Nr. 55

Aus dem Nagold=, Enz= und Albtal

11. Mai 1949

2Jec Qinstec blüht

Weit frühei als sonst stellt heuer der Besengin­ster die goldene Pracht seiner Blüte aus. 1m ganzen Kreisgebiet sieht man blühende Ginsterslräucher. Etwas Fremdartiges haftet ihnen an. Kein an­deres einheimisches Holzgewächs hat eine so spär­liche Beblätterung, keines auch eine so ausgespro­chene Vergrünung der Stengelruten und eine solch festlicne, golden leuchtende Blüte. Dazu kommt die auffällige Verscliiedenblättrigkeit: unten am Stengel gedreite, kleeartige und gestiite, an den jüngsten Sprossen aber ungeteilte, sitzende Blätter. Noch eigenartiger erscheint, daß die Wurzeln Bakterien­knöllchen tragen, die den Besenginster befähigen, auch die allerunfruchtbarsten Böden zu besiedeln, sogar solche, auf denen selbst das anspruchslose Heidekraut nicht mehr fortkommt. Tatsächlich ist der Besenginster ein Fremdling in unserer hei­matlichen Pflanzenwelt, Der geographischen Ver­breitung nach handelt es sich um eine ausgespro-i chen südwesteuropäisch - atlantische Art, deren Wohnraum von der Westküste Spaniens und Portu­gals bis an die Weichsel, von Mittelitalien bis Jüt­land sich erstreckt. Die, ursprüngliche Heimat aber sind die Gebirge der Pyrenäenhalbinsel. Hier ent­

wickelt der Besenginster nicht nur selbst die größte Formenfülle, hier kommen vielmehr auch gegen 12 nahe mit ihm verwandten Arten vor, ja hier im Gebiet besten Gedeihens ist er auch hinsichtlich des Bodens nicht mehr wählerisch, und die ausge­sprochene Kalkfeindlichkeit, die er bei uns an den Tag legt, t^itt zurück. Aus der südeuropäischen Hei­mat bringt die Pflanze ein Dreifaches mit: einmal die Fähigkeit der Blätter, bei sehr geringem Wasser­verbrauch ein hohes Maß von Licht ohne Schaden ertragen zu können, dann die wassersparende Tracht des Rutenstrauchs, der die verdunstende Blattfläche verkleinert, um sie durch die grüne Stengeirinde zu ersetzen, und schließlich das Vermögen, mit Hilfe einer außerordentlich großen Zahl' von Wurzelhaaren aus demtrockenen Boden die letzte Spur von Feuchtigkeit herauszuholen. F.

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Heidelbeeren in voller Blüte

Während auf dem Catwer Wald die Heidelbeer- blüte schon vorbei ist, aber unter der Witterung erheblich gelitten hat, stehen die Heidelbeeren in den weiten Waldgebieten des hinteren Nagoldtales zur Zeit in so herrlither Blütenpracht, daß, voraus­gesetzt, daß die Witterung keine Schäden bringt, mit einer Vollernte zu rechnen ist.

Nagolder Stadtchronik

Zwei Achtzigjährige. Semen 80. Geburtstag feiert am 12. Mai Schreinermeister Hermann Schüler sen., Haiterbacherstraße 37. ein eingesessener Mit­bürger und geschätzter Meister seines Fachs. Der über Nagold hinaus bekannten Familie Schüler ent­stammend. war der Jubilar lange in der Fremde und begründete hier eine angesehene Schreinerwerk­stätte. Mit einer zahlreichen Familie hatte er einen harten Existenzkampf zu führen. Still und ruhig ging er seinen Lebensweg, doch geehrt und geachtet von der ganzen Bürgerschaft. 80 Jahre alt wird am gleichen Tage auch Frau Maria von G e ß 1 e r^- geb. Breitling, Langestraße 8. Als Gattin des württ Ministers von Geßler, der vom König mit dem per­sönlichen Adel ausgezeichnet wurde, war sie früher in der Landeshauptstadt eine bekannte Persönlich­keit, lebt heute aber in aller Bescheidenheit bei ihrem Schwiegersohn Stud.-Rat Hole.

Heimkehrer. Aus russischer Kriegsgefangenschaft kehrten Dr. Heinz Bernhardt, Fritz Klar und Wilhelm Breuninger in die Heimat zurück.

