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Mittwoch. 5. Mai 1S2S

in Baden 2,84 Pröz. In der'Gemeindeoertretung tu Preu­ßen 10,76 Proz., in Sachsen 9,87, in Baden 11,07, in Thü­ringen 9,72, in Hessen 12,61, in Anhalt 10,11, in Oldenburg 9,84, in Mecklenburg 10,11, in Hamburg 10,3S, in Lübeck 8,11 und in Braunschweig 9,38 Pro-.

Frühjahrskrankheilcn. Am Ausgang des Winters be­ginnt für anfällige Naturen eine Gefahrenzeit. Wer das Luftbad ausgesetzt und den Aufenthalt in der freien Natur eingeschränkt hat, in dessen Blut sammeln sich durch die ver­minderte Ausscheidung Stoffwechftlschlacken. Das schafft dann die Frühjahrskrankheitsneigung und macht selbst eine harmlose Erkältung zur Krankheit- Vorbeugend wirken fleißiges Luftbad, Packungen, Einschränkung der Fleischkost, Genuß von Obst und Gemüse.

Unsere gefährlichsten körperstellen. Welches ist der schwächste Punkt" am menschlichen Körper. Vielfach wird behauptet, daß dies das sog.Sonnengeflecht" sei. das dicht unter dem Zwerchfell auf der Vorderseite der Aorta liegt und mit sämtlichen Eingeweidenerven innig zusammenhängt. Andere wieder halten dis Gegend des Herzens dafür. Wissen­schaftliche Untersuchungen der letzten Zeit haben aber er- f geben, daß die verwundbarste äußere Stelle am Körper der sog.Adamsapfel" ist, der Schildknorpel des Kehlkopfs, der bei den Männern bekanntlich stärker hervortritt als bei den Frauen. Ein leichter Schlag auf den Adamsapfel genügt, um dauernde Schädigungen des Organismus hervorzurufen, 'da die Atmung und das Schlucken dadurch sehr behindert werden können. Selbst ein Druck mit dem Daumen an diese Stelle kann schon Schädigungen Hervorrufen, und ein star­ker Schlag kann den Tod zur Folge haben. Man hat bei die­sen Untersuchungen festgestellt, daß die Japaner seit langem über eine genaue Kenntnis dieser schwächsten Punkte des Menschenkörpers verfügen, denn die Kunst des Dschiu- Tschitsu ist auf einer genauen Beobachtung dieser gefähr­lichen Stellen aufgebaut. Ein Schlag mit der flachen Hand über den Schläfen oder den Ohren kann einen Bruch des Schädels oder Gehirnerschütterung Hervorrufen. Ein plötz­licher Druck hinter die Ohren macht den stärksten Mann wehrlos. Schläge in das Genick sind ebenfalls sehr gefährlich. Ändere Stellen, die für Schmerz besonders empfindlich sind, smd die Unterlippe und der Unterleib.

" Der Rückgang der Bienenzucht. Im Jahre 1913 waren ftti Reich vorhanden 2 299 346 Bienenstöcke, im Jahr 1921 wären es nur noch 1930 382, 1922: 1831005, und die Zählung am 1. Dezember des Vorjahres ergab nur noch 1534 089 Bienenstöcke. Von dieser Zahl entfielen auf Süd­deutschland: Bayern 320053, Württemberg 90173, Baden 81583. Hessen-Nassau 37 227, Hessen 20 378 und Hohen- zollern 4316.

