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LKUeAspiegel

Reichst«»;!«:' De. Lnlher ist am IreitaZ ebend von Vcr- Aki nach München aügccerft.

Tscheche) m versicherte den poinischen Gesandten in Mos­kau die Äerhaadirmgen Rußlands mit Deutschland haben , durchaus friedlichen Zweck und verhindern keineswegs «inen russisch-polnischen Sichekheilsvertrag.

Der König von Schwede» ist, von Rom kommend, am Ire.tag vormittag in Berlin eingetrosfen und abends nach Sioähölm weitergereist.

Der polnische NNaifierpräsident Skrzynski ist von Prag in Wie« eingetrosfen.

Ma« glaubt. Vast eine Mehrheit des amerikanischen Par­ament» die Gesehesvorlags über die Freigabe des beschlag­nahmte« deutschen Eigentums jetzt oder m der Dezsmber- «guag ayuLhmeti wird. Der Treuhänder heMerle das kigeatum (ohne den Jinsenstand von 31 Rküronrn) aus ?18 Nillioveu Dollar.

2m Neuyorker Hase« sind die Mannschaften der 'Tchlepp- tampfer in den Aosstand getreten. R'ian bcstirchret eine Lahmlegung des ganzen Hchenvccköhrs.

Politische Wochenschau.

Mussolini in Tripolis! Was hat derDuce* dort verloren?Meine Reise ist keine einfache Verwaltungs- Handlung. Es ist nicht ohne tiefere Bedeutung, daß ich dies an den Ufern des Meeres sage, das Roms Meer war und wieder Roms Meer wird." Also eine bessere De- monstrationsreije. Das Mittelmeer oder wenigstens alles, was zwischen dem Vrennner und der Libyschen Wüste liegt, soll italienisches Meer sein. Trotz Frankreich, das den Westteil des Mitkelmeers beansprucht, und üeoß England, -as den Rest, von Malta bis Zypern und Suez, unter Ver­schluß gelegt hat, ja, das mit Gibraltar Len Schlüssel für Las ganze Mittelmeer in der Faust hält. Werden diese beiden .verbündeten Hauptmächte" Mussolinis Ansprüche still­schweigend anerkennen oder, da sie nun einmal die größere Macht in den Händen haben, sie überhaupt ernst nehmen?

Mussolini hat noch einen andern Gedanken. Er ruft nach Kolonien. Ihm genügt der seitherige Kolonialbesitz nicht. Libyen ist in der Hauptsache Wüste, Erythräa und ItalienischS omaliland haben je nur eine halbe Million Einwohner. Das ist herzlich wellig für eineGroßmacht". Zudem hatte seinerzeit (1881) Frankreich das schöne T u n i s, wo ziemlich viele Italiener wohnen, ohne alle Rücksicht aus dielateinische Schwester" weggeschnappt. Kurz: die Welt ist auch für Italien weggegeben. Und überdies haben die Weilen von Versailles demsiegreichen" Verbündeten nicht einmal ein Mandatsgebiet geschenkt. Mussolini will das alles nackholen. Mit oder ohne den Völkerbund.

Von diesem hört man augenblicklich herzlich wenig. Zu­nächst soll eine S t u d i en k o m m i s s i o n " zusammen­treten. welche die schwierige Frage der Ratserweiterung, an der die Mürzversammlung gestrauchelt ist,studieren" soll! Deutschland, obwohl noch nicht Völkcrbundsmitglied, ist ebenfalls zu dieser beratenden Konferenz eingeladen. Es steht noch nicht fest, ob die Kommission entscheidende Be­schlüsse fassen kann oder ob sie sich nur auf ein Gutachten beschränken soll? Nach einer Erklärung der Reichsregierung wird sie nur alsaußerordentliches" Mitglied Mitwirken.

Kurz nachher soll eine andere Konferenz in Eens zusam­mentreten. Eine Vorkonferenz in der Abrüstungs- frage. Zu dieser hat der Generalsekretär des Völkerbunds auch Sowjet-Rußland cingeladen- Tschit scher in aber hat eine glatte Msage erteilt. Man wisse im Völker­bund ganz genau, daß Sowjet-Rußland keinen Vertreter nach Gens schicken könne. Die Schweiz habe bis heute für Worowskis Ermordung (1922) keine Genugtuung geleistet. Also sei ein schweizerischer Konfsrenzort für einen Sowjet- sertreter unmöglich. Wenn der Völkerbund dennoch Ruß­land nach Genf einlade, so könne das unmöglich ernst ge­meint sein. Durch das Wegbleiben Rußlands aber habe die Beratung in der Abrüstungssrage jeden Sinn verloren. Man habe deshalb den Eindruck, daß man in Genf auf diese Weise die ganze Sache von vornherein begraben wollte. Eine solcheleere Komödie" mache Moskau nicht mit.

