Sette S - 127

Nagolker Tagblatt »De« Gesellschafter-

Freitag, 4. 3««i 1928

SteuerLermme für Juni 1926

5. Zum: Zahlung der einbehaltenen Lahiia'ozugsbeträge für die -,:it vom 21. bis 31. Mai 1926 mit einer Erklärung über di« Vollständigkeit der einbehaltenen und gezahlten Beträge im Mai 1926. Hierfür gibt es keine Schonfrist.

10. 5 uni. Ümsatzsteuervoranmeldung und Umjatzsteuervoraus- gtchiuiig der Monatszahler für den Monat Mai. Durch den Ar­tikel 2 des Steuermilderungsgesetzes zur Erleichterung der Wirt- jäMslage vom 31. März 1926 ist die allgenreine Umsatzsteuer mit Wirkung vom 1. April 1926 an von 1 v. .5. uns <1,75 v. H. er­mäßigt und die Luxussteuer, die bisher 7,5 v. H. betragen hat, völlig aufgehoben worden. Die ermäßigte allgemeine Umsatz­steuer kommt daher bei der Junioorauszahlung weiter in Betrachr. Die Schonfrist für die Anmeldung und Zahlung läuft bis zum 17. Juni 1926. Bei verspäteter Anmeldung ist mit einem Zuschlag gemäß 8 170 Absatz . 2 der Reichsabgabenordnung zu rechnen, bei verspäteter Zahlung werden Verzugszuschläge erhoben.

10. Juni: Die Einkommensteuer- und Körperschaftssteuervor- ,us,Zahlungen der für ein Kalenderjahr Veranlagten erfolgen nur noch kalendervierteljährlich. Die nächsten Vorauszahlungen sür das Kalenderjahr 1926 brauchen demnach erst am 10. Juli ent- richiet zu werden.

15. Juni: Zahlung der einbehaltenen Lohnabzugsbeträge für Sie Zeit vom 1. bis 10. Juni 192«. Hierfür gibt es keine Schonfrist.

25. Juni: Abführung der einbehaltenen Lohnabzug^beträae kür die Zeit vom 11. bis 20. Juni 1926. Auch hierfür kommt eine Lchonfrist nicht in Betracht.

Meviel klimmen braucht der Volksentscheid. Nach dem Gesetz über den Volksentscheid bedarf der sozialistisch-kommu­nistische Gesetzentwurf über die entfchädigungslose Fürsten» enteignung, da er verfassungsändernd ist, eine Stimmenzahl, die größer ist als die Hälfte aller Abstimmungsberechtigten. Wie groß die Stimmenzahl sein wird, läßt sich noch nicht genau feststellen, da die Wählerlisten erst neu aufgestellt werden. Die einzelnen Abstimmungsbezirke werden die Zahl der Abstimmungsberechtigten mit dem Wahlergebnis erst am Abend des 20. Juni melden, und auf Grund dieser Zu­sammenstellung wird sich erst ermitteln lassen, welche Stirn» menzahl für das Durchbringen des Gesetzes erforderlich ist. Immerhin gibt die letzte Reichspräsidentenwahl einen ge­wissen Anhalt. Nach den amtlichen Mitteilungen waren damals 36 421 617 Wahlberechtigte vorhanden. Nach dieser Zusammenstellung müßten also 19 710 809 Stimmen für die entschädigungslos!: Fürstenenkeignung aufgebracht werden.

Bienenzuchtlehrkurs. Die Württ. Landmirtschaftskammer hält vom 30. Juni bis 3. Juli in Kupserzell und vom 3. bis 8- Juli in Laupheim einen Bienenzuchtlehrkurs ab.

Schaumwein selbst herzustelken. In eine Flasche (mit Patentverschluß) leichten Weißwein gibt man zuerst 5 Gramm gestoßenen Kandiszucker, dann 5 Gramm Wein­stein oder Zitronensäure und zuletzt 5 Gramm reines doppelt­kohlensaures Natron. Nach dem Einschütten des Natrons muß die Flasche rasch verschlossen werden, so daß der Wein nicht schäumen kann. Dann stellt man die Flasche auf Eis.

