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Nagolder Lagdlatt »Der Gesellschafter'

Mittwoch, 2. Juni 1S2S

Ein gutes Hasenjahr. Nach Mitteilung aus Jägerkreisen ist Heuer ein gutes Hasenjahr zu erwarten, weil die Vor­frühlingszeit dem ersten Wurf ziemlich günstig war. Junge Hafen wurden bis jetzt viel zahlreicher beobachtet wie in den vergangenen Jahren.

Letzten Endes. Das ist auch so ein Modewort, das irgend ein Denkfauler aufgebracht hat und das ihm nun viele sonst scharf Denkende (natürlich erst recht andere Denk­faule) nachsprechen. Früher sagte man: Dabei muß es schließlich bleiben. Danach wurde aus schließlichin letzter Linie", heute heißt es: Dabei muß es letzten Endes bleiben. Unter einer letzten Linie kann man sich etwas vorstellen, sie bildet ein Ende: aber was ist nun ein letztes Ende? Da­rüber geht dann nur noch ein allerletztes Ende. Man kehre doch von diesen geschraubten Wendungen zu den schlichteren, in unserem Fall zu endlich oder schließlich zurück.

(Sprachecke des Deutschen Sprachvereins.)

Hatterbach, t Juni. Die Gemeinschaft der Freunde

hält am Donnerstag Abend 8 Uhr im »Lamm* durch ihren Vertreter Herrn Karl Haag eine Versammlung ab, deren Besuch m Anbetracht der Wichtigkeit des Vortrages wohl zu empfehlen ist.

Wildberg, 1. Juni. Einweihung. Am letzten Sonntag wurde das vom Knabenbund der Süddeutschen Vereinigung in Stuttgart erbaute Ferienheim eingeweihl und seiner Bestimmung übergeben. Lieblich und freundlich liegt es in der Waldecke unterhalb des Bahnhofs, links von der Bahnlinie nach Calw Ueber einem geräumigen Speisesaal und einer praktisch einge­richteten Küche liegen 4 Säle mit 80 Betten. Im angebauten Wohngebäude befinden sich außer den Büroräumen noch einige Einzelzimmer für erwachsene Gäste und eine Wohnung für die Hauseltern. Neben dem Hauptgebäude ist eine sonnige Liege­halle erstellt. Umgeben ist das Ganze von herrlichem Wiesen­grund und schattigem Wald, zum Spielen und Ruhen wie geschaffen. Alles in allem nach jeder Hinsicht ein idealer Platz für die Großstadtjugend, um sich in den Ferien zu erholen an Seele und Leib. Von 1ll2 Uhr fand die Einweihung statt. Mit Auio und Eisenbahn kam schon am frühen Morgen rrotz des Regens eine große Schar Stuttgarter Gemeinschafts­leute, Eltern und Freunde der Knabenbündler, Posaunen-, Gui- raireu- und Gemischte Chöre sorgten für die Umrahmung der Feier. Zunächst sprach Herr Aug. Benzinger, Stuttgart, im Namen der Südd. Vereinigung und brachte seine Glückwünsche für das Haus Saron" dar. Dann schilderte Herr Stadtschultheiß d'A rgent die Verhandlungen, die vom Anfang bis zum heu­tigen Tag zwischen den Bauherren und der Stadt gepflogen werden mußten. Die ganze Stadt freue sich nun über den wohlgelungenen Bau. Er boffe und wünsche, daß viel Segen nicht bloß für die Großstadtjugend, sondern auch für Wildderg daraus erwachse. Nach ihm sprach Herr Oberlehrer Rentschler für die Gemeinschaft Wildberg. Er wünschte, daß das Heinr eine klare Quelle mit lebendigem Wasser werde, an der sich viele lagern können, um vom Wasser des ewigen Lebens recht viel zu trinken, daß nicht bloß der Leib Erholung finde, sondern auch die Seele ihr Heil in Christo Jesu ergreife. Für den Jugendb. für entsch. Christentum sprach Herr Gem.-Pfleger Fabriz, Stuttgart Auch er drückte seine Freude über diese Stätte aus. wo der Jugend neben Ser leiblichen Erholung das Wort Gottes entschieden und klar gesagt würde. Nachmittags von '/»3 Uhr an fand eine Festversammlung aus der Wiese vor dem Heim statt. Von allen Seiten ström­ten die Leute herbei. Mit innerer Freude konnte sestgestellt werden, daß auch viele Wildberger, Junge und Alte, an der Versammlung teilnahmen. Zunächst sprach Herr Fritz Ben­zinger, Stuttgart, der Leiter des Stuttgarter Knabenbundes. Er schilderte den Werdegang des Baues vom ersten Gedanken und Wunsch bis zum heutigen Tag. Geld hätten sie anfangs keines gehabt, aber beten hätten seine Knabenbündler können und Gott habe diese kindlichen Gebete über Bitten und Ver stehen erhört. Darum sei es ein erbetenes Haus und ein Glau­bensbau, in dem auch für Gott gearbeitet werden soll. Nach­dem noch der Baumeister. Herr Architekt St oh rer, Stutt­gart und der steis unermüdliche Bauleiter, Heir Missionar Seid old, gesprochen hatte, hielt Herr Fabrikant Blank von Calw die Festrede. Wie mahnte er so eindringlich die Jungen und die Alten, belegt mit Beispielen aus seinem Leben, doch dem Heiland nachzufolgen! Ergriffen lauschte die große Versammlung den zu Herzen gehenden Werten. Herr Pfarrer Cörper, Liebenzell, bat freundlich die Hausangestellten, doch mit der Jugend Geduld zu haben und nicht zu verzagen, wenn die Arbeit sich häuft, nach dem Wort Jesu: »Ich" komme zu euch. Nach einem Schlußwort des Herrn Oberirrgenieur Becker, Stuttgart, ging die Versammlung hochbefriedigt auseinander. Möchten doch viele von dem Felttage einen Segen mit nach Hause genommen haben und möchte aus dem neuen Heim ttmes ungesegnet wieder herausgehen!

