München verbietet kommunistische Kundgebungen

LU. München, 25. April. Die Polizeidirektion München hat die von der Ortsgruppe München der KPD. und ihren Hilfsorganisationen geplanten Kundgebungen unter freiem Himmel, ebenso sämtliche Versammlungen in geschlossenen Räumen verboten. Dieses Verbot begründet die Polizei­direktion damit, baß die Maifeiern der Errichtung der prole­tarischen Diktatur dienen sollten. Auf Grund dieses Ver­botes fordert das Organ der Kommunisten in Bayern am Donnerstag zum Massenstreik am U. Mai auf.

In Kiel ist es gestern zu ernsten Zusammenstößen zwi­schen Nationalsozialisten und Kommunisten gekommen,- es gab mehrere Verletzte.

Aufgedeckle Verschwörung in Peru

TU. Berlin, 25. April. Berliner Blätter melden aus Lima (Pelm), daß vor einigen Wochen auf den Präsidenten Legia ein Anschlag geplant worden ist. Die Regierung hat den Ausnahmezustand über die Departements Junin, Lima, Labayeque und über die Provinz Calles verhängt. Als an­geblicher Urheber des Anschlags wird der frühere Deputierte Dr. Manuel Urbtna bezeichnet. Neun Personen, dar­unter Dr. Urbtna, sind verhaftet und eine größere Menge von Bomben und Handgranaten beschlagnahmt worden.

Aus dem chinesischen Hungergebiet

TU. London, 25. April. Ueber die Hungersnot in der chinesischen Provinz Schansi, bet der rnnd 2 Millionen Men­sche« «mgekomme« sind, berichtet der Sekretär des Aus­schusses -für internationale Hungersnothilfe, baß die Aus­sichten für die Frühjahrsernte zwar günstig seien, es habe je­doch nur ein Fünftel des- verfügbaren Bodens bepflanzt wer­den können. Infolge der Hungersnot seien Frauen «nd Mädchen in großer Zahl nach andere» Gebieten verkauft worden. In dem Bericht eines Missionars wirb mitgeteilt, daß zahlreiche Fälle von Kannibalismus zu verzeichnen seien. In vielen Fällen seien Menschen, die dem Hungertode nahe waren, von Leidensgefährten getötet worden, um ihr Fletsch zu verzehren.

Kleine politische Nachrichten

Eröffnung der Tagung des Internationalen Arbeitsamts. In Paris wurde die 48. Tagung des Internationalen Ar­beitsamtes unter dem Vorsitz des französischen Arbeitsmini­sters Laval eröffnet. In seiner Eröffnungsrede wies der Arbeitsminister auf die Bedeutung eines guten Einver­nehmens zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern hin. Das Internationale Arbeitsamt, das 55 Nationen in seinem Schoße vereine, kön'nne auf seine bisherigen Erfolge stolz sein. Nach einigen Worten Albert Thomas beschäftigte sich die Konferenz mit dem Arbettsprogramm der Tagung.

Die große» französische« Herbstmanöver in Lothringen. Der französische Generalstab hat zum Schairplatz der dies­jährigen Herbstmanöver die Deutschland nächstgelegene Pro­vinz Lothringen gewählt. Die Manöver, die Anfang Sep­tember während einer Zeitdauer von 810 Tagen stattftnden sollen, werden umfangreicher sein als in den vergangenen Jahren. Die Militärgouverneure von Straßburg und Metz haben das Oberkommando je einer Truppenformation über­nommen, di« durch schwere Artillerie und Reservisten unter­stützt und Geländeübungen teils an der Saar, teils in der Umgebung von Metz abhalten werden.

Poincare am S. Mai in Straßbnrg. Der ehemalige Mini­sterpräsident Poincarö wirb sich am 3. Mat nach Straßburg begeben, wo er den Ehrenvorsitz bei der Tagung der Freunde der Universität übernommen hat. Im Anschluß daran wird Poincarö seinen alten Wahlkreis Var le Duc aufsuchen und den Vorsitz bei der Tagung des Generalrates des Departe­ments der Saar übernehmen.

Mussolinis Tochter heiratet. In Rom fand unter großen Feierlichkeiten die Trauung von Edda Mussolini mit dem Grafen Galeazzo Ciano statt. Mussolini veranstaltete dar­auf einen Gratulationsempfang, an dem alle Minister, die Präsidenten der Kammern und das diplomatische Korps un­ter Führung des Nuntius teilnahmen.

