Seite 3 Nr. 181

Nagolder TagblattDer Gesellschafter*

Mittwoch 14. Sali 1S2S.

Aas Stadl and Land

Nagold, 14. Juli 1926.

Eins begehrt der Mann allein:

Bahn frei, ganz er selbst zu sein;

Mag er alles sonst entbehren,

Dies Recht soll ihm keiner wehren.

Dienstaachrichten.

Durch Entschließung des Herr Kirchenpräsidenten ist die Pfarrei Oberjesingen, Dek. Herrenberg,s dem Stadtpfarrer Wid- mann in Beilstein, Dek. Marbach, übertragen worden.

Als ein unschädliches, ja durchaus gesundes Reiz- und Genußmittel kann das Obst angesprochen werden. Dr. med. Müller, Lüneburg, schreibt darüber u. a.:Als Reiz- und Ge­nußmittel ist das Obst unzweifelhaft mit am gesündesten; denn Genußmittel sollen uns anregeu, erfrischen und neue Spannkraft verleihen. Aber wieviele unserer gebräuchlichsten Genußmittel haben mehr oder weniger schädliche Nebenwirkungen! Schon der Anblick der schönen Früchte löst in uns angenehme Emp­findungen aus. Auch die manigfaltige Verschiedenheit der Obst­sorten ist ein wichtiger Faktor für ihre Bedeutung als Genuß­mittel. Aber wir schätzen das Obst weiter auch deshalb so außerordentlich hoch, weil es unfern Appetit fördert, die Tä­tigkeit der Speichel- und Magensaftdrüsen und die Ver­dauung in natürlicher Weise aufdas wirksamste anregt.Das

Obst darf kein Luxus- und Genußmittel mehr bleiben wie bis­her. Es muß ein Volksnahrungsmittel werden und deshalb billiger sein, als z. B. die ausländischen Apfelsinen, für die wir alljährlich viele Millionen in das Ausland abgeben "

keine Eilbriefsendungen nach Spanien. Nach Spanien werden vielfach Eilbriefsendungen aufgeliefert, obwohl das' Verlangen der Eilzustellung auf Briefsendungen nach Spa­nien nicht zugelasssn ist. Die Sendungen werden von den spanischen Postanstalten nur auf gewöhnlichem Wege zu­gestellt.

Wie schützt man sich gegen Blitzschlag. Besonders groß ist die Blitzgefahr bei niedrigen Gewittern inmitten von stachen Feldern uno Wiesen. Man kann ihr nur durch so­fortiges Hinlegen und Ausstrecken des ganzen Körpers be­gegnen; denn der Mensch auf weiter Flur wirkt wie ein Blitzableiter. Die Mitze gehen selbst auf kleine aus einer Ebene hervorragende Gegenstände nieder. Im Wald bietet die Dickung den besten Schutz. Gegen Blitzgefahr ist man nirgends sicherer als im Wald, wenn man die Weisung be­folgt, daß man, sobald das Wetter kommt, die Waldwege verlassen und in den Bestand eintreten muß. Die Rand­bäume werden in der Regel vom Blitzstrahl bevorzugt. Im Bestand selbst aber schützen die Bäume sich gegenseitig; der Sturm verliert seine Gewalt und auch die Blitzgefahr ist im gleichmäßig hohen Wald nur gering. Wer bei Ausbruch eines Gewitters in eine Laubholz- und Nadelholzdickung kriecht, der hat dort Schutz gegen Regen und Blitz, denn niemals schlägt dieser in eine Dickung ein.

