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Nagvlder TagbiattDer Gesellschafter-

Dieuslag, 18. Avril 1S2«

Zurückweisung: »Wie sollte ich ein solch groß Nebel tun und unser Gott sündigen?!' Gehören doch auch die schwersten Lebensfragen w e bei Joseph, unschuldig und unter dringendem Verdacht ins Gefängnis zu müssen, zu den schwersten Prüfungen. Dunkle Wege! Und bald finden wir ihn w eder als eine geehrte Persönlichkeit. Bot doch auch der Inhalt ein bedeut­sames Stück aus der Lebensgeschichie des Erzvaters Jakob. Bon den Darstellern war jeder durch die morgenländische Klei­dung (von Benjamin bis Pharao) 'ganz treffend charakterisiert. Es ist merkwürdig wie gut hier die Eigenart mit diesen Gewän­dern erfaßt wurde. Waren alle beisammen, dann war es eine Farbenpracht, die wirklich an . . . erinnerte. Unter gütiger Mitwirkung des Mötzinger Posaunenchors wurden durch ein­gestreute Chöre die Wirkungen der Bilder bedeutend erhöht. DaS Schlußwort »Ich suche meine Brüder' galt den Neukon- firmierten und deren Wunsch möchte sein: »Mach in mir deinem Geiste Raum, daß ich dir werd ein guier Baum, den deine Kräfte treiben!' Jedermann wird mit dem Eindruck weggegangen sein, daß es sich wohl lohne, sich in diesem Sinne der Jugend aazunehmen.

Vortrag Lange im Dereiushaus.

Der gestrige Abend wurde ein Ansporn zu neuer tatkräftiger Acheit im Werke des Blauen Kreuzes. Der Redner legie seinen Ausführungen 2. Kor. 5. 14, 15 zu Grunde. Beispiele aus dem Leben waren beweiskräftige Illustrationen. Der Geist der Schrift fordert, daß man aus Liebe zu den Sklaven der Trunk- luckt, zu den mißhandelten I auen und Kindern und zur Be­wahrung Gefährdeter, die Abstinenz üben soll. Hier gilt es Op'er zu bringen und zu dienen, ist doch die Genußsucht die Schwindsucht des Christentums. Wo aber jede Askese nicht o»s Verdienst, sondern aus Liebe geübt wird, wird man ein Führer der Unsicheren und Schwankenden, daß sie fest und standhaft werden. Herr Lange, aus dem man den Retterstmi Md die Liebe zu unserem Volk herausfühlt, appellierte noch an Sie zahlreichen Zuhörer, kein Opfer zu scheuen am Dienst an der Volksseele: »auf daß ich ihrer etliche gewinne'. Der Weg ist dann erst schön, wenn wir ihn selber gehen'.

Weidmanns Glück.

Wenn das erste Frühlingsgrün aus dem Waldboden sprießt und die Knospen ihre blauen Hüllen sprengen, erwacht im Auerhahn der Minnetrieb, der in seinen ganz eigenartigen und sich brs zur höchsten Erregung steigernden Balzgesängen dem Naturfreund, besonders aber dem Jäger einen Genuß bereitet, den niemand so leicht vergißt. Es ist aber auch die Zeit, auf die sich der Jägersm mn im ganzen Jahr besonders freut, denn es find die einzigen Tage, an denen er sich an den »Urhahn' beranpirschen kann und es enüllt ihn mit besonderem Stolz, sollte es ihm geglückt sein, seinen Hut mit den Federn eines der stolzesten Vögel schmücken zu dürfen. Heute rufen wir Frl. Gi opp Rohrdorf ein kräftiges »Weidmanns Heil' zu, denn sie konnte in den letzten Tagen im Schwandorfer Wald ein ausnahmsweise prächtiges Exemplar zur Strecke bringen.