Unterjettingen, 2 Juni. Der hiesige Gesangverein

erhielt bei dem Sängerwettstreit in Ehningen in der Klaffe »Gehobener Volksgesang" mit 90 Punkten einen Hs Preis.

Lalw, l Juni Bezirkssenerwehrtag. Kinderfest.

Am Sonntag fand in hiesiger Stadt das erste Bezirksfeuerwehr­fest des neugegründeten Bezirksfeuerwehroerbands Calw statt, das den sorglichen Vorbereitungen entsprechend einen glänzen­den Verlauf nahm und zu dem aus dem Bezirksoerband 25 Vereine erschienen waren. Aus dem Nachbarbezirk Nagold hatte die Feuerwehr Wildberg und die Weckerlinie Nagold der Einladung Folge geleistet. Im ganzen mögen ca. 1500 Feuer­wehrleute an dem Fest beteiligt gewesen sein. Bei der Dele­giertenversammlung wurde u. a. festgestellt, daß nunmehr sämt­liche 42 Wehren des Bezirks dem Landesfeuerwehrverband an­gehören. Der Beittag für den Bezirksfeuerwehroerband ist bis auf eine Gemeinde von der Gemeindekaffe übernommen worden. Am gleichen Tag fand wie seit vielen Jahren an der Schwelle der Sommerzeit der Tag der Kinder, das Kinderfest, statt. Seit alters her ist dieser Tag ein Freudentag für Jung und Alt: ch es bei der Jugend die Freude am Spiel und an kindlicher Lust, so denken die Erwachsenen mit Freude an die ungetrübten Tage der Kindheit zurück uns genießen beim Anblick der fröh­lichen Jugend den stilleren Reiz einer verflossenen Zeit.