*

Güttliugeu, 2. Juni. Autooerbiudung. Was lange währ: wird endlich gut. Nachdem es letzten Winter trotz eif­riger Bemühungen nicht gelungen ist, die wünschenswerte Auto­verbindung zwischen Wildberg und Gärtringen über Gülklingen und Deckenpsronn zustande zu bringen, soll dieselbe nun doch überraschend schnell Wirklichkeit werden. Der Landpostbore Kühler von Deckenpsronn, dessen Familie seit Jahrzehnten die Postbeförderung für seine Heimat und die hiesige Gemeide von uno nach dem Postamt Wilvberg besorgt, bat sich einen schmucken Omnibus mit 20 Sitzplätzen angeschafft und wird nächste Woche regelmäßige Personenfahrten zwischen Wildberg und Gärtringen aufnehmen. Die Fahrtzeiten werden noch veröffent­licht werden. Anläßlich des hier stattfindenden nächstsonnläg- lichen Sängerfestes des Nagoldgaues wird der Wagen auf jeden Zug nach Wildberg fahren. Dem Unternehmen ein herzliches .Glück auf'.

-X-

BirLeafeld, 2. Juni. Lebensmüde. Der 65 Jahre alte frühere Waldhüter Adolf Müller erhängte sich in einem Zustande von Schwermut.

Aus aller Welt

Berlepsch r- Staatsminister a. D. Freiherr von Berlepsch ist auf Schloß Seebach bei Erfurt unerwartet verschieden. Er war einer der letzten Minister der Bismarckschen Zeit und hat lange Jahre an der Spitze des Vereins für Sozial­reform gestanden.

104 Jahre alt. Der in Putzig (Westpr.) geborene, seil 1847 in Berlin ansässige Kürschnermeister Bernhard Be­reu d t hat am 2. Juni den 104. Geburtstag gefeiert.

Der Dichter-Prinz ohne Verleger. Ein Hinduprinz, Jes- siay Singh, ein Verwandter des sehr reichen Nizams von Haiderabad, ist in größter Armut in einem möblierten Zimmer Londons gestorben. Der Prinz war Dichter und Philosoph, hatte aber für seine Bücher keinen Verleger fin­den können.

Höchstleistung im Segelflug. Der bekannte ostpreußische Segelflieger Lehrer Schulz ist am 3. Juni früh 4.45 mit einem Fluggast mik feinem Segelflugzeug aufgestiegen und befand sich nach 8 Stunden noch über dem Kurischerr Haff. Damit ist die Höchstleistung des deutschen Segelfliegers Haffelbach, der im September 1925 bei einem Flug in der Krim 5 Stunden 40 Minuten in der Luft blieb, weit über­holen.

Eine internationale Kunstausstellung wurde zum ersten Mai nach dem Krieg ain 1. Juni in München eröffnet.

Das Aerztedenkmol in Eisenach sür die im Weltkrieg ge­fallenen Aerzte wird gelegentlich des nächsten Aerztetags enthüllt werden. Auf einem breiten Sockel erhebt sich ein

schlank aufstrebender Pfeiler, den die vergoldete Steinfigur Aeskulaps, des Aerztegotts der Alten, krönt. Den Sockel schmücken zwei breite Marmortafeln mit erhabener Bild­nerei: vorn ärztliche Hilfe an einem Verwundeten, hinten die männlichen Gestalten der Tapferkeit und der Wissen­schaft. Das Denkmal ist ein Werk des Prof. Hugo Lederer in Berlin, des Schöpfers des bekannten Bismarckdenkmals in Hamburg.

