NUMMER 37

MITTWOCH, 7. MÄRZ 1951

Land wider Willen

Niedersachsen Union aus Verlegenheit / Oldenburg wünscht Autonomie

G. W. Man ist versucht, Niedersachsen von allen deutschen Ländern das friedlichste zu nennen Man hört verhältnismäßig wenig von Ihm, fast zu wenig. Parlamentsstürme, wie sie sich anderswo ereignen, und erregtes Partei­gezänk über oft reichlich belanglose Dinge Schemen der niedersächsischen Bedächtigkeit zuwiderzulaufen Regierungskrisen hat es zwar eine ganze Reihe gegeben, doch am Ende steht Hinrich Kopf, der erste Ministerpräsident des Landes immer noch an der Spitze der nach dem Ausscheiden der CDU freilich ein wenig klein gewordenen Regierung einer auf die Duldung durch die acht Kommunisten angewiesenen Minderheitsregierung.

Von einemLand wider Willen hat man gesprochen. Selbst sein Name entstand aus einer Verlegenheit Der Kern des heutigen niedersächsischen Gebiets hieß einmal Sach­sen; durch dm askani ;chen Herzöge ist er ah die Oberelbe nach Dresden gewandert und so war Niedersachsen, ais es sich wieder auf Ihn besann, zu einem unterscheidenden Zu­satz genötigt. Das war freilich schon 1502. Aber das Land Niedersachsen gibt es erst seit dem Ende des Hitlerstaates, sozusa­gen als Zwangsauflage der Besatzungsmacht. Freiwillig hätten sich die Länder Braun­schweig. Oldenburg und Schaumburg-Lippe niemals an die ehemalige preußische Provinz Hannover angeschlossen, und so darf man sich nicht wundem, daß die Bestandteile des jun­gen Staates auch heute noch auseinander streben

Am aktivsten in dieser Richtung ist Olden­burg, wo sich 20 Prozent der Wahlberechtig­ten in die Listen für ein die Selbständigkeit des Landes forderndes Volksbegehren unter der DeviseLos von Hannover! eingetragen haben Dabei wären für das endgültige Volks­begehren nur 10 Prozent nötig. Aber auch das weniger radikale Braunschweig, das sich seit Bismarck und dessen Abneigung gegen die Welfen von Hannover an die Wand gedrängt fühlt, erstrebt weitgehende Selbstverwaltung auf kulturellem, wirtschaftlichem und ver­kehrspolitischem Gebiet

Unter diesen Voraussetzungen, den Gedan­ken eines noch größeren, Schleswig-Holstein,

Hamburg und Bremen umfassendenNord- West-Staates in die Debatte zu werfen, wie es der Bundesfinanzminister tat, erscheint müßig und liefert nur Stoff zu endlosen Dis­kussionen ohne praktischen Wert

Länderzentralismus wirft man der Re­gierung in Hannover vor. Schuld daran ist daß ihr nach 1945 nicht nur die Aufgaben der Landesregierung, sondern infolge des Zer­falls Preußens zugleich die der provinziellen Selbstverwaltung zufielen. Land und Provinz sind m Niedersachsen eins, die Selbstverwal­tung in der Ebene über den Kreisen ist ver­schwunden. Die hier entstandene Lücke hat die Forderung nach Schaffung neuer Provin­zial- oder Landschaftsverbände entstehen lassen Eine Gliederung in die drei Land­schaften Oldenburg-Osnabrück-Aurich, Han- nover-Stade-Lüneburg und Braunschweig- Hildesheim erscheint das Gegebene.

Die Bedächtigkeit die die niedersächsische Politik seit 1945 kennzeichnet wird noch an einem anderen Fragenkomlex deutlich: Nie­dersachsen hat als einziges der 11 Länder der Bundesrepublik noch immer keine Verfas­sung. So schnell vor allem die süddeutschen

