7. Jahrgang
WISSENSCHAFT - LITERATUR • KUNST
Nummer 55
Ein „Indianisches Lackkabinett“
Im ostasiatischen Kulturkreis sind Lackarbeiten fast allgegenwärtig. Seit Jahrhunderten werden in China und Japan Geräte aller Art aus Holz, Papiermache, Leder und Gewebe mit einer Lackschicht überzogen, weniger, um sie gegen Beschädigungen, wie Witterungseinflüsse oder Wurmfraß, zu schützen, sondern zur Steigerung der Schönheit des Gegenstandes. Das Abendland erhielt erst im 17 Jahrhundert zur Zeit des beginnenden Rokoko, genauere Kenntnis von den mit Lackfarbe bemalten und künstlerisch gestalteten Kästen, Vasen und Schalen, den Spiegeln, deren Rückseite in Lackgrund Einlagen von Gold, Silber, Perlmutter oder Bernstein tragen, von Faltschirmen, Möbeln, Rüstungen und’ Schwertscheiden, ferner von den zahlreichen Lackkabinetten in Tempeln und Palästen, bei denen das leichte Spiel des schwarzen und farbigen Glanzes der Lackmalereien besonders eindrucksvoll wird.
Mit seiner Vorliebe für das Bizarre und Zerbrechliche, seinen Neigungen für feinste seelische Stimmungen entdeckte das Rokoko in diesen kunstvollen östlichen Ladearbeiten, wie zur gleichen Zeit im Farbenspiel des chinesischen Porzellans und der chinesischen Seiden, in der Gestaltung der Papiertapete, der Malerei und Baukunst des Reiches der Mitte, kurz, in dem, was wir als chinesische Kultur bezeichnen, eine Art Stimmungsverwandtschaft. Fürsten und Vornehme bezauberten sich an der materiellen und geistigen Kultur des Ostens, an den blaßen Tönungen der Farben, die sich auf herrlichen Seiden und Porzellanen Geltung verschafft hatten, wie auch an den kostbaren Ladearbeiten. Der Groteskenstil chinesischer Architektur feierte zu dieser Zeit besonders in Deutschland seine Triumphe.
Eine der reizvollsten Schöpfungen im Geiste dieser Zeit mit ihrer Vorliebe für das Exotische war das dem letzten Kriege zum Opfer gefallene „Indianische Lackkabinett“ des Kurfürsten Klemens August von Köln in Schloß Brühl, dem Kurt Röder und Walter Holzhausen eine feinsinnige Monographie widmeten, die unseres Wissens zum ersten Male eine zusammenfassende Darstellung der Kunstübung des Lackierens, die noch im späten Barock sich ausbildete und dann am meisten der Lust am Fremdländischen der Rokokomenschen entgegenkam, bietet. (Das Indianische Lackkabinett des Kurfürsten Klemens August ln Schloß Brühl. Verlag E. Wasmuth, Tübingen 1950, 64 S„ 24 Abb. und 4 Farbtafeln.)
Dieser Kurfürst und Erzbischof, der in der Zeit von 1700 bis 1761 lebte, ließ sich einige Schlösser bauen, darunter Brühl, das „Maison Sans göne“, wo er sich, aller höfischen und weltlichen Etikette ledig, wie ein chinesischer Würdenträger bewegte.