Altenfeier. 390 über 65 Jahre, alten Mitglieder

der Stadtväter galt nicht zuletzt den Pflanzschulen und insbesondere dem neuen, im GewandStadt­acker" angelegten, 2 Morgen großen Pflanzgarten, der wie der ganze, auf der Gäuseite liegende Stadt­wald von Stadtförster Wagner mit viel Liebe und großer Sachkenntnis betreut wird. Die Waldbe­gehung wird nun eine ständige Einrichtung und gibt dem Gemeinderat die Möglichkeit, sich mit dem wertvollsten Vermögensstück der Stadt, eben dem Stadtwald, noch mehr vertraut zu machen.

Nagold Im Film. Die Uraufführung des in Nagold gedrehten Films fand in einer gut besuchten Veran­staltung des Verkehrs- und Verschönerungsvereins im Traubensaale statt. Der Film bringt neben weniger gut gelungenen, auch schöne Bilder von Nagold, seinen historischen Stätten, landschaftlichen Schönheiten und in der Hauptsache seinen Fabriken, Gaststätten und Geschäften. Das Leben und Treiben in Nagold ist von der Kamera eingefangen. Auch lustige Szenen fehlen nicht. Im ganzen aber hat der Film den Anforderungen nicht entsprochen, die man an ihn gestellt hat. Insbesondere ist dem

Calwer Stadtnachrichten

Ueber 70 Jahre im Dienste des Sports

Am 12. Mai feiert der im ganzen Kreisgebiet Calw-Horb und unter den alten Turnern auch im früheren Turnkreis XI Schwaben bekannte Friedrich Pfrommer in seltener Rüstigkeit den 88. Geburtstag. Sein selbstloses Schaffen auf dem Ge­biete der Turnerei Wirkte auf Jahrzehnte hinaus befruchtend. Sehr viele stolze Erfolge bei Gauturn-, festen und auch beim Turnfest in Frankfurt i. J. 1908, wo er mit seiner Gauriege einen ersten Preis er­kämpfte, kann er aufweisen. Dem alten Turnverein und jetzigen Sportverein Calw 1946 gehört der alte Vater Pfrommer schon über 71 Jahre an. Er ver­dient als Gründer des Frauenturnens besonders her- -vorgehoben zu werden. Friedrich Pfrommer war schon in jungen Jahren Gauturnwart und später Gauehrenturnwart. Für seine hervorragenden Lei­stungen erhielt er den Ehrenbrief der Deutschen Tür- nerschaft und des Turngaus Schwaben. Mit seiner 81jährigen Gattin feierte er bereits, vor fünf Jahren die goldene Hochzeit. Zwölf Jahre war Friedrich Pfrommer Mitglied des Gemeinderats und viele Jahre , ftellvertr. Obermeister der Bäckerinnung.

Seinen 80. deburtstag kann am 15. Mai Gotthold Braun, Bäcker in Calw. Metzgergasse, feiern. Wir gratulieren herzlich!

Rschnungsrat a. D. Heinrich Souller f.

Im Alter von 50 Jahren starb in Calw Heinrich Soulier, . Helfer in Steuersachen. Der Verstorbene stammte aus Stammheim und war viele Jahr, zuletzt als Rechnungsrat, beim Gömeindeverband Elektrizi­tätswerk Teinach (GET.) tätig. Nach seiner Pensio­nierung machte er sich selbständig. Als Kriegsbe­schädigter aus dem ersten Weltkrieg stand Soulier stets an leitender Stelle in der Kriegsopferorgani­sation und war vielen Kameraden Freund, Helfer und Berater. Der Verband der Körperbeschädigten, Arbeitsinvaliden und Hinterbliebenen ernannte den Verstorbenen zum stellv. Kreisbeauftragten des Krei­ses Calw - Seit März v. Js. wohnte Soulier trotz seiner Gehbehinderung sämtlichen Ortsgruppengrün­dungen bei und erwarb sich durch sein reiches Wis­sen und Können auf dem Gebiete der Versorgung und Fürsorge der Opfer des Krieges und der Arbeit einen großen Kreis dankbarer Kameraden und Kameraden­frauen. Es wird daher dem Kreis und der Ortsgruppe des Verbandes sehr schwer fallen, einen Nachfolger zu finden, der die Qualitäten eines Heinrich Soulier mitbringt. Auch der Gesangverein Liederkranz-Con- cordia trauert um einen Sangesfreund, der Jahr­zehnte aktiv am Männergesang teilnahfn; ih den Aus­schüssen beachtete man gerne seine Anregungen, denn seine Devise war stets: Nichts für mich, alles für meine Kameraden.

