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Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Mittwoch. 13. Oktober 1VSV

sollten amtlich beglaubigte Zeugnisse oer ver­schiedenen Arbeitgeber der letzten vier Jahre bei- gebracht werden. Um Anspruch auf Bevorzugung erheben zu können, hat der Antragsteller des weiteren glaubwürdig nachzuweisen, daß er seinem Beruf als Landwirt in den Vereinigten Staaten nachgehen wird. Vordem war es in Fällen, wo der Antragsteller solche Be­weise nicht erbringen konnte, üblich, daß er aus der bevor­zugten in die nicht-bevorzugte Klasse zurückversetzt wurde. Dies kann jedoch von nun ab nicht mehr der Fall sein, weil die Klasse der Nicht-Bevorzugten geschlossen ist. Ein solcher Fall wird nunmehr nicht in die nicht-bevorzugte Klasse eingereiht, sondern dem Auswanderer wird eröffnet werden, daß er sein Gesuch um Einwanderungserlaubnis nach den Vereinigten Staaten später, wenn die Warte­liste wieder geöffnet wird und neue Anträge der nicht­bevorzugten Klasse wieder angenommen werden, er­neuern muß.

Personen, die Anspruch erheben, in die bevorzugte Klasse zu gehören, müssen die Klausel, unter welcher sie Bevor­zugung beanspruchen, auf ihrem Antrag angeben.

Aus aller Well

Oie deutschen Reichskanzler seit Gründung des Reichs sind folgende: Fürst Otto von Bismarck (18711890), von Eaprivi (18901894), Chlodwig v. Hohenlohe (18941900), v. Vülow (19901909), v. Bethmann-Holweg (19091917), Michaelis (1917), v. Hertling (19171918), Prinz Max von Baden (1918), Scheidemann (19181919), Bauer (1919 bis 1620), G. Müller (1920), Fahrenbach (19201921), Wirth (19211922), Cuno (19221923), Stresemann (1923), Marx (seit 1923). Die Zahl der Reichstagsabgeordneten beträgt zurzeit 493.

Die Verhandlung gegen die Leiferder Verbrecher. In der Anklagesache gegen Schlesinger, Weber und Genossen ist die 'Verhandlung auf 3. und 4. November vor dem Schwur­gericht Hildesheim anberaumt. Da die Angeklagten keine Verteidiger gewühlt haben, wurden ihnen solche seitens des Gerichts bestellt. DasGeständnis" des in Luxemburg verhafteten Menschen namens Bischof, der sich selbst der Täterschaft bezichtigte, wird von der Staatsanwaltschaft nicht ernst genommen, da den Angeklagten das Verbrechen be­reits nachaewiesen und von ihnen eingestanden ist. Man glaubt, daß Bischof seine Täterschaft vorgelogen habe, um auf Staatskosten billig nach Deutschland zu'mckbefördert zu werden.

In der Germersheimer Mordsache soll d e Verhandlung vor dem französischen Kriegsgericht in La.wau am 15. No­vember stattfinden. Es wird interessant sein, wieviele Deutsche verurteilt werden.

Geldstrafen von über 12 Millionen Mark. Die Straf- abtetlung des Hamburger Amtsgerichts verhandelte den bis­her größten Spritschieberprozeß. Es handelte sich um banden- mätzigen Schmuggel von Feinsprit. Angeklagt waren mehrere Kaufleute und Schiffer. Der Sprit, zusammen 150 000 Liter, wurde im Hamburger Freihafen unter Vorlage falscher Papiere gekauft mit der Angabe, daß er ins Ausland weiter­verkauft worden sei, während die Ware in Wirklichkeit auf Schleichwegen ins Zollinland ging. Die hierfür verwandten Schiffe hatten geheime Abteilungen und machten auf die Zollbeamten den Eindruck leerer Fahrzeuge. Hauptbeteiligt ist der Kaufmann Cannich, der mit Genossen zu dem un- lautern Zweck eine Firma unter dem Namen Nordische Exvortgesellschaft m. b. H. gegründet batte. Das Urteil lautete auf Gefängnisstrafen von einem Monat zu einem Jahr, ferner auf Geldstrafen in Gesamthöhe von 10 772 500 ^ und außerdem auf Wertersatz von annähernd zwei Millionen Mark. Die höchste Strafe erhielt Cannich mit einem Jahr Gefängnis, 3 220 500 Geldstrafe oder einem weiteren Jahr Gefängnis und 577 041 Werteriak.

Der Typhus in Hannover. Krankenstand am 12. Oktober 1575, Todesfälle 210.

Der 1926er im Pfälzer Volksmund. Fröhliche Pfälzer Weinzecher geben dem1926er" aus Anlaß der Konferenz von Thoiry den NamenThoirianer" man weiß noch nicht genau, was herauskommt.