Ausbesserung der beschädigten Viktoria in Berlin. Nach der Revolution in Berlin fanden bekanntlich im Januar 1919 noch blutige Kämpfe zwischen den sparrakistischeu Scharen Liebknechts und EiOiorns und den Truppen der damaligen Regierung statt. Letztere hatten das Branden­burger Tor besetzt. Di« Spartakisten griffen auf der einen Seite vom Reickstassaebäud«, auf der andern Seit« von

Moabit her mit schweren Maschinengewehren usw. an. Die Kugeln prasselten auf das in Kupfer getriebene berühmte Meisterwerk des Bildhauers Schadow, die Siegesgöttin mit dem Viergespann, das auf dem Brandenburger Tor aus­gestellt ist,' nachdem es seinerzeit von Napoleon l. geraubt und nach Paris gebracht, von den siegreichen Deutschen 1815 aber wieder nach Berlin zurückgebracht worden war. Man hat nun ein bißchen spät entdeckt, daß der Bürgerkrieg non 1919 sür die Siegesgöttin nicht schadlos vorübsrgegangen ist- Bei näherer Besichtigung fand man 40 Kugelspuren an dem Viergespann und an der Viktoria, von andern im Gestein nicht zu reden. Auch die Eisenkonstruktion, auf der das Denkmal ruht, ist schadhaft bzw. verrostet. Das Denk­mal soll nun wiederhergestellt werden und Prof. Kluge, ein bekannter Erzgießer, früher in Dresden wohnhaft, wurde damit betraut.' Kluge hat auch das Denkmal Friedrichs des Großen von Rauch unter den Linden, das ebenfalls in den Kämpfen von 1919 Schaden genommen hatte, mit kundiger Hand wiederhergestellt.

Der Tiergarten der Stadt Hamburg hat durch Vergiftung eine dreiköpfige sehr wertvolle Wisentfamilie verloren. Der Garten enthält zurzeit 2679 Tiere in 668 Arten.

Strafporto. Ein Bürger von Unterschwarzach (Baden) erhielt eine Postkarte zuge'stellt, die fast 13 Jahre unterwegs war. Sie ist am 11. 6. 1913 in Neuenhagen bei Potsdam abgestempelt. Der Empfänaer mußte Strafporto zah­len, weil die Karte eine Germaniamarke träot, die zwar am Tag der Aufgabe gültig, nun aber längst außer Kurs ist.

Neuschnee. In den Hindelanqer und Oberstdorfe'- Bergen ist bis auf 1800 Meter herab Neuschnee gefallen. Durch die andauernden Reaenyüfs? der letzten Taae führen die Ge- birgsflüsse, wie Trettach. Stillach und Breikach, die Quell- flüsse der Iller, Hochwasser.

Schneesälle in Frankreich. Von den Bergen des Lore- Be.ürks werden Sckineefälle gemeldet

Ein Leuchlkurm als Denkmal. Am 26. Dezember 1825 machte eine Anzahl junger russischer Offiziere in Petersburg einen Putsch, um die Thronbesteigung des Zaren Niko^us, der nach der freiwilligen Thronentsagung des alteren Bru­ders Konstantin, nach dem Tod des ältesten Bruders Ale­xander I. zur Regierung gelangte. Ursprünglich war die Ermordung Alexanders geplant gewesen, aber Alexander starb unerwartet am 1- Dezember. Einige der Verschwörer wurden hingcrichtet, die meisten nach Sibirien verbannt. Zum Gedächtnis an die Hinrichtung derDekabristen" (De­zembermänner. vom russischen Dekoder gleich Dezember) soll nun am 25. Juni, dem Hinrichtunaslaq, auf der kleinen Insel Golodai bei Leningrad gleich Petersburg der Grund­stein zu einem Leuchtturm als Denkmal gelegt werden.

Anschlag auf einen Zug. Zwischen Schillingsfürst und Wörnitz (Mittelfranken) wurden zwei Balmschmellen über das Eisenbahngleis gelegt. Der Lokomotivführer des Zugs DombühlSteinach konnte den Zug jedoch noch rechtzeitig zum Halten bringen. Der Täter, ein 17jähriger Knecht von Oberwörnitz, wurde verhaftet.

