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Nr. 17S

Begründet 1826

Mittwoch, den 4. August 1926

Fernsprecher Nr. 29

109. Jahrgang

Tagesspiegel

Die Wirksamkeit der Anordnung des Reichsarbeiksmim- sters, daß die Höchstdauer in der Erwerbslosenfürsorge 39 Wochen beträgt, bis die Fürsorge über die 39. Woche bis zur Dauer von 52 Wochen verlängert werden kann, ist über den 31. Juli hinaus bis zum 31. Januar 1927 verlängert worden.

An Stelle des abgesehken tfchechisch-faszistischen Generals Gajda wurde der bisherige stellvertretende Chef, der fran­zösische General Aaucher, zum Chef des tschechischen Gene- ralstabs ernannt.

Aus Reval wird gemeldet, die Gesandten der baltischen Randstaaten sollen wegen der zunehmenden Spannung mit Sorvsekrußland ans Moskau abberufen werden.

Das Gerücht wird verbreitet, die Moskauer Sowjekregie- rmna plane die Errichtung einer polnischen Sowjetrepublik Ml der Südwestgrenze, in der die in Rußland zerstreuten Polen ac>gesiedelt werden sollen.

Wohnung und Arbeitsplatz

Von geschätzter Seite wird uns geschrieben:

Jeder Staat zeigt nach der Entwicklung der letzten Jahre das Bestreben, möglichst einengeschlossenen Handelsstaat", wie Fichte es ausdrückt, zu bilden, das heißt, sich wirtschaft­lich und damit politisch möglichst unabhängig zu machen. Diese Entwicklung ist nicht auszuhalten, sie verlangt viel­mehr eine planvolle Umstellung der Wirtschaft, die haupt­sächlich darauf gerichtet sein muß, den eigenen Ernährungs­bedarf eines Volks möglichst durch eigene Erzeugung zu decken und so Herr über die eigene Existenz zu bleiben, so daß manche Rückschläge in Verwaltung, Währung und Finanzen ausgehalten werden können. Deutschland als schwer belasteter Schuldnerstaat ist dazu besonders veranlaßt.

Die wirtschaftliche Umstellung ist aber zugleich eine bevölkerungspolitische Aufgabe ersten Rangs. Wir werden dieser Aufgabe nicht gerecht werden, solange wir nicht den engen Zusammenhang zwischen Wohnung und Arbeitsplatz in unserer Wohnungsbaupolitik zur Richtschnur nehmen. Wohnungen gehören dorthin, wo Arbeitsplätze und damit Lebensmöglichkeiten, Nahrungen vorhanden sind oder geschaffen werden können. Mochten wir vor dem Krieg bei steigender Industrialisierung zur Auf­nahme des zuziehenden Menschenstroms jährlich 200 000 Wohnungen in den großen Städten errichten unter den heutigen Verhältnissen ist der planlose Wohnungs­bau in den Groß-Städten nur eine Steige­rung und eine Verewigung der Arbeits­losigkeit. In einer amtlichen Meldung wurde kürzlich festgestellt, daß der Zuzug auswärtiger Familien nach Ber - lin in verstärktem Umfang zunimmt und bis Anfang Juli die Ziffern des Vorjahrs bereits um etwa 30 Prozent übsr- trifft, so daß man für dieses Jahr mit etwa 25 000 neu zuziehenden Familien in Berlin rechnet. In den gleichen Tagen wurde mitgeteilt, daß die Zahl der Erwerbslosen unaufhörlich wächst und die Zunahme in einer Woche 3500 betrug. Und Berlin ist typisch für die Verhältnisse im ganzen Reich. Ein Blick auf die Statistik der Erwerbslosen beweist, daß die landwirtschaftlichen Gebiete die weitaus geringsten, die Industriegebiete und Großstädte dagegen die weitaus höchsten Erwerbslosenziffern bei gleichzeitig größter Woh­nungsnot aufweisen.

