NUMMER 36

AUS ALLER WELT

MONTAG, 5. MÄRZ1951

freue Methode der Kriminalisten

Verbrecherjagd mit dem Bio^ramm

Nur ein Ziel: den Täter fangen / Jeder hat ei ne bestimmte Technik / Der vollkommenste S teckbrief ist heute möglich

Seit der zweite Weltkrieg zu Ende ging, haben sich die Kriminologen, die Fachleute der Kri­minalwissenschaft, häufiger getroffen denn je zuvor. Man war sich schon während des Krieges darüber im klaren, daß durch die Verwirrung der Gemüter in einem Völkermorden das mora­lische Gleichgewicht erschüttert würde. Und es war auch so: die Zahl der Verbrechen nahm zu. Es war erforderlich, eine besondere Technik zu entwickeln, die es gestattet, den Übeltätern im Kreise der menschlichen Gesellschaft beizukommen.

Auch die Kriminologen, die in diesen Tagen in Paris zusammentreten, um wichtige gehei­me Beschlüsse zu fassen, mußten gestehen, daß allen neuesten Bekämpfungsmethoden zum Trotz das Verbrechen weiter im Anwach­sen ist. So hat man wichtige neue Waffen geschmiedet, die es den Kriminalisten der gan­zen Welt ermöglichen sollen, rasch zugreifen zu können, unfehlbar den Täter zu stellen, wenn er erst einmal sich in die Maschen des Gesetzes verstrickt hat und nachher wieder rückfällig wurde Man schuf zu diesem Zweck das sog. Biogramm Ein Biogramm spricht nicht nur von der Haarfarbe und der Augen­farbe, von der Größe und der Nasenform Ein Biogramm gibt den Kriminalisten alle erfor­derlichen charakteristischen Angaben, die man benötigt, um ein Indiv'duum nicht nur unter körperlichen, unter physiologischen Gesichts­punkten zu stellen, sondern auch seelisch fest­zulegen.

Nur nebenbei sei erwähnt, daß das Bio­gramm die Aderzeichnung im Innern des Auges unter den Kennzeichen mitaufführt. Auch das Ohr in seiner ganz speziellen Form wird notiert und sehr genau dargestellt. Aber darüber hinaus berichtet man in einem Bio­gramm von den Arten der Bewegung einer Person, von der Lebenskultur, von den Be­ziehungen, von den Fertigkeiten und von den Reaktionen

Die Reaktionen sind heute viel wichtiger, als man glauben sollte. Man kann heute mit emem Gravimeter die Empfindlichkeit der Muskeln messen. Ein Trenometer gibt mit größter Genauigkeit das Nerven-Gleichgewicht an. Derartige Dinge kann man aus dem Da­sein eines Menschen nicht fortwischen. Selbst wenn heute ein Verbrecher hinginge und ließ sich bei einem Chirurgen die Nase verändern und den Mund verziehen dann bliebe er in seinen Eigenarten doch der gleiche. Es 9ei denn man verändere auch seine Persön­lichkeit.

Der Kriminalist weiß heute, daß Jeder Ver­brecher, Jeder Mensch, der unter der Neigung leidet, gegen die Schutzgesetze der mensch­lichen Gesellschaft zu verstoßen, seine Spezia­lität entwickelt. Man fing vor einigen Wochen einen der größten Betrüger und Heirats­schwindler, einen Rumänen, ganz einfach da­durch. daß man einige Heiratsinserate aufgab, die seinen Wünschen sehr nahe kommen muß­ten. Und er der Fachmann, der auf diesem

Notschrei!

Wir sind geplagt ob dieser Zeit, . der Druck ist kaum noch zu ertragen, die Friedensaussicht liegt so weit, Entschlüsse reifen im Vertagen.

Wir sitzen auf dem Pulverfaß, die Lunte schwelt mit eklem Dunst, genährt durch wohl geschürten Haß, der Politik Verführungskunst.

