferhöhungen. Auf Grund der Lehren des vergangenen Oktobers sollen jedoch die Verhandlungen um den neuen Preis-Lohn-Pakt in aller Öffentlichkeit geführt werden, um die Bevölkerung über den Stand der Dinge zu unterrichten und der kommunistischen Propaganda möglichst geringen Rückhalt zu ge­ben.

Ausgleich der Preise unvermeidbar

Die Schichtung der Preise ist ebenso wie jene der Löhne in Österreich durchaus unnatürlich. Der Gewerkschaftsbund hat seinen ganzen Ein­fluß eingesetzt, um lebenswichtige Lebensmittel und Tarife sowie die Mieten niedrig zu halten, möglichst mit staatlicher Stützung. Vergleicht man die Preise mit März 1938 (= 100), so erge­ben sich folgende Indexzahlen: Mehl 438, Brot 381, Zueiker 454, Milch 311. Nicht preisgeregelte Lebensmittel sind wesentlich teurer: die Index­zahl für Kartoffeln ist 625, Eier 722, Kalbfleisch 714, Wurst 643, Reis 1172. Ein Herrenanzug kostet das 14fache, ein Herrenhemd das 8,67fache, Schuhe das 7,68fache von 1938. Dagegen ist der Gaspreis nur auf das 2,5fache, der Straßenbahn­fahrpreis auf das 2,9fache, das Briefporto auf das 2,5fache und ein Bahnkilometer auf das l,95fache gestiegen. Auch der Gewerkschaftshund erkennt die Notwendigkeit eines Ausgleiches der Preise an, verlangt jedoch, daß dieser nicht ausschließ­lich auf Kosten der Arbeitnehmer geschehen soll. Der Forderung nach Angleichung an die Welt­marktpreise kann allerdings jene nach Anglei­chung an dieWeltmarktlöhne" gegenüber ge­stellt werden.

Die Agrarpreisfrage

Wie bereits beim letzten Preis-Lohn-Abkom- men, haben auch diesmal die Preisforderungen der Landwirtschaft den Anstoß gegeben. Druck­mittel hat sie zurzeit genügend in der Hand. Die durch den Korea-Krieg ausgelösten Preiserhö­hungen auf dem Weltmarkt und die schrittweise Einschränkung der Marshallhilfe lassen die Not­wendigkeit immer stärker hervortreten, die eigene Agrarproduktion zu verstärken. Die Bauern haben daher mit Selbsthilfe gedroht, falls vor der Ernte keine ihnen zusagende Lö­sung der Milchpreisfrage und Erhöhung der Preise für Getreide sowie Zuckerrüben erfolgen würde. Außerdem wäre anderenfalls eine Er-

DM-Wechselkurse

Die zu ledern Wochenende erscheinende Tabelle weist das UmrechnungsverhHltnis von 100 DM zu den wichtigsten fremden Währungen aus, und zwar nach den Kursen im Züricher Freihandel.

Schweizer Franken USA-Dollar . . . Engl. Pfund . . Franz. Franken . Belg. Franken . Holl. Gulden . Span Peseten . . Port. Eskudos Schwed. Kronen Argent. Pesos . . Jras. Milreis . österr. Schilling . Ital. Lire . . Tschech. Kronen .

7. 6.

6. 6.

88.25

88.25

20.38

20.33

8.

7.08

7741.

7741.

1055.

1054.

80.95

80.95

1038.

1045.

584.43

586.37

122.99

122.56

490.27

504.28

573.78

574^91

131.71

'31.71

8825.

8825.-

füllung der berechtigten Forderungen der Land­arbeiter auf Angleichung an die Industriearbei­terlöhne nicht erfüllbar. Damit wird also ein doppelter Druck ausgeübt.