Jeder Deutsche hat schon Bismarck hat dies ausgespro­chen ein Recht aus Arbeit. Aber dies Recht aus Arbeit kann nur dort verwirklicht werden, wo auf die Dauer Gelegenheit zu nützlicher und die Gesamtleistung der deutschen Wirtschaft steigernder Arbeit sich findet. Solche Gelegenheit bietet sich auf dem Lande, in der Landwirtschaft. Vergessen wir doch nicht den wahren Sinn der Freizügig­keit in seiner geschi 'tlichen Bedeutung! Die Freizügigkeit sollte, als man sie einführte, dazu dienen, dem gewerblichen Leben den höchsten Antrieb zu geben, sie sollte jeden in die Lage versetzen, seine Arbeitskraft dort zu verwerten, wo sie ihm und damit auch der Wirtschaft den größten Nutzen ver­sprach.

Seit Jahrzehnten ist der Wohnungsbau auf dem Lande und in den kleinen Städten vernachlässigt worden, weil der Abstrom der Bevölkerung in die Industrie geradezu in eine Landflucht ausartete und die Lücken durch ausländische Ar­beiter geschlossen werden mußten. Wenn heute die Arbeits­intensität der deutschen Landwirtschaft, insbesondere im Hackfruchtbau, auf das äußerste gesteigert werden muß, so müssen wir nach modernen Formen des Land­arbeiterwohnungsbaus suchen, um die Versäum­nisse der letzten Jahrzehnte wieder auszufüllen, um die wachsende Bevölkerung auf dem Lande festzuhalten und neue Arbeitskräfte unter zusagenden Verhältnissen auf das Land zu leiten. Die Formen werden landschaftlich und nach den Betriebsverhältnissen der einzelnen Gegenden verschieden sein, aber die Norm muß die Arbeiterheimftätte mit Stal­lung und Gartenland sein und mit einem bestimmten A n - rechtaufPachtland. Von dieser Art von Eigenheimen müssen wir Hunderttausende über das Land aussöen. Das bedeutet zunächst für die Uebergangszeit eine großzügige Maßnahme zur Beschäftigung Erwerbsloser im Sinn pro­duktiver Notstandsarbeit; es bedeutet für die Dauer eine gewaltige Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion mittelbar, weil die Bewobner an der Jntensivieruna des

Gegen die Koloniallüge

Briand wünscht wirtschaftliche Annäherung an Deutschland

Windhuk, 3. Aug. Die Gesetzgebende Versammlung Süd­westafrikas hat einstimmig eine Entschließung angenommen, durch die die Beschlagnahme und das Einstamp- f e n vorhandener Exemplare des während des Kriegs von der Südafrikanischen Union herausgegebenen Blau buchs über die angeblich schlechte Behandlung der Eingeborenen durch die deutsche Verwal­tung S ikdw est a f r i ka s verfügt wird. In der Begrün­dung der Entschließung wird ausgeführt, daß das Buch eine Kriegsmaßnahme war und nunmehr, acht Jahre nach Frie­densschluß, endgültig zerstört werden müsse. In einer zwei­ten Entschließung wird die Mandatsverwaltung aufgefor­dert, bei der englischen Regierung vorstellig zu werden, das Blaubuch aus den amtlichen Liften zu streichen und alle noch in Bibliotheken oder Buchläden vorhandenen Exemplare ein­zuziehen und zu vernichten.

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poincares Tilgungskasse

Paris, 3. Aug. Der Gesetzentwurf Poincares über die Schuldentilgungskasse ist der Kammer zugcgangcn. Dies«

Kaffe ist selbständig und wird mm einem Rat mm 20 Mi- gliedern verwaltet, in dem auch die Tabakpstanzer vertre­ten sind. Der Umlauf der Schatzscheine im Nennwert von 49 Milliarden Pavievftanken soll nickt medr erhöbt werden.

der Rat nimmt sie sofort in Verwaltung. Als Mittel zur Tilgung sollen der Kasse zusließen 1. der Ertrag des Tabak-- monopols, das noch mehr aus gebaut und durch Erhöhung der Tabakpreise ergiebiger gemacht wird, 2. der Ertrag einer- außerordentlichen Zusatzsteuer aus den erstmaligen Wechsel von beweglichen Werten, 3. der Ertrag der Rad steuer, 4. nötigenfalls ein Zuschuß aus der Staatskasse.

Kasse soll das Recht haben, Schuldverschreibungen ausM-- geben und Vorschüsse aus den Ertrag des Tatmkmonopois aufzunehmen.

In der Kammer ist der Antrag eingegangen, Me Be­festig u n g des Iran k e n stille nicht -Unter der RSck- zahlung der Schatzscheine hkutangesetzt werde».