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Altensteig, 13. Juli. Bezirksschuloersammlung. Am

Montag fand hier die jährliche Bezirksschulversammlung des Schulbezirks Nagold I statt. Außer den pflichtgemäß anwesen­den Lehrern, konnten Herr Oberamtmann Baitinger und Herr Oberamtsarzt Dr. Huwald begrüßt werden. Der Be­zirk zählt 4 463 Schüler, 2 083 Knaben und 2380 Mädchen, entgegen 7217 Schülern im gesamten im Jahre 1916, also eine Abnahme von 40 Prozent. Heute kommen auf 35 Schüler 1 Lehrer, 19 l 6 auf 51 Schüler i Lehrer. Dies ist jedoch eine vorübergehende Erfcheinung und der größte Tiefstand scheint heute erreicht »u sein. Dies zeigen deutlich die Zahlen der zur schulärztlichen Untersuchung kommenden Schüler. Es sind dies die Klassen 1, 4, 7 und da ergibt sich folgendes Bild: in 1 863, in 4 428 und in 7 788 Schüler. Herr Oberamts­arzt Dr. Huwald hielt ein Referat über Krankheiten im Schul­alter, das allerseits mit großem Interesse ausgenommen wurde. In der daran angeschlossenen Besprechung wurde besonders die Tatsache berührt, daß bei den Schülern häufig Ueber- müdung in der Schule zu beobachten sei und dies durch häus­liche Ueberlastung und Mangel an Schlaf verursacht werde. Die Eltern möchten, um dies zu bekämpfen, milwirken und vor allen Dingen dafür sorgen, daß die Kinder genügend schlafen können, in dem sie dieselben bei Zeiten zu Betl bringen. Der Wunsch wurde laut, man möge aus gesundheitlichen und schul­praktischen Gründen heraus, den Verfuch der Einrichtung von Kurzstunden, wie an höheren Schulen, nicht machen. Weiter wurde noch die Frage deS 8. Schuljahres, welches im Bezirk noch nicht eingeführt worden ist, aufgeworfen und gefragt, >-b- auf dem Lande die Kosten seiner Einführung tatsächlich so groß sein könnten, daß sie ein Hindernis für seine Einführung bildeten. Ein vorzüglicher und mit Beifall aufgenommener Vortrag des Herrn Rektor Kiesner über das Bildungsproblem führte zu den theoretischen Grundlagen der Schularbeit. Für den nach Stuttgart versetzten Schulkämmerer, Herrn Oberlehrer Breitling-Nagold wurde Herr Hauptlehrer Hagenlocher- Ebershardt, gewählt. Mit allgemeiner Befriedigung, ob der geleisteten Arbeit konnte der Vorsitzende die Versammlung schließen.

Altensteig, 13. Juli. Unfall. An der Kronenecke ereig­nete sich heute morgen ein Zusammenstoß zwischen zwei Rad­fahrern. Als der verh. Maler Löffel mit seinem Fahrrad von seiner Wohnung beim Schlachthaus nach seiner Arbeitsstätte fahren wollte und bei der Krone die Straße herausfuhr, fuhr ein Rad­fahrer aus Spielberg die Spielberger Straße herunter und in das Rad des Löffel hinein. Löffel stürzte ab, war zunächst besinnungslos und mußte in seine Wohnung gebracht werden. Der Radfahrer aus Spielberg erlitt dagegen nur leichtere Ver-

letzung en und machte sich schnell davon. LM _

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Herrenberg, 13. Juli. Abschiedsfeier. Für Herrn Stadtpfarrer Dr. Find eisen wird am Freitag im Saalbau Schneider eine allgemeine Abschiedsfeier stattfinden, bei der auch der Kirchenchor und andere hiesige musikalische Kräfte ihre Mit­wirkung zugesagt haben. Nächsten Sonntag vormittag wird Herr Stadtpfarrer in der Stiftskirche seine Abschiedspredigt halten.

Herrenberg, 12. Juli. Totaufgefunden. Die Leiche ver als vermißt gemeldeten, in hiesiger Stadt bodienstet gewesenen Johanna Müller von Waiblingen wurde im ^Eckar gefunden. Die Todesursache ist noch unbekannt.