Bad Liebenzell, 2 Juni. Befreit. Die Liebenzeller Mssion hat aus China Nachricht erhalten, wonach ihr Mis­sionar Wilhelm, der nach Zeitungsmeldungen von Räubern entführt worden war, nach nur '»tägiger Gefangenschaft wieder auf freiem Fuße ist. Ein chinesischer General, der die Wohl taten der ärztlichen Mission an seinen Soldaten schätzen gelernt hat, ließ sich durch Missionsarzt Dr. Eitel von der Liebenzeller Mission in Hungkiang bewegen einzugreifen. Dieser General har Einfluß bei den Räubern, da er ihren Kreisen entstammt, sodaß diese von dem zuerst geforderten Lösegeld von 400 800 adsahen und Herrn Wilhelm der kleinen Abteilung gesandter Soldaten auslieferten.

Salzstetteu OA. Horb, l. Juni. Schultheißenwahl. Bei der am Sonntag stattgefundenen Ortsoorsteherwahl erhielten oon 514 abgegebenen Stimmen Landwirt Gustav Müller 269 Stimmen, Kaufmann Laver Müller 197 Stimmen, Ober­kellner Joh. Wehle 46 Stimmen. Landwirt Gustav Müller ist somit gewählt.

Göttelfingen OA. Freudenstadt, 2. Juni. Autoliuie. Am gestrigen Tage wurde die von Schultheiß Th eurer-Göttel­fingen unter Unterstützung der beteiligten Gemeinden und der Postverwaltung ins Leben gerufene Autoverbindung Altensteig- Göttelfingen-Besenfeld eröffnet. Der 18sitzige Wagen wird an Werktagen im Sommer 2 mal und an Sonntagen 1 mal und Winters täglich 1 mal die Fahrt unternehmen. Leider hat die Postoerwallung zunächst die Genehmigung zur Weiterführung der Linie bis Klosterreichenbach versagt, jedoch kann eine 3malige Verbindung in der Woche in Aussicht genommen werden.

Aus aller Welt

Reichskanzler a. D. Dr. Luther wurde zum Ehren­vorsitzenden des Deutschen Luftfahrerverbands gewählt.

Die Nachkommen Dr. Martin Luthers werden am 12. und 13- Juni in Eisenach bzw. auf der Wartburg ihren zweiten Familientag abhalten. Es sind 608 lebende Nach­kommen ermittelt. Im ganzen sind bisher 1200 Nachkom­men festgestellt, außerdem die Nachkommen der Seiten­oerwandten, darunter auch die Vorfahren des vormaligen Reichskanzlers Dr. Hans Luther.

Ehrung. Der amerikanische Botschafter in Berlin, Schur­mann, hat dem Universitätsprofessor Dr. von Drygalski in München die Goldene Medaille der amerikanischen Geo­graphischen Gesellschaft überbracht.

Wiederbelebung der Deutsch-Japanischen Gesellschaft. Die im Kriege aufgehobene Deutsch-Japanische Gesellschaft, die außerordentlich zur Besserung der Beziehungen zwischen bei­den Ländern beigetragen hatte, ist in Tokio oon neuem unter der Patenschaft des Vicomte Gote Jogochi und des Grafen Jongisawa ins Leben gerufen worden. Der kaiser­liche Prinz Kuni, der Schwiegervater des Prinzregenten, hat das Amt eines Ehrenpräsidenten der Gesellschaft angenom­men.

Sriegergedächknisfiedlung. Der Stadtrat in Augsburg hat mit der Stimme der Linksparteien mit knapper Mehr­heit beschlossen, statt des Kriegerdenkmals gut ausgestattete Wohnungen für Kriegsverletzte und Kriegerwitwen und -Waisen zu errichten.