' Der Aronstab. Im schattigen Buchenwald an feuchten Stellen steht eine Pflanze mit pfeilförmigen, braungeileckten Blättern- Zwischendrin steht ein hoher Blatthut, in dem ein violetter Kolben auf dem Blutenstand sitzt. Der hat eine wunderbare Bildung von Haaren, Staubblättern und Stem­pelblüten. Das Volk hat sich der sonderbaren Pflanze längst angenommen und deutet sich daraus den Jahrgang in bezug auf seine Fruchtbarkeit. Alte Bauern sagen, daß nach dem heutigen Aronstab es viel Obst, Frucht und Kartoffeln, aber nur mittelmäßig Futter gibt. In manchen Gegenden nennt man die Pflanze auch Zehrwurz, da der knollige Wurzelstock, nachdem das Gift herausgesotken ist, auch genießbar ist. Der Aronstab ist giftig, die Tiere verschmähen seine saftigen schönen Blätter und weichen dem abscheulichen Geruch der Pflanze aus. Der unscheinbare Aronstab findet sick» als Zimmerpflanze in Gestalt der prächtigen afrikanischen Kalla.

Die Haut eines Menscheu wiegt annähernd soviel wie feine Knochen, ist sogar gewöhnlich noch um ein geringes schwerer als diese! Ein Mann, der 70 Kg. wiegt, hat durch­schnittlich 12,4 Kg. Haut, 12,2 Kg. Knochen. Daß der Mensch einen Viertelzentner Haut mit sich umherschleppt, erscheint auf den ersten Blick ebenso unglaublich, wie die Angabe sei­nes verhältnismäßig geringen Knochengewichts. Allerdings sind unsere Knochen hohl und an vielen Stellen sehr dünn. Der Mensch hat noch etwas mehr Fett als Haut und reichlich doppelt so viel Muskeln (Fleisch) als Fett.

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Iselshausen, 5 Mai. Verhüteter schwerer Zusammen­stoß. Gestern vormittag fuhr ein mit Schweinen und Kälbern beladener Metzgerwagen die Mötzinger Steige herunter. Durch die anscheinend lebhafteUnterhaltung" der Wageninsassen wurde sicherlich das Pferd etwas aufgeregt und ging seinem Besitzer durch, wobei es mit voller Wucht durch die Eisenbahnschranken, die wegen des im nächsten Augenblick durchfahrenden Horber Zuges geschlossen waren, zu brechen drohte, wenn nicht ein Angestellter des Jselshäuser Bahnhofs, Meinte!, die Geistes­gegenwart besessen hätte, den Wagen zum Stehen zu bringen. Das Fuhrwerk wurde durch die besonnene Tat vor dem größten Schaden bewahrt.

Horb, 4. Mai. Gautag. Am vergangenen Sonntag fanden sich die Vertreter der Sportvereine aus dem Schwarz­wald und dem Nagoldtal, sowie die des Sportverbandes Schwaben" zum ersten Gautag in den hiesigen Stadtmauern zusammen. Bei dem sehr schwierigen VerhandlungspunktGrenz­festlegung" wurde festgestellt, daß sich eine ganze Reihe Vereine in dem neuen Verband, der den NamenNagold-Neckargau" führt, vereinigten u. a. Nagold, Altensteig, Altburg, Neubulach, Stammheim, Oberkollwangen, Althengstett, Oberndorf, Sulz a. N , Alpirsbach usw, zusammen annähernd 45 Vereine, die somit einen der stärksten Gaue bilden. Als 1. Vorsitzender wurde Schneider-Horb und als 2. Vorsitzender Beuscher- Oberndorf a. N. gewählt. Bei der Festsetzung des nächstjährigen Gautages verzichtete sowohl Nagold wie Oberndorf, sodaß dem zunächst in Frage kommenden Horb die Gautagung 1927 über­lasten wurde.

Herreuberg, 4. Mai. Vom Hopfen. Im Anfang dieser Woche wurde bei einzelnen Hopfenpflanzen der dringende Ver­dacht auf Peronospora festgestellt. Es wird den Hopfenpflan zern angeraten, in ihren Pflanzungen äußerste Vorsicht walten zu lassen und etwaige Verdachtsfälle zwecks Untersuchung bei maßgebenden Stellen anzumelden.

