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Nagolder Tagdlatl „Der Eiesellschakter
Mittwoch. IS. Mai IS;*
Der bezwungene Nordpol
Altensteig. 19. Mai. Freigesprocheu. Wie seinerzeit gemeldet, wurde der Taglöhner Christoph Roller wegen Sittlichkeitsverbrechen verhaftet und in das Nagolder Amtsgerichts- aefängnis überführt. Durch Urteil des Schöffengerichts Tübingen vom 4. Mai 1926 ist derselbe von der Anklage eines Sittlichkeitsverbrechens i. S. d. Z 174, Z. 1, Str.-G.B. in Tateinheit mit Blutschande freigesprochen worden.
Altensteig. 18. Mai. Anglücksfall. Am Montag nachmittag geriet der 48 Jahre alte Matth. Burkhardt aus noch unaufgeklärte Weise unter die Räder eines Wagens.^ Er erlitt ^inen komplizierten Unterschenkelbruch, der die Uedersührung ins Aezirkskrankenhaus Nagold vonnöten machte.
Obertalheim, 17. Mai Turnerisches. Gestern vormit- rag war hier eine Borturnerstunde für den Oberen Bezirk des Nagoldgaues unter Leitung von Bezirksturnwart I. Erath - Horb. Anwesend waren sämtliche Vereine mit Ausnahme von Grgenzingen. In flotter Abwicklung folgten die Vorführungen der Hebungen zum Bezirksturnfest, welches am 4. Juli in Untertalheim statlfindet. und die an Körper und Geist manchmal hohe Anforderungen der Gewandtheit und Kraft stellen, ober doch dementsprechend eine gründliche Durchbildung des Körpers gewährleisten. Für Jugendturner Jahrgang 1909 bis Ml wurde ein Zwölfkampf, für Aktive ein Zwölfkampf und ein volkstümlicher Fünfkampf, sowie für Schüler und für Alters- riege ein noch sestzusctzender Wettkampf aufgestellt. Maßgebend für die Wertung sind die Uebungen der Gauturnfahrt in Möttlingcn.
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Ahldors, 18. Mai. Festgenommen. Der mit der Unterschlagung an der hiesigen Darlehenskasse in Verbindung stehende Sohn Paul, des Schultheißen Kurz, soll, wie gemeldet wird, M Montag in Stuttgart verhaftet word en sein.
Freudeustadt, 18. Mai. Auffindung einer Leiche. Vom Äandjägerstationskommando Freudenstadt wird gemeldet : Gestern wurde im Dorn stet: er Wald durch Landjäger Müll in Dorn- lietien anläßlich, einer Streife nach Wilderern die Leiche einer männlichen Person von etwa 55 Jahren aufgefunden. Die Leiche lagerte schon 2—3 Monate. Die Person konnte bis jetzt noch nicht festgestellt werden. Es handelt sich anscheinend um einen Handwerksburschen, der jedenfalls erfroren ist. Ein Verbrechen lieat nicht vor. Seine Hemden und Strümpfe sind mit den Buchstaben I. D. gezeichnet — Personen, die zweckdienliche Angaben machen können, werden gebeten, dieselben auf dem hiesigen Landjägerstationskommando oder bei der nächsten Landjägerstelle zu machen.
H^Talw, 18. Mai. Verschiedenes. Durch das Entgegenkommen der Stadt war es dem Fußballoerein möglich, auf dem lTalwer Hof einen ca. zwei Margen großen und mit einer Hicke umgebenen Sportplatz, der allen Anforderungen genügt, zu schaffen. — Das Bezirksfeuerwehrfrst findet am 30. Mai und das Kinderfest am 31. desselben Monats statt . ___
Nuterreichenbach, 17?'Mai. Amtswechsel. Am 1. Juni iritt urfter Gemeindepfleger Gottlieb Fuchs in den wohlverdienten Ruhestand. Zum Nachfolger ist vom Gemeinderat Gottlob Schwarz, Goldarbeiter, mit 6 gegen 3 Stimmen der Bürgerlichen gewählt worden. Als Zeichen der Zeit dürfte es wohl aufzufassen sein, daß für diesen Posten 14 Bewerber auf den Plan getrete n waren . LA
"Agenbach, 18. Mai. Rathausneubau. Nach längeren Verhandlungen wurde beschlossen, ein Rathaus für die hiesige «Gemeinde neu zu erstellen, da das alte im äußersten Grade baufällig ist. Im Neubau, der auf dem Gelände hinter dem Kriegerdenkmal erstellt werden soll, werden außer den Amtsräumen noch Schulräume etc. untergebracht.
