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Montag den 12. April
Zernsprecher t!r. A>
10Ü. Jahrgang
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Deutsch-spanische Verhandlungen
Französisches Handelsabkommen und Landwirtschaft
Die Zahl der Arbeitslosen im Reich ist in letzter Zeit um 4 v. H-, in kandwirtschaftlichea Bezirke» bis zu 19 v. H. znrückgegangen.
Havas meldet, die Pariser EutschSdkgungskom Mission habe de« Einspruch des Dmveskoumnsfars gegen die deutschen Steuermilderungen als rechtmäßig anerkannt.
Der potntsche Minister Skrzynski wird sich nach Wien be- Sebea, um über einen Schiedsgerichtsvertrag mit Oesterreich M verhandeln.
Der Londoner „Daily Telegraph" berichtet, zwischen Polen «ad Rumänien seien Abmachungen getroffen worden, doh Rumänien sich für die Grenzen Polens gegen Deutschland verpflichte, ««»gegen Polen de« neurumänischen Besitz Beffarabiens gegen Rußland verbürge. Frankreich habe dieses Abkommen gefördert. Italien strebe nunmehr ein ikalieuich-ungarlsch-polnisches Bündnis an, wobei in Ungarn die Monarchie wiederhergestellk werden solle, jedoch unter Ausschluß der Habsburger.
3» Saloniki und an einigen andern Orken Griechenlands haben wieder einmal kleine Militärputsche stattgefunden, hinter denen der verbannte sozialistische General Plastiras. der das Königshaus vertrieben hat» stecken soll. Die Anruhen wurden rasch unterdrückt. Der Diktator Pangalos hak Plastiras für vogelfrei erklärt.
Rußland und die Abrüstung
Eigentlich sollte es sich ganz van selbst verstehen, daß di« Sowjetunion an allen Bestrebungen teilnimmt, die der Erleichterung des Rüstungsstosfs dienen. Das meint auch Moskaus Außenminister Tschitscherin, der zweifellos zu Len bedeutenderen Staatsmännern der Gegenwart zählt. Seine soeben bekannt gewordenen Aeußerungen über den Völkerbund und über Locarno beweisen, daß der Mann hinter dem täuschenden Schein die wahren Gründe der englisch- jronzöschen Völkerbundspolitik ganz genau durchschaut.
Dieser Tschitscherin nun hat ein vernichtendes Urteil für die Abrüstungs-Vorkonferenz, von der so viel geschrieben und gefaselt wird. Sie hätte bekanntlich am 12. Februar Zusammenkommen sollen. Da aber der französische Kriegsminister Painleve „kein Interesse an der Beschleunigung" einer solchen Veranstaltung hatte, wurde sie verschoben, und nun ist für sie der 20. Mai in Aussicht genommen. Vielleicht oder wahrscheinlich wird sie abermals verschoben.
Tschitscherin hält die ganze Abrüstungstuerei für eine „Komödie". Rußland könne an ihr nicht teilnehmen, «eil sie in der Schweiz stattfinde. Diese ist ja seit Jahr und Tag in „Verschiß" bei den Moskauherren. Weil aber die Westmächte hierauf keine Rücksicht nehmen, sei der Beweis erbracht, daß ihnen die Einladung an die Sowjetrepublik gar nicht ernst sei.
Wie aber steht es mit der Tschitscherinschen Versicherung, die Sowjetrepublik sei für Abrüstung und Völkerfriede? Wohl hatte die russische Revolution seinerzeit das alte Heer gründlich zerstört. Aber sie setzte sofort an seine Stelle die „Rote Garde" und nachher das „Rote Hee r". Dieses besteht ausschließlich aus Arbeitern und Bauern. „Ausbeuter", sagt Trotz ki, haben in diesem Heer keinen Platz. Seine Kraft bestehe in seinem Glauben an seine Berufung. Seine Aufgabe sei der Kampf um das Wohl der Arbeiter gegen ihre Ausbeuter... Rußland wolle den Frieden! Aber niemand wisse, wann der böse Wille des Feindes Rußland wieder zwingen werde, auf den Kampfplatz zu treten ... Di« Kämpfer der Revolution dürfen den Soldaten des Imperialismus nicht nur nicht nachstehen, sondern im Gegenteil, sie müssen sie in allem übertreffen.
