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verantwort!. Schristleituna: Frieckrich Han» Scheel« Druck unä Verlag äer A. Oelschläger'schen vuchäruckeret
Nr. 86
Samstag, den 26. April 1930
Jahrgang 103
Vor der Auflösung der
Ein Ueberlettungsausschuß tritt in Tätigkeit
TU. Paris. 26. April. Die Auslösung der Reparations- kommission, die durch d>e BIZ. ersetzt wird, ist in einer am Freitag im Außenministerium stattgchabten Sitzung in Angriff genommen worden.
Der durch bas Haager Abkommen zu diesem Zweck eingesetzte Sonderausschuß, der mit der Uebertragung der Funktionen der Neparatlonskommission an die BIZ. beauftragt worden ist, wird zunächst einmal dle juristischen, verwaltungstechnischen und finanziellen Richtlinien aufzu- stcllen haben, unter denen sich diese Arbeitsübertra- gung vollziehen soll. Es handelt sich hierbei in erster Linie um die Entlastung des Generalagenten für die Uebergangs- zeit vom 31. August 1929 bis 1. Mai 1930, ferner um die Vernichtung der alten A-, B- und C-Neparationsbonds und endlich um die Formulierung des Uebergangsaktes, der Befugnisse der Neparatlonskommission an die BIZ. Man rechnet mit einer Arbeitsdauer von 1—2 Wochen.
Die Mitglieder der Reparationskommission werden sich voraussichtlich Mitte Mai zu einer Vollsitzung zusammcn- sinden, um die offizielle AuflösungderKommis- sion auszusprechen und einen Verwalter zu bestimmen, dem die Regelung der inneren Angelegenheiten obliegt.
Englische Kritik an der Reparalionsbank
England mit den Beschlüsse» deS Verwaltnngsrats der BIZ. unzufrieden.
Wie der diplomatische Mitarbeiter des Daily Telegraph seststellt, haben die Ergebnisse der ersten Sitzung des Direktoriums der BIZ. in englischen politischen Kreisen starke Unzufriedenheit hervorgerufen. Die Beschlüsse wurden verschiedentlich als den britischen Interessen außerordentlich abträglich bezeichnet. Insbesondere die Ernennung eines Franzosen z«m Generaldirektor werde sehr bd- danei't. Nach der Wahl eines französischen Generaldirektors
Reparationskommission
habe man es Deutschland nicht verdenken können. Laß es als Gegengewicht auf der Ernennung eines deutschen Vertreters des Generaldirektors bestand. Das Ergebnis sei vom britischen Standpunkt aus sehr bedauerlich. Es scheine, daß die britischen Mitglieder des Berwaltungsrates der Bank de« vor einem Jahr von den englischen Mitglieder« des Aoung- ausschuffes genvachten Fehler wiederholt und die britische« Rechte «nd Interesse« nur ««zureichend verteidigt hätte«.
Die Uebernahme eines großen Teiles der ersten Repa- rationsanleihe der Bank durch den Londoner Geldmarkt sei dem britische« Ausfuhrhandel abträglich, da* sie die kontinentalen Mächte zum Nachteil Großbritanniens begünstige. Auch vor der Gewährung einer neuen britischen Wiederaufbauanleihe an Oesterreich sollten das britische Schatzamt und die englischen Banken darauf sehen, Laß der Ertrag dieser Anleihe in erster Linie für den Ankauf britischer Waren oder die Erteilung von Aufträgen an britische Firmen verwandt werde.
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Neue Anleiheverhandlungen Polens in Paris
TU. Warschau, 26. April. Der Agentur Preß zufolge ist der amerikanische Finanzberater bei der polnischen Regierung Dewey nach Paris gefahren, um dort mit französischen und amerikanischen Finanzkreisen über die Gewährung einer großen langfristigen Obligationsanleihe für Polen zu verhandeln. Dies ist schon die dritte Reise Deweys nach Paris, die mit den polnischen Anleihesorgen in Zusammenhang steht. Die beiden ersten Reisen sind bekanntlich ohne Erfolg verlaufen. Der Aufenthalt Deweys in Paris ist auf 8 Tage berechnet.
