Sette 2 - Nr. 271
in Stuttgart vis jetzt nicht weniger a!s 10, einjchiletziich des Volksfestes 11 Ausstellungen cingemeldet.
Presseprozeß. Der aus dem Ausland stammende Schriftleiter der kommunistischen „Süddeutschen Arbeiterzeitung" RI anus wurde wegen schwerer Beleidigung des Reichspräsidenten von Hindenburg vom Schwurgericht zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt.
Brandstiftung. Am Ncuiahrstag 1621 brannte in Hochberg OA. Waiblingen die Scheuer des Bauern Wendler vollständig ab. Der Verdacht der Brandstiftung lenkte sich alsbald auf den jetzt 24 jährigen Hilfsarbeiter Richard Schäfer und seilten jetzt 25jührigen Vetter Theodor Schäfer von Hochdorf, die bei einem Tanzvergnügen an jenem Abend von anderen Burschen beleidigt sein wollten und sich dafür rächen wollten, nachdem sie gehörig Schnaps und Bier getrunken hatten. Tatsächlich hatte Richard den Theodor auf den Gedanken gebracht, die Scheuer anzuzünden, und Theodor hat dies sogleich ausgeführt. Bei den Vernehmungen leugneten beide hartnäckig. Nach Jahren zeigte Theodor nach einem Familienstreit seinen Vetter Richard beim Untersuchungsrichter in Stuttgart an und bezichtigte ihn del- Brandstiftung. Das Schwurgericht verurteilte Richard Schäfer zu einem Jahr, den Vetter Theodor zu zwei Jahren zwei Monaten Gefängnis.
Vom Tage. In der Königstraße sprang ein Mädchen von einem Straßenbahnwagen in voller Fahrt ab. Sie kam zu Fall und erlitt eine so schwere Kopfverletzung, daß sie kaum mit dem Leben davonkommen wird. — In der Ludwigsburger Straße kam ein Kraftwagen auf der durch den Nebel schlüpfrig gewordenen Bahn ins Rutschen, überschlug sich und slog seitwärts auf den Gehweg. Der Wagen wurde vollständig zertrümmert, der Wagenlenker nahm keinen schweren Schaden. — Am Mittwoch nachmittag kam der amerikanische „schienenlose Zug" auf seiner Reise um die Welt durch Stuttgart. Es gab viel Schaulustige. Kurz vach der Durchfahrt stießen in der starkbelebten unteren Köniastraße zwei Radfahrer zusammen, wobei der eine auf das Straßenbahngleis geschleudert und von einem Straßenbahnzug überfahren wurde. Schwer verletzt wurde der Mann unter den Rädern hervorgezogen und mit dem Rettungswagen ins Katharinenhospital verbracht.
Aus dem Lande
Echterdingen a. F., 18. Noo. Den Verletzungen erlegen. Der Eisenbahnschaffner Niethammer von Neuhausen a. F., dem bei einer Rangierbewegung beide Füße abgefahren wurden, ist im Krankenhaus in Stuttgart gestorben. Niethammer hinterläßt eine Witwe mit 6 Kindern, das Jüngste ist erst vor 14 Tagen getauft worden.
Kornwestheim, 18. Nov. Diebstahl. Vergangene Nacht wurde in dem Bahnhofladen hier eingebrochen und Zigaretten, Wurst, Rauchfleisch, Butter, Käse, Schokolade, Likör im Wert von 200 Mark und 50 Mark in Geld gestohlen. Der noch unbekannte Dieb dürste mit den Ladenverhältnissen bekannt gewesen sein.
Lauffen a. R.. 18. Nov. Ein Selbstmordkandi- dat. Ein hierher zugereister 72 I. a. Mann versuchte sich im Neckar zu ertränken. Der Lebensmüde konnte jedoch von zufällig vorübergehenden Personen aus dem Wasser gezogen werden.
