«eile 3 - Nr. 131

Mittwoch, 9. 3uni 192?

Nagolder Lagdlatt ^De« Gesellschafter-

Aus aller Welt

Der Dichter Thomas Mann ist aus Anlast der 700-Iahr- -feier seiner Vaterstadt vom Senat der Hansestadt Lübeck zum Professor ernannt worden.

Zum 10. Deutschen SLngersesi in Dien im Jahr 1928 werden mindestens 106 600 Sänger erwartet. Die Hälfte des <woßen Wiener Sportplatzes wird überdarbt, so daß jeweils 50 000 Sänger bei einer Aufführung Mitwirken können. Da­bei werden noch unbedeckte Plätze für 100 0,w Zuhörer ver­fügbar sein, ^u Festdirigenten wurden die Wiener Kel- dorser, Lucs und Führin und die Reichsdeutschen Wohl­gemut. Dost und Heinrichs gewählt.

Generalleutnant Sir William Leishman. der General­arzt des britischen Heers, dessen Forschungsarbeiten >n Tro- rmkronkheiten während des Kriegs Tausenden von Men­schen das Leben rettete, ist gestorben. Nach dem Krieg be­schäftigte er sich hauptsächlich mit der Erforschung der Maul- nnd Klauenseuche. Leihsmans mikroskopische BlUtunter- suchung wird gegenwärtig säst in der ganzen Welt an- xcwendet.

Bekehrung. Die Mist Pankhurst in London, früher eine wstde Vorkämpferin des Frauenstimmrechts, die deshalb bäufig mit der Polizei und den Strafgerichten in Berührung kam, will sich in London als konservative Bewerberin für dos Unterhaus aufstellen. Sie erklärte, sie habe mit vor­geschrittenem Alter manche ihrer sirrtümer eingesehen.

Die Streikunterstützungen der englischen Bergleute aus Kein Ausland betragen nach einer Mitteilung der Gewerk­schaften bis jetzt 34 000 Pfund Sterling.

Die deutschen Schulen in Polnisch-Ob«rschlesien. Die An­meldungen zu den deutschen Schulen in Ostoberschlssien Ende Mai sind zum großen Aerger der Polen außerordentlich groß gewesen, selbst polnische Kinder sind dabei. Der Grund liegt ü. a. in dem unglaublich niederen Stand der polnischen Schulen, die mit den deutschen keinen Vergleich aushalten.

ep Gefängnisstrafen für Religionsunterricht. Die Sächsische Arbeiterzeitung" veröffentlicht einen Gesetzes- entrag der Gemeinschaft proletarischer Freidenker, den me,e den beiden sozialdemokratischen und der kommumsttschen Fraktion im sächsischen Landtag unterbreitet hat. In dem fünften von den 6 Paragraphen dieses Entwurfs heißt es: ..Personen unter 10 Jahren darf Religionsunterricht nicht er­teilt werden. Auch dürfen sie nicht vor den Stunden des Schulunterrichts (auch nicht in den Freizeiten) zum Gottes­dienst oder ähnlichen kirchlichen Hebungen herangezogen werden. Zuwiderhandlungen werden an den Peranstaltern oder an den Eltern mit Geld oder Haft bestraft."

Ludendorfs im EhesckMungsprozeß, Nach einer Münch­ner Meldung wurde am 8. öuni vor einem Münchner Ge­richt über den Ehescheidungsantrag der Frau Ludendorff verhandelt. Die Frau des Generals Ludendorff ist eine Tochter des Milchgroßhändlers Bolle in Berlin- Sie war in erster Ehe mit einem Offizier namens Pernet ver- hieraket; aus dieser Ehe hatke sie zwei Söhne, von denen einer im Weltkrieg gefallen ist. General Ludendorfs hat keine eigenen Kinder.

Tod eines Botschafters. Der japanische Botschafter in Rom, Okschiai, ist auf der Reise nach Tokio an Bord eines japanischen Dampfers gestorben.

