Sette S Nr. St

Naaolder LagblaU »Der Gesellschafter-

Donnerstag. Z8 März 1926

Bus aller Welt

Aus Stadt und Land

Nagold. 19 März 1926

Liebe muß nicht bitten, auch nicht fordern. Liebe muß die Kraft haben, in sich selbst zur Gewißheit zu kommen. Dann wird sie nicht mehr gezogen, sondern zieht. Hesse.

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Dienstnachrichten.

Der Herr Staatspräsident hat dem Mechaniker Albert Dieter le in Wildberg OA. Nagold die Rettungsmedaille oerliehen.

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Dolksliederadend.

Die Besucher der Vorspielabende werden sich erinnern, saß im vorigen Jahr (bitweise auf dem Schloßberg) mchrere- mals Volkslieder aus den Sammlungen von Jode oorgetragen wurden. Wir Deutschen sind reich an dcn herrlichsten Volks­liedern. Freilich werden gerade die guten, die alten, wenig gesungen. Und wir haben allen Grund, Jöde dankbar zu sein, daß er Bearbeitungen für die Schule nicht bloß herstellte sondern auch sammelte, und dadurch die Möglichkeit erst er- i öffnete, daß sie Besitztum des Volkes weiden. Diesmal sollen j noch mehr als ffüher die Schüler zum Wort kommen. Eltern, Lehrer und jedermann aus Stadl und Umgebung sind herzlich willkommen geheißen.

ep GroßLruckgesangbuch. Der Evangelische Oberkirchenrat macht in seinem Amtsblatt bekannt, daß die aus Anlaß von Ehejubiläen erbetenen Großdruckgesangbücher von ihm künf­tig unentgeltlich abgegeben werden.

Zurückversehung von Schülern der Volksschule. Ein Er­laß des württ. evang. und des kath. Oberschulrats weist darauf hin. daß die Volksschule die Aufgabe Hot, womöglich jeden Schüler so weit zu fördern, daß er das im Lehrplan für die oberste Klasse festgelegte Ziel erreicht. Doch ist in einzelnen Fällen die Zurüüversetzung von Schülern schon mit Rücksicht aus das Wohl des Kindes nicht zu vermeiden. Die Vorrückung in die nächste Klasse soll aber einem Schüler «ur dann versagt werden, wenn angenommen werden muß, Laß er nicht imstande ist, dem Unterricht in dieser Klasse zu folgen. Kinder, die nur in einem Fach den Anforderungen Nicht genügen, dürfen von der Vorrückung nicht ausgeschlos­sen werden. Die Zurückoersetzung eines Schülers erfolgt in der Regel nur mit Schuljahrbeginn. Den Eltern der Schüler, für die ein Ankrag aus Nichtvsrsetzung gestellt werden soll, muß durch den Klassenlehrer mit dem Schulvorstand ober dem ersten Lehrer zeitig mitgeteilt werden, daß der Kenntnis- stand ihres Kindes so gering ist, daß es voraussichtlich nicht Mit seiner Klasse vorrücken kann. Die Durchführung der in dem Erlaß getroffenen Bestimmungen soll mit der größten Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit erfolgen und neben den unterrichtlichen sollen auch die erzieherischen Gesichtspunkte die gebührende Achtung finden.

Der Bezug von Schulbüchern. Das württ. Kultmini- fterium hat auf eine Beschwerde des Würtl. Buchhändler- vereins den unmittelbaren Bezug von Schulbüchern durch die Schulen untersagt, nachdem durch den Wegfall der Eortimentszuschläge und die Zugesicherte Möglichkeit, daß auch die Sortimentsbuchhcmdlunaen in der Lage sind, die vom Verlag im Einzs'fall gewährten Freibücher zu ver­mitteln, Vorsorge getroffen, daß der Bezug durch die Sorli- mentsbuchbandlungeu nicht teurer kommt als etwa unmittel­bar vom Verlag.

Die Aufwertung der Anleihen der Amiskörperschafken wird nach einem Beschluß des Ausschusses des Landes­verbands württ. Amtskörperichaftcn sich im Rahmen der Auswertung der Sparkasseneinlagen <13,5 v. H.) halten.

Vorsicht beim Tinlenstist. Die aufregenden Mitteilungen in Baden über die Methylvergislungen, dir Blindheit und Tod zur Folge hatten und haben, veranlassen zu Weiterer Belehrung über diese Gefahr; auch der so beliebte Tinten­stift enthält als Farbstoff Meihyiviolett, der als das Papier angreifenbes Aetzmittsl dem Stift eben seine Bedeu­tung gibt. Beim Spitzen des Tintenstiftes fliegen aber kleine Teilchen dieses Stoffes umher, die, wenn sie in das Auge gelangen, in den Augapfel eindringen und in bösartigen Fällen die Sehkraft des Auges zerstören. Vorsicht ist des­halb geboten.