Wie verlautet, sind die südslawische« Anleiheverhandlungen in Frankreich, die die Aufnahme einer Anleihe von einer Milliarde Franken zu Stabtlisterungszwek- ken zum Gegenstand hatten, -um Abschluß gekommen.
Tages-Spiegel
Mit der Gründung der Rep»ratt«nsba«k findet die Herrschaft der Reparattonskommtsfion ihr Ende. I« Paris ist gestern ein Sonderansschuß znsammengetreten, welcher die Ueberle'tnngsarbeite« in Angriff genommen hat.
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Der Parteivorstand der Dentschnationale» Bolkspartei hat dem Kabinett Brüning ernent eine deutliche Absage erteilt. Die Entsche'dnng über die Parteikrise anläßlich der letzte« Reichstagsabftimmnngen wurde mit eine« Som» promitz vertagt.
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Der Reichsminister für Ernährnngswirtschaft hat de« Ver> mahlnngssatz für Jnlandsweizeu entsprechend der bisherige« Regelung auch für den Monat Mai 1836 ans S6A festgesetzt.
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Gleichzeitig mit der gestern gemeldeten Grenzverletz««», dnrch ei« polnisches Jlngzeng in Dentsch-Eyla« sind auch im Nachbarkreis Neidenbnrg «nd im Oste« Masurens im Kreise Johannesburg polnische Klngzenge über dentschem Gebiet erschiene«.
Gestern ist der «ene Nuntius bei der ReichSregiernng, Erzbischof Orsenigo, in Berlin eingetrosfen.
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I« Prag wird der Besuch des österreichische« Bundeskanzlers Schober erwartet.
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Wie ans Rom gemeldet wird, hat der Papst de« württ. Staatspräsidenten Dr. Bol, mit seiner Fra« in Privat» andienz empfange«.
Heule Englandfahrl des ..Graf Zeppelin"
— Friedrichshafen» 26. April. Das Luftschiff »Gras Zeppelin" ist heute früh 6 Uhr zur Englandsahrt aufgestiegen. Au der Fahrt Friedrichshafen—Cardington beteiligen sich 22 Passagiere, an der Rückfahrt Cardinston—Friedrichshafen voraussichtlich 26 Passagiere.
Nach den im englischen Luftfahrtministerium vorliegenden Informationen wird »Graf Zeppelin" heute -wischen 18 und 16 Uhr über London erwartet und -wische» 17 und 18 Uhr in Cardington eintreffen. Di« Rückfahrt soll nicht später als um 20 Uhr erfolgen.
Der Präsident der britischen Luftfahrtvereinigung wird, wie er der Presse mittetlt» mit seiner Frau und etwa 15 anderen englischen Passagieren den Rückslug des Zeppelin von Cardington nach Friedrichshafen mitmachen. Unter den englischen Gästen befinden sich auch der Erbauer des englischen Luftschiffes R 101, Oberst Rtchmond, und b-r Hos- marschall des Herzogs von Nork, Brocke.
Hochwasser im Erzgebirge
TU. Chemnitz, 2«. April. Das westliche Erzgebirge wurde am Freitag von einer Reihe schwerer Gewitter heimgesucht, die stellenweise von wolkenbruchartigen Regenfällen begleitet waren. Ueberschwemmungen werden aus Aue, Thum und Zwöuitz gemeldet. Der JahnSvach wurde in einen reißenden Strom verwandelt, der zahlreiche Telegraphenstangen, die au seinen Usern standen, umriß und talabwärts entführte. Auch mehrere Futzgängerstege wurden mitgerissen. In dem Dörfchen Jahns b ach wurden mehrere Wohnungen und Keller uner Wasser gesetzt und auch in der Stadt Thum richtete daS Hochwasser beträchtlichen Schade» an. Auch die Zwö- »iH wuchs während der Nachmittagsstunden des Freitag zu einem reißenden Strom an und überflutete den ganze« unterhalb der Schleuse gelegene« Teil der Stabt Zwönitz, wo das Wasser stellenweise meterhoch in den Straßen stand. Der an- gerichtete Schaden ist sehr beträchtlich. In Chemnitz-Hilbersdorf schlug der Blitz in die Leitung eines Feuermelders und alarmiert« auf dies« Weise di« Feuerwehr.