Simmozheim, 3. Mai. Brand. Ju der vergangenen Nacht 12.15 Uhr brach in der Doppelscheuer der Landwirte Linkcnheil und Bull in g er in Simmozheim ein Brand aus. Die Feuerwehr Simmozheim griff sofort ein und bekämpfte mit allem zu Gebot stehendem Gerät wirksam den Brand. Infolge des raschen Umsichgreifens des Feuers und der bei dem herrschen­den scharfen Westwind bestehenden Gefahr für die Nachbaran­wesen wurde um 12 30 Uhr die Calwer Motorspritze alarmiert. Eine Viertelstunde später traf sie am Brandort rin und ihrer erfolgreichen Tätigkeit gelang es bald, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken: die Doppelscheuer ist bis auf die Grund mauern niedergebrandt. Den Besitzern erwächst ein nicht uner­heblicher Schaden. Die Entstehungsursache des Brandes dürfte

Ragolder Lagblatt »Der Gesellschafter*

auf Kurzschluß zurückzuführen sein. Am Brandort waren Oberamtmann Rippmann sowie Bezirksfeuerlöschinspektor Riderer zugegen.

Eine neue deutsche Bibelübersetzung

ep. Die württembergische Bibelanstalt hat soeben ein gro­ßes Unternehmen vollendet, indem sie die ganze Bibel in der Uebersetzung von Dr. Hermann Menge herausgebracht hat.

Es liegt natürlich der Bibelanstalt völlig fern, dadurch die klassische Bibelübersetzung Luthers verdrängen zu wollen, die von ihr selber eifrig verbreitet wird. Aber fraglos ent­hält Luthers Bibelübersetzung mancherlei Mängel und ihre Sprache ist nach vier Jahrhunderten zum Teil unserem Ge­schlecht fremd geworden. In den letzten Jahrzehnten ist daher nicht nur die Lutherbibel wiederholt neu bearbeitet, sondern es sind auch eine Anzahl neuer deutscher Uebersetzungen ver­öffentlicht worden, die dem vorhandenen Bedürfnis abzu­helfen suchten. In die Reihe dieser Arbeiten gehört auch die Menge - Bibel. Sie ist das Lebenswerk ihres jetzt im 85. Lebensjahr stehenden Verfassers, eines früheren Gymnasial­direktors, der schon als junger Gelehrter sich eingehend mit den hebräischen und griechischen Urtexten der Bibel befaßt hat und mit der Sorgfalt des Philologen die Gabe ver­bindet, die fremden Sprachen in ein gutes heutiges Deutsch zu übertragen. Er bemüht sich dabei auch die besondere Stim­mung und Färbung jedes Buches und jeder Stelle entspre­chend wiederzugeben, leitet den Leser durch reichlich an­gebrachte Ueberschriften über den einzelnen, fortlaufend ge­druckten Abschnitten vorzüglich in das Verständnis und den Zusammenhang des Inhalts ein und bezeichnet auch die Stellen, deren Text oder Uebersetzung zweifelhaft ist.

Dem Buch beigegeben ist eine Erklärung von Maßen, Münzen und Gewichten sowie eine Zeittafel, verfaßt von Prälat Frohnmeyerin Stuttgart, ferner eine von Prof. Fuchs in Reutlingen verfaßte Konkordanz der wichtigsten biblischen Begriffe. Endlich enthält diese Bibelausgabe, wie künftig alle von der württembergischen Bibelanstalt besorg­ten, einige biblische Landkarten, die nach dem neuesten Stand der Wissenschaft von dem bekannten Palästinaforscher Professor O. Dalmann bearbeitet sind.

Menges Uebersetzung des Neuen Testa­ments und der Psalmen mit Bildschmuck von Wilhelm Steinhaus,., ein Werk, das seiner Vollbibel den Weg gebahnt hat, wird nach wie vor von der Bibelanstalt als Sonderausgabe verbreitet; auch Menges Uebersetzung des Alten Testaments ist besonders herausgegeben.