Will nun das Rote Heer dieser großen Aufgabe gewachsen sein, dann ist eine militärische Ausbildung der Jugend unbedingt nötig, und zwai eine militärische Ausbildung in der Schule und eine solche vor der Einberufung und diese wiederum in zwei Stufen (zwischen 16 und 18. und zwischen 18 und 20 Jahren). Zunächst handelt es sich um die Zöglinge der Mittel- und höheren Schulen in den oberen Klassen, von gewerblichen, Kunst- und technischen Schulen und auch Hörer der Hochschulen (Universitäten, Akademien usw.). Zweck dieser eingehenden militärischen Ausbildung ist die Vorbereitung zu Führerstellen, namentlich zur Erziehung der „Roten Kommandeure".
Aber auch die Zöglinge der Grundschulen (Elementarschulen) sollen militärisch ausgebildet werden. Zur besseren Beeinflussung der geistigen Einstellung dieser Jugend hat man militärisch organisierte Jugendvereine („Pioniere") eingerichtet, die aber anscheinend mehr politischen als militärischen Zwecken dienen. Im August 1923 soll ihre Zahl schon 300 000 überschritten haben
Freilich, in Rußland ist zwischen Vorschrift und Ausführung ein himmelweiter Unterschied. Aber im Grundsatz enthält das bolschewistische Lehrsystem immer das die Volks- mchrkrast am meisten ausschöpfende Wehrsystem, das je bestanden hat oder besteht. Es zieht alle Völker und alle Volks- hichten der Roten Union bis auf den letzten Mann heran vnd hat längere Dienstzeiten als irgend ein ander»? Volks- Heer der Gegenwart. ' li.
Berlin» 11. April. Für die wiederaufgenomnkdnen Han- deisvcrtragsverhandlungen hat Spanien Forderungen gestellt, die für Deutschland schlechthin unannehmbar sind. So verlangt Spanien, daß der deutsche Zoll für Weine und Südfrüchte noch unter den italienischen Sah herabgesetzt werde- Der zur Prüfung der Verhandlungen eingesetzte Wirtschaftsausschuß hat diese Vorschläge für unmöglich erklärt, nur die Vertreter der Ausfuhrindustrie wollen unter allen Umständen das Zustandekommen des Vertrags, da das vorläufige Abkommen am 18. Mai abläuft. Ebenso drängt Spanien aus den Abschluß, um für seine nächste Ernte das deutsche Absatzgebiet zu sichern.
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Die überraschende Nachgiebigkeit der Reichsregierung in den Verhandlungen mit Frankreich hat in der deutschen Landwirtschaft und Gärtnerei tiefe Verstimmung erregt. (Den Franzosen ist, wie bereits mitgeteilt wurde, in einem Abkommen zugestanden, vom 15. April ad für weitere 3 Monate 27 000 Doppel,Zentner Gemüse (außer Blumenkohl und anderen Kohlarten) zu billigeren Zollsätzen in Deutschland einzuführen. Das Abkommen wurde von der Reichsregierung ohne Genehmigung durch Reichsrat und Reichstag abgeschlossen).
Werden die OeloorräLe Lrr Erde in 2i) Jahren erschöpft sein?
Bei der raschen Zunahme der Oelgewinnung und des Oelvsrbrauchs in den verschiedenen ognhxrn wird die F:age bedeutungsvoll: Wie lange wird es Mob! dauern, bis die natürlichen Oelvorräte der Erde iämtlich erschöpft sein werden?
