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Mit den illustrierten Unterhaltungsbeilagen

Feierstunden" undUnsere Heimat"

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Mit der landwirtschaftlichen Wochenbeilage Haus-, Garten- und Landwirtschaft"

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Nr. 123

Gegründet 1826

Montag, den 31. Mai 1926

Fernsprecher Nr. 29

100. Jahrgang

Tagesfpiegel

Der Sevöcrcnissckwß be-s Reick sw'.r lscha stsra ls für ^n- kersuch:ma der Wirtschaftslage tritt am 7. Juni zur ersten Sitzung zusammen.

ReickskagSpräsidenk Lobe ist an GallenblaseentzünLung erkrankk.

Brasilien soll seinen Widerstand gegen die Aufnahme Deutschlands in den Völkerbundsrat ausgegeben haben. Wir atmen auf?

In Portugal ist wieder ein Putsch fällig. Zwei Divi­sionen im Borden und Süden von Lissabon sollen sich er­hoben und d>e Hauptstadt vom Verkehr abgeschnitten haben. Me Führer fordern, daß der Staatspräsident die aus Parla­mentariern gebildete Regierung heimschicke und eine Re­gierung von fähigen und uneigennützigen Fachleuten bilde.

Der vom griechischen Dikkalor Panaalos aus Paris zur Ministerpräsidenkschafk berufene Varafkeropulos hak nach längeren Verhandlungen nun doch den Auftrag abgelehnt mit der wohl ironisch gemeinten Begründung, er halte es angesichts der bevorstehenden Wahlen nicht für nötig, ein Gefchäfiskabinelt zu bilden, außerdem siehe unter Panoakos Regiment in Griechenland alles zum Besten. Paraskeropulos Kehrt nach Paris zurück.

Zn neueren Kämpfen mit den Dschebastastämmen in Marokko bei Tekuan sollen die Spanier empfindliche Ver­luste erlitten haben.

I« Paosing (Södchmas soll eine Zstsarmnenkrmfi zwi­schen TschanqkfoUn and Wupeifu zwecks einer Verständigung Wer die deiderseMge Politik und die Bildung einer neuen Regierung stakksiuden.

DasNeue heilige römische Reich*

Mussolinis Verhandlungen mit dem Vatikan

DerWefkn-inster Gazette" geht von einem besonderen Berichterstatter, der weiß, was in Rom hinter den Kulissen vsrgeht, eine wichtige Mitteilung über die etwas geheim­nisvollen Beziehungen zwischen Mussolini und dem Vatikan zu. Der Gewährsmann des englischen Blatts sagt voraus, dass di« Erklärung, welche der Papst im nächsten Monat i« päpstlichen Konsistorium über die Beziehungen zwischen dem Vatikan und dem italienischen otaat abgeben werde, sehr wahrscheinlich einen neuen Abschnitt in der Geschichte des heutigen Italiens einleiten werde, und Mussolinis neues römisches Reich werde ein neues heiliges römisches Reich werden. Das sei die Bedeutung eines Abkommens, über das Mussolini mit dem Papst verhandle mit dem Zweck, ihr beiderseitiges Interesse an der Ausbreitung des Einflusses derJtaliani- tät" im Ausland zu fördern. Mussolini beabsichtige, dierö­mische Frage" dadurch zu lösen, daß er dem Vatikan Gebiet auf der Datikanseite des Tibers zu­gestehe. Auf der vatikanischen Seite sei der Hauptförderer der Verbindung mit Mussolini eine mächtige Persönlichkeit hinter dem Thron des Papstes. Ueber die Gründe, die Mus­solini zu dieser Politik bestimmen sollen, macht die West- minster Gazette folgende Angaben:

Mussolini hofft Vorteil aus Meinungsverschiedenheiten Ziehen zu können, die zwischen dem Vatikan und andern be­nachbarten Staaten bestehen, indem er dabei die Rolle des bevorrechtigten Maklers spielt, der seinen Auftrag in der Form politischer Zugeständnisse von den beteiligten Staaten und moralischer Unterstützung im Innern vom Vatikan nimmt. Auf diese Weise hofft er den Einfluß Italiens auf dem Gebiet der auswärtigen Angelegenheiten auszudehnen und Aeichzeitig den Segen des Vatikans für die saszistische Herrschaft im Innern zu erlangen."