Länder sich ein Grundgesetz schufen, so lange läßt man sich in Hannover damit Ze'it. Seit­dem Ministerpräsident Kopf im Sommer 1947 den ersten Entwurf einer Verfassung nieder­schrieb war dieser Entwurf mancherlei Wand­lungen unterworfen. In der Form, in der er jetzt verabschiedet werden soll, ist er ein merkwürdiges Dokument: Ein Mißtrauens­votum kennt sie nicht, die einmal berufene Regierung amtiert vielmehr füfr die ganze Dauer der Wahlperiode. Der Landtag könnte sich, um die Regierung zu stürzen, allenfalls selbst auflösen, doch auch das nur mit ab­soluter Mehrheit. Entmachtet sich aber je­mand selbst, der einem anderen die Macht nehmen will? Faßte der Landtag dennoch den selbstmörderischen Beschluß, so bliebe die Regierung immer noch weiter im Amt bis zum Tage des Zusammentritts des neugewähl­ten Landtages Und auch der könnte die Re­gierung nur beseitigen, wenn er wieder mit absoluter Mehrheit einen anderen Mi­nisterpräsidenten zu wählen in der Lage wäre Andernfalls hätte er sich zum zweiten Male als aufgelöst zu betrachten und die Prozedur begänne von neuem, während im­mer noch die unbeliebt gewordene Regierung frisch-fröhlich amtierte Das niedersächsische Parlament sollte sich sehr ernstlich überle­gen ob es aus Furcht vor den Fehlern der Vergangenheit seiner Regierung eine derar­tig starke Stellung gehen will.

B schof Dibeäfus fand Gehör

Seine Vorträge hintcriießen in Großbritannien tiefen Eindruck

Dr. Sch. LONDON im März' Die Verbindungen zwischen den Völkern, auch die politischen Verbindungen gehen heutzutage durchaus nicht nur auf den poli­tischen Wegen. Die Verbindungen der Kirchen untereinander ist eine durchaus reale Die Kirchen haben durch die bitteren Erfahrungen der letzten Jahrzehnte erfahren daß Politik auch sie angeht und daß sie irgendwie dazu Stellung beziehen müssen, auch und gerade als Christen Und so hat in vielen Kreisen heute der Zürcher Professor Emil Brunner und der Berliner Bischof Dibelius mehr Ge­hör, als es ein Politiker hätte, selbst wenn er zu denselben Schlüssen kommt.

Als Bischof Dibelius in London in der

Umsturzpläne in Teheran aufgedeckt

Verschwörung gegen Schah und Regierung

dsi. ANKARA. In türkischen, englischeil und amerikanichen diplomatischen Kreisen Ankaras liegen nunmehr aus absolut zuver­lässigen Quellen Informationen vorj die be­stätigen, daß in Teheran eine Verschwöruhg aufgedeckt worden ist. deren Ziel der Sturz der Regierung und des Schahs war. Es ist der persischen Geheimpolizei, unterstützt durch die britischen und amerikanischen Nachrichten­dienste. gelungen, dem Komplott so rechtzei­tig auf die Spur zu kommen, daß der Um- sturt im Keim erstickt werden konnte. Die Verschwörer hatten geplant, ihre Absichten zu verwirklichen, während der Schah mit sei­ner jungen Gattin in den Bergen in der Nähe von Teheran seine Flitterwochen verlebte und dem Skisport huldigte.

Schon während der Hochzeitsfeierlichkeiten war es bekanntlich im Palast von Teheran zu Zwischenfällen gekommen, als statt der gela­denen 3000 Gäste deren 6000 erschienen und eine polizeiliche Kontrolle und Überwachung der erschienenen Personen zu einer Unmög­lichkeit wurde. Auf Anraten der persischen Geheimpolizei mußte sich der Schah gleich zu Beginn der eigentlichen Feier aus den Fest­sälen zurückziehen, weil nicht mehr die ge­ringste Möglichkeit bestand, für seine Sicher­heit zu garantieren Man befürchtete schon während der Hochzeitsfeierlichkeit einen An­schlag.

Der Rücktritt verschiedener Mitglieder des kaiserlichen Haushaltes der sofort im An­schluß, an die Feierlichkeiten erfolgte, ist nicht nur die Konsequenz des Erscheinens ungebetener Gäste, sondern die persische Pol'zei vermutet, daß die Putschisten Mittel und Wege fanden, Mitglieder des Hofes in den inneren Kreis der Verschwörung hinein­zuziehen. Insgesamt wurden in Persien im Zusammenhang mit der Aufdeckung dieses Putsches 417 Personen verhaftet.