In interessanter Weise hat der bekennte norwegische Erdforscher Prof. Dr. Adolf Hoel sich über diese Frage ausgesprochen. Dr. Hoel kehrte vor kurzem aus den Oelgevieten am Kaspischen Meere zurück, wo er ,.:i Auftrag der norwegischen Interessenten Untersuchungen mnerba b dessen gen Bezirks — an der Kajda-Bucht sü" von Emba — vorgenommen hat, der an ein norwcg.jches Konsortium verpachtet worden ist. Hoel ist der Ansich', daß die Gefahr einer vollständigen Erschöpfung der bekannten Oelvor- räte der Erde in etwa 20 Jahren bestehe, nämlich unrer der Voraussetzung, daß das jetzige Steigen des Verbrauä>s, das man auf etwa 10 Prozent in iedem Jabr beziffern müsse, sich sortsetzen sollte. Nach den Mitteilungen des Dr Hoel betragen sämtliche setzt zur Verfügung stehenden Oelvorräte der Erde etwa 8 Milliarden Tonnen. Davon entfallen auf die Vereinigten Staaten und Alaska ungefähr WO Millionen, auf Rußland etwa ebensoviel, auf Persien und Mesopotamien etwas weniger. Die ganze Weltgewinnung an Oel betrug im Jabr 1924 etwa 140 Millionen Tonnen. Von dieser Menge entfielen über 70 Prozent auf die Ver. Staaten. 13 Prozent aus Mexiko, 4^ Prozent auf Rußland und 3 Prozent auf Persien. Falls der jetzige Verbrauch nicht weiter an- wachsen sollte, werden die Weltvorräte an Oel noch etwa 60 Jahre dauern können. Die Vorräte der Der. Staaten werden aber in 15 Jahren erschöpft sein! Das gilt natürlich alles nur in bezug auf die bisher bekannten Quellen. Es können ja immerhin weitere neue Funde gemacht werden, und man wird mittelst praktischerer Methoden die zur Verfügung stehenden Quellen auch besser und ergiebiger wie bisher aüsnützen können. So wie die Sachen jetzt stehen, werden in der Tat nur 25 Prozent, oder auch noch weniger, von den ölhaltigen Schichten verwertet. Betreffs der Bedeutung der verschiedenen Kraftquellen der Erde erinnert Hoel daran, daß die Kohlen fortwährend „an der Svitze marschieren": sie schaffen der Welt etwa 235 Millionen Pferdekräfte im Jcckr. Das Oel gibt etwa 50 Millionen Pferdekräfte jährlich: es schließen sich an verschiedene natürliche Gasarren mir 15 Millionen Pferdekräften im Jahr: zu allerletzt kommen dl« Wasserkräfte, aus welchen man nur 14 Millionen Pserde- kräft« jährlich bekommen kann.
Württembergischer Landtag
Stuttgart, 10 April.
Der Landtag trat gestern nachmittag zu einer besonderen Sitzung zusammen, um über den Wohnungsbau sich auszusprechen. Abg. Pflüger (Soz.) begründete eine Anfrage seiner Partei und richtete Angrisse gegen die Regierung, daß sie sich untätig und teilnahmslos verhalte. D?r Gesellschaft der Freunde sollten keine Schwierigkeiten gemacht werden, es dürfte aber auch keine übertriebenen Erwartungen erweckt werden, denn die Mehrzahl der Bausparer müsse 5—21 Jahre lang warten, bis sie Vorteil aus der Gemeinschaft haben.
Minister des Innern Bolz wies die Angriffe Pflügers zurück und stellte fest, daß Württemberg in der Wohnungsbauförderung an der Spitze stehe. Seit Kriegsende wurden 35 810 Darlehensbescheide erteilt und von der Wohnungskreditanstalt 60 Millionen bewilligt. Heute verfüge die Kreditanstalt noch über 21 Millionen. Ganz unmöglich sei es. kür dis Wobniinaseinbeit 7000 .tt zu «eben. Deshalb wurde
Kronprinz Sarol «ach Rumänien zurückgekehrk
Budapest, 11. April. Die Blätter melden, der rumänische Kronprinz Karol sei aus Nizza in Budapest eingetroffen und andern Tags im Kraftwagen nach Rumänien weitergereisi.
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Die Wirren in China
Peking, 10. April. Die Kouminkschun-Führer haben W»- peisu gebeten, nach Peking zu kommen, um die politische Loge wieder herzustellen. Zugleich haben sie den frühere« Präsidenten Saokun auf freien Fuß gesetzt. Der Oberbefehlshaber der Koumintschun-Armee, Lutschunglin. hak stch infolge der Unzufriedenheit über die Haltung des Generals Fengyuhsiang, der zugunsten Lutschunglins vom Kommando zurücktrat, unter den Befehl Wupeifus gestellt. Der Präsident Tuantschljui ist zurückgekreten.