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Dem Vertreter eines W-ener Wattes soll Briand er­klärt hoben, die neue Regierung bedeute keine Aenderuog in der auswärtigen Politik, sonst würde es das Amt des Außenministers nicht übernommen haben. Seine PEN sei die von Lecarno, der Verständigung und möglichsten wirtschasllichcn Annäherung an Deutschland. In altert^ kleinen Einzelheiten sei Deutschland mit der EnkwaffmmK im Rückstand, aber die öffentliche Meinung Frankreichs werde unruhig, wenn auch nur eine Kleinigkeit fehle.

Der mexikanische Kirchenstreit

Rsgales (Arizona), 3. Aug. Der frühere mexikanische Präsident Obregon erklärt in einer Kundgebung, er sei mit der vom Präsidenten Calles in Mexiko befolgten Politik durchaus einverstanden. Die kirchlichen Würdenträ­ger hätten den Streik veranlaßt und er werde von selbst verschwinden, wenn sie bereit wären, den Gesetzen zu ge­horchen. Das in Nogales erscheinende BlattHerold" ver­öffentlicht eine Nachricht, wonach gestern in Mexiko bei der Uebernahme der Kirchen durch die Beauftragten des Staats 6 Personen getötet und über 100 verletzt worden sind. Wie aus Mexiko gemeldet wird, hat Präsident Calles den von bischöflicher Seite angebotenen Waffenstillstand ab­gelehnt, jedoch sind, wie es heißt, Besprechungen zur Ein­leitung einer Verständigung im Gang.

Der Widerhall in Südamerika Buenos Aires, 3. Aug. Die öffentliche Meinung iv Argentinien zeiot im allgemeinen kein großes Interesse an

den Borgängen in Mexiko. Die Blätter sagen, sachlich M die mexikanische Regierung 4m Recht, doch sei die Schärfe, mit der Präsident Calles vorgehe, zu bedauern. Ms Trennung von Staat und Kirche sei in Aruguay oh«" Blutvergießen und ohne Störung der öffentlichen Ordnung durchgeführt worden; es sei zu hoffen, daß auch in Mexiko der Streik auf friedlichem Weg gelöst werde.

In Santiago erhoben die chilenischen Katho­liken Einspruch gegen das Borgehen der mexikanische» Regierung. An den Erzbischof Mora in Mexiko wurde «« Begrüßungstelegramm abgesandt.

Der englische Gesandte Owen hat bei der mexikanische» Regierung Borskellungen oegen die etwaige staatliche Be­schlagnahme der Kathedrale in Mexiko, die britischen Un­tertanen gehöre, erhoben. Der frühere englische Heeres­kaplan Pöncock weigert sich, dem AusweisungsbefeU Folge zu leisten. Der päpstliche Nuntius Crespi ist abgereist und in San Antonio (Texas) ein getroffen.

Hackfruchtbaus allenthalben Mitarbeiten, und unmittelbar, weil die Hausungen mit Stallung und Viehhaltung selbst kleine Stätten intensivster Produktion sind. Ohne die Mit­wirkung der Landwirtschaft und ihrer berufenen Vertreter ist dieser Plan mit seinen großen Zielen freilich nicht durch­führbar. Alle schaffenden wirtschaftlichen Kräfte müssen herangezogen werden, um ihren richtigen Platz in diesem großen Werk zu finden. Insbesondere müssen auch die Arbeitgeber und ebenso gut die Arbeitnehmer zur Mit­wirkung herangezogen werden. Die neuen Bewohner mögen zunächst zur Miete wohnen mit einem sicheren Recht aus Kaufanwartschaft, dessen Durchführung ihnen spar­sames und fleißiges Vorwärtsstreben ermöglichen wird. Nimmt man bei weitgehender Förderung durch die be­teiligten landwirtschaftlichen Betriebe (Gestellung von Fuh­ren, Lieferung von Holz usw.), einen Preis von 6000 -1t für die Heimstätte an, so kann man die zur Verzinsung und allmählichen Tilgung notwendige Jahresleistung von 360-1t in der Weise aufbringen, daß der Bewohner (evtl, unter Beteiligung eines Untermieters in einer zweckmäßig ein­zubauenden kleinen Dachwohnung) an Miete 120 -K be­zahlt (vor dem Kriege durchschnittlich 100 -1t oder 7 bis 10 Prozent des Lohns), daß der Arbeitgeber oder ein Arbeit­geberverband weitere 120 -4k bezahlt, und daß der Staat sich mit 120 -1t beteiligt. Das erforderliche Baukapital wird aus Mitteln des Reichs und der Länder unter gewissen Sicherungen aufzubringen sein.