Während die ersten Informationen, das beißt die halbamtlichen Verlautbarungen, be­sagten; es handle sich um einen kommunisti­schen Putschversuch, lauteten die jetzt vor­liegendein , Informationen anders. Danach scheint es fast sicher zu sein, daß extreme persische Rechtskreise, die z. B. auch gegen die englischen und amerikanischen Ölkonzes­sionen energisch Front machen und eine Na­tionalisierung der Ölförderung verlangen, sich mit linksextremen Kreisen zusammengeschlos­sen haben, soweit diese den nationalen per­sischen Interessen zu entsprechen bereit waren.

Die beschlagnahmten Waffen sind teils ame­rikanischer und teils russischer Herkunft. Nach vorliegenden Auskünften scheint eine direkte weitere Gefahr nicht zu bestehen, so daß der Schah jetzt von seinem zuletzt sehr unfreiwilligen Ski-Aufenthalt in den Bergen wieder nach Teheran zurückkehren kann

großen Methodistenkirche der Central-Hall (in der auch die erste Sitzung der UNO ge­tagt hatte) zu einer ganz anderen Hörer­schaft, als man sie sonst zu Vorträgen gewöhnt ist seine Rede begann:Liebe Brüder und Schwestern ging einem unwillkürlich durch den Kopf, daß es wohl undenkbar sei. daß Bevin zu einer deutschen Hörerschaft diese bedeutsamen Worte sagen könnte oder Aden­auer in England Und diese Brüder und Schwe­stern nahmen von Bischof Dibebus ihrerseits vieles an was sie von einem Politiker nicht angenommen hätten: Sie ließen sich von ihm, dem Deutschen, der mitten- im Kampf und im Leiden steht sagen, daß es unrecht sei, einen Angriffskrieg zu führen, wie treffend auch immer die Gründe dafür sprechen mögen, daß derjenige, der den ersten Schuß abfeuere, sich gegen Gott und die Men­schen versündige. Daß die Vorbereitungen zur Verteidigung niemanden dazu bringen dürf­ten sich an den Gedanken eines-Krieges zu gewöhnen, aber däß allerdmgs jeder das Recht habe, zu seiner eigenen Verteidigung und sich mit anderen dafür zusammenzutun

Der Christ könne drei Dinge zur Erhaltung des Friedens tun: Man dürfe den Krieg nicht für unvermeidlich halten, seiner Regierung helfen, die Landesverteidigung durchzuführen und der Völkerverständigung, dienen. Niemals dürfe man nur für sein eigenes Land seine Haltung durchdenken und entscheiden, son­dern als Christ müsse man für alle Menschen mitdenken. Gott habe den Menschen geschaf­fen, daß er sich die D i n g e, untertan mache, nicht aber die Menschen, Wenn also ein Volk die Absicht vertrete, daß Gewalt angewendet werden müsse, um das Wohl des eigenen Volkes zu verbessern, d a nn sei ein solches Unterfangen gegen Gott und der Christ dürfe sich ihm widersetzen.

Viele ernste Christen in England sind ln die­sen Punkten erfüllt von Zweifeln. Wenn also ein Christ aus einem so bedrohten Landstrich kommt wie Bischof Dibelius. der, wie er es von jedem Berliner sagte,morgens mit diesen Problemen aufsteht und abends mit ihnen ins Bett geht, dann bedeuten diese Worte etwas für die englischen Christen. Denn sie spürten, daß hier die Früchte des Denkens eines zutiefst ernsten, bemühten Mannes aus­gebreitet wurden, der über dem Parteigezänk des Tages stand und sich prüfte, den Willen Gottes zu erfahren, so wie er für diese Zeit

Opiumschmugeier angeklagt

New YorkHauptumschlagplatz

NEW YORK. Seit Montag wird von einem New Yorker Gerichtshof gegen eine inter­nationale Rauschgiftschmuggelbande verhan­delt 21 Personen sind der illegalen Einfuhr von Opium und seiner Verarbeitunß zu He­roin angeklagt.