Mit der Herausgabe der Menge-Bibel hat die württem­bergische Bibelanstalt unserm um religiöse Vertiefung und Klärung ringenden deutschen Volk und über seine Grenzen hinaus allen Deutschredenden einen wesentlichen Dienst für das Eindringen in die wichtigste religiöse Urkunde der Menschheit geleistet.

Aus aller Welt

Todesfall. Der frühere Zentrumsabgeordnete und bis­herige deutsche Gesandte in Wien, Dr. Max Pfeiffer ist in einem Münchner Krankenhaus gestorben. Pfeiffer war 1875 in Rheinzabern (Pfalz) geboren. Er war Philologe.

Ellen Key Hai in ihrem Testament bestimmt, daß ihre ganze Hinterlassenschaft nach Abzug einiger Legate dem Ruheheim Strand für körperlich arbeitende Frauen zufallen soll. Diese Stiftung wurde 1914 von Ellen Key mit einem Grundbetrag von 70 000 Kronen gegründet, der später durch Geschenke auf 120 000 Kronen anwuchs. Der Zuschuß, den der Fonds jetzt erhält, beträgt etwa 40 000 Kronen. Die Verbrennung der Leiche Ellen Keys erfolgte am 4. Mai im Krematorium Oerebro. Erzbischof Söderblom segnete die Leiche kirchlich ein.

Das 1000. Patent Edisons. Amerikanische Blätter be­richten, der amerikanische Erfinder Edison habe einen Appa­rat,Sonnenmotor" genannt, zum Patent angemeldet, durch den die von der Sonne ausstrahlende Wärme in bewegende Kraft umgesetzt werden soll. Das 1000. Patent sei eine be­sondere Art, Häuserzugießen, wodurch der Wohnungs­not auf die einfachste Art abgeholfen werden könne. Die Erfindungen haben Edison bis jetzt 25 Millionen Dollar eingebracht. Zur Steuer der Wahrheit muß übrigens er­wähnt werden, daß Edison einige seiner wichtigsten Patente, so die des Telephons, der Mitarbeit eines deutschen In­genieurs verdankt.

Angenügende Vorbereitungen. Der italienische Begleiter Amundsens, Major Vallini, funkte an den Führer des Luft­schiffsNorge", den italienischen Kapitän Nobile, das sich bekanntlich seit einiger Zeit in Gatschina bei Petersburg aufhälk, die Vorbereitungen auf Spitzbergen haben wegen schwerer Schneestürme unterbrochen werden müssen. Nobile hofft, am 2. oder 3. Mm aufsteigen zu können, obgleich auf diese Tage das russische Osterfest fällt. Am 1. Mai war wegen der Sowjetrevolutionsfeier die Abfahrt der Norge nicht möglich. Nobile befürchtet, daß durch die Verzögerung das ganze Unternehmen gefährdet werde, da man immer mehr der wärmsten Jahreszeit entgegenkomme, wo in der Polargegend die Arbeit wegen der Nebel erschwert sei. Bon Gatschina nach Spitzbergen werde das Luftschiff immerhin

4 bis 5 Tage brauchen. Zunächst soll es nach BaZoe fliegen, das Nobile in 17 Stunden zu erreichen hofft.

Hagenbecks Tiergarten in Stellingen bei Hamburg Hai am 3. Mai mit einem Sonderschiff eine riesige Sendung erhalten. Darunter befanden sich 3 indische Elefanten,

5 Giraffen, 2 Elenantilopen, 2 große Königstiger, 6 Leo­parden, 5 Hyänen, 8 Bären. 7 Wildziegen, 9 Hirsche, 3 Ge­parden (Jagdleoparden), 5 Riesenkänguruhs, 1 Schimpanse, 50 abessinische Mantelpaviane und 68 andere Affen, 120 australische schwarze Schwäne. 45 Iungfernkraniche, 20 Hals- band- und 10 Kronenkraniche, 25 buntgefärbte Geierperl­hühner, 20 Riesenschlangen und eine große Zahl von Klein­tieren.