Eisenbahnunfall. Auf der Strecke GeiseckeAplerbeck (Wests.) stieß ein Güterzug auf einen haltenden Arbeiter­zug. Drei Arbeiter wurden leicht verletzt, der Material­schaden ist nicht unbedeutend.

Bei der Einfahrt in den Lyon-Bahnhof in Paris stieß der Schnellzug MailandParis mit einem Personenzug zu­sammen, dessen beide letzten Wagen zertrümmert wurden. Ein Reisender wurde getötet, 25 großenteils schwer verletzt.

Letzte Nachrichten

Die Abfindung der Hohenzollern Berlin, 13. Okt. 3m preußischen Landtag wurde in namentlicher Abstimmung unter Ablehnung kommu­nistischer Abänderungsanträge der Hauptparagraph des Gesetzes über die Abfindung des Hohenzollernhauses in zweiter Lesung mit 214 gegen 37 Stimmen bei 36 Stimmenthaltnngen der Sozialdemokraten angenommen.

^ Keine Rückkehr. KaisttWilhelms

Berlin» 13. Okt. Zu den in der Presse der verschie­densten Länder wiederholt aufgetauchten Meldungen, daß der ehemalige Kaiser Wilhelm nach Deutschland zurückzu kehren beabsichtige und daß mehrere ausländische Regierun­gen Schritte bei der niederländischen Regierung unternom­men hätten, erfahren die Morgenblätter aus Amsterdam, daß bei der niederländischen Regierung weder von der Seite des ehemaligen Kaisers noch von irgend einer Regierung Schritte betr. einer Möglichkeit der Rückkehr des Kaisers nach Deutschland gemacht-worden find. In amtlichen Krei­sen glaubt man zu wissen, daß der Kaiser selbst einer Rück­kehr nach Deutschland abgeneigt ist.

Freiherr Langwerth von Stürmern i«8Berli« Z Berlin, 13. Okt. Wie dasBerliner Tagblatt" mel­det, ist der Reichskommissar für die besetzten Gebiete, Freih. Langwerth von Simmern in Berlin eingetroffen. Seine Reise dürste mit dem von der Rheinlandkommisfion bekannt­gegebenen Programm über die Verhandlungen der Besatzungs­verminderung im Zusammenhang stehen.

^Besprechung der Innenminister der Länder Berlin, 13. Okt. Wie der demokratische Zeitungs­dienst mitteilt, wird etwa Mitte November in Berlin eine Konferenz der Innenminister der Länder stattfinden. Die für September vorgesehene ist wegen dem Gesundheitszu­stand des ehemaligen preußischen Innenministers Severing hinausgeschoben worden. Dem neuen preußischen Innen­minister Grzefinski muß naturgemäß erst einige Zeit für die Einarbeitung in sein Amt gelassen werden.

Noch immer Streikgefahr in der österreichischen Beamtenschaft.

Wien, 13. Okt. Die Beamtenfrage ist gestern in ein entscheidendes Stadium getreten. Die Regierung hat in Erfüllung ihrer Zusage den Vetretern der Organisatio­nen Vorschläge unterbreitet, die nach ihrer Meinung der Leistungsfähigkeit der Regierung entsprechen. Es handelt sich um eine 10 Vs °/o Erhöhung der Monatsbezüge. Er­höhung der Kinderzulage und der Zulage für Pensions- berechtigte. Die Vertretersitzung der Beamtenorganisationen beschloß einstimmig das Angebot der Regierung als un­annehmbar abzulehnen. Dieser Beschluß wurde dem Bundes­kanzler 'zur Kenntnis gebracht und dieser beschloß, sofort neue Verhandlungen einzuleiten. Wenn keine Einigung er­folgt, soll heute Streikbeschluß fallen.

Pilsudski für eine große polnische Rüstungsindustrie.

Warfchan, 13. Okt. Pilsudski hat mit verschiedenen Ministern und dem Staatsminister Beratungen über die Gründung einer großen polnischen Rüstungsindustrie gehabt, damit Polen in den Kriegsmateriallieferungen unabhängig sei.

Handel und Volkswirtschaft

Franz. Franken 169.25 zu 1 Psd. Sk.

Belg. Franken 174.12 zu 1 Pfd. St.

Ral. Lira 119.37 zu 1 Pf-. St.

Reichsbankdiskoni 6, Lombard 7, Privatdiskont 4,75 v. Z.

Berliner Geldmarkt. Tägl. Geld 45, auch schon 33,75 Mo- naksgeld 5,56,75, Warenwechsel 5,25 v. H.

Zur Befestigung des belgischen Franken soll nun eine Anleihe von etwa 100 Millionen Dollar von Belgien ausgenommen wer­den, von denen 70 Millionen der Ordnung -er Finanzen dienen, während 30 Millionen -er belgischen Nationalbank zur Durch­führung ihrer Devisenpolitik als Vorschuß gegeben werden. Die sogenannte Luxussteuer bis zu 10 Prozent wird auf Gegenstände ausgedehnt, die schlechthin nicht mehr als Luxus angesprochen werden können.