Nach einer Mitteilung des amerikamsenen Staatsanwalts wurde aus der Türkei und Griechenland das rohe Opium nach Mexiko geschickt und von dort in Privatflugzeugen oder in Benzintanks von Personen- und Last­kraftwagen über die Grenzen der Vereinigten Staaten geschmuggelt Von New York aus, demHauptumschlagplatz, wurde das Opium auf illegale Laboratorien, die über das ganze Gebiet der USA verstreut waren, verteilt, wo es zu der eigentlichenWare, dem Heroin, umgewandelt wurde.

Bequemeres Reisen im Sommer

FRANKFURT. Die Bundesbahn läßt gegen­wärtig eine Reihe von neuen Personenwagen zweiter und dritter Klasse bauen, die noch im Sommer dieses Jahres eingesetzt werden sol­len. Die neuen Wagen weichen in vieler Hin­sicht von den herkömmlichen ab: Sie sind be­quemer, vier Meter länger und einige Tonnen leichter als die bisherigen Konstruktionen. Für die neuen Wagen sind die Eingänge in der Mitte des Wagens charakteristisch. Die 82 Sitzplätze sind auch in der 3. Klasse durch­weg gepolstert Die Temperatur im Wagen wird durch eine neuartige Dampfheizung mit Klappeneinrichter reguliert. Eine geräusch­dämpfende Konstruktion der Außenwände und des. .Wagenfußbodens sorgen für größere Ruhe.

Für Regelung des Jagdwesens

MÜNCHEN. DieSchutzgemeinschaft deut­sches Wild, die am Samstag im bayerischen Landtag in München tagte, foiderte in einer einstimmig angenommenen Resolution eine den deutschen G°setzen entsprechende Neu­regelung des Jagdwesens zur Schonung des deutschen Wildbestandes.

Der Präsident der internationalen Union für Naturschutz, Dr. B e r n a r d (Brüssel), er­klärte, daß über die Landesgrenzen hinweg alte Kräfte zum Schutz der freilebenden Na­tur eingesetzt werden müssen. Der nieder­sächsische Ministerpräsident Kopf, der selbst ein passionierter Jäger ist, verlangte für das deutsche Wild die deutsche Hoheit.

und für diese Situation anwendbar sei. Die Engländer staunten, wie Bischof Dibe­lius erzählte daß er auf der einen Seite de9 Potsdamer Platzes eine Zeitung kaufe, und im westlichen Sektor genau das über die Rus­sen hörte, was er vorher, auf der östlichen Seite des Platzes, in einer Zeitung' über den Westen gelesen hatte. DieserEiserne Vor­hang auch im Geistigen beginne schon seine Folgen zu zeitigen.. Man spreche bereits ver­schiedene Sprachen:Man versteht sich n : cht mehr und schließlich beginnt man zu glauben, daß die eigene Seite von Engeln, die andere aber von Teufeln bewohnt sei. Aus die­sem Haß kann sich die Bereitschaft zum Kriege entwickeln. Aber die Kirche kann hier wir­ken.Geistige Kraft kann den Eisernen VoiS hang durchbrechen, selbst wenn die Menschen sie zu ersticken versuchen.

Die Christen dürften aber nicht negativ oder nur vage sein:Wir wollen den Frieden. Aber wir wissen nicht, wie er aussehen soll. Es ist ja nicht schwer zu sagen, was wir meinen Wir wollen die Güter dieser Erde, die Gott uns gab entwickeln, aber so. daß der Mensch frei bleibt.

Schon bei feinem Vortrag in Chatam House, demKöniglichen Institut für Auswärtige Angelegenheiten hatte Bischof Dibelius gro­ßen Eindruck gemacht. In der Central-Hall wurde sein Vortrag begeistert aufgenommen.