Birkenfeld, 13. Juli. Beim Wildern gestellt wurde am Sonntag durch den Jagdaufseher Knörzer in Birkenfeld der Goldarbeiter Theodor Jlg. Jlg wurde sestgenommen und in das Amtsgericht Pforzheim eingeliefert.

Rottweil. 13. Juli- Schreinermeistertagung. Die Schreinermeister von Württemberg und Hohenzollern dielten hier am Sonntag unter Vorsitz des Reichstagsabg. Silier ihren 18. Verbandstag ab. Dabei wurde eine Ent­schließung angenommen, die gegen die immer mehr steigen­den Beitragslasten der sozialen Versicherungen schärfsten Ein­spruch erhebt und verlangt, daß in allerkürzester Zeit die untragbaren Lasten auf ein für die Wirtschaft erträgliches Maß zurückgeführt werden. Eine weitere Entschließung wen­det sich gegen die Einrichtung von besonderen Stellen bei den Handwerkskammern mit der Aufgabe, Beschwerden von Verbrauchern über Preise und Leistungen von Handwerkern kostenlos zu prüfen. Der nächste Verbandstag findet in Viberach statt-

Aus aller Welt

Abgestürzk. Bei der Besteigung des H-rschsprüngselsenä im Höllental (Baden) ist der Freiburger Sportsmann und Alpinist Dr. Tauern aus beträchtlicher Höhr abgestürzt und tödlich verletzt worden

Das Münchner Museum für Völkerkunde ist am 10. Juli feierlich wieder eröffnet worden. Die wertvolle Sammlung, die besonders das Kunskgewerbe der Naturvölker berücksich­tigt, war bisher in einem Gebäude des Hofgartens ganz un­zulänglich untergebracht und teilweise in Kisten verpackt. Die geplante Errichtung eines eigenen Baus wurde durch den Kriegsausbruch verhindert. Nun befindet sich die Samm­lung im Nationalmuseum an der Maximilianstratze, das bis vor kurzem dem von Oskar v. Miller gegründeten Deutschen Museum gedient hat. Bon den 38 zur Verfügung stehenden Sälen sind bis jetzt 25 voll eingerichtet.

Das großartige Planetarium der Stadt Jena, das im

geschichtlich denkwürdigen Prinzessinnengarten errichtet wor­den ist, wird am 17. Juli eröffnet und am 18. Juli der Oes- fentlichkeit übergeben. - Jena-ist nunmehr die vierte Stadt im Reich, die einenHimmel'auf Erden" besitzt. Ueber die Errichtung des von der Stadt Stuttgart angekauften Plane­tariums hört man vorerst noch nichts.

Die Einheitskurzschrift in Preußen. An den kaufmänni­schen und Gewerbeschulen in Preußen ist vom nächsten Schul­halbjahr an der Unterricht in Kurzschrift nur noch nach dem Einheitssystem zulässig. In den höheren, mittleren und in den Volksschulen ist das Kurzschriftfach freiwillig, wo es aber ausgeübk wird, darf nur die Einheitsschrift gelehrt werden.

Französische Studenten in Deutschland. Der Pariser ..Im­perial Francais', das Blatt des früheren Unterrichtsministers Albert, schreibt: Ehe man daran denken könne, Europa wie­der aufzubauen, müssen sich Frankreich und Deutschland erst verstehen lernen. In Frankreich kenne man das nahe und doch so ferne Deutschland fast gar nicht; die französischen Beschreibungen und Vorstellungen seien meist nur Zerrbilder Deutschlands, die nur Schaden stiften. Den jungen Franzosen müsse man Deutlchland zeigen, wie es ist. Es sei notwendig, daß ein Teil der geistigen Auslese Frankreichs endlich eine ernstliche, ehrliche Kenntnis Deutschlands erhalte. Bei dem schlechten Wert des Franken sei aber nur den begütertsten Franzosen ein Aufenthalt in Deutschland möglich, während umgekehrt die Zahl der deutschen Studenten in Paris fort­während im Zunehmen sei, da sie mit ihrer hochwertigen Mark in Frankreich verhältnismäßig billig leben können. Das Blatt wendet sich an die kapitalkräftigen Kreise, ein französisches Studentenheim in Berlin zu schaffen, das etwa 20 Zimmer enthalte. Die preußische Re­gierung werde die Ausführung ohne Zweifel fördern.