Mangelhafte Lieferung berechtigt zum Rücktritt. Das Reichs­gericht hat in ständiger Rechtsprechung erkannt, daß schuldhafte Vertragsverletzung dem anderen Teil das Recht gewähre, ohne Fristbestimmung vom Vertrag zurückzutreten, wenn eine so erheblich« Bertragsgefährdung eingetreten ist, daß die Fort­setzung des Vertrags nicht mehr zugemutet werden kann. Auch ist in ständiger Rechtsprechung des Reichsgerichts anerkannt, daß beim Sukzessivlieferungsverträg bezw. -Geschäft schuldhaft man­gelhafte Einzellieferungen den Käufer bei Gefährdung des Ver­tragszwecks zum Rücktritt berechtigen. 3n solchen Fällen bedarf es also nicht des Sehens einer Verzugsfrist, weil diese Bertrags- gefährdung der positiven Veriragsverlehung gieichkommt.

Markte

Stuttgarter Schlachtviehmarkt. 12. Okt. Dem Markt waren zugetrieben: 56 Ochsen, 26 Bullen, 306 äungbullen, 307 5ung- rinder, 117 Kühe, 767 Kälber, 1452 Schweine und 11 Schafe. Da­von blieben unverkaufl: 16 Ochsen, 5 Bullen, 40 Iungbullen, 50 Zungrinder, 9 Kühe und 270 Schweine. Verlauf des Marktes: ruhig, Ueberstand.

Ochsen: ausgemäst. Tier« 5456 vollsieischige Tiere 48r>1 fleischige Tiere 43-46

gering genährte Tiere Dollen: ausgemäst. Tiere 51-53 oollfleischige Tiere 4 /49 fleischige Tiere 42-46

gering genährte Tiere Jongrinderrauogem.Rind. 5866 oollfleischige Rinder 5256 fleischige Rinder 4449

gering genährte Rinder 4043 Kühe: ausgemält. Kühe 4447 oollfleischige Kühe 3343 fleischige Kühe 2131

gering genährte Kühe >419

Kälber: feinste Mast- u.

beste Saugkälber 8183

mittlere Mast- und gute Saugkälber /278

gering« Kälber 6189

Schafe: Mastiämrner u.

jünge:e Hamme!

Weiomastschase geschl.

mit Kaps

vollfleischiges Schasvieh

Schweine: über 240 Pfb.: 8132 üto. von 200-240 Psd. 80-32 dta. von 180200 Pfb. 79-81 dlo. fi v. 120-160 Pfd. 7 . 77 dto. unter 120 Pfd. "

Sauen 82-72

Stuttgart, 11. Okt. Dem heutigen Pferde markt waren 243 Pferde zugeführt. Bezahlt wurde für schwere Pferde 1600 bis 2000, für mittlere Pferde 8001100 und für leicht« Pferde 400700 M. Verkauf langsam.

Schweinepreise. Besigheim: Milchschweine 1825, Läu­fer 5579. Ilsfeld: Milchschweine 2430. Ravens­burg: Ferkel 2028, Läufer 3060. Soulgau: Ferkel 2450, Läufer 70 M d. St.

Fruchkpreise. Geislingen: Kernen 14,40, Weizen 10,50, Hafer 8,80. Ravensburg: Saatweizen 1515,60, Besen 10, Saatvesen 12, Saatroggen 11,50. Saatgerste 11,50, Hader neu 99,60. Reutlingen- Weizen 15,5016,50, Gerste 10 bis 11,70, Zaber 8,3011, Unterländer Dinkel 1014, Roggen 10,50. Ulm: Kernen 14,3014,80, Weizen 1414,80, Roggen 10,20 bis 12. Gerste 10,60-11.50, Haber 8-9, Kartoffeln 4,805. Urach: Dinkel 9,50-11, Gerste 1112,30, Haber 7,509,50, Weizen 1415, Roggen 10,50, Kernen 10,50kl der Ztr.

Das Detter

Mit dem Herannahen eines neuen Tiefdruckwirbels von Eng­land her ist mit einer weiteren Verschlechterung der Wetterlage zu rechnen. Für Donnerstag und Freitag ist bei stärkerer Lust- >ewegung meist bewölktes und zu Niederschlägen geneigtes Met­er zu erwarten.

Gestorbene:

Althengstelt: Gg. Schmid, Briefträger a. D. 7t I. Garrweiler: Magdalene Waidelich, geb Kern 77 I. Aliheim: Emma Burster geb. Kaupp, Löwemvirtin, 60 I.

Die heutige Nummer umfaßt 8 Seite» eiuschlietzlich unsererHeimatbeilage" und Haus- und Landwirtschaft."

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