Mldbad, 18. Mai. Schwerer Unfall. Beim Weg- vau in Calmbach wurden de n Arbeiter König non einem ins Rollen gekommenen Stein beide Beine abgeschlagen» Außerdem erlitt er eine schwere Kopfverletzung. Er wurde in das Neuenbürger Krankenhaus eingeliefert.
Schömberg OA. Reuenbürg, 18. Mai. Tuberkulosefortbildungskurs. Der zweite Tuberkulosefortbildungskurs hier hat heute unter reicher Beteiligung (80 Aerzt« aus allen Teilen Deutschlands und Oesterreichs und dem Ausland, Tschechoslowakei, Schweiz, Ungarn, Holland) begonnen.
Aus aller Welt
Reichskanzler a. Dr. Luther wird sich nach der B.Z. in Essen, wo er früher Oberbürgermeister war, als Rechtsanwalt niederlassen.
Oberst Nobile, der italienische Führer der „Norge", soll die Goldene Medaille für Wissenschaft erhalten, zum General befördert und zum Ehrenbürger von Rom ernannt werden.
Enzyklikafeier. Am Sonntag fand in Rom eine Feier der Enzyklika Novarum Rerum von Leo XIII. statt. Beim Empfang des Festausschusses sagte der Papst, die Enzyklika sei noch in voller Geltung. Die kath. Kirche dringe immer weiter vor und nähere sich immer mehr dem Ziel.
Nördlinger Festspiele. Am ersten Pfingstfeiertag finden hier auf dem Marktplatz mittags die altdeutschen Tanzspiele und um 3 Uhr im Festsaal des Deutschen Hauses die Aufführung des gelchichtlichen Schauspiels „Anno 1634" statt. An, zweiten Pfingstfeiertag werden diese Aufführungen anläßlich des Beginns der zweiten Riefer Heimatwoche wiederholt.
Am Pfingstmontag findet zu Rothenburg o. T. das Festspiel des M e i st e r t r u n k s statt, dem di« berühmte Sage vom Bürgermeister Nusch von Rothenburg zu Grunde liegt, der im 30jährigen Krieg die Stadt vor der Plünderung durch die Tillyschen Truppen durch einen gewaltigen Trunk — er mußte eine ganze Kanne fränkischen Weins ohne Absetzen austrinken — rettete.
Trachtenfest in Dresden. Während der Pfingsttage findek in Dresden ein Trachtenfest statt, an dem sich über fünfhundert Volks- und Gebirgstrachtenvereine aus allen Gauen Deutschlands, aus Deutsch-Oesterreich und dem Sudetenland beteiligen.
Seltene Familie. In Dachwitz bei Erfurt lebt unter einem Dach eine Familie, die besteht aus der 95jährigen Arurgroßmutter Therese Möller, dem Urgroßvater, der Groß- mntter, deren 20jähriger Tochter und einem l^jShrigen Ur- urenkel.