Die Forderungen der Gewerkschaften

Der Gewerkschaftsbund, der seine Taktik seit dem stürmischen Oktober geändert hatte und Lohnnachziehungen nach Berufsgruppen bevor­zugte, ist jetzt wieder zur Befürwortung eines allgemeinen Lohn-Preis-Paktes zurückgekehrt, um nicht unversehens immer stärker in die Preis-Lohn-Spirale zu geraten. Er ist durchaus zu Preiskonzessionen bereit, stellt aber den all­gemeinen Grundsatz auf, daß diese durch Lohn­erhöhungen für die Arbeitnehmer ausgeglichen werden müssen. Die bisher zurückgebliebenen öffentlichen Angestellten fordern noch vor die­sem Pakt eine I5prozentige Gehaltserhöhung. Der Gewerksehaftsbund stellt sich bezüglich der Agrarpreise auf den Standpunkt, daß es vor allem nicht angehe, Hafer, Gerste und sonstige Futtermittel aus der Preisregelung herauszulas­sen, da dadurch deren Preis weit über dem des Brotgetreides, liege und die Bauern lieber Brot­getreide verfüttern als es abzuliefern. Es müßten genügend Futtermittel eingeführt werden und deren Preise unter dem Brotgetreidepreis liegen Es müsse daher subventioniert werden. Außer­dem fordern die Gewerkschaften eine Milderung der Steuerprogression bisher wurden die Lohnerhöhungen zum größten Teil wegge­steuert, Erhöhung des Staatszuschusses für Sozialrenten und Anpassung derselben an die gestiegenen Lebenshaltungskosten.

Finanzministerium warnt

Diesen widerstreitenden Tendenzen gegenüber hat Finanzminister Dr. Margaretha endgül­tige Verhandlungen von einer vorherigen Budget­

reform abhängig gemacht. Allein die 15prozen- tige Gehaltserhöhung der öffentlichen Bedienste­ten würde einen neuen Budgetaufwand von rund 1 Milliarde Schilling bedeuten. Die in den ersten 4 Monaten des laufenden Jahres erzielten Mehr­erträgnisse an öffentlichen Abgaben von 177 Mil­lionen Schilling sind außerdem von dem Mehr­erfordernis für Besatzungskosten von 126 Millio­nen und für das Nachziehverfahren der Beamten von 60 Millionen bereits mehr als kompensiert worden. Dazu wurden für die Investitionen in dieser Zeit nur 312 Millionen Schillinge aus ECA-Gegenwertkonten freigegeben, so daß 102 Millionen vom Bund getragen werden müssen.

Lohn-Preis-Abkommen nicht vor 1. Juli

Auf beiden Seiten ergibt sich jetzt ein Wett­lauf, möglichst vor einem allgemeinen Abkom­men individuelle Vorteile durchzusetzen, um dann außerdem noch der allgemeinen Bestim­mungen teilhaftig zu werden. Aus diesem Grund fordert die Landwirtschaft auch eine sofor­tige vorläufige Lösung in der Milchpreisfrage durch Erhöhung des Verbraucherpreises von 1,40 auf 1,80 Schilling, und eine endgültige Re­gelung auf 2,20 Schilling nach dem allgemeinen Abkommen. Die Preisbehörde des Innenministe­riums ist wieder grundsätzlich gegen eine Inter­imslösung, es sei denn, der Finanzminister könnte die 10 Millionen Schilling aufbringen, die eine Milch-Subventionierung für den Monat Juni erfordern würde. Eine weitere heiß um­strittene Frage betrifft die Wiedereinführung einer vernünftigen Lohnstaffelung, die wieder auf Leistung Rücksicht nimmt und von der bis­herigen nivellierenden Tendenz über die wir an dieser Stelle seinerzeit berichtet hatten Abstand nimmt. Man rechnet mit dem Abschluß des 5. Lohn-Preis-Abkommens nicht vor dem 1. Juli.

Wirtschaftsspiegel Industrievorschlag: Uebergewinnsteuer

WIESBADEN. Die Industrie hat zur Unter­stützung einer vernünftigen Preisbildung eine Übergewinnsteuer vorgeschlagen, mit der sich die Bundesregierung demnächst befassen wird, gab der Präsident des Verbandes der deutschen Bekleidungsindustrie, Dr. Becker, in Wies­baden bekannt. Es sei vorgesehen, einen ge­wissen, für einzelne Industriezweige variablen Prozentsatz für den Gewinn festzulegen. Wer diesen überschreitet, soll mit einer hohen Steuer belastet werden.