Bürgermeister Seeber bei den Heimatvertriebenen

Die Heimatvertriebenen trafen sich am 5. Mai 1949 zu ihrem monatlichen Heimatabend im Bür- ger-Stüble. Der Abend erhielt seine besondere Note durch die Anwesenheit von Bürgermeister Seeber,

Abends blieb man in angeregtem Gespräch noch eine Weile zusammen.

Die Kaninchen- und Geflügelzüchter tagten Der Vorstand des vor einiger Zeit durch Zusam­menlegung neuorganisierten Kaninchenzüchter- und Geflügelzüchtervereins Emst Nusser, wurde in einer Versammlung eingeführt. Der ehemalige Geflügel­zuchtverein kann in diesem 'Jahre sein 50jähriges Bestehen feiern. Aus diesem Anlaß treffen sich am ersten Julisonntag die Mitglieder imLöwen" in Sommenhardt. Futtermittel für Geflügel und Kanin­chen können wieder bezogen werden, Bestellungen sind bei Kassier Friedrich Schucker in der Metzger­gasse aufzugeben. P. Maier (Calwer Hof) hielt ein sehr interessantes Referat über Geflügelkrankheilen und Zuchtergebnisse. Im Dezember soll eine Kreis­leistungsschau für Kaninchen «und Geflügel aller Art abgehalten werden.

, T ,. , j xt u Charakter Nagolds als Kurstadt zu wenig Rechnung

der evang. Kirchengemeinde Nagold waren zu einer - _ a . J a , a

. Z. . . . , , getragen. Das herrliche Landschaftsbild, das die

Altenfeier in das Evang. Vereinsbaus emgeladen. a J

Da viele von ihnen krank und gebrechlich sind, lei­steten etwa 200 der Einladung Folge. Unter den Gasten befand sich auch Bürgermeister Breitling.

Allen Erschienenen entbot Dekan Brezger mit einer gehaltvollen Ansprache den Willkommgruß. Diesem Grußwort schloß sich Stadtpfarrer Warth an. Neben einer kleineren Aufführung des evang. Mädchenkrei­ses stand das von der evang. Jugend gegebene, sehr eindrucksvolle biblische SpielDie Roggenfuhre'' ira Mittelpunkt des Nachmittags. Frau Apotheker Schmied trug mit schön gesungenen Liedern nicht wenig zum guten Gelingen der Veranstaltung bei.

Die lieben Alten wurden im übrigen mit Kaffee und Gebäck reich bewirtet. Die Schlußansprache hielt Stadtpfarrer Poguntke.

Die Waldbegehungen, die vor dem Kriege üblich waren, wurden vom Gemeinderat wieder aufgeriom- men. Der erste Wandergang war der Gäuseite des ausgedehnten Stadtwaldes gewidmet. Das Interesse

Viertälerstadt bietet, kommt viel zu wenig zur Gel­tung. Der Abend, den Bürgermeister Breit­ling als eifriger Freund und Förderer des Frem­denverkehrs mit einem herzlichen Willkommgruß eröffnete, gab im übrigen der Stadtkapelle wieder Gelegenheit, zu beweisen, daß sie ein. Klangkörper von Format ist. Mit ihren schmissigen Weisen ffind sie auch diesmal, wie der Beifall zeigte, großen Anklang. Es zeigte sich, daß ein kulturelles Leben einer Stadt nicht denkbar ist, wenn der Wert der * Volksmusik nicht erkannt und anerkannt wird. Mu­sikdirektor Rometsch, der auch den Verkehrs- verein leitet, hat die Kapelle fest in der Hand und ist bestrebt, sie zu immer fortschreitender Vervoll­kommnung zu führen. Der oberschwäbische Hu­morist Serabinelli unterhielt die Anwesenden aufs beste .mit alten und neuen Witzen, Anekdoten und Histörchen. Die Lacher waren ganz auf seiner Seite. Tanzunterhfltung beschloß den Abend, dem weitere dieser Art folgen.