Im Osten bluten schon die Wunden, der Weg ins Elend wird gebahnt, die Erde bebt und wird geschunden, der Tod mit starren Augen mahnt.

Will unsre gute alte Erde, denn niemals mehr zur Ruhe kommen, und frei von Greuel und Beschwerde, dem lang ersehnten Frieden frommen?

WERNER LAMPE

Wege im Ausland oft Opfer suchte und fand, ging blind in die Falle, die seiner Eigenart, seiner Technik entsprach Menschen bleiben außerdem Opfer ihrer Gewohnheiten Ein Autofahrer, der einen Mord begeht, benutzt auch, um zu seinem Tat­ort zu gelangen, sein Auto und flieht nachher mit dem Auto. Er wird ein Opfer seiner Ge­wohnheit und indirekt seiner Technik Zu den gefährlichsten Tatmotiven, zu den Dingen, die am häufigsten zur Untat reizen,

gehört die Eifersucht. Die Eifersucht in den verschiedenen Formen Eifersucht aus Lie­be, Eifersucht ahs Besitzgier, schlummert fast in Jedem Menschen. Man hat beobachten kön­nen, daß bei den meisten Erdenbewohnern durch längeren Alkoholgenuß die Kontrolle der sog oberen Nervenzentren fortfällt, wäh­rend gleichzeitig das Alkoholgift regelrechte Augentäuschungen und Halluzinationen des Gehörs hervorruft. Wenn dann die Beobach­tungskontrolle des Gehirns gleichfalls durch den Alkohol ausgeschaltet ist, dann wird der Mensch rettungslos eifersüchtig auf eine Frau auf einen Mann, auf Werte, die der an­dere hat Die Vorbedingung der Tat ist ge­schaffen Die Ausführung der Tat ist dann nur noch einen Schritt weit entfernt.

Eine Mode individueller Eleganz

Bunte Frfihjahrskollektionen der Pariser Haute Couture

Die Frühjahrsmodelle der großen Pariser Ateliers sind da Und nichts ist eingetroffen von dem, was man geflüstert hat: keine neue Linie, keine einheitliche Idee. In einer Viel­falt von Formen und Farben muß jede Frau das finden, was zu ihr paßt Die Eleganz regiert.

Sportlich sind die weiten weichen Jacken aus dicken Wollstoffen, die über einem en­gen Rock weit abstehen sollen, bis oben durch­geknöpft oder knopflos und ganz offen. Viel moderner sind dieMarinieres geschlossene Jacken mit kleinem Kragen oder spitzen Aus­schnitt und Dreiviertelärmel. die über den Kopf gezogen werden, und die man mit einem Schal oder einer kleinen Bluse trägt

Besonders wichtig wird diesmal das Nach­mittags- und Abendkleid genommen. Die Frau von 1951 will angezogen wirken Daher

IfMll

Aus der Frühjahrskollektion des Pariser Mode­salons Balenciaga zeigen wir zwei Modelle

reiche, teure Stoffe, tiefe Ausschnitte der spitze reicht häufig bis zur Taille und der schiefe läßt eine Schulter ganz frei vier­eckige Ausschnitte, trapezförmige Ausschnitte! Hochstehende Kragen, Drapierungen um den Ausschnitt, Bänder Vielfalt des persön­lichen Geschmacks!

Das gilt auch für den Rock. Er darf grund­sätzlich ganz eng oder ganz weit sein, wenn er auch Weite oft nur von einer schiefen od,er an der Seite verborgenen Faltengruppe nimmt

Eine Einheit liegt in der Mannigfaltigkeit dieser Frühjahrsmode: die E : nheit der Stoffe. Hier gilt das Schlagwprt:Hart für den Tag und schmiegsam weich für den Abend. Die Kostüme sind daher zumeist aus härten, trok- kenen Wollstoffen die freilich sehr dünn sir\d, aus Grain de Poudre und anderen Mate- ' rialien, d e gut Form halten. Jacques Fath be­vorzugt Wollottoman Auch die Tageskleider sind aus steifen Wollgeweben: Alpaga, Shan- tung, Leinen, Baumwolle. Der Abend hinge­gen bringt die echten duftigen Sommerstoffe, die so lange vergessen waren: Organdi, Mus­selin, Satin und alle Krepparten wie Krepp Lavabel, Crepp de Ohme, Krepp-Georgette.