Frühere Rentenempfänger nach dem Reichsversorgungs- Mfeh, die bis zum Dezember 1922 oder langer eine Rente von 20 o. H. oder mehr bezogen haben, inzwischen aus der »entenversorgung ausgeschieden und nicht wieder renten­berechtigt geworden sind, weit ihre Erwerbsfähigkeitsminde- rrmg den jetzt geltenden gesetzlichen Mindestgrad von 25 a. H.

können auf Antrag einmalig den Betrag von vv RM. erhalten, wenn ihr durchschnittliches Monatseinkom­men den Betrag von 200 RM. nicht übersteigt. Es wird be- Kmoers darauf aufmerksam gemacht, daß die Antragsfrist allgemein bis zum 31. Mai 1926 verlängert worden ist, daß aber später bei den Versorgungsämtern eingehenden An­trägen auch rm Wege des Härteausgleichs nicht mehr ent­sprochen werden kann.

Begleichung der Fernsprechgebühren während der Reise­zeit. Während der vorjährigen Reisezeit sind in einzelnen Fällen bei der Begleichung der Fernsprechgebühren Un­zuträglichkeiten mit den Teilnehmern entstanden, weil diese während ihrer Abwesenheit nicht für die rechtzeitige Be­zahlung der Fernsprechgebühren gesorgt hatten. Es emp­fiehlt sich, entweder einen ausreichenden Betrag auf das Fernsprechgebührenkonto der Vermittlungsstelle zu über­weisen oder die Zustellungspostanstalt zu verständigen, wo­hin die Fernsprechabrechnungen während der Abwesenheit geschickt werden sollen.

Die Urreilsveröffeutlichung in der Presse. Nach den Be­stimmungen des neuen Strafgesetzbuchs, das noch dieses Jahr fertiggestellt werden soll, wird die Presse in erhöhtem Maß zur Unterstützung der Rechtspflege herangezogen. Die Ur­teilsbekanntmachung in der Presse, die man nur in ver­einzelten Fällen (bei Beleidigung, Urheberrechtsverletzungen und bei Verstößen gegen die Nahrungsmittelgesetze) kannte, soll ganz allgemein auf sämtliche Strafsachen ausgedehnt werden. Bei der Beleidigung sollte bisher auf diese Weise dem Verletzten Genugtuung verschafft werden, während bei den Nahrungsmittelvergehen durch die Urteilsbekannt­machung eine öffentliche Bloßstellung erzielt werden sollte. Diese beiden Beweggründe behält das neue Gesetz bei, nimm! jedoch als dritten die Warnung auf, die dazu dienen soll, andere Personen vor gleichen oder ähnlichen strafbaren Handlungen abzuhalten. Die Veröffentlichung zu Zwecken der Genügtuung geschieht nur, wenn der Beleidigte sie bin­nen einem Monat beantragt. Dann kann der Richter sie entweder anordnen oder nur bewilligen. Bezüglich der Bloß­stellung oder Warnung ist der Richter frei in seiner Ent­schließung. Ordnet er die Veröffentlichung an, so kann er deren Umfang und Wortlaut bis in die Einzelheiten im Urteil festlegen, auch kann er die Blätter bestimmen, in denen die Veröffentlichung, und zwar im Inseratenteil, zu erfolgen hat. Sie wird auf Kosten des Verurteilten oor- genommen.

Zunahme der Sparguthaben in Deutschland. Ende 1924 verfügten die deutschen Sparkassen schätzungsweise über 800 Millionen Spareinlagen, Ende 1925 aber über mehr als 1,6 Milliarden. Die Entwicklung des Jahrs 1925 hat sich übrigens auch zu Anfang 1926 fortgesetzt. Die Gesamtsumme der Spargelder bei den deutschen Sparkasi-n stieg Ende Januar 1926 auf 1 780,2 Millionen Mark. Wenn auch noch nicht der zehnte Teil der Einlagen in der Vorkriegszeit, di« 18.7 Milliarden Mark betrug, erreicht ist, so bedeuten die fortschreitenden Spareinlagen doch wieder eine beträchtliche Besserung der deutschen Kapitalverhältnisfe.

Das Kindcrerholungsheim Heuberg ist vom 27. April an wieder für erholungsbedürftige Kinder geöffnet. Die Hebungen der Reichswehrkompagnien haben im März ihren Abschluß gefunden.