Eine Statistik von Berlin. Unsere Reichshauptstadt faßt in ihren Mauern 4 030 818 Einwohner, die sich auf 1231421 Haushaltungen, Hotels, Gasthöfe und Pensionen verteilen. In 12 Monaten wurden 30 650 Ehen geschlossen, 41 546 lebende Kinder geboren und 47 179 Menschen zu Grabe getragen. Die Zahl der Toten ist normal, die der lebend geborenen Kinder erschreckend gering: denn 1913 kamen deren rund 76 000 Kinder auf die Welt; auch die Zahl der geschlossenen Ehen ist stark zurückgegangen: denn noch 1919 traten 61000, 1924 immer noch 41000 Paare vor den Altar. Die meisten Menschen sterben in Berlin im März, im Dezember werden die meisten geboren.

Sanaljchwimmerin. Die amerikanische Schwimmerin Ethel Cännon aus Baltimore, die im Juli den Aermel- kanal durchschwimmen will, ist in Boulogne eingetroffen, um tüe Vorübungen vorzunehmen.

Der dänische Wettflieger Leutnant Borved, der am 16. März oon Kopenhagen abgeflogen ist, ist am 1- Juni mor­gens in Tokio (Japan) eingetroffen. Den Rückflug will er über Sibirien ausführen.

Flugzeugockfiurz. Bei Lohnerich (bei Köln) stürzte ein Sportflugzeug bei der Ausführung oon Kunstflügen aus ge­ringer Höhe ab. Beide Insassen fanden den Tod-

Bei Blekede, südlich von Lauenburg, stürzte eine Ma­schine der Verkehrsfliegerschule in Magdeburg ab. Der Führer wurde getötet.

Bei einem Uebungsflug stürzte ein serbisches Militär­flugzeug bei Neusatz in die Donau. Der Führer und ein Mechaniker ertranken.

Schweres Autounglück. Nach einer Tagung der Jung- deutschen Schwesternschaft in Sangerhausen (Regierungs­bezirk Merseburg, Provinz Sachsen) machte eine größere Anzahl Teilnehmerinnen in Kraftwagen einen Ausflug nach dem Hag. Dabei geriet ein Wagen zwischen Wippra und Königerode in den Straßengraben und schlug um. Mehrere Insassen wurden schwer, weitere leicht verletzt unter dem Wagen hervorgezogen.

Vaaderolendiebstahl. Im Hauptzollamt in Oldenburg stahlen Einbrecher Steuerbanderolen für Zigaretten (3, 4, 5 und M L) im Wert von 200000 Mark.

Eia« Hamburger Lehrerin ermordet. Zwanzig Minuten von Schwerin entfernt wurde auf der Landstraße eine Ham­burger Lehrerin, die zur Erholung dort weilte, überfallen, durch Messerstiche getötet, ihres Rads und der Handtasche beraubt. Als Täter kommt ein polnischer Landarbeiter i« Frage.

Dr. Blaubart. Zur Verhaftung des Sanitätsrats Dr Böhme m Großröhrsdorf in Sachsen wird weiter mitgetellt. daß Böhme im Verdacht steht, nicht nur feine sehr vermög- Lche dritte Frau Erdschaftshalber, sondern auch eines feiner Kinder zweiter Ehe mngebracht zu haben.

Fctbrikdran-. In Saatfeld ist die Siebfabrik von Sebr- Menzel, ein Wohnhaus und der Schuppen einer angrenzen­den Waschmaschinenfabrik niedergebrannt.

Erdbeben in Amerika In Butte (Staat Montana) fant am 31. Mai ein starkes Erdbeben statt, dos jedoch keine» größeren Schaden anrichteie.

Alkoholschmuggler unter sich. I« Neuyork fande« ver­schiedene Kämpfe zwischen zwei Schmugglerbanden, Abtei­lung Alkohol, statt, die sich gegenseitig schweren Wettbewerb machten. Bier der Kämpfer fanden de» Tod auf de» Schlachtfeld, 5 wurden schwer verletzt.

Deutsche Abgeordnete beim König von England. Gelegent­lich einer internationalen parlamentarischen Handelskon­ferenz, die derzeit in London stattfindet, empfing der König von England mehrere fremde Abgeordnete. Von Deutschland waren anwesend die Reichstagsabgeordneten Lejeune-Iung (Deutschnat.) und Dr. von Raumer (D. Dp ).