Me Berliner haben wieder sparen gelernt. Vor dem

Krieg galten als die sparsamsten Völker Europas, alles in allem genommen, die Schotten, die Franzosen, die Nord­italiener und einige slawische Stämme der früheren öster­reichisch-ungarischen Monarchie. In Deutschland bestand dis altüberlieferte Sparsamkeit fort, daneben hatte sich aber nach langer Zeit in weiten Kreisen eine sogenannte behagliche und sorglose Lebensweise, teilweise sogar ein übertriebener 1'uxus eingenistet. Die Zeiten sind anders geworden, der Sparsinn ist nach der trostlosen Inflationszeit wieder er­wacht. Vor drei und vier Jahren wurde man in Berlin aus­gekocht, wenn man etwas zurücklegte. Am 1. Januar 1924 gab es an allen Berliner Sparkassen zusammen 200 000 Rentenmark Einlagen, am 1. Juli 6 Millionen, am 1. Ja­nuar 1925 17 Millionen, am 1. April 26 Millionen, und dis Einlagen sind seitdem ständig gestiegen. Um den Sparsinn

zu wecken, schenkt die Stadt Berlin jedem neugeborenen Mit­bürger ein Sparkassenbuch über 3 Mark.

Italienischer Faszismus in Berlin. Zwei Intasien eines italienischen Luxuskraftwagens wollten ein vorausfahrendes schweizerisches Auko bei Berlin überholen. Der Wagen aus der Schweiz machte aber nicht Platz, sondern fuhr mit der böchstzulässigen Geschwindigkeit weiter. Daraus schossen die Italiener kurzerhand aus einem Browning drei bis vier Schüsse auf den vorausfahrenden Wagen, wobei eine Kugel den Benzinbehälter durchlöcherte und den Wagen dadurch zum Halten zwang. Die tapferen Italiener flohen, indem sie rückwärts fuhren, da die Straße zum Vorbeifahren zu schmal war. Als sie endlich einen Platz zum Umkehren ge­funden zu haben glaubten, gerieten sie in einen Wiesen­grund, wo sie stecken blieben und von herbeigeeilten Leu­ten festgehalten wurden, nachdem ihnen der Revolver, mit dem sie weitere Schüsse abgaben, entrissen war. Nur dem Eingreifen der Polizei haben sie es zu verdanken, daß die aufgeregte Bevölkerung ihnen nicht diejenige Strafe ange­deihen ließ, die sie verdient hätten.

Das erste Frachtgut, das auf einer deutschen Eisenbahn befördert worden ist, waren zwei Fässer Bier, für deren Be­förderung auf der sog. Ludwigsbahn nach Fürth die Nürn­berger Brauerei Lederer am 11. Juli 1836 dieErlaubnis" erhalten hat, und zwargegen eine Vergütung von 6 Kreu­zern".

Fahrtunterbrechung eines Zugs durch einen Leitungs­draht. Im Wald bei Kratzerach OA. Tettnafig brach ein elek­trischer Leitungsdraht und hing über das Gleis der Lokal­bahn herunter. Der ansahrende Zug mußte die Fahrt unter­brechen und die Reisenden wanderten zu Fuß nach Tett- nang. Vorsichtig wurde dann das gefährliche Hindernis be­seitigt.

Aeberschwemmung in Schwaben. Durch die hochgehende Donau sind in Schwaben-Neuburg die Schutzdämme an ver­schiedenen Stellen eingerissen und mehrere tausend Tag­werk Felder und Wiesen überschwemmt. Die Heu- und Ge­treideernte ist großenteils vernichtet, die Miesen sind ver­schlammt. Zahlreiche Gehöfte stehen unter Wasser, sin Wertingen, Lauingen, Höchsiedk und Gundelfingen mustien die Bewohner teilweise in die oberen Stockwerke der Häu­ser flüchten. Der Schaden, auch an den Wäldern, ist unge­heuer.

Der Gardasee ist in den letzten 14 Tagen um 22 Zenti­meter gestiegen.

Die schnellste Nachrichtenübermittlung. Die Nachricht von dem Ergebnis des englischen Derbyrennens in Epsom wurde drahtlos nach Aegypten in 10, nach Indien und Südafrika -n 15, nach Australien und China in 60 Sekunden über­mittelt. Das ist die größte bis jetzt erreichte Schnelligkeit in der Nachrichtenübermittlung.

Bergrutsch bei Triberg. Rach wolkenbruchartigem Re­gen in der Nacht zum 4. Juni stürzten auf der Strecke HornbergTriberg der Schwarzwaldbahn an der Stelle des abgetragenen Kaisertunnels Felsmassen ab, die den Bahnverkehr aus 5 Stunden sperrten.

Unwetter in Italien. Aus Ober- und Mittelitalien werden Gewitter mit Ueberschwemmungen gemeldet.

