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Segrünstet I S2V

Mittwoch den 21. April 1926

Fernsprecher Nr. 2t»

lvo. Jahrgang

rage»f»ieael

Der ReichsfiaauMiaister hat dem Reichstag eine Mver. GM gher de» Versoaalstaod nach dem Stand vom 1 -Oktober MS «gehen lassen. Gegenüber den Zahlen l^m l. Avril MS ssl bei den Hoheitrverwaltuvgea eine Personalver-neh- «m, um 202S Beamte und S60S Arbeiter und eme Versonvi- ^rmindernng «m 1153 Angefievl« ^>lgt. be, der R,chs- äne Personalvcrminderung am 2680 Beamte and eine

Personaloermehruag mn 1887 Angestellte and «n 2703 Ar« beiter.

Da die Italiener aus Rhodos and anderen Inseln an der tlemasiatischea Lüste Truppen zusammenziehen und auch sonst kriegerische Vorbereitungen treffen, hat die türkische Regie­rung ist« Einberufung von 120 000 Mann Reserve aageord- aet. Sie chaubt, dah INuffolial mik den Griechen eine» An- Miss aus Ostthrazie« und Smyrna plant.

Rach dem Londoner »Daily Ehroairle" hat Mussolini Vertrauensmänner nach Indien gesmrdt. mn «ater der indi­schen Bevölkerung für den Faszismu» « «»erben.

Die Reichsgesundheitswoche

In wie hohem Maße der Kulturmensch mit der öffent­lichen und privaten Hygiene verwachsen ist, dessen wird er sich gewöhnlich erst bewußt, wenn er ihre Segnungen vor­übergehend entbehren muß. Was namentlich die Groß­städte als Mittelpunkte einer modern eingestellten Bevölke­rung anlangt, so sind sich alle Sachkundigen darüber einig, daß hier, wo die öffentliche Hygiene oft einen verhältnis­mäßig hohen Grad der Vollkommenheit und Zweckdienlich­keit erreicht hat, die Erkenntnis von der unbedingten Not­wendigkeit einer Ergänzung derselben durch eine entspre­chende private Gesundheitspflege noch keineswegs in alle Schichten des Volks gedrungen ist. - .

Nach zwei Richtungen haben sich die bisherigen Zustände durch den unglücklichen Krieg und die noch traurigeren Ver­hältnisse der Nachkriegszeit verschoben. Wir sind ein armes Volk geworden, dem über die gewöhnliche Notdurft des Lebens hinaus zur Förderung kultureller Zwecke ganz er­heblich weniger als früher zur Verfügung stehen. Die schwer zu beseitigende Wohnungsnot mit allen ihren unaus­bleiblichen üblen Folgen für die persönliche Hygiene tut ein übriges. Anstrengungen zunichte zu machen, die sonst ohne Zweifel von Erfolg gekrönt gewesen wären. Ander­seits freilich hat sich in den führenden Kreisen die Erkenntnis Lahn gebrochen, daß es nicht damit getan ist, der Heran­wachsenden Jugend eine gute wissenschaftliche Ausbildung zu geben, sondern daß wir heute noch weit mehr als früher auch aus di« körperliche Ertüchtigung des Volks unser Augenmerk richten müssen, um es in den Stand zu setzen, den erschwerten Wettbewerb gegen andre, besser­gestellte Nationen zu bestehen. Dies um so mehr, als auf das Gebot unserer Feinde im Weltkrieg hin die allge­meine Wehrpflicht, dieses vortreffliche Mittel zur Er­ziehung und Kräftigung unserer männlichen Jugend, hat abgeschafst werden müssen. Man hat sich auch der alten Weisheit erinnert. Laß es leichter ist Krankheiten zu ver­hüten als zu heilen, und daß sich Störungen der Gesundheit häufiger in einem geschwächten Körper entwickeln als in einem frischen und kräftigen. So ist man denn mit einem bemerkenswerten Eifer dazu übergegangen, bei den Schul­kindern die so häufige ererbte Schwäche und die sich auf ihrem Boden besonders leicht ansiedelnde Tuberkulose in ihren unscheinbaren Anfangsstadien planmäßig zu be­kämpfen.