Der Rifkrieg scheint sich dem Ende zuzuneigen. We- mstens istAbdelKrim bereit, in Friedensverhandlungen mit Frankreich und Spanien zu treten. Die aber trauen nicht recht dem Wüstensohn und er -en Europäern nicht. Umjede Zweideutigkeit in Abd el Krims Absichten auszu- schließen", verlangt Frankreich, die französischen Truppen sollen vorher bis zur äußersten Grenze der französischen Grenze Vorgehen, und es soll eine Vereinigung der spani­schen Truppen in dem Gebiet von Melitta mit den franzö­sischen Truppen nördlich von Taza durchgesührt werden Dann könnte natürlich Abd el Krim nichts mehr machen und müßte schließlich sich allen Friedenbedingungen unterwerfen. Also dasselbe Verfahren, das man 1918 bei Deutschland mit allerbestem Erfolg ausprobiert hat. Abd el Krims letzte Entscheidung steht noch aus.

Das Ende vom Lied wird die Einverleibung des Ris- gebiets in das gewaltige französische Kolonialreich sein. Dag aber auch Deutschland Kolonien nötig hätte, das

Samstag den 17. April 1928

Fernsprecher Nr. 29

tttv. Jahrgang

Irr Vrm! Mir»; m Irrilmd

Stal!«» von Anfang an

Mailand, 16. April. Großes Aufsehen erregen die Ent­hüllungen des früheren Triester Senators Mayer im Corriere della Sera" über den Verrat, den die Partei­gänger Italiens in der früheren österreichisch-ungarischen Monarchie, die sogenannten Jrredentisten, schon vor Aus­bruch des Kriegs an Oesterreich verübt haben. Mayer, der das Haupt der Verschwörer in Triest war, berichtet in dem Blatt: Sofort nach Abgang des österreichischen Ultimatums an Serbien haben die Jrredentisten in Triest der italieni­schen Regierung vorgeschlagen, eine englische Flotte solle Triest besetzen. Durch den englischen Vorstoß sollte das Eingreifen Italiens in den Krieg beschleunigt werden. Die Mnister Salandra und Giuliano wa­ren einverstanden, den damaligen Außenminister Son­nin a nach London zu senden, um diesen Plan mit der en.arischen Regierung zu besprechen- Sonnino habe aber ein- gewendet, Italien müsse aus freien Stücken in den Krieg Eintreten. Im März 1915 erhielt dann Mayer von der ita­lienischen Regierung den Auftrag, in der österreichischen Stadt Triest sin IM vis ir»u Mann starkes Freikorps zu sammelu, um an dem Grenzfluß Jfonzo einenZwischen- fall" hervorzurufen, der Italien den Vorwand zur Kriegserklärung an Oesterreich geben sollte- Die

zum Krieg eulfchloffe»

Ereignisse nahmen dann aber einen anderen Verlaus, so oay Italien am 25. Mai 1915 auch ohne dieses Mittel in de» Krieg eintreten konnte.

Anschlag auf die rumänische Königin?

Konstanza, 16. April. Als die Königin Maria mit der Prinzessin Jlena und dem Prinzen Nikolaus mit dem Damp­fen nach Neapel abfahren wollte, wurden in der Nähe de» Landungsplatzes unter den Schienen vor dem Eintreffen de» Hofzugs zwei Kisten mit Dynamit gefunden, mit denen der Hoszug in die Luft gesprengt werden sollte.

Das Flugwesen in Südafrika Kapstadt, 16. April. Die Verhandlungen .zwischen de» Junkerswerken und der südafrikanischen Regierung zur Einrichtung eines regelmäßigen Flugdienstes in der Union müssen als vorläufig gescheitert betrachtet werden, da es die Regierung abgelehnt hat, die einmonatige Frist, die den Junkerswerken zur Beibringung einer Bank­sicherheit gestellt worden war, zu verlängern. Damit ist die Frage der Konzessionserteilung ganz neu aufgetan. Die Regierung hat sich acht neue Bewerbungen vorlege» lassen. Die englische Partei bekämpft die Erteilung an ein« deutsche Firma entschieden.