Oesterkeichische Arbeiter für Frankreich. Die österrei­chische Negierung hat, wie dieNeue Freie Presse" meldet, mit dem französischen Auswanderungsausschutz eim Abkom­men getroffen, wonach 18 000 österreichische Erdarbeiter in einem Zeitraum von 3 Jahren nach Frankreich vermittelt werden sollen. Für die Auswanderung kommen nur Män­ner in Betracht. Die Mitnahme von Frauen ist ausge­schlossen.

Erplosionsnngltick auf einem Truppenübungsplatz in Wilna. Auf einem Truppenübungsplatz in Wilna explodierte während einer Uebung des 23. Ulanenregiments eine Granate. 15 Ulanen trugen teils leichte, teils schwere Ver­letzungen davon. Einige der Schwerverletzten mußten ins Krankenhaus überführt werden; an ihrem Aufkommen wird gezweifelt.

Selbstmord eines englischen Kriegsschiffkommanbante«. Der Kommandant des im Hafen von Portsmouth liegenden englischen KriegsschiffesChampion" Welby, wurde im Bade­zimmer des Schiffes erhängt aufgefunden. Wiederbelebungs­versuche blieben ergebnislos. Wie verlautet, sind Brief« ge­funden worden, die näheres über den Grund zum Selbst­mord enthielten; amtlich wirb hierüber jedoch Stillschiveigen bewahrt.

DieSüdamerikafahr1desGrafenZeppelin"

TU. Friedrichshasen» 26. April. Wie Kapitän Lehmann gestern abend dem Vertreter der TU. mitteilte, wird das LuftschiffGraf Zeppelin" etwa in der Zeit vom 10.-15. Mai zu der großen Südamerikafahrt starten, sofern die Vorarbei­ten in Sevilla und Brasilien geleistet sind. Die Vorarbeiten sollten terminmäßig am 10. Mai beendet sein. Entgegen an­derslautenden Zeitungsmeldungen wirb der endgültige Start­termin für dt« Sübamertkafahrt von Dr. Eckener erst nach Hessen Rückkehr nach Friedrichshofen bestimmt.

Wie lebt unser deutsches Volk?

Von Dr. Carl von Tyszka, Professor an der Universität Hamburg.

Die Kenntnis der Lebenshaltung u. Lebensführung unsres Volkes ist ebenso für den Volkswirt wie für den Hygieniker und nicht am wenigsten auch für die Politiker von Interesse. Das Statistische Reichsamt hat vor kurzem die ersten Ergeb­nisse seiner umfangreichen Untersuchung über die Lebenshal­tung von rund 2000 Familien (900 Arbeiter, 51« Angestellte und 500 Beamt«) veröffentlicht. Diese Zahlen sind grviß genug, um allgemeine Schlußfolgerungen auf die Lebens­führung unseres Volkes zu gestatten.

Zunächst fällt auf, daß die untersuchten Familien durch­schnittlich recht klein sind: die Kopfstärke der Familie betrügt bei den Arbeitern nur 4,2, bei den Angestellten 3,S und bei den Beamten 3,9 Köpfe ein typrfcher Ausdruck für die durch den Geburtenrückgang verursachte Kinderarmut unseres Volkes. Die durchschnittlichen Einnahmen einer Familie betragen bei den Arbeitern 3325 NM., bei den Augestellten 4712 9tM. und bei den Beamten 5349 RM. im Jahr. lleüer- all steht als hauptsächlichste Einnahmequelle weitaus an erster Stelle (mit rund 8087 Prozent) der Arbeitsverdienst des Haushaltungs-vorstandes jEhemannes). Als Mitmrdiener kommen daneben aber auch vielfach die Ehefrau und Kinder in Frage, und zwar in den Arbeiterfamilien in etwa der Hälfte der Fälle, weniger häufig jin etiva einem Fünftel der Fälle) in den Angestellten- und Beamtenfamilien.