Das von ihm in Schloß Brühl geschaffene „Indianische Kabinett“ enthielt mit seinen
Vögel
Klemens August. Sie zeugen für die Malerei d la chinoise des 18. Jahrhunderts, jenem kapriziösen und geistreichen Mischstil, vermittels dessen der Lackmaler des Rokoko sicher
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Das Herborner Religionsgespräch 1951
feindurchsichtigen Lackmalereien „eine der seltsamsten Dekorationen des 18. Jahrhunderts“. Die ganze Omamentierung der Flächen war, durch eine Zusammenstellung verschiedener Ausschnitte aus großen, kolorierten botanischen Werken, chinesischen Volksdarstellungen, Omamentstichen usw. hergestellt, die vom Fürsten in seinen Mußestunden ausgeschnitten, aufgeklebt und dann zusammen mit der ganzen Täfelung vom Lackierer mit hellem Lack überzogen wurden. Das eigenartige dieser Dekorationen bestand in den großen Blumensträußen auf den Füllungen der Täfelung. Sie waren einem kolorierten Kupferstichwerk entnommen, das von der Hand der Maria Sibylle Merian stammte, einer Tochter des berühmten Darstellers der deutschen
Städteansichten des 30jährigen Krieges, die • rr
auf einer Reise an die Ostküste von Süd- im -DlUlCIlZWClg amerika Insekten und Pflanzen studierte. Kurioserweise erscheinen nun die Merianschen aus dem „Indianischen Lackka- Zeichnungen südamerikanischer Pflanzen in binett" des Kölner Kurfürsten zierlichster Ausschneidearbeit als Randeinfassung der Täfelungsfüllungen des „Indianischen Kabinetts“.
Dieser Wandschmuck füllte indessen nicht die ganze aus Lindenholz gearbeitet gewesene Täfelung, deren weißer Kreidegrund einst durch den Lack spiegelnden Glanz erhalten
hatte. In die zahlreichen Sockelfelder waren zu sein glaubte, eine Märchen- Chinoiserien mit bunten Farben gemalt, die we it ostasiatischer Gestaltung teilweise „chinesische“ Typen zeigen, doch zu schaffen. hin und wieder auch an „indianische“, d. h. indische Motive erinnern. Die närrischen Vögel und stolzierenden Kraniche, die sich jäh durch die Luft werfen und nach Insekten schnappen, erinnern an die Malerei der chinesischen Keramik. Die Blumen- und Vögeldarstellungen, von denen eine die Abbildung zeigt, weisen deutlich auf den Zusammenstoß von Motivgruppen verschiedener Quellen.
So stellt das Lackkabinett, wie Röder-Holzhausen betonen, mit seinem kapriziösen und geistreichen Mischstil auch ein beredtes Zeugnis für den Eklektizismus des Rokoko dar.
Das Kabinett des Kurfürsten wurde zu einem der großartigsten Zeugnisse der Kunst des Lackierens. Sein Zauber, wie auch der der übrigen recht zahlreichen fürstlichen Lachkabinette des 18. Jahrhunderts, besteht in der
vollkommenen Einheitlichkeit, der Einfühlung in der letzten Märzwoche hatten sich in Her- Barth so, daß dieser sich voll verstanden glaub- und Technik des Lackmalens zur Gewinnung born über 70 deutsche und ausländische Theolo- te. Jede Theologie, so führte er aus, die ihren eines „ostasiatisch empfundenen“ Ganzen. Die gen versammelt, um zum erstenmal seit vier Ansatz beim Menschen nehme, sei es in einer Kunst des Lackierens der Walter Holzhausen Jahren auf deutschem Boden mit Karl Barth Uroffenbarung oder einem existentialen Vorver- ir^Anhand P^ähnten Rnrhe eine eehalt- Ins Gespräch zu kommen, das, wie es der Theo- ständnis, ist Theologie des Gesetzes und macht un ,, n nang zum erwah:nten Buche eme ge halt Barthg gemäß i s t, gleichsam ein doppel- den Menschen zum Drehpunkt. Barth wollte mit
volle Studie widmet und die ursprünglich Q esich) - hatte: Es galt einerseits strerfg theo- seiner Umkehrung der üblichen Reihenfolge zei- wohl dem menschlichen Bestreben, vergäng- i 0 gj sc h en Sachfragen, die von Barths Dogma- gen, daß es im Glauben nicht um die Existenz liehen Stoffen künstlich eine größere Dauer- tijj und der neuen vor allem mit dem Namen des Menschen, sondern um Gottes Wohlgefallen haftigkeit zu verleihen, dienen sollte, wan- Bultmann verbundenen theologischen Fragestel- und Ehre geht.