So hart die Kostüme so weich die Mäntel. Sie sind stets aus weichen Wollstoffen, dünn und schmiegsam oder dick und flauschig wie Pelzimitation und Plüsch.

Alle alten Muster sind wieder da. Ja das Schottenkaro wird immer vielfältiger verwen­det Streifen, längs und quer und schief, sind vor allem bei Garnituren sehr beliebt Punkte und Tupfen kamen wieder zu Gnaden auf Tages-, Nachmittagskleidern und Garnituren.

Von den Farben ist keine vergessen. Nur das Schwarz gehört fast allein dem Tailleur. An erster Stelle stehen zweifellos die großen Drei: Grau Gelb und Tabac. Grau in allen Tönen vom Stahl bis zum durchsichtigen Hell­grau. Auch vom Ocker gibt es hunderte und jedes Haus hat eine andere Nuance.

Und die Länge? Ja, auch die Länge ist ver­schieden. wie es der Trägerin steht: vom kur­zen Sommerkleid über den etwas längeren Tailleur zum halblangen oder langen Abend­kleid. Aber auch das ist nicht einheitlich. Denn Piguet zeigt seine Tanzkleider kürzer als seine Tageskleider.

Rhein'Bodensee-Kanal

7 Länder fordern das 300-Millionenprojekt

Die Handelskammern sämtlicher Staaten an Rhein und Bodensee haben in diesen Tagen meh­rere neue und energische Vorstöße zur Verwirk­lichung eines Riesenprojektes gefordert, dessen Kosten neuerdings auf mindestens 300 Millionen Schweizerfranken veranschlagt werden. Die Ver­längerung der Rheinschiffahrt von Basel auf­wärts bis zum Bodensee wird von Fachkreisen als der Schlüssel für die wirtschaftliche Gesun­dung Mitteleuropas bezeichnet. Eine amerikani­sche Sachverständigenkommission äußerte kürz­lich bei einer inoffiziellen Besichtigung der ge­planten Kanalführung, möglicherweise könne mit der Finanzierung des deutschen Anteils durch Marshallplangelder gerechnet werden.

Du und ich

Ich habe durch mein ganzes Leben gefun­den, daß sieh der Charakter eines Menschen aus nichts so sicher erkennen läßt, als aus einem Scherz, den er übelnimmt.

Wenn Leute ihre Träume aufrichtig er­zählen wollten, da. ließe sich der Charakter eher daraus erraten als aus dem Gesicht.

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Irren ist auch insofern menschlich, als Tiere . wenig oder gar nicht irren, wenigstens nur die l Klügsten unter ihnen

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] Alle Tugend aus Vorsatz taugt nicht viel.

L Gefühl oder Gewohnheit ist das Ding.

Nachdem die internationale Vereinigung der Rhein - Handelskammern vor wenigen Wochen dem Europarat in Straßburg eine Denkschrift über die Schiffahrtspläne Basel-Bodensee unter­breitet und darin die Rheinschiffahrt alsdas Rückgrat für den Wiederaufbau Europas be­zeichnet hatte, ist jetzt auch die Vereinigung der Bodensee-Handelskammern auf ihrer letzten Ta­gung entschieden für den Plan eingetreten. Gleichzeitig haben schweizerische "und österrei­chische Wirtschaftsorganisationen und die Rhein­schiffahrtsverbände in Basel, Konstanz und Bre­genz neue Schritte in der gleichen Richtung ge­tan.