Errichtung einer kirgisischen Republik

Die Sowjetrepublik befolgt in ihrer Stacttsoersassung den Gedanken vom'Selbstbestinvnupgsrecht - der Völker. So setzt sich das ehemalige kaiserlich-rMijche Gebiet bekanntlich sitzt aus vier groMn'TündKstackE zusanmien, die in sich wieder- Perwaltungseinheiten mit mehr oder weniger großer Selb­ständigkeit aus völkischer Grundlage einschließc-n- Zu einer solchen Verwaltungseinheit war das Gebiet, das die Kirgisen im westlichen Sibirien und im unteren Wolcagebiet bewoh­nten, bisher in wenig geklärter Form zusammengefaßt. Nun­mehr wird das Kirgisingebiet zu einer selbständigen Re­publik umgewandelt. Der Kongreß zur Gründung dieser «Republik wird zum Herbst einberufen werden. Das Gebiet der Kirgisen umfaßt eine Fläche von mehr als 170 906 Luadratkilometer. Es wird von 837 000 Menschen bewohnt, von denen rund 64 v. H. Kirgisen und 17 v. H. Russin sind Der Rest besteht aus anderen Völkerschaften. Zwei Drittel

Der Einwohnerschaft beschäftigen sich mit Ackerbau und «1» Drittel mit Viehzucht. Letzrere leben ausschließlich als No­maden- Eine industrielle Entwicklung gibt es im Lande überhaupt noch nicht,- dagegen zur Befriedigung der ört­lichen Bedürfnisse eine-' einfache Hausindustrie. Um dem Bolschewismus wenigstens in etwas Eingang zu schaffen, hat man hier, ähnlich wie im russischen Dorf, sich bemüht, den Gegensatz zwischen arm und reich so zu verschärfen, daß sich daraus möglicherweise soziale Kämpfe ergeben könnten. Die religiösen Einflüsse in Kirgisistan überwiegen aber bei weitem alle Werbeversuche Moskaus. Man ist deshalb wohl auch aus anderen Gründen an die Errichtung einer kirgisischen Republik herangegangen, und zwar deshalb, um dieses No­madenvolk mit einer äußerlich selbständigen, in Wirklich­keit bolschewistischen Regierung zu versehen.

will man'in Paris sticht einfehen. Bei den letzten Eemer Verhandlungen soll Briand eine Deutschland freundliche Bemerkung nach dieser Richtung emacht haben. Aber kaum ist das Wort seinen Lippen entflohen, so wurde und wird wieder in allen Tonarten der Rückzug geblasen. Der Temps" erhebt voll Entrüstung Widerspruch gegen den Ge­danken, daß Kamerun und Togo an Deutschland zurück­gegeben werden könnten. Diese Mandate seien Frankreich ohne zeitliche Begrenzung, also gleichsam für die Ewigkeit erteilt. Im übrigen sei Deutschland kein Kolonialvolk wie Frankreich und England, sondern es betrachte die Kolonial­frage lediglich als Mitte! für seinen Ausdehnungsdrang, und es wolle seine überseeischen Besitzungen nur dazu benutzen, um Unruhe zu stiften. Man soll, wenn man im Glas­haus sitzt, nicht mit Steinen um sich werfen. Wer hat in und mit seinen Kolonien mehr Unruhe gestiftet als Frankreich? Und wer ist ausdehnungssüchtiger eingestellt als der Temps" und seine Hintermänner?