Es muß anerkannt werden, daß viel geschehen ist, die Bevölkerung mit den Errungenschaften der Hygiene einiger­maßen vertraut zu machen und sür sie zu werben. Um z. B. dem Mann aus dem Volk die Belehrung schmackhafter und leichter verständlich zu machen, stellte man den Film in den Dienst der guten Sache. Auch der so unerfreulichen Er­scheinung der Kurpfuscherei ist man in den letzten Jahren tatkräftiger zu Leibe gegangen.

So vieles indessen im Einzelkampf sür die Erfordernisse und die Ziele der Hygiene bisher auch geschehen ist, so ist man sich dennoch im klaren darüber, daß alles dies bei weitem nicht genügt. Neue Zeiten weisen auf neue Wege, deren Beschreiten begründete Aussicht bietet, Unwissenheit und geistige Trägheit, diesen Hemmschuh für allen Fort­schritt, erfolgreich zu überwinden. Die Reichsgesundheits­woche, die am Sonntag begann, hat den Zweck, den Geist des gesamten deutschen Volks auf eine Zeitspanne von sieben Tagen nach Möglichkeit darauf einzustellen, den Be­strebungen, die sich in der Hygienischen Wissenschaft verkör­pern, seine ganz besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Die Hauptarbeit wird natürlich den Aerzten zufallen, die in ihrem gesamten Berus Gesundheitsdienst am deutschen Volk leisten.

Es gilt, die weitesten Kreise der Bevölkerung darüber aufzuklären, daß jedermann nicht nur ein unbestreitbares Recht darauf hat, seine Gesundheit zu bewahren, sondern auch um der Gesamtheit willen die heilige Pflicht hier­zu. Es gilt außerdem aber noch, durch eine gewaltige Kroft- anstrengung und durch die nachdrückliche Bekundung unsers Willens zum Leben Clemenceaus verruchtes Wort, es seien 2V Millionen Deutsch, zu viel in der Welt, zuschanden zu machen.

Neue Locarno-Enthüllungen

Deutschland der sranzSfifche Prügeljunge

Genf vnd der deutsch-russische Nevtralitätsvertrag

Verlin, 20 April. Wie verlautet, haben der englische und der französische Botschafter im Auftrag ihrer Regierun­gen bei der Reichsregierung in Berlin Anfragen bezüglich der deutsch-russischen Verhandlungen über einen Neutralitätsvcrtrag gestellt.

Es liegt auf der Hand, daß die ganzeLocarno-Politik" für England wertlos würde, wenn sich Deutschland Ruß­land gegenüber verpflichtete, an einem Angriff irgend wel­cher An gegen Rußsand nicht teilzunehmen und umgekehrt. Denn diese von England erfundene und betriebene Politik Hatte doch zum innersten Kern die Einfügung Deutscistnnds in die gegen Rußland gerichtete europäische Front. Da aber die Reichsregierung in London und Paris schon vor einiger Zeit über die deutsch-russischen Verhandlungen Mitteilung gemacht hatte, so ist der Verdacht vielleicht nichts ganz unbe­gründet, daß Chamberlain an dem Scheitern der Genfer Völterbundsoersammlung und an der Nichtausnahme Deutschlands in den Völkerbund doch nicht so ganz unbeteiligt i st, wie er glauben machen wollte. Bei dem Eifer, mit dem der Eintritt in den Völkerbund von der deutschen Reichs­regierung betrieben wird, mochte es ihm wohl nicht uner­wünscht sein, auf die deutschen Bertreker durch ihre angeb­lich von Brasilien ausgehende Ablehnung einen Druck aus- zuiiben, den Neutralitätsvertrag mit der Sowjetrepublik fahren zu lassen oder ihn so zu gestalten, daß er für die eng­lischen Absichten nicht hinderlich sei. Der brasilianische Ver­treter hat ausdrücklich betont und es ist inzwischen von der brasilianischen Regierung bestätigt worden, dah Bra­silien an sich durchaus nicht gegen die Erteilung eines Rats­sitzes an Deutschland und gegen besten Anerkennung als Großmacht sei. Der brasilianische Vertreter könnte von Briand und Chamberlain vorgeschoben worden kein. Die

vefchctmende und verletzende Tatsache, daß man die deut­schen Vertreter in Genf erst 10 Tage lang vor der Tür» warten ließ und sie dann mit Achselzucken heimschickt«» würde hienach eine interessante Beleuchtung erfahren. Mit dem Charakterbild Briands und Chamberloins, da» längst nicht mehr schwankend ist, würde diese Annahme nicht unverein­bar sein.