Ein großes Hindernis für die Selbstbesiedlung des Lan­des bot bisher vielfach die Regelung der öffentlich-rechtlichen Verhältnisse, insbesondere die Verteilung der Schul- und Armenlasten. Sie müssen ausschließlich auf die öffentlichen Schultern, und zwar auf die tragfäbiatten. also nicht auf die der Gemeinde, gelegt werden.'- K e ^ gemeinde muß

ein Schulkind mehr nicht mehr eine Last, sondern einen freudig begrüßten Zuwachs bedeuten.

Das Ziel muß bei voller Wahrung der Freizügigkeit das freie Eigentum sein, welchxs durch eine Kaufanwarb schaft, am besten in Verbindung mit einem Sparsystem, ge- sichert wird. Damit ist zugleich eine soziale Ausstiegs. Möglichkeit eröffnet, an der es bisher auf dem Lande teider gefehlt hat. Wird dies ergänzt durch eine planmäßige Steigerung der seit langem betriebenen bäuerlichen n 1 l e d l u n g, der Neubegründung kleinerer und mitt- lerer landwirtschaftlicher Betriebe, so werden weitere Auf­stiegsmöglichkeiten eröffnet und der landwirtschaftlichen Pro­duktion wird der beste Dienst qeleistet.

Neuestes vom Lage

Arbeiten des Reichskabinetis Berlin, 3. Aug. Das Reichskabinett wird etwa oo>» 12. August an wichtige Vorlagen in Beratung nehmen. At» nächji. handelt es sich um die Beantwortung der Einladung, zur Völkerbundstagung im September. Sodann kommen die Gesetzentwürfe sür die Bergarbeit, d« produktive Erwerbslose nfürsorge und Not­lage der Beamten zur Sprache. Im Juli haben f«h in 18 Großstädten nach den Polizeiberichten 28 Beamte wegen wirtschaftlicher Sorgen das Leben genommen. Im August soll ferner noch eine Konferenz der Länderregierun­gen besonders zur Vereinheitlichung des Beamtenrechts statt­finden.

Der Reichswirkschaftsminister m München München. 3. Aug. Reichswirlschafismiirister Dr. Cur- tius kam am Samstag nach München, um mit der Re­gierung über einen Vertrag wegen der Abgabe von elek­trischem Strom aus den bayerischen Kraftwerken an außer­bayerische Länder zu verhandeln. Gegen die Absicht der Rcichsregierimg, diese Frage durch ein Reichsgesetz zu regeln, hatten Bayern und andere Länder als gegen einen Ein­griff in innerstaatliche Rechte Einspruch erhoben. Es solle» nun statt besten freie Vereinbarungen getroffen werden.

In einer dem Reichsminister zu Ehren veranstalteten Zu­sammenkunft der Deutschen Bolkspartei kam Dr. Curttus auf die Wünsche bezüglich einer Aenderung der Weimarer Verfassung zu sprechen. Er meinte, diese Pläne lasten sich nicht verwirklichen. Auch ohne Aenderung laste sich die zu straffe Vereinheitlichung mit dem Mittelpunkt Berlin etwas lockern, wenn man gegenseitig Verständnis habe. Die Flaggenverordnung sei nicht zurückgezogen, aber niemand spreche mehr davon. Eine Regierungsmehr­beit sei gegenwärtig nicht zu erreichen, weder durch Ver­bindung mit Rechts noch mit Links. Die Deutschnattonalen müßten sich erst umbilden und mit dem völkischen Flügel brechen, dann könne man ein Zusammengehen mit ihnen versuchen. Nach seiner Ansicht werde Deutschland eine große Arbeitslosigkeit von 1930 ab nicht mehr ha­ben, weil sich dann der Geburtenrückgang im Krieg bemerk­bar mache. Es sei kein Anlaß zu trüber Auffassung, über den tiefsten Punkt sei Deutschland hinweg. Der Eintritt in den Völkerbund sei richtig, denn nur innerhalb des Bundes sei eine Aendermw des Dawesvkans erreicb-