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Mit den illustrierten Unterhaltungsbeilagen Feierstunden" undUnsere Heimat"

Mit der landwirtschaftlichen Mochenbeilage Haus-, Garten- und Landwirtschaft"

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Nr. 132

Gegründet 1826

Donnerstag, den 10. Juni 1926

Fernsprecher Nr. 29

100. Jahrgang

Tagesspiegel

In einer Zusammenkunft von Vertretern der englischen Grubenbesitzer und der Kohlenarbeiter übergaben die Unter­nehmer Vorschläge für Linigungsverhandlungen.

In Korea ist eine Verschwörung zur Befreiung von der japanischen Herrschaft entdeckt worden. 90 Personen wurden verhaftet.

Die MarneschlachL 1914

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Der amtliche Bericht

Mit dem in den nächsten Tagen erscheinenden 4. Bande, der die eingehende Darstellung der Marneschlacht enthöbt, erreicht dos vom Reichsarchio herausgegebene WerkDer Weltkrieg 19141918" seinen Höhepunkt. Mit Zustimmung des Verlags E. S. Mittler u. Sohn, Berlin, bringen wir einig« Abschnitt« aus demRückblick" zum Abdruck.

Da die zunächst noch in Koblenz, dann in Luxemburg be­findliche Oberste Heersleitung in Len letzten Augusttagen zum Teil infolge unzureichender und verspäteter Bericht­erstattung der Armee-Oberkommandos eines klaren Ueber- oticks über die Gesamtlage ermangelte und nur selten und imgern mit bestimmten Befehlen in den Gong der Handlung eingrifs, entwickelten sich die Dinge während der Verfol- zungsoperation fast überall anders, als sie bei Erlaß ihrer grundlegenden Weisungen vom 27. August angenommen hatte. Indessen, wie in dem unerwarteten, zähen Wider­stand der französischen Mitte an der Maas keine zwingende Notwendigkeit für eine Aenderung des Leitgedankens der Operationen lag, so brauchten auch das Auftreten der neu­gebildeten französischen 6. Armee an der unteren Somme und der überraschende Gegenangriff Lanrezacs bei St. Quen­tin keine ernsten Bedenken gegen die glückliche Fortführung der Verfolgung auszulösen. An' beiden Stellen sorgte die frische Initiative der Armeeführer für rechtzeitige und wirk­same Abhilfen. Aus dem äußersten rechten Flügel entledigte sich die 1. Armee kurz entschlossen durch Angriff der in ihrer Flanke bei Amiens erst im Entstehen begriffenen Gefahren. Links von ihr wehrte die 2. Armee den vereinzelten Offen­sivstoß der französischen Z. Armee siegreich ab und wandelte ihn in eine schwere Niederlage um. Dann aber trat die Schwache des rechten H e e r e s f l ü g e l s nachteilig in Erscheinung. Die Unterlassung einer sofortigen kräftigen Verfolgung durch die 2. Armee über >das Schlachtfeld von St. Quentin hinaus veranlaßte die mit der Sicherung der rechten Heeresfkanke betraute 1. deutsche Armee zum Ein­schwenken über die Oise und zur Verfolgung in scharf südöst­licher Richtung aus Soissons. Damit erhielt die G e- famtoperation der deutschen Schwenkungs­front ein völlig verändertes Aussehen. An die Stelle der strategischen Umfasfungsbewegung des rechten Flügels, die sich bisher in dem Vorgehen gegen die untere Seine ausgesprochen hatte, trat unter Verzicht auf weitere Verfolgung der französischen 6. Armee und der Engländer und auf die damit verbundene Aufgabe des Heeresflanken­schutzes das neue Ziel, dem weichenden Westflügel der französischen Hauptmasse die äußere Flanke abzugewinnen. Die Oberste Heeresleitung fand sich mit dieser ohne ihr Zutun bewirkten Aenderung des ursprünglichen Leitgedankens um so eher ab, als sie selbst diesen innerlich bereits preisgegeben hatte, indem sie am Abend ihre Zustimmung zum Einschwenken der 3. Armee nach Süden erteilte. Generaloberst v. Moltke kam es jetzt in erster Linie darauf an, aus dem engen taktischen Zusammenwirken der 3-, 4. und 5. Armee Vorteil zu ziehen und hierzu die 3. durch Vorgehen über die Aisne in süd­licher Richtung nahe an die 4. heranzuhalten. Das schien ihm aber nur statthaft, wenn die in den letzten Tagen entstan­dene Lücke zwischen der 3. und 2. Armee allmählich wie­der geschlossen wurde. Infolgedessen wies er am Äbcnd des 36. August gleichzeitig die Oberkommandos der beiden rech­ten Flügelarmeen aufZusammenwirken mit 3. Armee" hin und gab dem linken Flügel der 2. dieungefähre Rich­tung auf Reims". Der rechte Heeresflügel sollte also aus der bisher verfolgten südwestlichen Richtung nach Süden ab­drehen und engen Anschluß an die Mitte der Schwenkungs­front gewinnen.