Technisch ist das Gesamtprojekt bereits voll­kommen durchgearbeitet Es sieht bei rund 160 km Kanalstrecke insgesamt 12 Wasserkraftwerke mit zusammen 4 Milliarden Kilowatt Jahreslei­stung und eine ganze Reihe von Schleusen zwi­schen Basel und Konstanz vor, darunter einen Schleusentunnnel von etwa 1 km Länge zur Um­fahrung des berühmten Rheinfalls von Schaff­hausen. Die Hälfte der Kraftwerke sind bereits erstellt, und der Strom bis Rheinfelden durch­gehend schiffbar Auch formell ist der Weg schon durch den deutsch-schweizerischen Staats­vertrag von 1929 geebnet, der nach der Bejahung der Wirtschaftlichkeitsklausel in Kraft tritt Die Finanzierung der 300 Millionen Schweizer­franken verteilt sich auf eine Bauzeit von 10 bis 15 Jahren Die Schweiz kann ihren Anteil vor­aussichtlich ohne größere Schwierigkeiten auf­bringen Herbert Mann

Nur noch die Hälfte wert

Der Kaufkraft des Dollars ist gegenüber 1940 erheblich gesunken

Die inflationistischen Tendenzen auf dem ame­rikanischen Markt haben dazu geführt, daß der Durchschnittsamerikaner sich heute wesentlich mehr Gedanken über die Ernährung und Erhal­tung seiner Familie machen muß als vor 12 Jah­ren. Zusammen mit den neuen Steuererhöhun­gen ist die Kaufkraft des Dollars gegenüber der Vorkriegszeit auf die Hälfte gesunken.

3000 Dollar im Jahr oder etwa 60 in der Woche waren vor dem Krieg ein Durchschnittseinkom­men, .das zwar ein mittlerer Angestellter, aber kaum ein Arbeiter nach Hause brachte, der zu­dem damals überhaupt keine Steuern zu zahlen brauchte. Darin hat sich heute manches geändert Mit 3000 Dollar, die allerdings schon der Durch­schnittsarbeiter jetzt verdient, kann man nach Abzug von jährlich 144 Dollar Steuern nur noch soviel Ware kaufen, wie man 1940 für 1428 Dol­lar erhalten konnte

Noch nicht einmal das Doppelte an Verdienst bringt die gleiche Kaufkraft wie vor 12 Jahren. Der Vater, der 1940 5000 Dollar verdiente, konnte nach Zahlung von 75 Dollar Steuern im Jahr 4925 Dollar nach Hause bringen Aber selbst wenn er heute 10 000 Dollarmacht, was vor dem Krieg dem gehobenenMittelstand mög­lich war. wird er nach dem Steuerabzug mit seinen verbliebenen 8104Kröten" nur soviel kaufen können, wie er 1940 für 4052 Dollar aus den Geschäften schleppen konnte Er hatte also

vom Standpunkt der Kaufkraft aus betrachtet

bei halbem Verdienst damals fast 900 Dollar mehr zur Verfügung

Der Lebensstandard in den Vereinigten Staaten ist also gegenüber der Vorkriegszeit erheblich gesunken. Nach dem Erlaß des Preisstops im Januar ist kaum damit zu rechnen, daß sich die Kaufkraft des Dollars bald ändern wird

Trant!der Heiler geht nach Bonn

Antrag in Lindau abgelehnt / Die Berufung / Anhänger und Gegner

Der Heilkundige Pietro Tranti aus Düssel­dorf. der im Allgäu und im schwäbischen Oberland viel von sich reden gemacht hat, verließ kürzlich die Stadt Lindau. Nachdem hier sein Antrag auf eine Ausnahmegeneh­migung nach § 2 des Heilpraktikergesetzes vom Kreispräsidenten abgelehnt wurde, verficht Jetzt Tranti seine Sache ln Bonn. Die Mit­glieder eines Bundestagsausschusses, der sich mit dem Heilpraktikergesetz beschäftigt sol­len dazu den Ansatz ermögfichen. Im Kreis Lindau war Tranti neun Monate lang tätig