Eine Jacht gestrandet. In der Nähe von Aebeltoft bei Kopenhagen strandete die Prioatjacht „Königsbiele" aus Kiel. Die vier Insassen, ein bekannter deutscher Prinz, Prinz Schönaich-Carolath und zwei Hamburger Großkaufleute langten erschöpft in einem Rettungsboot in Alhagen an. Die verunglückte Jacht wurde nach dem dänischen Hasen Aarbus (Jütland) geschleppt
Abermals ist ein Rätsel der Natur gelöst, das sich durch Eis und Kälte menschlichem Bor- und Eindringen bi^er widersetzt und menschlichen Fürwitz oft genug mit dem amd geahndet hat. Von all den kühnen Forschern, die zu schm in die Wüsten des Nordens vordrangen und dann mit einfachen Schlitten und Hundegespannen unter unendlichen Mühsalen dem Nordpol zustrebten, hat nur der Amerikaner Peary im Jahr 1909 das Ziel erreichen können. Der Pol schien trotzdem unbezwingbar zu bleiben- Seit der Menich aber auch die Luft beherrscht, und leichter und müheloser beherZcht als Land und Wasser, war es nur noch eine Frage der Zeit und dsr Opferwilligkeit — für die einen geldliche, für die andern Opserwilligkeit zum Einsatz des Lebens und der Gesundheit —, daß das Geheimnis des Pols mit Hilfe von Luftfahrzeugen entschleiert würde.
Schon der schwedische Forscher Andres versuchte im Jahr 1897 mit einem Freiballon an und über den Pol zu gelangen, ist dabei allerdings mit seinen Begleitern elendiglich ums Leben gekommen. Amundsen griff diesen Plan vor drei Jahren auf. Die Ausführung mißlang damals, weil die ihm zur Verfügung gestellte Flugmaschine amerikanischer Herkunft sich als unzulänglich erwies. Amundsen verschob die Durchführung seines Unternehmens auf das nächste Jahr, wo es aber wegen der ungenügenden geldlichen Unterstützung unterbleiben mußte. Im Mai vorigen Jahrs endlich startete Amundsen mit zwei Flugzeugen nach dem Nordpol, erreichte ihn aber wegen Motorschadens an der einen Maschine nicht. Er entschloß sich, im kommenden Jahr in einem Luftschiff noch einmal den Versuch zu machen. Mit Amundsen bemühten sich in den letzten Wochen der amerikanische Commander Byrd und der australische Fliegerhauptmann Wilkins, durch die Luft an den Pol zu gelangen. Jene von Kingsbay auf Spitzbergen, der dritte von Point Barrow in Alaska aus. Der geographische Ausgangspunkt der einen ist das Ziel des andern, und umgekehrt. Byrd und Willins arbeiten mit dem Mittel des Flugzeugs, Amundsen mit dem des Luftschiffs. Ms Erster von diesen dreien hat Byrd das Ziel erreicht. In 15^ Stunden hat er am 9. Mai auf einem von Ford gestifteten Fokker-Fluqzeua die 1200 Kilometer lange Strecke von Kingsbay zum Pol und wieder nach
Kingsbay zurückgelegt. Er hat also mit einem Flugzeug vollbracht, was Amundsen noch im vorigen Jahre als beinahe unmöglich oder doch höchst gefährlich und deshalb als unratsam bezeichnete. Wesentliche wissenschaftliche Ergebnisse konnte Byrds Reise zum Pol, da er sie lediglich mit einem Flugzeugführer unternahm, nicht erbringen, und sollte es auch wohl kaum. Sie hat deshalb in der Hauptsache nur sportlichen und den Wert, Amerika auch bei dem Vordringen zum Nordpol mit dem neuen Mittel des Flugzeugs den Vorrang zu wahren, nachdem es mit dem alten Mittel des L-chlittens ebenfalls einem Amerikaner, Peary, als Ersten gelungen war, am Nordpol das Sternbanner aufzupflanzen.
Auch deshalb ist die Expedition Amundsens wichtig, weil es nunmehr galt, über den Nordpol hinaus auf der westlichen Halbkugel wieder in wirtliche, menschsnbewohnte Gegenden zu gelangen und damit die kürzeste Verbindung zwischen Europa und Amerika her- zustellen.