Am 1. September ging Generaloberst v. Moltke hierin noch weiter. Er gewann die von der Wirklichkeit stark abweichende Vorstellung, daß die 3., 4. und 5. Armee an der Aisne und weiter östlich bis zur Maas hin .gegen überlegene.feindliche Kräfte in schwerem Kamps" ständen. Er gab daher nicht nur der 3. Armee aus rein taktischen Erwägungen aufs neue die operativ völlig un­wirksame Angriffsrichtung nach Süd osten, sondern rief auch den linken Flügel der 2. Armee zum entscheidenden Eingreifen in der Richtung auf Chateau Porcien auf das nur in seiner Einbildung vorhandene Schlachtfeld südlich der Aisne. Die Erkenntnis der wirklichen Lage verhinderte zwar «och gerade rechtzeitig die nutzlose Zusammenballung noch stärkerer Kräfte vor der Mitte des im vollen Rückzug «ach Süden begriffenen Feindes.

Generaloberst v. Moltke glaubte, daß der Feind auf der ganzen Linie zurückweiche. Da die linke Flügelgruppe des Feindes, die französische 6. Armee und die Engländer, sich durch eiligen Abzug jeder Gefechksberührung mit der deut­schen 1. Ärmee entzogen hatten, sollten alle Anstrengungen aus die Nerlolaunn de« Mnile des krnnaösj-

Der evang. Kirchenpräsident und die Fürstenenteignung

Bekanntlich hak vor einiger Zeit der evang- Kirche»- Präsident l). v. Merz seinen Kirchenmitgliederu den Rat gegeben, sich am Volksentscheid für die Fürstenent­eignung .nicht zu beteiligen. Diese Aeußerung Hai das Or. gan der Sozialdemokratie, dieSchw. Tagwacht", aufs l«- denschaftlichste angegriffen. Die Kirche habe damit einen politischen Schritt zu Gunsten der Monarchie und Reaktion getan und ein heuchlerisches Spiel mit den religiösen Ge­fühlen des werktätigen Volks gespielt.

Nun hat der Kircheiipräsident seiner Kundgebung aus­drücklich die Erklärung vorausgeschickt, daß er diese Frage nicht vom politischen Standpunkt aus, sondern lediglich vom Gesichtspunkt der christlichen Grundsätze aus be­handle. Und niemand wird dem Leiter einer Kirchcngemein- schaft das Recht nehmen, seine Gläubigen in einer Frage zu beraten, die für diese nicht nur eine politische, sondern in erster Linie eine Gewissensfrage ist.

Im übrigen wird man dem Kirchenpräsidenten zugestehcn müssen, daß er sich streng im Rahmen dieser Befugnis ge­halten hat- Ich weise insbesondere darauf hin, daß O. v o n Merz unumwunden ausspricht, daß die Fürstenfamilien, wie es jetzt Sache jedes Volksgenossen sei, an der allgemei­nen Nor in ihrem Teil mitzutragen haben. Er rückt damir nicht nur von allen unberechtigten Ansprüchen der Fürsten- familien ab, sondern er hebt in dieser Stunde sittliche For­derungen auch gegenüber den Fürsten und ibren An­gehörigen.

Worauf es dem Kirchenpräsidenten allein ankommj. das ist, seinen Gemeindemitgliedern ins Gewissen zu rufen, daß in einem Staat, der den-christlichen Grundsätzen entsprechen ioll, alle Bürger vor dem Gesetz gleich sein müsse», und daß keiner, ob der Höchste oder Niedrigste, in seinem Eiaeniumsrecht benachteiligt werden darf. Es sollte sich doch auch niemand einem Zweifel darüber hingeben, daß. wenn einmal eine Gruppe von Personen enteignet ist und die schlummernde Begehrlichkeit dadurch Nahrung erhalten hat, das zu weiteren Konsequenzen führen muß, die schließlich auf eine Lockerung aller sittlichen Begriffe hin­ausläuft. Auf diese Gefahr für den Charakter unseres Volks und Staats hinzuweisen, war aber die Pflicht eines Mannes, den sein Amt zum Hüter der sittlichen Grundsätze im Volk macht.