delte sich im Prozeß der Veredelung und Ver- lung herkamen, andererseits den praktisch-poli- iwand hielt die in der lutherischen Theologie vollkommnung zur Kunst an sich und gelang- tischen Auswirkungen des Glaubens, wie sie aus übliche Dreiteilung des Gesetzes für unhaltbar; + P anc h bei uns vom Handwerklichen in die der Verbindung von Christengemeinde und Bür- das Gesetz ist nicht nur zur Destruktion des Atmosphäre schönTerischer ktostleriPcher gergemeinde und aus dem öffentlichen Verant- Menschen gegeben, sondern will den Menschen FrrihSt 6 Schoptensctier ’ künstlerischer W0rtun g SW ; llen dieser Theologie herauswachsen. 2um Mitarbeiter Gottes einbeziehen. Das Han- r reinere. w.-nu p rof Gollwitzer, Bonn, führte durch ein dein im Reich dieser Welt darf nicht sich selbst
Referat über „Schrift und Tradition“ in den er- und seiner sog. Eigengesetzlichkeit überlassen sten, den hermeneutischen Fragenkreis ein. Seine bleiben, sondern steht ebenso unter der Herr-
HAltnrlnr _ pin TTnm^r Af*r Prnco Ausführungen befaßten sich mit dem, was unter Schaft und dem Anruf Gottes wie der Raum
J. will vav-A i- iUSA dem Schlagwort der „Entmytholögisierung“ heute der Kirche. Barth bezeichnete die Theologie, die
die theologische und außertheologische öffent- von dem Menschen unter dem Gesetz ausgehe, Goethe oder irgendwer aus der besseren Ge- bindet ihn mit dem früheren Romantypus Held lichkeit beschäftigt: Wie läßt sich die historisch- als tragische Theologie der norddeutschen Tief- sellschaft um ihn nach Heliodor befragt, wäre und Heldin wandern wie Odysseus durch die kritische Arbeit am Bibeltext mit dem Glauben ebene. Dem wurde allerdings von lutherischer in heiterste Laune geraten beim Nacherzäh- ganze damals bekannte Welt und bestehen die der Gemeinde und der traditionellen Verkün- Seite nicht wenig widersprochen. Wird nicht bei len der vielen Abenteuer der schönen Chariklea, mannigfachsten Proben, die ihnen ägyptische digung verbinden? Er vertrat die Ansicht, daß Barth über seiner Betonung der Einheit von der artemisgleichen Schönheit und der treuen Piraten oder Iranische Könige auferlegen das das Christsein des Historikers diesen erst recht Gesetz und Evangelium aus der Gnade eine bu- Geliebten ihres apollinischen Jünglings Theage- Spiel greift in die griechisch-bürgerliche Sphäre, frei mache für die Sachlichkeit gegenüber dem lige Sache, und aus dem Welttheater ein Spiel »es. Heute muß man schon unter klassischen ins räuberische Hirtenland der Bukolen in das Text, für das rechte Hören auf das Wort und mit einem happy end? Geht es bei Luther nicht Philologen nach einem Kenner des spätgriechi- gefährliche Milieu Ägyptens, es macht mit der seine Absicht mit dem Hörer. Die Vorausset- darum, den ganzen Ernst der menschlichen Versehen Romanes suchen, der, ein Seitenzweig und Priesterschaft des Nillandes, Delphis und Äthio- zung des Stehens in der Kirche ist gleichsam die lorenheit außer Christus zu zeigen, wenn er eine Nachblüte der großen Epen und Tragödien,- piens bekannt und ladet barock im intrigenrei- Klammer, die auch das freie Forschen in der vom Gesetz sprach, und muß nicht Barths Lehre in der Wissenschaft der exakten Forschung sich chen Orient aus. Kenner der Kriegsgeschichte Schrift umgibt und umgeben muß: andernfalls schließlich notwendig in der Lehre von der Wie- nie großer Gunst erfreute. Sagen wir zuviel, werden sich an der Schlacht der Panzerreiter wird der Historiker die über das Wort hinaus- derbringung aller Dinge enden? Man nahm wenn wir Otto Weinreichs fulminantes bei der Belagerung von Syene erfreuen. Alle weisende Transzendenz als unkontrollierbar und Barth seine monistische Position durchaus nicht Nachwort zu dem in der „Bibliothek der Alten Weisen der erotischen Verführung tauchen auf in Konkurrenz mit anderen Transzendenzansprü- einfach ab.