Neunfacher Mörder. In Berlin wurde kürzlich ein Ver­brecher namens Kaupen verhaftet, dem nicht weniger als 9 Morde, 90 Beraubungen und eine Brandstiftung nach­gewiesen werden konnten.

Unwetter. In Würzburg ist das Hochwasser des Mains dis weit in die inneren Stadtteile eingedrungen. Bei Lohr am Main und bei Obernburg wurden zwei Badende von Strom forkgerissen und erkranken.

Kokainschmuggel und Ferienkinder. In Budapest traf dieser Tage ein Eisenbahnzug mit ungarischen Kindern ein, die ihre Ferien in Belgien verbracht hatten. Der Zug wurde auf dem Bahnhof von 40 Polizeibeamten in Empfang ge­nommen, die das Gepäck und die Kleidung der Kinder auf das genaueste durchsuchten und die Kinder selbst einer kör­perlichen Untersuchung unterzogen. Den Eltern wurde später von der Polizei mitgeteilt, daß sie Nachrichten erhalten hatte, denen zufolge mit dem Kindertransport eine bedeutende Menge Kokain nach Budapest hineingeschmuggelt werden sollte.

Das Explosinosunglück in Denmark. Das plötzliche Um- springen des Winds am Sonntag hat einen Lagerschupper des Munitionslagers in Danmark-See (St. Nerv-Jersey) ge­rettet. in dem 18 000 Kilo Dynamit verwahrt wurden. Da die Explosionen seltener wurden, drangen Marinetruppen in das Lagerasbiet ein- Sie fanden bis jetzt 18 Tote. Die lÄckschaften Mounthope, Rockway und Hibernia sind st jgEwie ganz vernichtet, viele andere Dörfer haben schwer gelitten.

in 548k Meter höhe. Als das höchste von Menschen bewohnte Haus der Erde hak man neuerdings ein Hm» festgestellt, das sich in Indien, im Gebiet des Hima. laya, to» Norden von Sikkim, nahe dem Gipfel des Donkia- passe», in etner Höhe von 5486 Meter befindet. Es handelt sich dab«i um eine einfache Steinhütte, die das ganze Jahr hindurch von vier bis fünft Männern, den Wächtern unt Vorposten des Passes bewohnt wird. In dieser Höhe ent­hält die Lust nur etwa halb so viel Sauerstoff, wie die Luft unmittelbar über dem Meeresspiegel. Die Gewöhnung au dies« HSHeMrft fällt jedoch diesen Menschen nicht so schwer, wie man vielleicht annimmt, weil sie aus dem Hoch^ateau von Tibet stammen und an das Leben in Höhen von 450L bis 4800 Meter gewöhnt sind. Merkwürdigerweise hat mau sowohl beiden ständig in dieser Höhenluft lebenden Einwoh­nern von Tibet wie auch bei den Mönchen des Klosters von St. Bernhard die Beobachtung gemacht, imß sie fast alle »in sehr hohes -uer erreichen.