Freilich dieses Recht glaubt dieTagwacht" dem Kirchen- präsidcnten bestreiten zu können, indem sic die unerhörte Behauptung aufstellt, daß die Machthaber der evang. Kirche in Fragen der Politik, des Rechts oder der Moral stets mit doppeltem Maß gemessen hätten, je nachdem es sich um Große dieser Welt oder die breiten Schichten des Volks ge­handelt habe. Aber diese Behauptung ist gerade aus den Blättern der württembergischen Geschichte heraus laicht ge­nug zu widerlegen. Man braucht nur an die Reihe von

schen' Feldh e e"r s gerichtet werde». Vom' Abend des 2. September an schwebte dabei der Obersten Heeresleitung als neues strategisches Ziel die Abdrängung dieser Masse von Paris, ihre Z u s a m m e n p r e s s u n g in südöstlicher Richtung gegen die Schweizer Grenze vor Augen. Der entscheidende Teil der neuen Auf­gabe fiel der dem Feinde rein frontal nachdrängenden 2. Ar­mee zu. Lag darin schon eine kaum zu überwindende Schwie­rigkeit, so waren die in den folgenden Tagen einlaufenden Nachrichten über französische Truppenverladunoen hinter der Front der feindlichen Mitte und des rechten "Flügels noch weniger geeignet, der Verwirklichung der neuen operativen Absicht erfolgverheißende Aussichten zu eröffnen. Der von oer 1. Armee entgegen den Weisungen der Obersten Hee­resleitung auch jetzt noch, sogar über die Marne hinaus fortgesetzte Druck auf den Westflügel der französischen Haupt­masse. ruckte zwar das Gelingen des Versuchs, sie von Paris abzudrängen, in den Bereich der Möglichkeit, schuf aber gleichzeitig schivere Gefahren für die immer mehr entblößte rechte Heeresflanke. Am Abend des 4. September konnte sich die Oberste Heeresleitung nicht mehr verhehlen, daß das erstrebte operative Ziel angesichts der Flankenbedro­hung von Paris nicht mehr erreichbar war. Zu dieser Ent­täuschung trat in steigendem Maß die Besorgnis um die Sicherheit des Rückengebiets der Armee in Belgien.

Indessen auch jetzt noch war der Chef des Generalstabs nicht gewillt, die Verfolgung einzustellen. Ließ sich auch die Offensive des rechten Heeresstügels nicht mehr sortführen, so schien ihm doch noch Aussicht zu bestehen, den linken Flügel der Schwenkungsfront und die gerade jetzt zum Angriff auf die obere Mosel ansetzende 6. Armee in konzentrischer Rich­tung zu einheitlicher Wirkung zu bringen und so die vor der Mitte und dem linken Heeresflügel stehenden Kräfte der Franzosen zusammenzupressen. Die 3. Armee sollte in der Mitte der Bereitschaft gehalten werden, je nach Erfordernis entweder diesem Einkreisungsversuche oder der offensiv ge­planten Abwehr gegenüber Paris vermehrten Nachdruck zu geben. Das war nur möglich, wenn sie sofort über die Marne nach Süden vorstieß. Das Oberkommando 3 en Eckstoß sich jedoch für den 5. September zur Einlegung eines Ruhetags, die Oberste Heeresleitnna fand st-kd damit wotst oder übel ad.

württembergischen Holpredigern zu erinnern, hie m Sen Zel­ten des fürstlichen Absolutismus ihren fürstlichen Herren mannhaft die Wahrheit gesagt haben. So hat, um nur einen zu nennen, der Hofprediger Urlsperger im Jahr 1718! in der Karfreitagspredigt die Sünden des Hofs üerart scharf gerügt, daß der Herzog ihn mit dem Tod bedroht-, falls er nicht widerrufe. Aber Urlsperger blieb fest. Und ebenso wie diese Hofprediger den Herzogen das Gewissen schärften, hat die Mehrzahl der Prälaten in ihrer einflußreichen kirchlichen Stellung unerschrocken und würdevoll die Rechte der Stände und des Volks gewahrt.

Und wie einst, so vertritt auch heute die Kirche mannhaft die Grundsätze des Evangeliums und des gleichen Recbts für alle. Im Jahr 1924 hat der Deutsche Evang. Kirchentag eine soziale Botschaft an das deutsche Volk erlassen. Mit allem Nachdruck ist dort hingewiejen auf die soziale Verpflichtung, die im Besitz liegt: aufs schärfste werden dort die Menschenrechte der Arbeiterschaft, die sozialen Pflich­ten der Arbeitgeber uinerstrichen. Freilich haben di- meisten sozialistischen Zeitungen diese Botschaft kaum je einmal mit einem dürftigen Hinweis erwöhnr.