Ein approbierter praktischer Arzt aus Lin­dau hatte Trantis Antrag unterstützt; er wollte mit dem Heilkundigen Zusammenarbeiten. Der Vorschlag zu dieser Kombination war erstmals von einem Regierungsrat der Regierung von Schwaben ausgesprochen worden. Die Antragsteller beriefen sich auf eine Entscheidung des Oberverwaltungs­gerichtes Hamburg vom 11. 5. 1950, das einem Heilkundigen diese Ausnahmegenehmigung erteilte Nach der Mitteilung einer Fachzeit­schrift soll die gleiche Genehmigung noch ei­nigen weiteren Heilkundigen in Aussicht ge­stellt worden sein; sie soll die Frist bis zum Erlaß eines neuen Heilpraktikergesetzes über­brücken. Der Lindauer Kreispräsident stand bei 9e ; ner Entscheidung mit der Regierung in Augsburg in Verbindung; er zog u. a das Staatliche Gesundheitsamt zu Rate und stützte sich besonders auf das fachärztliche Gutach­ten des Leiters der Staatlichen Heilanstalt Weißenau. Obermedizinalrat Dr Ederle.

Vom Lindauer Stadtpolizeiamt war dem Heilkundigen im Herbst erklärt worden, daß er im Stadtgebiet die Heiltätigkeit nicht aus- tiben dürfe. Trotzdem wurde seine Arbeit still­

schweigend geduldet Im GasthofIdyll, wo er wohnte und ein Sprechzimmer eingerichtet hatte, sprachen täglich zwischen 20 und 100 Patienten vor. die vorwiegend aus Oberschwa­ben, aus dem Allgäu und Vorarlberg kamen. Bei der Bevölkerung des Lindauer Gebietes hört man verschiedene Urteile über die Fähig­keiten des Heilkünstlers. Man trifft sowohl Menschen, die von seiten Trantis keinen Ein­fluß verspürten (zu ihnen zählt der Berichter­statter) oder solche, die nach spontaner Hei­lung später e ! nen Rückschlag erlebten, wie auch Patienten, die verschern. von Tranti langfristig und voraussichtlich für dauernd geheilt worden zu sein Zu diesen positiven Zeugen zählen die 70jährige Inhaberin des international bekannten Hotels Bad Schachen, die drei Jahre lang bei Kapazitäten aus drei Staaten Heilung suchte und dem Düsseldorfer Friseur ihre Villa zum Wohnen und Arbeiten anbot. Ein anderer Patient mit ernst zu neh­mendem Urteil ist der Apotheker Wilhelm Immler aus Lindenberg im Allgäu. Er schreibt in einer Bestätigung, daß er zu Tranti aus rein wissenschaftlichem Interesse in Behand­lung gekommen sei und dann erlebte ich etwas, was nur parapsychologisch erklärt wer­den kann: das Empfinden eines starken Stro­mes der durch den ganzen Körper hindurch­glitt und sich an dem Ort des Leidens zu konzentrieren schien Obwohl es nicht möglich ist. eine .naturwissenschaftliche* Erklärung ab­zugeben, wäre es unwissenschaftlich, dieses Empfinden als die Reaktion irgendeiner Sug­gestion zu erklären Es ist vielmehr wissen­schaftlich zugegeben daß diese Erscheinungen noch außerhalb unseres exakten Wissens lie­gen. Und es wäre hier besser, Fragen zu sehen.

