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Mit den illustrierten Unisrhaltungsbeilagen „§Lrerftu«den" und „Unsere Heimat"
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Nr 161
Ergründet 1826
Mittwoch, den 14. )uli 1926
Fernsprecher Nr. 29
106. Jahrgang
General W imo de Rivera hat in Paris das spanisch- französische Ahlommen über Marokko «nierzBchnel.
Gin Lisfaboner Gericht will wissen, /die Bemannung des Kreuzers, der Da Cosia in die Verbannung führen sollte, habe sich -essen geweigert und Da Losta wieder ans Land gesetzt.
König Boris von Bulgarien ist mit seiner Schwester Eudoxia in Ne Schweiz gereist. — Die Reise gab den Belgra- dern Politikern Veranlassung, von «einer Flucht" des Königs und edier Verschwörung in Bulgarien zu reden.
Neuer Vorstob gegen Seeckt
Die Militäruberwachungskommission ist angewiesen worden. im Auftrag des Pariser Botschafterrats einen neuer Vorstoß gegen dje Stellung des Generals von Seeckt zu unternehmen. Nach einer Meldung aus Brüssel wurde die Reichsregierung unter Bezugnahme aus den Erlaß über die Kommandogewalt in der Reichswehr vom September 1919 und auf die Verfügung des Reichspräsidenten vom 28. Januar 1926 „ersucht", die Stellung eines Generalinspektors der Truppen zuschafsenundeinenderbeidenReichswehr- gruppenkommandeure gleichzeitig zum Ge- neralinspektorzu ernennen. Außerdem hat die Militärkontrollkommission von Marschall Foch Anweisung erhalten, ihr besonderes Augenmerk aus die in letzter Zeit von einigen deutschen Blättern gemeldeten Waffen- und Munitionsfunde in Deutschland zu richten und von -er deutschen Regierung Aufklärung hierüber zu fordern. Der französische General Walch hat sich des ihm erteilten Auftrags bereits entledigt und der deutschen Regierung entsprechende Forderungen übermittelt.
Schon seit längerer Zeit ist eine neue Tätigkeit der in Berlin verbliebenen Ueberwachungsoffiziere und ihrer Pariser Auftraggeber festzustellen. Seit langem ist das Bemühen erkennbar, unter einseitiger Auslegung gewisser Verfügungen, ja teilweise im Gegensatz zu der früheren Stellungnahme der Ueberwachungskommission, die militärische Stellung des Generals v. Seeckt nach Möglichkeit auszuhöhlen und schließlich unhaltbar zu machen. Man sieht in Seeckt den Mann, der aus der Reichswehr trotz aller Beschränkungen doch eine Kampstruppe gemacht hat, die wenigstens von den kleinen Nachbarn Deutschlands nicht übersehen werden kann. Deutschland aber soll auch weiterhin offenes, unverteidigtes Gelände sein, ob es nun den Drahtziehern in Paris und Warschau beliebt, von neuem bei günstiger Gelegenheit unter irgendwelchen Vorwänden einen Einfall zu machen, oder ob es sich um den Durchmarsch durch deutsches Land und dessen Einrichtung als Etappe gegen den Osten handelt. Indem nun einer der Gruppenkommandeure zum Generalinspektor ernannt wir-, hofft man die schon eingeschränkten Befugnisse des Generals v. Seeckt weiter herabzumindern und ihn zum Aufgeben einer unmöglich gewordenen Stellung veranlassen zu können. Natürlich liegt auf seiten der Ueberwachungs- kvmmission keinerlei Recht vor, sich hier auf die Verordnung vom September 1919 zu beziehen, die, in den damaligen besonderen Verhältnissen begründet, nur eine vorläufige Regelung der Befehlsbefugnisse in der Reichswehr bis zu deren Regelung durch das Reichswehrgesetz darstellte. Der Erlaß ist denn auch schon im August 1920 durch eine neu« Verordnung ersetzt worden, die dem Chef der Heeresleitung die Gruppenkommandeure unterstellte und die Stellung eines Generalinspekteurs der Gruppen aushob. Diese neu« Verordnung wurde auch in das Reichswehrgesetz übernommen. Irgendeine Berechtigung des Verbands, die Zurückoersetzung des Chefs der Heeresleitung in die Stellung, wie sie der Erlaß vom September 1919 vorsoh, und die Aufhebung der Verordnung vom August 1920 zu fordern, liegt