Kreisstadt Calw behebt die seit langem drückende Schulraumnot

Bau eines Sammelschulgebäudes geplant Neue Friedhofordnung Ortsbauplan für das Eiselstätlgebiet

In der letzten Gemeinderatssitzung gab Bürger­meister Seeber zu Eingang die Verfügung und An­ordnung des französischen Oberkommandos bekannt, nach denen die Gesellschaft für Luftfahrtgeräte (Lu- fag) in Calw für aufgelöst erklärt ist. Gouverneur Colonel Blanc wurde der Dank des Gemeinderats für seinen Einsatz zugunsten der Stadt ausgespro­chen, daß das Lufaggebäude nicht gesprengt wird, sondern wieder einem industriellen Zweck zugeführt werden kann.

Calwer Architekten haben sich an die Stadtver­waltung und an die einzelnen Stadträte gewandt, um Aufklärung zu bekommen, warum die Calwer Architekten nicht zur Vorberatung der Erweiterung der Oberschule zugezogen worden seien. Hiezu gab Bürgermeister Seeber die Erklärung ab, daß es üb­lich sei, bei städtebaulichen Fragen Spezialisten zu­zuziehen. Architekt Hammer von Kirchheim sei als hervorragender Hochbaufachmann bei beiden Mini-

hofordnung beraten. Die bisherige Friedhofordnung ist zeitlich veraltet. Die neue Ordnung ist der reichsrechtlichen Musterfriedhofordnung angeglichen. Sie sieht insbesondere nunmehr zwei Teilungen der Reihengräber vor, in solche für Kinder bis zu fünf Jahren und für Personen über 5 Jahre. Die Ruhe­zeit ist mit 20 Jahren für Personen über 5 Jahren und mit 10 Jahren für Kinder bis zu 5 Jahren fest­gesetzt. Die Familiengrabstätten werden wie bis­her für 60 Jahre abgegeben. Vorgesehen ist, daß die Nutzungsrechte auf Grund der Friedhofordnung von 1837 und früher, nach welcher für Grabstätten nur eine Benützung für eine bestimmte Verwandt­schaft des ersten Grabbesitzers und keine zeitliche Beschränkung besteht, nach Ablauf der Ruhefrist des Letztbeerdigten verfallen. Die Grabstätten können aber die bisherigen Grabinhabor mit Vorrang vor andern Bewerbern neu erwerben. Beschlossen wurde, daß die Bezeichnung der Reihengräber künf-

haltung zugeteilt werden. Eine weitere städtische Zuteilung von 4-r-ß Zentner pro Haushalt ist dazu zu erwarten. Im Gemeinderat wird biezu bekannt gegeben, daß von Waldbauern Holz zugekauft wer­den könne. Die Brennstoffhändler werden auf solche Bezugsmöglichkeiten aufmerksam gemacht. Klage wurde geführt, wegen des öfters bemerkbaren hohen Chlorgehalts im Trinkwasset. Abhilfe wird zugesagt.

Architekt Hammer aus Kirchheim-Teck trug so­dann die von ihm projektierte Planung einer Sam- meischulanlage vor. Hienach ist eine Erweiterung des bestehenden Baukörpers auf beiden Seiten vor­gesehen, sodann ein Verbindungsbau zu einem selb­ständigen Gewerbeschulgebäude im Fechterschen Garten und als Lösung für. eine Ergänzung der Be­bauung des Geländes für die Zukunft ein einstöcki­ger Baukörper (Festhalle oder dergleichen) zur guten Aufschließung der Baugruppe. Das Oherschuigebäude als langer Baukörper wirke nicht sehr ansprechend.

mer sei mehrfach erster Preisträger und habe einige Großbauprojekte in Arbeit. Persönliche Bindungen bestünden nicht. Es handle sich zunächst um die Frage, in welcher Weise man den bestehenden schlimmen Schulraumverhältnissen in befriedigender Lösung, auch in finanzieller Hinsicht begegnen könne. Prof. Marquardt habe bei einer anderweitigen Orts­besichtigung empfohlen, den jetzigen Schulplatz zu verlassen und auf das Gelände bei der Elselstätte zu gehen.- In gestalterischer Hinsicht war die Frage zu prüfen, ob nicht doch die billigere Lösung der Erweiterung der Oberschule möglich und städtebau­lich zulässig ist. Verschiedene vorliegende Projekte befriedigen nicht. Die von Arch. Hammer vorge­sehene neue Lösung habe im technischen Ausschuß volle Zustimmung gefunden, ebenso diejenige des Kuit- und des Innenministeriums. Die Veranstal­tung eines Wettbewerbes erfolge meist bei Neu­anlagen, wobei der Preisträger auch die Bauaus- der in seinen Ausführungen lebenswichtige Probleme führung erhält. Eine Bauausführung ist aber durch