Nach langer Irrfahrt ist setzt Amundsen mit seinem Luftschiff nahe an seinem Ziel inTeller, statt Nome, in Alaska gelandet, nachdem er schon-am Donnerstag über Point Barrow gesichtet worden war. Die Gründe der Verzögerung liegen in widrigen Wetterverhältnissen. Lenen das Luftschiff nicht ganz gewachsen gewesen war. Amundsens „Norge" bat einen Rauminhalt von nur 18 500 Kubikmeter, während Dr. Ecken er für ein Polarluftschiff eine Größe von mindestens 100 090 Kubikmeter für notwendig anfah. Und selbst Oberst Nobile, der Erbauer der Norae, des ehemaligen Luftschiffs 1, das die italienische Regierung Amundsen für seine Polarfahrt zur Verfügung stellte «nachdem die Aussicht, daß ein Zepvelinluftichiff sich dieser Aufgabe widmen könnte, wegen der Baubeschränkung für die deutsche Luftfahrt im vorigen Jahr, als die Vorbereitungen begonnen werden mußten, noch vollkommen verschlossen schien), hielt die Norge für zu klein; ihm schienen mindestens 25 bis 30 000 Kubikmeter für erforderlich. Nach den eignen Angaben Nobiles bat die „Norge" einschließlich der festen Ausrüstuna und des Küblwaflers sür die Maschinen, jedocb ohne Navigations-
Landrak Kchaible verurteilt. Der Landrat Schaible aus Karlsruhe, der kürzlich in Paris „aus Mißverständnis" verhaftet, dann aber in Freiheit gesetzt worden war, ist vom Pariser Gericht in Abwesenheit wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses zu 15 Tagen Gefängnis und 200 Franken Geldstrafe verurteilt worden. — „O, warum blieb ich nicht zu Haus!"
Wie kutisker es getrieben hat. In der Gerichtsverhandlung gegen Kutisker und Genossen erklärte der Direktor einer Zweiggesellschaft der Kutiskergründungen, es sei Kutisker, der mittellos aus Polen einwanderte, gar nicht darauf angekommen, dann und wann 100000 Dollar für seinen Sohn auszugeben. Der Staatsanwalt sagte, Kutiskers Tätigkeit habe sich darauf beschränkt, Auto zu fahren und betrügerische Wechsel zu fabrizieren.
Verschüttet. In einer Sandgrube bei Wugnis (Schlesien) wurden drei Kinder im Atter von 7 und 8 Jahren beim Spielen verschüttet.
Aukouafall. Auf der Fahrt von einem Sängerfest stürzte ein von 36 Sängern besetzter Lastkraftwagen bei Röchlitz (Schlesien) eine Böschung hinunter. Alle Insassen wurden verletzt, zum Teil schwer.
Sich selbst gerichtet hat der Schlosser Hanisch, der dieser Tage in einem Berliner Hotel eine junge Frau ermordete. Er war nach Hamburg geflüchtet und erschoß sich, als er verhaftet werden sollte.
Der Strausberger Mörder verhaftet? In Spindelmühle (Böhmen) an der schlesischen Grenze wurde auf den Gemeindevorsteher Dr. Pick ein Raubüberfall von einem Menschen gemacht, in dessen Begleitung sich ein Frauenzimmer befand. Der Täter wurde festgenommen, das Weib ist entkommen. Da die Beschreibung des Verhafteten auf den Menschen paßt, der die Gräfin Landsdorfs bei Strausberg ermordet hat, glaubt man des Verbrechers, der ein mehrfacher Lustmörder sein soll, habhaft geworden zu sein.
8 Jahre Zuchthaus für 90 Diebstähle. In Hamburg wurde der 23 Jahre alte Fassadenkletterer und Einbrecher Kargl, der 70 vollendete und 20 versuchte Einbruchsdiebstähle verübt hatte, zu 8 Jahren Zuchthaus verurteilt. Er hatte Mil- lionenwerte erbeutet, die er zu Schleuderpreisen an Hehler weiterverkaust hatte.