Die Bremsfähigkeik des Schnellzugs. Anläßlich des Eisen­bahnunglück sin München wurde die Frage aufgeworfen, auf welche Entfernung ein fahrender Schnellzug zum Still­stand gebracht werden könne. Ein Fachmann gibt die Aus­kunft, daß ein Zug bei einer Stundengeschwindigkeit von 95 Kilomtern nach Anziehen der Bremsen auf etwa 500 Meter zum Halten zu bringen ist.

3388 Gemeinden mit deutscher Mehrheit in der Tschecho­slowakei. Auf Grund der Wahlen in das Abgeordneten­haus der Tschechoslowakei kann festgestellt werden, daß in 982 Gemeinden nicht eine einzige tschechische Stimme ab­gegeben wurde. In 1795 Gemeinden wurden nur 10 v. H in 305 Gemeinden 20 v. H., in 221 Gemeinden 36 bis 40 v. H. und in 85 Gemeinden unter 50 o. H. tschechische Stim­men gezählt, so daß 3388 Gemeinden eine deutsche Mehrheit haben. Es gibt wohl keinen sprechenderen Beweis dafür, daß die Deutschen dieses Staats ein geschlossenes Ganzes bilden!

Der Hochzeitsausflug der Bienenkönigin.

Ueber die geschlechtlichen Verhältnisse im Bienenstock haben sich in früheren Zeiten Gelehrte wie Laien viel Kopfzerbrechen gemacht. Zn der Hauptentwicklungsperiode des Bienenvolkes sind nämlich drei verschiedene Bienenwesen vorhanden: Königin, Drohnen und Arbeitsbienen. Wo ist hier das weibliche und wo das männliche Geschlecht? Lange Zeit hat man geglaubt, der Bienenkönig oder Weiser sei der einzige Mann im Bienen­stock, dem die Arbeitsbienen wie die Hennen dem Hahn folgen müßten. Mit den Drohnen wußte man gar nichts anzufangen und erklärte sie kurzerhand als entartete Nachkommenschaft. Heute wissen wir, das der König oder Weiser mit seinen Eier­stöcken eine Königin oder Weisel ist und daß auch die Arbeits­bienen als Trägerinnen der Nährdrüsen weiblichen Geschlechts sind. Beide Wesen zusammen stellen also das weibliche Ge­schlecht des Bienenstockes dar, während die Drohnen das männ­liche Geschlecht repräsentieren. Von einer Drohne wird die junge Königin begattet, wodurch sie eigentlich zu einem Zwitter, zu einem zweigeschlechtlichen Tier wird, da sie den Samenvor­rat, den sie bei der Begattung von der Drohne übernimmt, bei­läufig etwa 200 Millionen Samenfäden, in ihren Samenbläs­chen aufspeichert und eine wiederholte Begattung niemals statt­findet. Erst von der Samentasche der Königin aus wird dann der größte Teil der Eier während der Ablage befruchtet. Aus diesen befruchteten Eiern entstehen Arbeitsbienen oder Königin­nen; die Drohnen dagegen gehen ausschließlich aus unbefruch­teten Eiern hervor.

Von ganz besonderem Interesse ist nun der Vorgang der Begattung einer jungen Bienenkönigin, der sogenannte Hochzeits­ausflug. Er konnte kaum jemals einwandfrei beobachtet werden, da er sich immer hoch in den Lüften abspielt. Wir können uns aber den Ausflug der Braut und die Rückkehr der Gattin mitansehen und das übrige dann vollends selbst zusammenreimen. Wenn sich eine junge, noch unbegattete Königin im Bienenstock befindet, so beginnt sie bei günstiger Witterung schon wenige Tage nach dem Ausschlüpfen aus der Zelle mit kurzen Orien- tierunasausflügen, um sich den Standort und die Umgebung ihrer Heimat einzuprägen. Voraussetzung dabei ist, daß die alte Königin entweder den Stock mit dem sogenannten Vorschwarm verlasien hat oder aus irgend einem Grunde eingegangen ist und daß sich auch keine ihrer anderen Töchter mehr im Stock befindet. Um die Mittagsstunde eines sonnig-warmen Tages I begibt sich dann die brünstige Königin auf ihren Hochzeitsaus- I