Von besonderem Interesse ist eine Betrachtung der Ver­wendung der vereinnahmten Beträge. Der verhältnismäßig größte Teil uuH auf die Ernährung verwandt werden; hier­für wird in Arbeitcrkreisen fast die Hälfte der Einnahmen j45,3 Prozent) verausgabt; in den Angestellten- und Beamten familien wird dagegen nur etwas über ein Drittel für die Ernährung verausgabt (33,2 bis 34,5 Prozent). Dabei ergibt sich eine charakteristische Gesetzmäßigkeit dahingehend, daß mit zunehmendem Einkommen der Anteil, der für Nahrung und Gcnußmittel verausgabt wird, sinkt. So stellt sich dieser Pro­zentsatz in de» am geringsten bemittelten Arbeiterfamilien (die nur ein Einkommen bis 2500 RM. haben) auf 48 Prozent, dagegen in den besser gestellten Arbeiterfamilien auf nur 41,6 Prozent, um in den Angestellten- und Beamtenfamilien mit einem höheren Einkommen (6000 und 7000 Mark) auf 28 Pro­zent und 24 Prozent abzusinken. Dem absoluten Betrage nach nehmen freilich die Ausgaben für die Ernährung mit wach­sendem Einkommen zu: sie betragen bei den Arbeitern rund 1507 RM., den Angestellten 1625 RM. und den Beamten 1776 NM. pro Haushalt. Eine etwas andere Gesetzmäßigkeit zei­gen die Ausgaben für die W o h n u n g s m i e t e. Diese sind nicht nur absolut (rund 333 NM.), sondern auch auteilsmäßig mit 910 Prozent der Einnahmen am geringsten in Arbeiter- kretsen, stellen sich in den Angestelltcnfamilie» auf 543 RM. oder llch Prozent und in den Beamtcnhaushaltcn auf 641 RM. oder 1213 Prozent. Der Einfluß der sozialen Stellung auf die Ausgaben kommt hier deutlich zum Ausdruck. Auch die Vekleidungsausgaben wachsen nicht nur dem absoluten Betrage nach, sondern auch anteilig (im Verhältnis zum Ein­kommen) mit der höheren sozialen Stellung. Die sind in den Arbeiterkreisen mit 433 NM. verhältnismäßig geringfügig, stellen sich bei den Angestellten auf durchschnittlich 595 NM. und bei den Beamten sogar auf 745 RM. pro Haushalt.

Die Gestaltung der Ausgaben für die sogen. Kultur­bedürfnisse (Bildung, Erholung, Zerstreuung, Geselligkeit.

Gesundheits- und Körperpflege, Verkehr und Dienstboten) beansprucht besonderes Interesse, da ihr Verhältnis zu den Einnahmen als Gradmesser für den Kulturstand der be­treffenden Volksschicht angesehen werden kann. Da ist zu­nächst zu sagen, baß selbst in den minderbemittelten Arbeiter- ichichte» diese Ausgaben verhältnismäßig recht hoch sind. Sie stellen sich hier auf 120160 RM. oder rund 6 Prozent der Einnahmen. Mit steigendem Einkommen zeigt sich dann eine recht starke absolute wie relative Erhöhung (in den besser- gestellten Arbeiterfamilien 420 NM oder 8,4 Prozent). Er­heblich höher sind diese Ausgaben in den Angestellten- und Beamtenfamilien. In den elfteren stellen sie sich auf 523 RM. oder 11.2 Prozent, in den Beamtenhaushaltungen auf sogar 701 NM. oder 13ch> Prozent. Zergliedert man diese Ausgabe» in die einzelnen Posten, so wurde z. B. für Bildung aufge- lvendct; in Arbeiterkreisen durchschnittlich pro Haushalt 68 RM., in den Augeftelltenfamilien 137 RM., in den Beamten- hanshaltungen 197 RM., für Erholung, Zerstreuung und Ge­selligkeit in Arbeiterfamilien 68 RM., in Angestelltenfamil-ien 174 RM., in den Beamtenhaushaltungen über 200 RM.

Zum Schluß seien noch die Aufwendungen für Steuern, Versicherungen und Vereinsbeiträge erwähnt. Die Ausgaben für Steuern sind überall verhältnismäßig recht hoch und steigen mit wachsendem Einkommen stark an. Sie stellten sich in Arbeiterkrcisen auf 40-130 NM., bei den Angestellten auf 86364 NM. und bei den Beamten auf 96518 RM. Im Gegensatz dazu zeigen die Ausgaben für Versicherungen kein solch scharfes Ansteigen: sie stellten sich im Durchschnitt bet den Arbeitern auf 260 RM., bei den Angestellten auf 369 RM. und bei den Beamten infolge des Fehlens der Zwangsversiche­rung auf nur 169 RM. Die Verbands- und Vereinsbeiträge sind mit 104 RM. am höchsten bei den Arbeitern, sie betrage» bei den Angestellten 60 RM. und bei den Beamten nur 60 RM.