sterien (Stuttgart und Tübingen) bekannt. Herr Ham- > tig von der Stadt auf Kosten der Hinterbliebenen v Herr Hammer erklärte, daß es schwierig gewesen

zur Sprache brachte. So u. ä. die nun genehmigte Liquidation der Lufag, den sozialen Wohnungsbau und Betreuungsfrag.en. Die Heimatvertriebenen konn­ten die Ueberzeugung gewinnen, daß ihr Bürgermei­ster sich um ihre Anliegen kümmert und helfen will, wo es nur geht. Nach dem offiziellen Teil des

das Stadtbauamt vorgesehen; hier sind wesentliche Kosten Zu ersparen. Bei der Beratung wurde die Vorbehandlung dieser Baufrage unter Zuziehung eines anerkannten Architekten gutgeheißen.

Bevor auf die Baufrage selbst eingegangen wird, wurde vom Gemeinderat die neu auf ge stellte Fried­

in einfacherer Art als durch die bisherigen teuren Holzkreuze durchgeführt wird und daß bei den Ge­bühren für das Bestattungswesen nunmehr nach 1. und 2. Ordnung unterschieden wird. Der Gemeinde­rat stimmte im übrigen der neuen Friedhofordnung in ihrem vollen Wortlaut zu.

In die Baumana-HaUe wird für den Verwalter des Bauhofes eine. Notwohnung mit etwa 300 DM Aufwand eingebaut. Dem Gemeinderat ist ein Entwurf zugegangen, nach dem die Stadtmarkung unter Landschaftsschutz gestellt werden soll. Der Entwurf soll in einer der nächsten Sitzungen beraten werden. Der Vorsitzende gab davon Kenntnis, daß demnächst eine gemeinsame Sitzung der Ge­meinderäte Calw und Stammheim unter Vorsitz des Landrats und in Anwesenheit von Vertretern des Innenministeriums wegen der Frage einer Gebiets­abtretung eines Teils der Stammheimer Markung oder der Eingemeindung stattfinden werde.

In der Frage der Brennholzversorgung wurde eine Kommission gebildet, welche die Zuteilung vor­nimmt. Für die Haushalte in Alzenberg und Wim­berg, welche ohne Gasversorgung sind, ist die Zu­teilung von Flächenlosen neben der normalen Brenn­holzzuteilung von 1 Raummeter vorgesehen. Voraus­sichtlich werden vom Land 18 Ztr. Kohle pro Haus-

80 Jahve Gewerbeverein Altensteig

Ist es nicht müßig, über die Geschichte eines Vereins zu schreiben, nachdem diese Organisation gar nicht mehr besteht? Durch den Gleichschaltungs- Strom im Jahre 1933 wurde auch der hiesige Ge­werbeverein überflutet und aufgelöst. Wenn aber Altensteig heu\e mit Fug und Recht den Ruf einer weit bekannten und geschä'zten gewerbereichen Stadt genießt,, wenn die Erzeugnisse von Gewerbe und Industrie Altensteigs weit über die Grenzen unseres Heimalandes hinaus geschätzt werden, so ist es eine Pflicht der Dankbarkeit, der tätigen Kräfte zu gedenken, die zu diesem Ergebnis beige­tragen haben, das zu erhalten Pflicht der gegen­wärtig unter weit ungünstigeren Verhältnissen ar­beitenden Generation ist. Wenn die Bemühungen zur organisatorischen Wiedergeburt dieser frucht­baren örtlichen Vereinigungen Erfolg haben, wird damit ein Boden geschaffen, der sich sowohl für das Gemeinwesen wie auch für das natürliche, größere Wirtschaftsgebiet in verschiedener Richtung zu einem gesunden, planvollen Wiederaufbau gestal­ten läßt. In der Geschichte des Gewerbevereins wird nicht nur eine wirtschaftliche Entwicklung sichtbar, sondern auch ein Stück lebendiger Heimat­geschichte.