Eine 17jöhrige Mörderin. Kürzlich wurde bei Hamburg ein 19jähriger OberrealschAer tot und ein 17jähriges Mäd­chen aus Hamburg schwer verletzt aufgefunden. Die Unter­suchung hat festgestellt, daß das Mädchen den Schüler ver­anlaßt Hot. sie zu begleiten, und daß sie ihn durch Revolver­schüsse getötet hat, worauf sie sich selbst durch einen Schuß in den Mund zu töten versuchte.

Selbstmord durch Feuerwerk. Der 55jährige, früher in einer Feuerwerksfabrik in Hannover tätige, seit einiger Zeik aber stellenlose Ingenieur Bargheer tötete sich im Grüne» wald (Berlin) dadurch, daß er sich auf Sprengkörper legte und diese mit einer Zündschnur zur Entladung brachte. Der Körper wurde vollständig zerrissen.

Bestrafter Schwindler. Der wegen Amtsunterschlagung aus dem Dienst entlassene Eisenbahnsekretür Georg Schie­ber von Pasing bei München gründete unter der Firma G. Schieber u. Cie. ein Reise- und Berkehrsbüro und ver­anstaltete im vergangenen Jahr anläßlich der Feier des Heiligen Jahrs Pilgerfahrten nach Rom. Es meldeten sich viele Teilnehmer, darunter auch solche aus Württem­berg. Von den Reisen wurde nur die erste ausgesührt. Die Pilger mußten sich entgegen der Abmachung auf eigene Kosten verpflegen, Besichtigungen und Ausflüge aus eigener Tasche tragen und gerieten, da sie nicht das nötige Geld bei sich hatten, in Hotels in die größte Verlegenheit. Insgesamt hatte Schieber 10 410 -4t eingenommen und für die erste Reise nur etwa 4000 <4t aufgewendet, so daß rund 6000 -4t in die Taschen des Schwindlers flössen. Das Strafgericht München verurteilte Schieber zu einem Jahr Gefängnis.

Schwere Jungen. Das Strafgericht in München ver­urteilte die Einbrecher Artur Spieß, 25jähriger Kellner aus Frankfurt a. M-, und den 32jährigen Maschinenbauer Greiser aus Breslau wegen einer Reihe von Einbrüchen in München, wobei sie Bargeld und Wertsachen im Betrag von rund 91 000 Mark erbeuteten, zu Zusatzstrafen von 6 bzw. 3 Jahren Zuchthaus. Die beiden Verbrecher haben nämlich außerdem wegen zahlreicher Einbrüche in vielen Städten Deutschlands, bei denen ihnen Schmucksachen und Silberzeug im Gewicht von 3 Zentner Silber und 10 Pfund Gold in die Hände fielen, 10 bzw. 8 Jahre Zuchthaus ab­zusitzen.

Frauen und Farben

Nicht davon soll die Rede sein, daß Grün die Hoffnung, Gelb den Neid, Rot die Liebe bedeuten, nicht davon, was dem Volk die Farben symbolistisch sind, sondern nur von de» Gründen, die jede Frau fast zwingen, ihre Lieblingssarbe zu haben, und was diese für sie bedeutet- Hierbei wird mau abgesehen von der jeweils von der Mich« oorgeschrie- benen Farbe, in welchem Fall aber auch die persönliche Bor. liebe durch Verbrämungen, Blumen, Tücher usf. zum Aus­druck gebracht werden kann die Beobachtung machen können, daß die volkstümlichen Symbole .zum großen Teil in irgendeiner Form noch in Geltung sind. Nicht underück- ichtigt darf schließlich bleiben, daß auch die bei der Frau elbst vorhandenen Farben, also Blond, Brünett, und Rot owohi mit ihrem Charakter, als auch mit ihren Lieblings- ärben in Kleidung und Schmuck in Beziehung stehen.