Reichstagsabgeordneter Stegerwold kam auf dem Bahn­hof in Trier, wo er der Tagung des Caritasoerbands bei­wohnen wollte, zu Fall und er litt eine innere Fußoerletzung mit schmerzhaftem Bluterguß ins Knie.

Gerhard Hauptmann lehnt ab. Der Dichter Gerhard Hauptmann dal die an ihn eraanaene Beruiuna des preu­

ßischen Kultusministers, besoldetes Mitglied der Akademie der Künste, Abteilung Dichtkunst, zu werden, mit dem Be­merken abgelehnt, nach seinem Gefühl könne es keine staat­lich besoldeten Dichter geben. Nach demVorwärts" sollen dagegen Arno Holz, Thomas Mann, Hermann Stehr und Ludwig Fulda die Einladung angenommen haben.

Orlando 's. Bei dem Tod des Senators in Livorno handelt es sich, wie berichtigend gemeldet wird, nicht um den früheren Ministerpräsidenten Viktor Ewanuel, sondern um einen Senator Saloatore Orlando.

Tödlicher Fliegerabsturz. Nördlich des Flugplatzes Staa­ken bei Berlin stürzte ein Flugzeug der deutschen Berkehrs- iliegerschule aus 500 Meter Höhe ab. Der 23 Jahre alte Flugschüler Asel wurde aus der Stelle getötet.

Autounglück. In Königstein im Taunus unternahm ein angestellter Wagenführer eineSchwarzfahrt" mit einem Lastauto. Bei einem starken Bremsen stürzte der Wagen über eine Böschung hinunter. Der Führer und ein junges Mädchen wurden erdrückt, zwei Insassen schwer und vier leichter verletzt.

Verhaftung. Dem Landjäger in Strehlen (Schlesien) ist es gelungen, den Menschen zu verhaften, der einen über 1 Meter langen Prellstein auf die Schienen gelegt hatte, um einen Eisenbahnzug zur Entgleisung zu bringen. Der ge­wissenlose Bursche, ein 25jähriger polnischer Arbeiter namens Kornetzky, gab an, er habe einmal ein großes Eisenbahn­unglück sehen wollen.

Ein zehnjähriger Taugenichts legte bei Niederaula Ba­saltsteine auf das Gleis der Nebenbahn HersenTreysa, so daß die Lokomotive und zwei Personenwagen entgleisten. Glücklicherweise wurde ein weiteres Unglück durch rasches Bremsen verhütet.

Lin ialeraaiionaler Taschendieb entflohen. Der im Leip­ziger Untersuchungsgefängnis befindliche Elias oder Aizik Bekermeister aus Sosnowice in Polen ist bei Vorführung in der Universitäts-Augenklinik, wo er wegen angeblichen Augenleidens untersucht werden sollte, ausgebrochen und entkommen, wozu er ohne Zweifel Gehilfen hatte. Beker­meister ist, wiedie Leipziger Kriminalbehörde zur War­nung bekannt gibt, ein gefährlicher internationaler Taschen­dieb, der auch schon Potizeibeamte zu Mitschuldigen zu machen verstanden hat.

Bluttat. Infolge ehelicher Zerwürfnisse und geschäftlicher Schwierigkeiten erschoß der 34 Jahre alte Kaufmann Ritters­hausen in Berlin-Hohenschönhausen sich und fein 5jähriges Söhnchen, nachdem er seine Frau durch einen Schuß lebens­gefährlich verletzt hatte.

Die Volksspende für die englische Polizei für die Aufrecht- erhaltung der Ordnung während des Generalstreiks hat be­reits weit über 4 Millionen Mark ergeben.