Welt“ erschienenen Roman „Aithiopika“ (Artemis und lassen die Reinheit des Hauptpaares um so chen befindlich ablehnen.
Verlag Zürich) fast wie eine Wiederentdeckung herrlicher erstrahlen. Wenn auch Barth sich von Bultmann deutlich
gen die e E^aSeute J d^ e FraS> ai lfe S antwirteif I wies?e Für Weinreichs überlegene Deutung, die das abgrenzte, weil er in ihm den letzten Ausläu- wollen für rlpn ophildptpJPr Gelehrte, Trockene, aber auch das Humorvolle fer der von Schleiermacher herkommenden sub-
le iU ät e e " ™und Fabulierende richtig einschätzt, zeugt am jektivistischen Tradition in der Theologie sieht, wissen oes Mensenen um seine r-nunen-
land der Snäfantikp 2 eesrhenkt 1 mmvlpn^dlp 3 !«!« besten seine deutliche Ablehnung der überreli- so lehnte er es ebenso deutlich ab, daß er für keit und Geschopflichkeit ausgehen, °. hn ® “ f”' ni^t nur pfn KPnnpf Än enndprn glösen Bewertung des griechischen Romans durch einen naiven Biblizismus und Fundamentalismus § en ’ woher das alles gewußt wird, nimmt Barth
nicht nur ein Kenner ersten Ranges, sondern Kerönyi, als ob man nun die offensichtliche Un- in Anspruch genommen werde. Man solle sich seinen Ansatz in der Mitte der Bibel: Wer den
terhaltungsabsicht der griechischen Romanschrei- nicht durch die Front von rechts ins Bockshorn Menschen als Schöpfung Gottes entdeckt hat. ber einfach beiseite schieben könnte und so tun, jagen lassen. Bultmann sei ein notwendiger Hecht hat damit auch Himmel und Erde ais ij - _ . . , . . . , als handele es sich bei der Mischung von Aben- im Karpfenteich. Alle diejenigen, die von Barth schöpfe Gottes entdeckt. Die Schöpfung ist Gnade
Es ist doch so, daß jede Übersetzung antiker teuer, Liebe und religiösem Ernst um eleusi- ein offizielles Verdikt gegen Bultmann, gar die und gehört zur Durchführung des Gnadenbun- Literatur, will sie uns anspredien und modern nische Mysterien und Allegorien des leidenden Forderung einer Exkommunikation erwartet hat- das G . ot ! es; insofern ist die Schöpfung etw as mittelbare Eindrücke hinterläßt. und sterbenden Gottes. Keineswegs. In luciden ten, mußten enttäuscht sein und fanden in Barth Historisches, und es hat keinen Sinn, von einem or * ginalen Untersuchungen stellt Weinreich zwar den reli- keinen Kronzeugen für eine offizielle Verdam- „Schopfungsmythos zu reden. Es ergibt sich Bedeutung zu verstehen, sein Gewicht abmessen giösen Charakter des Romans heraus, er betont mung Bultmanns. Daß Barth selbst über seine hier aus ein ganz neues Verständnis d
™ d w!upp ^phpp^p^ Yn^i^ 16 / 1 Stan ?. begre , lf ? n die Haupttendenz, das Walten der Götter über frühere dialektische Position hinausgewachsen Menscheu Dieser besitzt die Gottebenbildlidi- mns Übersetzungdie Einfuh- a ilen Wirrungen, Irrungen und Prüfungen, aber ist, ging aus seinem Verständnis der Auferste- keit mcht als natürlichen Wesensbestand, sen-