Streikende überfallen Arbeitswillige
TU. Itzehoe, 26. April. Gestern abend kam eS hier zu schweren Ausschreitungen streikender Arbeiter gegen Arbeitswillig«. Dt« Belegschaft der Pumpenwerke Siemens und Hinsch in Itzehoe befindet sich im Streik. Als eine Anzahl Arbeitswilliger einen i« -er Umgebung von Itzehoe wohnende« Kollegen über bas sreie Feld «ach Hanse begleite« wollte, fiele« etwa Ss Streikende, die ihnen ansgelauert hatten, mit dicke» Knüppel« ««- Stei«e« über sie her. Von der Fabrik wurde der Ueberfall bemerkt und weitere Arbeitswillig« eilte« ihren bedrängten Kameraden zu Hilfe. Auch sie wurden jedoch mit blutigen Köpfen abgeschlagen. Im ganze« sind 7 der überfallene« Arbeiter schwer verletzt worden. Sie konnte« sich später, als sie wieder -nr Besinnung gelangten, in benachbarte Häuser retten. Gegen die Streikenden, di« zum Teil erkannt worden sind, ist Strafantrag wegen Land» friedeuSbrucheL gestellt worden.
Deutschnationale Absage an das Reichskabinett
Die Entscheidung des Parteivorstandes
Ein Bruch innerhalb der Partei vermiede«.
TU. Verl>n, 26. April. Der Parteivorstand der DNVP. hat gestern mit mehr als vier Fünftel Mehrheit des nahezu vollständig besetzten Vorstandes folgende Entschließung gefaßt:
»Der Paricivorstanö spricht dem Parteiführer Dr. Hu- genberg und dem Vorsitzenden der Neichstagsfraktion, Dr. Oberfohre», Dank für ihr unbeirrtes Festhalten an den auf dem Kasseler Parteitag und in der Vorstands- sitznng vom 8. April aufgestellten Zielen und Richtlinien aus. Er hält es für selbstverständlich, baß sie die Führung von Partei und Fraktion keinesfalls vor Ablauf der Wahlzeit aufgeben. Ihrer Führung und dem geschlossenen Eintreten der Neichstagsfraktion für die Agrargesetze ist es zu- zuschreiben» daß deren Vorlage und Annahme entgegen widerstrebenden Teilen der Regierungsmehrheit noch vor Ostern durchgesetzt wurde. Mit diesen Notstandsmaßnahmen sind jedoch die Voraussetzungen für eine Rettung der Landwirtschaft noch nicht erfüllt. Mit dem Parteivor- sitzcndrn ist der Partetvorsta»- der Auffassung, daß eine endgültige Behebung der Notlage der Landwirtschaft, «sie der Wirtschaft überhaupt, viel tiefcrgreifcnde «nd zum Teil andersartige Maßnahme« erfordert. Die vom Kabinett verkündete Kontinuität der Handelspolitik (Polnischer Handelsvertrag, Genfer Vereinbarungen usw.) steht einer wirklichen Sanierung der Landwirtschaft ebenso im Wege wie die Fortdauer der marxistischen Vorherrschaft in Preußen. Der Zustand, daß die Bollstreckungsmaßnahmen der öffentlichen Kassen, insbesondere auch der Preußenkasse, den Landwirt von Haus und Hof vertreiben, ist Selbstmord am eigenen Volke und muß vor allem anderen beseitigt werden.