Die schwarze Frau, die mit ihren duntten Augen als dieRassige" bezeichnet wird, wird sich stets durch ihre Far­ben. zu denen in erster Linie wieder Schwarz, Rot, Gelb» Gold sttnd Weiß gehören, und durch welche synSbokffkffch un­verfälschte Gefühle und Charaktereigenschaften cmsgedrückt werden, noch interessanter zu machen wissen. Wir sehen sie z. B. in weißem Stilkleid mit roter Rose als einzigem Schmuck, vielleicht mit einem weißen lim Hang, dort in schwarzem Kleid mit gelbem Schal und Fächer. Eine ganz besondere Borliebe zeiaen die Dunklen auch stir Grau, und

ln dieser Geschmacksrichtung kommt ihnen^die Mode augen­blicklich sehr entgegen. Berücksichtigen wir weiter die aus­schließlich von der Mode oorgeschriebenen Linien, und sehen wir von den besonderen Farben der schwarzhaarigen Frau ab, dann wird diese außer den obengenannten Gruppierun­gen in dieser Saison hauptsächlich noch Laoendelblau und Heliotrop bevorzugen.

Mit Blondheit, der Farbe der Sanften, geben zar­tes G r ü n, S i l b e r, h e l l e s L i k a, auch sehr viele Pastell­farben, einen guten Klang. Die Mode wird den weichen Typus gegenwärtig inZartgrün mitSilber, oder auch Rosa mit Taubenblau kleiden, welch letztere Farbe wohl als Symbol dieser Art gelten kann. Den blauäugi­gen Blonden paffen auch vorzüglich alle Nuancen des Blau. Schwarzäugigen, die also nicht vollkommen zu dem blonden Typus gehören, steht das moderne Rot ausgezeichnet zu Gesicht.

Braun in allen Schattierungen, Goldgelb, Dun­kelblau und Kardinalrot sind die Lieblingsfacben der Brünetten. Brünett, Mischung von Schwarz und blond, temperamentvoll und sanft beides im geeigneten Augenblicke, wird auch in der Kleidung eine Verbindung zu diesen beiden Polen zu schaffen suchen, und zwar je nach ihrem Wesen unter stärkerer Betonung der einen oder der anderen Seite, welche Verschiedenheiten vonSeele" und Charakter auch äußerlich im Glanz der Augen, im Gesichts­schnitte, in der ästhetischen Einstellung deutlich sind.

Ist die Farbe des Haars rot, von Natur aus selten, gegenwärtig aber so beliebt, daß es scheint, als hätte mit Hilfe des Friseurs die Natur im letzten Vierteljahr eine größere Vorliebe für diesen Kopfschmuck entdeckt, dann wer­den grelles Grün, ein scharfes Blau (Marineblau) und ein betontes Lila stimmungsvoll wirken. Außer­dem sehen Weiß und Schwarz bei der rotblonden Frau recht vorteilhaft aus. Wir finden gerade bei Rothaarigen (wen« natürlich) besonders zarte Wesen mit auffallend feinem Teint, mit denen auch weniger satte Farben in Einklang gebracht werden können, wie es sich ja überhaupt bei diesen Zusam­menstellungen nicht um Allgemein-Gültiges handeln kann, ioielen doch auch Figur, Gang, Teint und der in den Ge- sichtszügen ausgedrückte Typus eine große Rolle.

E l s e K l o ß.

Letzte Nachrichten

Zum Tode Lesers.