Brackenheim, 18. Noo. Schlecht belohnte Gastfreundschaft. Ein arbeitsloser Bursche wurde m Cleebronn in einem Haus aus Mitleid auf einige Tage ausgenommen. Den Dank für die Gastfreundschaft bekundete der Bursche damit, daß er dem Sohn dieses Hauses die Barschaft aus dem Geldbeutel entnahm und flüchtig ging. Der Täter wurde in der Person des 18 Jahre alten Hermann Müller von Loffenau ermittelt und in Sicherheit gebracht.
hagelloch OA. Tübingen, 18. Nov. EineBohneals Todesursache. Das 5jährige Töchterchen des Wagners Wilh. F-' ->ne Feuerbohne in den Mund. Diese
geriet dem Kind in den Hals und konnte nicht mehr herauf- oeholt werden. Bis der Arzt kam, war sie verschluckt und schien in den Magen gekommen zu sein. In Wirklichkeit war sie in die Luftröhre geraten und schwoll dort auf. Obwohl das Kind in die Klinik nach Tübingen gebracht und dort alsbald operiert wurde, war es nicht mehr zu retten. Die aufgeschwollene Bohne zerbröckelte und verletzte die Lunge, sodaß es zu einer Verblutung kam.
Arommern OA. Balingen, 18. Nov. Brandstiftung. In der vormals Münzeschen Möbelfabrik entstand am Montag vormittag im Dachstuhl ein Schadenfeuer, das jedoch rasch gelöscht werden könnte. Der Brand war gelegt worden, und der Brandstifter konnte festgenommen werden.
Nagotder Tagblatt „Der Gesellschafter"
kirchberg OA. Marbach, 18. Nov. Unter den Rädern des Zuges. Bei der Einfahrt des von Marbach K.35 Uhr eintreffenden Zugs kam gestern abend der 19 I. alte Eugen Mayer aus Kirchberg, der in letzter Zeit in der Zichorienfabrik in Marbach beschäftigt war, beim Aussteigen unter den noch fahrenden Zug. Ein Wagen fuhr über ihn weg und verstümmelte ihn so furchtbar, daß der Tod sofort eintrat.
Schorndorf, 18. Nov. Amtsunterschlagung. Vor dem großen Schöffengericht in Gmünd fand gestern die Ver Handlung gegen den hiesigen Stadtpflegebuchhalter Schön statt. Der Angeklagte, der geständig war, wurde «egen Vergehens der erschwerten Amtsunterschlagung und dreier Diebstahlsfälle zu 2 Jahren und 3 Monaten Gest" mnis unter Anrechnung von 4 Monaten Untersuchungshaft und zur Tragung der Gerichtskosten verurteilt.
Balingen, 18. Noo. Berbot des Potemkin- Films. Das Oberamt Balingen hat mit Verfügung vom 17. November 1926 die von den Vereinigten GewerHchaftrn Ebingen geplante Aufführung des Films „Das Jahr 1905 (Panzerkreuzer Potemkin)" in Ebingen auch in der gekürzten Form wegen Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung verboten.
Epsendorf OA. Oberndorf, 18. Nov. DieneueStraße Epfendorf-Harthausen, die zur Beseitigung der sog. Krebssteige erbaut wurde, wurde am Dienstag nachmittag eröffnet. Damit wurde ein Plan, der aus den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts vom damaligen Präsidenten der Ministerialabteilung für Straßen- und Wasserbau, Karl Leibbrand, stammt, zur Verwirklichung gebracht. Die Straße, die einen herrlichen Rundblick ins obere und untere Neckartal bietet, wurde in sieben Monaten von Erwerbslosen der Umgegend als Notstandsarbeit erbaut. Die Baukosten betrugen insgesamt 100 000 Mark.