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DieTaktlosigkeit" Briands

Ministerpräsident Briand sagte am 27- Februar in einer Rede in der französischen Kammer, die Deutsche» bringen oft einen nicht wünschenswerten Takt d. h. Takt­losigkeit in ihre Unterhaltungen hinein. Sie haben ihr» Manier, von der man nicht sagen könne, daß sie eine gut« Manier sei. In der Gesellschaft der Nationen gebe es aber nun einmal eine herkömmliche Umgangsart. Wenn di» Deutschen in den Kreis (z. B. durch den Eintritt in den Völkerbunds mit der Absicht eintreten, alles das zu stören und zu trüben, so werden sie sich in kein« gute Stellung hineinbringen.

Der deutschvölkische Reichstagsabgeordnete Graf Re» oentlow richtete darauf an die Reichsregierung die An­frage, was sie den Worten Briands gegenüber getan habe oder zu tun gedenke. Letzter Tage hat nun der Abgeordnete vom Auswärtigen Amt die Antwort erhalten: Es sei zu­treffend. daß die Worte Briands als eine Taktlosigkeit auigefaßt werden mutzten. Der deutsche Botschafter in Pari« Habe daher nach jener Kammersitzung gegenüber dem Gene­ralsekretär im französischen Ministerium des Auswärtigen die Stelle in der Rede Briands beanstandet und sein B"da""rn anspssp'-ws'en, Latz diese Sätze einen Mißklang i» den Lorarnogeist gebracht haben. Die französisch« Reg!«, rung hat es ober nicht einmal für nötia erachtet, ihr Be­dauern auszusprechen.

Auf eine solche Unverschämtheit hätte Bismarck flcherMG auf den Völkerbund verzichtet.

Reuefte« vom Tage

Die Schwierigkeiten in der Fürstenabfindung

Berlin, 20. April. Nachdem sich auch die Reichsregierung aus den Standpunkt der Rechtskommission und des Reichs­justizministeriums gestellt hat, daß das Abfindungs­kompromiß eine Verfassungsänderung dar- stellc und daher im Reichstag einer Zweidrittelmehrheit be­dürfe, besteht wenig Aussicht, daß der Kompromißantrag im Reichstag durchgehe. Es wird festgestellt, daß es sich um die Ordnung öffentlich-rechtlicher Verhältnisse handelt, die in der Neich-sverfassuna nur der Zuständigkeit der Einzelstaaten unterliegt. Dieser Standpunkt wird u. a. entschieden von Bayern und Württemberg vertreten. Außerdem stehen nach der Ansicht des Justizministeriums die Berfassungsbestim- mungen entgegen, daß niemand seinem gesetzlichen Richter entzogen werden darf, daß alle Deutschen vor dem Gesetz gleich sind und daß das Eigentum gewährleistet wird. Eine Aenderung dieser Bestimmungen stelle unzweifelhaft «ine Verfassungsänderung dar. Die Fürstenenteignung sei auch nicht als eine Maßnahmezum Wohl der Allgemeinheit" gemeint, wofür die Verfassung unter gewissen Vörailssetzun- gen die Möglichkeit gebe. Nach dem B-T. soll nun die Reichs­regierung darauf hinwirken, daß der Kompromißantrog der Regierungsparteien so abgeändert wird, daß er auch für dis Deutschnationale Volkspartei annehmbar sei, und dieser Um­stand solle dazu benutzt werden, die Deutschnationalen wieder in die Regierung aufzunehmcn, obgleich sich Dr. Strese- mann in Stuttgart dagegen ausgesprochen habe-

Der RechtsausschußdesReickstageshat heute nachmittag die Beratungen über das Kompromiß wieder ausgenommen.