selbstverständlich nicht vor. In Wirklichkeit richten sich diese Angriffe auch nicht gegen die ganz einwandfreie jetzige Organisation, die vom Verband selbst angenommen worden war, sondern ausschließlich gegendiePsr- j o n des Generals v. Seeckt, mit dessen erzwungenem Rücktritt man auch die von ihm geschaffene Heeresordnung erschüttern zu können hofft. Bei - en früheren Verhandlungen, die schließlich zum Erlaß - s Reichspräsidenten vom 28. Januar d. I. geführt haben, ist es noch nicht gelungen, dieses Ziel zu erreichen. Z-oir wurde auf Druck des Verbands die Stellung des Rei hs- wehrministers gegenüber dem Chef der Heeresleitung gestärkt, aber innerhalb der Reichswehr selbst behielt General v. Seeckt unbestritten die erste Stellung. Was man damals nicht völlig erreicht hat, sucht man nun anscheinend aus andere Weise noch durchzusetzen. Es ist natürlich eine militärische Unmöglichkeit, daß einer der Reichswehrgruppenkommandeure Generalinspektor und somit Vorgesetzter des Generals v. Seeckt wird. Wenn überhaupt einmal die Stellung eines Generalinspcktors geschaffen werden soll, so muß sie von General-Oberst v. Seeckt neben keiner bisherigen Stellung selbst ausgefüllt werden.
Die Hoffnung, daß der Vertrag von Locarno endlich das Ende dieser unwürdigen Schikanen herbeiführen werde, hat sich noch immer nicht erfüllt. Man scheint sich im Gegenteil in sehr einflußreichen Pariser Kreisen durch einen neuen
Erfolg Laillaur' in London
Römische »Sieges"feiern
London, 13. Juli. Der „Daily Expreß" weiß zu berichten, der französische Fin-anzminister habe bei seinen Verhandlungen mit dem britischen Schatzkanzler Churchill sehr günstig abgeschnitten. Danach habe Frankreich mit seinen Rückzahlungen, erst im Jahr 1926/27, und zwar mit 4 Millionen Pfund Sterling zu beginnen, die allmählich auf 12,5 Millionen im Jahr 1931 steigen. England werde berücksichtigen, wie Frankreich von Deutschland bezahlt werde; bei der Art der französischen Zahlungen soll auf die Schonung des Frankenkurses geachtet werden. Die in der Bank von England seinerzeit als Sicherheit für die Kriegsdarlehen von Frankreich hinterlegten 53,5 Millionen Pfd. St. in Gold darf Frankreich zurückkaufen. Zwischen der Bank von England und der Bank von Frankreich soll ein Abkommen getroffen werden. — In den Verhandlungen soll die französische Schuldsumme um 60 v. h. herabgesetzt worden sein, so daß Frankreich von den deutschen Entschädigungszahlungen, die nach 1928 1300 Millionen Goldmark jährlich betragen werden, nicht nur seine eigenen Jahreszahlungen an England und die Vereinigten Staaten abtragen, sondern noch 625 Millionen Goldmark (781 Will- Goldfranken) der französifchen Staatskasse überweisen kann.
In Amerika soll es sehr verstimmt haben, daß die englische Regierung so weitgehende Zugeständnisse an Frankreich machte, das Unsummen durch seine Kriegsabenteuer .vergeude.
Das Siegesdenkmal in Bozen Bozen, 13. Juli. Obgleich die Italiener im Weltkrieg keinen einzigen Sieg erfochten, sondern nur schwere Niederlagen erlitten haben, haben sie doch das Bedürfnis gefühlt, in dem „geschenkten" Südtirol, und zwar in der deutschen Stadt Bozen, wo das Denkmal Walthers ran der Dogel- weide steht, ein „Siegesdenkmal" zu errichten. Gestern wurde zugleich mit der sechsten Tagung der italienischen Kriegsinvaliden in Anwesenheit des Königs die Grundsteinlegung gefeiert. Mussolini fehlte. An seiner Stelle hielt Unterrichtsminister Fedele die Festrede. Er sagte u. a., Italien lasse sich nicht mehr aus dem eroberten Land vertreiben und schrecke nicht vor Träumen, ein neuer Hermann der Cherusker könne die römischen Legionen wieder schlagen. An die Feier schloß sich ein Vorbeimarsch des Festzugs, an dem nur die Ortsoertretungen der deutschen Gemeinden auf Befehl des Präfekten teilnahmen. Die deutsche Bevölkerung blieb der Feier kern.