Zusammenfassend ergibt sich folgendes Bild: Die Er­nährung muß als recht bescheiden bezeichnet werden. Denn eine Vollperson (Kinder als Erwachsene umgerechnet) ver­braucht pro Jahr in den Arbeiterfamilien für 475 NM., in den Angestellten und Beamtenhaushaltungen für je 573 NM. Nahrungs- und Genußmittel. Das ist auf den Tag in Ar- bettcrkreisen 1,30 RM., in Angestellten- nnd Beamtenkreisen 1,57 RM. Auch die Wohnungsverhältnisse sind in den Ar­beiterkreisen recht bescheiden, ein wenig anspruchsvoller da­gegen schon die Bekleiduugsbedürfnisse. An Bekleidung ei»k- schließlich Wäsche entfällt auf die Vollpersvn im Jahr in Ar­beiterkreisen ein Betrag von rund 145 NM., in den Angestell- tenfamilieu von 236 RM. und in den Beamtenfamilien von 274 NM. Demgegenüber erscheinen die Aufwendungen für die Kulturbediirfnisse recht beachtlich. Allein auf Bildung und Erholung entfällt pro Vollperson in Arbeiterkreisen ein Be­trag von fast 50 RM., der sich in den Angestelltenkreisen auf 95,42 RM. und in den Beamtenhaushaltungen auf 120,68 NM. erhöht. Und was hierbei in allen drei sozialen Gruppen be­sonders bemerkenswert ist: mit steigendem Einkommen er­höhen sich die Beträge, die dafür aufgewendet werden, well stärker als die Wohlhabenheit zunimmt. Es ist die Lebens­haltung eines Volkes, das trotz seiner schweren wirtschaftlichen Lage nicht darauf verzichten will, durch Teilnahme an den Gütern der Kultur das Leben zu erhöhen und zu vergeistigen.

Das moderne russische Flugwesen

Das großeAerohydrodynamische Institut" in Moskau. Kein Mangel an Rohstoffen. NrLachim und Derulnst.

Von vr. KarlBrennert.

Die Verkehrs- und militärpolitische Entwicklung des russi­schen Flugwesens während der letzten Jahre ist sowohl bei uns in Deutschland als auch in den übrigen europäischen Ländern nicht mit der Aufmerksamkeit verfolgt worden, die ihrer jetzigen Bedeutung entspricht. Man war bisher allzu sehr geneigt, die spärlichen Meldungen über den Aufschwung des russischen Verkehrs- und Heeresflugzeugwesens als mehr oder weniger tendenziös entstellte Nachrichten zu bewerten, deren Glaub­würdigkeit jedenfalls sehr zweifelhaft erschien. Gewiß, vor und während des Krieges mußten die Anfänge des russischen Flugwesens als sehr bescheiden bezeichnet werden, und die Re­volutionsjahre des bolschewistischen Rußlands waren auch der Entwicklung einer einheimischen Flugzeugindustrie alles an­dere als förderlich, aber diese Zeiten sind vorüber.

Das heutige Sowjetrußland hat als ausgesprochener Mi­litärstaat mit imperialistischen Bestrebungen oen hohen Wert des Flugzeuges alß Verkehrs- und Kampfmittel längst erkannt und sein gesamtes Flugwesen den Anforderungen der Gegen­wart entsprechend sorgfältig organisiert und ausgebaut. Wie planmäßig die russische Regierung dabei zu Werke ging, erhellt schon aus der Tatsache, daß man auf streng wissenschaftlich- technischer Basis die Arbeit in Angriff nahm. In Moskau schu­fen die Sowjets das riesigeAerohydrodynamische Institu t" sowie dasAutomotor-Jnstitut". Das erstere gilt heute unbestritten als die größte flugtechnische Forschungs­anstalt der Welt. Allein dreihundert Gelehrte, Ingenieure, Spezialtechniker wetteifern hier in leitenden Stellungen, die neuesten äronautischen Errungenschaften dem russischen Flug­wesen dienstbar zu gestalten. Das Institut zerfällt in acht Sonderabteilungen für theoretische und experimentelle Unter­suchungen der Luftströmungen, der Materialprüfung, der Kon­struktion-, der Motoren- und Propellerprüfung, der Leicht­metallherstellung sowie der Anlage von Wind- und Wasser­kraftwerken. Die Abteilung für Aerodynamik befaßt sich zur Zeit vornehmlich mit der Auswertung der Versuche von Ioukowski, der als einer der geschicktesten Flugtechniker unserer Zeit gilt.