Tuttlingen, 18. November. Zum Brand auf dem Gehrt Hof. Die Brandstiftung auf dem Gehrihojj» soll nun eine Klärung insofern gebracht haben, als eine frühere Dienskmagd von der Wirtschaft, die seit der Entlassung bis zum Brand in einem Nebengebäude arbeitete, ein Geständnis in Meßkirch abgelegt haben soll, daß sie die Täterin ist.
Ulm, 18. Nov. Pionierübung. Dieser Tage wurden von den Pionieren auf der Donau zwei neuartige Motorboote vorgeführt. Ein schweres Boot, das seiner Bauart nach auch zum Schleppen geeignet ist, sowie ein gewöhnliches Ponton mit Außenbordmotor wurden auf ihre Leistungsfähigkeit hin ausprobiert.
Mengen OA. Saulgau, 18. Nov. Kofferräuber. Als am Abend des Martinimarkts eine auswärtige Händlerin mit dem Zug heimwärts fahren wollte, ließ sie im hiesigen Wartesaal 4. Klasse ihren Handkoffer mit ihren Ausweispapieren und über 300 Bargeld stehen. Von der nächsten Station meldete sie sofort telephonisch den Verlust nach hier. Ein Bahnbeamter sah, wie ein junger Bursche eben mit dem Handkoffer verschwinden wollte. Angehalten, erklärte der Bursche zunächst den Koffer für sein Eigentum, gab dann an, er habe ihn gerade am Schalter als gefunden abgeben wollen und flüchtete schließlich unter Zurücklassung des Koffers. Die Händlerin erhielt ihr Eigentum zurück, der diebische Bursche konnte bisher noch nicht ermittelt werden.
Ziegelbach OA. Waldsee, 18. Nov. Unsinnige Preistreiberei. Bei der im „Adler" abgehaltenen Versteigerung von 17 Losen Stockholz im Boden durch das Städt. Waldamt Waldsee wurden Preise bis zu 38 -N je Los erzielt, während der Anschlag im Boden für den anzunehmenden RM. nur 2 -tl betrug. Stängeles-Reisteile, ausgeboten zu 5 bis 8 -K, wurden bis zu 15 bis 25 -4l Hinaufgetrieben.
Aus Stadt und Land
Nagold, 19. November 1926.
Was die Menschen Schicksal nennen, sind meistens nur ihre eigenen dummen Streiche. Schopenhauer
-t-
Vorträge des Eo. Bolksbundes.
Der vierte Vortrag, gehalten von Pfarrer Veil-Walddorf, hatte wieder eine zahlreiche Gemeinde versammelt. Er erörterte im Anschluß an Hebräer 12,6 die alte Frage nach dem Sinn des Leidens in der Wclt. Wie die scharfe Pflugschar den Boden zerschneidet, damit aus der Erde Wunden nährendes Korn
Freitag IS. November 1928
wächst, so bedürfen wir das Leiden, um für unfern Gott zu reifen. Feingezeichnele Bilder aus dem Leben zeigten, wie viel Not und Jammer sich in den Häusern, unter Menschen birgt. Unsinnig, unbarmherzig und oft genug auch ungerecht wüten Epidemien, Naturkatastrophen, Kriege. Hat das alles einen Sinn, oder Herrscht der blinde Zufall? Ist nicht ein Narr, wer nach einem Sinn sucht, wo keiner ist. Aber Kops und Herz sind durch diese Gedankengänge nicht befriedigt. Ebensowenig durch die Ansicht, daß eben alles Ablauf notwendiger Naturgesetze ist: Schicksal und Verhängnis, am besten mit stoischem Gleichmut zu ertragen. Oder ist Leiden vergeltende Strafe, göttliche Züchtigung? Der Herr Jesus selbst hat diese landläufige Ansicht widerlegt, obwohl sie einen berechtigten Kern hat, denn „alle Schuld rächt sich auf Erden". Nur der Ober slächliche sieht nichts vom Fluch der