Don sozialdemokratischer Seite ist die Einberufung des Auswärtigen Ausschusses zur Besprechung des deutsck- russischen Vertrags beantragt worden, dessen Ab­schluß nach demLokalanzeiger" noch in dieser Woche zu er­warten sei.

Die deutsch-spanischen handelsverkraMverhandlungea

Berlin, 20. April. Der Staatssekretär im Reichsernäb- rungsministerium für Ernährung unk Landwirtschaft, Hagedorn, wird nach Madrid entsandt, um in den ins Stocken geratenen Hondelsvertragsverhandlunaen bezüglich der strittigen Punkte (Wein, Trauben und Südfrüchte usws eine Verständigung herbeizusühren.

Besserung der Lage ln England London, 20 April. Die Zechenbesiher haben der Ein­führung eines nationalen M i n d e st i o hn s für die Gruben­arbeiter im Grundsatz zugestimmt Dadurch haben sich die Aussichten für eine friedliche Beilegung des Streits In der Kohlen Industrie gebessert.

Me Vorverhandlungen in Marokko gescheitert Paris» 20. April. Die drei marokkanischen Unterhändler sind zu Abd el Krim zurückgekehrt, und es steht fest, daß Abd el Krim die hochfahrendenFriedensvorschläge" der Franzosen entrüstet abgewiesen hat. Er wird nur noch einen Vertreter» den Kaid Haddun, nach Udschda senden, ^rm den Gegnern davon Kenntnis zu geben- Die Franzose» und Spanier sind bereit» ihre Bedingungen wesentlich herab- zusehen und auf die spanische Forderung der Verbannun» Abd el Krims und der Vorverlegung der französischen Fron« ,um 7 Kilometer verzichten Gestern fand hier ein Kriegs- rat über Marokko statt.

Kämpfe ln Syrien

Paris, 20. April. Laut Hcwas hat in der Gegend vo» Teil Schaft ein Gefecht zwischen französischen Truppen » Drusen stalkgefunden.

Streit Mexikos mit dem Vatikan Rom, 20. April. 3n einem im .Osservakore Romano" ver- ösfenklichten Schreiben des Papstes an die Erzbischöfe und Bischöfe Mexikos bedauert der Papst, daß die mexikanische Regierung den päpstlichen Nuntius nach einer vorübergehen­den Abwesenheit nicht wieder ins Land hereinlass«. Die Katholiken Mexikos werden in ihren Etaatsbürgerrechke» beeinträchtigt und in der Ausübung ihres christlichen Glas­dens behindert, während diese Rechte der mexikanische« Nationalkirche, die eine abtrünnige Sekte sei, «ingeräoml werden. Die mexikanische Negierung verbiete den Katho­liken» eine politische Partei zu bilden, die sich katholisch nenne, und die Bischöfe und Priester sollten sich keiner polltz tischen Partei anschlleßen. Durch diese Vorschriften solle» sich aber die Katholiken und Priester in Mexiko nickt ab­halten lassen, ihre staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten ouszuüben. (Der Streit entsprang aus der Regierungs­verordnung, daß nur geborene Mexikaner Priester sei» dürfen.)

Hauptversammlung der WSrttembergische« Landwlrtfchastskammer

L.e. Stuttgart, 20. April. In der ersten Haupttagung der neuen Wahlzeit der Landwirtschaftskammer am IS. April konnte der Präsident, Gutsbesitzer Adorno, neben den al­ten und 23 neuen Kammermitgliedern die Herren Staats- rat Rau, Ministerialrat Springer vom Arbeits. und Ernährungsministerium und Oberregierungsrat Braig von der Zentralstelle für die Landwirtschaft als Gäste be­grüßen. Die Ansetzung der Tagung habe sich durch die Er- krankung des verdienten Direktors Dr. Strobel leider verzögert. Herzliche Wünsche für seine alsbaldige Wieder­herstellung nach wohlgelungener Operation wurden durch die Kammer mit lebhaftem Beifall bekräftigt. Alsdann gab der Präsident einen Ueberblick über die Lage der Landwirt- lckaft. Sie lei keinesfalls besser geworden. Die etwas ge-