Dr. Becker teilte ferner mit, daß gewisse An­zeichen auf eine Absatzkrise in der Konsum­güterindustrie, insbesondere auf dem Textil­markt, hindeuten. Als Grund gab er die ständig gestiegenen Textilpreise an. In diesem Zusam­menhang ist eine Meldung aus Hamburg inter­essant: Textilfachleute rechnen damit, daß der Umsatz des Jahres 1951 um etwa 30 Prozent hinter dem im Vorjahr erreichten Wert Zurück­bleiben wird.

BADEN-BADEN. Straffere Stahllenkung ge­plant. Das Bundeswirtschaftsministerium wird dem Bundesrat voraussichtlich demnächst eine Verordnung zum Wirtschaftssicherungsgesetz vor­legen, die einen Einfluß auf die Gestaltung des Produktionsprogrammes der eisenschaffenden In­dustrie vorsieht und die schon bestehende Be­grenzung der Ausfuhr verschärft. Diese Mittei­lung machte der Berater der Bundesregierung in Rohstofffragen, Generaldirektor Friedrich, bei der Tagung der Automobilindustrie in Baden-Baden.

BONN. DIHT weiterhin für soziale Markt­wirtschaft. Der Deutsche Industrie- und Handels­tag bekennt sich in seinem Tätigkeitsbericht für das Geschäftsjahr 1950751 trotz der verän­derten Situation seit Ausbruch des Korea­krieges weiterhin zu den Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft. Preisstop oder behördlich ge­lenkte Preisbildung werden abgelehnt.

BONN. Für europäische Post-Union. Für eine europäische Postunion, die bereits kürzlich Bundespostminister Schuberth befürwortet hatte, spricht sich nun auch der Postausschuß des Deutschen Industrie- und Handelstages aus. Zur

Förderung der wirtschaftlichen Integration Euro­pas schlägt der DIHT einheitliche Portosätze für In- und Ausland sowie einheitliche Briefmarken vor, ferner eine Vereinfachung und Vereinheit­lichung des Zahlungs- und Postscheckverkehrs, der Abfertigung und der Postbetriebsformen sowie den Ausbau des Selbstwähldienstes im Fernsprech- und Femschreibverkehr in ganz Europa.

WASHINGTON. USA-Finanzminister gegen europäische Aufwertung. Eine Aufwertung der europäischen Währungen würde Westeuropa nur einen vorübergehenden Vorteil auf Kosten der Verteidigungsanstrengungen und der Wirtschafts­lage in der übrigen Welt verschaffen, meint der amerikanische Finanzminister S n y d e r. Snyder befürwortet vielmehr als Mittel der Inflations­bekämpfung Steuererhöhungen (natürlich, denn er ist ja Finanzminister! D. Red.), Kreditkontrol­len und die Kontingentierung knapper Roh­stoffe.

BONN. Soforthilfeabgaben in der französi­schen Zone. Die SPD hat die Bundesregierung ersucht, Schritte zu unternehmen, damit der Ertrag der Soforthilfe auch in der französischen Zone nach den gleichen Grundsätzen des übrigen Bundesgebietes verwendet wird, da es sich bei der Umsiedlung, dem sozialen Wohnungsbau für die Geschädigten, der Hilfe für die Jugend und anderen Aufgaben um Fragen handle, die ein­heitlich gelöst werden müssen. Die Bundesregie­rung soll die Höhe des Aufkommens der Sofort­hilfeabgaben in den Ländern der französischen Zone und ihre Verwendungsart bekanntgeben.

BONN. Wirtschaftsplan der Bundesbahn verabschiedet. Der Beirat der Deutschen Bundes­bahn hat den Wirtschaftsplan der Bahn für 1951, der in Einnahmen und Ausgaben mit 4,26 Mil­liarden abschließt, mit Vorbehalt angenommen. Bei ungünstiger Entwicklung soll rechtzeitig eine entsprechende Tariferhöhung durchgeführt wer­den.