Sünde. In ihrer letzten Konsequenz ist sie aber falsch, denn dann wären die größten Kreuzträger auch die größten Sünder. Joh. 9. gibt die richtige Weisung: Das Leiden ist dazu da, daß die Herrlichkeit Gottes offenbar würde. Aus der Gesinnung stellvertretenden Leidens und ein gehorsamen Erdulden alles Schweren, was uns Gottes Hand in den Lebenslauf hineinordnet, erwachsen die Taten und Opfer der Liebe, alle Werke der inneren Mission, alle christlichen Tugenden höchster Geduld, höchsten Gottvertrauens, mutiger Tragkraft. Die Not ist ein Segen für Einzelne und für ganze Völker. Diese Wahrheit ist allerdings nur auf dein Boden des Glaubens zu gewinnen. Das Endziel aller Wege Goites ist die Liebe. Ströme des Segens können ausgehen von Krankenbetten und Leidenslagern Nicht bloß das ist Gottes Werk, daß er die.Krankheit wegnimmt, sondern auch, daß er Kraft und Mut gibt, das Leiden zu ertragen. Das Heiligtum des Christenlebens sind seine Leidenszeilen. „Unter Leiden prägt der Meister, in die Herzen, in die Geister sein allgeltend Bildnis ein.". Von Goites heiligem Wesen soll unser ganzes Leben mehr und mehr erfüllt werden. Und daß dies geschehe, bedürfen wir der Leidenszeit.
Kar» Theodor Schmid — SV Jahre.
K. Th. Schmid, Studienrat am hiesigen Lehrerseminar unc> weit über die Landesgrenzen hinaus als Komponist bekannt, feiert heute seinen 50. Geburtstag und wir wollen nicht hintanstehen, ihm zur Vollendung dieses halben Jahrhunderts herzlich zu gratulieren und zu wünschen, daß er noch recht lange Jahre die Arbeitskraft und den Arbeitsgeist wie bisher besitzt zur Bereicherung und zum Wohlc der Musik. Wir wollen dies besonders wünschen, denn Schmid ist der Mensch, der nach ser Vollendung der menschlichen Kunst strebt, in der es niemand iveiter bringen kann, als den reichsten Inhalt in der vollendetsten Form zu schaffen, die Schönheit und Wahrheit miteinander zu vermählen. -- Die Werke K. Th. Schmid's wurden schon des öfteren in größeren Städten, wie Stuttgart, Wiesbaden usw. und zwar 'mit den größten Erfolgen aufgeführt. Wie wir iveiter vernehmen, wird am Sonntag die Musikantcngilde, Schmid's und Halm's Anhänger, im Seminar ein Konzert verunstalten, über das wir noch Näheres Mitteilen werden.
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Zollbehandlung des neuen Reisegepäcks. Die Abfertigung des der Bahn zum Transport übergebenen (eingeschriebenen) Reisegepäcks erfolgt nichl nur bei den deutschen Grenzzollsiellen, sondern kann auch — wie noch nichl überall bekannt ist — auf Zollämter im Land überwiesen werden. Nach den Bestimmungen im sz 22 der Eisenbahnzollordnung ist die Möglichkeit hierzu in weitgehendem Amsang gegeben. Es wäre zur Erleichterung des Reiseverkehrs zweckmäßig, wenn die Reisebüros und am Reiseverkehr beteiligten Kreise die Reisenden auf die Möglichkeit aufmerksam machten, daß sie im eigenen sinkeresse ihr Reisegepäck vor der Abreise den Zollämtern im sinnern zur Zollprüfung vorlegen können. Der Reisende braucht dann aus den Grenzstationen den Zug üderhaupk nicht zu verlassen, er findet bei Ankunft am Reiseziel sein Gepäck bereits vor.