Säuglingssterblichkeit. Das Land der größten Säuglings­sterblichkeit ist Chile. Da sterben 28,3 v. H. der Säugling« wogegen in Holland und Norwegen nur 5,1 bzw. 5,4 v. H. sterben. Auch Schweden schneidet recht gut ab mit 6,3 v. H.. die Schweiz hat 7, England 7,5, Vereinigte Staaten 7,6, Dänemark und Frankreich 8,5, Lettland 8,8 und Finnland 9,4 Tote von hundert lebend Geborenen, lieber 10 v. H. sterben: in Belchen 10.7. Deutschland 10,8. Bulgarien 10.9

Argentinien 11,1, Spanien 14,2, Österreich 15,6, Italien 15,8, Japan 16,8, Brasilien 17,8, Ungarn 18,6. Rumänien hatte über 20 v. H. tote Säuglinge, genau 20,6 v. H. Im Deutschen Reich finden sich in den einzelnen Ländern ganz verschiedene Sterblichkeitsziffern der Säuglinge. Während z. B. Ober­schlesien 15,79 v. H. zählt, hat Bremen nur 5,8 v. H. und die Hauptstadt des Reiches Berlin steht mit 8,33 v. H. immer noch recht günstig in der Sterblichkeitstafel der Säuglinge.

Letzte Nachrichten

Glückwünsche an Exe. v. Payer.

Berlin, 14. Juli. Nach Morgenblätter-Meldungen hat Reichskanzler Dr. Marx Exc. v. Payer zum Fest der goldenen Hochzeit in herzlichen Worten seine und der Reichs­regierung Glückwünsche ausgesprochen.

Reichskanzler Dr. Marx am Niederrhein.

Xanten, 14. Juli. Bei seiner Rheinfahrt traf Reichs­kanzler Dr. Marx am Dienstag mit dem Oberpräsidenten der Rheinprovinz Fuchs, Regierungspräsidenten Hergemann und verschiedenen Landräten der bereisten Landkreise in Xanten ein, wo ihm ein festlicher Empfang bereitet wurde. Er besichtigte den ehrwürdigen St. Viktor-Dom und das Karthaus und -setzte nach ungefähr einstündigem Aufenthalr die Reise nach Calcar fort. Auch in Calcar wurde Reichs­kanzler Dr. Marx ein herzlicher Empfang durch die Be­völkerung zuteil. Nach einer Besichtigung der Nikolai-Kirche erfolgte die Weiterfahrt nach Cleve, wo der Reichskanzler um 7 Uhr abends eintraf.

Verhandlungen über das neue Weiagefetz.

Berlin, 14. Juli. Wie die Morgenblätter erfahren, finden am 16. d. Mts. wiederum Verhandlungen zwischen Vertretern der Regierung und Vertretern des deutfchen Weinbaues über das kommende neue Weingesetz statt. Die bisherigen Besprechungen in dieser Angelegenheit hatten nur informatorischen Charakter. In unterrichteten Kreisen glaubt man, in der Sitzung am 16. d. Mts. dem gemeinsamen Ziele näherzukommen.

Das deutsche Eigentum in Kuba.

Berlin, 14. Juli. Die kubanische Regierung hat mir- geteilt, daß sie nicht beabsichtige, die Bestimmungen des Z 18 der Anlage 7 des Versailler Vertrages auf das Eigen­tum der deutschen Reichsangehörigen und Gesellschaften an­zuwenden, d. h. also, daß sie ausdrücklich auf die Anwen­dung der dort vorgesehenen Repreffalienklausel in Kuba verzichtet.

Auch der Sultan von Marokko ausgepfiffen.

Berlin, 14. Juli. Wie die Morgenblätter aus Paris melden, ist der Sultan von Marokko am Dienstag Nach­mittag im Pariser Staatshaus offiziell empfangen worden. Als der Sultan in den großen Saal eintrat, ertönten von verschiedenen im Saale zerstreuten Gruppen Pfiffe und Rufe. Man erkannte innerhalb der Gruppen Abgeordnete der kommunistischen Partei, Municipalräte von Paris und Generalräte des Seine-Departements.

Die polnische Berfaffuugs-Aenderung im Sejm-Ausschuß angenommen.