Dolkenbriicke in der Südschweiz. Im Kanton Tessin sind
Instrumente, Seilwerk, Radioapparate usw., ein Gewicht von 13 000 Kilogramm- Mit den drei Motoren von je 260 Pferde stärken vermag sie eine Stundengeschwindigkeit von 115 Kilometer zu erreichen. Die normale und wirtschaftlich günstigste Geschwindigkeit beträgt 78 Kilometer, wenn zwei Maschinen arbeiten. Das erfordert in der Stunde 95 Kilogramm Benzin und Oel. Die Höchstgeschwindigkeit bei Fahr« mit zwei Motoren gibt Nobile mit 93 Stundenkilometer an, wobei der stündliche Benzin- und Oelverbrauch auf 140 Kilogramm steigt. Der kürzeste Weg zwischen Kingsbay und Kap Barrow mißt 3400 Kilometer. Bei Berechnung der Leistungsfähigkeit der „Norge" hat Nobile IS v. H. für ungenaue Steuerung, Abtrift usw. eingesetzt, so daß der tatsächlich zurückzulegends Weg mit 3900 Kilometer berechne» ist. Gesetzt den Fall, daß die „Norge" Kingsbay bei leichtem Mitwind von 15 Stundenkilometer vertäfle, könnten in den ersten 12 Stunden 1100 Kilometer zurückgeleat werden bei einem Oel- und Benzinverbrauch von rund 1100 Kilogramm Für die Strecke vom Vol bis nach Alska rechnete Nobile mit Gegenwind von 30 Stundenkilometer. Das würde sür da» Luftschiff eine Stundengeschwindigkeit von 48 Kilometer bedeuten und für den Weg bis Kau Barrow 58 Stunden und 5500 Kilogramm Benzin und Oel erfordern. Im ganzen batte Nobile 6600 Kilogramm Brennstoff berechnet, ein. schließlich einer Reserve auf 6800 Kilogramm. Die zusätz- Ausrüstung (Seil, Radioapparate usw.) wiegt 1706 Kilogramm; das Gewicht der Expeditionsteilnehmer (16 Personen, einschließlich Ausrüstung und Vorräte) waren mit ''und 1900 Kilogramm eingesetzt, so daß die „Norge" beim Aufstieg eine Belastung von 10 400 Kilogramm hatte. Bei 10 Grad Kälte rechnete Nobile eine Tragkraft von 1.2 Kilo- qramm auf ein Kubikmeter Lustverdrängung, was zusammen 22 200 Kilogramm Tragkraft ergibt. Um die erforderlich« Last von 10 400 Kilogramm mitführen zu können, mußte das Eigengewicht des Luftschiffs von 13 000 auf 11800 Kilo- grarnm beschränkt werden, was durchs Verkleinerung der Führergondel und des Laufgangs im Innern des Schiffs. Verringerung des Gewichts der Außenhülle, Herabsetzung der Zahl der Wasserballastbehälter auf vier, Verwendung des leichten Duraluminiums statt andern Stoffs für die Benzinbehälter und Vereinfachung der Ventilation geschehen konnte.
Nobile hat für die „Norge" die Erfahrungen verwertet, die er an dem von Deutschland an Italien auf Grund des Friedensoertrags abgelieserten Zeppelin „Bodensec" machen konnte, nicht zu vergessen die langjährigen Vorarbeiten allgemeinerer Art, die Graf Zeppelin geleistet Hai. der sich bekanntlich auch schon mit dem Plan der Erbauung eines Luftschiffs für die Nordpolforschung befaßt hat und im Jahr 1910 mit seinem Mitarbeiter Hergesell auf Spitzbergen meteorologische Studien getrieben hat. Nobile und die „Norge" verdanken also deutschen Vorarbeiten viel, wenn nicht alles. Um so peinlicher mußte es daher berühren, daß die „Norge" aus ihrer Fahrt nach Spitzbergen es sorgsam vermieden hat, deutsches Gebiet zu überfliegen, über das von Italien aus doch der nächste Weg nach Spitzbergen führt. An der weiteren Erforschung des Nordpols wird auch Deutschland Anteil nehmen, zumal es jetzt, wenn die Baubeschränkungen demnächst ausgehoben werden, wieder Luftschiffe in jeder Größe wird bauen können. Wenn dann später, was heute allerdings phantastisch erscheint, über den Nordpol als der kürzesten Verbindung Europas mit Amerika eine „Hochstraße des Verkehrs" führen sollte, wird auch Deutschland an dem Bau der Verkehrsmittel für diese Straße maßgebend beteiligt sein.