lPhrtP rip^ r hPp\p rU pwip? a !Latp ine „ Du i zend Ge ? er sieht auch, daß bei Heliodor die Götternamen hung hervor. Diese sieht er als eindeutiges, un- wip^lnpn PopVhp 7 S= t8 w* 1S i? ei1 Tex * „austauschbar“ sind und gleichsam ethnisch dif- paradoxes und undialektisches Faktum, alstheo-
w!diüg sein G für h die d Fortwtrkun^der * eren ? t ierte Aspekte derselben Gottesidee darstel- logisches Axiom und einzig legitime Form des
aber entscheiden die begehrlichen und staunen- ^ die man ' ruhig christlich deuten kann. Voryerständtasses an als Jheophanie und ob- ^ ^ ^ ^ gew;dlt . ges Wort zu
den Laien. In einem letzten Abschnitt schildert Weinreich wihtrpn ^rth^onnontarten an die- der heute viel diskutierten Frage nach der Neu-
So danken wir Otto Weinreich für sein Nach- d a « P Wirk , U f f ? u < | e9 g“ 3 und man 9taur l t ’ fe? Stelle i^ Namm ihres früheren Meisters begründung des Menschenbildes gesprochen: Er wort zu_ dem umfangreichsten Roman, der dank ™ gegen den ‘ heu“ Äenlehrer^ Ist dieses stritt. einen christlichen Humanismus der sei-
Der dritte Tag war dem Fragenkreis um Barths Schöpfungslehre gewidmet. Prof. O. W e- b e r, Göttingen, führte hier ein. Während die meisten Schöpfungstheologien von einem natürlichen Wissen des Menschen um seine Endlich-
auch ein Schriftsteller, wie ihn sich vielleicht Nietzsche gewünscht hat, in edler Arbeit errichtet hat.
dern nur in der Relation zu Gott, als „analo- gia relationis“, nicht als „analogia entis“. Die von Gott her begründete Partnerschaft des Menschen zu Gott macht seine Gottebenbildlichkeit
«si, sau venassei, uei synsene r-nesier des ne- . - * “ ,-- ...— ,.- ■ - - - --
lios, sei einer der ersten Bischöfe des sich über i p? 6 ’ auI die Nadl Seborenen ein letzter, spä- Der Verhandlungsgegenstand des zweiten Ta- wonnen wird. Aus dieser Glaubensanalogie ist
das ganze Imperium rasch ausbreitenden Chri- GIai } z v °n heliodorisch-äthiopischer Fabulier- ges war der Fragenkreis um Evangelium und kein Übergang in eine Seinsanalogie möglich,
stentums gewesen, denn seine Fabeln von dem KUnst uBer e ‘ n Liebespaar ausgestrahlt ist. E. M. Gesetz. Prof. Iwand. Göttingen, interpretierte wie manche hoffen, denn die Beziehung zu Chri
stus—Mensch ist unumkehrbar, und es ist der in Christus offenbarte Gott, in dem der Mensch
Die Botschaft Tesu au f seine Mitmenschlichkeit hat.
J So wenig die Kirche aus sich selbst bestehen
kann, sondern von ihrer Verbundenheit mit
ätherischen Liebespaar und vor allem sein keuscher männlicher Held lassen sich ohne Not und bloß mit ein bißchen origenlstischer Allegorese leicht in tugendhafte Christen umdeuten, wie sie dem Geschmack des dritten nachchristlichen Jahrhunderts in allen Kreisen, neupythagoräi- «chen und christlichen, genehm sein konnten.