Warschau, 14. Juli. Die Verfassungskommission des Sejm nahm gestern in der 3. Lesung alle Regierungsvor­schläge über die Verfassungsänderung an. U. a. wurde auch die Aufhebung der proportionalen Wahl grundsetzlich ge­nehmigt. Gegen diesen Vorschlag protestierte im Namen der deutschen Fraktion der deutsche Abgeordnete Kronig sehr scharf. _

Spiel rmd Sport.

Untersuchung der Avusbahn. Anläßlich der schweren Unglücks­fälle bei den Motorradrennen aus der Berliner Avusbahn werden die Einrichtungen der Aousbahn polizeilich nachgeprüft.

Rosenberger in die Heimat abbesördert. Der bei dem Rad­rennen auf der Berliner Avusbahn gestürzte Fahrer Rosen­berger wurde mit dem ordentlichen Verkehrsfugzeug in sein« Heimat Stuttgart befördert, da die Anstrengungen der Eisenbahn- fahrt nach Ansicht der Aerzte Hütten gefährlich werden können. Die Verletzungen Rosenbergers sind übrigens nicht schwer und er hasst, in 8 Tagen wieder an einem Rennen reilnehmen zu können.

Württ. Fuverlässigkeilssahrt 1026. Der Allg. Deutsch« Auto- mobilklub, Gau Württemberg und Hohenzollern, veranstaltet am Sonntag, den 18. Juli, eine Zuverlässigkeitsfahrt, da das für die­sen Tag vorgesehene Soütuderennen ausfällt.

Ehlinger Fluqtaq. Der Württ. Luftahrtverband veranstaltet am Sonntag, den 18. Juli, auf den Sportplätzen beim Sirncmer Hof zwischen Eßlingen und Deizisau eninen Flugtag, der sehr inter­essant zu werden verspricht.

Autostraße StuttgartSigmaringenkrauchenwler. Die be- teiligten württ. Städte und die Stadt Sigmaringen beabsichigen den Bau einer besonderen Kraftwagenstraße von Stuttgart bis Kvauchenwies in Hohenzollern.

Handel und Bolkswirlfchast

Der Frankensturz. An der Londoner Börse ist am 12. Juli, just als Caillaux nach London geflogen kam, der belgische Franken auf 218, der französische aus 199 und die italienische Lira auf 14Z zu 1 Pf. Sterling gefallen. Die belgische Regierung sucht durch einen Aufruf die Bevölkerung zu beruhigen und vor dem Kauf ausländischer Devisen zu warnen, da dies die Krise noch verschär- fen würde. Die Regierung wird vom Parlament auf 6 Monate die Vollmacht erbitten, den Verkehr der Banknoten, Anleihen, di« Lebensmittelversorgung. die Tilgungskasse usw. durch königliche Verordnungen zu regeln. Das Getreide soll zu 82 Prozent aus- gemahlen werden, wodurch bei der Getreideeinsuhr täglich ein« halbe Million Franken erspart werden soll. Der Verbrauch der Luxuserzeugnisse soll weiter eingedämmt werden. Die Eisendahn- tarise werden für Personen um 10. für Güter um 20 Prozent erhöht.

INünzstatistik. Im Juni wurden im Deutschen Reich an Mün­zen neu geprägt: 16 Will. Zwei- und 0.6 Mill. Dreimarkstücke, sowie 0,55 Mill. Fünfzigpfennigstücke. Der Gesamiumlauf beträgt nunmehr 264,75 Mill. Ein-, 126,62 Mill. Zwei-, Drei- und 8.42 Mill. Fünfmarkstücke: ferner 2,79 Mill. Ein-, 5 Mill. Zwei-. 27.63 Mill. Fünf-. 56,8« Mill. Zehn- und 109,85 Mill. Fünfzigpfennig, stücke.

Erweiterung de» Hamburger Hasen». Die Hamburger Bürger- fchaft hat, nachdem der Gebietsaustausch mit Preuße» gescheitert ist, einer Vortage über eine Erweiterung des Hamburger Hafens aus dem vorhandenen Raum zugestimmt und dafür 20 Millionen