Falsche Einmarkstücke. Gegenwärtig find, besonders in Pforzheim, Karlsruhe und Mannheim, wieder viele falsche Einmarkstücke im Umlauf. Die Stücke sind gegasten und ver­silbert, sie haben einen schlechten Klang und daher leicht als Fälschungen kenntlich.

Entringen, 13. April. Dom Hopfen- und Weinbau. Wie in anderen hopfenbautreibenden Gemeinden, io haben auch hier die Erfahrung, n des vergangenen Jahres dazu gerührt, dem Hopfenbau, der in den letzten Jahren stark zurückgepangen war, wieder mehr Aufmerksamkeit zu sck enken. Viele Bauern haben im Laufe des Winiers ein Stück Land gereutet, um darin wieder Hopsen anzupflanzen. Auch der Weinbau, der hier völlig verschwunden war, und nur noch in den Nachbarge­meinden Breiienholz und Unterjesingen sich hielt kommt wieder zu Ehren. Es wird allerdings noch einige Jahre dauern, bis man .Eniringer' trinken kann. In Breitenholz sind die Vor­arbeiten für den Bau der neuen Steige in den Schönbuch, die vorn, egend der Holzabfuhr dienen und die Eniringer Steige ullasten soll, bereits im Gange.

Entringen. OA. Herrenberg, 12. April. Straßenbau. Mit dem Bau der hauptsächlich d-r Holzabfuhr dienenden neuen Steige, die die Eniringer Steige entlasten soll, ist in Breitenholz begonnen worden.

Weitingeu, 10. April. Tödlicher Anglücksfall. Der i 7jährige Sohn der Witwe Josefine Bernhard führte am Donnerstag abend ein Rind im Freien umher, wobei das scheue Tier einer der am Hofeingang stehenden steinernen Säulen zu nabe kam, sodaß dieselbe umfiel und den jungen Mann, der das Leitseil um die Hand gewickelt hatte, unter sich begrub. Nach wenigen Minuten starb ser Schwerverletzte.

Freudenstadt, 13. April. Tod durch elektr. Schlag. Beim Forsthaus in Baiersbronn brach ein Draht der Hoch- ioannunge-leitung und legre sich quer über die Straße. Kurz darauf passierte Kohlenhändler Breuning mit seinen beiden Pferden die Stelle. Eines der Pferde kam mit dem Leitungs- vraht in Berührung und erhielt dadurch einen elektrischen Schlag, an dessen Folgen es verendete.

Freudeustadt, >2 April. Außerordentliche General­versammlung der Gewerbebank. Außer den in der Bilanz vorn 3i. Dezember 1925 aufgeführten Verlusten von 50000 im Konkurse Ro hschild ist in diesem Fall mit einem weiteren Verlust von 30000 zu rechnen. In zwei hiesigen Konkur ien ver iert die Bank 34000 Als erster Direktor wurde

Herr Kurt Haensch, der seit einigen Wochen provisorisch die Leitung der Gewerbekank übernommen hat, gewählt. Die Verluste aus den Spekulationen der Vorstandsmirglieder und Angestellten betragen rund 44 GO.^l, für die der Vorstand solidarisch haftet. Während die Beträge der drei früheren Vor­standsmitglieder gedeckt sind, fehlt die Deckung für die Verluste der unieren Angestellten. Nach der neuest, n Kursberechnung belaufen sich die Beträge, die die Angestellten aus Spekulationen der Bank 'chulsen, aus insgesamt 81300

Oltcnbronn. VA. Ealw. 12. April. Schultheißen­wahl. Bei der gestern stattgesundenen Ortsvorsteherwah! wurde der bisherige Gemeindepfleger Ulrich Erlenmaier mit 198 von 214 abgegebenen Stimmen gewählt-