DerFröhliche Weinberg". Bei der Aufführung des SvektakelstücksDer fröhliche Weinberg" in Halle kam cs zu solck-em Widerspruch und Lärm, daß das Theater geräumt und die Vorstellung abgebrochen werden mußte.

Fliegerunfall. In Peine bei Hannover stürzte ein Doppeldecker der Luftreederei Magdeburg bei einer Not­landung ab. Das Flugzeug wurde zertrümmert, die beiden Insassen erlitten jedoch nur leichte Verletzungen.

Auch einRekord". Die Zeitungen und Korrespondenzen berichten heute über nicht weniger als 3 3 s ch w e r e r e Un­sülle von Kraftwagen und Krafträdern.

34 mal verlobt. In ihrer Villa in Evian bei Kens wurde di>' ii'ciw'.öüim? Madnw? Nnieubinp w!' Heirais-

.r.del'eieii verhaftet. Ihr Gemahl lebt abjeits in Gens, aber sie, die Fünfzigjährige, hat sich während der letzten drei Jahre nicht weniger als 34 mal verlobt, meist mit reichen Kaufleuten aus Frankreich und der Schweiz, die dann je­desmal gehörig gerupft wurden. Auf die Klage eines der Opfer aus Marseille erfolgte die Verhaftung. Die Ma­dame meinte voll Entrüstung:Kann ich alte Narren daran hindern, daß sie mich heiraten wollen und mir Geschenke mach-.n?"

Eine Viehherde verbrannt. In Böttchersdorf (Kreis G bauen, Ostpr.) entstand in einem Schuppen des Guts- b: Äsers Siebe« Feuer, das auf den großen Viehstall übe» gc.ff. Es war der wütenden Flammen wegen nicht mehr möglich, die Stalltüren zu öffnen, und das wie wahnsinnig sich gebärdende Vieh zu retten: 87 Stück Rindvieh und 10 Schafe wurden ein Opfer der Glut- Außer dem einen Wert von ca. 80 000 Mark darstellenden Vieh verbrannte ein Waggon Bauhohz u. sämtliche landwirtschaftlichen Maschinen, sodaß der Gesamtschaden mehr als 100 000 Mark beträgt. Man vermutet Brandstiftung.

Ein Güterzug der Strecke HalleEilerrburg fuhr in eine Schafherde, die auf die Bahngleise getreten war. 25 Schiffe wurden getötet.

Verhaftung des Bankiers David. Der aus Bonn nach Unterschlagung von 3 Millionen Mark flüchtig gegangen« Bankier L. David ist in Zürich verhaftet worden.

Das Schöffengericht in Hanau hat den Jnflationsbankier B. Rosenzweig, der bedeutende ihm anvertraute Summen unterschlagen hatte, zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt.

Der Raub auf dem Hauptbahnhof in Hamm aufgeklärt. Bei dem großen Lohngelderraub auf dem Hauptbahnhof in Hamm (Wests.) handelt es sich um einen erdichteten Einbruch. Die Gelder sind von dem Vorsteher der Kasse, einem Eisen­bahnoberinspektor, unter Mithilfe eines ihm befreundeten Tiefbauunternehmers entwendet worden. Die beiden Täter konnten bereits verhaftet werden. Die gestohlenen 166 000 Mark sind bis jetzt noch nicht wieder beschafft worden.

Eine Familie ermordet. In dem Dorf Mulm bei Saffart (Sardinien) ermordeten Einbrecher einen Müller, seine Frau und zwei kleine Kinder.