Eine offenkundige Verleumdung aber ist es, wenn das HeilbronnerNeckarecho" schreibt, daß der Kirchenpräsident an die sittlichen Grundsätze des Evangeliums nicht gedacht habe, als Millionen armer Teufel durch die Inflation und die Aufwertungsgesetze um ibre sauer erworbenen und müh­sam zurückgelegten Ersparnisse betrogen wurden. Gerade in der Au f w e r t ii n g s f r a g e hat der Deutsche evang. Kir- chenausschuß und die württ. Oberkirchenbehörde sich immer wieder an die zuständigen Stellen gewandt und unermüdlich den Standpunkt vertreten, daß die Aufwertungssragc eine sittliche Frage sei, und daß man dabei vornehmlich an die Not der Erwerbsunfähigen, der Rentner und der Mündel denken müsse. Und ebenso haben nach Verabschiedung der Aufwertungsgesetze die maßgebenden Stellen wiederhol» öffentlich erklärt, daß sie an dieser Auffassung festhalten. Der Kirchenpräsident konnte also mit vollem Recht ani Schluß seiner Kundgebung gegen die Fürstenenteignung daraiff Hin­weisen. daß die Kirche auch in der Aufwertunasfrage Recht und Gerechtigkeit gegenüber allen Volksgenossen gefordert habe-

Cs gibt Anschuldigungen, die sich selbst richten. Für den Kirchenvräsidenten wäre es sicher bequemer geweien, in dieser Sache zu schweigen. Wer aber seinen Sinndpunkt nicht teilt, hat damit noch nicht das Recht, die Lauterkeit seiner Absicht in dieser Weise zu verdächtigen, v. v. Merz hat nichtdie Religion -als politisches Kampfmittel" benützt, wie es in der Ueberschrift des Tagwachtartikels beißt, son­dern in einer die Oefentlichkeit tief bewegenden Frage auf die ethische Seite hingewiesen und vor dem bedenklichen Be­ginnen einer Ausnahmegesetzgebung gewarnt.

Der entstandene Zeitverlust ließ sich nicht wieder einbringen und sollte sich rächen. Der Grundgedanke der deutschen Heer­führung im Krieg nach mehreren Fronten, der schnelle Ber- nichtungsschlag im Westen, ließ sich auf dem eingeschtagenen Wege nicht mehr verwirklichen. Ein starker EntsMuß zum Abbrechen der bisherigen Operation und zur Einleitung ein» neuen, auf veränderter Grundlage war jetzt geboten. Durch den Verzicht auf solchen Entschluß geriet der Wille der deut­schen Führung in den Bannkreis der feindliche«. Die Lutze stellte sich ins Gleichgewicht.

Neuestes vom Tage

Die Aeichsregierung zum Brief des Reichspräsidenten Berlin, 9. Juni. Einige Blätter teilen mit, die Reichs- rcgierung stehe auf dem Standpunkt, daß sie keinen Grund habe, zu dem Brief des Reichspräsidenten gegen die Fürsten- enieignung Stellung zu nehmen, da es sich um eine Privat- handlung des Reichspräsidenten handle.

Die Reichslandbundführer beim Reichskanzler Berlin, 9. Juni. Die Barsitzenden des Aeichslandbunds, Gras Kalkreuth und Hepp, hatten eine längere Unter­redung mit dem Reichskanzler in Gegenwart des Reichs- eriiährungsministers, in der sie Maßnahmen zur Behebung der Notlage der Landwirtschaft vorschlugen. Der Reichs­kanzler sagte zu, mit größter Beschleunigung das Erforder­liche in die Wege zu leiten.

Verhaftung von Kommunisten in Berlin Berlin. 9. Juni. Bei einer Anzahl Kommunisten wur­den auf Anordnung des Untersuchungsrichters Haussuchun­gen vorgenommen und 16 Personen verhaftet, von denen 5 dem Untersuchungsrichter »orgeführt wurden. Es handelt sich um die Verbreitung der SchriftBürgerkrieg", die zum bewaffneten Kampf gegen den Staat aufruft.

Zum Fall Lesfing

Hannover, 9. Zuni. Der Bund Alter Akademiker Hanno­vers und Umaeduna bat »um Fall Lelüna lolaende Ent.

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