als gescheite Antworten zu haben... Das Gut­achten der Heilanstalt Weißenau vom 25. September 1950 erklärt die Wirkung Trantis durch SuggestionIch zweifle also nicht daß die von Herrn Tranti für sich in Anspruch genommene Heilkraft eine mit der absoluten Überzeugung des sicheren Erfolges ausgeübte Suggestion, aber keine der Wissenschaft bis­lang unbekannte besondere Fähigkeit ist Tranti der bei einer Verhaftung in Ravens­burg von sich selbst zu Protokoll gab:Ich war der Heiler, glaubt nach wie vor an seine

Berufung. Er hat sich auf den Rat eines Lindauer Amtsrichters mit ärztlichen Bestäti­gungen ausgerüstet, die den Gesundhe'tszu- stand von Patienten vor und nach seiner Be­handlung feststellen. Zu den Rückfällen nach spontanen Heilungen erklärt Tranti selbst, daß die Patienten häufig versäumten sich wiederholt behandeln zu lassen Die äußeren Umstände der Behandlung waren vielfach einseitig auf die plötzlicheWunderheilung eingestellt und waren darum der Wiederho­lung nicht günstig K. R

ßuriofitaten au# allet Welt

Der Stammkunde

Jahrzehntelang hat Herr Meyer Brot und Bröt­chen bei Bäckermeister Müller gekauft und es läßt sich nicht leugnen: die Anhänglichkeit wurde belohnt In dei Kriegs- und Reichsmarkzeit hat der Bäcker nie so genau auf die Marken geguckt und ein Auge nach dem anderen zugedrückt

Nun aber hat Herr Meyer, weil ein anderer Bäcker so hübschgerade gegenüber wohnt, seit zwei Jahren seine Brötchen dort gekauft, und nur der Zufall führt ihn vor einigen Tagen noch einmal zu Bäcker Müller.Ein Weißbrot bitte, sagt er Bäcker Müller aber guckt seinen Stammkunden von ehedem verschmitzt an.Na? fragt er,glauben Sie denn wirklich, daß es wieder Krieg gibt, Herr Meyer?

Amokläufer in Lappland gefaßt

Norwegische und schwedische Skipatrouillen haben den entflohenen Wahnsinnigen Torbjoern Hansen in einem Bergversteck in Lappland ge­stellt und nach heftigem Feuergefecht über­wältigt.

Auf einem Fluchtweg aus einer Heilanstalt ln Narvik nach dem schwedischen Lappland hatte Hansen einen Holzfäller verwundet und zwei norwegische Fliegerofflziere erschossen Die Lei­chen der Offiziere waren von einer Skipatrouille im tiefen Schnee am Ufer des Ruostajauresees in Schwedisch-Lappland gefunden worden. Die

Offiziere waren mn einem Wasserflugzeug von Bardufoß aufgestiegen um nach dem Wahnsin­nigen zu suchen Es wird angenommen, daß sie Hansen entdeckten und auf dem Ruostajauresee niedergingen um ihn festzunehmen. Der nor­wegische Staatsanwalt ln Tromsoe erklärte, daß Hansen wahrscheinlich an Norwegen ausgeliefert werden wird

Beerdigungsprobleme

In der irischen Grafschaft Limerick können zurzeit Beerdigungen nut noch dann ohne Auf­schub erfolgen, wenn die Dringlichkeit ärztlicher­seits bescheinigt ist In allen anderen Fällen ver­zögert sich die Bestattung um Tage, da der seit Wochen anhaltende Eisenbahnerstreik zu einer empfindlichen Knappheit an Sargholz geführt hat und außerdem zahlreiche Totengräber von der Grippeepidemie erfaßt sind.

Vogelscheuche mit Bombenlärm

DieBritish Fireworks Co. hat jetzt zum Schutz der Wintersaat eine Vogelscheuche her­ausgebracht, die automatisch alle 20 Minuten einen Kanonenschlag losläßt Während sich die räuberischen Vögel binnen 24 Stunden an den neuartigen Feldhüter gewöhnt hatten, gehen die auf den Feldern arbeitenden Gespanne noch im­mer durch, wenn die Vogelscheuche anfängt zu spektakeln.