Von der Wüste zum Weinland. Seit mehreren Jahren haben Gartensachoerständige der Vereinigten-Staaten-Regie- rung, der Tonopah und Tide Water Eisenbahn-Gesellschaft und der kalifornischen Weinbauern in der Amargosa- Wüste und im Death Valley in Nevada Versuche an­gestellt, um in der Wüste Tafel- und Weintrauben, Feigen, Pfirsiche und andere Früchte zu ziehen. Die Versuche haben ergeben, daß sehr große, gute Tafeltrauben erzielt werden können. Mehr als hunderttausend Weinstöcke sollen bereits in dem breiten Tal, das der unterirdische Amargosa-Fluß unterfließt, gepflanzt worden sein. In einigen Tälern fließt warmes Wasser ständig etwa einen Meter unter der Erd. oberfläche. Der Amargosa-Fluß dürfte nach den bisherigen Erfahrungen und Proben genügend Feuchtigkeit für Len Wein abgeben, da Trauben weniger Wasser brauchen, als andere Früchte. Die Wüste hat aber einen Vorzug: sie ist völlig frei von Jnsektenpest. Neben dem Wein schenkt man auch der Zucht von Südfrüchten Aufmerksamkeit. Am Fur- nace Creek im Death Valley arbeiten Regierung und Private mit gutem Erfolg Hand in Hand, um dort Datteln und Feigen zu ziehen.

Letzte Rachrichte«

Bierabend beim Reichsaußenmiuister.

Berlin, 5. Mai. Reichsaußenminister Dr. Stresemann veranstaltete am Dienstag einen Bierabend. Man sah den Reichskanzler Dr. Luther und andere Mitglieder des Kabi­netts. Von den deutschen Vertretungen im Ausland sah man den augenblicklich in Berlin weilenden Botschafter von Hoesch und den Gesandten Müller in Bern. Ferner waren die parlamentarischen Parteien von den Sozialisten bis zu den Deutschnationalen der Einladung gefolgt.

Maßnahme» der Regierung.

London, 5. Mai. In gut informierten Kreisen will man wissen, daß die Regierung mit einer 8wöchigen Dauer des Streiks rechnet. Jedenfalls werden von der Regierung alle Maßrahmen für eine längere Dauer des Streiks ge­troffen. Für eine weitgehende Verbreitung der von Mttt- woch an erscheinenden RegierungszeitungBritish Gazette" ist gesorgt worden. Die Zeitung wird täglich mit einem Sonderzug nach Dover zum Versand auf den Kontinent befördert werden; sie wird in erster Linie zur Veröffent­lichung sämtlicher Regierungsverordnungen dienen. Im Verkehrswesen find für Mittwoch weitere Verbesserungen vorgesehen. Die Eisenbahngesellschaften haben am Dienstag durch deu Rundfunk die Fahrzeiten für die Strecken, auf denen die Züge noch gehen, bekannt gegeben.

Der Kampf der englischen Regierung gegen deu Streik.

London, 5. Mai. Allgemein wird darauf hingewie­sen, daß die Regierung durch die Annahme der Verordnung über den Ausnahmezustand durch das Parlament sich eine außerordentlich günstige Lage geschaffen hat. Alle Maßnah­men, sowie die weitgehenden Eingriffe der Regierung iu die Freiheit des Einzelnen geschehe nunmehr im Rahmen der Verfassung. Hierdurch ist der Streik, ohne daß dies ausdrücklich erklärt wird, als verfassungswidrig gestempelt. Die Regierung bedient sich des Rundfunks zur Verbreitung der Verordnungen sowie für alle Erklärungen und Mittei­lungen. Während die Streikleitung keinerlei Mittel besitzt, uni sich fortlaufend mit den Verbänden und Untergruppen zu verständigen, hat die Regierung mit Hilfe des Rund funks den ganzen Verwaltungsapparat in der Hand.

Die Anterhansfitzung am Dienstag.

London. 5. Mai. Das Unterhaus beschäftigte sich in seiner Sitzung am Dienstag mit einer Reihe von Anfragen über neue Steuern. Der ehemalige Schatzkanzler der Ar beiterregierung Snowdeu erklärte, daß ein näheres Eingehen auf die Anträge sich erübrige, da die jetzige Krise nickt ohne Folgen auf die Beurteilung des Gesamtbudgets bleiben würde. Lloyd George schloß' sich dieser Auffassung an. Auch Schatzkanzler Churchill erklärte sein Einverständnis zu der Haltung der Opposition.