Ts«i>angtschihtschiang, der Führer der Koumintschun-Pm»- tei, hat den Schritt des Generals Lutschunglin, sich Wupeis» zu unterstellen, gutgeheißen. Lutschunglin hat die Verantwortung für die Aufrechterhaltung der Ordnung in de« Hauptstadt übernommen.
die Höchstgüenze"aus 5000 -K festgesetzt unter Ermäßigung des Zinsfußes von 6 aus 5 v. H., während die Wohnungs^ tun lreditanstc-it ihre Anleiheschuld in Höhe von 43,9 Millionen mit 3.5 v. H. verzinsen muß. Der Stadt Stuttgart ''irden für jede Wohnung 6000 -K zu 4 v. H. versprochen.
dsn die Wohnungsnot außerordentlich groß ist. An- i..Stödten kann diese Vergünstigung nickt gewährt werden. Wieviel Württemberg von i n di->'ck . Wohnungsbau zur Verfügung gestellten 200 r
bekommt, sei noch unentschieden. Man müsse der Wohnungsnot nicht nur durch Wohnungsbau, sondern auch durch Lockerung der Zwangswirtschaft begcg neu. Die Hausbesitzer können es nicht wagen» in der Steigerung der Mieten für Geschäftsräume zu weit zu gehen, da gerade die schlechte Wirtschaftlage jede Konkurrenz um die Geschäftsräume ausjchließk. Der Minister befaßte sich daun näher mit der Gemeinschaft der Freunde und begründete das Recht der Einsichtnahme in deren Geschäftsführung, in der einige Anstände gefunden wurden. Dis von de'' Gemeinschaft bis jetzt gelieferten Unterlagen genügen ni ht für ihre Zulassung als Lepoji-.nbank. Die Gemeinschaft halte zwar ihre mathematischen Berechnungen für unanfechtbar, aber das Ministerium sehe die Grundlagen als unsicher an. Das Ministerium habe kein Interesse da. an, der Gemeinschaft Schwierigkeiten zu bereiten, aber es müsse für die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen sorgen.
Inzwischen waren zwei Anträge eingegangen, von den Kommunisten auf volle Verwendung der Gebäudcentschul- dungssteuer für den Wohnungsbau, von der Sozialdemokratie aus Aufstellung eines festen Wohnungsbauprogramms mit jährlich 6000 Wohnungen, mit 7000 .K Darlehen für jede Wohnungseinheit und mit bedeutender Herab setzung des Zinsfußes.
Abg. Roos (BP.) nahm die Regierung gegen deu Vorwurf in Schutz, daß sie der Wohnungsnot teilnahmslos gegenüberstehe und betonte, daß nur ein Mietpreis, der dem realen Werte entspreche, die Wohnungsnot behebe» könne. Die Grundlagen der Gemeinschaft der Freunde b«- zeichnete er als sehr Unsicher, ihre Propaganda als wenig wählerisch. Die staatlichen Organe hätten die Pflicht, die Geschäftsgebarung der Gemeinschaft ernstlich zu prüfen, besonders die Solidität der Kalkulation und die Verwaltung der Gelder, um die Bausparer vor unliebsamen Ueber- raschungen zu schützen.
Abg. Schees (Dem.) pflichtete dem Minister bei. Notwendig sei vor allem die Förderung des Baus von Mehrfamilienhäusern, denn es sei heute wirtschaftlich nicht angängig, nur Einfamilienhäuser zu bauen. Die Baustelle müsse man aufheben. Die Wohnungszwangswirtschaft sei unhaltbar geworden.
Die Auflösung des Oderamtsbezirks Weinsderg beschloss«
Der Landtag nahm in seiner Sitzung am Samstag z»»- nächst einstimmig einen Antrag der Kommunisten auf Aufhebung des von der Reichsbahndirektion Stuttgart gegen den kommunistischen Abg. Brünnl« «ingeleiteten Disziplinarverfahrens auf Dienstentlassung wegen Hochverrats an.
In allen drei Lesungen wird der Gesetzentwurf angenommen, der die Regierung ermächtigt, d e Staatsbürgschaft für ein Darlehen von 100 000 Mark an den Verein für Volksheilstätten zu übernehmen. Es handelt sich um den Erweiterungsbau der Lungenheilstätte Charlottenhöhe in Schömberg, OA. Neuenbürg.
Bei der zweiten und dritten Lesung des Gesetzentwurf» zur Aufhebungdes Oberamtsbezirks Weins, berg begründet Abg. Ulrich (Soz.) einen Antrag seiner Partei, die Regierung möge spätestens bis 1- Juli einen Gesetzentwurf über Zusammenlegung wenig leistungsfähiger benachbarter Gemeinden und Verrinaeruna der Zabl der