Entwassnungsvorstoß künstlich erdachte Unterlagen schassen zu wollen, die man dann gegebenenfalls wieder gegen Deutschland ausspielt. Darauf deutet auch die gemeldete Anfrage über angebliche Waffen- und Munitionsfunde in Deutschland hin. Wie immer sind hierbei jene Zeitungen usw. in Deutschland, die sich nur wohl fühlen, wenn sie sich als Angeber gegen das eigene Volk betätigen können. Helfershelfer unserer Feinde. Ganz offenbar will man in Frankreich wieder das Märchen von den „deutschen Rüstungen" zur Hand haben, um die eigenen übermäßigen Rü st ungen damit zu begründen. Vermutlich haben die französischen Offiziere aus der Entwaffnungs- konseienz in Genf erkannt, daß ihre Stellung einigermaßen schwierig werden muß, wenn es ihnen nicht gelingt, die öffentliche Meinung wieder mit bestellten Lügen gegen Deutschland aufzubringen.
Es ist zu erwarten, daß die Reichsregierung diesen neuen plumpen Anschlag mit aller Entschiedenheit zurückweist und deutlich zeigt, daß es hier unverrückbare Grenzen für uns gibt. Es wird auch höchste Zeit, daß dem schon längst vertragswidrigen Treiben der Ueberwachungskommission ein Ende bereitet wird. Zugleich hat die deutsche Oeffentlichkeit ein Recht darauf, zu erfahren, in welcher Weise sich die Kommissionen noch immer in Deutschland breit machen.
Neuestes vom Lage
Vorbereitung des Reichsschulgesehcs Berlin, 13. Juli. Reichskanzler Dr. Marx hat sich, Blät- termcldungen zufolge, Zentrumsabgeordneten gegenüber dahin ausgesprochen, die Flag gen frage könne vorläufig als vertagt gelten, dagegen bereite die Regierung für die Herbsttagung des Reichstags Las Wahländerungs- und das R ei ch s s chu l g e se tz vor.
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Die Elsaß-Lothringer wollen den Völkerbund anrnfen Paris, 13. Juli. Der Führer der elsaß-lothringischen Selbständigkeitsbewegung, Dr- Ricklin, erklärte einem Vertreter des „Quotidien": Wir verlangen nur das Recht der Selbstbestimmung der Völker. Die Elsässer sind eine völkische Einheit. Der Vertrag von Versailles hat über unser Schicksal verfügt, ohne uns zu hören. Wir verlangen, daß Frankreich unsere Gesetze und Gebräuche achte und der Ausübung der Religion und des Kultus Freiheit gebe. Wir verlangen ein eigenes Parlament, das eine elsässische Regierung wählt, die mit der Pariser Regierung die Verbindung aufrecht erhält. Wenn Frankreich aus diese unsere Rechte nicht eingeht, werden wir uns an den Völkerbund wenden.
Der Faszismus in der Tschechoslowakei Prag, 13. Juli. Der geistige Führer der tschechischen Fas- zisten, General G a j d a, Chef des Generalstabs, ist in einen längeren Urlaub geschickt worden. Die Regierung will offenbar das faszistische Treiben Gajdas unterbinden.
Isländische Plane
StPenhagen, 13. Juli. Island, das seit 1918 mit Dänemark durch Personalunion vereinigt ist, hat den Ehrgeiz, eine eigene Residenz für den dänischen König, Christian X., auf isländischem Gebiet zu schassen. Man wünscht, daß der König alljährlich, wie er es in diesem Jahr getan hat, seinem zweiten Königreich einen Besuch adstatte, und in der isländischen Presse findet sich der Vorschlag, ihm aus Island ein Schloß zu erbauen, wo er jedes Jahr einige Wochen zubringen könne. Anderseits verlautet, daß König Christian »selbst mit dem Plan umgehe, einen isländischen Herrenhof .cmzukaufen.