50 Kilo Reisegepäck in den krafipostcn. Die Sektion Stuttgart des Verbands reisender Kausleute Deutschlands hat auf eine entsprechende Emcwbe nunmehr nun der Oberpostdirektion Stuttgart folgenden Bescheid erhalten: „Das Höchstgewicht für Reisegepäck bei den Krastposten des Oberpostdirektionsbezirks Stuttgart ist mit sofortiger Wirkung auf 50 Kilo erhöht worden".
Verhalten von Schülern auf der Eisenbahn. Das Betragen von Schülern auf der Eisenbahn gibt leider nicht selten zu Klagen Anlaß. Schreien, Hohlen, Kartenspielen, Rauiereien und ähnlicher Anfug belästigen häufig die Reisenden sowohl in den Wartefälen wie auch in den Zügen. Die Eisenbahnverwsltung hak deshalb Stations- und Zugpersonal angewiesen, gegen derarkiges Betragen energisch
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Feuer am Nordpol.
Kulturroman von Karl-August von Laffcrt.
46, (Nachdruck verboten.)
Telegramm der „Times" aus Archangelsk.
Heute nachmittag drei Uhr fand die Abfahrt der ersten beiden Flugzeuge der germano-russischen Nordlandkom- paguie nach Nova Thule statt, jenem sagenhaften nor- vischen Kontinent, den die Leiter der Kompagnie im ver- ! gangenen Jahre entdeckten. Täglich sollen zwei weitere Flugzeuge folgen, deren Anzahl durch ständigen Nachbau neuer Maschinen noch erheblich gesteigert werden wird.
Sanders und Nagel, deren Namen ja in aller Welt ! bekannt sind, leiteten wiederum den ersten Flug in die Ge- > oiete des Nordpols. Auch Stratow, der russische Groß- ! ndustrielle und — wie es heißt — der Geldgeber des zanzen Unternehmens, sowie die rumänische Fürstin Linda > Lahory waren zugegen, blieben aber in Archangelsk zurück. Zie wollen erst in einigen Wochen folgen, wenn die Arbeiten in Nova Tbnle weiter vorgeschritten sind.
Die ganze Organisation des Unternehmens ist derartig rmfasscnd und großzügig angelegt, daß kein Gedanke an :in mögliches Mißlingen aufkommen kann. Hier bat lettischer Unternehmungsgeist wieder einmal etwas ge- chaffen, was die Bewunderung der Welt erregen mutz. Lin Deutschland, das seine Kräfte nicht in den Dienst der s Zerstör,ing, sondern in den des Fortschrittes der Zivili- > aiion stellt, wird jeden vernünftigen Engländer auf ; einer Seite finden.
Drittes Kapitel.
Sanders und Nagel standen in der Zentrale des Flugzeuges lu und batten gerade eine Aufnahme der Sonnen- ,öbe gemach.. Dann wurden die Uhren verglichen, um mS der Tabelle die genaue Orientierung abzulesen.
„Einen Strich mehr links!" rief Nagel in das zum M-rerstand gehende Sprachrohr. „Wir sind von unserem tangengrade um zwei Minuten abgewichcn."
„86,75 Breite," sagte Sanders. „Noch zehn Grav- minnten, und wir haben die ungefähre Stelle von Pla- tinia erreicht, vorausgesetzt, daß die von Mr. Cook im vorigen Jahre gemachten Messungen richtig waren."
Nagel hatte ununterbrochen auf das Chronometer geblickt. Jetzt rief er ins Sprachrohr:
„Niedergehen und dicht über dem Erdboden kreuzen."
In langsamen Spiralen schraubte das Flugzeug bergab. In den tieferen Schickten war cs dunstig, und die Sonne bekam einen rötlichen Hof. Allmählich tauchten die Konturen des Gebirges aus, das sie in großer Höhe überflogen hatten. Bald vermochte man auch die Umrisse der Erdoberfläche zu unterscheiden.
„Es stimmt genau!" rief Nagel froh. „Ich erkenne unser Tal vom vorigen Jahre wieder. Nur bedeutend mehr Schnee liegt noch. Immerhin sind bereits einige grüne und schwarze Flecke sichtbar."