Der Ktokus blüht

Zu den ersten und schönsten Frühlingsblu­men unserer Gärten gehört der Krokus, der heute in zahllosen Formen und Kreuzungen kultiviert wird und eine der ältesten Kultur­pflanzen ist. Längst, bevor er durch die Ara­ber in Spanien und durch Kreuzfahrer im 12. oder 13 Jahrh. im nördlichen Europa zu allge­meinem Gebrauch gekommen ist, diente er im Orient im Altertum auch im südlichen Europa zum Färben der Gewänder und Schu­he. als Gewürz und zur Bereitung wohlrie­chender Salben. Darauf deutet schon sein deutscher Name Safran (mittelhochdeutsch saffrän), der sich vom arabischen za farän = gelb färben herleitet Die botanische Bezeich­nung Crocus bezieht sich auf die fadenförmi­gen Narben (Kroke. althochdeutsch chruogo, kruago = Faden), die den würzigen heilkräfti­gen, gelben Farbstoff enthalten. Sein Preis war ein sehr hoher; denn erst 20 000 Narben liefern etwa ein Pfund Safran, dessen Ge­brauch zur Würze der Speisen und Backwerke das Mittelalter überdauert und sich auf dem Lande noch hier und da bis in unsere Zeiten erhalten hat. Im Altertum wurde der echte Safran (Crocus sativus) feldmäßig angebaut: trieben doch die Phönizier und Venetianer einen lebhaften Handel mit Safran, dessen Verfälschung im 14. und 15 Jahrhundert in Deutschland und der Schweiz bei Todes­strafe verboten war. So ist am Jakobstag 1449 in Nürnberg der Händler Jobst Friedens­korn. der mit gefälschtem Safran handelte, verbrannt worden.

Die herrliche Krokuswiese am Zavelstein mag auf das Safrangärtlein einer klugen Römerfrau zurückgehen, wie es unser Lands­mann Scheffel in einem Gedicht so anschau­lich schildert:

Saft den Süpplein ihrer Küche, Herzarznei für böse Sucht,

Dunkler Locken Wohlgerüche Zog sie aus der edlen Frucht.

Zur römischen Kaiserzeit wurde der Safran ebenso sinnlos verschwendet wie Rosen und Veilchen'. Mit Safranwasser wurden die Zu­schauer im Theater besprengt, in Safranwas­ser badete Kaiser Heliogabal (218222) und auf Safrankissen saß er mit seinen Gästen bei der Mahlzeit. Von Plinius wissen wir, daß die Römer den Safran in Wein gaben und ihre Schläfen mit Krokuskränzen umwanden, um bei den Gastmählern nicht trunken zu werden. Der Safran war die Lieb­lingsblume der Demeter und zahlreiche Sa­gen berichten von einem schönen Jüngling, der von den Göttern in die Krokusblume ver­wandelt wurde Nach Homer trägt Eos. die Göttin der Morgenröte, ein safranfarbiges Ge­wand und den ersten Christen versinnbild­lichte der Safran die Liebe Gottes

Wenngleich der Safran eine alte Kultur­pflanze ist und in einer weißblühenden Form (Crocus vernus oder albiflorus) in unseren Alpenländern die aperen Wiesen der Wald­region bis in Höhen von 2600 Meter mit Tau­senden seiner Blütenkelche schmückt, so fand er doch erst zu Beginn des 17 Jahrhunderts Eingang in unsere Gärten: 1605 wurde der Goldsafran (C susianus) aus Kleinasien ein­geführt; 1629 der schottische Safran (C. bi- florus) mit seinen weißen, violett gestreiften Blüten von der Krim. Aber schon um 1700 waren zahlreiche Abarten bekannt. Neben der rein violetten Form (C. heuffelianus). die in Europa beheimatet ist und in Schlesien bei Schreiberhau und Groß-Herlitz wild wächst, wurde eine hell violette fast weiße Form (C- versicolor) erst 1829 in Kultur genommen. An­dere Gartenformen stammen aus Südrußland und Vorderasien (C. speciosus), Griechenland (C. Sieberi), Dalmatien (C Thomasianus) und Italien (C. Imperatli). Kreuzungen unter all diesen Arten zauberten neue Formen mit üp­pigem Wachstum und den herrlichsten Far­benabstufungen hervor, die eine besondere Zierde unserer Gärten bilden. Da im Mittel­

meergebiet, in Südrußland und Vorderasien mehr als 60 verschiedene Arten leben dar­unter auch viele Herbstblüher. müssen wir annehm^u, daß die Pflanze dem mediterranen Element der Alpenflora angehört und aus dem Süden in den ganzen Gebirgsbogen von den Pyrenäen bis zum Balkan eingewandert ist. Aber wo immer sie auch blüht, überall be­grüßen wir im Frühjahr ihr Erscheinen mit Freude, verkündet sie doch die Zeit der er­wachenden Natur W M.