Wir stehe» in Opposition gegen d'eses Kabinett, das ohne «nd gegen «ns gebildet zur Fortführung der bisherigen Trihnts- «nd Handelsvertragspolttik entschlossen ist und das aus dem Wege über Preuße« immer noch mit der Sozialdemokratie verknüpft >st. Wir können keinerlei Mitoerant, wortnng für setne Politik übernehmen. Diese Oppositionsstellung und die gegebene Lage verlangt unbedingt Zusammenarbeit von Partei «nd Fraktion und geschlossenes Auftreten bei den entscheidenden Parlamentsabstimmungen.
Der Parteivorstand bedauert, daß im Gegensatz zu der einmütigen und erfolgreichen Haltung der Reichstagsfraktion vom 8. und 10. April eine Mehrheit der Reichstagsfraktion in den Steuerabstimmungen vom 12. und 14. April, veranlaßt Lurch die verständliche und berechtigte Sorge um die Not der Landwirtschaft, anders als die Führung bestimmt bat. Die Verkoppelung der Agrarmaßnahme« mit
der Bewilligung der b?s/ch die Mißwirtschaft der Große« Koalition erforderlich gewordenen Steuer« war sachlich nicht begründet. Die Regierung war, auch wenn sie bei den Steucrgesetzen in der Minderheit blieb, durch ihre Erklärung und das Eingreifen des Reichspräsidenten an die Hilfsmaßnahmen für die Landwirtschaft gebunden. Nach den Satzungen legt der Partetvorstand die Richtlinien für die politische Gesamthaltung der Partei fest.
Eine Unterstützung des Kabinetts Brüning sowie die M»tübernahme der Verantwortung für seine Maßnahme« entspricht der eben festgelegte« Gesamthaltnng der Partei n>cht. Es bleibt künftig der Partei- «nd Fraktionsführnng überlasse«, in besondere« Ansnahmefälle« «ine abweichende Stellungnahme -«-«lassen.
»
Di« „Deutsche Tageszeitung" vermag in dem Ergebnis der Parteivorstandssitzung keine wirkliche und durchgreifende Klärung der Verhältnisse in der Dentschnationale» Partei und Fraktion, insbesondere auch kein« Klärung in dem Verhältnis zwischen Partei und Landwirtschaft zu erblicken. Der Parteioorstand habe sich damit begnügt, der Fraktionsmchrheit ihr Eintreten für die Interesse« der Landwirtschaft nicht als Verdienst, sondern lediglich als mildernde« Umstand anzurechne«. Er habe nicht ein Wort der Anerkennung für die erfolgreiche Arbeit des Ministers Schiele gefunden. Das ein« wie das andere werde draußen in de» Kreisen des um die nackte Existenz ringenden Landvolkes schwerlich besonderes Verständnis finden. Wen» auch der offene Bruch zwischen Parteiführung «ul» Fraktionsmehrheit vermiede« worden sei, so hänge doch die weitere Entwicklung an der Frage, wie weit die von der Minderheit der Fraktion verfolgte Jntransigenz einer beweglichen Taktik einer viel klareren Auffassung von den Aufgabe« «n» Wirknngsmöglich- kcite«, einer verantwortungsbewußte« Opposition Platz mache. Die Probe darauf könne schon sehr bald heranretfe«. — Nach der „DAZ." wird die Lage in unterrichteten Kreisen sehr ernst beurteilt) die Hoffnungen auf «ine wirkliche Verständigung seien wesentlich zurückgegange«.
Sicherung des Flugverkehrs nach England
TU. Rh-inberg (Rheinland). 26. April. Da am 1. Mat di« Nachtpostflüge nach Amsterdam-London beginnen, die über Rheinberg führen, ist zur Sicherung des Verkehrs i« unmittelbarer Nähe -er Stadt ein Riesenscheinwerfer mit einer Million Kerzenstärke aufgestellt worden. Für etwaige Not- landungen werden Kleeschläge mit Sturmlaternen kenntlich gemacht. Die Leuchtfeuer sind mit Erfatzlampe« versehe», die sich im Notfall automatisch «inschatte«. ---