Weinreich legt die Entstehung des Romans
Helmut T hielicke, „Die Bergpredigt", Quell-Verlag, Stuttgart 1950 (2. Auflage).
Wer das vorliegende Werk Thielickes liest,
entgegen den Datierungen seiner philologischen empfindet etwas von der Vollmacht und Gewalt' Vorgänger ins 3. Jahrhundert und begründet sein die das Volk am Ende der Rede Jesu zum Ent-
von Moralpredigten und Gesetz, sondern um den Christus lebt, ebensowenig kann sie für sich allein wahren Gehalt der Botschaft Jesu, um Revolution bleiben, sondern muß „Kirche für die Welt“ gegen die egozentrische Grundhaltung des mensch- werden. Die Anwesenheit der Freunde aus der liehen Wesens. Aus den Stellen der Bergpredigt, Ökumene drängte die Frage auf, ob die Ent- die dem Empfinden des modernen Menschen an- Scheidungen im Raum der deutschen Kirche
frühes Ansetzen mit einer sorgfältigen Analyse, setzen brachte. Die bekannte seelsorgerliche Kraft stößig erscheinen, werden scharfe Anklagen gegen nicht zugleich ökumenische Entscheidungen sein Von seinen Brüdern gleicher Gattung und frühe- seiner Art der Verkündigung kommt auch in die dämonisierte Weltordnung, die das Handeln müßten, also solche, in denen die Mitkirchlich- ren Versuchen, die nur lückenhaft auf uns ge- diesen Vortragen wieder deutlich zum Vorschein, der Menschen miteinander vergiftet. Die „Berg- keit der deutschen Kirche mit den anderen Kir- kommen sind, unterscheidet sich der Roman Nicht jedem Prediger ist es gegeben, das Wort predigt“ entdeckt den tiefsten Grund dieses Miß- chen in der Ökumene sichtbar werden müßte, durch die aufs höchste gesteigerte Manier einer der Bibel so in die Gegenwart zu stellen, daß es Verhältnisses der Menschen untereinander; er Barth vertrat die Meinung es sollten die kunstvollen mehrsträngigen Handlungsführung auch den kirchenfernen Kreisen nahe gebracht liegt in der Flucht des Menschen vor der Existenz Fragen aus der Ökumene die deutsche Kirche lm Sinne von „vielen Liebschaften, Abenteuern und deutlich gemacht wird. Thielicke versteht es, Gottes. So spricht das Werk Thielickes in die nicht allzusehr bedrängen, denn die Mitkirchen und weiten Reisen“ und vor allem durch sein die geheimen inneren Nöte des modernen Men- heutige Situation hinein in seiner aktuellen existieren in verschiedenen Räumen und mit humanes Finale: der Verdammung der erwarte- sehen aufzudecken. Er tut es aber nicht, um die Sprache offen und realistisch. Für jeden, der auf- verschiedenen Problemen
tan Menschenopfer und der Glorifizierung eines Dekadenz des heutigen Menschen anzuprangern, richtig um Erneuerung des Verhältnisses von Das Beglückende an dieser Tagung war,- daß
v,- . sondern um eine Art psychotherapeutischer Heil- Mensch zu Mensch ringt und für alle, die nach sachlicher Gegensatz und geistlicher Konsensus
an die g Ltabesna?re Homerf Hit 3uf a ^?uüben Man merkt es den der Botschaft des Christentums für unsere Zeit zusammen möglich war. So wurde im Incognito
einem HentS Vorträgen an: Es geht hier nicht um dialektische suchen und fragen, wird das Werk Thielickes eine der Fragen und der Widersprüche doch der
einem Heno heismus synkretistischer Art ver- Theologie oder eine christliche Ethik im Sinne bedeutsame Hilfe sein. Lic. H. E. Dank gegen Barth hörbar. D Dr. H. H. Schrey