Die besonderen Fragen, auf die sich Mussolinis Aufmerk­samkeit richtet, sind die Kirchenfrage in Syrien, die zwischen Frankreich und dem Vatikan' böses Mut macht, uud die der slawischen Liturgie in den katholischen Kirchen Südslawiens. In beiden dieser Fragen er­hofft Mussolini einen Erfolg durch sein Eingreifen. Die Mit­teilung der Mestminster Gazette schließt:

Dieses Jahr ist Mussolinisnapoleonisches.Jahr".- Das neue italienische Reich wird ausgerufen werden, bevor es zu Ende ist. Die Lösung der römischen Frage mag später kommen, aber sie wird ganz gewiß kommen. Aber das ist ^«ht alles. Die italienischen Offiziere tragen an chren Arm­banduhren eine winstge KarteKroß-Italien", die Nizza md Malta als italienische Besitzungen zeigt. Das Regie­rungsblattImpero" erklärt: Frankreich müsse einige seiner "olonien an Italien abtretcn oder Italien werde sie sich uehmen. Es wäre verfehlt, solche Dinge ernst zu nehmen: be zeigen aber die geistige Verfassung, die heute in Italien Mnutigt wird. Mussolini verbreitet eifrigst die Märe von «alwnsUnbesiegbarkeit". Er ist zu klug, die Dinge ans me Probe des Schwerts zu stellen, wenn er, was er will, °vch auf andre Weise erhalten kann."

Das bedeutet aber nicht." meint das englische Mott. ^ /e'" Schwert nickst sieben wird, wenn es nötio st. Mussolinis napoleonisches Jahr hat nur gerade angefangen."

Pilsudski über Posen

3« England wird wetter gestreikt ... mit deutschem Geld

Neuyork. 30. Mai. DieNew Bork Times" bringt einen Bericht über eine Unterredung des französischen Zeitungs­manns Sauerwein mit Pilsudski. Auf die Frage, was er über die Gegnerschaft in Posen denke, habe Pilsudski, traurig mit dem Köpf schüttelnd, geantwortet: Ja, Posen ist eine Sclstvierigkeit und wird sie sür alle Geschlechter sein. Posen weist zwei große Unterschiede gegenüber dem übrigen Polen und besonders gegenüber Russisch-Polen auf. Der erste Un­terschied ist, daß die Posener unter einer höheren Kul­tur und unter einer von den Deutschen eingsführten Ordnung aufwuchsen. Daher haben sie eine Sinnesart, die ganz verschieden von der Sinnesart derer ist, die unter russischer Anarchie oder österreichischen Schlampern lebten. Der zweite Unterschied ist der, daß sie eine w e i t a u s ü b e r- legenere Lebenshaltung aufweisen. Pilsudski gibt hier also zu, daß die Zuweisung Posens an Polen sowohl für Polen selber als auch für das posensche Gebiet verhängnisvoll geworden ist und daß die dank deutscher Arbeit kulturell hochstehenden ehemals preußischen Gebiets­teile Fremdkörper im neuen polnischen Staat sind und bleiben werden. Von dieser Erkenntnis des Un­rechts bis zur Wiedergutmachung ist aber wohl noch ein wesier Weg.

Der frühere polnische kriogsminister im Gefängnis Warschau, 30. Mai. Der Kriegsminister der zurück­getretenen Regierung Witvs, General der Infanterie Malczewsli, befindet sich im hiesigen Militärgefängnis. General Malczewski war seit 10 Tage» verschollen. Auch General Zimierski. der ehemalige Adjutant des Gene­rals Haller, wurde verhaftet.

Zum Frankenfälscherprozeß

Der Budapester Frankensälscherprozeß ist zu Endu' ge­gangen. Er ist eine Erscheinung in der Reihe der Volks­regungen, durch die Ungarn gegen die Knebelung des Frie­densvertrags von Trianon sich anstemmt. Hat der Minister­präsident Graf Bethlen oder irgendein Mitglied der Regie­rung von der Frankenfälschung der 24 Angeklagten gewußt; ist das staatliche Karthographische Institut durch seine Vor­gesetzte Behörde in den Dienst der Fälschung gestellt worden, und hat Bethlen die Annahme aufkommen lassen, daß er die Ziele und Mittel 'der Fälschung billige? Die Regierungs­mehrheit und auch das Gericht steht auf dem Standpunkt, daß alle diese Fragen durch das Verhandlungsergebnis verneint wurden.