Fünf Minuten später kreisten sie dicht über dem Boden, während Flugzeug Ib sich noch etwas höher hielt.
„Wollen Sie cs jetzt nicht mit der Nute versuchen?" bat Naget.
„Es ist zwecklos," sagte Sanders. „Bitte, drängen Sie mich nicht. Ich sagte Ihnen bereits mehrfach vor der Abfahrt, daß ich Ihnen in meinem augenblicklichen Zustande nicht zu helfen vermöchte. Aber Sie wollten ja von keinem Aufschub wissen und bestanden ans meiner Mit- rcise."
„Hindernisse sind dazu da, um überwunden zu werden!" rief Nagel. „Wozu ich mich entschlossen habe, das gebe ich so leicht nicht auf."
Mit scharfen, aufmerksamen Augen musterte er die ihm bekannt vorkommende Gegend.
„Landen!" schrie er plötzlich scharf ins Sprachrohr.
Gleich darauf rutschte das Flugzeug auf einer glatten Schncehalde entlang und stand unversehrt. Ein heftiger Bodcnwind zwang den Führer, die Propeller mit mäßiger Fahrt weiterlanfcn zu lassen, um die Maschine fcstznhal- ten, bis sie verankert war. Eine Minute später landete auch Ib dicht daneben.
Die Begleitmannschaften sprangen heraus, Halteseil wurden gespannt, die Tragflächen eingezogen, worauf auö das Surren der Motoren verstummte. Nagel steckte seinei Kopf ins Freie.
„Donnerwetter, ist das verflucht kalt hier!" rief e lustig. „Rasch Lederwesten und Pelzzeug anziehen."
Nach fünf Minuten war alles dem nordischen Klinn entsprechend bekleidet. Nagel verließ als erster das Flug zeug. Er trug eine gewickelte Rolle, der er die deutsch Flagge entnahm. Raschen Schrittes eilte er zu einem auf ragenden Felsblock, wo er die Flagge zwischen zwei Stet nen einklemmte. Dann winkte er alle Männer herbei.
„Liebe Kameraden und Mitarbeiter," begann ei „Feierliche Worte liegen mir nicht. Und doch hat diese Augenblick eine gewisse Bedeutung. Ich nehme hierini dieses Neuland, das den Namen Nova Thule erhält, sn unser Vaterland, für Deutschland in Besitz. Da nach den Völkerrecht eine solche Besitzergreifung nur dann zulässb ist, wenn wir eine dauernde Niederlassung hier errichten so teile ich Ihnen mit, daß ich mit denjenigen Männern die sich freiwillig bereiterklären, zunächst den kommender Winter hierbleibcn werde, bis es sich heransgestellt hat ob dieses Neuland tatsächlich den hohen Wert besitzt, dei wir von ihm erhoffen. Und nun: Ein dreimaliges Holl auf unser altes, unvergängliches Deutschland!"
Hell klang der starke Ruf der Männer durch das wett vergessene Nordlandtal.
„Jetzt an die Arbeit!" rief Nagel frisch. „Eingeteil ist bereits. Also Nachsehen der Maschinen, Trinkwassei suchen, während der Rest die nähere Umgebung auskund schäftet. Falls Sie jagdbare Tiere sehen, suchen Sie etwa« zu erlegen. Herr Sanders und ich werden die Platinadei wiederfinden. In drei Stunden treffen wir uns hier."
Als die Mannschaft sich zerstreut hatte, sagte Sanders'
„Wir werden die Platinader nicht finden."
„Warten wir ab," meinte Nagel frohgelaunt. „Ick werde Ihr Erinnerungsvermögen ein wenig unterstützen Vielleicht kommt Ihnen an Ort und Stelle die verlorene Fähigkeit zurück."
(Fortsetzung folgt.)