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Wildberg, > < März. Großfeuer. Heute Nacht um V-1 Uhr wurde die hiesige Feuerwehr alarmiert, um bei einem in den Baculawerten, Inhaber Ziegler LEsch, aus- gebrochenen Brand einzugreifen. In den cmsschncßlichen Vor­räten an Hol;. Sägmehl usw. fand das Feuer gute Nahrung und so konnte irotz des tapferen Eingreifens der beiden Wehren, Nagold war inzwischen mit seiner Motor'pntze angerücki, nichts mehr gerettet werden, d. h bis auf einen Schuppen und das Kontorgebäude. Um 4 Uhr konnte die Gefahr als beseitigt betrachtet werden Nach den bisherigen Untersuchungen ist tnr Brand durch Heißlaufen eines Lagers an einem Gatter cmstanden.

Bestes» Sie msere ZeitNg!

Neue dänische Briefmarken. Im April d. I. sind 75 Jahre seit der Ausgabe der ersten dänischen Briefmarken ver­gangen. Aus diesem Anlaß wird eine Reihe von Er- innerungsmarken ausgegeben.

Eine neue Lunskrhr in Goslar. Goslar, die Stadt der Kunstuhren, ist um eine neue Uhr bereichert worden. Er­bauer dieser Uhr, die ganz aus Stroh besteht, und sogar mit einem Sekundenzeiger ausgesiatket ist. ist der frühere^ Eisen­bahnbeamte Lehrke in Goslar. Die Uhr, deren Werk mit einem ebenfalls aus Stroh hergestellken Gewicht in Gang ge­halten wird, geht einen ganzen Tag. Sie besitzt zwei Ziffer­blätter, 13 Näder, acht Pendel. Alles besteht ans einfachem Roggenstroh, selbst die feinen Verbindungsstäbchsn und Stifte. Das Kunstwerk, das 1,80 Meter groß, 70 Zentimeter breit und von gefälligem Aeußern ist, wurde von dem Er­bauer in zwei Jahren hergestellt. Uebrigens hak der geschickte Verfertiger schon einmal eine große Skrohuhr hergestellk, die aber keinen Sekundenzeiger aufzuweisen hatte-

Bei dem Eisenbahnunglück in Losiarica sind, wie der deutsche Konsul in San Jose meldet, keine Deutschen in Mit­leidenschaft gezogen worden.

Pensionen für Zarcnmörder. Die russische Räteregierung hat beschlossen, den überlebenden acht an der Ermordung des Zaren Alexander H. beteiligten Personen eine lebens­längliche Pension von je 225 Rubel (450 Mark) monatlich auszusetzen. Der Beschluß wurde zur Feier des 45. Jahres­tags des Zarenmords gefaßt. Zar Alexander II. wurde 1881, als er im Schlitten von der Kirche in seinen Palast zurückfuhr, von Nihilisten durch einen Bombenwurf er-, mordet.

Brand in einer Tierhandlung. In einer Tierhand'ung in Neuyork brach ein Brand aus, wobei 1000 Kanarienvögel, ebensoviele andere Vögel, 150 Affen und viele andere Tiere in den Flammen umkamen.

Tukvnkhmnon wird wieder bestattet. Aus Kairo wird gemeldet: T"tankhamon soll jetzt, da die Gelehrten alles wissen, was sie über ihn zu wissen wünschen, wieder in einer der kleineren Erabkammern bestattet und das Grab ver­siegelt werden. Außerhalb der Kammer wird eine Inschrift angebracht werden, die künftigeForscher" oder Goldgräber ersucht, die Grabkammer uneröffnet zu lassen, da sie nichts enthalte, cüs die Leiche des Pftaraos, jede Auskunft aber in dem Mussum von Kairo zu finden sei. Die Inschrift snricht den Wunsch aus, man möge nunmehr den' toten König ungestört weiter schlummern lassen.

Das KrörmngZbad des siamesischen Königs. Bei der feier­lichen Thronbesteigung des neuen Königs von Siam, Pracha- tipok, Ende Februar, wurde der Körper des Königs von brohmanischen Priestern in einer goldenen Badewanne oe- cooschen und gesalbt. Diese goldene Badewanne wird nur zur Königskrönung benutzt und ist einer der kostbarsten Ge­genstände des königlichen Kronschatzes, der schon elf Dy­nastien überlebt hat. Der König wurde in dieser Bade­wanne erst mit dem Wasser der fünf großen Flüsse Swms arwaschen und nachher noch von den Vertretern der 1? Pro­vinzen mit dem Wasser der vier heiligen Onrllen von 6u- varno nacheinander, der Rangordnung gemäß, besoritzk. Die tzandlung ging unter Fanfarengeschmetter vor stch/P-bel wurden auch die von der indischen Regierung kürzlich dem Fürstenhaus geschenkten alten Kanonen abgeseuert.