Berlin, 4 Juni. Der Tod des Generaldirektors der deutschen Reichsbahn, Dr. Oeser, gibt den Berliner Blättern Gelegenheit, sich mit der Tätigkeit des Verstorbenen als Parlamentarier und mit seinen Verdiensten um die wirt­schaftliche Hebung der Reichsbahn zu beschäftigen. Dabei hebt dieVossische Zeitung" hervor, daß er ein Mann von strengster Pflichterfüllung gewesen sei. DasBerliner Tagblatt" betont: mit ihm sei ein Politiker gestorben, dem es immer um die Sache, niemals um die Person gegangen sei. Auch derBörsen-Kurier" betont, daß er ein unermüdlicher Arbeiter am Dienste der Allgemeinheit gewesen sei. DieD. A. Z." schreibt, er habe ein großes Verdienst erworben an der wirtschaftlichen Hebung des deutschen Eisenbahnwesens. DieTägliche Rundschau" sagt, er habe sein Bestes an die Erfüllung seiner Pflicht gegeben. Auch derLokalanzeiger" erkennt an, daß er cm sachlicher Arbeiter gewesen sei, der zu Parieigeschwätz keine Zeit gehabt hätte. DieDeutsche Tageszeitung" meint, er habe sich nach Maßgabe seiner Kräfte bemüht, die Geschäfte des ihm anvertrauten Unternehmens mit best­möglichstem Erfolg zu führen.

Als möglicher Nachfolger Oesers auf dem Posten des Generaldirektors der Reichsbahn wird vomBerliner Tag­blatt" und derVossischen Zeitung" Reichskanzler a. D. Dr. Luther genannt. Nach derVossischen Zeitung" werden daneben auch der Reichsverkehrsminister Dr. Krone und der Berliner Oberbürgermeister Dr. Bötz genannt. Außerdem kommen nach demTag" neben den genannten Persönlichkeiten auch Geheimrat Wirts eld und der stell­vertretende Generaldirektor der Reichsbahn Dr. Dorp- müller als Nachfolger in Betracht.

Ei« französisches Kriegsgerichtsrrrteil.

Koblenz, 4. Juni. Zwei angesehene Koblenzer Aerzte, der 72 Jahre alte Geheime Sanitätsrat Dr. Kreglinger und dessen Sohn, sowie ein Fräulein Bell aus Koblenz wurden vom Kriegsgericht der französischen Armee zu nicht unerheblichen Geldstrafen verurteilt, weil sie einen franzö­sischen Offizier fälschlicherweise einer strafbaren Handlung beschuldigt haben.

Keine Marokkoko«fere«z.

Paris» 4. Juni. Am Quai d'Orsay wird die Nach­richt dementiert, wonach eine Marokkokonferenz einberufen werden würde, an der Frankreich, England, Spanien, Italien und die Vereinigten Staaten teilnehmen sollen. Es wird erklärt, daß lediglich eine französisch-spanische Kon­ferenz in Paris zusammentreten werde, die sich mit ver­schiedenen Punkten der französisch-spanischen Zusammenarbeit in Marokko beschäftigen wird.

Die Kosten der amerikanische« Besatzung.

Nero-Bork, 4. Juni. Das Kriegsdepartement gibt die durch den amerikanischen Anteil der Besetzung des Rheiu- landcs entstehenden Kosten auf 292 Millionen Dollar an. Deutschland habe davon bereits 52 Millionen Dollar bezahlt.

Handel and Volkswirtschaft

Berliner vollarkurs, 3. Juni. 4.20-, Kriegsanleihe 0,380: Frm>>j Franken 151F zu I Pfd. St.. 31.15 zu 1 Dollar; Bei«.

152.50.

Berliner Geldmarkt, 3. Juni. Tägl. Geld 56, Monnw>M! 5,565, Warenwechsel 5,25, Privatdiskont 4,625 v. H.

Deutsche Entschütngungszahlungea ln fremde« Devise«. Paris«! Blätter melden, der Darves-Uebertragungsausschuß habe der Pa­riser Entschädigungskommission gegenüber seine Zustimmung er­teilt, daß die deutschen Entschädigunaszcchlungen im Juni, Jwlk und August in freniden Devisen bezogt werden sollen. M« Mast­reget werde zur Besserung des Frankenkurses beittage».

Die Bezahlung in Sachiieferungen würde also mindestens r» diesen drei Monaten wegsallen, vermutlich wird aber Frankreichs nach weiteren Barzahlungen lüstern werden, was eine gefährliche Beeinträchtigung der Devisenbestände der Reichsbank zur Folg» haben müßte.