flug. Die Drohnen, deren einzige Lebensaufgabe nur in der Durchführung des Begatiungsaktes besteht, tummeln sich um diese Zeit in der Nähe der Bienenstände Sobald die brünstige Königin erscheint, folgen sie ihr und nun beginnt ein regel­rechter Wettflug, da die Königin vor den Zudringlichen flieht. Die Natur hält hier eine recht zweckmäßige Auslese. Die schwächlichen, kränklichen Drohnen aus heruntergekommenen Stöcken bleiben zurück; die kräftigste und schnellste erreicht die Königin und begattet sie in der Luft. Aber sie bezahlt diesen Vorzug mit dem Tode; denn mit der Erreichung ihres Lebens­zweckes stirbt sie ab. Die Königin, in ihrer Flugkraft gehemmt, fällt mit der toten Drohne zu Boden, reißt sich dort oder schon in der Lust von ihr los und kehrt mit demBegattungszeichen", den an ihrer Hinterleibsspitze hervorragenden, abgerissenen Teilen des männlichen Begattungsorgans, in ihren Stock zurück, wo sie schon in den nächsten Tagen mit der Eierablage beginnt.

Wehe, wenn der Königin auf ihrem Begattungsausflug ein Unfall begegnet, wenn ein Vogel sie wegfängt und verzehrt, wenn sie mit der verhängten Drohne ins Wasser fällt und er­trinkt. Dann ist ihr Stock weisellos und geht unfehlbar zu­grunde, wenn der Imker nicht helfend eingreift und für Ersatz sorgt. _

Elefanlenschicksal

Noch immer bildet der Elefant eine Sehenswürdigkeit ersten Rangs. Einen Elefanten kennt ja schließlich jeder­mann, aber nur wenigen ist bekannt, daß wir in solch einem Elefanten eines der merkwürdigsten und interessantesten Tiere der gegenwärtig lebenden Säugetierwekt vor uns haben.

Wie die hohe Entwicklung der Füße und Kiefer die gei­stigen Eigenschaften der Papageien mächtig gefördert und ihnen eine hervorragende Stellung in der Ä>getwÄt ver­schafft hat, wie das Bierhandtum die Affen hoch über alle anderen Säuger emporhob, wie die handartige Entwicklung der Vorderpfoten die Eichhörnchen und Biber an die Spitze der Nagetiere stellte, so hat sich der Eelefant durch Vorhan­densein des Rüssels, dieses wundersamen Taft- und Greis­organs, in geistiger Hinsicht in die höchste Reihe der Tiere aufgeschwungen, während die anderen großen Dickhäuter dumme, hindämmernde Freßsäcke geblieben sind. Dieser Rüssel ist nichts anderes als eine durch hohe Empfindlichkeit und Beweglichkeit ausgezeichnete Verlängerung der Nase, die lick an der alatten Gelicktsfläche des Schädels, aufden

Letzte Nachrichten

Neue Besprechungen zwischen Negierung und Parteiführern.

Berlin, 9. Juni. Nach demBerliner Tagblatt" findet am heutigen Mittwoch zwischen Regierung und Partei­führern eine neue Besprechung über den Entwurf des Fürsten­kompromisses statt.

Die Abreise Briands aus Genf.

Genf, 9. Juni. Der französische Ministerpräsident Briand ist gestern abend 10 Uhr nach Paris abgereist. Frankreich wird nunmehr in den Sitzungen des Völkerbunds- rates durch Paul Boncours, der Mittwoch früh hier ein- trifft, vertreten sein. In der Frage der Aufhebung der ungarischen Finanzkontrolle sowie in Finanzfragen wird Loucheur, der noch einige Tage hier bleibt, Frankreich ver­treten. Nach Schluß der verschiedenen Kommisstonssitzungen fanden im Lause des Dienstag abend noch verschiedene Verhandlungen zwischen den Ratsmitgliedern statt. Ein auf gestern abend festgesetzter Empfang der Presse bei Briand wurde abgesagt. Briand lehnte persönlich jede Erklärung über die Verhandlungen der Dienstagfitzungcn ab. Es ver­lautet, daß die vom Ungarn-Komitee des Völkerbundsrates beschlossene Aufhebung der ungarischen Finanzkontrolle, die allerdings wie in Oesterreich auch nur sehr langsam vor sich gehen wird, als Zugeständis Ungarns erkauft wurde. Die ungarische Regierung soll sich bereit erklärt haben, das während der vorbereitenden Abrüstungskonferenz eingereichte Memorandum, in dem kategorisch die allgemeine europäische Abrüstung verlangt wird, zurückzuziehen und eine neue Fassung den Kommissionen der Abrüstungskonferenz einzu­reichen.

Gemeinsamer Währungsschutz Frankreichs und Belgiens.