Im Belgrader Ministerium geht alles drunter und drüber. Der Radikale Pasitsch ist zurückgetreten. Er war Ministerpräsident beim Kriegsausbruch und damals genau von dem Mordplan gegen den österreichischen Thron­folger unterrichtet. Er ist der Schöpfer des neuenKönig­reichs der Serben, Kroaten und Slowenen", eines Völker­staates dreimal so groß als das Serbien vor Kriegsausbruch. Er hat die langen Jahre seither dessen Geschicke mit Geschick geleitet und sogar fertig gebracht, daß die Kroaten und ihr Führer Raditsch sich mit ihm aussöhnten. Und nun ge­rade dieser Raditsch spielt im neuen Kabinett den Hecht im Karpfenteich. Bald dem einen, bald dem andern wirft dieser Bauernführer Veruntreuungen von Staatsgeldern vor. Mit großem Geschrei trat der Verkehrsminister Mile- titsch aus dem Kollegium aus. Aber es ging nicht anders, der unbequeme Raditsch und seine Bauern mußten aus dem Kabinett hinaus, und man behielt von den kroatischen Mini­stern nur zwei, von denen Ministerpräsident Usunowitsch anzunehmen scheint, daß sie eher geneigt seien, ein Auge zuzudrücken. Der König Alexander hat notdürftig das neu« Kabinett geflickt, in dem nun die Radikalen wieder fast gary allein Herr sind. Wie lange wird es halten?

Uebrigens wird Pasitsch froh sein, daß er nichts mehr mit Belgrad zu tun hat. Sein ehemaliger Ministerkollege Jowanowitsch hat vor Jahr und Tag verraten, daß Pasitsch seinerzeit die andern Minister genau in die Absichten des Mörders Prinzip eingeweiht hat und daß er nichts Ernst­haftes unternommen hatte, um den Plan zu verhindern oder die mitschuldigen Behörden zur Verantwortung zu ziehen. Alle Welt riß über diese Enthüllungen die Augen

weit auf. Wiederholt wurde Passitfch in der Presse und sogar im Parlament gefragt, ob sich's vielleicht also verhalte? Was tat Pasitsch? Er schwieg, und er wird auch aus gute» Gründen dies für alle Zukunft tun-

Wie in Belgrad, so inAthen und in Bukarest: Un­ruhen gegen die neue Regierung. In Saloniki gab'» einen Militäraufstand. In Bukarest erwartet man die Rück­kehr des verbannten Kronprinzen und schimpft andererseit» über Averescu, daß er den Leuten in dem neugewon­nenen Bessarabien erlaube, Ostern nach dem alten Kalender zu halten.

Wir in Deutschland hatten für unsere Parlamente Oster­ferien. Jetzt klappert wieder da und dort die Landtags­mühle. Viel wird über den Wehrnünister Dr. Geßler ge- schrieben, namentlich über seinen Vorschlag, daß in Zukunft zum Stürzen einer Regierung mindestens eine Zweidrittel­mehrheit nötig sein soll. Dieser Abbau am Parlamentaris­mus ist um so bemerkenswerter, als er von einem Demo­kraten angeregt wird. Sein Parteifreund, der ehemalige badische Staatspräsident Dr. Hellpach, wäre sogar da» für, daß es innerhalb einer Landtagsperiode überhaupt kein« Landtagsauflösung geben dürfe.

Wer wollte nicht wünschen, daß hierin irgend etwas Wirksames geschähe! Diese ewigen Aufregungen sollten dem deutschen Volk erspart werden. Dies gilt auch von Äen poli­tischen Skandalprozessen aller Art- Kaum sind die ersten Urteile im Varmat Prozeß, der noch lange nicht ab- geschlossen ist, über Koßmann und Gen. gefällt worden, s» stehen die internationalen Spekulanten Kutisker, Holt­mann und Strinter mit ihren Millionen - Fälschungen vor Len Schranken. Daneben wurde von anderer Seite vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuß über deutschnatio­nale Abgeordnete verhandelt, ob und inwieweit sie ihre Hand bei den sogenannten Fememorden im Spiel ge­habt hätten. Auch hier mußte das Urteil wie bei Koßmann auf Freispruch lauten, genau so, wie seinerzeit beim Unter­suchungsausschuß des Reichstags, der feststellen sollte, wer im Kriege an der Verhinderung der Friedensmöglichkeiten schuld gewesen sei. Ueberhaupt hat es sich gezeigt, daß die^ Untersuchungsausschüsse wegen ihrer parteipoÜti» scheu Zusammensetzung herzlich wenig taugen. Viel Geschrei und wenig Wolle. Wozu hat man die ordentlichen Gerichte? Des deutschen Richters Weltruf ist seine Sach­lichkeit. Wer also etwas verbrochen hat, der verantworte 6H vor seinem zuständigen Richter. Das sollte in einem Rechtsstaat vollständig genügen und selbstverständlich sein