Vielleicht ist in Ungarn die zweideutige Haltung so man­cher Behörden nur deswegen möglich geworden, weil sie vom Mitverantwortungsgefühl der ganzen Nation getragen wur­den. Man weiß und auch das Gerichtsverfahren hak dies erhärtet, daß die Fälschung darauf hinauslief, die Mittel zur Wiederherstellung Ungarns zu schaffen. Von der Unmög- nchkeit des Unterfangens haben sich wohl die erhitzten Betei­ligten keine Vorstellung gemacht.

Aber noch eine andere Frage blieb unbeantwortet. Es ist die, ob Frankreich wirklich soviel Ursache hatte, gegen Frankenfälschungen aufzutretcn. Im Verlauf des Prozesses siel es auf, daß der Vertreter der französischen Nationalbank äußerst milde gestimmt war. daß er als Schadensersatz ledig­sich einesymbolische Buße" von 1 Franken verlangte, daß er darauf hinwies, daß der französische Ministerpräsident selbst jeden Gedanken an eine Mitwisserschaft der ungarischen Regierung ablehne. Es ist kein Zweifel, daß diese Haltung in erster Linie durch politische Taktik bestimmt war: Frank­reich will sich Ungarn nicht zum unversöhnlichen Feind ma­chen. Aber daneben spielt vielleicht doch auch etwas Schuld­bewußtsein mit. Es ist ja zur Genüge bekannt, und auch die Verteidigung der Frankenfälscher hat wiederholt darauf hingemiesen, daß Napoleon I. auf der Höhe sei­nes Ruhms russische Rubel und englische Pfund fälschen und er durch Vermittlung seines Polizeiministers Fauchet im französisch-kartographischen Institut durch den Techniker Lalle die falschen Pfund- und Rubelnoken Herstellen ließ. Bestimm­ter schon wurde das Ansehen Frankreichs durch die bis heute «»widersprochen gebliebene Aussage des Prinzen Windisch- Grätz belastet, die gefälschten Franken seien mit demselben Papier hergestelkt worden, mit dessen Hilfe die Franzo­sen während der Ruhrbesetzung falsche Fünf- und Hehntausendmarkscheine in sehr großen Mengen hergsstellt haben. Der vielgenannte Schulze, richtig Richard Werner, der das Papier für die Frankenfälschnngen -.»ferte, sei ein gründ­licher Kenner gewesen, denn er habe m Duisburg den ranMsi« bei der Fülschmig Ksr Marksodm zwei Woche« ng behilflich sei» müsse». 3m Ruhr gebiet habe Wtndifch- rätz dhx Bekanntschaft des Schulze gemacht, der dom» z»n apierkeferante« Kr die Frankenfälscher w«rde. Ms Wrv- -rsch-Grätz damals seine Aussage machte, begnügte sich der ^Vertreter der französischen Notenbank mit einem Wunsch «ach einem Ordnungsruf für Windifch-Grätz; diesem Durriche )ober wurdebis zur Klärung dieser Frage" vom ungo-i-

Bom englischen Bcrgarbcilcrstreik London. 30. Mai. Die Regierung wiid den Ausnahme­zustand um einen Monat verlängern. Nach einer Mitteilung der Gewerkschaftsleitung haben die streikenden Kohten- arbeiter folgende Unterstützungen aus dem Ausland er­halten: aus Deutschland 100 OOÖ -st, Tschechoslowakei 20 06V »Mark, Oesterreich 2900 -st, Niederlande 2000 -4l, Belgien 15000 ,4t. Südslawien 1200 -4t. Aus Deutschland soSen weitere 100 000 -st und von den holländischen Bergarbeitern 2000 -44 wöchentlich in Aussicht gestellt worden sein. Die Streikgelder wurden in einigen Bezirken von 15 auf 16 Schilling herabgesetzt, die Zuschläge für Frauen und Kinder dagegen erhöht.