Birkenfeld OA. Neuenbürg, 10. April Waldbrand. Im Waldteil Schönbügel drohte ein Waldbrand auszub echen. Hinzu kommenden Radfahrern glückte es mit Ausbietung aller Kräfte, da; Feuer zu löschen. Eine benachbarte F-ldhlltte, die Geschirr und Lebens­mittel barg, war erbrochen und ausgeraubt. Ohne Zweifel haben die Diebe den Brand oeiursacht

Aus aller Welt

75. Eeburkslasi der wutler". Am Donnerstag

feierte die weithin bekannte mw vieloerehrteFelüberg- mutter", Fräulein Fanny Mayer, in körperlicher und gei­stiger Rüstigkeit ihren 75. Geburtstag. Auf ein Leben voll unermüdlicher Arbeit, gekrönt durch einen wohlverdienten Erfolg, schaut die Jubilarin zurück. Aus kleinsten Anfängen schuf sie vor bald mehr als 40 Jahren droben auf der ver­einsamten Höhe des Feldbergs den Grund zu dem heute weithin bekannten und vielbesuchten Hotelkomplex des Feld­bergerhofs.

Hindenbnrgkaserne. Die Infanteriekoserne in Donau- eschingen hat den Namen Aindenburgkaserne erhalten.

Der Erfinder des Stahlhelms ist Professor Friedrich Schwerd, ordentlicher Professor an der Technischen Hoch­schule in Hannover. Schwerd wa-r am 1. September 1915 aus dem Felde gerufen worden, da er behauptet hatte, daß er ein den französischen Helm übertreffendes Modell, ge­fertigt aus überlegenem Material, in Vorschlag bringen könne. Schwerd hat nicht nur die heutige Form in Vorschlag gebracht, sondern auch die Helmfertigung unter Ueberwin- düng großer technischer Schwierigkeiten durchgeführt. Die Patente sind auf seinen Namen eingetragen und er ist auch heute noch Inhaber dieser Helmpatente.

Zehn neue Zeiß-Dlaneiarien. Bei der Firma Karl Zeiß in Jena, die das Zeiß-Planetarium des Deutschen Museums in München geschaffen hat. sind bereits zehn neue Plane­tarien bestellt worden, und zwar von den Städten Berlin, Leipzig, Dresden, Stuttgart, Hannover, Düffeldorf, Barmen, Mannheim, Hamburg und Nürnberg. Ein bereits fertig- oestelltes Planetarium wird auf der Großen Düsseldorfer Ausstellung 1926 zu sehen sein.

Das verkaufte Franzosemnal. Ein Kraftfahrer der franzö­sischen Ausgrabungskommission verkaufte ohne Wissen sei­ner Vorgesetzten das Denkmal für die gestorbenen französi­schen Gefangenen auf dem Friedhof in Dillinpeu (Schwaben) um 220 Mark an den Bildhauer Ranke in Lauingen. Die Kommission hak den Verkauf nicht anerkannt und der Grabstein ist wieder auf den Friedhof .zurückzubringen. Der Kraftfahrer wurde aus dem Dienst entlassen.

Schließung eines holländischen Fokkerbetriebs. WieAll- gemeen Handelsblad" erfährt, wird der Betrieb der Fokker- F ngzeugfabrik in Deere binnen kurzem eingestellt werden. Die Gebäude, Maschinen und Werkzeuge werden verkauft.

Der Suliskerprozeß- Am 12. April begann in Berlin die Verhandlung im Kutiskerprozeß. Von 11 Angeklagten waren 10 zur Stelle: der Angeklagte Stern ist ins Ausland geflohen. Kutisker will wiederverhandlungsunfähig" sein. Er wird bekanntlich beschuldigt, durch Betrug und Urkunden­fälschung die Preußische Staatsbank um 14,4 Millionen ge­schädigt und verschiedene Bestechungen verübt zu haben.

Zuckersteuerhinterziehung in Hamburg. Im Jahr 1925 tat sich in Hamburg eine Schwindelgesellschaft auf, die sich auf Zuckerschiebungen verlegte. Die gehandelten Zucker­mengen wurden falsch angegeben und in den Frachtbriefen als andere, nicht zollpflichtige Waren angegeben. Das Reich ist dadurch um etwa eine Million Mark geschädigt worden. In den Betrug sind über 30 Kaufleute in Hamburg und auswärts mit verwickelt. Es ist nur verwunderlich, daß man dem Treiben jetzt erst auf die Spur gekommen ist.