Auch Sachverständige. In einer Versammlung in Rom sagte der Geschäftsinhaber der Diskontogesellschaft Dr. Sol«- ßen in einem Borttag, die Karkoffelerzeugung in Deutschland reiche nicht aus, um den heimischen Bedarf zu decken. Das beweise, daß im Jahr 1924 220 000 Tonnen, im Jahr 1925 120 000 Tonnen Kartoffeln aus dem Ausland eingeführt worden seien. Es ist also Dr. Soimßen unbekannt geblieben, daß der Einfnhrhandel ohne Rücksicht auf den Ausfall der eigenen Ernte ausländische Ware einführt, einfach deshalb, weil er an der ausländischen Ware mehr verdient, als an der einheimischen, denn das Publikum zahlt willig die drei- und vierfachen Preise, wenn es nur Auslandsware ist. Daß der Einfuhrhandel doppelt lohnend ist, wenn es sich um Geschäfte mit Ländern von so minderwertiger Währung handelt, wie Frankreich und Italien, liegt auf der Hand. Außerdem gingen 1924 und 1925 Auslandskartoffeln bekanntlich zoll­frei ein. Dr. Soimßen weiß anscheinend auch nicht, daß in Deutschland Millionen Tonnen Kartoffeln verfaulten oder verfüttert werden mußten, weil sie keinen Markt fanden. Aehnliche Ansichten bekundete auch Aeichsbankpräsident Dr. Schacht, der in der Versammlung der Deutschen Land­wirtschaftsgesellschaft in Darmstadt die dauernden Besitz- Verhältnisse auf dem Lande und das innige Berdundensein d«s Landwirts mit seiner Scholle rühmte, im gleichen Atemzvg aber fortfuhr, es komme zunächst gar nicht in Bettacht, daß der Landwirt sich seinen Besitz erhalte, sondern daß aus dem Boden im allgemeinen möglichst viel herausgeholt werde. Es bleibt dunkel, wie Dr. Schacht sich das Interesse des Land­wirts, möglichst viel aus dem Boden herauszuholen, vorstellt, wenn der Landwirt sein Eigenkumsverhältnis ständig in Frage gestellt siebt. _

Letzte Nachrichten

Annahme des

öfterreichisch'dentfchen Zusatzabkommens.

Berlin, 2. Juni. Die Morgenblätter melden auS Wien: Der Nationalrat nahm am Schluß seiner Dienstags­sitzung dos 2. Zusatzabkommen zum österreichisch-deutschen Wirtschaftsabkommen an.

Das deutschospanische Handelsabkommen in Kraft.

Berlin, 2. Juni. Amtlich wird mitgeteilt, daß die Ratifikationsurkunden zu dem Handelsabkommen zwischen dem Deutschen Reich und dem Königreich Spanien vom 7. Mai 1926 in Madrid ausgetauscht worden find. Das ganze Abkommen ist am 1. Juni in Kraft getreten.

WindischgrStz «ad Nadosfi bleiben in Hast.

Berlin, 2. Juni. Nach einer Meldung desBerliner Tageblattes" aus Budapest haben die Verteidiger vo» Windischgrätz und Nadosfi den Antrag auf Haftentlassung der beiden zurückgezogen. Diese werden also weiter in Haft bleiben.

Vriands letzter Appell an die Radikalfozialiste».

Paris, 2. Juni. Briand wandte sich u. a. in der letzten Kammersttzung ausdrücklich an die Radikalsozialisten und fuhr mit erhobener Stimme fort:Ich erkläre Ihnen, daß ich mir die Abstimmung genau ansehen werde und wenn die Abstimmung nicht eine gesunde Mehrheit für die Regierung ergibt, so werde ich mich zurückziehen."

Am Schluß der Erklärung Briands war die Erregung auf ihrem Höhepunkt angelangt. Das Zentrum, die Rechte und ein kleiner Teil der Linken aplaudierten und erhoben sich zu einer Ovation für Briand.

Berhandlangen wegen Aufnahme einer Streikanleihe durch die Gewerkschaften.

London, 2. Juni. In dem Büro der internationalen Gewerkschaftsföderation in Amsterdam fanden am Dienstag

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