Wahlsieg der englischen Arbeiterpartei London, 30. Mai. Bei der Nachwahl zum Unterhaus rm Bezirk Hammersmith wurde der Bewerber der Arbeiter­partei mit 13 095 Stimmen gewählt. Der Konservative er­hielt 9484, der Liberale 1974 Stimmen. Der Bezirk war vordem durch einen Konservativen vertreten. - ^ ^

Argmkotev» NvlsisveWimg ^

Buenos Aires, 36. Mai. Die argentinische RegiermrU beabsichtigt, für etwa 25 Millionen Pesos KriegsscKffe i« Europa zu kaufen b,zw. bauen zu lasten. Die argentinische Flotte besteht bisher aus 2 Linienschiffen mit zusammen, 56 MO Tonnen Gehalt, 2 Küstenpanzern mit 4600 Tonnen. 4 Panzerkreuzern mit 27 4M Tonnen. 7 Torpedobootzer­störern, 2 Torpedobooten und einigen Hilfsfchisfen. ÄuB «Meldung ist nickst ersichtlich, ob die Flotten ausgabe i» Gold- oder Papierpefos berechnet ist. (Ein Papierpeso hat gesetzlich den Wert von 44 Prozent des Goldvesos; letzter«- hat einen Börsenwert von rund 3.30 -st.)

sichen Gericht nicht willfahren. Es hat Sen Anschein, als ob chier sich noch starke Unklarheiten von großer BedeutrmG Verbergen würden; vielleicht auch wird man erst dann klar«; Sehen, bis der vielbcrufene Professor Meszaros, der gleich- Halls angeklagt war, jedoch mit Flugzeug sich nach Konfta»- sinopel flüchten konnte, seine angekündigten Enthüllun­gen gemacht hoben wird. Meszaros erklärte, er sei md Besitze von Dokumenten, di« geeignet seien, die Franker» fälscheraffäre « ein vollkommen neues Licht z» setze«. Dlefe Frage nach der währungspolitifchen Rolle Frankreichs wSH- rend des Ruhrembruchs ist jedenfalls bis heute unbeant­wortet gebsiebe«.

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Neuestes vom Tage

Aasthkrßverhau-krugen zwischen den evangeSschen Sie che» Sesterreichs nnd dem Deutschen Siecheabnab

Berii«, 29. Mai. Der Präsident des evong. Oberkirche»- rats i« Wien, Dr. Capesius, weilte dieser Tage » Berlin, «m über den Anschluß der evangelischen Kirche Oesterreichs an den deutschen Kirchenbund mit den maß­gebenden kirchlichen Stellen zu verhandeln. Zu Ehre« des Gastes gab der Präsident des deutichen eoang. Kinhen- M-sichusses, v. Dr. Kapler, ein Frühstück.

Reife des Reichskanzlers noch M.-Glodbach

M-Gladbach, 30. Mai. Reichskanzler Dr. Marx «chm als erster Vorsitzender des Volksvereins für das kathotstche Deutschland an der vom Volksoerein veranstalteten Feier des 25jährige« Jubiläums des Generaldirektors Dr. H o tz», bar fest 1001 BerlagÄiirektor des Bolksvereins ist, tell.

Gegen die Flaggenverordnung

Bremen, 30. Mai. Die Bürgerschaft (BürgeraussthnH hat mit 48 gegen 37 Stimmen einen sozialdemokratische« Antrag angenommen, der den Senat ersucht, bei der Reichs­regierung die Aufhebung der Flaggenoordnung vom 5. M« z» erwirken. Dafür stimmten die Demokraten, die Sozial­demokraten und die Kommunisten, dagegen die Dentsch- »otionale», di« Deutsche Volkspartei und die Völkischen. (Die Hamburger Bürgerschaft hat kürzlich einen ähnlichen Antrag mit derselben Parteigruppierung angenommen.)

Mussolini redet

So«, SO. Mai. 3« einer Senatssitzung erklärte Mus- s»li»i, es wäre ein Fehler gewesen, wenn Italien sich »acht am Locarno-Abkommen beteiligt hätte. Die Bre»»ergrenze Hobe man in den Sicherhertsoertrag einbezogeu; es sei unmöglich gewesen, Deutschland zugleich als Bürgen für die Brennergrenze auszustellen, denn damit hätte man die Berechtigung des Anschlusses Oesterreichs a« Deutschland zugegeben. Solange nur Oesterreich am Brea- «r (und nicht Deutschland), könne Italien ihn allein ver­teidigen. Das italienische Machtgefühl «nd der Ausdehnungsdrang habe nichts Kriegerisches a« sich. Wenn die Abrüstung sich nicht in gleicher Weise ans alle Staa­ten und a»f Wasser und Land erstrecke, sei sie eine üble Komödie, sedenstiSs würde Italic« sie dann nicht m»t- «oche«-

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