BONN. Walzstahl-Produktionsrüekgang. Die Herstellung von Walzstahl-Fertigerzeugnissen ist im Monat Mai gegenüber dem Vormonat um 45 595 t zurückgegangen und betrug 738 561 t

Elastische Kreditpolitik

in Württemberp-HohencOllern Die Gewährung von kurzfristigen Krediten dei Geschäftsbanken Württemberg-Hohenzollem an Wirtschaft und Private belief sich im Februar 1951 auf 280 Millionen DM. Damit schloß die seit Januar 1950 begonnene steigende Tendenz der Kreditentwicklung ab. Bis April d. J. war ein Rückgang der Kreditgewährung um 20 Millionen D-Mark festzustellen. Der Januarstand war da­mit wieder erreicht.

Nach den Bestimmungen über Kreditrestrik­tionen sollen die Kreditbeträge im 1. Quartal 1951 auf das Niveau von Juni/JuU 1950 zuzüg-

Die Kreditentwicklung in Württemberg, Hohenzollern in Millionen DM

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1950

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lieh 15 Prozent zurückgeführt werden. Das Schau­bild zeigt, daß die Kreditgewährung in Würt- temberg-Hohenzollern verhältnismäßig großzü­gig und elastisch erfolgte. Die von der BDL. empfohlene Schrumpfung ist bei weitem noch nicht eingetreten. Die mittel- und langfristigen Kredite sind überdies im ersten Quartal noch weiter angestiegen, wenn sie auch längst nicht das Volumen der kurzfristigen Kredite erreichen. Während die Wechselkredite steigende Tendenz aufweisen, sind die Akzeptkredite infolge erhöh­ter Anforderungen an die Diskontierbarkeit leicht abgesunken.

Krise der Elektrizitätswirtsdiaft

FRANKFURT. Schwerste Versorgungskrisen auf dem Energiesektor werden nach einer Er­klärung der Vereinigung Deutscher Elektrizitäts­werke (VDEW) in den nächsten Jahren imver­meidlich sein, wenn nicht umgehend wirksame Maßnahmen getroffen werden, um die Elek­trizitätswirtschaft aus ihrer kritischen Lage zu befreien. Diese Lage habe sich aus einem zunehmenden Mißverhältnis zwischen Einnah­men und Kosten ergeben, das bisher noch unter Aussehöpfung der letzten Reserven etwa habe ausgeglichen werden können. Nach Angabe der VDEW rechnet man bis 1960 mit einem Gesamt­bedarf von etwa 20 Millionen Kilowattstunden. Hiervon könnten 11,5 Millionen durch Altanla­gen und 2,2 Millionen Kilowattstunden voraus­sichtlich durch die in Bau befindlichen Neuan­lagen gedeckt werden. Über die Deckung der restlichen 6,3 Millionen Kilowattstunden be­stehe noch völlige Ungewißheit. Für die volle Instandsetzung der vorhandenen Anlagen und für die der künftigen Entwicklung entsprechende zusätzliche Kraftwerksleistung einschließlich Re­serven und Übertragungseinrichtungen werden etwa 7,4 Milliarden DM benötigt.

Aus der christlichen Welt

Vom Geist des Christentums

II. Heiliger Eifer

Es gehört zum Beruf des Fischers, lange um­sonst zu arbeiten. So ist es auch Petrus ergangen, wie das Evangelium dieses Sonntags berichtet: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Da hat ihm der Herr durch sein Wort einen reichen Fang beschert und sei­nem Leben zugleich eine Wende gegeben:Von nun an sollst du Menschen fangen. Der neue Beruf ist dem alten verwandt: Er fordert gan­zen Einsatz und gibt doch keine Garantie, all­zeit reichen Fang zu tun. Das mag seine Bedeu­tung haben für uns alle: an der Aufgabe des Petrus hat jeder teil.

Wir Menschen stehen im Dienste Gottes. Sein Werk sollen wir zu unserem eigenen machen; unserem Eifer ist es anvertraut, und es verlangt höchsten Mut und letzte Selbstlosigkeit zugleich. Immer wieder und auch beim besten Willen muß man sich gedulden und warten können. Aller Eifer und alles Können verbürgt noch nicht den Erfolg.Auf Dein Wort hin, hat Petrus es ge­wagt vielleicht entgegen aller handwerklichen Regel.Auf Dein Wort hin, das bedeutet in aller Arbeit für das Reich Gottes ein Nein zu allem blinden, eigenwilligen Eifer und gibt doch Mut zu noch größerem Einsatz und, wenn der Herr es will, auch reichen Fang.