Der Hongerunfug. Der .Hungerkünstler' Wallmann, der in einem Berliner Lokal 56 Tage hungern wollte, er- litt am 31 Tao einen Tobsuchtsansall Cr zertrümmerte seinen

-r>i-:s>rauen, wovel er sich erheblich verletzte. Er mutzte in seine Wohnung verbracht werden.

Daneriaaz von 130 Stunden. Der Tanzkünstler Alfreds Fernando will im Kasinosaal der Autohalle Kaiserdamm in Berlin 130 Stunden ununterbrochen tanzen, um die bis­herigeWelthöchstleistung" in Amerika zu schlagen. Seine Tänzerinnen wechseln natürlich ab. Fernando hat mit seinem Tanz am 8. April 3 Uhr nachmittags begonnen.

Das letzte Mittel. In der dänischen Zeitung Fyenr Stiftstidende stand dieser Tage unter Stellengesuche folgende Anzeige zu lesen:Männliches Stubenmädchen". Gebildeter, liebenswürdiger junger Mann, 23 Jahre alt, gelernter Kolonial- und Kontorsmann, sucht, da es ihm unmöglich ifh eine andere Beschäftigung zu finden, Stellung als Strcke» müdchen oder dergleichen.

Zusammenstoß. Bei dichtem Nebel stieß am 12. April früh 6 Uhr beim Bahnhof Legefeld (Weimar) ein Postauk» mit der Lokomotive des aus Berka kommenden Zugs der privaten Lokalbahn zusammen Das Auto wurde zer­trümmert, die Maschine stark beschädigt. 3 Personen wurde» schwer, 5 leichter verletzt.

Goldfieber in Kanada. Englische Zeitungen berichten von neuen, reichen Goldfunden in Kanada, und wenn nicht alle Anzeichen trüger, stehen wir wiederum vor einem Ausbruch des Goldfiebers, wie ihn die Welt im Jahr 1898 erlebt bat. als sich ein Strom von Goldsuchern nach dem Nordwestern ergoß, um in den eisigen Goldfeldern von Klondyke in ein­zelnen Fällen ungeahnte Reichtümer, in vielen andern Fällen jedoch bittere Enttäuschungen oder nach Not und Entbehrun­gen einen frühzeitigen Tod zu finden. Das neu aufgefunden« Goldfeld liegt am Roten See (Red Lake), an der Südwesteck« der Hudson Bay, wo die Provinzen Ontario und Ma­nitoba aneinanderstoßen. Es liegt also günstiger als Klon­dyke, ist jedoch fast ebenso unwirtlich und ist, abgesehen von einer Handelsstation der Hudsonbay-Gesellschaft und einigen umherziehenden Pelzjägern und Indianern, bis jetzt voll­kommen menschenleer. Die nächste Eisenbahnstation, Hudson» an der kanad. Bahn, die vom Atlantischen bis zum Stillen Ozean das Land ostwestlich durchquert, ist noch etwa 225! Kilometer vom Roten See entfernt. Da es dort nur wenige Pferde gibt, ist das übliche Beförderungsmittel der Hunde­schlitten, und der Preis der Ziehhunde hat schon eine fabel­hafte Höhe erreicht. Das Flugzeug, das allerdings nur einen, einzigen Reisenden mit seinem Gepäck aufnimmt, legt die Reise in zwei bis drei Stunden zurück zum Preis von 20» Dollar, zuzüglich einem Dollar je Pfund für das Gepäck. Der Preis erscheint spottbillig, weny man bedenkt, daß jeder Ziehhund bereits 180 Dollar kostet. Aber Ziehhunde kann man ja wieder verkaufen, wenn sie nicht unterwegs von den Wölfen gefressen worden sind. Nur wenige der Ankömm» linge sind in der Lage, solche Preise zu bezahlen, und daher entschließen sich die meisten, den Weg zu Fuß zurückzulegen. Da der Winter in dieser Gegend noch lange nicht zu Ende ist und die Nachttemperatur oft auf10 bis 15 Gradl Celsius sinkt, ist das selbst für kräftige Menschen ein Wagnis. Die wenigen rohen Baracken, die man in langen Abständen errichtet hat, sind jede Nacht mit Menschen und Hunde» überfüllt, und glücklich sind diejenigen, welche in mitgebrach­ten Zelten schlafen können und nicht um ein Feuer gelagert auf freiem Feld übernachten müssen. Zahlreiche Flüsse uni» Seen sind zu überschreiten, und hier wird die größte Gefahr beginnen, wenn die Eiskrusten bei einsetzendem Tauwetter nachgeben. Wenn nun noch der Blizzard kommt, der eisige Sturmwind, der jede Spur des Pfades verweht und gegea den der Mensch nicht ankämpfen kann, muß er sich unter Schlittendecken verkriechen und warten, bis die Natur aus­getobt hat. Wenn sich die Börsenberichte nur einigermaße» bewähren, wird man bald um den Roten See eine neu« Stadt entstehen sehen, und der Indianerhäuptling, anstatt mit Pfeil und Bogen auf die Jagd zu ziehen, verdingt seine» Stamm als Arbeiter.