Paris, 9. Juni. Nach einer Havameldnng aus Genf haben Briand, Loucheur, Vandervelde und Theuuis eine gemeinsame Aktion Frankreichs und Belgiens zum Schutze ihrer Währungen vereinbart. Man will versuchen, auch das Einverständnis der italienischen Regierung zu erhalten.

Lloyd Georges siegt über Asquith.

London» 9. Juni. In der Dienstagfitzung der libe­ralen Partei wurde der Antrag Lloyd Georges als Vor­sitzenden der Partei erneut zu bestätigen, mit 20 gegen 12 Stimmen angenommen.

Das endgültige Ergebnis der rumänischen Senatsmahleu.

Bukarest, 9. Juni. Nach der amtlichen Feststellung des Ergebnisses der Senatswahlen haben die Regierungs­partei 105, die Nationalpartei 7 und die Zarinisten 1 Sitz erhalten.

Der deutsche Prokonsnl in Venedig tödlich verunglückt.

Berlin» 9. Juni. Wie derBerliner Lokalanzeiger" aus Rom meldet, stieß der deutsche Prokonsul in Venedig, Heinrich Schneider, bei Treviso mit seinem Motorrad gegen einen Baum und erlitt so schwere Verletzungen, daß er auf dem Transport ins Krankenhaus starb.

Eine Manische Stadt eiugeäfchert.

Berlin, 9. Juni. Wie die Morgenblätter melden, ist in der Nacht zum Dienstag das etwa 50 Kilometer von Memel entfernte litauische Städtchen Salanty bis auf die Kirche völlig niedergebrannt. 150 Familien find obdachlos. Nach bisherigen Meldungen sind 2 Personen ums Leben gekommen.

Stirnbeinen, dem Oberkiefer, dem Nasenbein und dem Zwi­schenkiefer anheftet.

Die wunderbarsten Bewegungen, deren der Elefant über- baupt fähig ist, führt er mit seinem Rüssel aus. Mit dem fingerartigeu Fortsatz am Ende des Rüssels vermag er selbst die kleinsten Dinge zu fassen, wiederum vermag er mittelst des Rüssels starke Bäume umzubrechen. Der Rüssel ist das Universcilinstrumsnt des Elefanten, das zu jeder Arbeit taug­lich ist. Der Elefant ist gewissermaßen aber auch ein Stück verkörperter Urzeit, das mit einiger Zähigkeit sein Dasein behauptete, denn das Elefantengeschlecht rvar einstens weit über die Erde verbreitet, auch über Europa, und hatte es bisweilen zu den abenteuerlichsten und riesigsten Formen ge° brachl. Allgemein sind die Entwicklungsläufe der Elefaw- tenreihe recht verwickelt. Äe nach den Verhältnissen der Nahrung, der Umgebung, des Klimas und solchen ausge­dehnter Wanderungen hatten sich die verschiedensten Clesar»- tentypen herausgebildet, deren Kncchenreste an verschie­denen Stellen der Erde aufgefunden sind. Berühmt ge­worden ist insbesondere die Gegend des heutigen Fayur» in Aegypten, wo prächtige Reste, insbesondere des Stamm­vaters aller Elefanten, des Möritheriums, geborgen wer­den konnten.

Dieses Möritherium war im Verhältnis zu späteren Ri»- senformen und auch den heutigen Elefanten noch ziemlich klein und zeigte erst Anfänge zum späteren Rüssel. Es lebte vor mehreren Jahrmillionen, da die letzte Eiszeit noch in weiter Ferne stand. Das kleine tapirähnliche Tier besaß auch noch keine Stoßzähne, sondern kurze, hauerartige Schneidzähne im Ober- und Unterkiefer. Elefantentype« der Folgezeit waren dann u a. die gewaltigen Mastodon­ten und Dinotherien, letztere mit nach abwärts gebogenen Stvßzähnen.

Die Eiszeit kennt dann neben dem Maldelefanten be­sonders das Mammut, das in geselligen Rudeln die Eis­zeit belebte. Vom Mammut sind Skelett- und selbst Weich­teile bekannt geworden, die bereits 25 000 Jahre im Eis ruhten. Gewaltige Stoßzähne dieses Tieres sin- auch in süddeutschland gefunden worden.

So führt diese Betrachtung selbst in ein Stück Urwelt zurück. Elfenbeinjäger haben mitunter geradezu wahnsin­nig unter den Elefantenbeftänden der Erde aufgeräumt und es ist gut, daß heute besondere Gesetze der gänzlichen Aus­rottung der Elefanten Einhalt gebieten.