Demut vor Gott verlangt von selbst auch Liebe zu den Menschen.Du sollst Meflschen fangen! Ein Freibrief für Wilderei, Zwang und Terror? Der Herr hat es anders gemeint, und Petrus hat es lernen müssen bis zur wehrlosen Selbsthin­gabe. Die Gewalt war auf der anderen Seite. Heiliger Eifer lebt von dem Bewußtsein, von Gott gesandt zu sein, von dem Willen, Gott zu den Menschen und die Menschen zu Gott zu brin­gen. Gott ist die Liebe, er achtet die Freiheit des Menschen und stellt ihn in eigene Verant­wortung.

Nicht Eiferer in eigener Sache, nicht Fanati­ker in fremdem Auftrag, sondern in heiligem Eifer Apostel zu sein für Gott und sein Reich, ist Geist des Christentums. Es hat nicht an ech­ter Verwirklichung gefehlt: an kühnen, großen Taten, an aufreibendem treuen Dienst, an selbst­loser Preisgabe aller irdischen Güter. Die Apo­stel haben es vom Herrn gelernt. Er hat gesagt Prüfstein allen Eifers:Ich tue allzeit, was Ihm wohlgefällt" undIch gebe mein Leben für meine Schafe." Sieß

Berlins neuer katholischer Bischof

Der neue katholische Bischof von Berlin, Wil­helm W e s k a m m, wurde 1891 in Helsen (Wald­eck) geboren. Er empfing am 3. April 1914 in Pa­derborn die Priesterweihe und arbeitete während des ersten Weltkrieges in der kirchlichen Hilfs­stelle für Kriegsgefangene bei der Erzdiözese Paderborn. 1919 wurde er Domvikar von Pader­born, 1932 ging er als Pfarrer nach Merseburg, und 1942 wurde er zum Dechanten des Dekanats Halle bestellt. Im darauffolgenden Jahr wurde Wilhelm Weskamm Propst in Magdeburg. Papst Pius XII. ernannte ihn im Oktober 1949 zum Ti- tularbischof von Randö und zweiten Weihbischof von Paderborn mit dem Sitz in Magdeburg. Einen Monat später gab ihm der Erzbischof von Pader­born, Dr. Lorenz Jaeger, die Bischofsweihe. Wes­kamm war erzbischöflicher Kommissar für den 700 000 Katholiken umfassenden östlichen Teil des Erzbistums Paderborn.

Frauen in Dienst und Verantwortung

Zur Jahrestagung der Frauenarbeit derWürtt. Evang. Landeskirche hatten sich im Walderho­lungsheim Degerloch gegen 250 Frauen aus den verschiedensten evang. Frauengruppen des Lan­des, aus Diakonissenhäusern, evang. Berufsver- verbänden und Ausbildungsstätten zusammenge- gefunden. Pfarrvikarin Dr. Renate Ludwig, Eß­lingen, sprach vom Dienst und von der Verant­wortung der evang. Frau innerhalb ihrer Kreise und im Blick auf die Öffentlichkeit. Noch viel