Düsseldorfer Theaterkrise vor einer Lösung?

Die Theaterkrise in Düsseldorf, die durch das beabsichtigte Ausscheiden des Generalintendan­ten Gustaf Gründgens und seines Ensembles ent­stand, ist weitgehend gelöst worden. Dem Düs­seldorfer Schauspielhaus werden jetzt größere finanzielle Mittel und seinem Intendanten größere künstlerische Freiheiten gewährt wer­den. Zu diesem Zweck sollen die Stadt Düssel­dorf, die Landesregierung, dieGesellschaft der Freunde des Düsseldorfer Schauspiels und der DGB-Landesbezirk eine GmbH als neue Träge­rin des Schauspielhauses gründen Gründgens hat am Montag entsprechende Vorschläge von der Landesregierung erhalten Der Kulturreferent des DGB, Otto Burmeister, der als Vertreter des Landesbezirks an den Verhandlungen über die Bildung der neuen GmbH, teilnahm, erklärte, die Neuregelung entspreche weitgehend den Wün­schen Gründgens. Der FDP.-Fraktionsvorsitzende im Landtag von Nordrhein-Westfalen, Dr. Fried­rich Middelhauve, hat den ersten Schritt zur Lö­sung der Theaterkrise unternommen In einer Besprechung mit Gründgens, einigen Industriel­len und Bankiers der Stadt und mit dem Ober­bürgermeister habe sich Gründgens grundsätzlich bereit erklärt, in Düsseldorf zu bleiben, falls der Plan verwirklicht werde.

Kulturelle Nachrichten

Die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (Spio) arbeitet zurzeit an einem Memorandum, mit dem sie zur Diskussion um eine Reorga­

nisation der freiwilligen Fllm- selbstkontrolle Stellung nehmen will. Mit dem Memorandum wird jeder Anspruch zurück­gewiesen werden, der von der Filmwirtschaft als unvereinbar mit dem Sinn und Zweck dieser frei­willigen Institution angesehen wird

Max Melis dramatische DichtungDer Nibe­lungen Not liegt jetzt beim Otto Müller Verlag, Salzburg, im Druck vor Die dreibändige Gesamt­ausgabe der Werke des österreichischen Lyrikers Georg Trakl wird durch die zweite vermehrte Auflage des BandesAus goldenem Kelch (Ju­genddichtungen) vervollständigt, die der gleiche Verlag herausgibt. Der zweite Band des Werkes Geist und Geschichte vom deutschen Humanis­mus bis zur Gegenwart von Heinrich Ritter von S r b i k, dem vor kurzem, verstorbenen öster­reichischen Historiker, wird" noch im Laufe dieses Jahres erscheinen.

Für aen Büchprtrpunci

Friedrich H a r t g e r Rufe über dem Moor. Ein Buch vom Elch. Karl Schünemann Bre­men 804 S. 6.80 DM

Dem in Ostpreußen nun leider fast ausgerot­teten Elch setzt dieses Buch ein Denkmal. Die Le­bensgeschichte des Elchbullen Breitstirn wird hier fesselnd erzählt, ein Hochgesang auf eines der letzten Urtiere Europas

Ottmar Billiler steuerrecht, 1. Band, All­gemeines Steuerrecht. Betriebswirtschaftlicher Verlas Dr Th. Gabler. Wiesbaden. 1951 412 S.

Es ist nicht einfach, zu einer Zeit, in der das Steuerrecht und alle mit ihm zusammenhängenden Fragen noch im Fluß sind, das Deutsche Steuer­recht systematisch darzustellen. Der 1 Band des Steuerrechtes (der 2 noch nicht erschienene Band behandelt die Einzelsteuern), von dem Köl­ner Professor Bühler bearbeitet, führt zunächst allgemein in die Steuerlehre ein und vermittelt die Grundbegriffe und Einteilung der Steuern sowie die Rechtsquellen des Steuerrechtes. Sehr interessant und in dieser Form neuartig ist die Behandlung des materiellen Steuerrechtes, wo­bei vor allem die betriebswirtschaftliche Seite sowie die privatrechtliche Seite der Steuern ein­gehend behandelt werden