In einer Feuerwehrversammlung am 16. Januar 1869 wurde die Anregung gegeben, ob nicht bei den Gewerbetreibenden Lust und Neigung zur Grün­dung eines Gewerbevereins vorhanden sei. Dieser Vorschlag wurde von der Mehrzahl der Versamm­lung angenommen und Stadtpfarrer Richter gebeten, die Statuten des Nagolder Gewerbevereins zur Ein­sicht kommen zu lassen. Schon am 23. Januar wurde zu einer Versammlung eingeladen, in welcher ein Ausschuß von 7 Mitgliedern zur Entwertung der Statuten gewählt wurde. Es waren dies: Präzeptor

Seeger, Ph. Maier, Joh. Beck, Seifensieder Kalten­bach, Kupferschmied Roller, Rotgerber M. Moser und Redigier. Diese Männer entwarfen nun nach Prüfung der. Satzungen von Göppingen und Vaihin-

res Landes und der^stets klar zum Ausdruck kom­mende Wille, für das eigene und Gesamtwohl fruchtbar tätig zu sein, sind in der Geschichte des Vereins vielseitig aufgezeigt. Es hat nicht nur im wohlverstandenen eigenen Interesse seiner Mit­glieder gehandelt, sondern die Früchte seiner Ar­beit kamen in weitem Maße der Allgemeinheit zu-

gen die ersten Statuten und am 6. Februar 1869 gut. Die verantwortungsvolle Aufgabe des Vorstan-

fand die Gründungsversammlung .statt. 76 Mitglie­der traten dem Verein bei. Erster Vorstand wurde Präzeptor Seeger, zum Kassier wurde Roller und zum Secretaire Redigier besimn\t. Der erste Be­schluß ging dahin, Zeitschriften für den Verein zu bestellen: Badische Gewerbezeitung, Illustriere Zei­tung, Gewerbehalle, Handelszeitung. Die bald darauf abgehaltene Ausschußsitzung berichtete schon von derCalamität" des Hausierhandels, der Verein wurde zur Prüfung eines Backpulvers als Hefeersatz aufgefordert, eine Eingabe an die Gemeindeverwal­tung zur Errichtung von Backöfen wurde gefertigt und mit Freude wird berichtet, daß sich diese nun eingeführten Backöfengut eingebürgert und fleißig bewährt" haben. Im April 1869 wird ein Vortrag von Dr. Bohnenberger über die Strafprozeßordnung, erwähnt, im September spricht Präzep'or Seeger überElektrizität mit Experimenten", im Oktober Schullehrer Knies überdas metrische Maß', Be­deutungsvoll ist der Beschluß der Errichtung einer Volksbibliothek, welchejungen Leuten am Sonn-

des, welcher wie vielleitht in keiner anderen Orga­nisation der belebende Motor sein muß*e, nahm von der Gründung bis Januar 1872 Präzeptor See­ger, bis November 1874 Schullehrer Keck, bis April 1883 Schullehrer Knieser, bfS Juni 1899 Philipp ^Maier sen., Holzhändler, bis Mai 1904 Präzeptor Dr. Wagner, bis Februar 1904 Kaufmann C. W. Luz, bis 1925 Kaufmann Paul Beck und nach dessen Tod Kaufmann Wucherer wahr. Schriftführer und Kas­sier samt den jeweiligen Bibliothekaren hatten in der Erledigung der ihnen zufallenden oft umfang­reichen Arbeiten ein gerüttelt Maß von Pflichten. Es lag im Zuge der gesamten wirtschaftlichen Ent­wicklung, daß die Interessen der Gewerbetreiben­den immer mehr von großen umfassenden Organi­sationen des ganzen Landes vertreten werden muß­ten, um durchschlagenden Erfolg zu haben und daß es Aufgabe der örilichen Gruppen war, diesen Lan­des- und Reichskörperschaften zu sagen, wo sie der Schuh drückt. Der Gewerbeverein Altensteig war hier bestimmt eine der Gliederungen, die sich

tagnachmittag von 26 Uhr zur Verfügung gestellt, nicht so leicht mit allem einverstanden erklärten,

werden soll".