Letzte Nachrichte«

Besichtigung der deutsche» Kriegergräber auf dem Balkan.

Berlin, 13. April. Wie die Morgmblätter aus Bel­grad melden, traf am Sonntag im Auftrag des deutschen Innenministeriums Geheimer Ministerialrat Horni in Be­gleitung des Sekretärs der deutschen Gesandtschaft in Uesküb ein. Er wird die Soldaten - Friedhöfe in Uesküb, Brilew und Monastir besichtigen. Er erklärte, die deutsche Regierung beabsichtige, die Ueberreste der dort Beigesetzten in die Heimat zu überführen. Horni wird dann nach Griechenland und Rumänien weiterfahren.

Paul Boncourt Vertreter Frankreich» i» der Studienkommisfio« des Völkerbunds.

Paris, 13. April. In politischen Kreisen verlalitet, daß Paul Boncourt zum Vertreter Frankreichs in der juristi­schen Kommission ernannt werden wird, die zum Zweck der Prüfung der Erweiterung am 16. Mai zusammentreten wird.

Eine «eue Rede Mussolinis oder die eine» . . ?!

Rom, 13. April. Wie aus Tripolis gemeldet wird, hielt Mussolini beim Besuch des Fasko eine Ansprache. Er führte u. a. auS: Er wolle, daß die faschistische Miliz in die Kolonie komme, damit sie der kleinlichen Kommunal Politik entzogen werden könne und in Fühlung mit dem eigentlichen Faschismus komme. Er wäre auch abgereist, wenn seine Verwundung schwerer gewesen wäre, denn das sei die Art des Faschisten, das nicht lange aufzuschieben, was er sich vorgenommen habe. Dieser erste Tag erfüllt ihn mit Begeisterung, denn er finde die Italiener würdig des Jraliens, das der Faschismus schon in den Schützen­gräben und in dem Marsch auf Rom, der eine neue Geschichts­periode eröffnen sollte, gewollt habe. Er fühle sich umgeben von einem Volk von Soldatm und Pionieren. Dieses auf­steigende Italien werde sich von der Last seiner großen Ver­gangenheit nicht hemmen, sondern anspornen lassen und immer rascher dem unausbleiblichen Triumph von morgen mtgegm marschieren..

Wahnfiuusausbrüche der Frau Sibsou.

Berlin, 13. April WieDer Tag" aus Rom meldet, hat Frau Gibson, die das Attentat auf Mussolini verübte, verschiedene Wahnstnnsausbrüche gehabt, sodaß sie unter ständiger Bewachung stehen muß. Mussolini soll die Absicht haben, den italienischen König um Gnade für die Atteu- täterin zu bitten, damit diese ihrer Familie wieder zurück­gegeben werden könne.