Nachträglich wird bekannt, daß die „Norge" erhebliche Schäden hatte, als sie sich mit Ausbietung aller Bewegungskräfte der Küste von Alaska näherte. Der Benzinoorrat war fast ganz ausgebraucht, so daß das Luftschiff keine Stunde länger hätte fliegen können. Bei -er Landung traten in dem windigen Wetter weitere schwere Beschädigungen, die das Schiff völligunbrauchbar machten. Nur einzelne Teile können nach Italien zurückgeführt werden. Tadellos arbeiteten bis zum letzten Augenblick die in Friedrichshafen gebauten Maybachmotoren. Es soll nun ein neues Luftschift „Norge 2" gebaut werden.
kn den letzten Tagen wolkenb'rüchartige Regen nievergegan- gen. Der Langensee ist vom Samstag bis Montag um 1!4 Meter gestiegen, die Kaianlagen von Locarno und Lugano stehen unter Wasser, die Centovalli-Bahn ist unterbrochen. An der Eisenbahnlinie Visy-Zermatt (oberes Rhonelal) und an der Furkabahn haben Erdrutsche stattgefunden.
Hochwasser. Der Wasserstand des Bodensees ist um rund 12 Zentimeter gestiegen. — In Oberitalien führt der Po starkes Hochwasser. Bei Piacenza zeigt der Pegel 9,55 Meter. Die Häuser der unteren Stadt werden geräumt.
In Norditalien wurde durch das Unwetter der Eisenbahnverkehr verschiedentlich zerstört. Bei den Kanalarbeiten am Salerner See wurden 7 Arbeiter von einer Lawine fortgerissen. Bis jetzt hat man 2 Leichen geborgen. Im Hochwasser der Etsch wurden 3 Leichen gefunden.
Die Maas ist in Holland in den letzten zwei Tagen um zwei Meter gestiegen. Mehrere Dörfer sind überschwemmt.
800 Häuser abgebrannt. In der rumänischen Stadt Baca» sind im Arbeiterviertel 500 Häuser und mehrere Fabrik«« abgebrannt.
Flugzeugabsturz. Bei Andover (England) stürzte et» Militärflugzeug ab. Der Führer und der Beobachter wäre« tot.
Ein mexikanischer Militärzug verunglückt. Bei Irmignkb pan stürzte ein Militärzug in eine Schlucht. Soldate« wurden getötet, viele verletzt.
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Prügelstrafen in Amerika, ll^ur den wenigsten dürft« bekannt sein, daß in vielen Staaten Amerikas noch immer die Prügelstrafe herrscht. So ereignete sich kürzlich in Baltimore, Maryland, also einem der „aufgeklärtesten" Staaten, der folgende bemerkenswerte Fall. Ein Mann war angezeigt worden, weil er angeblich seine Frau in der Ehe schlecht behandelt habe. Derartige Anklagen sind in Amerika gar nichts Seltenes, weil sie das einfachste Mittel sind, um ein« Scheidung zu erlangen. Scheidungen aber sind von der pazifischen bis zur atlantischen Küste ^letzter Schrei der Morde". Das Gericht jedoch wollte offenbar ein Exempel statuieren. Es verurteilte den Mann zu einer Gefängnisstrafe vo« sechs Wochen und zu einer Prügelstrafe auf öft-nflichem Platz. Der Mann wurde also mit entblößten, ' Körper an einen Pfahl gebunden und von dem „amtierenden" Sheriff regelrecht durchgeveitsckn.