mehr Frauen müßten um die Aufgaben in unse­rer Zeit wissen und sich dafür einsetzen, daß die rechten Wege gefunden werden, z. B. für die Le­bensgestaltung der berufstätigen oder der ver­witweten Frau. Das Leben der Gemeinden, der Gottesdienstbesnch von jung und alt, die Opfer­frage, der Religionsunterricht und noch manches andere gehört zu dem, was mit in die Verant­wortung der evang. Frau gegeben ist. Direktorin Dr. Christine Bourbeck vom Johannisstift in Berlin-Spandau sprach über Gefährdung und Verheißung der menschlichen Person in der In­dustriezeit. Viele ernsthafte, verantwortungsbe­wußte Menschen erkennen heute, daß es für den Menschen der Gegenwart nur noch ein Leben als Nummer und Rädchen im großen Getriebe gibt, das Personsein verloren geht und auch im an­dern nicht mehr das Du, die Person gesehen wird. Dagegen kann nicht mit den sittlichen Kräf­ten allein angegangen werden. Denn der Ur­sprung liegt darin, daß das Geschöpf nicht nach dem Schöpfer fragt, sich von ihm distanziert. Da­durch wird alles doppeldeutig: Arbeit und Be­sitz und Technik. Alles wird nun von dem Ge­sichtspunkt aus gesehen: Welchem Zweck dient es? Darüber geht die Ganzheit des Menschen zu­grunde. Das wirkt sich auch in den Beziehungen zu den Mitmenschen verhängnisvoll aus. Eine Heilung gibt es nur von Christus her. Er begeg­net dem Menschen als der, der jeden Einzelnen kennt und ruft und liebt und ihn ganz persön­lich meint. Wer so von ihm ergriffen ist, der kommt auch in unserer Zeit in ein neues Ver­hältnis zur ganzen Schöpfung, vor allem zum Mitmenschen.

Sozialer Wohnungsbau völlig verkannt

Auf einer von Präses D. Held geleiteten Ta­gung des Evang. Siedlungsdienstes wurde auf die immer größer werdenden Schwierigkeiten der Fi­nanzierung des sozialen Wohnungsbaues hinge­wiesen. Das nahezu totale Versagen des Kapital­marktes für die Beschaffung erststelliger Hypo­thekenmittel habe sich zu einer Gefahr für das Wohnungsbauprogramm des Jahres 1951 entwickelt.

Die Lage ist nach Ansicht des Beirates des Evang. Siedlungsdienstes deshalb besonders be­denklich, weil die Bundes- und Landesmittel für die nachstellige Beleihung immer weiter einge­schränkt werden, was insbesondere die Bauvor­haben im sogenannten zivilen Sektor betrifft. Es habe den Anschein, als ob der soziale Wohnungs­bau in seiner sozial-karitativen Bedeutung im­mer mehr verkannt würde und nur noch als Produktionsfaktor zur Ankurbelung insbeson­dere der Grundstoffindustrien Berechtigung be­halten solle. Gerade die Kirche müsse sich ge­gen diese Tendenz entschieden wehren und im­mer wieder darauf hinweisen, daß der Woh­nungsbau nicht nur als rein wirtschaftliches Pro­blem angesehen werden dürfe. Im übrigen konnte über eine erfreuliche Entwicklung der Gemein­nützigen Siedlungsgesellschaft des Evang. Hilfs­werks im Rheinland berichtet werden.

Einzimmerwohnungen ein Verbrechen"

Wir wollen keine Ein- und Zweizimmerwoh­nungen, die ein Verbrechen an unserem Volke darstellen. Wir wollen das familiengerechte Eigenheim mit ausreichendem Garten, der even­tuell als Klein- oder Nebenerwerbssiedlung die­nen kann. Dies forderte der bekannte Vorkämp­fer des Siedlungsgedankens, Pfarrer Heinrich Magnani, bei einer Generalversammlung de* SiedlungswerkesNeue Heimat" in Buchen. Er wies darauf hin, daß dank des guten Zusammen­wirkens der zuständigen Stellen allein im Land­kreis Buchen innerhalb von drei Jahren 465 Woh­nungen vom SiedlungswerkNeue Heimat er­richtet worden sind.

MÜNCHEN. Bei der in dieser Woche erfolgten Einschreibung zur Aufnahme von insgesamt 9229 Kindern in die erste Klasse der Münchner Volks­schulen sind 6425 Kinder (69,6 Prozent) in die katholischen, 1294 Kinder (14 Prozent) in die evangelischen Bekenntnisschulen und 1810 Kin­der (16,4 Prozent) in die Simultanschulen einge- getragen worden.

schnellwirkend JH

zum Stäuben und Spritzen

Bei Fachgeschäften und Genossenschaften

E. Merck Darmstadt Abteilung,Landwjrtschaf^.