Letzte Noch richte«?

Deutschland bat feinen Standpunkt gewährt. Eine Unterredung mit Reichskanzler Dr. Luther.

Genf, 18. März. Der Reichskanzler Dr. Luther ge­währte dem Sonde, berichterstatter der D. A Z. eine Unter- redung. in der Tr. Luther u. a. darauf hinwies, er müsse mit Befriedigung feststeUen, daß die deutsche Regierung we­gen des negativen Ergebnisses nicht einmal der leiseste Vor­wurf treffen könne. In den Kundgebungcn am Dienstag und Mittwoch sei das von der Gesamtheit der WAt, so­weit sie in Genf ist, auch anerkannt worden. Selbstver­ständlich habe die deutsche Delegation in allen Beziehungen immer wieder erwähnt, daß sie eine Wendung Dcut'chlands hinsichtlich seiner künftigen Bölkerbundspoliiik aus allge­meinen politischen Gründen, wie auch aus unserer grund­sätzlichen Auffassung vom Völkerbund ablchncn muffe. Ohne einen Gegenbeweis führen zu müssen, glaube er, daß Deut'ch- lanv aus diesen V rhaudlungen in den Angen dcr Welt völlig entlastet hervorgehe und daß die deutsche Politik in Genf nicht an Terrain vcrlo en habe. In dem Dienstag- Kommunique seien die Voraussetzungen für einen späteren Eintritt Deutschlands in den Völkerbund im Sinne des Locarno-Vertrages fcfigelegt worden.

Inkrafttreten der LoearnooertrSge trotz Genf.

Berlin, 18. März. DerTag" meldet: In hiesigen diplomatischen Kreisen nimmt man an, daß Frankreich und England das Vorgehen Brasiliens in einigen Tagen zu parieren versuchen werden. Frankreich und nicht Deutsch­land habe in Locarno seinerzeit vorgeschlagen, daß die Gel­

tung der Verträge mit dem gleichzeitigen Eintritt in dev Völkerbund beginnen sollte. Die Klausel soll durch Noten­wechsel dahin geändert werden, daß die Verträge schon jetzt gelten und dieselbe Wirksamkeit haben sollen, als wenn Deutschland bereits dem Völkerbund angehören würde.

Das Ergebnis des Volksbegehrens.

8 Millionen Stimmen?

Berlin, 18. März. Um 2 Uhr nachts lagen Re­sultate aus etwa 40 Städten und Bezirken vor. Ge­zählt wurden bis dahin 5,3 Millionen Eintragungen.

Wie dieTägliche Rundschau" meldet, glauben unterrichtete Kreise, daß man mit einem Gesamtergeb­nis von etwa 8 Millionen Stimmen rechnen könne.

Haftentlassung der Barmats.

Berlin, 18. März. Wie der amtliche preußische Presse­dienst erfährt, hat das Kammergericht auf die Beschwerde von Julius und Hemy Barmat beschlossen, daß von der Vollstreckung des Haftbefehls abzm'ehen ist, falls sie eine die frühere Kaution um je >0000 RM. übersteigende Sicher­heit leisten und die Verpflichtung, sich regelmäßig bet der Polizei zu melden, nicht vei letzen.

Neue Atbeilslosenunruhen i« Pole«.

Warschau, 18 März. In Wlochrwek kam es bei einer Arbeitslosen Demonstration zu heftigen Zusammen­stößen zwischen Polizei und Demonstranten, die das Rat­haus stürmen wollten. 10 Demonstranten wurden verletzt.

Handel und Volkswirtschaft

Die neue österreichische ZoUoorlage schlägt Sie Erhöhung von SS Jninistriezöllen, darunter des Stabeisens um das Doppelt«, vor. Der Biehzoll soll von 25 auf 50, der Zuckerzoll von 6 auf 12 Goldkronen erhöht werden. Auch die Zölle auf Fleisch, Fett, Butter und Käse sollen heraufgesetzt und dazu ein Milchzoll oo« 3 Goldkronen «ingeführt werden.

Preisabbau. Der Neichsverband der Uhrmacher und Juwelier« har mit Rücksicht auf di« Aufhebung der Luxussteuer seinen Mit­gliedern die Herabsetzung der Preise für Gold- und Silberwaren um 7)4 v. H. empfohlen.