An Mangel an Rohstoffen leidet die russische Flugzeug­industrie nicht. Riesige Waldungen, zahlreiche Eisengruben, Aluminiumvorräte Aluminiumoxhd findet sich reichlich in den Gruben bei Zarskoje Szelo in der Nähe von Leningrab, Bauxitschätze (etwa 375 Millionen Tonnen) bei Saglik in Äser« beidjan sowie die beträchtlichen Oellager sichern ihr das erfor­derliche Material aus der Heimat, so daß dieser Industrie­zweig, abgesehen von bestimmten Spezialmaschinen, vom Aus­lande hinsichtlich der Materialversorgung ziemlich unabhängig geworden ist. Daß infolge der allgemeinen Finanzkalamität in

Rußland naturgemäß auch der Produkt,onskraft dieser Indu­strie gewisse Grenzen gezogen sind, die trotz schärfster Ratio­nalisierungsmaßnahmen innerhalb der Betriebe nicht über­schritten werden können, liegt aus der Hand.

Gute Aufbauarbeit leistete die im Jahre 1923 gegründete Dobrole t", eine Vereinigung der sogenanntenFreunde und Förderer der russischen Luftflotte". Dank ihrer Initiativ» entstanden zahlreiche Flugplätze im Inneren des Landes und die ersten einheimischen Flugverkehrslinien. Hand in Hand mit dieser Vereinigung arbeitete dieTobrochi n", einVer­band freiwilliger Kriegschemiker", der vornehmlich im Dienste der russischen Giftgasindustrie arbeitet, über deren Tätigkeit das Ausland so aut wie nichts erfährt. Beide Organisationen wurden dann spater imAviachi m", einemFreiwilligen Aerochemischen Verband" zusämmengcfaßt und dieser wieder­um mit dem.Verband zur Landesverteidigung" im O s o a v i a ch i m", der jetzt also die Zentralorgani­sation aller verkehrspolitischcn und Wehrorganisationen Rußlands darstellt. Ueber drei Millionen russischer Staats­bürger sind heute in dieser Massenorganisation zu einer Ein­heit verschmolzen.

Das russstche Flugverkehrsnetz kann angesichts der großen, teilweise von der Zivilisation noch unberührten Gebietsteile als recht gut entwickelt bezeichnet werden. Dank der emsigen Tätigkeit derDeruluf t", organisiert von derDeutschen Lufthansa", wurden Moskau und Leningrad schon vor Jahr und Tag in das europäische Flugverkehrsnetz mit einbezogen. Im Innern Rußlands ist vor allem die Fluglinie Mos­kau Baku über Rostoff und Tiflis von großer wirtschaft­licher Bedeutung. Sie wird von einer ukrainischen Luftfahrts- gescllschaft, derU r o w o s d u ch P u t j" in Form eines täg­lichen Flugverkehrs (Flugdauer etwa 36 Stunden) aufrecht er- halten. Die größte binnenrussische Luftverkehrsgesellschaft ist gegenwärtig dieDobroljo t", die neun Fluglinien bei täglichem, oezw. zwei- bis dreiwöchentlichem Flugdienst unter­hält, darunter auch die wichtigen Flugpostlinien Moskau Irkutsk und Moskau Teheran oezw. Kabul. Nachdem in den ersten Jahren diese Strecken fast ausnahmslos mit deut­schen Maschinen beflogen wurden (Junkerswerke), ist man, er­muntert durch die Erfolge der Niederlassungen ausländischer Flugzeugfirmen in Rußland, in letzter Zeit dazu übergegan­gen, ,n eigenen, staatlich stark subventionierten Unternehmun­gen Eigenfabrikate herzustellen und diese, zum Nachteil des Auslandes, in Betrieb zu nehmen. So deuten heute alle An­zeichen darauf hin, daß die russische Flugzeugindustrie ent-! schlossen ist, sich von fremden Einflüssen immer mehr zu be» freien und den Wettbewerb mit dem Auslande erfolgreich im Inneren der Sowjetunion aufzunehmen, wenngleich auch kei­neswegs verkannt werden darf, wie gerade das ungesunde kollektivistische Wirtschaftssystem der Sowjets eine solche Auf-» wärtsentwicklung der einheimischen Flugzeugindustrie b«-> bindert.