Es ist in diesem Rahmen unmöglich, all die vielen Arbeiten, deren Erledigung sich der Verein angelegen sein ließ, auch nur aufzuführen. Vor­träge, Ausflüge und Besichtigungen von Betrieben und Gewerbeschauen, ungezählte Eingaben mit und ohne Erfolg, lebendiges Verwachsensein mit man­cherlei örtlichen Belangen und den großen wirt­schaftlichen Ereignissen und Erschütterungen unse-

was von der Landesstelle als erforderlich angesehen wurde. Der Handwerkskammer gehörten lange Zeit als Mitglieder an: Chr. Be.ck zumAnker} Karl Luz, Gerber, und Louis Beck"jr. In der Handels­kammer war lange der frühere Vereinsvorstand Stad'pfleger Lutz tätig und im Ausschuß des Ver­bandes württemb. Gewerbevereine war der Verein lange Jahre hindurch durch das Ausschußmitglied Schneider vertreten. (Schluß folgt.)

sei, eine Losung zu finden, die den hohen Bau­körper der Oberschule glücklich in da* Städtebild einfügen lasse. Bei dem steilen Hang würde der Giebel stark hervortreten Man sei daher ge­zwungen. das Dach als Walmdach auszubilden. Um den langen Baukörper zu beleben, habe er einen turmartigen Vorbau vorgesehen, in welchen der Eingang gelegt werde und der die Schuluhr auf­nehmen sollte. Der Zwischenbau zum besonderen am Abhang gelegenen Gewerbeschulgebäude diene" als Eingangshalle für beide Schulgebäude, habe ebenerdigen Zutritt und sei zum Schulhof offen. Die Pläne wurden von ihm im Einzelnen erläutert. Die Erweiterung des Oberschulgebäudes würde den er­mittelten Schulbedarf von 8 Unterrichtsräumen der Oberschule und von 9 Unterrichtsräumen der Mit­telschule aufnehmen und das Gewerbeschulgebäude 6 Schulsäle, 6 Werkstätten mit den nötigen Neben­räumen. Wie der Vorsitzende hiezu berichtet,- ha­ben sich die Schulvorstände auf die jetzige Lösung geeinigt. Die Lösung werde auch dem in Nord­württemberg angestrebten Grundschulzug von 6 Klassen Grundschule und verbundener Mittel- und . Oberschule gerecht. Ein Staatsbeitrag für das Sam­melschulgebäude sei in Aussicht gestellt worden. Beim Kultministerium werde anerkannt, daß in Calw Sonderverhältnisse bestünden, weil teilweise mehr Auswärtige als Einheimische die Schulen besuchen.

Architekt Hammer hat einen Ortsbauplan für das Eiselstättegebiet gefertigt; welcher heute dem Gemeinderat bekannt gegeben und von .Herrn Ham­mer erläutert wurde. Hienach ist die Bebauung der Stadt zu nur in schmaler, der Eiseistätte zu aber in breiter Form geplant. Das Rückgrat des Bau­planes bildet die Weidensteige. Der Hauptzufüh­rungsweg erfolgt von der Neuen Straße in ebener Linie, wie auch die übrigen Baustraßen sich den Höhenlinien in der Hauptsache anschlie&en. Die Wohngebäude sollen in der Regel nur eineinhalb­geschossig werden. Das Verbindungsgelände zur Lufag ist für Industriebauten oder dergl. vorgesehen. Der Ortsbauplan findet allgemeinen Beifall im Ge­meinderat. Vor endgültiger Aufstellung soll eine Geländebesprechung an Hand des Planes noch er­folgen

Die Landespolizei berichte!

Am Freitag, den 6. Mai, haben zwei Frauen aus Stuttgart in verschiedenen Geschäften größere Men­gen Butter gegen Reisemarken der franz. Zone ein­gekauft. Bei dem Versuch, etwa 50 Kilogramm in der Molkerei in Calw einzukaufen, wurden sie fest­genommen. Die Reisemarken wollen sie von einegi Hintermann, in dessen Auftrag sie die Einkäufe tätigten, erhalten haben. Ein lßjähriges Mädchen aus Stuttgart-Untertürkheim hat in Calw-Alzenberg 16 DM. entwendet. Wegen Diebstahl wurde durch den LP.-Posten in Haiterbach ein dort wohnhafter verh. Kraftfahrer vorläufig festgenommen. Eine Wäscherin aus Schömberg hat ihrer Zimmerkollegin in einem Sanatorium in Schömberg 30 DM. entwen­det. Ein led Hilfsarbeiter aus Conweiler hat einem Schindelmacher ira gleichen Ort Dachschin­deln im Werte von etwa 80 DM. entwendet.

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