Dis Stuttgarter Straßenbahnen beförderten im Jahr 1925 rund 102 Millionen Personen gegen rund 67 Millionen in 1924 und rund 54 Millionen in 1913. Die Einnahmen betrugen 1925 rund 12,5 Millionen, 1924 8,6 Millionen, 1913 4,7 Millionen. Die Unkosten beliefen sich 1925 auf 10,6, 1924 auf 7,4 Millionen. Für 1925 wird eine Dividende von 7L v. H. ausgeschüttet.

Schwenningen, 17. März. Keine Kaufliebhaber. Bei der Zwangsversteigerung des hiesigen Fabrikanwesens Chronos- werk der Thüringer Uhrenfabrik Edmund Herrman A.-G. in Berlin fanden sich keine ernsten Kaufsliebhaber ein. Die Fabrik mußte deshalb von dem Hypothekngläubiger, einer Berliner Bank, übernommen werk»».

Pforzheim, 16. März. Schlachtoiehmarkt. Auftrieb: 19 Ochsen. 17 Kühe, 35 Rinder, 5 Farren, 5 Kälber, 266 Schweine. Preise: Ochsen 1. 4648, Rinder 1. 5052, Ochsen und Rinder 2. 4244, Kühe 2535, Farren 4250, Schweine 8286 -4t. Marktverlauf: langsam.

Viehpreise. Oberndorf: 1 Paar Schlachtochsen 1100 bis 13VO, Zugstiere 7501000, trächiige Kühe und Kalbinnen 400 bi» 650, jährige Rinder 220280, jährige 180190 -4t.

Schweinepreise. Besigheim: Milchschwrine 3035, Läufer 6572. Oberndorf: Milchschweine 3547. Ried- li ngen: Milchsckwein« 3845, Mutterschweine 250280. Sulzbach a. M.: Milchschweine 2547, Läufer 6080. Tuttlingen: Milchschweine 3242. Aalen: Milchschwein« 3548, Läufer 70 -4t d. St.

Pserdemarkt Soll. Dem Markt waren 41 Pferde und 23 Foh­len zugeführt. Der Handel war lebhaft. Die Preise bewegten sich zwischen 470 und 1100 °4t.

Vaummärkke. Kirchheim u. T.: Apfelbä"m« 1.50250, Birnbäume 1-502.50, Steinobstbäume 1150, Nußbäume 2 -4l> Ravensburg: Apfel- und Birnenhochstämme 1.502.50 °4t, Waldpflanzen 22.50 -4t die 100 Stück.

Rottenburg. 16. März. Hopfen st angenpreise. Im Hopsenstangenhandel ist immer noch starke Nachfrage; es werden für 100 Stück 80 85 -4t bezahlt. Viele Gemeinden beziehen ge­meinsam Waggonladungen.

Konkurse.

^ 'Hans Höhn, Kaufmann in Mergentheim. Firma Gustav Banhardt, G. m. b. H., Sitz in Tuttlingen. Gustav Ban­hardt, Kaufmann in Tuttlingen. Carl Oßwald, Sägwerks­besitzer in Plochingen. ^ _

Gestorbene:

Stammheim: Gg. Ad. Roll-r, früherer Kirchenpfleger.

Das Wetter

Die Depression im Norden hat sich verflacht und über ganz Mitteleuropa liegt jetzt Hochdruck. Für Freitag und Sams- lag ist zeitweise ausheiterndes, hauptsächlich trockenes Wetter zu erwarten.

Beilagen-Hinweis.

Unserer heutigen Stadtauflage liegt ein Flugblatt der Deutschnaiionalen Volkspmtei, Landesverband Wüitiemberg, über die Füistenabsii düng bei, auf das wir unsere Leser be­sonders aufmerksam machen.

Alls des MklAufklärung" IS Ar. u dcr GcMsWer.

In diesem Artikel wird es als eine Lüge bezeichnet, daß nach der Fürstenenteignung das andere Privatvermögen zur Ent­eignung kommen soll.

Nach derHessischen Landes-Zeitung" sagte jedoch der Kommunist Dr. Greiner im hessischen Landtag:

Wenn die Fürstenenteignung erst durchgesührt sein wird, dann wird das ein Segen sein, dann steht der Weg offen, das gesamte Privatver mögen zu enteignen, dann kommt eins nach dem andern, denn das erstreben wir".

Kommentar überflüssig.

Im Uebrigen mutz festgestellt werden, datz der ganze Artikel allen Kernpunkten des Artikels auf Seite 3 in Nr. 62 d. Bl. ausweicht und ablenkt.