Württemberg
Stuttgart, 13. Juli. Tagung des Württ. Forst- wirtschaftsrats. Am 8. Juli fand hier unter dem Vorsitz des Grafen von Rechberg-Rothenlöwen die 4. Hauptversammlung des Württ. Forstwirtschaftsrats (der Land- wirtschaftskammer) statt. Forstmeister Dannecker berichtete über die bisherige Tätigkeit des Forstwirtschaftsrats. Besondere Beachtung fanden die Ausführungen über Waldsteuerfragen, Holzwirtschaftspolitik, Hebung des forstlichen Bildungs- und Vereinswesens und der forstlichen Landeskultur. In der Aussprache kam der dringende Wunsch zum Ausdruck, daß der eingeschlagene Weg in der Beratung der bäuerlichen Waldbesitzer mit allen Mitteln weiter beschriften werden müsse. Anschließend berichtete Oberforstrat Dr. Woernle über die Tätigkeit des „Ortsausschusses für forstliche Saatgutanerkennung für Württemberg und Hohenzollern" und dessen bisherige Feststellungen. Nach den angestellten Erhebungen seien in Württemberg zur Forchensamengewinnung 3485 Ha. angemeldet worden, so daß der dauernde Bezug einwandfreien Saatguts mehr als sichergestellt sei. Als Forchengebiet kommen besonders das Waldgebiet des Schönbuchs und Schurwalds sowie die Reviere um Heilbronn und Oehringen in Betracht. Eine Aufgabe harre allerdings noch der Lösung: die Ausmerzung der vielen geringwertigen seit 1865 durch Handelssamen bei uns entstandenen Forchenbestände. Bei der Wahl des Vorstands wurde der seitherige Vorstand und dessen stellvertretender Vorsitzen- der, Forstmeister Grammel, einstimmig wiedergewählt. In einem zweiten Vortrag beschäftigte sich Oberforstrat Staub mit der heutigen Lage der Privatwaldwirtschast. Ueber den gegenwärtigen Stand der Wirtschaft im bäuerlichen Privatwald verbreitete sich Gutsbesitzer Mayer- Pommertsweiler. Als dringlichste Forderung, die an das Reich zu stellen ist, bezeichneten beide Berichterstatter die Zurückfüyrung der steuerlichen Belastung auf ein erträg- liches Maß. Auch müsse eine den heutigen Verhältnissen entsprechende Zollbehandlung der Nutzhölzer, sowie seitens der Reichsbahndirektion eine angemessene Berücksichtigung bei der Festsetzung der Eisenbahntarife verlangt werden. An die Württ. Regierung und an den Württ. Landtag soll wiederholt der Antrag ergehen, das Waldkataster von 110 vom Hundert auf ein dem geminderten Reinertrag entsprechendes Maß zurückzuführen. In der Aussprache kam von verschiedener Seite zum Ausdruck, es müsse leider allzuoft festgestellt werden, daß die maßgeblichen Stellen bezüglich der Waldwirtschaft und deren Belange eine große Verständnislosigkeit und Unkenntnis an den Tag legen. Ein letzter Vortrag erfolgte von Forstmeister Danneker über die Reichsbewertung des Waldes nach dem heutigen Stand
Iustlzminister B eyer le hat als Stellvertreter des Staats- Präsidenten Sk.-^e«trnz Herrn Vizekanzler a. D. Friedrich v. Payer und Gemahlin zu ihrer goldenen Hochzeit ein herzlich gehaltenes Glückwunschschreiben übermittelt.
Goldene Hochzeit. In voller Gesundheit feierten heule Ge- heimrak Friedrich v. Payer und seine Gemahlin Alwine geb. Schoninger die goldene Hochzeit. Die Demokratische Par- A und sein: Datersiadt Reutlingen. deren Ehrenbürger Payer ist, beglückwünschten den Jubilar. Payer steht im 80. Lebensjahr.
Todesfall. Wie jetzt erst bekannt wird, geriet Inspektor i? E ß i" 9,e r von der Filderbahn, der sich bei Tarifberatun- gen in Wiesbaden befand, am 4. Juli in der Dunkelheit auf dem Weg nach Rudesheim, als er einem Auto ausweichen ^E schmalen, nicht abgeschrankten Uferstraße in den hochgehenden Rhein und ertrank. Die Leiche wurde am v. ^uli, 120 Kilometer unterhalb bei Bonn, gelandet und nach Stuttgart ubergesührt. Er hinterläßt eine Witwe und zwei